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Fritz-Cola? Gibt es auch! - iTALien - Magazin

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12 ITALIEN<br />

movimiento<br />

RAUM FÜR BEWEGUNG<br />

UND AUSDRUCK<br />

GERLINDE LAMBECK<br />

TANZ, THEATER<br />

KÖRPERARBEIT<br />

TANZTHERAPIE<br />

KINDERTANZ<br />

HOFAUE 53 - 55<br />

42103 WUPPERTAL<br />

TEL 0202/459 77 64<br />

MOVIMIENTO im Oktober 2012<br />

Fortlaufende Kurse:<br />

Schauspieltraining für Erwachsene<br />

und Jugendliche<br />

Tanzimprovisation, Ausdruckstanz<br />

für Frauen ab 50,<br />

Jazztanz, Tanztherapie, Kreativer Tanz<br />

für Kinder, Kinästhetische Körperarbeit<br />

Workshops im November:<br />

Theater - Workshop<br />

Sa./So. 3. u. 4. Nov., 10.00 - 16.00 Uhr<br />

Tanzimprovisation<br />

Sa. 10. Nov., 10.30 – 15.30 Uhr<br />

Fordern Sie unseren Prospekt an!<br />

DIEDERICHS „THE BERLIN NOT-BOOK“<br />

Rabatz im<br />

Zonenrandbezirk<br />

Schon Wochen vorher wirbt Sabine S. aus Lichterfelde für einen<br />

musikalischen Rabatz auf dem Vorplatz ihr<strong>es</strong> heimatlichen S-Bahnhof<strong>es</strong>.<br />

Dort nämlich wollen die „Falschen Fuffziger“ an einem Sonntagvormittag<br />

mit Liedern von anno Neunzehnhundertfuffzig, wie „Kriminaltango“,<br />

„Capri-Fischer“ oder „Sexy Hexy“ den Kiez aufrollen.<br />

Da kann <strong>es</strong> natürlich nicht ausbleiben, dass sich in einem anliegenden<br />

Kreuzberger Glasbierfach einige sang<strong>es</strong>freudige Lustgreise für eine<br />

Teilnahme verschwören – zumal für jeden ein Textheftchen garantiert<br />

wird.<br />

Und dann ist er da, der große Tag! Am Südstern machen sich der<br />

Korr<strong>es</strong>pondent und Uli W. mit seiner Sabine (im Folgenden „die andere<br />

Sabine“ genannt) auf den touristischen Weg in den ehemaligen Zonenrandbezirk<br />

Lichterfelde. Aber natürlich geht <strong>es</strong> – wie bei führungslosen<br />

Reisegruppen nicht unüblich – erstmal gründlich schief: Am Umsteige-<br />

Bahnhof Yorckstrasse ist aufgrund von Bauarbeiten all<strong>es</strong> weiträumig<br />

verrammelt. Ein winzig<strong>es</strong> Hinweisschild nennt den weiten Weg zur<br />

Rückseite d<strong>es</strong> Bahnhof<strong>es</strong>. Dort ind<strong>es</strong> stellt sich heraus, dass di<strong>es</strong> der<br />

falsche Weg zum richtigen Gleis war. „Links – links – rechts rauf“, sagt<br />

der Zugabfertiger. Also die ganze Strecke wieder zurück. Uli W., schon<br />

zu Beginn der Reise etwas mufflig, macht ein Sauerkrautg<strong>es</strong>icht. Und<br />

dann will Sabine S. per Funk <strong>auch</strong> noch wissen: „Na, wo bleiben denn<br />

meine Sänger?“. Mit erheblicher Verspätung wird der Ort d<strong>es</strong> Klamauk<br />

schließlich doch erreicht. Schon auf dem Bahnsteig schallt <strong>es</strong> „Wunderschön<strong>es</strong><br />

Mädchen, hier in unserem Städtchen“. Die andere Sabine<br />

strahlt, just als gelte <strong>es</strong> ihr; Uli behält sein Sauerkrautg<strong>es</strong>icht. Nach kurzen<br />

Orientierungsschwierigkeiten vor Ort wird in dem Tumult dann<br />

<strong>auch</strong> Sabine S. in ihrem Lichterfelde noch gefunden, wo sie sich ein<br />

Sitzplätzchen zwischen all den rund 150 Ruh<strong>es</strong>tändlern g<strong>es</strong>ichert hatte.<br />

Unter 60 ist hier kaum jemand. Na und? Schnell stellt der ITALIEN-<br />

Mann unmelodiösen Kontakt zu Christa, Brigitte und Wolfgang her<br />

während Sabine S. aufgrund ihrer hervorragenden Tr<strong>es</strong>enkontakte in<br />

die „Bahnhofswirtschaft“ für die alkoholischen Gemütsaufheller sorgt.<br />

Christa gibt sich anfangs noch etwas scheu, während Brigitte trällert<br />

wie eine Nachtigall im Stimmbruch; Wolfgang fährt jede Textzeile mit<br />

dem Finger mit und nuschelt Verslein in seine Pfeife. Als dann noch<br />

der am Südkreuz g<strong>es</strong>tartete Frank Se. auft<strong>auch</strong>t, ist das Quintett nicht<br />

nur vollständig, sondern <strong>auch</strong> noch um einen misstönenden Bass reicher.<br />

Dass sich Uli W. weiterhin in sein Stimmungstief verbuddelt hat,<br />

stört außer der anderen Sabine schon längst niemanden mehr. Als der<br />

Korr<strong>es</strong>pondent bei Nana Mouskouris altem Schlager „Weiße Rosen aus<br />

Athen“ Brigitte beim Refrain schließlich mit „Schick ich Dir Weißblechdosen<br />

mit Arsen“ beträllert, gibt <strong>es</strong> für die fortg<strong>es</strong>chrittene Maid<br />

kein Halten mehr.<br />

Verwirrung löst das ganze Spektakel hingegen bei den wenigen<br />

Nachgeborenen aus, die sich an di<strong>es</strong>em Sonntagvormittag über den<br />

Platz wagen. Wären di<strong>es</strong> meine Eltern, so ist in ihren G<strong>es</strong>ichtern deutlich<br />

zu l<strong>es</strong>en, würden die auf der Stelle entmündigt. Pah! Was wissen<br />

die schon von der Gitarre und dem Meer, vom Itsy Bitsy Teenie Weenie<br />

Honolulu-Strand-Bikini, vom Bossa Nova oder vom seltsamen Spiel der<br />

Liebe und dass sich Lieb<strong>es</strong>kummer nicht lohnt? Rein gar nix!<br />

Unterd<strong>es</strong>sen allerdings ist ein Problem aufget<strong>auch</strong>t. Vor dem Mädchen-Klo<br />

bilden sich lange Schlangen, was den Greisenchor seiner b<strong>es</strong>ten<br />

Stimmen beraubt. Bei Jungs ist der Türdrücker so stark eing<strong>es</strong>tellt,<br />

dass ganz alte Sem<strong>es</strong>ter schon hier scheitern müssen. Zudem ist das dritte<br />

Becken mit allerschönsten 50er-Jahre Wohnzimmer-Schrankteilen<br />

nahezu verbarrikadiert. Nichts für Übergewichtige also.<br />

So sind se da eben in Lichterfelde.

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