Fritz-Cola? Gibt es auch! - iTALien - Magazin
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10 ITALIEN<br />
WattLöppt in NYC von Stephen Oldvoodel<br />
B r a d G r e y :<br />
Pampered at the Carlyle<br />
Acrylsäure – das wissen einige von uns vielleicht noch aus dem<br />
Chemieunterricht – ist mit ihrem stechenden Geruch nach Essig nicht<br />
nur eklig, sie ist <strong>auch</strong> die Grundlage der in den 1960er Jahren in den<br />
USA entwickelten Superabsorber, freundschaftlich SAP genannt. SAPs<br />
können bis zum 500-fachen ihr<strong>es</strong> Eigengewichts an Flüssigkeiten binden,<br />
was sie für Windelhöschen und -hosen geradezu präd<strong>es</strong>tiniert:<br />
Fünf Gramm SAP hält eine Weile trocken, da kann der Säugling strullern<br />
wie er will. Für Procter & Gamble sind mit SAP getunte Einwegwindeln<br />
aus Papier – Pampers© genannt – seit Jahrzehnten ein sehr gut<strong>es</strong><br />
G<strong>es</strong>chäft, inzwischen erhältlich in den Größen 1 (Preemie genannt,<br />
für Frühchen; 2 Gramm SAP) bis 17 (Cruiser genannt, bis 57 kg Körpergewicht;<br />
200 Gramm SAP). Eltern finden einfach Klasse, wie Babys<br />
das behaglich trockene Gefühl mögen. So sehr, dass ihnen einzulenken<br />
in das zunehmend schwerer fällt, was Freud seinerzeit „anale Dr<strong>es</strong>sur“<br />
nannte. Anders als bei Baumwollwindeln wollen die Kleinen sehr lange<br />
partout nicht auf’s Töpfchen, sondern immer wieder neue und mit<br />
der Zeit größer werdende Pampers angelegt bekommen. Die liebevolle<br />
elterlichen Fürsorge, wie sie sich im Anlegen der Pampers zeigt, wird<br />
in den USA richtigerweise <strong>auch</strong> „pampern“ genannt. Pampern ist nach<br />
dem aus-der-Mode-kommen d<strong>es</strong> Stillens die vielleicht einzige noch sozial<br />
adäquate Art, den Kindern erhöhte Zuneigung zu beweisen, mit der<br />
nachvollziehbaren Folge: Amis werden liebend gerne gepampert.<br />
Brad Grey ist ein solcher Ami. An der W<strong>es</strong>tküste aufgewachsen,<br />
ung<strong>es</strong>tillt geblieben und beinahe ein Jahrzehnt mit Windelhöschen und<br />
-hosen gepampert hat er <strong>es</strong> in seinem beruflichen Leben mittlerweile<br />
zum Vorstandsvorsitzenden von Paramount Pictur<strong>es</strong> in Los Angel<strong>es</strong> gebracht.<br />
Den Windelhosen war er scheinbar zu di<strong>es</strong>em Zeitpunkt schon<br />
eine Weile entwachsen, nicht aber dem Bedürfnis, <strong>auch</strong> weiterhin gepampert<br />
zu werden, nun allerdings im eher übertragenen Sinne. Viel<br />
Geld ist da schon praktisch. Für mehr als 15 Millionen Dollar kaufte<br />
sich Brad im vergangenen Jahr eine Suite im Carlyle Hotel, drei Zimmer,<br />
Küche, Diele, Bad. In der Bar d<strong>es</strong> Carlyle Hotel bläst gelegentlich<br />
Woody Allen Jazz-Improvisationen auf der B-Klarinette und <strong>auch</strong> ansonsten<br />
ist der Laden in der Upper East Side so hip, dass Kenner stets<br />
nur vom „Carlyle“ sprechen; wie früher vom „Riz“. John F. Kennedy<br />
hatte vor dem Sieg<strong>es</strong>zug der Pampers <strong>auch</strong> eine Suite im Carlyle, heißt<br />
<strong>es</strong>. Ein<strong>es</strong> ist jedoch sicher: Eigentumswohnungen im Carlyle Hotel haben<br />
die höchsten Nebenkosten aller Eigentumswohnungen der Stadt.<br />
Im Durchschnitt liegen die Preise hier bei leicht über zwölf Dollar pro<br />
Quadratfuß und Monat. Zum Vergleich: Im Sherry-Netherland sind <strong>es</strong><br />
gut sechs Dollar, im Trump SoHo Siebendollarfünfzig und mit etwas<br />
über drei Dollar erscheinen die Nebenkosten im Pierre Hotel beinahe<br />
g<strong>es</strong>chenkt. Sofern man nicht weiß, dass ein Quadratmeter um die zehn<br />
Quadratfüße enthält und das Jahr 12 Monate. Brad hat gut 3.000 Quadratfüße<br />
gekauft. Seine Nebenkostenrechnung beläuft sich auf 455.000<br />
Dollar pro Jahr. Für den Preis ein<strong>es</strong> schicken BMW pro Monat will<br />
er denn <strong>auch</strong> ordentlich gepampert werden, wenn er denn mal in der<br />
Stadt ist. Im Vertrag über die Nebenkosten steht dazu vage: „twice-daily<br />
housekeeping service, daily newspapers, use of Frette bathrob<strong>es</strong> and<br />
600-count Yv<strong>es</strong> Delorme bedding”. Mit Taschenrechner und Internetzugang<br />
hat aber selbst der Laie schnell überschlagen, dass di<strong>es</strong>e Leistungen<br />
keine 38.000 Dollar im Monat wert sein können und so lauern<br />
seit Monaten die Paparazzi auf den Dächern umliegender Häuser dem<br />
Moment entgegen, in dem sie mit Teleobjektiv und schneller Verschlusszeit<br />
Brad in einer Windelhose hinter einem Haushälter oder einer Haushälterin<br />
herjagen sehen. Dem englischen Königshaus – übrigens – wäre<br />
das derzeit nur Recht.