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20<br />
BONUSSYSTEME<br />
personalmagazin 11 / 11<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
„Nicht an Systemen festhalten“<br />
INTERVIEW. Infi neon hat sein variables Vergütungsmo<strong>de</strong>ll radikal verän<strong>de</strong>rt.<br />
W<strong>as</strong> an<strong>de</strong>re Unternehmen von diesem Beispiel lernen können – und w<strong>as</strong> nicht.<br />
personalmagazin: Herr Marquardt, Sie haben<br />
bei Infi neon d<strong>as</strong> Vergütungssystem<br />
umgestellt und dabei <strong>de</strong>n individuellen<br />
Anteil am Bonus abgeschafft. Wie kam<br />
es dazu?<br />
Thom<strong>as</strong> Marquardt: Wir haben beobachtet,<br />
d<strong>as</strong>s unsere Mitarbeiter kontinuierlich<br />
über <strong>de</strong>m 100-Prozent-Zielwert beim<br />
Individualbonus lagen. Der Bonus war<br />
Dr. Thom<strong>as</strong> Marquardt<br />
ist seit 2003 Global Head of Human<br />
Resources <strong>de</strong>r Infi neon Technologies AG<br />
in München.<br />
darum nicht fl exibel. In <strong>de</strong>r Krise kam<br />
es zu <strong>de</strong>m Effekt, d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r Konzern Verluste<br />
verkraften und trotz<strong>de</strong>m Bonuszahlungen<br />
ausschütten musste. D<strong>as</strong> war<br />
<strong>de</strong>r Impuls, d<strong>as</strong> Mo<strong>de</strong>ll umzustellen.<br />
personalmagazin: Der Unternehmenserfolg<br />
und <strong>de</strong>r Individualbonus waren bei<br />
Infi neon nicht im Einklang. Ist d<strong>as</strong> ein<br />
grundsätzliches Problem in Bonussystemen,<br />
Herr Kramarsch?<br />
Michael H. Kramarsch: D<strong>as</strong> p<strong>as</strong>siert, wenn<br />
Finanzierung und Verteilung im Bonussystem<br />
nicht klar getrennt sind. Dann<br />
verkommt die Leistungsbeurteilung<br />
zum ausgleichen<strong>de</strong>n Gehaltsmanagement.<br />
Individuelle Leistung und Unternehmens-Performance<br />
müssen atmen<br />
– aber nicht zwingend im Einklang.<br />
Marquardt: Für uns war es aber in <strong>de</strong>r<br />
Krise ein essenzielles Problem. Die<br />
Führungskräfte haben die Leistung<br />
ihrer Mitarbeiter über Zyklen hinweg<br />
positiv eingeschätzt und entsprechend<br />
haben diese <strong>de</strong>n Bonus als Teil ihres<br />
Fixgehalts betrachtet. Damit ging uns<br />
die Motivations- und Flexibilitätsfunktion<br />
verloren.<br />
personalmagazin: D<strong>as</strong> heißt, Infi neon hatte<br />
mit <strong>de</strong>r berühmten Ten<strong>de</strong>nz zur positiven<br />
Bewertung zu kämpfen. Ist d<strong>as</strong><br />
auch in an<strong>de</strong>ren Firmen ein Problem?<br />
Kramarsch: Eine rechtsschiefe Verteilung<br />
in <strong>de</strong>r Bewertung gibt es tatsächlich<br />
häufi g. D<strong>as</strong> ist bekannt. Aber ich halte<br />
dieses Phänomen an sich nicht für<br />
problematisch.<br />
Marquardt: Ich wür<strong>de</strong> auch nicht sagen,<br />
d<strong>as</strong>s unser Problem ausschließlich die<br />
Ten<strong>de</strong>nz zum Positiven war. Vielmehr<br />
müssen wir hier noch genauer die Ursachen<br />
betrachten: Unser Fixgehalt war<br />
verhältnismäßig niedrig angesetzt. Die<br />
Mitarbeiter kamen über <strong>de</strong>n Bonus auf<br />
ein marktgerechtes Gehalt.<br />
personalmagazin: Heißt d<strong>as</strong>, ein Bonussystem<br />
kann nur dann überhaupt richtig<br />
wirken, wenn d<strong>as</strong> Fixgehalt wettbewerbsfähig<br />
ist?<br />
Kramarsch: Ja, d<strong>as</strong> ist so. Im Fall <strong>de</strong>r<br />
Banken ist dieser Grundsatz sogar<br />
explizit vorgeschrieben. Hier ist die<br />
Vergütungsstruktur so auszugestalten,<br />
d<strong>as</strong>s Mitarbeiter auch in schlechten Jahren<br />
mit einem Nullbonus angemessen<br />
vergütet sein müssen. Der Bonus muss<br />
Michael H. Kramarsch<br />
ist Managing Partner <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />
Hostettler, Kramarsch &<br />
Partner (HKP).<br />
so gestaltet sein, d<strong>as</strong>s er ausreichen<strong>de</strong><br />
Anreizwirkung entfaltet, aber keine<br />
übertriebene Risikoneigung beinhaltet.<br />
Im Prinzip kommt es schlussendlich<br />
darauf an, für wettbewerbsfähige<br />
Vergütungspakete nicht nur auf die Gesamtsumme<br />
abzuzielen, son<strong>de</strong>rn auch<br />
auf die vernünftige Zusammensetzung<br />
zu achten.