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IDEENMANAGEMENT<br />

Wie Sie kreative Vorschläge<br />

bei Mitarbeitern för<strong>de</strong>rn S. 30<br />

HR-ROLLENPROFILE<br />

W<strong>as</strong> Change Agents bei<br />

Daiichi Sankyo leisten S. 46<br />

ARBEITNEHMERÜBERLASSUNG<br />

Welche Pflichten d<strong>as</strong><br />

neue Gesetz auferlegt S. 76<br />

personalmagazin<br />

11/2011 | 11,80 EUR<br />

MANAGEMENT, RECHT UND ORGANISATION www.personalmagazin.<strong>de</strong><br />

MATERIAL-NR. 04062-5133<br />

Bonussysteme nach Maß<br />

Wie Sie Aufwand und Nutzen wie<strong>de</strong>r in Einklang bringen S. 12<br />

110 11<br />

9 7 8 3648 000069<br />

Outsourcing:<br />

Fallstricke und<br />

Erfolgsfaktoren<br />

in <strong>de</strong>r Praxis<br />

S. 55


Alle schreien nach Fachkräften.<br />

In Ihrem Fall genügt ein Anruf.<br />

Mit Vivento Personnel Services können Sie or<strong>de</strong>ntlich w<strong>as</strong> unternehmen gegen <strong>de</strong>n Fachkräftemangel.<br />

Wir helfen gezielt und kompetent, wenn es um exzellent ausgebil<strong>de</strong>te, topprofessionelle<br />

und hoch motivierte Fachkräfte geht. Ganz gleich, ob Inge nieure, Techniker,<br />

Mecha niker, ITler o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Fachkräfte – mit uns fin<strong>de</strong>n Sie, wen Sie suchen. Mehr zu uns<br />

und unseren Leistungen fin<strong>de</strong>n Sie unter www.vivento.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r rufen Sie uns an unter:<br />

0800 848 3686<br />

Erste Wahl bei Personal.<br />

Besuchen Sie uns<br />

auf <strong>de</strong>r Messe<br />

„Mo<strong>de</strong>rner Staat“<br />

08.11. – 09.11.2011, Berlin,<br />

Halle 4, Stand 210.


EDITORIAL<br />

Schweigegelüb<strong>de</strong> gebrochen<br />

FRAUENQUOTE<br />

„Der Personalberaterverband<br />

tut sich schwer mit <strong>de</strong>m<br />

Thema Frauenquote. Ob er zur<br />

Selbstkritik fähig ist?“<br />

Selten haben sich Personalberater so blamiert wie bei <strong>de</strong>r<br />

Diskussion um die Frauenquote. Die Berufung von Marion<br />

Schick zum künftigen Personalvorstand <strong>de</strong>r Telekom<br />

haben Rolf Dahlems und Heiner Thorborg, die sich gerne<br />

als Frauenför<strong>de</strong>rer darstellen, öffentlich kommentiert und <strong>de</strong>r<br />

Vorstandsfrau vor Dienstantritt die Qualifi kation für die Position<br />

abgesprochen. Thorborg spricht sogar davon, d<strong>as</strong>s diese Besetzung<br />

<strong>de</strong>r Sache <strong>de</strong>r Frauen scha<strong>de</strong>. Ein starkes Stück für Personalberater,<br />

die die Qualifi kation von Männern für Toppositionen<br />

üblicherweise nicht öffentlich kommentieren. Michael Hei<strong>de</strong>lberger,<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Fachverbands <strong>de</strong>r Personalberater beim<br />

BDU, sieht d<strong>as</strong> <strong>de</strong>shalb kritisch: „D<strong>as</strong> gehört sich nicht.“<br />

Dabei tut sich <strong>de</strong>r Personalberaterverband mit <strong>de</strong>m Thema<br />

schwer. Die Debatte um die gesetzliche Frauenquote läuft seit<br />

vielen Monaten, doch eine offi zielle Position wird es erst in<br />

einigen Wochen geben. Die Richtung ist allerdings schon klar.<br />

Hei<strong>de</strong>lberger unterstützt d<strong>as</strong> Ziel, mehr Frauen in Führungspositionen<br />

zu bringen, lehnt aber die Frauenquote als Instrument ab.<br />

Man darf gespannt sein, ob <strong>de</strong>r Verband zur Selbstkritik fähig ist,<br />

immerhin waren die Personalberater maßgeblich daran beteiligt,<br />

d<strong>as</strong>s die DAX-Vorstän<strong>de</strong> f<strong>as</strong>t nur aus Männern bestehen und in<br />

<strong>de</strong>n letzten zehn Jahren keine Fortschritte erzielt wur<strong>de</strong>n.<br />

Doch es gibt auch gute Nachrichten für Frauen. Beim HR Next<br />

Generation Award, <strong>de</strong>n d<strong>as</strong> Personalmagazin initiiert hat, sind<br />

Managerinnen auf <strong>de</strong>m Vormarsch: Die Top 5 Nachwuchskräfte<br />

sind allesamt Frauen (siehe Seite 10). D<strong>as</strong> sollte <strong>de</strong>n Personalberatern<br />

zu Denken geben.<br />

Reiner Straub, Herausgeber<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

3<br />

15. Fachmesse und Kongress<br />

Strategie und Best Practices<br />

für IT, Personal und Finanzen<br />

W<strong>as</strong> führen<strong>de</strong> Köpfe bewegt.<br />

8. – 9. November 2011, Berlin<br />

Personalmanagement im<br />

<strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>l –<br />

Zwischen Verwalten und Han<strong>de</strong>ln<br />

Erfahren Sie unter an<strong>de</strong>rem mehr über:<br />

» Der Kampf um die besten Köpfe<br />

» Professionelle Personalauswahl<br />

» Gesun<strong>de</strong> Mitarbeiter<br />

www.mo<strong>de</strong>rner-staat.com<br />

Veranstalter Kongresspartner<br />

Partnerland<br />

Partner Wirtschaft


4 NOVEMBER 2011<br />

SZENE<br />

08 News und Events<br />

10 Exzellenter HR-Nachwuchs<br />

Zum dritten Mal wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r HR Next<br />

Generation Award verliehen<br />

TITELTHEMA<br />

12 Bonussysteme nach Maß<br />

Wirkt d<strong>as</strong> Bonussystem noch o<strong>de</strong>r<br />

ist <strong>de</strong>r Aufwand zu hoch? Warum es<br />

sich lohnt, dies zu überprüfen<br />

14 Die Balance fi n<strong>de</strong>n<br />

Studien zeigen, d<strong>as</strong>s fi nanzielle Anreize<br />

nur mit gut gestalteten Zielen<br />

wirken – sonst drohen einige Risiken<br />

17 Ein weltweiter Neustart<br />

Warum und wie Infi neon sein altes<br />

Bonussytem radikal verän<strong>de</strong>rt hat<br />

20 W<strong>as</strong> Personaler von Infi neon lernen<br />

können, klären <strong>de</strong>r HR-Chef von<br />

Infi neon und ein Vergütungsexperte<br />

24 Immer noch wirksam?<br />

Checkliste: Die wichtigsten Kriterien,<br />

um ein Prämiensystem auf Effi zienz<br />

und Effktivität zu überprüfen<br />

26 Bonusabre<strong>de</strong>n richtig vorbereiten<br />

W<strong>as</strong> arbeitsrechtlich zu beachten<br />

ist, wenn Boni eingeführt, verän<strong>de</strong>rt<br />

o<strong>de</strong>r sogar abgeschafft wer<strong>de</strong>n<br />

MANAGEMENT<br />

28 News<br />

29 Dienstleistungsmarkt<br />

30 I<strong>de</strong>en fi n<strong>de</strong>n, för<strong>de</strong>rn, bin<strong>de</strong>n<br />

D<strong>as</strong> eigene I<strong>de</strong>enmanagement in<br />

eine Typologie einordnen und die<br />

Optimierungspotenziale erkennen<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

34 Pfi ffi ge Maßnahmen gesucht<br />

Mit welchen Aktionen Mittelständler<br />

im Personalmarketing punkten<br />

können, zeigen Beispiele<br />

38 Dynamischer Markt<br />

Welche Softwarelösungen beim<br />

Recruiting unterstützen können<br />

ORGANISATION<br />

42 News<br />

44 Softwaremarkt<br />

46 Im Einsatz als „Change Agent“<br />

Wie die Personalabteilung von<br />

Daiichi Sankyo die Organisationsentwicklung<br />

erfolgreich begleitete<br />

50 Der Aktenschrank rückt ins Abseits<br />

Wie die Vestische Carit<strong>as</strong>-Klinik<br />

die digitale Personalakte standortübergreifend<br />

einsetzt<br />

52 Die Sicht <strong>de</strong>r Bewerber<br />

Wo in Deutschland die Arbeitgeber<br />

auf welche Art Recruiting betreiben<br />

SPEZIAL<br />

55 Die richtigen Aufgaben auslagern<br />

56 Alles außer Problem-Outsourcing<br />

Chancen und Gefahren <strong>de</strong>r neuen<br />

Outsourcing-Angebote<br />

60 Marktübersicht zu <strong>de</strong>n Anbietern<br />

von Outsourcing<br />

62 Mehr Zeit fürs Wesentliche<br />

Wie die Privatbrauerei Gaffel HR-<br />

Aufgaben schrittweise auslagerte<br />

66 Knackpunkte beim Auslagern<br />

Wichtige Sachverhalte in <strong>de</strong>r Entgeltabrechnung<br />

müssen weiter im<br />

Unternehmen beurteilt wer<strong>de</strong>n<br />

© DAIICHI SANKYO<br />

Bonussysteme<br />

nach Maß<br />

Boni können Mitarbeiter<br />

motivieren und für mehr<br />

Produktivität sorgen. Wenn<br />

aber d<strong>as</strong> Bonussystem nicht<br />

ausgewogen aufgebaut<br />

ist o<strong>de</strong>r es nicht zum<br />

Unternehmen und seinem<br />

Umfeld p<strong>as</strong>st, kann es diese<br />

Wirkung nicht erzielen.<br />

Und selbst wenn es <strong>de</strong>n<br />

gewünschten Nutzen<br />

erzielt, kann trotz<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Aufwand dafür zu hoch<br />

sein. Überprüfen Sie daher<br />

Ihr System anhand unseres<br />

Checks. Und schnei<strong>de</strong>rn Sie<br />

sich dann <strong>de</strong>n p<strong>as</strong>sen<strong>de</strong>n<br />

Bonus nach Maß. Wir geben<br />

Tipps ab S. 12<br />

Im Einsatz als „Change Agent“<br />

Serie „HR Rollenprofi le“: Elmar Siemers, Leiter<br />

HR bei Daiichi Sankyo, zeigt, wie sein Team<br />

<strong>de</strong>n Unternehmenswan<strong>de</strong>l begleitet. S. 46


Knackpunkte beim Auslagern<br />

Abgeben o<strong>de</strong>r behalten: Beim Outsourcing <strong>de</strong>r Entgeltabrechnung gibt es gesetzliche Vorgaben,<br />

die Unternehmen nur bedingt <strong>de</strong>legieren können. Darum ist ein Strategieplan nötig,<br />

<strong>de</strong>r d<strong>as</strong> Zusammenspiel zwischen Anbieter und Unternehmen regelt. S. 66<br />

© ONUR ERSIN / SHUTTERSTOCK.COM © ISTOCKPHOTO/THINKSTOCK<br />

RECHT<br />

68 News<br />

INHALT<br />

NOVEMBER 2011<br />

70 Aktuelles aus <strong>de</strong>r Rechtsprechung<br />

72 So ist Arbeitszeiterhöhung möglich<br />

W<strong>as</strong> unbedingt zu beachten ist,<br />

wenn die Zahl <strong>de</strong>r Arbeitsstun<strong>de</strong>n<br />

pro Woche steigen soll<br />

74 Welche Beson<strong>de</strong>rheiten bei <strong>de</strong>r<br />

Arbeitszeiterhöhung auftreten,<br />

wenn eine Tarifbindung besteht<br />

76 Leiharbeit: Stichtag naht<br />

Ab Dezember müssen Firmen, die<br />

Leiharbeitnehmer beschäftigen,<br />

einige neue Regeln umsetzen<br />

79 Du sollst nicht falsch Zeugnis geben<br />

Arbeitszeugnisse sollen wahr und<br />

wohlwollend sein. So lässt sich d<strong>as</strong><br />

Bibelgebot oft nicht mehr erfüllen<br />

PERSÖNLICH<br />

80 Self Service<br />

Vergütungscheck: Persönlichkeitstrainer<br />

und Coaches<br />

82 Treten Sie aus <strong>de</strong>m Schatten heraus<br />

Ein Appell an alle Personaler: Mehr<br />

Präsenz in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit zeigen<br />

und ein eigenes Profi l entwickeln<br />

84 Buchtipps<br />

86 Jobfi tness<br />

Weiterbildungstipps; HR-Netzwerke<br />

90 Kollegentipp<br />

RUBRIKEN<br />

03 Editorial 88 Impressum<br />

06 Online 88 Vorschau<br />

87 Termine 88 Rückblick<br />

11/ 11 personalmagazin<br />

5


ONLINE IM NOVEMBER<br />

6 www.personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Wissen<br />

News<br />

Top-Themen<br />

Online-Events<br />

Marketplace<br />

Newsletter<br />

Personalmagazin<br />

Ergänzen<strong>de</strong> <strong>Download</strong>s<br />

<strong>Download</strong>-Ergänzungen zum aktuellen Heft fi n<strong>de</strong>n Sie auf unserem<br />

Zeitschriftenportal unter www.personalmagazin.<strong>de</strong>. Dort können Sie sich<br />

alle Checklisten, Marktübersichten und Arbeitshilfen, die wir im Heft<br />

zu <strong>de</strong>n einzelnen Artikeln ankündigen, im <strong>PDF</strong>-Format herunterla<strong>de</strong>n.<br />

Von dort können Sie auch über <strong>de</strong>n Link „Zum <strong>Download</strong>archiv“ zu <strong>de</strong>n<br />

<strong>Download</strong>s vergangener Ausgaben gelangen. Im November bieten wir<br />

Ihnen unsere Marktübersicht <strong>de</strong>r Outsourcing-Anbieter, die Erfolgsfaktoren<br />

beim I<strong>de</strong>enmanagement sowie weiterführen<strong>de</strong> Texte, die Sie bitte <strong>de</strong>m<br />

nebenstehen<strong>de</strong>n K<strong>as</strong>ten entnehmen.<br />

www.personalmagazin.<strong>de</strong><br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Aktuelle Ausgabe<br />

Heftarchiv<br />

Abonnement<br />

Redaktion<br />

Personal Quarterly<br />

Wirtschaft und Weiterbildung<br />

<strong>Haufe</strong> Aka<strong>de</strong>mie<br />

eCampus<br />

<strong>Haufe</strong> Community<br />

Wie Jobbörsen genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

Bei <strong>de</strong>r Rekrutierung zählen Online-<br />

Jobbörsen zu <strong>de</strong>n am häufi gsten<br />

genutzten Medien. Aber <strong>de</strong>r Jobbörsen-Markt<br />

gestaltet sich unübersichtlicher<br />

<strong>de</strong>nn je. In einem Top-Thema haben wir daher<br />

aktuelle Studien zusammengestellt. So<br />

verschaffen Sie sich einen Überblick darüber,<br />

welche unterschiedlichen Maßstäbe<br />

Personaler und Bewerber anlegen, welche<br />

Rekrutierungskanäle genutzt wer<strong>de</strong>n und<br />

welche Portale sich beson<strong>de</strong>rs großer Beliebtheit<br />

bei Personalern o<strong>de</strong>r Bewerbern<br />

erfreuen.<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/personal<br />

Alle Infos zum Next Generation Award<br />

Die Gewinnerin <strong>de</strong>s renommiertenNachwuchswettbewerbs<br />

„HR Next Generation<br />

Award“ ist gekürt. Ab Seite 10 lesen<br />

Sie <strong>de</strong>n Namen und Ausführliches zu<br />

<strong>de</strong>r Verleihung <strong>de</strong>s Preises. Online<br />

haben wir alle Informationen rund<br />

um <strong>de</strong>n „HR Next Generation Award“<br />

zusammengestellt. So stellen wir Ihnen<br />

die fünf Finalistinnen im Porträt<br />

vor. Zusätzlich geben sie im Interview<br />

Tipps für an<strong>de</strong>re Nachwuchskräfte,<br />

die eine erfolgreiche Laufbahn im<br />

Personalbereich anstreben. Auch die<br />

Vorgesetzten <strong>de</strong>r Top 5 kommen zu<br />

Wort und erklären aus ihrer Sicht<br />

wichtige Faktoren für eine Karriere<br />

im Personalbereich. Abgerun<strong>de</strong>t<br />

wird die Berichterstattung durch eine<br />

Fotostrecke zur Preisverleihung.<br />

Lesen Sie mehr unter<br />

www.hr-next-generation-award.<strong>de</strong><br />

Neue <strong>Download</strong>s im November<br />

● Erfolgsfaktoren im I<strong>de</strong>enmanagement<br />

● Marktübersicht: Outsourcing im HR-<br />

Management<br />

● Vergütungs-Check: Personaltrainer/Coach<br />

● D<strong>as</strong> neue Arbeitnehmerüberl<strong>as</strong>sungsgesetz<br />

● Ausführlich: Beitrag zur Profi lbildung in HR<br />

● Alle <strong>Download</strong>s<br />

Jobsuche in <strong>de</strong>r Zeitung o<strong>de</strong>r online.


SZENE Bei<br />

8 NEWS UND EVENTS<br />

Drei Fragen an ...<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Matthi<strong>as</strong> Menzel<br />

FACHKRÄFTEMANGEL<br />

ist Personalreferatsleiter im Bun<strong>de</strong>sministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern. Auch d<strong>as</strong><br />

Innenministerium spürt <strong>de</strong>n Fachkräftemangel<br />

und investiert <strong>de</strong>shalb in seine<br />

Arbeitgebermarke.<br />

Frage eins: Inwiefern macht sich <strong>de</strong>r Fachkräftemangel<br />

auch im Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>s Innern bemerkbar?<br />

Antwort: Wie die meisten Behör<strong>de</strong>n ist auch d<strong>as</strong> Bun<strong>de</strong>sministerium<br />

<strong>de</strong>s Innern auf <strong>de</strong>r Suche nach Fachkräften,<br />

speziell nach IT-Spezialisten. Diese sind die prozentual am<br />

stärksten wachsen<strong>de</strong> Berufsgruppe. Ob d<strong>as</strong> Statistische<br />

Bun<strong>de</strong>samt in Wiesba<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r d<strong>as</strong> Bun<strong>de</strong>sverwaltungsamt<br />

in Köln – auch Behör<strong>de</strong>n brauchen mo<strong>de</strong>rne Informationstechnik<br />

und die dafür notwendigen Spezialisten.<br />

Frage zwei: Und <strong>de</strong>shalb starteten Sie eine Employer-<br />

Branding-Kampagne?<br />

Antwort: Die Initiative soll vor allem <strong>de</strong>m angestaubten<br />

Image <strong>de</strong>s öffentlichen Diensts entgegenwirken. Um<br />

unsere Zielgruppe am besten zu erreichen, haben wir uns<br />

für einen multimedialen Internet-Auftritt entschie<strong>de</strong>n. Auf<br />

<strong>de</strong>r Webseite www.perspektive-it.<strong>de</strong> bietet ein Web-Vi<strong>de</strong>o<br />

Einblicke in die Arbeitswelt von Informatikern in unseren<br />

Behör<strong>de</strong>n. Interessenten können Jobangebote als RSS-Feed<br />

abonnieren und ein persönliches Profi l hinterlegen. Wir<br />

werben mit Vi<strong>de</strong>oclips an Hochschulen und einer Präsenz<br />

auf JobTV24.<strong>de</strong>. Die Tatsache, d<strong>as</strong>s im Bun<strong>de</strong>sinnenministerium<br />

mit mo<strong>de</strong>rnen Technologien gearbeitet wird, kann<br />

we<strong>de</strong>r ein Text noch ein Plakat glaubhaft darstellen.<br />

Frage drei: Wie zufrie<strong>de</strong>n sind Sie mit <strong>de</strong>n Ergebnissen?<br />

Antwort: Mit <strong>de</strong>r Kampagnenseite können IT-Fachkräfte<br />

viel zielgerichteter angesprochen wer<strong>de</strong>n. Die Recruiting-<br />

Vi<strong>de</strong>os vermitteln einen emotionalen und authentischen<br />

Einblick. Sie sind ein Trend aus <strong>de</strong>r Wirtschaft, <strong>de</strong>n<br />

Behör<strong>de</strong>n verstärkt übernehmen. Allerdings kann d<strong>as</strong> BMI<br />

nur einen Bruchteil <strong>de</strong>s Budgets von Großunternehmen für<br />

Markenbildung nutzen. Unter diesen Rahmenbedingungen<br />

sind wir sehr zufrie<strong>de</strong>n. D<strong>as</strong> Web-Vi<strong>de</strong>o konnte beispielsweise<br />

bislang knapp zwei Millionen Views verzeichnen.<br />

Für d<strong>as</strong> Vi<strong>de</strong>o haben wir 2010 einen Preis gewonnen.<br />

Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Einen Blick über <strong>de</strong>n Tellerrand vermittelt <strong>de</strong>r sechste Recruiting Convent.<br />

Recruiter erweitern Horizonte<br />

Der Recruiting Convent, sechste Jahrestagung für Insi<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Personalmarketings und Recruitings, fi n<strong>de</strong>t am 26.<br />

und 27. März 2012 in Schloss Bensberg statt. Unter <strong>de</strong>m<br />

Motto „Horizonte erweitern! Nichts ist spannen<strong>de</strong>r als <strong>de</strong>r Blick<br />

über <strong>de</strong>n Tellerrand“ geht es unter an<strong>de</strong>rem um Zielgruppen vor<br />

<strong>de</strong>m Hintergrund von Sinus-Milieus o<strong>de</strong>r um Markenerlebnisse<br />

bei <strong>de</strong>r Firma Jägermeister. In einer Praxissequenz erhalten die<br />

Teilnehmer Tipps zum perfekten Foto im Personalmarketing<br />

und erfahren, wie Vi<strong>de</strong>obotschaften wirken. Auch drängen<strong>de</strong><br />

Themen wie Urheberrecht im Personalmarketing und die Qualität<br />

von Personalauswahlverfahren wer<strong>de</strong>n diskutiert. Erstmals<br />

erörtert <strong>de</strong>r Queb-Vorstand öffentlich die Frage, wie viel Quality-Employer-Branding<br />

ein Unternehmen eigentlich braucht. Der<br />

Recruiting Convent wird vom Institut für Personalmanagement<br />

und Arbeitsrecht <strong>de</strong>r FH Koblenz unter <strong>de</strong>r Leitung von Professor<br />

Dr. Christoph Beck durchgeführt. www.recruiting-convent.<strong>de</strong><br />

D<strong>as</strong> Glück bei <strong>de</strong>r Arbeit<br />

Am 7. und 8. November<br />

fi n<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r DASA<br />

Arbeitswelt Ausstellung<br />

Dortmund d<strong>as</strong> Symposium<br />

„Constructing the<br />

future of work – d<strong>as</strong> Glück<br />

bei <strong>de</strong>r Arbeit“ statt. Die DA-<br />

SA ist eine Einrichtung <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>sanstalt für Arbeitsschutz<br />

und Arbeitsmedizin,<br />

die eine Erlebnislandschaft<br />

Arbeitswelten präsentiert.<br />

© RECRUITING-CONVENT<br />

D<strong>as</strong> DASA-Symposium 2011<br />

widmet sich <strong>de</strong>n Faktoren,<br />

die Arbeit liebenswerter machen<br />

und die Abwan<strong>de</strong>rung<br />

qualifi zierter Arbeitskräfte<br />

verhin<strong>de</strong>rn. In Vorträgen und<br />

Workshops geht es speziell<br />

um die Fragestellung „Wie<br />

schafft man Arbeitsräume<br />

und -atmosphären, die <strong>de</strong>n<br />

Einzelnen för<strong>de</strong>rn und for<strong>de</strong>rn“.<br />

www.d<strong>as</strong>a-dortmund.<strong>de</strong>


Namen und Nachrichten<br />

Frank Brüggestrat<br />

NEWS UND EVENTS<br />

Seit <strong>de</strong>m 1. September ist Frank Brüggestrat Personalvorstand <strong>de</strong>r Stainless<br />

Global. Zuletzt war <strong>de</strong>r Diplom-Ökonom in gleicher Funktion bei <strong>de</strong>r Business<br />

Area Marine Systems <strong>de</strong>r Thyssen-Krupp AG tätig.<br />

Hartmut Geldmacher<br />

Zum 30. September trat Hartmut Geldmacher aus <strong>de</strong>m Vorstand <strong>de</strong>r E.ON<br />

Energie AG aus. Als Grund wur<strong>de</strong>n die Verän<strong>de</strong>rungen im Konzern und die<br />

darin begrün<strong>de</strong>ten Verän<strong>de</strong>rungen im Management genannt. Die Funktion<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsdirektors übernahm Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r Ingo Lunge mit.<br />

Klaus Hofer<br />

Seit Oktober verantwortet Klaus Hofer als Arbeitsdirektor und Mitglied <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsführung die Bereiche Personal und Recht bei Kion. Zuvor war <strong>de</strong>r<br />

Jurist Leiter Human Resources bei Hei<strong>de</strong>lberger Druckm<strong>as</strong>chinen.<br />

Lothar Lanz<br />

Der Finanzvorstand <strong>de</strong>r Axel Springer AG wird zum 1. Januar 2012 zusätzlich<br />

die Bereiche Personal und Einkauf übernehmen. Der Diplom-Kaufmann ist<br />

seit 2009 Vorstandsmitglied bei Axel Springer.<br />

Kathrin Menges<br />

Seit <strong>de</strong>m 1. Oktober ist Kathrin Menges als Personalvorstand bei Henkel tätig.<br />

Die studierte Erziehungswissenschaftlerin ist seit 1999 im Unternehmen und<br />

war zuletzt Sorporate Senior Vice Presi<strong>de</strong>nt und Personalchefi n.<br />

Michael Proch<strong>as</strong>ka<br />

Der bisherige Personalchef von Haniel wird neuer Personalvorstand bei Stihl.<br />

Michael Proch<strong>as</strong>ka, promovierter Psychologe, folgt auf Günther Gaßlbauer,<br />

<strong>de</strong>r Stihl im April verl<strong>as</strong>sen hat.<br />

Elke Strathmann<br />

Die oberste Personalchefi n von Nestlé Deutschland wird im ersten Quartal<br />

2012 als Personalvorstand und Arbeitsdirektorin zu Continental wechseln. Elke<br />

Strathmann ist seit 2007 Personalvorstand und Arbeitsdirektorin bei Nestlé.<br />

Jochen Wallisch<br />

Seit <strong>de</strong>m 1. Oktober ist Jochen Wallisch im Vorstand <strong>de</strong>r Eurowings Luftverkehrs<br />

AG zuständig für die Bereiche Finanzen und Rechnungswesen, Controlling,<br />

IT-Systeme und Personal. Der promovierte Jurist leitet seit 2009 <strong>de</strong>n<br />

Bereich Tarifpolitik und Personalstrukturen <strong>de</strong>r Lufthansa P<strong>as</strong>sage.<br />

Online<br />

Die neusten Personalien und Stellenwechsel aus <strong>de</strong>r Personalszene fi n<strong>de</strong>n Sie tagesaktuell<br />

in <strong>de</strong>r Rubrik „Arbeitswelt und Unternehmen“ auf www.haufe.<strong>de</strong>/personal<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

9


10 PREISVERLEIHUNG<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Die fünf Siegerinnen genießen gemeinsam mit <strong>de</strong>r Vorjahresgewinnerin <strong>de</strong>n Platz in <strong>de</strong>r ersten Reihe vor <strong>de</strong>r Jury (von links nach rechts): Caroline Blatz<br />

(Telekom), Lisa Gerstner (Berenberg Bank), Cornelia Schostek (Uni Credit), Karin Gold (Volksbank Wilferdingen-Keltern), Britta Wilke (Bauverein), Jana<br />

Schmidt (Vorjahressiegerin und HR-Generalist bei Avery Dennison Materials).<br />

Exzellenter HR-Nachwuchs ausgezeichnet<br />

AWARD. Der erfolgreiche Nachwuchs im Personalwesen ist weiblich. Die Frauen<br />

dominierten <strong>de</strong>n „HR Next Generation Award“ 2011 <strong>de</strong>utlich.<br />

Von Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva (Red.)<br />

Mit Spannung warten die<br />

Teilnehmer <strong>de</strong>s „HR Next<br />

Generation Award“ 2011<br />

auf die Bekanntgabe, wer<br />

<strong>de</strong>n ersten Preis <strong>de</strong>s Nachwuchswettbewerbs<br />

auf <strong>de</strong>r Messe Zukunft Personal in<br />

Köln verliehen bekommt. Schon kurz vor<br />

<strong>de</strong>r Verleihung wird nachgehakt: Wer ist<br />

es <strong>de</strong>nn nun gewor<strong>de</strong>n? Doch bis zuletzt<br />

halten die Beteiligten dicht. Trotz aller<br />

Geheimhaltung ist eines über <strong>de</strong>n Preisträger<br />

aber bekannt: Der Gewinner ist<br />

eine Frau. Aus <strong>de</strong>m Teilnehmerfeld von<br />

21 Bewerbungen hatten sich ausschließlich<br />

Frauen für die Endrun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Top 5<br />

und d<strong>as</strong> Audit mit <strong>de</strong>r Jury qualifi ziert.<br />

Insgesamt hatten vier Männer am Award<br />

teilgenommen. D<strong>as</strong> legt nahe: „Die Zukunft<br />

<strong>de</strong>s Personalwesens scheint weiblich“,<br />

wie Jurymitglied Randolf Jessl bei<br />

<strong>de</strong>r Verleihung augenzwinkernd sagt.<br />

Gemeint war d<strong>as</strong> als Ansporn an die<br />

jungen Männer im Ressort, sich <strong>de</strong>m<br />

Wettbewerb zu stellen.<br />

Doch auch wenn es an männlicher<br />

Konkurrenz mangelte, alle Teilnehmer<br />

waren durchweg hoch qualifi ziert für<br />

die Auszeichnung als exzellente Nachwuchskraft<br />

im Personalwesen.<br />

Die Gewinnerin: Cornelia Schostek<br />

Die Siegerin, die sich in diesem harten<br />

Teilnehmerfeld schließlich durchsetzte,<br />

ist Cornelia Schostek. Diese Auszeichnung<br />

hat sie sicherlich nicht zuletzt ihrem<br />

starken Willen zu verdanken. „Seit<br />

ich klein war wusste ich, d<strong>as</strong>s ich d<strong>as</strong><br />

machen möchte, w<strong>as</strong> ich jetzt mache“,<br />

erklärte sie bei <strong>de</strong>r Preisverleihung. „Ich<br />

habe immer viel Zeit in meine Karriere<br />

© PFLUEGL


investiert.“ Daneben bringt die Preisträgerin<br />

noch viel mehr mit: „Cornelia<br />

Schostek ist eine echte HR-Generalistin<br />

und Business-Partnerin <strong>de</strong>r Geschäftsleitung.<br />

Mit 30 Jahren hat sie als jüngste<br />

Personalleiterin ihre Abteilung bei <strong>de</strong>r<br />

Uni Credit Bank mit zwölf Mitarbeitern<br />

übernommen“, sagte Jurymitglied<br />

Matthi<strong>as</strong> Robke, Personalleiter <strong>de</strong>r ING<br />

Diba, in seiner Laudatio. „Innerhalb kürzester<br />

Zeit hat sie wichtige Prozesse im<br />

Gesundheitsmanagement und in Sachen<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie in<br />

Gang gesetzt.“ Schostek habe viel Erfahrung<br />

in <strong>de</strong>r Breite als auch in <strong>de</strong>r Tiefe<br />

personalwirtschaftlicher Themen.<br />

Und die studierte Psychologin kann<br />

ihren Erfolg als Personalerin belegen:<br />

Die Motivation und I<strong>de</strong>ntifi kation <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter mit <strong>de</strong>m Unternehmen ist<br />

gestiegen. D<strong>as</strong> Unternehmen konnte<br />

inzwischen schon einige Preise für die<br />

Personalarbeit einheimsen.<br />

Die Top 5 aus 21 Bewerbungen<br />

Doch auch die an<strong>de</strong>ren vier <strong>de</strong>r Top-5-<br />

Gewinnerinnen haben bereits einiges<br />

geschaffen. Der „Business-Engel“, wie<br />

Laudatorin Dr. Simone Siebeke, Corpo-<br />

Herzlichen<br />

Glückwunsch!<br />

D<strong>as</strong> Bun<strong>de</strong>sministerium für Arbeit<br />

und Soziales gratuliert <strong>de</strong>n Finalistinnen<br />

<strong>de</strong>s HR Next Generation Award 2011.<br />

rate Vice Presi<strong>de</strong>nt HR bei Henkel, Britta<br />

Wilke von <strong>de</strong>r Bauverein AG bezeichnet,<br />

hat nach ihrer Arbeit im sozialen Bereich<br />

als Personalentwicklerin im Unternehmen<br />

begonnen und nebenbei erst einmal<br />

<strong>de</strong>n gesamten HR-Bereich aufgebaut. Caroline<br />

Blatz machte sich durch beson<strong>de</strong>re<br />

Leistungen im Change Management<br />

und ihre vielseitigen internationalen<br />

Erfahrungen bei <strong>de</strong>r Deutschen Telekom<br />

verdient. Und Karin Gold von <strong>de</strong>r Volksbank<br />

Wilferdingen-Keltern ist „die Frau,<br />

die einfach alles schnell umsetzt“, so<br />

Siebeke. Gold konnte die Jury vor allem<br />

durch d<strong>as</strong> interessante Projekt namens<br />

„Karrierepaket“ überzeugen, mit <strong>de</strong>m<br />

sie hohe Eigeninitiative bewies. Auch<br />

für Lisa Gerstner von <strong>de</strong>r Berenberg<br />

Bank konnte die Jury überzeugen. „Sie<br />

hat vor allem d<strong>as</strong> Employer Branding im<br />

Hochschulbereich aufgebaut und es signifkant<br />

gesteigert“, lobte Frank Wit<strong>as</strong>ek<br />

von <strong>de</strong>r Bayer AG bei <strong>de</strong>r Verleihung.<br />

Die Auswahlkriterien<br />

D<strong>as</strong> Ergebnis hat eine zehnköpfi ge Jury<br />

ermittelt. An ihr beteiligt: Matthi<strong>as</strong><br />

Robke (ING Diba), Frank Wit<strong>as</strong>ek<br />

(Bayer), Dominik Wöhr (Initiative Wege<br />

Online<br />

SZENE<br />

PREISVERLEIHUNG<br />

Auf unseren Internet-Seiten haben<br />

wir Ihnen die wichtigsten Informationen<br />

rund um <strong>de</strong>n Award zusammengestellt.<br />

Dort fi n<strong>de</strong>n Sie auch<br />

Kurzinterviews mit <strong>de</strong>n Gewinnern<br />

sowie Tipps <strong>de</strong>r Vorgesetzten für<br />

die Karriere im Personalbereich.<br />

www.hr-next-generation-award.<strong>de</strong><br />

zur Selbst-GmbH und Deutsche Telekom),<br />

Dr. Michael Proch<strong>as</strong>ka (Haniel),<br />

Dr. Simone Siebeke (Henkel), Tamara<br />

Peters (SAP), André Große-Jäger (Bun<strong>de</strong>sarbeitsministerium),<br />

Markus Frosch<br />

(Promerit), Alexan<strong>de</strong>r Petsch (Spring<br />

Messe Management), Randolf Jessl (Personalmagazin).<br />

Bewertet wur<strong>de</strong>n umfangreiche Bewerbungsunterlagen:<br />

Eine Beschreibung <strong>de</strong>r<br />

wichtigsten Projekte <strong>de</strong>r Kandidaten, <strong>de</strong>r<br />

Lebenslauf und die Vorgesetztenbeurteilung.<br />

Die fünf Kandidaten, die hier am<br />

besten abschnitten, stellten sich in einem<br />

Audit dann <strong>de</strong>n Fragen <strong>de</strong>r Jury.<br />

11<br />

Wir unterstützen<br />

<strong>de</strong>n HR Next Generation<br />

Award, <strong>de</strong>nn zukunftsweisen<strong>de</strong><br />

HR-I<strong>de</strong>en<br />

kommen auch von<br />

talentierten Nachwuchskräften.<br />

Caroline Blatz, Deutsche Telekom AG Bonn; Lisa Gerstner, Berenberg Bank Hamburg; Karin Gold, Volksbank<br />

Wilferdingen-Keltern eG; Cornelia Schostek, UniCredit Direct Services GmbH München; Britta Wilke, bauverein AG Darmstadt<br />

©Franz Pfluegl


12<br />

BONUSSYSTEME<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Bonussysteme nach Maß<br />

ÜBERBLICK. Ein Bonus soll motivieren und die Produktivität steigern – aber<br />

nicht die Verwaltungskosten hochschrauben. Schafft d<strong>as</strong> Ihr System?<br />

Von Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva (Red.)<br />

Schon in <strong>de</strong>r 19. Aufl age ist d<strong>as</strong><br />

Buch „Mythos Motivation“ von<br />

Reinhard K. Sprenger vor Kurzem<br />

erschienen. Darin wie in <strong>de</strong>n 18<br />

Aufl agen davor enthalten: ein Abgesang<br />

auf Bonussysteme. Seit <strong>de</strong>r Finanzkrise<br />

und <strong>de</strong>n damit publik gewor<strong>de</strong>nen horren<strong>de</strong>n<br />

Bonussummen stimmen immer<br />

mehr in dieses Lied ein. Doch die Wissenschaft<br />

hält weiterhin dagegen. „Statt<br />

auf plausible Beispiele sollten Personalprofi<br />

s auf wissenschaftlich abgesicherte<br />

Ergebnisse schauen“, sagt Professor<br />

Heiko Weckmüller von <strong>de</strong>r FOM Hochschule<br />

für Oekonomie und Management,<br />

Bonn. „Und die sprechen eine an<strong>de</strong>re<br />

Sprache.“ Zusammen mit Professor Dirk<br />

Sliwka und Professor Torsten Biemann,<br />

Universität zu Köln, hat Weckmüller <strong>de</strong>n<br />

aktuellen Stand <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse zu fi nanziellen Anreizen<br />

in <strong>de</strong>m gera<strong>de</strong> neu erschienenen Wissenschaftsjournal<br />

„PersonalQuarterly“<br />

Online-Seminar<br />

Vergütungsberater Friedrich A.<br />

Fratschner erläutert im <strong>Haufe</strong><br />

Webinar „Mo<strong>de</strong>rne Bonussysteme“<br />

am 24. Januar 2012, wie Bonussysteme<br />

zu gestalten sind und welche<br />

Fehler es dabei zu vermei<strong>de</strong>n<br />

gilt. Weitere Informationen unter<br />

www.haufe-online-training.<strong>de</strong>/<br />

personal<br />

zusammengef<strong>as</strong>st. Die Haupterkenntnis<br />

auf B<strong>as</strong>is mehrerer Meta-Analysen:<br />

„Finanzielle Anreize erhöhen im Durchschnitt<br />

die Produktivität.“<br />

Aber leichtfertig sollte man <strong>de</strong>swegen<br />

mit Bonussystemen trotz<strong>de</strong>m nicht umgehen.<br />

„Es kann durchaus schädliche<br />

Effekte durch Boni in Unternehmen<br />

geben“, betont Sliwka. „Der bei weitem<br />

überwiegen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>r existieren<strong>de</strong>n em-<br />

pirischen Feldstudien zeigt aber positive<br />

Effekte gut gestalteter Anreizsysteme.“<br />

Die Ausgestaltung ist entschei<strong>de</strong>nd<br />

„Gut gestaltet“ ist hier d<strong>as</strong> Stichwort.<br />

Denn die positive Wirkung können Boni<br />

nur entfalten, wenn bestimmte Kriterien<br />

erfüllt sind. „Die Stärke <strong>de</strong>r Anreizwirkung<br />

ist abhängig vom Vergütungsprogramm,<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsaufgabe und <strong>de</strong>n<br />

Einstellungen und Fähigkeiten <strong>de</strong>r Mitarbeiter“,<br />

f<strong>as</strong>sen die Wissenschaftler in<br />

„PersonalQuarterly“ (Ausgabe Oktober<br />

2011) zusammen. Ein zentrales Erfolgskriterium<br />

sei dabei, d<strong>as</strong>s die Ziele wirklich<br />

messbar sein müssten.<br />

Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n Ziele aber auch zu<br />

einem zentralen Risiko, wenn sie nicht gut<br />

gestaltet sind. Nobelpreisträger George<br />

A. Akerlof weist in seinem neuen Buch<br />

„I<strong>de</strong>ntity Economics“ auf ein wichtiges<br />

Problem <strong>de</strong>r Zielgestaltung hin: „Wenn<br />

ein Beschäftigter nur fi nanziell entlohnt<br />

wird und nur wirtschaftliche Ziele hat,<br />

wird er d<strong>as</strong> System melken.“ Erst wenn<br />

ein Mitarbeiter auch dieselben Ziele wie<br />

seine Organsiation verfolge, verschwin<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Interessenkonfl ikt, so Akerlof. D<strong>as</strong><br />

zeigt: Ziele dürfen nicht eindimensional<br />

gesteckt sein. Dies wird auch klar in unserer<br />

Studienzusammenf<strong>as</strong>sung ab Seite<br />

14, die einige Risiken aufzeigt.<br />

Immer noch hält die Diskussion darüber an, ob<br />

fi nanzielle Anreize nutzen. Dabei hat die Wissenschaft<br />

schon lange eine Antwort: Ja, sie wirken.<br />

Vorab vermei<strong>de</strong>n können Unternehmen<br />

die Risiken, wenn sie gera<strong>de</strong> ein<br />

Bonussystem einführen. Doch wer schon<br />

über ein Bonussystem verfügt, ist noch<br />

mehr gefor<strong>de</strong>rt: Ist d<strong>as</strong> System überhaupt<br />

noch effektiv? O<strong>de</strong>r übersteigt <strong>de</strong>r<br />

Aufwand <strong>de</strong>n Nutzen? Schließlich will<br />

ein System, d<strong>as</strong> <strong>de</strong>n Risiken vorbeugt,<br />

auch verwaltet sein. Thom<strong>as</strong> Marquardt,<br />

Global Head of HR bei Infi neon, hatte<br />

bei<strong>de</strong> Fragen mit „Nein“ beantwortet<br />

und hat dann sein Bonussystem radikal<br />

verän<strong>de</strong>rt. W<strong>as</strong> dabei herausgekommen<br />

ist und welche Lehren Sie daraus ziehen<br />

können, erfahren Sie ab Seite 17. W<strong>as</strong><br />

Ihnen d<strong>as</strong> Beispiel in je<strong>de</strong>m Fall zeigen<br />

wird: Je<strong>de</strong>s Unternehmen muss nach seinem<br />

maßgeschnei<strong>de</strong>rten System suchen.<br />

Auf welche Kriterien Sie dabei achten<br />

sollten, entnehmen Sie unserer Checkliste<br />

(Seite 24). W<strong>as</strong> arbeitsrechtlich zu<br />

beachten ist, lesen Sie ab Seite 26.


TITEL<br />

BONUSSYSTEME<br />

Bonussysteme sollten maßgeschnei<strong>de</strong>rt sein, damit sie ihre volle Wirkung entfalten können. Aber <strong>de</strong>r Aufwand darf <strong>de</strong>n Nutzen nicht übersteigen.<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

© ISTOCKPHOTO/THINKSTOCK<br />

13


14 BONUSSYSTEME<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Die Balance fi n<strong>de</strong>n<br />

STUDIEN. Ein Bonus kann für mehr Produktivität sorgen, zeigt die Forschung.<br />

Aber die Ziele müssen wohlüberlegt sein, sonst birgt d<strong>as</strong> System Risiken.<br />

Von Claus Herbertz<br />

Vergütungssysteme mit variablen<br />

Komponenten haben<br />

sich in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahrzehnten zum personalwirtschaftlichen<br />

Standardrepertoire<br />

entwickelt. Im Schnitt sehen zirka 40<br />

Prozent aller Firmen eine variable Lohnkomponente<br />

für ihre Mitarbeiter vor.<br />

Bei Führungskräften liegt <strong>de</strong>r Anteil<br />

<strong>de</strong>r Firmen bei gut 60 Prozent, wobei<br />

es <strong>de</strong>utliche Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n<br />

Diese <strong>de</strong>utschen Zahlen ähneln <strong>de</strong>nen<br />

in an<strong>de</strong>ren Industrienationen. Zirka 55<br />

Prozent aller privaten Unternehmen in<br />

Großbritannien zahlen variable Lohnkomponenten.<br />

In <strong>de</strong>n USA sehen etwa<br />

47 Prozent aller Arbeitsverträge variable<br />

Vergütung vor.<br />

Wirkung <strong>de</strong>s Bonus oft unterbelichtet<br />

Trotz <strong>de</strong>r weiten Verbreitung dieser Instrumente<br />

wer<strong>de</strong>n die Auswirkungen<br />

auf Produktivität, Kosten und Qualität<br />

von Arbeitsprozessen von Unterneh-<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem richtig austarieren: Dazu müssen die Ziele mehrdimensional gestaltet und die Risiken vorab überdacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Branchen gibt. Rund 32 Prozent aller Unternehmen<br />

vergüten ihre Mitarbeiter auf<br />

B<strong>as</strong>is ihrer persönlichen Leistung, zirka<br />

16 Prozent koppeln <strong>de</strong>n variablen Anteil<br />

an <strong>de</strong>n Team- o<strong>de</strong>r Abteilungserfolg und<br />

18 Prozent beteiligen ihre Mitarbeiter<br />

am Unternehmenserfolg. Häufi g wer<strong>de</strong>n<br />

auch mehrere Formen kombiniert eingesetzt. <br />

men jedoch nur selten gemessen. W<strong>as</strong><br />

aber genau bewirkt variable Vergütung<br />

auf B<strong>as</strong>is individueller Leistung o<strong>de</strong>r<br />

Unternehmensgewinn? Die empirische<br />

Personalökonomie zählt noch zu <strong>de</strong>n<br />

Nesthäkchen in <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />

Forschung, kann mittlerweile jedoch<br />

einige grundlegen<strong>de</strong> Wirkungsweisen<br />

von Anreizsystemen benennen und<br />

quantifi zieren. Am besten dokumentiert<br />

sind Produktivitätssteigerungen durch<br />

individuelle Anreize, wenn die Leistung<br />

eines Mitarbeiters gut messbar ist. Beispiele<br />

aus <strong>de</strong>r Literatur sind Arbeiter, die<br />

nach <strong>de</strong>r Anzahl montierter Autoscheiben<br />

o<strong>de</strong>r gepfl anzter Bäume vergütet<br />

wer<strong>de</strong>n. In diesen Fällen führen Stücklöhne<br />

im Vergleich zu Fixlöhnen zu einer<br />

Produktivitätssteigerung von zirka<br />

20 Prozent.<br />

Die Wirkung dieser Anreize ist <strong>de</strong>nkbar<br />

einfach. Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n für<br />

zusätzliche Anstrengung vergütet und<br />

sind <strong>de</strong>swegen leistungsbereiter. Lei<strong>de</strong>r<br />

ist aber die Leistung an <strong>de</strong>n meisten Arbeitsplätzen<br />

nicht <strong>de</strong>rart gut messbar<br />

und daher <strong>de</strong>r Effekt wohl <strong>de</strong>utlich kleiner.<br />

Jedoch zeigen diese Beispiele, d<strong>as</strong>s<br />

ein gelungenes Anreizsystem großes<br />

Engagement bei Arbeitnehmern freisetzen<br />

kann. Neben <strong>de</strong>m einfachen Motiva-<br />

© FOTOLIA.COM


tionseffekt wer<strong>de</strong>n unter individuellen<br />

Anreizen auch ten<strong>de</strong>nziell bessere Entscheidungen<br />

getroffen. Hierzu gehört<br />

beispielsweise die Personalauswahl.<br />

Führungskräfte, die über ihren Lohn<br />

vom Erfolg ihrer Abteilung profi tieren,<br />

stellen geeignetere Mitarbeiter ein. Darüber<br />

hinaus entschei<strong>de</strong>n Führungskräfte<br />

eher im Sinne <strong>de</strong>s Unternehmens. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

Verzerrungen durch enge soziale<br />

Bindungen o<strong>de</strong>r Vorlieben kommen<br />

weniger zum Tragen, wenn Führungskräfte<br />

auch fi nanziell an einer sachlich<br />

optimalen Lösung interessiert sind.<br />

Einzelleistung oft nicht erkennbar<br />

In vielen Fällen ist die Beurteilung <strong>de</strong>r<br />

Leistung einzelner Mitarbeiter und Führungskräfte<br />

jedoch schwierig, zu aufwendig<br />

o<strong>de</strong>r schlicht unerwünscht. Eine<br />

Alternative zu individuellen Anreizen<br />

ist die Kopplung <strong>de</strong>s Lohns an <strong>de</strong>n Erfolg<br />

eines Teams o<strong>de</strong>r einer Abteilung. Noch<br />

bis in die 90er-Jahre sahen Wirtschaftswissenschaftler<br />

diese Ansätze kritisch.<br />

Warum sollte ein Einzelner mehr Engagement<br />

zeigen, wenn die Höhe <strong>de</strong>s Teambonus<br />

doch vor allem von <strong>de</strong>r Leistung<br />

<strong>de</strong>r vielen Kollegen abhängt?<br />

Wie immer die Theorie aussehen mag,<br />

etliche Studien sehen einen positiven Zusammenhang<br />

zwischen Teamvergütung<br />

und Produktivität, wobei einige Umstän<strong>de</strong><br />

diesen Zusammenhang begünstigen.<br />

Die Auswertung von Daten eines großen<br />

amerikanischen Stahlproduzenten<br />

beispielsweise zeigt, d<strong>as</strong>s Teamboni die<br />

Produktivität in komplexen Produktionsprozessen,<br />

die eine rege Kommunikation<br />

zwischen Mitarbeitern erfor<strong>de</strong>rn, stark<br />

erhöhen. D<strong>as</strong> gleiche Vergütungssystem<br />

hatte in Werken <strong>de</strong>s gleichen Betreibers<br />

mit einfachen Produktionsprozessen<br />

einen positiven, aber ten<strong>de</strong>nziell geringeren<br />

Effekt.<br />

Ein weiteres gutes Beispiel für erfolgreiche<br />

Teamvergütung bietet <strong>de</strong>r Fall<br />

einer amerikanischen Näherei, die ihre<br />

Vergütung von individuellen Stücklöhnen<br />

auf Teamvergütung umstellte. Die<br />

Gesamtproduktivität produzieren<strong>de</strong>r<br />

Fallbeispiel 1: Unternehmensziele<br />

Mitarbeiter stieg um 14 Prozent. Bei<br />

dieser Studie stellte sich heraus, d<strong>as</strong>s<br />

insbeson<strong>de</strong>re weniger leistungsstarke<br />

Mitarbeiter durch Lernprozesse im Team<br />

ihre Leistung <strong>de</strong>utlich steigern konnten.<br />

Die Vergütung von Teams o<strong>de</strong>r Abteilungen<br />

macht also ganz beson<strong>de</strong>rs dann<br />

Sinn, wenn Kommunikation unter Mitarbeitern,<br />

komplexe Produktions- o<strong>de</strong>r<br />

Entwicklungsprozesse o<strong>de</strong>r Lernprozesse<br />

zwischen erfahrenen und weniger<br />

erfahrenen Mitarbeitern eine große Rolle<br />

spielen.<br />

Unternehmensboni dienen <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiterbindung und Motivation<br />

Neben <strong>de</strong>n angesprochenen Ansätzen<br />

sind auch unternehmensweite Vergütungsprogramme<br />

verbreitet. Diese<br />

können beispielsweise in Form von Be-<br />

TITEL<br />

BONUSSYSTEME<br />

PRAXIS<br />

In vielen Fällen zeigt sich erst in <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s Bonussystems, ob es in<br />

<strong>de</strong>r Wirkung hält, w<strong>as</strong> es verspricht. Im Fall von Continental Airlines konnte d<strong>as</strong><br />

Unternehmen seine Ziele durch die Einführung eines Bonus erreichen.<br />

Continental Airlines zahlte von 1995 bis 1996 einen monatlichen Pro-Kopf-Bonus von 65<br />

Dollar, wenn es die Fluggesellschaft unter die Top 5 <strong>de</strong>r pünktlichsten Airlines schafft.<br />

Auf zehn <strong>de</strong>r 32 Flughäfen, die Continental Airlines anfl og, arbeiteten Vertragspartner in<br />

<strong>de</strong>r Flugabwicklung und keine o<strong>de</strong>r nur wenige Mitarbeiter von Continental Airlines. Die<br />

Mitarbeiter an diesen Flughäfen erhielten folglich auch keine Bonuszahlungen für Pünktlichkeit.<br />

Innerhalb kürzester Zeit nach Einführung <strong>de</strong>s Bonusprogramms, erreichte Continental<br />

Airlines regelmäßig Top-Platzierungen im „On Time Ranking“. Die Wirkung <strong>de</strong>s<br />

Bonus kann daran abgelesen wer<strong>de</strong>n, d<strong>as</strong>s lediglich auf Flughäfen, die von Continental<br />

selbst gesteuert wur<strong>de</strong>n, eine starke<br />

Verbesserung festgestellt wur<strong>de</strong>.<br />

Die Leistung <strong>de</strong>r Vertragspartner, die<br />

keinen Bonus für gute Platzierungen<br />

erhielten, verbesserte sich hingegen<br />

kaum. Allein durch d<strong>as</strong> Erreichen von<br />

Anschlussfl ügen und Weiterempfehlungen<br />

an<strong>de</strong>rer Fluggesellschaften<br />

erhöhte sich <strong>de</strong>r monatliche C<strong>as</strong>hfl ow<br />

Continental Airlines belohnte für Pünktlichkeit.<br />

um acht Millionen Dollar.<br />

teiligungen am operativen Ergebnis o<strong>de</strong>r<br />

Kapitalbeteiligungen vorliegen. Einige<br />

Studien weisen zwar einen positiven Zusammenhang<br />

zwischen Mitarbeiterbeteiligung<br />

und Unternehmenserfolg nach,<br />

die genaue Wirkung von Mitarbeiterbeteiligungen<br />

ist jedoch noch nicht entschlüsselt.<br />

Zwei häufi g genannte Effekte<br />

sind eine erhöhte Mitarbeiterbindung<br />

und Arbeitsmotivation sowie niedrigere<br />

Fehlzeiten.<br />

Vor diesem Hintergrund überr<strong>as</strong>cht<br />

es nicht, d<strong>as</strong>s die für ihre enge Mitarbeiterbindung<br />

bekannten japanischen<br />

Unternehmen f<strong>as</strong>t alle Mitarbeiterbeteiligungen<br />

vorsehen. Neben einer allgemeinen<br />

Gewinnbeteiligung können<br />

auch konkrete Unternehmensziele, wie<br />

Umsatz und Qualität, durch Mitarbeiterboni<br />

angesteuert wer<strong>de</strong>n. Continental<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

15


16 BONUSSYSTEME<br />

Fallbeispiel 2: Individuelle Ziele<br />

Airlines beispielsweise konnte in <strong>de</strong>n<br />

90er-Jahren durch einen monatlichen<br />

Bonus von 65 Dollar die Pünktlichkeit<br />

seiner M<strong>as</strong>chinen <strong>de</strong>utlich verbessern<br />

(siehe K<strong>as</strong>ten auf Seite 15).<br />

Komplexe Arbeitssysteme erfor<strong>de</strong>rn<br />

ebenso komplexe Bonussysteme<br />

Trotz <strong>de</strong>r großen Chancen von Anreizsystemen<br />

sind sie nicht ohne Risiken.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re bei individuellen Anreizen<br />

gilt: D<strong>as</strong> Engagement <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

verlagert sich hin zu <strong>de</strong>n Aufgaben, die<br />

fi nanziell honoriert wer<strong>de</strong>n. Dies kann<br />

zum Problem wer<strong>de</strong>n, wenn Mitarbeiter<br />

mehrere wichtige Aufgabengebiete haben,<br />

jedoch nicht alle in ein variables<br />

Vergütungssystem eingebun<strong>de</strong>n sind.<br />

Steht <strong>de</strong>r Umsatz eines Mitarbeiters im<br />

Vertrieb im Vor<strong>de</strong>rgrund, legt dieser weniger<br />

Wert auf eine Beratung im Sinne<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n. Wer<strong>de</strong>n Mitarbeiter in einer<br />

Versandabteilung anhand <strong>de</strong>r Pünktlichkeit<br />

und Anzahl <strong>de</strong>r Postausgänge<br />

vergütet, wer<strong>de</strong>n häufi ger fehlerhafte<br />

Produkte versen<strong>de</strong>t.<br />

Komplexere Arbeitsumgebungen<br />

erfor<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>swegen komplexere Vergütungsansätze<br />

mit mehr Zielgrößen.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re Schnittstellen zwischen<br />

Mitarbeitern o<strong>de</strong>r Abteilungen können<br />

für Probleme sorgen. Sind bestimmte<br />

Größen nicht genau messbar, ist eine<br />

subjektive Leistungsbeurteilung von<br />

Vorgesetzten eine Möglichkeit, weiche<br />

Faktoren mit in die variable Lohnkomponente<br />

einzubeziehen. In je<strong>de</strong>m Fall<br />

müssen Aufgabenbereiche und Arbeitsabläufe<br />

bei <strong>de</strong>r Verwendung variabler<br />

Vergütung genau analysiert und<br />

gegebenenfalls angep<strong>as</strong>st wer<strong>de</strong>n, um<br />

Fehlsteuerungen zu vermei<strong>de</strong>n. Einige<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

PRAXIS<br />

D<strong>as</strong> Fallbeispiel von chilenischen Busfahrern zeigt anschaulich, d<strong>as</strong>s Arbeitgeber<br />

individuelle Ziele genau <strong>de</strong>fi nieren müssen. Sind sie zu eindimensional gestaltet,<br />

verstärkt <strong>de</strong>r Bonus unerwünschte Nebenwirkungen.<br />

Die Fahrer <strong>de</strong>r zirka 8.000 Busse in Santiago <strong>de</strong> Chile wer<strong>de</strong>n überwiegend nach Anzahl <strong>de</strong>r<br />

beför<strong>de</strong>rten P<strong>as</strong>sagiere bezahlt. Einige <strong>de</strong>r Busfahrer erhalten jedoch einen Fixlohn. Ein Vergleich<br />

von durchschnittlicher Wartezeit pro P<strong>as</strong>sagier und Unfällen pro gefahrenen Kilometer<br />

zeigt, d<strong>as</strong>s die individuellen Anreize eine positive Auswirkung auf die Transportqualität<br />

haben. Variabel vergütete Busfahrer versuchen, <strong>de</strong>n Abstand auf <strong>de</strong>n vorherigen Bus nicht zu<br />

klein wer<strong>de</strong>n zu l<strong>as</strong>sen, da sie so mehr P<strong>as</strong>sagiere beför<strong>de</strong>rn können. Dies führt zu geringeren<br />

Wartezeiten. Ein Vergleich <strong>de</strong>r Unfallzahlen zeigt jedoch, d<strong>as</strong>s variabel vergütete Busfahrer<br />

in 67 Prozent mehr Unfälle verwickelt sind und 74 Prozent mehr Unfälle selbst verursachen.<br />

Ein erhöhtes Risiko wird insbeson<strong>de</strong>re<br />

dann eingegangen, wenn ein nahe<br />

vorausfahren<strong>de</strong>r Bus überholt wird<br />

um die Anzahl an beför<strong>de</strong>rten P<strong>as</strong>sagieren<br />

zu steigern. Die Autoren <strong>de</strong>r<br />

Studie schätzen, d<strong>as</strong>s bei einer Umstellung<br />

auf fi xe Vergütung jährlich<br />

zirka 55 weniger Verkehrstote, 227<br />

weniger schwer Verletzte und 1.400<br />

P<strong>as</strong>sagiere schneller beför<strong>de</strong>rn – ohne Unfälle. weniger leicht Verletzte auftreten.<br />

©FOTOLIA.COM<br />

Unternehmen entschei<strong>de</strong>n sich aufgrund<br />

dieser Problematik jedoch auch,<br />

ganz auf individuelle Leistungsanreize<br />

zu verzichten (siehe d<strong>as</strong> Praxisbeispiel<br />

von Infi neon ab Seite 17).<br />

Die Kollateralschä<strong>de</strong>n von Boni: Wenn<br />

d<strong>as</strong> Ziel zu eindimensional ist<br />

Wer<strong>de</strong>n Mitarbeiter variabel vergütet,<br />

gehen sie auch mehr Risiken ein, um ihre<br />

Ziele zu erreichen. Für viele Arbeitsplätze<br />

scheint dieser Faktor nicht relevant<br />

zu sein, aber er spielt keineswegs nur<br />

bei Investmentbankern und Fondsmanagern,<br />

die „lediglich“ fi nanzielle Schä<strong>de</strong>n<br />

verursachen, eine Rolle. Einige Berufe<br />

wie Busfahrer, Elektriker o<strong>de</strong>r Bauarbeiter<br />

sind bisweilen mit erheblichen<br />

Risiken verbun<strong>de</strong>n. Lei<strong>de</strong>r sind zu diesem<br />

Thema noch keine aussagekräftigen<br />

Daten verfügbar. Es sollte jedoch darauf<br />

geachtet wer<strong>de</strong>n, d<strong>as</strong>s Sicherheits- und<br />

Arbeitsvorschriften auch unter fi nanziellen<br />

Anreizen ernst genommen und<br />

eingehalten wer<strong>de</strong>n. Ein Negativbeispiel<br />

liefern variabel vergütete Busfahrer in<br />

Santiago <strong>de</strong> Chile, die in 67 Prozent mehr<br />

Unfälle pro Kilometer verwickelt sind,<br />

als ihre fi x vergüteten Kollegen (siehe<br />

K<strong>as</strong>ten links).<br />

Variable Vergütungskomponenten<br />

haben aus wissenschaftlicher Sicht im<br />

Vergleich mit fi xer Entlohnung d<strong>as</strong> Potenzial,<br />

d<strong>as</strong> Engagement <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

und somit <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg<br />

zu erhöhen. Ein Patentmo<strong>de</strong>ll von <strong>de</strong>r<br />

Stange gibt es jedoch nicht. Bevor ein<br />

Unternehmen ein Vergütungsmo<strong>de</strong>ll mit<br />

variablen Anteilen einführt, sollte eine<br />

genaue Analyse <strong>de</strong>r Organisation und<br />

<strong>de</strong>r Abläufe vorausgehen. Nur so kann<br />

d<strong>as</strong> Instrument mit Augenmaß zum Erfolg<br />

führen.<br />

Claus Herbertz<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Seminar für ABWL und Personalwirtschaftslehre<br />

<strong>de</strong>r Universität zu Köln


TITEL<br />

BONUSSYSTEME<br />

Ein weltweiter Neustart<br />

PRAXIS. Da d<strong>as</strong> alte Bonussystem nicht effi zient war, führte Infi neon ein neues<br />

ein. D<strong>as</strong> Beson<strong>de</strong>re: Der individuelle Anteil am Bonus wur<strong>de</strong> dabei abgeschafft.<br />

Von Thom<strong>as</strong> Marquardt und Maik Metzdorf <strong>de</strong>s Tarifbereichs, also Beschäftigte mit durchschnittliche Zielerreichung für <strong>de</strong>n<br />

Infi neon Technologies, Deutschlands<br />

größter Halbleiterhersteller, hat im<br />

Jahr 2010 sein Vergütungssystem<br />

weltweit umgestellt. Kern <strong>de</strong>r Um-<br />

höherwertigen Spezialistenaufgaben<br />

und Funktionen im mittleren und oberen<br />

Management bis hin zu <strong>de</strong>n Top-<br />

Führungskräften direkt unterhalb <strong>de</strong>s<br />

Vorstands. Die weiteren etwa 3.900 Mit-<br />

Individual- o<strong>de</strong>r Teamanteil konstant<br />

<strong>de</strong>utlich oberhalb <strong>de</strong>s 100-Prozent-Zielwerts.<br />

Dieses Phänomen trat weltweit<br />

und über alle Funktionsbereiche ähnlich<br />

auf und hatte <strong>de</strong>n Effekt, d<strong>as</strong>s große<br />

stellung ist die konsequente Ausrichtung arbeiter verteilten sich auf vergleichbare Anteile <strong>de</strong>r eigentlich variablen Zielver-<br />

<strong>de</strong>r variablen Vergütung am Unterneh- Beschäftigtengruppen in 25 Län<strong>de</strong>rn, gütung faktisch nicht variabel waren.<br />

menserfolg und die damit einherge- insbeson<strong>de</strong>re in Asien.<br />

Selbst die über die Jahre entwickelten<br />

hen<strong>de</strong> Entkopplung <strong>de</strong>r individuellen Der Bonus bestand zu gleichen Teilen Anp<strong>as</strong>sungen, wie die Vorgabe von Kata-<br />

Zielvereinbarungen von <strong>de</strong>n variablen aus einer vom Unternehmens- bezielogen mit anspruchsvollen Zielen, haben<br />

Gehaltsbestandteilen.<br />

hungsweise Divisionserfolg abhängigen an <strong>de</strong>r Situation nichts geän<strong>de</strong>rt, jedoch<br />

Erfolgsbeteiligungskomponente und <strong>de</strong>n ohnehin erheblichen adminis-<br />

D<strong>as</strong> alte Vergütungssystem<br />

einer Individual- beziehungsweise trativen Aufwand für d<strong>as</strong> Management<br />

D<strong>as</strong> damalige Bonussystem von Infi ne- Teamkomponente auf B<strong>as</strong>is von Zielver- <strong>de</strong>r Zielvereinbarungen und Zielerreion<br />

galt für etwa 7.200 Mitarbeiter <strong>de</strong>r einbarungen.chungsfeststellungen<br />

weiter erhöht.<br />

weltweit insgesamt zirka 25.000 Be- Während die Erfolgsbeteiligungskom- Infi neon war von <strong>de</strong>r Wirtschafts- und<br />

schäftigten. Dazu gehörten zirka 3.300 ponente mit <strong>de</strong>m wirtschaftlichen Erfolg Finanzkrise <strong>de</strong>r Jahre 2008 und 2009 in<br />

Mitarbeiter in Deutschland oberhalb <strong>de</strong>s Unternehmens schwankte, lag die beson<strong>de</strong>rer Weise betroffen: D<strong>as</strong> Unter-<br />

Einflussfaktoren<br />

Arbeitsrechtliche Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

zum Beispiel Arbeitsverträge<br />

Betriebliche Mitbestimmung<br />

etwa Deutschland, Frankreich, Österreich<br />

Mitarbeiterakzeptanz<br />

Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>s Gehaltspakets<br />

Fixgehalt, Zielgehalt, Ist-Gehalt<br />

Überarbeitung Einkommensund<br />

Bonussystem<br />

Variable Vergütungsphilosophie<br />

Neugestaltung <strong>de</strong>r Vorstandsvergütung<br />

Compliance<br />

Interne HR-Prozesse<br />

Bei <strong>de</strong>n Überlegungen, wie d<strong>as</strong> Bonussystem bei Infi neon neu gestaltet wer<strong>de</strong>n könnte, musste d<strong>as</strong> Projektteam unterschiedliche Faktoren mit<br />

beträchtlichem Einfl uss auf die Konzeption sowie <strong>de</strong>n Projektzeitplan einbeziehen. Quelle: Infineon<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

17


TITEL<br />

18 BONUSSYSTEME<br />

nehmen musste einen tief greifen<strong>de</strong>n<br />

Restrukturierungs- und Transformationsprozess<br />

mit großfl ächigen Kostenoptimierungen<br />

vollziehen. Im Zuge dieser<br />

Krisenerfahrung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich, d<strong>as</strong>s<br />

d<strong>as</strong> bisherige Bonussystem aufgrund<br />

<strong>de</strong>r nur teilweisen Korrelation zwischen<br />

Unternehmenserfolg und Auszahlungsvolumina<br />

unzureichend war,<br />

in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die<br />

notwendige Kostenfl exibilität zu gewährleisten.<br />

Als eine Konsequenz aus <strong>de</strong>r Krise<br />

wur<strong>de</strong> ein neues Leitbild, <strong>de</strong>r „Infi neon<br />

Comp<strong>as</strong>s“ entwickelt. Dieses Leitbild<br />

formuliert <strong>de</strong>n Anspruch, d<strong>as</strong>s Infi neon<br />

dauerhaft eine „High-Performance-Company“<br />

sein will und sein muss. „High<br />

Performance“ drückt sich – nicht nur,<br />

aber maßgeblich – im unbedingten Willen<br />

zum gemeinsamen wirtschaftlichen<br />

Erfolg <strong>de</strong>s Konzerns aus.<br />

Die Kernziele <strong>de</strong>r Neugestaltung<br />

Die Erkenntnis <strong>de</strong>r unzureichen<strong>de</strong>n<br />

Eignung <strong>de</strong>s Bonussystems zur Kostensteuerung<br />

und <strong>de</strong>r neue „High<br />

Performance“-Ansatz waren die wesentlichen<br />

Verän<strong>de</strong>rungsimpulse, aus <strong>de</strong>nen<br />

heraus ein Projekt zur Neugestaltung<br />

<strong>de</strong>r variablen Vergütung gebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>.<br />

D<strong>as</strong> neue Konzept verfolgte damit insgesamt<br />

drei Hauptziele.<br />

● Eine klare Verknüpfung von wirtschaftlichem<br />

Unternehmenserfolg<br />

und Bonuszahlungen herstellen<br />

● Ein hohes Maß an Kostenfl exibilität<br />

erreichen; allerdings keine pauschale<br />

Kostensenkung<br />

● D<strong>as</strong> Bonusmo<strong>de</strong>ll vereinfachen und<br />

<strong>de</strong>n administrativen Aufwand reduzieren<br />

D<strong>as</strong> neue Vergütungskonzept<br />

Kernpunkt <strong>de</strong>s neuen Vergütungskonzepts<br />

ist die vollständige Orientierung<br />

<strong>de</strong>r Bonuszahlungen am wirtschaftlichen<br />

Unternehmenserfolg, <strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>r Verzinsung<br />

<strong>de</strong>s eingesetzten Kapitals, <strong>de</strong>m<br />

Liquiditätszufl uss und <strong>de</strong>m operativen<br />

Ergebnis ausdrückt.<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Der neue Erfolgsbonus b<strong>as</strong>iert für alle<br />

Beschäftigten zu 25 Prozent auf „Return<br />

On Capital Employed“ (ROCE) und zu 25<br />

Prozent auf „Free C<strong>as</strong>h Flow“. Ferner<br />

wird für alle Mitarbeiter d<strong>as</strong> sogenannte<br />

Segmentergebnis mit 50 Prozent herangezogen.<br />

D<strong>as</strong> Segmentergebnis misst<br />

<strong>de</strong>n operativen Erfolg unter Ausklammerung<br />

von Son<strong>de</strong>reffekten. Für Beschäftigte,<br />

die einer Division angehören, gilt<br />

d<strong>as</strong> jeweilige Divisionsergebnis. Für die<br />

Mitarbeiter, die in divisionsübergreifen<strong>de</strong>n<br />

Bereichen wie zum Beispiel <strong>de</strong>r Produktion<br />

o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Zentrale arbeiten,<br />

gilt d<strong>as</strong> Infi neon-Segmentergebnis.<br />

Lediglich für Vertriebsmitarbeiter<br />

kommt d<strong>as</strong> Segmentergebnis nur zu 25<br />

Prozent zur Anwendung. Die restlichen<br />

25 Prozent orientieren sich bei diesen<br />

Mitarbeitern an individuellen Zielen<br />

wie zum Beispiel <strong>de</strong>m Umsatz im Verantwortungsgebiet.<br />

Mit dieser einzigen<br />

Ausnahme im Vertrieb wur<strong>de</strong> die konsequente<br />

Abkehr von individuellen o<strong>de</strong>r<br />

teambezogenen Kenngrößen vollzogen.<br />

Neben dieser technischen Neugestaltung<br />

erfolgte auch eine Neuausrichtung<br />

<strong>de</strong>s grundsätzlichen Vergütungsan-<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Umgestaltung <strong>de</strong>s Vergütungsmo<strong>de</strong>lls<br />

Altes Mo<strong>de</strong>ll Neues Mo<strong>de</strong>ll<br />

Zielbonus<br />

100 %<br />

50 %<br />

Gewinnbeteiligung<br />

50 %<br />

Team/<br />

Individuell<br />

Erfolgsbonus<br />

100 %<br />

Jahresgrundgehalt Jahresfi xeinkommen<br />

Im neuen Mo<strong>de</strong>ll ist <strong>de</strong>r<br />

Bonus nur vom Unternehmenserfolg<br />

abhängig. Die<br />

individuelle Zielkomponente<br />

wird in d<strong>as</strong> Grundgehalt<br />

und <strong>de</strong>n neuen Erfolgsbonus<br />

umgewan<strong>de</strong>lt und<br />

damit d<strong>as</strong> Fixeinkommen<br />

erhöht. Die zusätzliche<br />

„Übererreichung“ <strong>de</strong>s alten<br />

Mo<strong>de</strong>lls wird durch einen<br />

zusätzlichen Bonusaufschlag<br />

kompensiert und<br />

damit d<strong>as</strong> Zieleinkommen<br />

erhöht.<br />

Quelle: Infineon<br />

satzes. Bis dato orientierte sich die Vergütung<br />

an einem Jahreszieleinkommen.<br />

Dieses war dadurch gekennzeichnet,<br />

d<strong>as</strong>s es neben einem Fixeinkommen<br />

einen ausgeprägten variablen Einkommensanteil<br />

gab. Dieser konnte durch die<br />

Individualkomponente von <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

maßgeblich beeinfl usst wer<strong>de</strong>n.<br />

Neue grundsätzliche Systematik<br />

Mit <strong>de</strong>r neuen Systematik verfolgt Infi<br />

neon nun einen sogenannten „B<strong>as</strong>e<br />

plus“-Ansatz, wie er in vielen Hightech-<br />

Unternehmen verbreitet ist. Hierbei<br />

wird die variable Vergütung als (reine)<br />

Erfolgsbeteiligung gesehen. Da <strong>de</strong>r Bonus<br />

vollständig an fi nanziellen Kennzahlen<br />

orientiert und von <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Mitarbeitern nur sehr indirekt beeinfl<br />

ussbar ist, ist es sinnvoll, d<strong>as</strong>s die variable<br />

Komponente kleiner ausfällt, weil<br />

an<strong>de</strong>rnfalls eine unverhältnismäßige Risikoübernahme<br />

durch die Beschäftigten<br />

bestün<strong>de</strong>.<br />

D<strong>as</strong> heißt, geht es <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

gut, partizipieren die Beschäftigten am<br />

Erfolg. In Ph<strong>as</strong>en, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r wirtschaftliche<br />

Erfolg nicht gegeben ist,


haben die Mitarbeiter eine angemessene<br />

Fixvergütung als verlässliche<br />

Einkommensb<strong>as</strong>is (englisch „B<strong>as</strong>e“).<br />

Die Umstellungsmetho<strong>de</strong><br />

Neben <strong>de</strong>r vollständigen Ausrichtung<br />

<strong>de</strong>s Bonus am fi nanziellen Erfolg<br />

von Infi neon musste also auch<br />

die gesamte Struktur <strong>de</strong>r Vergütung<br />

umgestaltet wer<strong>de</strong>n, mit einer Reduzierung<br />

<strong>de</strong>s variablen Anteils und<br />

einer Anhebung <strong>de</strong>r Fixvergütung.<br />

Dabei war von Anfang an festgelegt,<br />

die Umstellung nicht als Kostensenkungsmaßnahme<br />

vorzunehmen.<br />

Konkret erfolgte die Umstellung<br />

wie folgt: Der individuelle Anteil<br />

an <strong>de</strong>r variablen Zielvergütung<br />

(100-Prozent-Wert) wur<strong>de</strong> aufgelöst<br />

und zu drei Vierteln in die Fixvergütung<br />

überführt. D<strong>as</strong> verbliebene<br />

Viertel wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m neuen Erfolgsbonus<br />

zugeschlagen. Der schon bisher<br />

am Unternehmenserfolg orientierte<br />

Bonusanteil verblieb im Erfolgsbonus.<br />

Und schließlich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r neue<br />

Erfolgsbonus noch um einen „Überzahlungsanteil“<br />

aus <strong>de</strong>n bisherigen<br />

individuellen Zielen erhöht.<br />

In Summe führt dies zu <strong>de</strong>m Ergebnis,<br />

d<strong>as</strong>s die Fixvergütung erhöht<br />

wur<strong>de</strong> – und nunmehr wettbewerbsfähiger<br />

ist als zuvor. Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong><br />

dadurch <strong>de</strong>r variable Anteil an <strong>de</strong>r<br />

Gesamtvergütung gesenkt („B<strong>as</strong>e<br />

plus“-Ansatz) und trotz<strong>de</strong>m die Flexibilität<br />

<strong>de</strong>r Vergütungskosten erhöht.<br />

Denn <strong>de</strong>r neue Erfolgsbonus ist nun<br />

wirklich vollständig variabel.<br />

Weiterhin wird mit Zielen geführt<br />

Infi neon hat die Krise als Verän<strong>de</strong>rungsimpuls<br />

für die Neuausrich-<br />

BONUSSYSTEME<br />

tung <strong>de</strong>s Vergütungsansatzes („B<strong>as</strong>e<br />

plus“), <strong>de</strong>r gesamten Vergütungsstruktur<br />

und die Ausrichtung <strong>de</strong>r<br />

Bonussys tematik an <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg<br />

genutzt. Damit einher<br />

ging die konsequente Entkoppelung<br />

von individuellen Zielvereinbarungen<br />

von <strong>de</strong>n variablen Einkommensbestandteilen.<br />

Gleichwohl be<strong>de</strong>utet dies nicht,<br />

d<strong>as</strong>s Infi neon d<strong>as</strong> Prinzip <strong>de</strong>s Führens<br />

mit Zielvereinbarungen abgeschafft<br />

hat. Ganz im Gegenteil: Die<br />

Führungskräfte wer<strong>de</strong>n davon entl<strong>as</strong>tet,<br />

die Zielvereinbarungen mit ihren<br />

D<strong>as</strong> System stellt keine Abkehr vom Prinzip<br />

<strong>de</strong>r Führung mit Zielen dar. Ganz im Gegenteil:<br />

Nun ist ein offeneres Feedback möglich.<br />

Mitarbeitern im Hinblick auf die Bonusvergabe<br />

zu führen. Dadurch wird<br />

gleichzeitig <strong>de</strong>r Weg freigemacht für<br />

eine neue, qualitativ bessere Feedback-Kultur<br />

zu erzielten Ergebnissen<br />

und gezeigten Verhaltensweisen <strong>de</strong>s<br />

einzelnen Mitarbeiters.<br />

Durch die gewählte Umstellungsmetho<strong>de</strong><br />

konnten die Hauptziele<br />

<strong>de</strong>r erhöhten Kostenfl exibilität und<br />

<strong>de</strong>s reduzierten Administrationsaufwands<br />

erzielt wer<strong>de</strong>n. Und dies alles<br />

vor <strong>de</strong>m Hintergrund, d<strong>as</strong>s eine<br />

so hohe Akzeptanz erreicht wur<strong>de</strong>,<br />

d<strong>as</strong>s 100 Prozent aller betroffenen<br />

Beschäftigten auf d<strong>as</strong> neue System<br />

umgestellt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Dr. Thom<strong>as</strong> Marquardt<br />

Global Head of Human Resources<br />

<strong>de</strong>r Infi neon Technologies AG<br />

Maik Metzdorf<br />

Vice Presi<strong>de</strong>nt Compensation &<br />

Benefi ts, Infi neon Technologies AG<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

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20<br />

BONUSSYSTEME<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

„Nicht an Systemen festhalten“<br />

INTERVIEW. Infi neon hat sein variables Vergütungsmo<strong>de</strong>ll radikal verän<strong>de</strong>rt.<br />

W<strong>as</strong> an<strong>de</strong>re Unternehmen von diesem Beispiel lernen können – und w<strong>as</strong> nicht.<br />

personalmagazin: Herr Marquardt, Sie haben<br />

bei Infi neon d<strong>as</strong> Vergütungssystem<br />

umgestellt und dabei <strong>de</strong>n individuellen<br />

Anteil am Bonus abgeschafft. Wie kam<br />

es dazu?<br />

Thom<strong>as</strong> Marquardt: Wir haben beobachtet,<br />

d<strong>as</strong>s unsere Mitarbeiter kontinuierlich<br />

über <strong>de</strong>m 100-Prozent-Zielwert beim<br />

Individualbonus lagen. Der Bonus war<br />

Dr. Thom<strong>as</strong> Marquardt<br />

ist seit 2003 Global Head of Human<br />

Resources <strong>de</strong>r Infi neon Technologies AG<br />

in München.<br />

darum nicht fl exibel. In <strong>de</strong>r Krise kam<br />

es zu <strong>de</strong>m Effekt, d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r Konzern Verluste<br />

verkraften und trotz<strong>de</strong>m Bonuszahlungen<br />

ausschütten musste. D<strong>as</strong> war<br />

<strong>de</strong>r Impuls, d<strong>as</strong> Mo<strong>de</strong>ll umzustellen.<br />

personalmagazin: Der Unternehmenserfolg<br />

und <strong>de</strong>r Individualbonus waren bei<br />

Infi neon nicht im Einklang. Ist d<strong>as</strong> ein<br />

grundsätzliches Problem in Bonussystemen,<br />

Herr Kramarsch?<br />

Michael H. Kramarsch: D<strong>as</strong> p<strong>as</strong>siert, wenn<br />

Finanzierung und Verteilung im Bonussystem<br />

nicht klar getrennt sind. Dann<br />

verkommt die Leistungsbeurteilung<br />

zum ausgleichen<strong>de</strong>n Gehaltsmanagement.<br />

Individuelle Leistung und Unternehmens-Performance<br />

müssen atmen<br />

– aber nicht zwingend im Einklang.<br />

Marquardt: Für uns war es aber in <strong>de</strong>r<br />

Krise ein essenzielles Problem. Die<br />

Führungskräfte haben die Leistung<br />

ihrer Mitarbeiter über Zyklen hinweg<br />

positiv eingeschätzt und entsprechend<br />

haben diese <strong>de</strong>n Bonus als Teil ihres<br />

Fixgehalts betrachtet. Damit ging uns<br />

die Motivations- und Flexibilitätsfunktion<br />

verloren.<br />

personalmagazin: D<strong>as</strong> heißt, Infi neon hatte<br />

mit <strong>de</strong>r berühmten Ten<strong>de</strong>nz zur positiven<br />

Bewertung zu kämpfen. Ist d<strong>as</strong><br />

auch in an<strong>de</strong>ren Firmen ein Problem?<br />

Kramarsch: Eine rechtsschiefe Verteilung<br />

in <strong>de</strong>r Bewertung gibt es tatsächlich<br />

häufi g. D<strong>as</strong> ist bekannt. Aber ich halte<br />

dieses Phänomen an sich nicht für<br />

problematisch.<br />

Marquardt: Ich wür<strong>de</strong> auch nicht sagen,<br />

d<strong>as</strong>s unser Problem ausschließlich die<br />

Ten<strong>de</strong>nz zum Positiven war. Vielmehr<br />

müssen wir hier noch genauer die Ursachen<br />

betrachten: Unser Fixgehalt war<br />

verhältnismäßig niedrig angesetzt. Die<br />

Mitarbeiter kamen über <strong>de</strong>n Bonus auf<br />

ein marktgerechtes Gehalt.<br />

personalmagazin: Heißt d<strong>as</strong>, ein Bonussystem<br />

kann nur dann überhaupt richtig<br />

wirken, wenn d<strong>as</strong> Fixgehalt wettbewerbsfähig<br />

ist?<br />

Kramarsch: Ja, d<strong>as</strong> ist so. Im Fall <strong>de</strong>r<br />

Banken ist dieser Grundsatz sogar<br />

explizit vorgeschrieben. Hier ist die<br />

Vergütungsstruktur so auszugestalten,<br />

d<strong>as</strong>s Mitarbeiter auch in schlechten Jahren<br />

mit einem Nullbonus angemessen<br />

vergütet sein müssen. Der Bonus muss<br />

Michael H. Kramarsch<br />

ist Managing Partner <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />

Hostettler, Kramarsch &<br />

Partner (HKP).<br />

so gestaltet sein, d<strong>as</strong>s er ausreichen<strong>de</strong><br />

Anreizwirkung entfaltet, aber keine<br />

übertriebene Risikoneigung beinhaltet.<br />

Im Prinzip kommt es schlussendlich<br />

darauf an, für wettbewerbsfähige<br />

Vergütungspakete nicht nur auf die Gesamtsumme<br />

abzuzielen, son<strong>de</strong>rn auch<br />

auf die vernünftige Zusammensetzung<br />

zu achten.


personalmagazin: Niedriges Fixgehalt,<br />

positive Bewertungen, unfl exibler<br />

Bonussatz – gab es noch weitere<br />

Probleme, mit <strong>de</strong>nen Infi neon im alten<br />

Bonussystem zu kämpfen hatte?<br />

Marquardt: Die genannten Fakten waren<br />

systemische Fehler. Daneben entsteht<br />

bei einem Bonussystem auf Unternehmens-,<br />

Team- und individueller Ebene<br />

mit allen dazugehörigen Bewertungssystemen<br />

ein hoher administrativer<br />

Aufwand in <strong>de</strong>r Personalabteilung. D<strong>as</strong><br />

darf man hier auch nicht vergessen.<br />

Kramarsch: Dann müssen wir jetzt<br />

aber unterschei<strong>de</strong>n, ob wir über ein<br />

Führungsproblem sprechen, d<strong>as</strong> zum<br />

Beispiel mit <strong>de</strong>r Ten<strong>de</strong>nz zur positiven<br />

Bewertung einhergeht o<strong>de</strong>r ob es um<br />

ein Kostenproblem geht – entwe<strong>de</strong>r im<br />

Sinn von zu hohen Verwaltungskosten<br />

o<strong>de</strong>r von Personalkosten, die durch die<br />

fi xen Bonusanteile entstehen.<br />

Marquardt: Wir haben versucht, unser<br />

System über einige Stellschrauben zu<br />

justieren. Bei <strong>de</strong>n Personalkosten, die<br />

Herr Kramarsch anspricht, ging es uns<br />

darum, die Kosten zu fl exiblisieren,<br />

nicht notwendigerweise zu senken.<br />

personalmagazin: Und wie wollten Sie dies<br />

erreichen?<br />

Marquardt: Wir haben versucht, einen<br />

multiplikativen Faktor einzuführen, <strong>de</strong>r<br />

in die Berechnung <strong>de</strong>r individuellen<br />

TITEL<br />

BONUSSYSTEME<br />

Bonussumme einfl oss. Dieser Faktor<br />

war abhängig vom Unternehmenserfolg,<br />

sod<strong>as</strong>s in schlechten Zeiten <strong>de</strong>r<br />

individuelle Bonus geringer ausfi el als<br />

in guten Zeiten.<br />

personalmagazin: Sie sagen, Sie haben<br />

„versucht, <strong>de</strong>n Faktor einzuführen“ …<br />

Marquardt: Ja, <strong>de</strong>nn d<strong>as</strong> Phänomen, d<strong>as</strong>s<br />

<strong>de</strong>r individuelle Bonus nicht mit <strong>de</strong>m<br />

Unternehmenserfolg einherging, hatten<br />

wir damit beseitigt. Aber wir haben<br />

dadurch ein Glaubwürdigkeitsproblem<br />

bekommen. Schließlich fl oss auf diese<br />

Weise <strong>de</strong>r Unternehmenserfolg zweimal<br />

in die Bonuszahlung ein: über die Gewinnbeteiligungsziele<br />

sowie über <strong>de</strong>n<br />

Wer sich weiterentwickelt, kann Großes erreichen. duw-berlin.<strong>de</strong>/PM<br />

21<br />

© Succession Pic<strong>as</strong>so / VG Bild-Kunst, Bonn 2011


TITEL<br />

22 BONUSSYSTEME<br />

individuellen Anteil am Bonus. Der fi el<br />

dann teilweise niedriger aus, obwohl<br />

die individuellen Ziele erreicht waren.<br />

personalmagazin: Wie gingen Sie die<br />

vorhin angesprochene Führungsproblematik<br />

an?<br />

Marquardt: Hier haben wir <strong>de</strong>n Zielkatalog<br />

für unsere Führungskräfte so erweitert,<br />

d<strong>as</strong>s sie mehr Unterstützung bei<br />

<strong>de</strong>r Bewertung erhalten. Die positive<br />

Ten<strong>de</strong>nz haben wir dadurch aber auch<br />

nicht merkbar beeinfl usst.<br />

personalmagazin: Herr Kramarsch, Wie<br />

müssten <strong>de</strong>nn Ziele gestaltet sein,<br />

damit sie tatsächlich im Bonussystem<br />

effektiv angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n können?<br />

Kramarsch: Individuelle Ziele müssen relevant,<br />

individuell nachvollziehbar und<br />

messbar sein. Zu<strong>de</strong>m sollte <strong>de</strong>r Prozess<br />

<strong>de</strong>s individuellen Performance Managements<br />

mit Gesprächen zu Zielvereinbarung<br />

und -messung abgesteckt sein.<br />

personalmagazin: Warum haben die Justierungen<br />

im System bei Infi neon Ihres<br />

Erachtens nicht geholfen?<br />

Kramarsch: Natürlich kann man Skalen<br />

in <strong>de</strong>r Bewertung verän<strong>de</strong>rn, die<br />

Gewichtung von Zielkategorien o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>re technische Systemparameter<br />

modifi zieren. Aber d<strong>as</strong> än<strong>de</strong>rt nichts<br />

am generellen Problem, d<strong>as</strong>s es meist<br />

eine prozessuale und kulturelle Lösung<br />

braucht. Und diese läuft im Kern darauf<br />

hinaus, d<strong>as</strong>s sich Führungskräfte nicht<br />

vor Führung scheuen und hinter einem<br />

Vergütungssystem verstecken dürfen.<br />

personalmagazin: Sind Probleme in einem<br />

Bonussystem also immer eine Führungsfrage?<br />

Kramarsch: Oft, aber nicht immer. Man<br />

muss unterschei<strong>de</strong>n, w<strong>as</strong> genau<br />

hinter <strong>de</strong>n beobachteten Problemen<br />

steckt: Erzielt <strong>de</strong>r Bonus nicht mehr<br />

die gewünschte Motivationsfunktion?<br />

Dann muss man die Führungs- und<br />

Leistungskultur über<strong>de</strong>nken. O<strong>de</strong>r sind<br />

die Bonuskosten nicht variabel? Dann<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

ist d<strong>as</strong> Vergütungssystem zu än<strong>de</strong>rn.<br />

Meines Erachtens wird aber viel zu oft<br />

an <strong>de</strong>n Systemen herumgeschraubt und<br />

die Führungskultur vernachlässigt.<br />

personalmagazin: Wie hat Infi neon jetzt<br />

d<strong>as</strong> neue Bonusmo<strong>de</strong>ll aufgebaut, um<br />

bei<strong>de</strong> Ebenen <strong>de</strong>s Problems lösen zu<br />

können?<br />

Marquardt: Wir haben <strong>de</strong>n individuellen<br />

und <strong>de</strong>n Teambonus abgeschafft.<br />

Dadurch ersparen wir uns enorme administrative<br />

Kosten. Als Bonus erhalten<br />

die Mitarbeiter die Gewinnbeteiligung,<br />

damit halten wir die Kosten fl exibel und<br />

sie stehen im direkten Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m Unternehmenserfolg.<br />

Kramarsch: Hier muss ich einmal kritisch<br />

einhaken. Sich lediglich am Unternehmenserfolg<br />

zu orientieren, löst bei<br />

großen Unternehmen vielleicht die<br />

Frage <strong>de</strong>r Finanzierung, nicht aber die<br />

<strong>de</strong>s Performance Managements.<br />

Marquardt: Da bin ich ganz an<strong>de</strong>rer Meinung.<br />

Bei uns war gera<strong>de</strong> die Verbesserung<br />

<strong>de</strong>s Performance Managements<br />

ein Anliegen im neuen Bonussystem.<br />

Ich bin davon überzeugt, d<strong>as</strong>s wir ein<br />

besseres Performance Management<br />

leisten können, in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bonus im<br />

Feedbackgespräch nun keine Rolle<br />

mehr spielt. Davon erhoffen wir uns<br />

mehr Ehrlichkeit. Der Fokus wird wie<strong>de</strong>r<br />

stärker auf die Entwicklungsmöglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter gelegt.<br />

personalmagazin: Sie gehen also grundsätzlich<br />

davon aus, d<strong>as</strong>s die Leistung<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter nicht über <strong>de</strong>n individuellen<br />

Bonus geregelt wer<strong>de</strong>n kann?<br />

Marquardt: Nein, d<strong>as</strong> muss ich einschränken.<br />

Wir <strong>de</strong>nken, d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r Grundsatz<br />

„Pay for Performance“ besser bei <strong>de</strong>r<br />

Gehaltsentwicklung angewen<strong>de</strong>t wer-<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>n kann. Bei <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Vertriebsmitarbeiter<br />

haben wir <strong>de</strong>n individuellen<br />

Anteil am Bonus allerdings beibehalten.<br />

Dort gehört er dazu, um d<strong>as</strong> Gehalt<br />

wettbewerbsfähig zu gestalten.<br />

personalmagazin: Haben Sie auch dafür<br />

gesorgt, d<strong>as</strong>s d<strong>as</strong> Gehalt an<strong>de</strong>rer Mitarbeitergruppen<br />

bei Infi neon wettbewerbsfähig<br />

ist?<br />

Marquardt: Ja, haben wir. Zwar verzichten<br />

wir auf <strong>de</strong>n individuellen Bonus,<br />

dafür ist d<strong>as</strong> Fixgehalt höher. In guten<br />

Zeiten erhalten die Mitarbeiter in <strong>de</strong>r<br />

Summe sogar mehr Gehalt als früher.<br />

„Ohne <strong>de</strong>n individuellen Bonus können wir ein<br />

besseres Performance Management leisten.“<br />

Dr. Thom<strong>as</strong> Marquardt, Head of Human Resources, Infi neon Technologies AG<br />

personalmagazin: In schlechten Zeiten<br />

aber auch weniger als vorher. Haben Sie<br />

nicht Angst vor Motivationsverlusten?<br />

Marquardt: Nein, wie gesagt, wir stärken<br />

mit unserem neuen Mo<strong>de</strong>ll d<strong>as</strong><br />

Performance Management, in<strong>de</strong>m wir<br />

mehr Personalentwicklung betreiben<br />

können. Son<strong>de</strong>rzahlungen für außergewöhnliche<br />

Leistungen sind nach wie<br />

vor möglich. Diese wer<strong>de</strong>n allerdings<br />

nicht an eine Zielsetzung im Vorfeld<br />

geknüpft, son<strong>de</strong>rn nur im Nachhinein<br />

als echte Belohnung ausgezahlt.<br />

personalmagazin: Dann haben Sie wohl<br />

d<strong>as</strong> i<strong>de</strong>ale Mo<strong>de</strong>ll gefun<strong>de</strong>n.<br />

Marquardt: Zumin<strong>de</strong>st d<strong>as</strong> i<strong>de</strong>ale Mo<strong>de</strong>ll<br />

für Infi neon. Es gibt kein Patentrezept<br />

für ein Vergütungsmo<strong>de</strong>ll. Dieses p<strong>as</strong>st<br />

auf unsere Bedürfnisse. An<strong>de</strong>re Unternehmen<br />

müssen ihren Weg fi n<strong>de</strong>n. An<br />

unserem Beispiel sieht man aber, d<strong>as</strong>s<br />

man d<strong>as</strong> Bonussystem in je<strong>de</strong>m Fall<br />

über<strong>de</strong>nken muss, wenn es nicht <strong>de</strong>n<br />

gewünschten Effekt hat o<strong>de</strong>r zu aufwendig<br />

ist. Man sollte nicht einfach an alten<br />

System festhalten.<br />

D<strong>as</strong> Interview führte Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva.


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24 BONUSSYSTEME<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Immer noch wirksam?<br />

CHECKLISTE. Einmal eingeführt, muss ein Bonussystem auf Effektivität und<br />

Effi zienz überprüft wer<strong>de</strong>n. Schon kleine Details können entschei<strong>de</strong>nd sein.<br />

Von Friedrich Fratschner<br />

Vielfach halten Unternehmen<br />

an Bonussystemen fest, die<br />

die Führungskräfte und Mitarbeiter<br />

als wenig motivierend<br />

ansehen wer<strong>de</strong>n. Sie schenken <strong>de</strong>n zugrun<strong>de</strong><br />

liegen<strong>de</strong>n Zielen kein Vertrauen<br />

mehr. Oft liegt dies daran, d<strong>as</strong>s die Ziele<br />

entwe<strong>de</strong>r zu kurzfristig ausgelegt sind<br />

Checkliste<br />

und damit schnell ihre Aktualität verlieren.<br />

O<strong>de</strong>r die Ziele sind unzureichend<br />

im Managementkreis abgestimmt und<br />

l<strong>as</strong>sen so <strong>de</strong>n strategischen Fokus vermissen.<br />

Daneben ist die Führungskraft<br />

<strong>de</strong>r Engp<strong>as</strong>s je<strong>de</strong>s Bonussystems. Denn<br />

die Kommunikation <strong>de</strong>r Ziele sowie ihre<br />

strategische Einbindung obliegt <strong>de</strong>r<br />

Führungskraft. Bonussysteme sind dann<br />

erfolgreich, wenn es <strong>de</strong>r Führungskraft<br />

gelingt, zwischen Gut- und Schlechtleistern<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Performance-Managements<br />

<strong>de</strong>utlich zu differenzieren.<br />

Die Checkliste hilft, d<strong>as</strong> Bonussystem<br />

auf solche Fehler und damit auf Effektivität<br />

und Effi zienz zu überprüfen.<br />

Dr. Friedrich A. Fratschner, Partner <strong>de</strong>r Baumgartner<br />

& Partner Management Consultants und<br />

Geschäftsführer von Compensation-Online<br />

Merkmal <strong>de</strong>s Bonussystems Bereits<br />

erfüllt<br />

Zielrelevanz<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem ist an <strong>de</strong>n strategischen und operativen, merhjährigen Zielen <strong>de</strong>s Unternehmens ausgerichtet.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem sichert ab, d<strong>as</strong>s in schlechten Zeiten keine Bonuszahlung möglich ist und in guten Zeiten eine herausragen<strong>de</strong> Bonuschance besteht.<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem sichert ab, d<strong>as</strong>s absolute/relative Bonusbudgets nicht überschritten wer<strong>de</strong>n.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem ist fl exibel und folgt verlässlich <strong>de</strong>m Geschäftsverlauf.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem schafft klare personalpolitische Mehrwerte, die nicht durch administrative Mehraufwendungen konterkarriert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Konstruktion <strong>de</strong>s Bonussystems reduziert kostenaufwendige Rückfragen an HR.<br />

Transparenz<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem und seine Wirkungsweise sind für Anwen<strong>de</strong>r und Bonusbezieher leicht nachvollziehbar sowie frei von Willkür.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem ist frei von nicht planbaren Korrekturfaktoren/Einfl ussfaktoren.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem verfügt über klare Regeln zur Bonusverteilung/-ermittlung.<br />

Genauigkeit<br />

Die Regeln zur Bonusermittlung sind genau und nachvollziehbar und l<strong>as</strong>sen keinen Interpretationsspielraum.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem erkennt die Grenzen <strong>de</strong>r Genauigkeit in <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen die Genauigkeit <strong>de</strong>m Aufwand entgegensteht.<br />

Zielgruppenbezug<br />

D<strong>as</strong> System p<strong>as</strong>st zu <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Branche.<br />

D<strong>as</strong> System p<strong>as</strong>st zu <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r jeweiligen Unternehmensebene: D<strong>as</strong> Bonussystem berücksichtigt, d<strong>as</strong>s auf <strong>de</strong>n unteren Ebenen Einzelleistungen oft nicht isoliert feststellbar<br />

sind und d<strong>as</strong>s auf <strong>de</strong>n mittleren und oberen Ebenen an<strong>de</strong>re Performance-Metho<strong>de</strong>n anzuwen<strong>de</strong>n sind als auf <strong>de</strong>n unteren Ebenen.<br />

D<strong>as</strong> System p<strong>as</strong>st zu <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Funktionsbereichs: D<strong>as</strong> Bonussystem berücksichtigt die unterschiedlichen Möglichkeiten <strong>de</strong>r Leistungsmessung und -beurteilung in unterschiedlichen<br />

Funktionen und bezieht die Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Funktionsbereiche konsequent ein, ohne <strong>de</strong>n Gesamtkontext <strong>de</strong>s Bonussystems zu verl<strong>as</strong>sen.<br />

Handlungsbedarf


TITEL<br />

BONUSSYSTEME<br />

Merkmal <strong>de</strong>s Bonussystems Bereits<br />

erfüllt<br />

Risikoreduzierung<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem führt zu keinen (Verhaltens-)Fehlsteuerungen.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem schränkt <strong>de</strong>n Gestaltungsspielraum für Führungskräfte, etwa in Form <strong>de</strong>r individuellen Beurteilung <strong>de</strong>r Zielerreichung, systembedingt ein. Zum Beispiel ist es nicht<br />

möglich, wenige eindimensionale Ziele überzubetonen.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem ist so gestaltet, d<strong>as</strong>s es Fehlsteuerungen o<strong>de</strong>r Risiken schnell entgegenwirkt, ohne d<strong>as</strong> System im Grun<strong>de</strong> zu verän<strong>de</strong>rn.<br />

Leistungsgerechtigkeit<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem sichert ab, d<strong>as</strong>s Leistungsträger <strong>de</strong>utlich stärker partizipieren als „Normalleister" o<strong>de</strong>r „Schlechtleister“.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem sanktioniert Fehlleistungen und sichert ab, d<strong>as</strong>s Fehlleister nicht am Bonussystem partizipieren.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem macht <strong>de</strong>utlich, ob es sich bei <strong>de</strong>r Bonuszahlung um ein Äquivalent für beson<strong>de</strong>re Leistungen han<strong>de</strong>lt o<strong>de</strong>r ob es sich um einen Ausgleich für zu geringe Grundvergütung han<strong>de</strong>lt.<br />

Ergebnisgerechtigkeit<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem sichert ab, d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>s Unternehmens/<strong>de</strong>r Organisationseinheit d<strong>as</strong> Bonusbudget steuert.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem sichert ab, d<strong>as</strong>s Mitarbeiter (kurz-, mittel- und/o<strong>de</strong>r langfristig) in erfolgreichen Einheiten mehr Bonus erhalten als Mitarbeiter in weniger erfolgreichen Einheiten.<br />

Nutzen für an<strong>de</strong>re Managementsysteme<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem baut auf <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n Systemen zur Performance-Steuerung auf und schafft keine Nebensysteme.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem för<strong>de</strong>rt die „Führung mit Zielen" (Management by Objectives).<br />

Bonusermittlung<br />

Die zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Formeln und Berechnungswege sind offen und transparent.<br />

D<strong>as</strong> Chance-Risiko-Verhältnis bei <strong>de</strong>r Bonusermittlung steht in einem ausgewogenen Verhältnis zur relativen Höhe <strong>de</strong>r Grundbezüge/<strong>de</strong>s Zielbonus am Total C<strong>as</strong>h.<br />

D<strong>as</strong> Bonusmo<strong>de</strong>ll legt verbindlich fest, welche <strong>de</strong>r drei Kernaussagen (zum Beispiel: „Wir zahlen nur bis 100 Prozent Zielerreichung“ , „Wir zahlen ab 100 Prozent Zielerreichung“ und<br />

„... wir sind bereit, ab einer Zielerreichung x auch unter 100 Prozent Zielerreichung zu zahlen“) im Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>r Bonussystematik stehen sollen.<br />

Vergütungsmix<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem wird nicht isoliert ohne Bezug auf die Steuerung <strong>de</strong>r Grundbezüge/<strong>de</strong>r Gesamtzielbezüge/Total C<strong>as</strong>h entwickelt.<br />

Dem Grundsatz „Grundgehalt für die Zurverfügungstellung von Zeit, Bonus für Leistung" wird konsequent entgegengewirkt.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem stellt sicher, d<strong>as</strong>s dauerhafte Topleistung sich doppelt auszahlt – im Bonus sowie in einer Beschleunigung <strong>de</strong>r Grundgehaltsentwicklung.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem zeigt auf, ob die kurzfristige Bonusentwicklung auch einen mittelfristigen Einfl uss auf die Grundgehaltsentwicklung o<strong>de</strong>r Total-C<strong>as</strong>h-Steuerung hat.<br />

Zielvereinbarungssystem<br />

Die Zielvereinbarungssysteme sind immer mehrdimensional: Je<strong>de</strong>s Ziel umf<strong>as</strong>st die Kriterien Zeit (bis wann soll w<strong>as</strong> erreicht wer<strong>de</strong>n?), Menge (Wie viel soll erreicht wer<strong>de</strong>n? o<strong>de</strong>r: W<strong>as</strong><br />

kostet es uns, d<strong>as</strong> Ziel zu erreichen?) und Güte (Wie gut soll d<strong>as</strong> Erreichte sein?).<br />

Rein eindimensionale quantitative Ziele kommen unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>s Risikos <strong>de</strong>r Fehlsteuerung nicht zur Anwendung.<br />

Motivation<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem bietet einen Anreiz, mehr zu leisten.<br />

Die Umsetzung <strong>de</strong>s Bonussystems steht in <strong>de</strong>r Verantwortung je<strong>de</strong>r einzelnen Führungskraft.<br />

Die Führungskräfte wissen sehr genau, für welche Mitarbeiter d<strong>as</strong> variable Entgelt o<strong>de</strong>r Lob und Anerkennung im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen, um die wirtschaftliche und motivatorische Wirkung<br />

<strong>de</strong>s Systems zu erhöhen.<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem ist kein Geldverteilungssystem son<strong>de</strong>rn ein aktives und motivieren<strong>de</strong>s Führungssystem.<br />

Qualitätssicherung<br />

D<strong>as</strong> Bonussystem beziehungsweise d<strong>as</strong> Beurteilungsergebnis wird durch einen effi zienten Quervergleich <strong>de</strong>r Beurteilungen/Zielerreichungen im Führungskräftekreis abgesichert.<br />

Die Führungskräfte übernehmen im Rahmen <strong>de</strong>r Bonussystemumsetzung einen gemeinschaftlichen Qualitätssicherungsauftrag.<br />

Wer<strong>de</strong>n im Quervergleich <strong>de</strong>r Führungskräfte Schiefl agen in <strong>de</strong>r Bewertung/Zielerreichung festgestellt, können diese vor En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres durch die betroffene Führungskraft korrigiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Regelung Son<strong>de</strong>rfälle<br />

Alle Son<strong>de</strong>rfälle und Fehlzeiten wie Krankheit, Unfall, Ausfall, Elternzeit, Eintritt und Austritt sind geregelt.<br />

Es ist bekannt, wie mit beson<strong>de</strong>ren Mitarbeitergruppen wie Teilzeitkräften, Aushilfen, Praktikanten, Springern und Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n umgegangen wird.<br />

Versetzungen im Betrachtungszeitraum sind hinsichtlich <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r dann jeweils unterschiedlichen Führungskräfte geregelt.<br />

Handlungsbedarf<br />

Quelle: Dr. Friedrich A. Fratschner<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

25


26 BONUSSYSTEME<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Bonusabre<strong>de</strong>n richtig vorbereiten<br />

ÜBERBLICK. Konzepte für Prämiensysteme müssen unterschiedliche rechtliche<br />

Hür<strong>de</strong>n nehmen. Einige Prämissen gilt es jedoch grundsätzlich zu beachten.<br />

Von Frank-Karl Heuchemer<br />

Wenn Arbeitgeber nicht tarif-<br />

o<strong>de</strong>r einzelvertraglich<br />

verpfl ichtet sind, ihren<br />

Arbeitnehmern Son<strong>de</strong>rzahlungen<br />

zu gewähren, ist d<strong>as</strong> Ob <strong>de</strong>rartiger<br />

Vergütungen zwar in d<strong>as</strong> Ermessen<br />

<strong>de</strong>s Arbeitgebers gestellt. Macht er aber<br />

davon Gebrauch, ist er hinsichtlich ihrer<br />

Gestaltung in seiner Entscheidungsfreiheit<br />

beschränkt. Die<br />

arbeitsrechtlich typische Folge:<br />

Trotz Unterschrift unter<br />

eine <strong>de</strong>rartige Vereinbarung<br />

kann sich <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />

auf die Unwirksamkeit bestimmter<br />

unzulässiger Bestandsteile<br />

berufen.<br />

Ist d<strong>as</strong> Bonusziel <strong>de</strong>fi niert?<br />

Wer Bonusvereinbarungen<br />

rechtlich richtig gestalten<br />

will, muss sich am Anfang<br />

stets über die unterschiedlichen<br />

Anknüpfungspunkte<br />

dieser Vergütungsform im<br />

Klaren sein. Neben <strong>de</strong>r persönlichen<br />

Leistung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

unternehmerischen Erfolg<br />

kann <strong>de</strong>r Arbeitgeber auch<br />

die Treue zum Unternehmen<br />

belohnen o<strong>de</strong>r zu einer Bindung<br />

an d<strong>as</strong> Unternehmen motivieren.<br />

Ist die Mitbestimmung tangiert?<br />

Zunächst kann <strong>de</strong>r Arbeitgeber frei entschei<strong>de</strong>n,<br />

ob er überhaupt zusätzliche<br />

Leistungen erbringen möchte, in welchem<br />

Umfang er fi nanzielle Mittel zur<br />

Verfügung stellt und welchen Zweck er<br />

mit <strong>de</strong>r Leistung verfolgt. Allerdings gehören<br />

Zielvereinbarungen im Rahmen<br />

von Bonusregelungen zu <strong>de</strong>n Fragen <strong>de</strong>r<br />

betrieblichen Lohngestaltung im Sinne<br />

von § 87 Abs. 1 Nr. 10 BetrVG beziehungsweise<br />

zu <strong>de</strong>n leistungsbezogenen Entgelten<br />

gemäß § 87 Abs. 1 Nr. 11 BetrVG,<br />

sod<strong>as</strong>s – soweit es sich nicht um leiten<strong>de</strong><br />

Angestellte han<strong>de</strong>lt – bei <strong>de</strong>r näheren<br />

Bonbon für Mitarbeiter: Bei Bonusabre<strong>de</strong>n sind einige rechtliche Fragen zu lösen.<br />

Ausgestaltung eines Bonussystems die<br />

zahlreichen Mitbestimmungsrechte <strong>de</strong>s<br />

Betriebsrats zu beachten sind.<br />

Bonus nur für Ausgewählte?<br />

Arbeitgeber, die nicht allen Arbeitnehmern<br />

eine Son<strong>de</strong>rzahlung zukom-<br />

men l<strong>as</strong>sen wollen, son<strong>de</strong>rn nur einer<br />

bestimmten Gruppe, müssen <strong>de</strong>n Gleichbehandlungsgrundsatz<br />

beachten. So<br />

sind Arbeitnehmer, die sich in vergleichbarer<br />

Lage befi n<strong>de</strong>n, auch gleich zu behan<strong>de</strong>ln.<br />

Sie dürfen nicht willkürlich<br />

aus sachfrem<strong>de</strong>n Erwägungen an<strong>de</strong>rs<br />

behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

Arbeitgeber müssen die Gruppe <strong>de</strong>r<br />

Begünstigten sorgfältig nach sachlichen<br />

Kriterien festlegen. So ist<br />

die Unterscheidung nach<br />

bestimmten, klar abgrenzbarenHierarchieebenen<br />

als sachgerecht<br />

anerkannt. Rein subjektive<br />

Empfi ndungen für<br />

die Bevorzugung einer bestimmten<br />

Gruppe reichen<br />

in<strong>de</strong>s nicht aus. D<strong>as</strong> BAG<br />

verlangt ein objektives<br />

und anerkennenswertes<br />

Bedürfnis. Will <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

nur einzelnen<br />

Mitarbeitern einen Bonus<br />

gewähren, kann er<br />

mit ihnen ganz individuelle<br />

Vereinbarungen<br />

treffen. Der Gleichbehandlungsgrundsatz<br />

ist<br />

dann nicht betroffen.<br />

Beruft sich <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

für die Gewährung<br />

einer Son<strong>de</strong>rzahlung etwa auf <strong>de</strong>n Mangel<br />

einer bestimmten Arbeitnehmergruppe<br />

auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt, dann<br />

kann dies ein sachlich gerechtfertigtes<br />

Unterscheidungskriterium sein, wenn<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgeber für seine Bevorzugung<br />

objektive und nachvollziehbare Tat-<br />

© ISTOCKPHOTO/THINKSTOCK


HINWEIS<br />

Freiwilligkeit festschreiben<br />

Es sollte klar formuliert wer<strong>de</strong>n,<br />

d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r Arbeitgeber freiwillig und<br />

ohne Anerkennung einer Rechtspfl<br />

icht entschei<strong>de</strong>t, ob er eine<br />

Leistung gewährt und in welcher<br />

Höhe er sie gewährt, und d<strong>as</strong>s aus<br />

einer wie<strong>de</strong>rholten Zahlung für die<br />

Zukunft keine Rechte hergeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

sachen darlegen kann. Bloße Behauptungen<br />

reichen in keinem Fall aus.<br />

Einen Fluchtweg anlegen<br />

Zusagen über Boni o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Son<strong>de</strong>rzahlungen<br />

sind als im Regelfall einseitig<br />

vom Arbeitgeber vorgegebene allgemeine<br />

Geschäftsbedingungen anzusehen.<br />

Ausnahmsweise kann es sein, d<strong>as</strong>s eine<br />

Zielvereinbarung mit einem leiten<strong>de</strong>n<br />

Mitarbeiter tatsächlich individuell<br />

ausgehan<strong>de</strong>lt wird und damit als echte<br />

Individualabre<strong>de</strong> einer Inhaltskontrolle<br />

nicht unterliegt. Relevant wird die anzulegen<strong>de</strong><br />

Inhaltskontrolle im Regelfall<br />

dort, wo <strong>de</strong>r Arbeitgeber Einschränkungen<br />

zum Bezugsrecht festlegen will,<br />

er sich etwa <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rruf einer Bonuszusage<br />

unter bestimmten Bedingungen<br />

vorbehalten o<strong>de</strong>r erst gar keinen Rechtsanspruch<br />

entstehen l<strong>as</strong>sen und die Freiwilligkeit<br />

<strong>de</strong>r Leistung betonen will.<br />

Will sich <strong>de</strong>r Arbeitgeber <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rruf<br />

vorbehalten, muss er schon in <strong>de</strong>r<br />

Zusage die Wi<strong>de</strong>rrufsgrün<strong>de</strong> wenigstens<br />

schlagwortartig angeben. Zu<strong>de</strong>m darf<br />

<strong>de</strong>r wi<strong>de</strong>rrufl iche Teil im Regelfall 25 bis<br />

30 Prozent <strong>de</strong>s Gesamtverdiensts nicht<br />

überschreiten.<br />

Soll ein Anspruch erst gar nicht entstehen,<br />

muss <strong>de</strong>r Arbeitgeber dies <strong>de</strong>utlich<br />

zum Ausdruck bringen. Allein eine<br />

Leistung als freiwillig zu bezeichnen,<br />

genügt <strong>de</strong>r AGB-Kontrolle nicht. Bei <strong>de</strong>r<br />

Formulierung ist darauf zu achten, d<strong>as</strong>s<br />

sich beim Arbeitnehmer kein Vertrauen<br />

darauf einstellt, d<strong>as</strong>s er die Zahlung bei<br />

Erbringung einer bestimmten Leistung<br />

tatsächlich auch erhält. Die Kombination<br />

TITEL<br />

BONUSSYSTEME<br />

eines Freiwilligkeits- mit einem Wi<strong>de</strong>rrufsvorbehalt<br />

ist ohnehin unzulässig.<br />

Stichtagsregel bei Betriebstreue<br />

Schließlich kann es sein, d<strong>as</strong>s Arbeitnehmer,<br />

die vor einem bestimmten<br />

Stichtag aus <strong>de</strong>m Arbeitsverhältnis<br />

ausschei<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>m Erhalt <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rzahlung<br />

ganz ausgenommen wer<strong>de</strong>n<br />

sollen. Jüngst hat d<strong>as</strong> BAG erneut<br />

klargestellt, d<strong>as</strong>s dies bei solchen Zahlungsansprüchen<br />

nicht möglich ist, die<br />

alleine die erbrachte Leistung honorieren<br />

wollen. Ist diese Leistung erbracht<br />

und <strong>de</strong>r Anspruch entstan<strong>de</strong>n, kann<br />

die Zahlung nicht von einem ungekündigten<br />

Arbeitsverhältnis abhängig<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n. Nur wenn <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

zumin<strong>de</strong>st auch die Betriebstreue<br />

<strong>de</strong>s Mitarbeiters belohnen will, können<br />

Stichtagsklausen zulässig sein.<br />

Erfahrung<br />

für Ihren<br />

Unternehmenserfolg<br />

Frank-Karl Heuchemer<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht,<br />

White & C<strong>as</strong>e LLP,<br />

Frankfurt am Main<br />

Die ZAV-Managementvermittlung<br />

unterstützt Sie bei <strong>de</strong>r Besetzung<br />

Ihrer vakanten Führungsposition.<br />

www.zav.<strong>de</strong><br />

27


28 AKTUELLES<br />

Fehl am Platz: D<strong>as</strong> ist nicht immer so offensichtlich.<br />

D<strong>as</strong> Unwort „Burnout“<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

BEGRIFF<br />

Die Zahl psychischer Erkrankungen ist in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren r<strong>as</strong>ant gestiegen. Medien sprechen<br />

bereits von <strong>de</strong>r Volkskrankheit „Burnout“. Doch vielen ist<br />

dabei nicht klar, d<strong>as</strong>s dieser Begriff so in <strong>de</strong>n Diagnosekatalogen<br />

<strong>de</strong>r Ärzte überhaupt nicht anzutreffen ist. Uwe<br />

Gerecke, Arbeitsmediziner und Präsidiumsmitglied <strong>de</strong>s<br />

Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte sprach mit<br />

<strong>de</strong>r <strong>Haufe</strong> Online-Redaktion über diese Begriffl ichkeiten<br />

und klärte auf: „Rein medizinisch betrachtet, kommt<br />

die Diagnose ‚Burnout‘ in <strong>de</strong>r Statistik <strong>de</strong>r Mediziner<br />

nicht vor. ‚Burnout‘ ist ein Begriff aus <strong>de</strong>r Arbeitspsychologie.<br />

Es ist ein Zustand emotionaler Erschöpfung,<br />

die Entwicklung von innerer Leere begleitet von Unruhe<br />

und Anspannung, einem Gefühl verringerter Effektivität,<br />

gesunkener Motivation und <strong>de</strong>r Entwicklung dysfunktionaler<br />

Einstellungen und Verhaltensweisen bei <strong>de</strong>r Arbeit.<br />

Von ‚Burnout‘ spricht man meist, wenn die Verän<strong>de</strong>rungen<br />

im Arbeitskontext auffallen, es sehr engagierte<br />

Menschen trifft, man die Verän<strong>de</strong>rungen vor allem für<br />

eine Reaktion auf andauern<strong>de</strong>n Stress hält, man betonen<br />

will, d<strong>as</strong>s sich jemand übernommen hat und man d<strong>as</strong><br />

Wort Depression vermei<strong>de</strong>n möchte. Tatsächlich liegt in<br />

vielen Fällen eine <strong>de</strong>pressive Erkrankung vor.“<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/personal<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Je<strong>de</strong>r fünfte fühlt sich fehl am Platz<br />

Viele Berufstätige fühlen sich in ihrem Beruf nicht richtig eingesetzt.<br />

In einer Umfrage <strong>de</strong>r Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW)<br />

geben jeweils elf Prozent <strong>de</strong>r 1.005 Befragten an, d<strong>as</strong>s sie über- o<strong>de</strong>r<br />

unterfor<strong>de</strong>rt seien. Mehr als die Hälfte <strong>de</strong>r Unterfor<strong>de</strong>rten gibt in <strong>de</strong>r von<br />

Forsa durchgeführten Umfrage an, zu wenig anspruchsvolle Aufgaben zu bekommen.<br />

Über mangeln<strong>de</strong> Verantwortung klagen 48 Prozent dieser Gruppe,<br />

37 Prozent empfi n<strong>de</strong>n ihren Beruf als zu wenig abwechslungsreich.<br />

Die Überfor<strong>de</strong>rten wie<strong>de</strong>rum lei<strong>de</strong>n vor allem unter ihrem hohen Arbeitspensum<br />

(73 Prozent). Je<strong>de</strong>r dritte dieser Gruppe meint, zu viel Verantwortung zu<br />

tragen (35 Prozent) o<strong>de</strong>r sehnt sich nach mehr Routine (30 Prozent).<br />

Je<strong>de</strong>r dritte Unzufrie<strong>de</strong>ne hat sich allerdings schon mit seiner Situation abgefun<strong>de</strong>n.<br />

Immerhin f<strong>as</strong>t die Hälfte will aber an sich selbst (22 Prozent) o<strong>de</strong>r<br />

an <strong>de</strong>r Situation im Job (22 Prozent) etw<strong>as</strong> än<strong>de</strong>rn – etwa durch Weiterbildung<br />

o<strong>de</strong>r ein Gespräch mit <strong>de</strong>n Vorgesetzten.<br />

www.duw.<strong>de</strong><br />

HR Young Talents gekürt<br />

Zum vierten Mal haben vier Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>n HR Young Talent<br />

Award erhalten: Jennifer Kiefer (Hochschule Pforzheim),<br />

Stephanie Merz (Hochschule Fresenius), Bettina<br />

Ol<strong>de</strong>meyer (Universität Halle-Wittenberg) und Ursula Riegler<br />

(PEF Wien) sind die Gewinnerinnen 2011. Sie gehören zu <strong>de</strong>n<br />

insgesamt 20 Finalisten, die sich für die Teilnahme mit ihren<br />

Studien- o<strong>de</strong>r Abschlussarbeiten beworben hatten und zum<br />

zweitägigen Assessment Center nach Düsseldorf eingela<strong>de</strong>n<br />

wor<strong>de</strong>n waren. Der HR Young Talent Award verfolgt d<strong>as</strong> Ziel,<br />

junge Talente aus <strong>de</strong>m Personalwesen zu för<strong>de</strong>rn und wird<br />

vom Bun<strong>de</strong>sministerium für Arbeit und Soziales im Zuge <strong>de</strong>r<br />

Initiative Neue Qualität <strong>de</strong>r Arbeit unterstützt. Der Award, <strong>de</strong>r<br />

von <strong>de</strong>r HR-Managementberatung Dr. Geke & Associates ins<br />

Leben gerufen wur<strong>de</strong>, soll <strong>de</strong>r jungen Generation einen Anreiz<br />

geben, ein fortschrittliches und mitarbeiterorientiertes Personalmanagement<br />

zu entwickeln.<br />

www.geke<strong>as</strong>sociates.com<br />

Die strahlen<strong>de</strong>n Gewinnerinnen <strong>de</strong>s HR Young Talent Award.


DIENSTLEISTUNGSMARKT<br />

Jobbörsen wer<strong>de</strong>n ihre Be<strong>de</strong>utung für die Personalbeschaffung weiter erhöhen.<br />

D<strong>as</strong> ist ein Ergebnis <strong>de</strong>r Befragung „Trend in Prozent“ <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands<br />

Digitale Wirtschaft (BVDW): Für die nächsten zwei Jahre erwarten<br />

die Studienteilnehmer weiterhin eine hohe Nutzung <strong>de</strong>r eigenen Webseite<br />

und von kl<strong>as</strong>sischen Online-Jobbörsen für die Rekrutierung. Bei Businessund<br />

sozialen Netzwerken sowie bei Online-Fachforen und Recruiting-Messen<br />

gehen sie von einer sinken<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung aus.<br />

Welche Jobbörsen aus Sicht <strong>de</strong>r Stellensuchen<strong>de</strong>n qualitativ am besten sind,<br />

zeigt die aktuelle Nutzerumfrage von Crosspro-Research: Jobware, Stepstone<br />

und Kalaydo liegen bei <strong>de</strong>n Generalisten-Jobbörsen vorn, bei <strong>de</strong>n Spezialisten<br />

führen Jobvector, Hotelcareer und Jobstairs. Erstaunlich ist, d<strong>as</strong>s Jobsuchm<strong>as</strong>chinen<br />

höhere Zufrie<strong>de</strong>nheitswerte erzielen als die Jobportale. Bei <strong>de</strong>n Suchm<strong>as</strong>chinen<br />

führt Kimeta vor IC Jobs und Jobrobot. Einen Vergleich mit <strong>de</strong>m<br />

Profi lo-Rating, d<strong>as</strong> die Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

<strong>de</strong>r Personaler mit <strong>de</strong>n<br />

Jobportalen erhebt, zieht d<strong>as</strong><br />

Institut für Competitive Recruiting.<br />

D<strong>as</strong> wesentliche Ergebnis:<br />

Bewerber bevorzugen an<strong>de</strong>re<br />

Portale als Personaler. Mehr zu<br />

<strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r aktuellen<br />

Jobbörsen-Studien lesen Sie<br />

in unserem Topthema unter<br />

Wichtig: Die Rekrutierung über Online-Jobbörsen.<br />

www.personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Neues von <strong>de</strong>n Stellenmärkten<br />

ÜBERNAHME. Careerbuil<strong>de</strong>r hat Jobscout24 übernommen. „Careerbuil<strong>de</strong>r.<strong>de</strong>“ ist<br />

seit drei Jahren auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Markt, „Jobscout24.<strong>de</strong>“ eine etablierte Jobbörse<br />

mit 3,36 Millionen Nutzern (eigene Angaben). Mit <strong>de</strong>r Akquisition will<br />

<strong>de</strong>r US-Anbieter seine Präsenz in Deutschland ausbauen. Weiterer Bestandteil<br />

<strong>de</strong>r Transaktion ist die Stellensuchm<strong>as</strong>chine Jobs.<strong>de</strong>. www.careerbuil<strong>de</strong>r.<strong>de</strong><br />

RELAUNCH. D<strong>as</strong> Vi<strong>de</strong>oportal Job TV24 wur<strong>de</strong> überarbeitet. Anhand neuer Kategorien,<br />

geglie<strong>de</strong>rt nach Branchen, Firmen und Berufen, können Jobsuchen<strong>de</strong><br />

nun Recruiting-Vi<strong>de</strong>os von potenziellen Arbeitgebern suchen. www.jobTV24.<strong>de</strong><br />

ERWEITERUNG. Vier weitere Arbeitgeber habe sich <strong>de</strong>r Stellenbörse Jobstairs<br />

angeschlossen: Deutsche Bahn, KPMG, Deloitte und SEW-Eurodrive. Damit<br />

erhöht sich die Zahl <strong>de</strong>r teilnehmen<strong>de</strong>n Unternehmen auf 55. www.jobstairs.<strong>de</strong><br />

EXPANSION. D<strong>as</strong> internationale Business-Netzwerk Linkedin eröffnete sein erstes<br />

Büro in Deutschland. Die Verantwortung für die Deutschlandaktivitäten<br />

übernahm Kai Deininger, <strong>de</strong>r bereits als Managing Director beim Jobportal<br />

Monster tätig war. Mit London, Dublin, Amsterdam, Paris, Stockholm und<br />

München hat Linkedin nun sechs Büros in Europa. www.linkedin.com<br />

ORGANISATIONNEWS<br />

MANAGEMENTNEWS<br />

AKTUELLES<br />

Aktuelle Studien: Jobbörsen bleiben top NACHRICHTEN<br />

Zeitarbeit für Stu<strong>de</strong>nten<br />

Eine Zeitarbeitsbörse für Stu<strong>de</strong>nten<br />

ist seit Kurzem im Internet zu fi n<strong>de</strong>n:<br />

Studitemps will es Unternehmen<br />

ermöglichen, aus einem Pool von über<br />

200.000 registrierten Stu<strong>de</strong>nten p<strong>as</strong>sen<strong>de</strong><br />

Zeitarbeitskräfte für Auftragsspitzen<br />

auszuwählen. www.studitemps.<strong>de</strong><br />

Wachsen<strong>de</strong>r Interimmarkt<br />

Um über 30 Prozent wächst <strong>de</strong>r Markt<br />

<strong>de</strong>r Interimmanagementdienstleistungen<br />

im Vergleich zum Vorjahr. Zu<br />

diesem Ergebnis kommt eine Befragung<br />

<strong>de</strong>r Dachgesellschaft Deutsches Interim<br />

Management unter Provi<strong>de</strong>rn und<br />

Sozietäten. Auch für 2012 erwarten<br />

die Befragten weitere Steigerungen.<br />

Unternehmen suchen verstärkt<br />

Interimmanager, die für anspruchsvolle<br />

Tätigkeiten wie Restrukturierungen,<br />

große IT-Projekte o<strong>de</strong>r Prozessoptimierung<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n. www.ddim.<strong>de</strong><br />

Mobile Recruiting wächst<br />

Mobile Recruiting setzt sich immer<br />

mehr durch, d<strong>as</strong> ergibt die Studie „Mobile<br />

Recruiting 2011“ <strong>de</strong>s Eco-Verbands<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Internetwirtschaft<br />

und DJM Consulting. 17 Prozent <strong>de</strong>r<br />

befragten Unternehmen haben bereits<br />

eine mobile Karrierewebseite, ein<br />

weiteres Viertel plant sie. Auch mobilen<br />

Online-Jobbörsen messen 79 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Befragten eine Be<strong>de</strong>utung zu.<br />

www.remomedia.<strong>de</strong><br />

Anwendung für Bewerber<br />

Die Personalberatung Michael Page<br />

International hat eine Bewerber-App<br />

gestartet, die einen Interviewplaner<br />

für die Termin- und Adressverwaltung<br />

enthält. Bewerber können d<strong>as</strong> Stellenangebot<br />

<strong>de</strong>r Personalberatung einsehen<br />

und erhalten Bewerbungstipps.<br />

www.michaelpage.<strong>de</strong>/iphone<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

29


MANAGEMENT<br />

30 IDEENMANAGEMENT<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

I<strong>de</strong>en fi n<strong>de</strong>n, för<strong>de</strong>rn, bin<strong>de</strong>n<br />

STUDIE. Innovative Vorschläge sind für Unternehmen wichtig. Anhand <strong>de</strong>r<br />

Einordnung in fünf Systemtypen lässt sich d<strong>as</strong> eigene I<strong>de</strong>enmanagement prüfen.<br />

Von Sarah Dittrich<br />

Allein aus rein ökonomischen<br />

Aspekten ist d<strong>as</strong> I<strong>de</strong>enmanagement<br />

ein<strong>de</strong>utig lohnenswert:<br />

Bei <strong>de</strong>n 176 teilnehmen<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r Benchmark-Studie „I<strong>de</strong>enmanagement<br />

2011“, die d<strong>as</strong> Deutsche<br />

Institut für Betriebswirtschaft (DIB) in<br />

Kooperation mit <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />

Fließ & Partner und <strong>de</strong>r Fernuniversität<br />

Hagen durchführte, wur<strong>de</strong>n im<br />

Jahr 2010 insgesamt 1,37 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

eingespart. Durchschnittlich reichte<br />

je<strong>de</strong>r Mitarbeiter branchenübergreifend<br />

0,61 Vorschläge ein, von <strong>de</strong>nen rund 69<br />

Prozent umgesetzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Grund genug, einmal d<strong>as</strong> I<strong>de</strong>enmanagement<br />

genauer unter die Lupe zu<br />

nehmen. Gera<strong>de</strong> Personaler sind hier<br />

gefor<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>nn organisatorisch ist d<strong>as</strong><br />

I<strong>de</strong>enmanagement laut <strong>de</strong>r Studie vorwiegend<br />

im Personalbereich angesie<strong>de</strong>lt<br />

(zu 40 Prozent). Ein Fünftel <strong>de</strong>r<br />

Befragten zählt d<strong>as</strong> I<strong>de</strong>enmanagement<br />

zum Produktions- und Logistikbereich<br />

und in einem weiteren Fünftel gehört es<br />

zu <strong>de</strong>n Bereichen Organisationsentwicklung<br />

o<strong>de</strong>r Qualitätsmanagement.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>r organisatorischen<br />

Aufhängung sind auch die Ziel unterschiedlich,<br />

die mit <strong>de</strong>m I<strong>de</strong>enmanagement<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n sollen (siehe Grafi k<br />

auf Seite 32). Sowohl Kostensenkung<br />

und Effi zienzsteigerung von Prozessen<br />

spielen hier eine Rolle als auch d<strong>as</strong> Ziel,<br />

I<strong>de</strong>enmanagement als Instrument zur<br />

Mitarbeiterführung und Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

I<strong>de</strong>ntifi kation mit <strong>de</strong>m Unternehmen zu<br />

nutzen.<br />

Um diese Ziele zu erreichen, sind<br />

bestimmte Erfolgsfaktoren be<strong>de</strong>utend.<br />

Mittels einer Vorstudie und <strong>de</strong>r Abfrage<br />

in <strong>de</strong>r Benchmark-Studie wur<strong>de</strong>n acht<br />

relevante Faktoren ermittelt, die im Folgen<strong>de</strong>n<br />

in absteigen<strong>de</strong>r Relevanz aufgeführt<br />

sind.<br />

● Unterstützen<strong>de</strong> Führungskultur<br />

● Transparenz und Nachvollziehbarkeit<br />

<strong>de</strong>s Prämiensystems sowie <strong>de</strong>r Einreichungs-<br />

und Bewertungsprozesse<br />

● Controlling <strong>de</strong>r Effektivität und Effi zienz<br />

<strong>de</strong>s Systems<br />

● Nachhaltigkeit in <strong>de</strong>r Weiterentwicklung<br />

<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en<br />

● Schnelligkeit <strong>de</strong>s Prozesses<br />

● Weiterbildung für I<strong>de</strong>enmanager und<br />

Gutachter<br />

● Zusammenarbeit und Vernetzung <strong>de</strong>r<br />

Beschäftigten<br />

● Offenheit <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enmanagements<br />

Auf <strong>de</strong>r B<strong>as</strong>is dieser Erfolgsfaktoren<br />

konnten zu<strong>de</strong>m fünf Unternehmenstypen<br />

i<strong>de</strong>ntifi ziert wer<strong>de</strong>n, die spezifi sche Profi<br />

le und Ausprägungen hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Erfolgsfaktoren besitzen. Sie sind hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r ersten sieben Erfolgsfaktoren<br />

signifi kant. Es l<strong>as</strong>sen sich bei allen<br />

fünf Typen einige Optimierungspotenziale<br />

auf<strong>de</strong>cken.<br />

Typ 1: Die Ganzheitlichorientierten<br />

Bei <strong>de</strong>n Ganzheitlichorientierten sind<br />

alle Erfolgsfaktoren überdurchschnittlich<br />

ausgeprägt mit Ausnahme <strong>de</strong>r<br />

Nachhaltigkeit. Beson<strong>de</strong>res Merkmal ist<br />

bei ihnen die Führungskultur: Die Unternehmenskultur<br />

unterstützt d<strong>as</strong> I<strong>de</strong>enmanagement.<br />

Geschäftsleitung und<br />

Führungskräfte setzen sich dafür ein. Die<br />

Beschäftigten sind motiviert, Vorschläge<br />

einzureichen. Eine ebenfalls herausragend<br />

positive Ausprägung erreicht <strong>de</strong>r<br />

Erfolgsfaktor „Qualifi kation und Weiterbildung“<br />

<strong>de</strong>r am I<strong>de</strong>enmanagement Beteiligten.<br />

Positive Ausprägungen zeigen<br />

sich auch bei „Transparenz und Nachvollziehbarkeit“,<br />

„Controlling“ sowie<br />

„Zusammenarbeit und Vernetzung“.<br />

Die fünf wichtigsten Ziele <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enmanagements,<br />

die Ganzheitlichorientierte<br />

in hohem bis sehr hohem Maße verfolgen,<br />

sind Kosteneinsparungen sowie<br />

Prozess- und Produktverbesserungen,<br />

Nutzung <strong>de</strong>s Wissens und <strong>de</strong>r Kreativität<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter sowie Schaffen von<br />

Wettbewerbsvorteilen.<br />

Ganzheitlichorientierte verstehen es,<br />

die Beschäftigten zum Einreichen von<br />

Vorschlägen zu motivieren. Es gelingt ihnen<br />

besser als allen an<strong>de</strong>ren Typen, I<strong>de</strong>en<br />

aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Bereichen <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens zu erhalten. Die Ganzheitlichorientierten<br />

verfügen zu<strong>de</strong>m über die<br />

mit Abstand größte Zahl an I<strong>de</strong>enmanagern<br />

im Verhältnis zu <strong>de</strong>n Beschäftigten.<br />

Sicherlich erfor<strong>de</strong>rn die ganzheitliche<br />

Orientierung und die Verfolgung sehr<br />

vielfältiger Ziele auch mehr Ressourcen.<br />

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Eine ausführliche Beschreibung <strong>de</strong>r er<br />

Erfolgsfaktoren können Sie online<br />

herunterla<strong>de</strong>n; Stichwort „Erfolgsfaktoren<br />

I<strong>de</strong>enmanagement“.<br />

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Dennoch besteht Verbesserungspotenzial:<br />

Die Produktivität und Effi -<br />

zienz <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enmanagements sollte<br />

nicht aus <strong>de</strong>n Augen verloren wer<strong>de</strong>n.<br />

Denn Ganzheitlichorientierte<br />

haben zwar <strong>de</strong>n höchsten Anteil <strong>de</strong>r<br />

Einreicher an <strong>de</strong>n Beschäftigten und<br />

weisen die von allen höchste Vorschlagsquote<br />

auf. Aber die durchschnittliche<br />

Einsparung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Nutzen <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en ist interessanterweise<br />

<strong>de</strong>r niedrigste.<br />

Typ 2: Die Effi zienzorientierten<br />

Die Gruppe <strong>de</strong>r Effi zienzorientierten<br />

ist recht klein und wird überdurchschnittlich<br />

oft durch Dienstleister<br />

vertreten. Alle Erfolgsfaktoren, die<br />

auf die Zielerreichung <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enmanagements<br />

ausgerichtet sind,<br />

sind hier sehr stark ausgeprägt. Sie<br />

verfügen auch über eine überdurchschnittliche<br />

Ausprägung bei <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

und Vernetzung <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter untereinan<strong>de</strong>r, sod<strong>as</strong>s<br />

zum Beispiel Probleme schnell besprochen<br />

und Entscheidungen insgesamt<br />

schnell getroffen wer<strong>de</strong>n.<br />

D<strong>as</strong> Controlling-System ist hier<br />

ausgeprägt. Die Ziele wer<strong>de</strong>n festgelegt<br />

und die Zielerreichung wird<br />

regelmäßig überprüft. Unterdurchschnittliche<br />

Werte weisen die Erfolgsfaktoren<br />

„Führungskultur“,<br />

„Nachhaltigkeit“ sowie „Qualifi kation<br />

und Weiterbildung“ auf. Da<br />

sowohl Maßnahmen <strong>de</strong>s internen<br />

Marketings als auch die regelmäßige<br />

Weiterentwicklung und -bildung Kosten<br />

verursachen, ist d<strong>as</strong> angesichts<br />

<strong>de</strong>r Effi zienzorientierung nur konsequent.<br />

Die Effi zienzorientierten<br />

konzentrieren sich auf wenige Ziele<br />

IDEENMANAGEMENT<br />

wie Kosteneinsparung und Prozessverbesserung<br />

und verfolgen diese<br />

konsequent.<br />

Zwar sind Beteiligungs- und Vorschlagsquote<br />

unterdurchschnittlich<br />

im Vergleich zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Typen,<br />

jedoch ist die Qualität <strong>de</strong>r Vorschläge<br />

bei diesem Typ bemerkenswert.<br />

Effi zienzorientierte erreichen die<br />

höchste Einsparungssumme je I<strong>de</strong>e<br />

Fünf Unternehmenstypen kann man beim<br />

I<strong>de</strong>enmanagement unterschei<strong>de</strong>n. Bei je<strong>de</strong>m<br />

besteht noch einiges Optimierungspotenzial.<br />

und <strong>de</strong>n höchsten Nutzen je Einreicher,<br />

obgleich die Unternehmen in<br />

dieser Gruppe die im Durchschnitt<br />

niedrigsten Prämien je Einreicher<br />

zahlen. Somit ist die Konzentration<br />

auf Kosteneinsparungen und Verbesserungen<br />

sehr erfolgreich und zahlt<br />

sich für d<strong>as</strong> Unternehmen aus.<br />

Typ 3: Die Zentralistischen<br />

D<strong>as</strong> I<strong>de</strong>enmanagement <strong>de</strong>r Zentralistischen<br />

ist häufi ger als bei an<strong>de</strong>ren<br />

nach <strong>de</strong>m kl<strong>as</strong>sischen zentralen Mo<strong>de</strong>ll<br />

organisiert. Dieser Typ ist durch<br />

eine geringe Zusammenarbeit und<br />

Vernetzung gekennzeichnet. D<strong>as</strong> System<br />

<strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enmanagements zeichnet<br />

sich durch eine große Transparenz<br />

und Nachvollziehbarkeit aus. Der<br />

Einreichungs- und <strong>de</strong>r Bewertungsprozess<br />

sowie d<strong>as</strong> Prämiensystem<br />

sind transparent und verständlich.<br />

D<strong>as</strong> I<strong>de</strong>enmanagement ist auch auf<br />

Nachhaltigkeit ausgerichtet. Es wird<br />

durch d<strong>as</strong> interne Marketing unterstützt<br />

und es steht ein ausreichend<br />

großes Budget zur Verfügung, um die<br />

angestrebten Ziele zu erreichen.<br />

Allerdings ist die Führungskultur<br />

unterdurchschnittlich ausgeprägt<br />

und es wird wenig in Qualifi kation<br />

und Weiterbildung investiert. D<strong>as</strong><br />

Controlling ist durchschnittlich aus-<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

31<br />

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MANAGEMENT<br />

32 IDEENMANAGEMENT<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Ziele und Zielerreichung<br />

Kosteneinsparungen<br />

Erreichung von Verbesserungen<br />

Unterstützung <strong>de</strong>s Managements<br />

Erzielung von Wettbewerbsvorteilen<br />

Erreichung von Unternehmenszielen<br />

Erreichung von Personalzielen<br />

Erreichung von PR-Zielen<br />

Die meisten Unternehmen wollen mittels <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enmanagements Kosten sparen. 29<br />

Prozent verfolgen damit aber auch Personalziele. Quelle: Deutsches Institut für Betriebswirtschaft<br />

geprägt ebenso wie die Schnelligkeit <strong>de</strong>s<br />

Prozesses.<br />

Insgesamt macht die Gruppe <strong>de</strong>r Zentralistischen<br />

<strong>de</strong>n Eindruck, als wür<strong>de</strong><br />

d<strong>as</strong> I<strong>de</strong>enmanagement nur halbherzig<br />

betrieben. Die Potenziale, die es einem<br />

Unternehmen bietet, wer<strong>de</strong>n nicht gehoben.<br />

Die Zentralistischen erreichen nur<br />

durchschnittliche Werte beim Verhältnis<br />

von Einreichern zu Beschäftigten und<br />

unterdurchschnittliche Werte bei <strong>de</strong>r<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Vorschläge, je Einreicher<br />

und <strong>de</strong>n zweitniedrigsten Wert bei Einsparungen<br />

je Einreicher. Hinzu kommt,<br />

d<strong>as</strong>s eine überdurchschnittlich hohe Prämie<br />

im Verhältnis zu <strong>de</strong>n Einsparungen<br />

gezahlt wird. Unternehmen dieses Typs<br />

sollten d<strong>as</strong> I<strong>de</strong>enmanagement auf <strong>de</strong>n<br />

Prüfstand stellen, um Effektivität und<br />

Effi zienz zu erhöhen.<br />

Typ 4: Die Mitarbeiterorientierten<br />

Die Mitarbeiterorientierten weisen bei<br />

allen Erfolgsfaktoren durchschnittliche<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Angaben in Prozent<br />

88,4<br />

62,8<br />

69,1<br />

61,9<br />

63,7<br />

40,8<br />

61,8<br />

31,5<br />

43,4<br />

42,6<br />

28,6<br />

17,3<br />

14,8<br />

18,3<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Ziels Erreichung <strong>de</strong>s Ziels<br />

o<strong>de</strong>r unterdurchschnittliche Werte auf –<br />

bis auf <strong>de</strong>n Bereich „Qualifi kation und<br />

Weiterbildung“. Ebenso wie bei allen an<strong>de</strong>ren<br />

zählen auch bei <strong>de</strong>n Mitarbeiterorientierten<br />

Kosteneinsparungen zu <strong>de</strong>n<br />

wichtigsten Zielen. D<strong>as</strong> Ziel wird jedoch<br />

in wesentlich geringerem Ausmaß verfolgt<br />

als in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Unternehmen.<br />

Stärker ausgeprägt als bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Unternehmenstypen mit Ausnahme<br />

<strong>de</strong>r Ganzheitlichorientierten sind mitarbeiterbezogene<br />

Ziele. Auch wird d<strong>as</strong><br />

I<strong>de</strong>enmanagement häufi ger als Führungsinstrument<br />

angesehen.<br />

Mitarbeiterorientierte Unternehmen<br />

erhalten weniger I<strong>de</strong>en pro Einreicher<br />

und können auch nur einen geringeren<br />

Anteil an Mitarbeitern zur Einreichung<br />

von Verbesserungsvorschlägen motivieren.<br />

Eine stärkere Einbindung von Geschäftsleitung<br />

und Führungskräften in<br />

d<strong>as</strong> I<strong>de</strong>enmanagement, die Stärkung <strong>de</strong>r<br />

Nachhaltigkeit durch internes Marketing<br />

sowie die Vorgabe konkreter Zielvorga-<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

ben könnte hier zu besseren Ergebnissen<br />

führen.<br />

Typ 5: Die Ineffi zienten<br />

Der Unternehmenstyp <strong>de</strong>r Ineffi zienten<br />

weist bei <strong>de</strong>n meisten Erfolgsfaktoren<br />

negative o<strong>de</strong>r nur schwach positive<br />

Werte auf. Allerdings gibt es einige gute<br />

Voraussetzungen für ein erfolgreiches<br />

I<strong>de</strong>enmanagement, da die Führungskultur<br />

immerhin <strong>de</strong>n zweitbesten Wert unten<br />

<strong>de</strong>n fünf Unternehmenstypen aufweist.<br />

Auch bei <strong>de</strong>r Nachhaltigkeit zeigt d<strong>as</strong><br />

Unternehmen einen zwar nur schwach<br />

ausgeprägten Wert, <strong>de</strong>r jedoch <strong>de</strong>r zweitbeste<br />

bei <strong>de</strong>n fünf Unternehmenstypen<br />

ist. Es gibt also ein ausreichend großes<br />

Budget, die Maßnahmen wer<strong>de</strong>n durch<br />

internes Marketing unterstützt und es<br />

besteht die Bereitschaft, d<strong>as</strong> I<strong>de</strong>enmanagement<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Negative Ausprägungen und die insgesamt<br />

schlechtesten Werte unter allen<br />

fünf Unternehmenstypen weisen die<br />

Erfolgsfaktoren „Transparenz und Nachhaltigkeit“<br />

sowie „Controlling“ auf. Dem<br />

I<strong>de</strong>enmanagement fehlen hier klare Zielvorgaben,<br />

eine regelmäßige Überprüfung<br />

und Transparenz <strong>de</strong>s Systems.<br />

Interessanterweise schätzen die Ineffi -<br />

zienten ihr I<strong>de</strong>en management selbst als<br />

erfolgreicher ein als dies die Mitarbeiterorientierten<br />

tun. Und die I<strong>de</strong>enmanager<br />

<strong>de</strong>r Ineffi zienten sind zufrie<strong>de</strong>ner als<br />

die an<strong>de</strong>rer Unternehmenstypen. Möglicherweise<br />

liegt d<strong>as</strong> daran, d<strong>as</strong>s bisher<br />

Vergleichszahlen fehlten, um <strong>de</strong>n Erfolg<br />

<strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enmanagements einschätzen zu<br />

können. Bei allen relevanten Erfolgsgrößen<br />

weisen die Ineffi zienten weit unterdurchschnittliche<br />

Werte hinsichtlich<br />

Beteiligungs- und Vorschlagsquote und<br />

Nutzen je I<strong>de</strong>e aus.<br />

Sarah Dittrich<br />

Die Diplom-Ökonomin leitet beim<br />

Deutschen Institut für Betriebswirtschaft<br />

(DIB) <strong>de</strong>n Bereich I<strong>de</strong>en- und<br />

Innovationsmanagement.


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34 PERSONALMARKETING<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Pfi ffi ge Maßnahmen gesucht<br />

AWARD. Im Personalmarketing haben es kleinere Unternehmen schwer. Drei<br />

Beispiele zeigen, wie Mittelständler trotz<strong>de</strong>m mit Kreativität punkten können.<br />

Von Raoul Fischer<br />

Warum nicht einmal umgekehrt?<br />

Immer wie<strong>de</strong>r waren<br />

in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

Sportvereine auf die Gießerei<br />

Kuhn E<strong>de</strong>lstahl in Ra<strong>de</strong>vormwald<br />

im Bergischen Land mit <strong>de</strong>r Bitte um<br />

Unterstützung zugekommen. Als <strong>de</strong>r<br />

270-Mann-Betrieb Anfang 2011 vor <strong>de</strong>m<br />

Problem stand, kurzfristig 20 Stellen in<br />

<strong>de</strong>r mechanischen Fertigstellung besetzen<br />

zu müssen, drehte er <strong>de</strong>n Spieß um.<br />

Mit <strong>de</strong>r Aktion „20 mal 500 Euro“ versprach<br />

d<strong>as</strong> Unternehmen je<strong>de</strong>m Sportverein<br />

eine Spen<strong>de</strong> von 500 Euro für<br />

je<strong>de</strong>n vermittelten Dreher. Eine ziemlich<br />

pfi ffi ge I<strong>de</strong>e. So nutzte <strong>de</strong>r Mittelständler<br />

nicht nur die Ressourcen <strong>de</strong>r Vereine,<br />

son<strong>de</strong>rn tat auch etw<strong>as</strong> Gutes und erzielte<br />

öffentliche Aufmerksamkeit für<br />

seine Personalmarketingkampagne „20<br />

Dreher – 20 Grün<strong>de</strong>“. Mit <strong>de</strong>r Strategie<br />

räumte Kuhn E<strong>de</strong>lstahl beim Manpower-<br />

För<strong>de</strong>rpreis 2011 <strong>de</strong>n ersten Platz ab.<br />

Ein Ansatz, <strong>de</strong>r kleinen und mittleren<br />

Betrieben Mut machen kann. Und <strong>de</strong>n<br />

brauchen sie <strong>de</strong>rzeit, <strong>de</strong>nn längst ist <strong>de</strong>r<br />

Je kreativer die Kampagne, <strong>de</strong>sto mehr Erfolg – <strong>de</strong>r Mittelständler Kuhn E<strong>de</strong>lstahl macht es vor.<br />

viel beschworene Fachkräftemangel in<br />

Deutschland angekommen. D<strong>as</strong> diesjährige<br />

Mittelstandsbarometer <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />

Ernst & Young liefert<br />

Mittelständische Arbeitgeber haben einige Vorteile<br />

gegenüber Großunternehmen. Sie müssen sie aber<br />

noch kreativer nutzen, um Personal zu gewinnen.<br />

© KUHN EDELSTAHL<br />

trotz <strong>de</strong>s starken Aufschwungs im ersten<br />

Halbjahr ein ernüchtern<strong>de</strong>s Bild. Von <strong>de</strong>n<br />

3.000 befragten Unternehmen schätzen<br />

62 Prozent die Suche nach qualifi zierten<br />

Mitarbeitern als schwer ein, elf Prozent<br />

fi n<strong>de</strong>n sie sogar sehr schwer.<br />

Ein Problem, d<strong>as</strong> sich verschärft, weil<br />

Mittelständler beim Nachwuchs im Wettbewerb<br />

zu großen Unternehmen stehen,<br />

die mit Recruiting-Ressourcen oft besser<br />

ausgerüstet sind. „Personalmarketing ist<br />

bei Mittelständlern häufi g noch unterentwickelt.<br />

Es fehlt an kreativen, p<strong>as</strong>sgenauen<br />

Ansätzen, und die Klaviatur<br />

<strong>de</strong>s Personalmarketings kann oft schon<br />

strukturbedingt nicht gespielt wer<strong>de</strong>n“,<br />

urteilt Professor Gerold Frick, bis vor<br />

Kurzem Geschäftsführer <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Gesellschaft für Personalführung e.V.<br />

(DGFP). Frick war auch Mitglied <strong>de</strong>r<br />

Jury für <strong>de</strong>n Mittelstandspreis, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Personaldienstleister Manpower dieses<br />

Jahr zum ersten Mal ausgeschrieben hat.<br />

Die Veranstalter haben sich d<strong>as</strong> ambitionierte<br />

Ziel gesetzt, die besten Beispiele<br />

für gelungenes Personalmarketing im<br />

Mittelstand zutage zu för<strong>de</strong>rn. Und tatsächlich:<br />

Die Preisträger <strong>de</strong>s ersten Jah-


es liefern exzellente I<strong>de</strong>en und zeigen,<br />

wie Mittelständler im „War for Talents“<br />

ihre Vorteile nutzen können.<br />

Regionale Verbun<strong>de</strong>nheit nutzen<br />

Ein Aspekt dabei ist die Verbun<strong>de</strong>nheit<br />

in einer Region, die sich <strong>de</strong>r Gewinner<br />

Kuhn E<strong>de</strong>lstahl zunutze gemacht hat,<br />

in<strong>de</strong>m er 250 Sportvereine in die Rekrutierung<br />

einbezogen hat. Die Kampagne<br />

zeigt zu<strong>de</strong>m, worauf es im Personalmarketing<br />

ankommt: Bewerberzielgruppen<br />

klar zu <strong>de</strong>fi nieren, sich mit <strong>de</strong>ren Anfor<strong>de</strong>rungsprofi<br />

len, aber auch mit ihren<br />

Erwartungen und Ansprüchen auseinan<strong>de</strong>rzusetzen<br />

– und Strategie und<br />

Maßnahmen klar darauf auszurichten.<br />

„Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n oft auf eine Funktion<br />

im Unternehmen reduziert. D<strong>as</strong> wird<br />

ihnen als Menschen nicht gerecht. Man<br />

muss sie ganzheitlich in <strong>de</strong>n Blick nehmen:<br />

W<strong>as</strong> motiviert einen Mitarbeiter?<br />

W<strong>as</strong> interessiert ihn? Wie spreche ich<br />

ihn an?“, sagt Rüdiger Schäfer, Group<br />

Executive Vice Presi<strong>de</strong>nt bei <strong>de</strong>r Right<br />

Management GmbH, <strong>de</strong>r auch zur Jury<br />

beim Manpower-För<strong>de</strong>rpreis gehörte.<br />

Auf <strong>de</strong>r Webseite www.20Grün<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />

erörtert Kuhn E<strong>de</strong>lstahl Argumente, die<br />

für die Zielgruppe wichtig sind – von<br />

fairen Chancen über aktive Mitgestaltung<br />

bis zu gerechter Bezahlung. „Wir<br />

wollten auf Menschen zugehen, die nicht<br />

fest entschlossen sind zu wechseln, aber<br />

darüber nach<strong>de</strong>nken. Die sollten emotional<br />

angesprochen wer<strong>de</strong>n. Die Argumente<br />

haben wir in Zusammenarbeit<br />

mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

entwickelt“, erklärt Frank Lessing,<br />

kaufmännischer Geschäftsführer<br />

bei Kuhn E<strong>de</strong>lstahl. Gerold Frick f<strong>as</strong>st<br />

die Stärken <strong>de</strong>r Kampagne so zusammen:<br />

„Eine klar <strong>de</strong>fi nierte Zielgruppe,<br />

berufsspezifi sche Argumente in klarer<br />

Sprache, eine einzigartige I<strong>de</strong>e sowie d<strong>as</strong><br />

Erkennen und Nutzen einer Nische im<br />

regionalen Markt.“<br />

Im Vorteil durch <strong>de</strong>n Teamgedanken<br />

Ein Beispiel für ein gelungenes Gesamtkonzept<br />

liefert <strong>de</strong>r Automobilzulieferer<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

IHI Charging Systems International (ICSI)<br />

mit Standorten in Hei<strong>de</strong>lberg, Cernusco<br />

bei Mailand und seit 2008 in Ichtershausen<br />

am Erfurter Kreuz. D<strong>as</strong> Gemeinschaftsunternehmen<br />

von Daimler und<br />

IHI beschäftigt <strong>de</strong>rzeit 783 Mitarbeiter.<br />

D<strong>as</strong> Ziel bis 2015: An allen drei Standor-<br />

MANAGEMENT<br />

PERSONALMARKETING<br />

ten 1.013 Beschäftigte. Um diesen Ausbau<br />

vorantreiben zu können, hat ICSI ein<br />

Wachstumskonzept entwickelt. Unter<br />

<strong>de</strong>m Leitsatz „In Motion for the Future“,<br />

bin<strong>de</strong>t es neben Personalmarketing und<br />

Rekrutierung auch Personalentwicklung<br />

und Mitarbeiterbindung ein. Für je<strong>de</strong>s<br />

AUS DEM EINZIGARTIGEN FUHRPARK-<br />

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35


36 PERSONALMARKETING<br />

<strong>de</strong>r Module <strong>de</strong>fi niert ICSI und entwickelte<br />

darauf zugeschnittene Maßnahmen:<br />

von Werbung in Print, Hörfunk<br />

o<strong>de</strong>r online über Partnerschaften mit Bildungsträgern<br />

bis zu Aktionen wie einem<br />

Bewerbertag o<strong>de</strong>r einem „Girlsday“.<br />

Auch dieses Beispiel zeigt einen<br />

Vorteil im KMU-Bereich: Viele dieser<br />

Einzelaktio nen von ICSI stärken d<strong>as</strong> Wir-<br />

Gefühl. „Individualität, Familiensinn,<br />

Gemeinschaft – solche Werte bil<strong>de</strong>n nach<br />

wie vor immense Anziehungskraft“, sagt<br />

Schäfer von Right Management. Nicht je<strong>de</strong>r<br />

wolle um <strong>de</strong>r Sicherheit willen bei<br />

Großunternehmen arbeiten. Manche<br />

suchten eher die Flexibilität o<strong>de</strong>r die<br />

Einbindung in ein Team, d<strong>as</strong> – f<strong>as</strong>t – wie<br />

eine Familie ist.<br />

Personalmarketing im Verbund<br />

Der Drittplatzierte <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rpreises<br />

zeigt, wie Mittelständler <strong>de</strong>n Mangel an<br />

Ressourcen bewältigen können. In <strong>de</strong>r<br />

Interessengemeinschaft Kunststoff e.V.<br />

(IGK) haben sich 32 Unternehmen aus<br />

<strong>de</strong>r Region Köln-Bonn-Rhein-Sieg zusammengeschlossen,<br />

um ihre Personalengpässe<br />

gemeinsam zu bewältigen. Diese<br />

betriebsübergreifen<strong>de</strong> Zusammenarbeit<br />

hat mehrere Facetten: Erstens bietet<br />

sie eine vielfältige und anspruchsvolle<br />

Verbundausbildung in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Berufen. Die Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n – <strong>de</strong>rzeit<br />

36 – rotieren zwischen verschie<strong>de</strong>nen<br />

Unternehmen und absolvieren überbe-<br />

Der erste Manpower-För<strong>de</strong>rpreis<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

triebliche Ausbildungs- und<br />

För<strong>de</strong>rmaßnahmen. Zweitens<br />

steht ein Fachkräftepool<br />

bereit. D<strong>as</strong> be<strong>de</strong>utet, d<strong>as</strong>s<br />

einzelne Mitarbeiter betriebsübergreifend<br />

zum Einsatz<br />

kommen. Der Vorteil: „So<br />

gleichen die Unternehmen<br />

Personalschwankungen aus,<br />

die durch unterschiedliche<br />

Ausl<strong>as</strong>tungskurven hervorgerufen<br />

wer<strong>de</strong>n“, erklärt<br />

Harald Br<strong>as</strong>choß, Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r IGK. Drittens<br />

will <strong>de</strong>r Verein ab En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Jahres Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

für<br />

die Beschäftigten <strong>de</strong>s Pools<br />

einrichten und mit einem eigenen<br />

Programm ältere Mitarbeiter<br />

för<strong>de</strong>rn.<br />

Auch die IGK lebt von<br />

einem Vorteil, <strong>de</strong>n kleinere<br />

Unternehmen gegenüber<br />

größeren haben. Die mittelständischen<br />

Unternehmen sind daran<br />

gewöhnt, in Verbän<strong>de</strong>n zusammenzuarbeiten,<br />

und Konkurrenten wer<strong>de</strong>n<br />

eher als Mitbewerber gesehen. Alle Mitgliedsunternehmen<br />

<strong>de</strong>r IGK zusammen<br />

beschäftigen rund 900 Mitarbeiter und<br />

erwirtschaften einen Umsatz von rund<br />

130 Millionen Euro. Im Verbund können<br />

sie potenziellen Mitarbeitern wesentlich<br />

mehr Entwicklungsmöglichkeiten bieten<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

AWARD<br />

Der Award soll kreative Kampagnen und Beispiele für Personalmarketing in kleinen und<br />

mittleren Unternehmen zutage för<strong>de</strong>rn. Unter <strong>de</strong>m Slogan „Der Mittelstand macht’s“<br />

konnten Unternehmen ihre Kampagnen und Initiativen einreichen und von einer Fachjury<br />

beurteilen l<strong>as</strong>sen. Zur Jury gehörten Professor Gerold Frick (DGFP), Randolf Jessl (Personalmagazin),<br />

Professor Jutta Rump (Fachhochschule Ludwigshafen), Rüdiger Schäfer (Right<br />

Management) sowie Privatdozent Hilmar Schnei<strong>de</strong>r (Forschungsinstitut zur Zukunft <strong>de</strong>r<br />

Arbeit). Der Preis war insgesamt mit 20.000 Euro dotiert. Als Schirmherr fungierte Mathi<strong>as</strong><br />

Müller, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammer Frankfurt.<br />

Die Kampagne von IHI Charging Systems International<br />

als je<strong>de</strong>s einzelne Unternehmen für sich.<br />

D<strong>as</strong> steigert die Attraktivität. „Die IGK<br />

zeigt beispielhaft, wie man aus <strong>de</strong>m Verbund<br />

von mehreren kleinen Unternehmen<br />

heraus sehr anwendungsorientiert<br />

Personalrekrutierung betreiben kann“,<br />

so d<strong>as</strong> Urteil <strong>de</strong>r Jury.<br />

Pfi ffi ge I<strong>de</strong>en entwickeln, die Verwurzelung<br />

in einer Region nutzen, Zusammenarbeit<br />

in einem Verband suchen, <strong>de</strong>n<br />

Teamgedanken im Unternehmen stärken,<br />

Zielgruppen individuell ansprechen<br />

und vor allem konzeptionell-strategisch<br />

vorgehen – die drei Beispiele zeigen,<br />

wie kleine und mittlere Unternehmen<br />

erfolgreich <strong>de</strong>m Fachkräftemangel entgegentreten<br />

können. „Stellen Sie sich<br />

als attraktiven Arbeitgeber dar, <strong>de</strong>nken<br />

Sie quer, <strong>de</strong>nken Sie an<strong>de</strong>rs, <strong>de</strong>nken Sie<br />

nicht zu kompliziert“, empfi ehlt Kerstin<br />

Hattar, Director Workforce Strategy<br />

& Marketing bei <strong>de</strong>r Manpower Group<br />

Deutschland, <strong>de</strong>n mittelständischen Unternehmern.<br />

Raoul Fischer, freier Journalist in Frankfurt/Main<br />

© IHI CHARGING SYSTEMS


Machen Sie<br />

d<strong>as</strong> beste<br />

aus Ihrem<br />

Unternehmen...<br />

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Deutschlands * . Wir bieten Unternehmen umf<strong>as</strong>sen<strong>de</strong>, innovative<br />

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o<strong>de</strong>r l<strong>as</strong>sen Sie sich beraten unter 0800.1.MONSTER<br />

(0800.1.666 78 37).<br />

* Nielsen Juli 2011, repräsentative Umfrage unter Internetnutzern, die in <strong>de</strong>n letzten<br />

6 Monaten mind. eine Online-Jobbörse genutzt haben.


Dynamischer Softwaremarkt<br />

TREND. Heutzutage müssen Unternehmen ihr Recruiting laufend optimieren.<br />

Dabei unterstützt <strong>de</strong>r Einsatz einer leistungsfähigeren Softwarelösung.<br />

Von Ulli Pesch<br />

Ohne Recruiting- und Bewerbermanagementlösungen<br />

ist es für<br />

die allermeisten Unternehmen<br />

ab einer bestimmten Größe<br />

kaum mehr möglich, die benötigte Fachkräftezahl<br />

zu erreichen. Professionelle<br />

Software beschleunigt Prozesse, spart<br />

Arbeitszeit und professionalisiert d<strong>as</strong> Recruiting.<br />

Mit ihr verfügen Personaler viel<br />

schneller über auswertbare Informationen<br />

zu <strong>de</strong>n Kandidaten, um eine gezielte<br />

Vorauswahl durchzuführen. Mit ihr können<br />

Unternehmen ihre Reaktionszeiten<br />

verbessern, sie können professioneller<br />

kommunizieren und somit gleichzeitig<br />

ihr Arbeitgeberimage pfl egen.<br />

Breiteres und tieferes Angebot<br />

Die Anfor<strong>de</strong>rungen an solche Lösungen<br />

nehmen laufend zu und wer<strong>de</strong>n immer<br />

individueller. Deshalb ist die Angebotspalette<br />

spürbar breiter und tiefer gewor<strong>de</strong>n.<br />

Auf <strong>de</strong>r einen Seite stellt <strong>de</strong>r Markt<br />

eine Fülle eigenständiger Rekrutierungs-<br />

und Bewerbermanagementlösungen zur<br />

Verfügung. Anbieter sind unter an<strong>de</strong>rem<br />

Cornerstone, <strong>Haufe</strong>, Lumesse, Successfactors<br />

und Taleo. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Seite gibt es die modularen Recruiting-<br />

Lösungen, die Bestandteil <strong>de</strong>r HR-Suiten<br />

von Anbietern wie Perbit, Persis, SAP,<br />

Sage et cetera sind. Auch diese verfügen<br />

heute über differenzierte Recruiting und<br />

Bewerbermanagementfunktionen. Diese<br />

Module unterschei<strong>de</strong>n sich von <strong>de</strong>n eigenständigen<br />

Recruiting-, Bewerber- und<br />

Talentmanagementsystemen durch ihre<br />

enge Verzahnung mit an<strong>de</strong>ren HR-Pro-<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

zessen wie Administration, Entgelt und<br />

Zeitwirtschaft.<br />

Den meisten Lösungen ist gemein, d<strong>as</strong>s<br />

Personaler über sie Stellenausschreibungen<br />

in Jobbörsen sowie auf eigenen<br />

Karrierewebseiten veröffentlichen und<br />

Kandidaten über <strong>de</strong>n gesamten Bewerbungsprozess<br />

softwaregestützt begleiten<br />

können. Auch d<strong>as</strong> Einstellen offener Stellen<br />

in soziale Netzwerke beherrschen einige<br />

<strong>de</strong>r Lösungen. Als Datenb<strong>as</strong>is nutzen<br />

alle Systeme einen zentralen Datenpool.<br />

Bei <strong>de</strong>n eigenständigen Systemen erfolgt<br />

<strong>de</strong>r Datenaustausch über entsprechen<strong>de</strong><br />

Schnittstellen zu <strong>de</strong>n HR-Suiten.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

38 ANWENDUNGEN SERIE: RECRUITING<br />

IT-Hilfe ist für die Kommunikation mit Bewerbern, für <strong>de</strong>ren Auswahl und für „Job Postings“ gefragt.<br />

Die Baloise Group, zu <strong>de</strong>r unter an<strong>de</strong>rem<br />

die B<strong>as</strong>ler Versicherungen gehören,<br />

setzt seit Anfang 2009 Taleo für<br />

d<strong>as</strong> Recruiting ein. Für Jon<strong>as</strong> Jatsch,<br />

E-Recruiting-Spezialist innerhalb <strong>de</strong>r<br />

Group Human Resources, gewinnen vor<br />

allem die Controlling- und Reporting-<br />

Funktionen an Be<strong>de</strong>utung: „Für uns ist<br />

es beispielsweise wichtig, zu wissen,<br />

aus welchen Recruiting-Kanälen die<br />

Bewerber kommen und wie lange unsere<br />

Bewerbungsprozesse dauern. Diese<br />

Auswertungen sind für die Optimierung<br />

unserer Recruiting-Prozesse immens<br />

wichtig.“ Ähnliche Be<strong>de</strong>utung sieht er


auch bei <strong>de</strong>r „Search and Match“ -Funktion,<br />

mit <strong>de</strong>r die Profi le von Bewerbern<br />

miteinan<strong>de</strong>r verglichen wer<strong>de</strong>n können.<br />

D<strong>as</strong> Stuttgarter Technology Center<br />

von Sony Deutschland nutzt seit Anfang<br />

2009 d<strong>as</strong> Bewerbermanagement von<br />

<strong>Haufe</strong>. Ein Grund für die Einführung<br />

war laut Personalleiter Ralph Wanke die<br />

Mehrsprachenfähigkeit: Konzernsprache<br />

ist Englisch, und auch viele Bewerber<br />

(vornehmlich Ingenieure, Chemiker und<br />

Physiker) kommen aus <strong>de</strong>m englischen<br />

Sprachraum. Sie können sich schon beim<br />

Hochla<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bewerbungsunterlagen<br />

für eine bevorzugte Sprache entschei<strong>de</strong>n.<br />

Die Empfangsbestätigung und auch die<br />

weitere Kommunikation erfolgen dann<br />

automatisch in <strong>de</strong>r gewählten Sprache.<br />

Bernhard Münster, Produktmanager bei <strong>de</strong>r<br />

<strong>Haufe</strong> Gruppe, sieht in einem professionellen<br />

Bewerbermanagement einen möglicherweise<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Vorteil für Arbeitgeber.<br />

„Ein guter Service für Bewerber wird immer<br />

wichtiger, schließlich haben hoch qualifi -<br />

zierte Fachleute zunehmend die Wahl, bei<br />

welchem Arbeitgeber sie arbeiten möchten“,<br />

meint er.<br />

Verän<strong>de</strong>rte Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

Die Beispiele zeigen: Bewerber wollen heute<br />

an<strong>de</strong>rs abgeholt wer<strong>de</strong>n als noch vor ein<br />

paar Jahren. Auch Andre<strong>as</strong> Schultejans,<br />

Partner von Promerit, ist <strong>de</strong>r Ansicht, d<strong>as</strong>s<br />

sich die Lösungen mehr in Richtung „Candidate<br />

Experience“ entwickeln müssen: „Wer<br />

heute Recruiting-Lösungen auf <strong>de</strong>n Markt<br />

HUMAN EXPERT<br />

RESOURCE<br />

Wir haben die Spezialisten, die Sie suchen.<br />

hays.<strong>de</strong>/hr<br />

MANAGEMENT<br />

ANWENDUNGEN<br />

bringt, <strong>de</strong>r muss unter an<strong>de</strong>rem eine<br />

stärkere Anwen<strong>de</strong>rorientierung als bisher<br />

berücksichtigen“, sagt er.<br />

D<strong>as</strong> bestätigt Nina Kalmeyer, die Unternehmen<br />

bei <strong>de</strong>r Integration von Social<br />

Media in d<strong>as</strong> Recruiting berät. Ihrer Ansicht<br />

nach müssen Arbeitgeber stärker<br />

auf die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Bewerber achten:<br />

„In <strong>de</strong>n vergangenen Jahren wur<strong>de</strong> es<br />

für Bewerber zur Pfl icht und auch oft zur<br />

Tortur, die unterschiedlichen Formulare<br />

online auszufüllen. Wirklich interessante<br />

Kandidaten füllen heute keine langatmigen<br />

Formulare mehr aus, son<strong>de</strong>rn<br />

bevorzugen die Bewerbung per <strong>PDF</strong>.“<br />

Daher rät sie zu intelligenten Recruiting-<br />

Plattformen, die Daten über sogenanntes<br />

„CV Parsing“ automatisch übernehmen.<br />

39


personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

40 ANWENDUNGEN SERIE: RECRUITING<br />

Auch eine aktive Kandidatensuche<br />

in sozialen Netzwerken und auf an<strong>de</strong>ren<br />

Plattformen gehört zu <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Recruiter an mo<strong>de</strong>rne<br />

Software-Lösungen. Viele <strong>de</strong>r eigenständigen<br />

Entwicklungen unterstützen<br />

bereits <strong>de</strong>n Rekrutierungsprozess <strong>de</strong>s<br />

sogenannten „Active Sourcing“. Hierzu<br />

wer<strong>de</strong>n beispielsweise externe Lebenslaufdatenbanken<br />

von Online-Stellenbörsen,<br />

Business-Netzwerken o<strong>de</strong>r internen<br />

Kandidatenpools durchsucht. Der US-<br />

Anbieter Avature stellt mit CRM Web<br />

2.0 ein „Social CRM“-System bereit, d<strong>as</strong><br />

mittels ausgeklügelter Algorithmen d<strong>as</strong><br />

Internet nach spezifi schen Lebensläufen,<br />

Jobangeboten und an<strong>de</strong>ren beliebig<br />

<strong>de</strong>fi nierbaren Inhalten durchsucht. Per<br />

Mausklick fl ießen die Suchergebnisse<br />

strukturiert in d<strong>as</strong> CRM-System ein und<br />

können dort wie bei einem konventionellenKun<strong>de</strong>nbeziehungsmanagementsystem<br />

verwaltet wer<strong>de</strong>n. Damit soll d<strong>as</strong><br />

Suchen nach potenziellen Kandidaten<br />

erheblich beschleunigt und die Kommunikation<br />

mit ihnen vereinfacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Neue Recruiting-Anwendungen<br />

Doch noch nicht alle Lösungen sind auf<br />

diesem Entwicklungsstand. Während<br />

viele mo<strong>de</strong>rne Programme bereits in<br />

<strong>de</strong>r Lage sind, soziale Netzwerke wie<br />

Facebook, Xing, Linkedin und an<strong>de</strong>re<br />

mit „Job Postings“ zu versorgen, ist ein<br />

Rücktransfer von Daten aus diesen Netzwerken<br />

in die Recruiting- o<strong>de</strong>r Bewerbermanagementsysteme<br />

bisher kaum o<strong>de</strong>r<br />

nicht zufrie<strong>de</strong>nstellend möglich. Nach<br />

Auskunft <strong>de</strong>r meisten Experten liegt d<strong>as</strong><br />

an <strong>de</strong>r bisher schlechten Strukturierung<br />

<strong>de</strong>r Daten in sozialen Netzwerken.<br />

Um d<strong>as</strong> Recruiting über Facebook zu<br />

erleichtern, hat Monster mit <strong>de</strong>r Anwen-<br />

dung „Be Known“ einen Weg gefun<strong>de</strong>n,<br />

berufl iche Netzwerke aufzubauen, die<br />

durch ein System von Empfehlungen aufwertbar<br />

sind. Damit könnte d<strong>as</strong> Problem<br />

<strong>de</strong>r schlechten Datenstrukturierung<br />

erledigt sein. Facebook selbst stellt mit<br />

„Branch Out“ ein Karrierenetzwerk mit<br />

heute bereits über drei Millionen aufgeführten<br />

Jobs zur Verfügung, aus <strong>de</strong>m<br />

sich Bewerberdaten extrahieren ließen.<br />

Mobile Recruiting<br />

Ein weiterer Trend ist d<strong>as</strong> Mobile Recruiting.<br />

Laut <strong>de</strong>r Studie „Mobile Recruiting<br />

2011“ von Eco – Verband <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Internetwirtschaft, verfügt je<strong>de</strong>s vierte<br />

befragte Unternehmen über mobile Anwendungen<br />

für die Interaktion mit potenziellen<br />

Bewerbern. Dies ist eine hohe<br />

Zahl in Anbetracht <strong>de</strong>r Tatsache, d<strong>as</strong>s<br />

mobile Anwendungen für Smartphones<br />

und Tablet PC erst seit etwa einem Jahr<br />

Fuß f<strong>as</strong>sen. Sowohl in Apples „iTunes<br />

Auch eine aktive Kandidatensuche in sozialen<br />

Netzwerken gehört zu <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Recruiter an mo<strong>de</strong>rne Softwarelösungen.<br />

Store“ als auch im „Android Store“ gibt<br />

es mittlerweile zahlreiche Recruiting-<br />

Anwendungen zum Herunterla<strong>de</strong>n.<br />

Ein Beispiel für eine solche Anwendung<br />

ist „Jobs for Friends“ <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />

Anbieters Softgar<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ssen Nutzer<br />

Jobempfehlungen von Smartphone zu<br />

Smartphone übertragen können. Zu<strong>de</strong>m<br />

l<strong>as</strong>sen sich Jobs auf Facebook einstellen<br />

und können per Smartphone-Anwendung<br />

an Freun<strong>de</strong> weiterverbreitet wer<strong>de</strong>n.Ein<br />

weiteres Beispiel ist d<strong>as</strong> „Bewerber-Ortungssystem“<br />

(„Applicant Tracking System“)<br />

Bullhorn Mobile, d<strong>as</strong> E-Mail- und<br />

Kontaktadressen von interessanten Kandidaten<br />

generiert sowie eine Kandidatenhistorie,<br />

d<strong>as</strong> Lesen von Lebensläufen und<br />

an<strong>de</strong>re Funktionen enthält.<br />

Wagt man einen Blick in die Zukunft<br />

<strong>de</strong>s Recruitings, dann zeichnen sich am<br />

● Ausgabe 9/2011:<br />

Trends im Recruiting<br />

● Ausgabe 10/2011:<br />

Social Media in <strong>de</strong>r Praxis<br />

● Ausgabe 11/2011:<br />

Software und Anwendungen<br />

SERIE<br />

Horizont ganz unterschiedliche neue Recruiting-Werkzeuge<br />

und -Metho<strong>de</strong>n ab.<br />

Ein Beispiel ist „Smartrecruiters.com“,<br />

eine „Software <strong>as</strong> a Service“-Lösung, bei<br />

<strong>de</strong>r die Grundfunktionen kostenlos und<br />

zusätzliche Dienste kostenpfl ichtig buchbar<br />

sind. Dieses Werkzeug will mit seiner<br />

fl exiblen Kosten- und Leistungsstruktur<br />

insbeson<strong>de</strong>re kleinere Unternehmen ansprechen.<br />

Ein weiteres Beispiel ist „Chifeeds“,<br />

d<strong>as</strong> automatisch Jobangebote aus<br />

<strong>de</strong>m Firmenblog heraus o<strong>de</strong>r per RSS-<br />

Feed an Facebook o<strong>de</strong>r Twitter sen<strong>de</strong>t.<br />

Rollenspiele für die Rekrutierung<br />

Zu einem Trend könnte sich auch d<strong>as</strong><br />

„Social Gaming“ entwickeln, d<strong>as</strong> eine<br />

Rekrutierung in Form von Rollenspielen<br />

ermöglicht. Einen interessanten Ansatz<br />

verfolgt d<strong>as</strong> kostenlose Spiel „Fliplife“, bei<br />

<strong>de</strong>m die Teilnehmer sich einen Traumjob<br />

aussuchen, diesen spielerisch ausüben<br />

und dabei Punkte sammeln. Ein weiteres<br />

Beispiel ist d<strong>as</strong> Strategiespiel „Houthoff<br />

Buruma – The Game“, d<strong>as</strong> eine international<br />

tätige nie<strong>de</strong>rländische Anwaltskanzlei<br />

programmieren ließ, um Kandidaten<br />

für d<strong>as</strong> Unternehmen zu begeistern und<br />

gleichzeitig die Fähigkeiten <strong>de</strong>s Bewerbers<br />

zu testen. Der Fant<strong>as</strong>ie scheinen<br />

kaum Grenzen gesetzt zu sein, wenn es<br />

darum geht, die richtigen Mitarbeiter zu<br />

fi n<strong>de</strong>n. Allerdings: Ob Unternehmen sich<br />

dieser Dynamik anschließen wollen und<br />

können, wird sich erst zeigen.<br />

Ulli Pesch ist freier Journalist in Heimstetten bei<br />

München.


Mo<strong>de</strong>rne Personaldienstleistung heißt, sich individuell auf je<strong>de</strong>n Menschen und je<strong>de</strong>s<br />

Unternehmen einzustellen. Und d<strong>as</strong> können wir ausgezeichnet. Profitieren auch Sie von<br />

unserem Know-how als bester Arbeitgeber.<br />

www.dis-ag.com<br />

Platz 1 für die DIS AG<br />

beim Wettbewerb<br />

„Deutschlands Beste<br />

Arbeitgeber 2011“


ORGANISATIONNEWS<br />

42 AKTUELLES<br />

Gesundheit als HR-Geschäftsprozess<br />

Gesundheitsmanagement wird in Deutschland zu unstrukturiert betrieben.<br />

D<strong>as</strong> zeigt eine Studie <strong>de</strong>r Dr. Geke & Associates GmbH. 64 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Teilnehmer gehen zwar davon aus, d<strong>as</strong>s sich ihr Gesundheitsmanagement<br />

in <strong>de</strong>n nächsten fünf Jahren stark bis sehr stark entwickeln wird. Zu<strong>de</strong>m verfügen<br />

die Studienteilnehmer über ein breit gefächertes Instrumentarium, d<strong>as</strong> 84<br />

Prozent vollständig überblicken. Zu <strong>de</strong>n Top-Maßnahmen in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

zählen vorrangig Bewegungs- und Gesundheitskurse, Ergonomie am Arbeitsplatz<br />

o<strong>de</strong>r Stressmanagement. Als großes Manko sehen die Studienautoren aber die<br />

mangeln<strong>de</strong> strategische Verknüpfung <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Gesundheitsmaßnahmen<br />

mit <strong>de</strong>n Themen <strong>de</strong>r Personalentwicklung, <strong>de</strong>m Demografi emanagement und<br />

<strong>de</strong>r Personalplanung. 40 Prozent <strong>de</strong>r Teilnehmer gehen bei ihren Maßnahmen<br />

zum Gesundheitsmanagement ohne eine konkrete Strategie zur systematischen<br />

Steue rung vor. Bei <strong>de</strong>n Unternehmen, die eine Strategie besitzen, ist diese zu zwei<br />

Dritteln mit <strong>de</strong>r Unternehmensstrategie verbun<strong>de</strong>n.<br />

Über effi ziente Prozesse verfügen lediglich acht Prozent <strong>de</strong>r Teilnehmer, 60<br />

Prozent sehen die Einführung von standardisierten Prozessen als ihr größtes Optimierungspotenzial.<br />

Dazu Dr. Michael Geke, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Dr. Geke & Associates<br />

GmbH: „Gesundheitsmanagement sollte als wesentlicher Baustein einer<br />

wettbewerbsfähigen Organisation i<strong>de</strong>alerweise als Geschäftsprozess in die Landschaft<br />

<strong>de</strong>r HR-Prozesse integriert wer<strong>de</strong>n. Maßnahmen und Investitionen müssen<br />

bewertet und gezielt gesteuert wer<strong>de</strong>n.“ Eine optimale Steuerung ist aber nach<br />

<strong>de</strong>n Studienergebnissen nur schwer zu erreichen: 85 Prozent aller Teilnehmer<br />

setzen kein IT-System für ihr Gesundheitsmanagement ein, zu <strong>de</strong>n Kennzahlen<br />

zählen überwiegend Standardkennzahlen. Bei <strong>de</strong>r Studie wur<strong>de</strong>n 80 Teilnehmer<br />

befragt. Sie ist kostenlos im Internet abrufbar. www.geke<strong>as</strong>sociates.com<br />

Kennzahlen im strategischen Gesundheitsmanagement<br />

Kosten <strong>de</strong>r ungestörten Arbeitsstun<strong>de</strong><br />

Workability In<strong>de</strong>x<br />

ROI von Gesundheitsmaßnahmen<br />

Produktivitätskennzahlen<br />

Arbeitsplatzbezogene psychische Erkrankungen<br />

Fortbildungen pro Mitarbeiter und Jahr<br />

Krankenkosten<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Arbeitsunfälle<br />

Teilnehmerzahl an Gesundheitsmaßnahmen<br />

Fehlzeiten<br />

Unternehmen in Deutschland nutzen vor allem Standardkennzahlen im Gesundheitsmanagement.<br />

Sie taugen nur bedingt, um Maßnahmen zu steuern.<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

2<br />

5<br />

9<br />

14<br />

26<br />

33<br />

43<br />

55<br />

69<br />

88<br />

Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich<br />

Quelle: Dr. Geke & Associates<br />

NACHRICHTEN<br />

Lohnsteigerung geplant<br />

2012 wer<strong>de</strong>n die Löhne und Gehälter<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Arbeitnehmer um<br />

3,1 Prozent steigen. D<strong>as</strong> zeigen die<br />

Ergebnisse <strong>de</strong>r Aon-Hewitt-Studie<br />

„Salary Incre<strong>as</strong>e Survey 2011“. Die<br />

höchsten Gehaltszuwächse wer<strong>de</strong>n mit<br />

3,1 Prozent im mittleren Management<br />

erwartet. Top-Management, Spezialisten<br />

und Sachbearbeiter liegen mit 3,0<br />

Prozent dicht dahinter. D<strong>as</strong> Schlusslicht<br />

bil<strong>de</strong>n mit 2,9 Prozent die gewerblichen<br />

Arbeitnehmer. www.aonhewitt.com<br />

Mehr Ausbildung im Westen<br />

Die Zahl <strong>de</strong>r Ausbildungsverträge in<br />

Deutschland ist <strong>de</strong>utlich gestiegen<br />

– trotz Rückgangs <strong>de</strong>r Schulabgängerzahlen.<br />

Wie die Ruhr-Nachrichten berichten,<br />

registrierten die Industrie- und<br />

Han<strong>de</strong>lskammern bis En<strong>de</strong> September<br />

328.506 neue Ausbildungsverträge,<br />

4,7 Prozent mehr als zum Vorjahreszeitpunkt.<br />

In West<strong>de</strong>utschland liegt<br />

<strong>de</strong>r Zuwachs <strong>de</strong>mnach bei 6,2 Prozent,<br />

in Ost<strong>de</strong>utschland gab es dagegen ein<br />

Minus von 3,1 Prozent. www.ihk.<strong>de</strong><br />

Personaler wollen mehr Balance<br />

Die Work Life Balance ist für Personaler<br />

d<strong>as</strong> Hauptkriterium bei <strong>de</strong>r Wahl eines<br />

neuen Arbeitsplatzes. D<strong>as</strong> zeigt eine<br />

Umfrage <strong>de</strong>s Personaldienstleisters<br />

Robert Half unter <strong>de</strong>utschsprachigen<br />

Finanz- und Personalmanagern. 26<br />

Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen, 39 Prozent <strong>de</strong>r<br />

österreichischen und 40 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Schweizer Manager nannten die Work<br />

Life Balance als ausschlaggebend, wenn<br />

sie sich zwischen zwei gleichwertigen<br />

Jobs entschei<strong>de</strong>n müssten. Der Ruf <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens, Weiterbildungsangebote<br />

und die Möglichkeit im Ausland zu<br />

arbeiten spielen dagegen eine eher<br />

untergeordnete Rolle.<br />

www.roberthalf.<strong>de</strong>


AKTUELLES<br />

Entspannung am Arbeitsmarkt dank Frauen über 50.<br />

Ältere Frauen im Kommen<br />

Die Beschäftigungssituation <strong>de</strong>r Älteren hat sich<br />

in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren verbessert, wie eine<br />

Studie <strong>de</strong>s Instituts für Arbeitsmarkt- und<br />

Berufsforschung (IAB) belegt. Ein Großteil <strong>de</strong>r Verbesserung<br />

beruhe dabei auf <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Erwerbsbeteiligung<br />

älterer Frauen. Zwischen 1998 und 2010 ist<br />

<strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Frauen von 55 bis 64 Jahren an allen<br />

sozialversicherungspfl ichtig Beschäftigten um gut acht<br />

Prozentpunkte auf 45 Prozent gestiegen. „Trotz<strong>de</strong>m<br />

bleiben die Arbeitsmarktprobleme von Älteren unübersehbar“,<br />

sagt IAB-Forscher Ulrich Walwei. Im Jahr<br />

2010 lag die monatliche Übergangsrate für die 50- bis<br />

64-Jährigen mit 3,9 Prozent klar unter <strong>de</strong>m Wert <strong>de</strong>r<br />

25- bis 49-Jährigen mit 7,2 Prozent. www.iab.<strong>de</strong><br />

Rente wird verschenkt<br />

Die Mehrheit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Arbeitnehmer lässt<br />

monatlich einige Hun<strong>de</strong>rt Euro Rente auf <strong>de</strong>r<br />

Straße liegen. So d<strong>as</strong> Ergebnis einer Studie von<br />

Fi<strong>de</strong>lity International. Nur 38 Prozent <strong>de</strong>r Erwerbstätigen<br />

sparen im Rahmen <strong>de</strong>r betrieblichen Altersvorsorge<br />

für ihren Ruhestand, die betriebliche Vorsorge macht<br />

<strong>de</strong>mnach heute nur vier Prozent <strong>de</strong>r Bezüge im Alter aus.<br />

In <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n dagegen stammt schon heute ein<br />

Drittel <strong>de</strong>r Rente aus <strong>de</strong>r betrieblichen Altersvorsorge –<br />

in Dänemark sind es 17 Prozent. Christian Wre<strong>de</strong>, Sprecher<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsführung von Fi<strong>de</strong>lity International in<br />

Deutschland, mahnt dringend ein Um<strong>de</strong>nken auch in<br />

Deutschland an: „ Wenn wir verhin<strong>de</strong>rn wollen, d<strong>as</strong>s die<br />

Deutschen ihren Lebensstandard im Alter dramatisch<br />

zurückschrauben müssen, sind hierzulan<strong>de</strong> Werte von<br />

25 bis 30 Prozent unumgänglich.“<br />

www.fi <strong>de</strong>lity.<strong>de</strong><br />

11 / 11 personalmagazin<br />

43<br />

www.fachkraefte-blog.<strong>de</strong><br />

Attraktiver<br />

Arbeitgeber?<br />

Informieren Sie sich über neueste<br />

Erkenntnisse, relevante Studien und<br />

Fachartikel zur Sicherung von Fachkräften.<br />

L<strong>as</strong>sen Sie sich darüber hinaus von guten<br />

Beispielen aus <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis<br />

inspirieren.<br />

Sie haben Fragen o<strong>de</strong>r Anregungen?<br />

RKW Kompetenzzentrum<br />

Düsseldorfer Str. 40, 65760 Eschborn<br />

Telefon: 0 61 96 – 495 2816<br />

kommunikation@rkw.<strong>de</strong><br />

www.rkw-kompetenzzentrum.<strong>de</strong>


44<br />

ORGANISATIONNEWS<br />

AKTUELLES<br />

Unwetterwarnung beim Auslandseinsatz: Gut, wenn jetzt Kontakt zum Mitarbeiter besteht.<br />

Auch auf Reisen immer erreichbar<br />

Neuerungen für d<strong>as</strong> Reisekostenmanagement mit mobilen Endgeräten<br />

hat Concur vorgestellt. Mit <strong>de</strong>r Concur Reisemanagement-Applikation<br />

für Android, Blackberry, iPhone und iPad können Geschäftsreisen<strong>de</strong><br />

unterwegs Flugreservierungen direkt mit <strong>de</strong>n Unternehmensrichtlinien abgleichen<br />

und buchen. Auch weitere Reisekosten können mobil erf<strong>as</strong>st und<br />

abgerechnet wer<strong>de</strong>n. Unterstützung bei <strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>r Sorgfaltspfl ichten<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens soll <strong>de</strong>r Lokalisierungs- und Benachrichtigungsservice<br />

„Locate & Alert“ bringen. Der Dienst stellt <strong>de</strong>m Unternehmen die Reisepläne<br />

zur Verfügung und erlaubt <strong>de</strong>n Reisen<strong>de</strong>n, sich an ihren aktuellen Standorten<br />

mit ihren mobilen Geräten zu registrieren. Durch diese Funktionen sollen,<br />

so <strong>de</strong>r Anbieter, Unternehmen ihre Mitarbeiter leichter fi n<strong>de</strong>n und ihnen<br />

wichtige Nachrichten o<strong>de</strong>r Gefahrenmeldungen zu Naturkat<strong>as</strong>trophen o<strong>de</strong>r<br />

Unruhen via Telefon, E-Mail o<strong>de</strong>r Twitter sen<strong>de</strong>n. www.concur.<strong>de</strong><br />

„Appgesang“ auf Stun<strong>de</strong>nzettel<br />

In eigener Sache: Eine kostenlose<br />

App zur Zeiterf<strong>as</strong>sung über<br />

Smartphones mit iOS, Android-<br />

o<strong>de</strong>r Windows-Phone-7-Betriebssystem<br />

bietet Lexware im Paket mit<br />

seiner Desktop-Lösung Lexware<br />

Zeitmanagement an. Wer sich unter<br />

www.zeitmanagement.lexware.<strong>de</strong> registriert<br />

und darüber die kostenlose<br />

Desktop-Lösung auf seinen Rechner<br />

personalmagazin 11/11<br />

lädt, kann zusätzlich unterwegs erf<strong>as</strong>ste<br />

Daten über d<strong>as</strong> Internet synchronisieren<br />

und weiterverarbeiten.<br />

Dabei können auch individuelle Kriterien<br />

wie etwa Kun<strong>de</strong>n, Projekte<br />

und Aktivitäten für die Zeit erf<strong>as</strong>sung<br />

nach individuellem Bedarf <strong>de</strong>fi niert<br />

und die mobil erf<strong>as</strong>sten Daten in Excel<br />

exportiert wer<strong>de</strong>n.<br />

www.zeitmanagement.lexware.<strong>de</strong><br />

© TODD SHOEMAKE / SHUTTERSTOCK.COM<br />

SOFTWAREMARKT<br />

NACHRICHTEN<br />

Mittelstand im Social Web<br />

Schon je<strong>de</strong>s vierte mittelständische<br />

Unternehmen kommuniziert mit seinen<br />

Kun<strong>de</strong>n im Social Web. Wie eine<br />

Umfrage von RAAD im Auftrag von Sage<br />

Software ergab, wer<strong>de</strong>n die sozialen<br />

Netzwerke überwiegend zur Akquise<br />

o<strong>de</strong>r zu Servicezwecken eingesetzt.<br />

Vor allem <strong>de</strong>r Vertrieb und d<strong>as</strong><br />

Marketing sind <strong>de</strong>mnach bestrebt, die<br />

Web-2.0-Kanäle zu nutzen.<br />

www.sage.<strong>de</strong>/socialmedia<br />

Online-Check Demografi e<br />

Einen kostenlosen Online-Demografi e-<br />

Kurzcheck für Personalverantwortliche<br />

bietet Information Factory zusammen<br />

mit <strong>de</strong>m F.A.Z.-Institut im Internet<br />

an. Dabei können sich Unternehmen<br />

anhand von zehn Frageblöcken einen<br />

strukturierten Überblick über ihre Situation<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>mografi egerechter<br />

Betriebs- und Personalstrategien verschaffen.<br />

Die Teilnehmer erhalten einen<br />

Überblick über die Situation in ihrem<br />

Unternehmen und Handlungsempfehlungen<br />

für die positive Gestaltung <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>mografi schen Wan<strong>de</strong>ls im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r strategischen Personalarbeit.<br />

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Verschlüsselte Abrechnungen<br />

Rechtssicherheit und Zeitersparnis beim<br />

Versand <strong>de</strong>r monatlichen Lohnabrechnung<br />

verspricht die Regify-Gruppe<br />

mit „Regipay“. B<strong>as</strong>ierend auf <strong>de</strong>r<br />

bestehen<strong>de</strong>n E-Mail-Infr<strong>as</strong>truktur <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens, können dabei Dokumente<br />

verschlüsselt übertragen wer<strong>de</strong>n<br />

(En<strong>de</strong>-zu-En<strong>de</strong>-Verschlüsselung). Der<br />

zugehörige Schlüssel wird über <strong>de</strong>n<br />

Regify-Provi<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Absen<strong>de</strong>rs sicher an<br />

<strong>de</strong>n Regify-Clearing-Service (unabhängige<br />

Drittpartei) übermittelt, <strong>de</strong>r<br />

Empfänger als Adressat von Provi<strong>de</strong>r<br />

und Clearing i<strong>de</strong>ntifi ziert. www.regify.<strong>de</strong>


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46 CHANGE AGENTS<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Im Einsatz als „Change Agent“<br />

SERIE. Daiichi Sankyo wan<strong>de</strong>lt sich zum globalen Pharmainnovator. Die<br />

Personalabteilung ist dabei mehr als ein stiller Begleiter. D<strong>as</strong> zahlt sich aus.<br />

Von Elmar Siemers<br />

Bei Daiichi Sankyo hat sich im vergangenen<br />

Jahrzehnt ein grundlegen<strong>de</strong>r<br />

Wan<strong>de</strong>l vollzogen, viel<br />

Neues wur<strong>de</strong> möglich. D<strong>as</strong> hat<br />

mit <strong>de</strong>r Vorgeschichte <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

zu tun. Die bayerische Pharmafi rma<br />

Luitpold, ein mittelständischer Betrieb<br />

aus <strong>de</strong>m Münchener Stadtteil Obersendling,<br />

wur<strong>de</strong> 1990 von Sankyo Pharma<br />

übernommen. Salben wie Mobilat waren<br />

sowohl zu Luitpold-Zeiten als auch einige<br />

Jahre danach ein Verkaufsschlager und<br />

die I<strong>de</strong>ntifi kationsprodukte <strong>de</strong>r Firma.<br />

Luitpold wur<strong>de</strong> allerdings sehr kl<strong>as</strong>sisch<br />

geführt. Die Kommunikationsstrukturen<br />

waren so traditionell wie d<strong>as</strong> Unternehmen.<br />

Auf Deutsch als Alltagssprache wur<strong>de</strong><br />

trotz umfangreicher internationaler<br />

Geschäftsbeziehungen Wert gelegt.<br />

D<strong>as</strong> hat sich grundlegend geän<strong>de</strong>rt.<br />

D<strong>as</strong> Unternehmen stellte sich mit <strong>de</strong>r<br />

Zul<strong>as</strong>sung <strong>de</strong>s Blutdrucksenkers Olmesartan,<br />

einem <strong>de</strong>r am häufi gsten<br />

verschriebenen Arzneimittel weltweit,<br />

völlig neu auf. Der 2005 zu Daiichi Sankyo<br />

fusionierte Konzern verordnete sich<br />

damit eine Metamorphose vom Salbenhersteller<br />

zum Produzenten hoch innovativer<br />

Arzneien. Es war zugleich ein<br />

Wan<strong>de</strong>l vom lokal verwurzelten Mittelständler<br />

zu einem weltweit agieren<strong>de</strong>n<br />

Konzern mit völlig an<strong>de</strong>ren Strukturen.<br />

Eine Matrixorganisation wur<strong>de</strong> eingeführt.<br />

Die Unternehmensleitung gab<br />

d<strong>as</strong> Ziel aus, Daiichi Sankyo zu einem<br />

„Global Pharma Innovator“ zu entwickeln,<br />

einem forschungsstarken Spieler<br />

in <strong>de</strong>r internationalen Pharmatopliga.<br />

Elmar Siemers, Leiter HR bei Daiichi Sankyo Europe: „Im Wan<strong>de</strong>l muss HR Flagge zeigen!“<br />

Und schließlich erweiterte die Tokioter<br />

Zentrale auch noch die Geschäftsb<strong>as</strong>is:<br />

Neben <strong>de</strong>n Arzneien aus <strong>de</strong>r eigenen<br />

Entwicklung kam <strong>de</strong>r Geschäftsbereich<br />

Generika hinzu.<br />

Wir von Human Resources beobachteten<br />

allerdings, d<strong>as</strong>s sich nicht je<strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter im Unternehmen bei diesen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen wohlfühlte. Es gab Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong><br />

und Ängste. An dieser Stelle<br />

beschlossen wir, d<strong>as</strong>s HR eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Rolle in <strong>de</strong>m Verän<strong>de</strong>rungsprozess<br />

von Daiichi Sankyo einnehmen musste.<br />

SERIE: HR-ROLLENPROFILE<br />

Wir wollten nicht nur ein stiller Begleiter<br />

<strong>de</strong>s Wan<strong>de</strong>ls sein, son<strong>de</strong>rn ein „Change<br />

Agent“ im Sinne <strong>de</strong>s berühmten Mo<strong>de</strong>lls<br />

von Dave Ulrich.<br />

Wan<strong>de</strong>l gestalten und Vorbild sein<br />

D<strong>as</strong> hieß für uns: Wir wollten die Metamorphose<br />

aktiv gestalten. Wir wollten<br />

außer<strong>de</strong>m ein Vorbild bei <strong>de</strong>r Neuorientierung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens sein. HR<br />

setzte sich daher zum Ziel, die Mitarbeiter<br />

im Globalisierungsprozess an die<br />

Hand zu nehmen und ihnen die Angst<br />

© DAIICHI SANKYO


vor <strong>de</strong>n notwendigen Än<strong>de</strong>rungen zu<br />

nehmen. Wir wollten signalisieren: „Um<br />

unsere globalen Ziele zu erreichen, ist<br />

die Verän<strong>de</strong>rung von Strukturen und<br />

Verhalten, sogar von grundsätzlichen<br />

Einstellungen nötig. HR wird Sie dabei<br />

begleiten – als ein Partner, <strong>de</strong>r Ihnen die<br />

persönliche Sicherheit gibt, die Verän<strong>de</strong>rungen<br />

erst möglich macht.“<br />

Darüber hinaus nahmen wir uns vor,<br />

nicht nur auf Zuruf <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />

zu reagieren, son<strong>de</strong>rn mit speziellen<br />

HR-Angeboten dazu beizutragen, d<strong>as</strong><br />

tägliche Geschäft effektiver zu machen.<br />

Wir wollten durch unsere Tätigkeit<br />

Mehrwert schaffen und zum wirtschaftlichen<br />

Erfolg <strong>de</strong>s Unternehmens beitragen.<br />

Dieses Verständnis galt es zuerst<br />

bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>s Personalbereichs<br />

zu entwickeln, schließlich fi n<strong>de</strong>t<br />

<strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>l nicht nur im Markt statt. Die<br />

HR-Abteilung musste sich neu <strong>de</strong>fi nieren,<br />

um für die Rolle als „Change Agent“<br />

zwischen <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Interessen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens und <strong>de</strong>n Bedürfnissen<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter gerüstet zu sein.<br />

Dabei ging es um d<strong>as</strong> viel zitierte „unternehmerische<br />

Verständnis“ – also um<br />

d<strong>as</strong> Verständnis <strong>de</strong>r mittel- und langfristigen<br />

Unternehmensziele, um d<strong>as</strong><br />

Wahrnehmen <strong>de</strong>r Hür<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Weg<br />

dorthin und die Besinnung auf die HR-<br />

Kernkompetenzen, die wir in <strong>de</strong>n Entwicklungsprozess<br />

einbringen wollten.<br />

Dazu erstellten wir einen Plan, <strong>de</strong>r die<br />

Unterstützung von wirtschaftlichen<br />

● Ausgabe 11/2011:<br />

Change Agents bei Daiichi Sankyo<br />

SERIE<br />

● Ausgabe 12/2011:<br />

Employee Champions bei Voss Automotive<br />

● Ausgabe 1/2012:<br />

Admin Experts bei KPI<br />

● Ausgabe 2/2012:<br />

Strategic Partners bei Sky Deutschland<br />

Unternehmenszielen durch HR-Instrumente<br />

zum Inhalt hatte. Dies taten wir<br />

nicht im Stillen, son<strong>de</strong>rn im Dialog mit<br />

<strong>de</strong>n Führungskräften. Damit stellten wir<br />

nicht nur zum ersten Mal eine direkte<br />

Verbindung zwischen Unternehmenszielen<br />

und HR-Aktivitäten her, son<strong>de</strong>rn<br />

erhöhten auch d<strong>as</strong> Vertrauen von Führungskräften<br />

in ihre HR-Abteilung.<br />

Den „Change Agent“ sichtbar machen<br />

Doch wie sollten wir unsere neue Rolle im<br />

Unternehmen sichtbar machen? Unsere<br />

Erkenntnis: HR braucht Instrumente und<br />

ein Gesicht. Darüber hinaus mussten wir<br />

auch bei Führungskräften Überzeugungsarbeit<br />

leisten. Nicht je<strong>de</strong>r war begeistert,<br />

d<strong>as</strong>s HR auf die Mitarbeiter zuging, ihnen<br />

Unterstützung anbot, gleichzeitig aber<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

ORGANISATION<br />

CHANGE AGENTS<br />

auch Engagement einfor<strong>de</strong>rte. Nicht wir<br />

als Personaler wollten die Mitarbeiter an<br />

Bord <strong>de</strong>s Schiffs holen, d<strong>as</strong> seinen Kurs<br />

än<strong>de</strong>rte. Unser Ziel war es, die Führungskräfte<br />

zu überzeugen, dies für ihre Bereiche<br />

zu übernehmen. Personalarbeit ist<br />

eine Führungsaufgabe, nicht die Domäne<br />

<strong>de</strong>r Personalabteilung.<br />

Uns war klar, d<strong>as</strong>s wir <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungsprozess<br />

mit Augenmaß begleiten<br />

mussten. An<strong>de</strong>rnfalls hätten wir riskiert,<br />

die Mitarbeiter auf halbem Wege wie<strong>de</strong>r<br />

zu verlieren. Glaubwürdigkeit und<br />

Vertrauen waren die Schlüsselbegriffe,<br />

an <strong>de</strong>nen auch wir als Personaler uns<br />

orientierten. Außer<strong>de</strong>m gaben wir uns<br />

nicht <strong>de</strong>r Illusion hin, mit einmaligen<br />

Aktionen die neuen Ziele und Inhalte<br />

vermitteln zu können. Uns war klar, d<strong>as</strong>s<br />

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47


48 CHANGE AGENTS<br />

wir geduldig, beharrlich und glaubhaft<br />

sein mussten, um die Mitarbeiter zu gewinnen.<br />

Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> klar, d<strong>as</strong>s wir persönlich<br />

Flagge zeigen mussten. Fortan vertrat<br />

ich die Abteilung auf Betriebsversammlungen,<br />

in Meetings, auf Vertriebs- und<br />

Produktschulungen sowie in internationalen<br />

Projektgruppen. Dort stellte ich<br />

unser neues Selbstverständnis, unsere<br />

Verantwortung, unsere Programme dar.<br />

Ich machte <strong>de</strong>utlich, d<strong>as</strong>s die Personalabteilung<br />

künftig eine aktive Rolle auf<br />

<strong>de</strong>m Weg Daiichi Sankyos zu einem neuen<br />

Image einnehmen wür<strong>de</strong>.<br />

Unser Werkzeugk<strong>as</strong>ten für <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l<br />

Gleichzeitig untersuchten wir anhand<br />

<strong>de</strong>r Mittel- und Langfristplanung, welche<br />

Werkzeuge <strong>de</strong>r Personalführung notwendig<br />

waren, um <strong>de</strong>n Beschäftigten Entwicklungsmöglichkeiten<br />

und Unterstützung<br />

zu bieten und sie für die Neuausrichtung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens zu gewinnen. Wir kamen<br />

zu <strong>de</strong>m Ergebnis, d<strong>as</strong>s wir ein einheitliches<br />

Gerüst brauchten, d<strong>as</strong> ihnen<br />

Sicherheit inmitten <strong>de</strong>s Wan<strong>de</strong>ls vermitteln<br />

konnte.<br />

Unseren Personalwerkzeugk<strong>as</strong>ten füllten<br />

wir mit einer ganzen Reihe neuer Instrumente.<br />

Von Beginn an war uns klar,<br />

d<strong>as</strong>s diese ineinan<strong>de</strong>rgreifen und ein in<br />

sich sorgfältig geschnürtes Paket ergeben<br />

sollten. Dazu gehört vor allem d<strong>as</strong><br />

europäi sche Kompetenzmo<strong>de</strong>ll. Dieses ist<br />

eine Synthese aus <strong>de</strong>r Markenpersönlichkeit<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens, <strong>de</strong>n Unternehmenswerten<br />

und <strong>de</strong>r darauf aufbauen<strong>de</strong>n<br />

Beschreibung von Verhalten.<br />

Auf diesem Mo<strong>de</strong>ll beruhen weitere<br />

Werkzeuge, die d<strong>as</strong> Kompetenzmo<strong>de</strong>ll im<br />

täglichen Arbeitsleben präsent machen,<br />

wie zum Beispiel <strong>de</strong>r kompetenzb<strong>as</strong>ierte<br />

Feedback-Dialog. Diese Form <strong>de</strong>r Rückmeldung<br />

führten wir zunächst für außertarifl<br />

iche Mitarbeiter mit, weiten sie aber<br />

aufgrund <strong>de</strong>r sehr guten Resonanz und<br />

mit ausdrücklicher Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

Betriebsräte auf alle Mitarbeiter aus.<br />

Darüber hinaus haben wir etablierte<br />

Maßnahmen wie die Mitarbeiterbefra-<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Rollenprofile<br />

Processess<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Strategic Partner<br />

Management of Strategic<br />

Human Resources<br />

Administrative Partner<br />

Management of Firm<br />

Infr<strong>as</strong>tructure<br />

gung zum strategischen Steuerungsinstrument<br />

fortentwickelt: Unsere heutige<br />

Mitarbeiterbefragung gibt uns Auskunft<br />

darüber, wie weit wir als Unternehmen<br />

unsere Kompetenzen entwickelt haben.<br />

Sie gibt uns zu<strong>de</strong>m die Möglichkeit,<br />

Resultate in Zielvereinbarungen umzusetzen.<br />

Damit unterstützt HR die kontinuierliche<br />

kulturelle Entwicklung <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens nicht nur nach Gefühl<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m, w<strong>as</strong> gera<strong>de</strong> im Markt aktuell<br />

ist, son<strong>de</strong>rn mittels klarer Parameter.<br />

Die Mitarbeiter ziehen mit<br />

Heute, da <strong>de</strong>r Erneuerungsprozess von<br />

Human Resources <strong>de</strong>utlich vorangeschritten<br />

ist, lässt sich ein erstes Fazit<br />

ziehen: D<strong>as</strong> Experiment ist geglückt,<br />

die Reform ist auf einem guten Weg.<br />

HR als aktivem Part an diesem Wandlungsprozess<br />

ist es gelungen, auch die<br />

Beschäftigten dafür zu gewinnen und<br />

sich als anerkannter und angesehener<br />

Partner <strong>de</strong>r Mitarbeiter zu etablieren.<br />

Die Beschäftigten haben Ziele und erhalten<br />

Leistungsanreize. Wir ermuntern<br />

sie, sich regelmäßig weiterzubil<strong>de</strong>n. Die<br />

Kommunikation via E-Mail, Intranet und<br />

Future / Strategic Focus<br />

Day-to-Day / Operational Focus<br />

SERIE: HR-ROLLENPROFILE<br />

Change Agent<br />

Management of Transformation<br />

and Change<br />

Emlpoyee Champion<br />

Management of Employee<br />

Contribution<br />

Dave Ulrichs berühmtes Mo<strong>de</strong>ll von 1997 hat Schlagseite. Von <strong>de</strong>n vier gleichberechtigten<br />

Rollen, die <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>nker skizziert hat, ist nur eine populär und breitenwirksam<br />

gewor<strong>de</strong>n – <strong>de</strong>r Strategic (Business) Partner. Doch je<strong>de</strong> ist wertvoll und profi lbil<strong>de</strong>nd.<br />

People<br />

Quelle: D. Ulrich, Human Resource Champions, 1997<br />

Mitarbeiterzeitung ist offen und rege.<br />

Auch die Sprache hat sich angesichts<br />

von 20 verschie<strong>de</strong>nen Natio nen, die mittlerweile<br />

im europäischen Hauptquartier<br />

vertreten sind, verän<strong>de</strong>rt: Sämtliche Informationen<br />

wer<strong>de</strong>n nun auf Deutsch<br />

und Englisch kommuniziert.<br />

Unsere neue HR-Philosophie<br />

Wir kommen damit unserer HR-Philosophie<br />

recht nahe, ein verlässlicher<br />

Partner im Wan<strong>de</strong>l zu sein, <strong>de</strong>r in Zeiten<br />

<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung Sicherheit durch miteinan<strong>de</strong>r<br />

verknüpfte Personalinstrumente<br />

bietet. Auf <strong>de</strong>r B<strong>as</strong>is einer einheitlichen<br />

Sprache – <strong>de</strong>m Kompetenzmo<strong>de</strong>ll – erzeugen<br />

wir damit ein gutes Verständnis<br />

<strong>de</strong>r unternehmerischen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

und erzielen gleichzeitig einen<br />

hohen Betreuungsgrad von Mitarbeitern<br />

und Vorgesetzten. D<strong>as</strong>s wir die Rolle <strong>de</strong>s<br />

„Change Agent“ ernst nehmen und aktiv<br />

leben, hat sich als absolut wertvoll erwiesen<br />

– für uns, für unsere Mitarbeiter<br />

und für Daiichi Sankyo.<br />

Elmar Siemers, Leiter Human Resources bei<br />

Daiichi Sankyo Europe


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Demografischer Wan<strong>de</strong>l und Fachkräftemangel sind <strong>de</strong>rzeit starke Strömungen in <strong>de</strong>r Personalarbeit. Hier sind Sie gefor<strong>de</strong>rt, Lösungen zu<br />

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50<br />

DIGITALE PERSONALAKTE<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Der Aktenschrank rückts ins Abseits<br />

PRAXIS. In <strong>de</strong>n Vestischen Carit<strong>as</strong>-Kliniken sorgt nun Software dafür, d<strong>as</strong>s die<br />

Unterlagen <strong>de</strong>r 1.700 Mitarbeiter standortübergreifend verfügbar sind.<br />

Die digitale Personalverwaltung hilft dabei, die Patienten bestens zu betreuen.<br />

Von Frank Rüttger<br />

Personalleiter Volker Bach<br />

schmunzelt, wenn er berichtet,<br />

wie er und seine Kollegen <strong>de</strong>r<br />

Vestischen Carit<strong>as</strong>-Kliniken bis<br />

vor wenigen Monaten gearbeitet haben.<br />

„Aktenordner aussuchen, in eine Kiste<br />

packen und im Auto nach Datteln fahren<br />

– schon beim Bela<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Hof haben<br />

wir mitleidige Blicke <strong>de</strong>s Pfl egepersonals<br />

geerntet.“ Damit Personalsachbearbeiter<br />

und Geschäftsführung bei ihren Besprechungen<br />

die p<strong>as</strong>sen<strong>de</strong>n Akten zur Hand<br />

hatten, mussten diese immer wie<strong>de</strong>r zwischen<br />

<strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>r- und Jugendkrankenhaus<br />

in Datteln sowie <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rheilstätte<br />

im 20 Kilometer entfernten Nordkirchen<br />

herumgefahren wer<strong>de</strong>n.<br />

D<strong>as</strong>s man sich umständliche Arbeitsabläufe<br />

im straff organisierten Gesundheitsbetrieb<br />

nicht mehr leisten kann,<br />

bekam die Personalabteilung immer<br />

wie<strong>de</strong>r zu spüren. Die Vestischen Carit<strong>as</strong>-Kliniken<br />

versorgen im Kin<strong>de</strong>r- und<br />

Jugendkrankenhaus laufend rund 250<br />

Patienten, in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rheilstätte in<br />

Nordkirchen wer<strong>de</strong>n zirka 230 Kin<strong>de</strong>r<br />

© VESTISCHE CARITAS KLINIKEN<br />

und Jugendliche mit Behin<strong>de</strong>rung ganztägig<br />

betreut. Neben regulärem Personal<br />

wie Ärzte, Pfl eger und Erzieher sind<br />

zahlreiche Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, Stu<strong>de</strong>nten<br />

und Freiwillige in <strong>de</strong>n Einrichtungen<br />

tätig. „Mit <strong>de</strong>r hohen Fluktuation, <strong>de</strong>m<br />

Schichtbetrieb und unterschiedlichen<br />

Arbeitsmo<strong>de</strong>llen ist viel Aufwand verbun<strong>de</strong>n“,<br />

so Bach, <strong>de</strong>r zur Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r Personalangelegenheiten von rund<br />

1.700 Mitarbeitern mit drei Vollzeit- und<br />

fünf Teilzeitkräften auskommen muss.<br />

Personalakte mit Mehrwert gesucht<br />

Ausschlaggebend für die Einführung <strong>de</strong>r<br />

digitalen Personalakte war, d<strong>as</strong>s sich so<br />

auch d<strong>as</strong> Wissen <strong>de</strong>r Mitarbeiter besser<br />

organisieren l<strong>as</strong>sen wür<strong>de</strong>. Dank <strong>de</strong>r verbesserten<br />

Suchmöglichkeiten in <strong>de</strong>n Unterlagen<br />

sollte etwa für Patienten, <strong>de</strong>ren<br />

Betreuung beson<strong>de</strong>re Sprachkenntnisse<br />

erfor<strong>de</strong>rt, schneller p<strong>as</strong>sen<strong>de</strong>s Personal<br />

ausfi ndig gemacht wer<strong>de</strong>n können.<br />

Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>alen Lösung<br />

wur<strong>de</strong> die Personalleitung schließlich<br />

bei IQDoQ fündig. Die Materna-Tochter<br />

mit Sitz in Hamburg und im hessischen<br />

Bad Vilbel stellte <strong>de</strong>n Kliniken daraufhin<br />

einen Server mit Testdaten sowie einen<br />

p<strong>as</strong>sen<strong>de</strong>n Scanner zur Verfügung, sod<strong>as</strong>s<br />

Bach und sein Stellvertreter Günter<br />

Handrup, <strong>de</strong>r Administrator <strong>de</strong>r „IQAkte<br />

Personal“, sich mit <strong>de</strong>m Programm und<br />

<strong>de</strong>r Konfi guration vertraut machen und<br />

erste eigene Akten digitalisieren konnten.<br />

Dabei legten sie auch gleich die<br />

Stammdaten aller erf<strong>as</strong>sten Mitarbeiter<br />

an, die sie aus einem Programm zur Entgeltabrechnung<br />

übertrugen. Ein Mitarbeiter<br />

von IQDoQ installierte die Software


mit <strong>de</strong>r besprochenen Konfi guration auf<br />

<strong>de</strong>n Rechnern aller Sachbearbeiter, unterstützte<br />

die IT-Abteilung bei <strong>de</strong>r Einbindung<br />

<strong>de</strong>s Servers ins Netzwerk und<br />

schulte die Sachbearbeiter. Innerhalb<br />

von drei Tagen war die Einführung <strong>de</strong>r<br />

digitalen Personalakte abgeschlossen.<br />

Handrup zeigt sich von <strong>de</strong>r Vorgehensweise<br />

beeindruckt: „Die Einführung <strong>de</strong>r<br />

Software war schnell erledigt. Und als wir<br />

nach einiger Zeit die eingestellte Ordnerstruktur<br />

doch noch verän<strong>de</strong>rn wollten,<br />

konnten wir d<strong>as</strong> telefonisch in kürzester<br />

Zeit erledigen.“ Trotz<strong>de</strong>m schaute sein<br />

Ansprechpartner im Vertrieb ab und zu<br />

persönlich vorbei, um sich vom Fortgang<br />

<strong>de</strong>s Projekts zu überzeugen.<br />

Stück für Stück verabschie<strong>de</strong>te sich<br />

die Personalabteilung von <strong>de</strong>r Papierakte,<br />

in<strong>de</strong>m sie diese in kleinen Schritten<br />

neben <strong>de</strong>m Tagesgeschäft digitalisierten.<br />

„Natürlich hätten wir auch einen Dienstleister<br />

mit <strong>de</strong>r kompletten Digitalisierung<br />

beauftragen können, aber für uns<br />

ist d<strong>as</strong> eine gute Gelegenheit, unseren<br />

Dokumentenbestand durchzusehen“, so<br />

Bach. Je<strong>de</strong>r Sachbearbeiter pfl egt seit<strong>de</strong>m<br />

die Dokumente jener Mitarbeiter<br />

ein, mit <strong>de</strong>nen er aktuell zu tun hat, und<br />

legt diese in sieben digitalen Registern<br />

„Digitalisieren ist eine gute Gelegenheit,<br />

<strong>de</strong>n Dokumentenbestand durchzusehen.“<br />

Volker Bach, Personalleiter, Vestische Carit<strong>as</strong>-Kliniken<br />

Lernen weltweit vernetzt.<br />

ab. Für eine Übergangsph<strong>as</strong>e bleiben<br />

die Papierakten noch komplett erhalten,<br />

später sollen dann lediglich noch die<br />

Vertragsdokumente im Aktenschrank<br />

verbleiben.<br />

Bach rechnet damit, d<strong>as</strong>s es ein bis<br />

zwei Jahre dauern wird, bis die letzte<br />

Papierakte gesichtet und eingescannt<br />

ist. Aber schon heute ist d<strong>as</strong> Packen <strong>de</strong>r<br />

Transportkiste p<strong>as</strong>sé. Die Sachbearbei-<br />

ORGANISATION<br />

DIGITALE PERSONALAKTE<br />

ter blättern statt<strong>de</strong>ssen auf <strong>de</strong>m Rechner<br />

vor Ort schnell und fl exibel durch<br />

die Dokumente. In Zukunft soll auch die<br />

E-Mail-Korrespon<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>m jeweiligen<br />

Mitarbeiter zugeordnet wer<strong>de</strong>n. Um<br />

komplexere Suchvorgänge in <strong>de</strong>n Akten<br />

als bisher zu ermöglichen, hat sich Bach<br />

zu<strong>de</strong>m vorgenommen, die Dokumente<br />

per OCR erf<strong>as</strong>sen zu l<strong>as</strong>sen, um noch genauere<br />

Ergebnisse bei <strong>de</strong>r Suche in <strong>de</strong>n<br />

Dateien zu erzielen. So wird die „IQAkte<br />

Personal“ Stück für Stück zur Anlaufstelle<br />

für d<strong>as</strong> Verwalten von Korrespon<strong>de</strong>nz,<br />

Terminen und <strong>de</strong>n unterschiedlichsten<br />

Dokumenten.<br />

Der Personalverantwortliche ist zufrie<strong>de</strong>n,<br />

d<strong>as</strong>s die Einführung <strong>de</strong>r digitalen<br />

Personalakte so gut geklappt hat.<br />

„Ich glaube, d<strong>as</strong>s mein Traum, mehr Zeit<br />

für an<strong>de</strong>re Aufgaben zu haben, nun in<br />

Erfüllung gehen kann.“<br />

Frank Rüttger<br />

Leiter <strong>de</strong>s Geschäftsfelds<br />

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und Kongress für professionelle<br />

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2. Februar 2012<br />

Messe Karlsruhe<br />

51


52 EMPLOYER BRANDING<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Die Sicht <strong>de</strong>r Bewerber einnehmen<br />

STUDIE. Wo bemühen sich Arbeitgeber beson<strong>de</strong>rs um ihre Arbeitgebermarke?<br />

Auf welche Kanäle setzen sie? Überr<strong>as</strong>chen<strong>de</strong> Antworten gibt eine aktuelle Studie.<br />

Von Lotte G<strong>as</strong>ser und Armin Trost<br />

Unternehmen, die in Zukunft<br />

beim Ringen um qualifi zierte<br />

und motivierte Bewerber die<br />

N<strong>as</strong>e vorne haben möchten,<br />

kommen nicht umhin, bei <strong>de</strong>r Beurteilung<br />

<strong>de</strong>r eigenen Recruiting-Aktivitäten<br />

Branding Map<br />

die Perspektive <strong>de</strong>r Bewerber einzunehmen.<br />

Bewerber wollen Einblicke in die<br />

Arbeitswelt jener Unternehmen erhalten,<br />

die für sie als Arbeitgeber infrage<br />

kommen. Sie wollen erkennen, wofür ein<br />

Arbeitgeber steht.<br />

Dieser Aspekt berührt d<strong>as</strong> Thema<br />

Employer Branding. Hier scheint sich<br />

Unternehmen aus Stuttgart erfüllen zu 46 Prozent <strong>de</strong>n Standard und sind Spitzenreiter.<br />

Dunkelblaue Län<strong>de</strong>r liegen vor <strong>de</strong>nen mit hellerer Farbe. Quelle: Career‘s Best Recruiters, 2011<br />

aufseiten <strong>de</strong>utscher Unternehmen in<br />

<strong>de</strong>n vergangenen Jahren etliches getan<br />

zu haben. Der Aufbau einer Arbeitgebermarke<br />

taucht immer häufi ger als Teil<br />

<strong>de</strong>r Personalstrategie auf, und die Zahl<br />

jener Arbeitgeber, die sich um eine klare<br />

Positionierung und Präsentation als Arbeitgeber<br />

bemühen, nimmt zu.<br />

Die Perspektive <strong>de</strong>r Bewerber<br />

Damit ist es aber nicht getan. Vielmehr<br />

sind Arbeitgeber aufgerufen, Fragen über<br />

offene Stellen, Arbeitsbedingungen, Karrieremöglichkeiten<br />

und an<strong>de</strong>re Themen<br />

dort zu beantworten, wo Bewerber sie<br />

erwarten. Eine beson<strong>de</strong>re Rolle spielen<br />

hier die unternehmenseigene Karrierewebseite<br />

und die Präsenz auf Social-<br />

Media-Plattformen. Bewerber erwarten<br />

innerhalb <strong>de</strong>s Recruiting-Prozesses eine<br />

Behandlung auf Augenhöhe.<br />

D<strong>as</strong> Messkriterium für <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s<br />

Employer Branding ist immer die Sicht<br />

<strong>de</strong>s Bewerbers. Die Studie „Career’s<br />

Best Recruiters“ hat sich daher zur<br />

Aufgabe gemacht, <strong>de</strong>n Blickwinkel <strong>de</strong>r<br />

potenziellen Mitarbeiter einzunehmen.<br />

Nach<strong>de</strong>m die Studie bereits im Jahr<br />

2010 in Österreich durchgeführt wur<strong>de</strong>,<br />

untersuchten die Wissenschaftler nun<br />

erstmals in Deutschland die Recruiting-<br />

Qualität <strong>de</strong>r 500 größten Unternehmen<br />

und Institutionen. Ziel <strong>de</strong>r Studie ist es<br />

einerseits, einen repräsentativen Status<br />

quo <strong>de</strong>r Employer-Branding-Aktivitäten<br />

im <strong>de</strong>utschen und österreichischen Arbeitsmarkt<br />

abzubil<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits<br />

will sie Arbeitgebern personalisierte<br />

und effi ziente Maßnahmen gegen <strong>de</strong>n<br />

Fachkräftemangel anbieten.


Hierfür überprüfen die Studienautoren<br />

die Aktivitäten zur Bewerberansprache<br />

und <strong>de</strong>n Umgang mit Initiativbewerbungen<br />

bei <strong>de</strong>n 500 größten Arbeitgebern<br />

aus Deutschland und Österreich.<br />

Pro Unternehmen legten sie 67 Employer-<br />

Branding-Kriterien an und analysierten<br />

außer<strong>de</strong>m die Rückmeldungen auf insgesamt<br />

4.000 Initiativbewerbungen. Der<br />

Testzeitraum erstreckte sich von Anfang<br />

Juni bis En<strong>de</strong> August 2011.<br />

Die Studie liefert zum einen umfangreiche<br />

Ergebnisse bezüglich <strong>de</strong>r Darstellung<br />

<strong>de</strong>r Employer Brands auf <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nen medialen Berührungspunkten<br />

sowie <strong>de</strong>r Messung <strong>de</strong>r Resonanz<br />

auf Initiativbewerbungen. Zum<br />

an<strong>de</strong>ren stellt sie Informationen aus <strong>de</strong>r<br />

Meta-Sicht bereit. D<strong>as</strong> heißt, sie gibt unter<br />

an<strong>de</strong>rem darüber Aufschluss, in welchen<br />

Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn sich Unternehmen<br />

als Arbeitgeber beson<strong>de</strong>rs umfangreich<br />

präsentieren und in welchen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />

weniger Wert auf eine gezielte<br />

Bewerberansprache gelegt wird.<br />

Spitzenreiter Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

Ein Studienergebnis: Als eine <strong>de</strong>r wirtschaftsstärksten<br />

und wettbewerbsfähigsten<br />

Regionen Europ<strong>as</strong> beheimatet<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg die Unternehmen<br />

mit <strong>de</strong>n umfangreichsten Arbeitgeber-<br />

Bewerberansprache à la<br />

„Draußen nur Kännchen“<br />

war gestern.<br />

www.milchundzucker.<strong>de</strong><br />

ÜBERBLICK<br />

Zentrale Studienergebnisse<br />

● Ba<strong>de</strong>n-Württembergische<br />

Unternehmen haben die stärksten<br />

Arbeitgebermarken<br />

● Berlin ist d<strong>as</strong> Schlusslicht im<br />

Regionalranking<br />

● Unternehmensberatungen<br />

führen d<strong>as</strong> Branchenranking an<br />

auftritten. Berlin ist Schlusslicht im<br />

Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r-Ranking. Auch <strong>de</strong>r Freistaat<br />

Sachsen fällt durch ähnlich niedrige<br />

Employer-Branding-Aktivitäten auf.<br />

Berater führen im Branchen-Ranking<br />

Auch die unterschiedliche Standortwahl<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensbranchen<br />

wirkt sich auf <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Employer-Branding-Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r<br />

aus. Ein Fünftel <strong>de</strong>r getesteten<br />

Unternehmen aus Ba<strong>de</strong>n-Württemberg,<br />

<strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sland mit <strong>de</strong>n höchsten<br />

Employer-Branding-Werten, weist in<br />

<strong>de</strong>r Einzelhan<strong>de</strong>lsbranche die stärksten<br />

Employer-Branding-Aktivitäten<br />

auf. Hessen, ebenfalls mit überdurch-<br />

ORGANISATION<br />

EMPLOYER BRANDING<br />

schnittlichem Ergebnis, zeichnet sich<br />

mit einem hohen Anteil an Bank- und<br />

Finanzdienstleis tern (rund 17 Prozent)<br />

aus. Auffallend ist, d<strong>as</strong>s die Bankenbranche<br />

nach <strong>de</strong>n Unternehmensberatern im<br />

Branchen-Ranking an <strong>de</strong>r Spitze steht.<br />

Auch im Städtevergleich wird die Dominanz<br />

dieser Branchen <strong>de</strong>utlich.<br />

Unterschie<strong>de</strong> von Stadt zu Land<br />

Ein weiteres Studienergebnis: Mit 45<br />

getesteten Arbeitgebern ist Berlin die<br />

Stadt mit <strong>de</strong>n meisten Unternehmen <strong>de</strong>s<br />

Samples. Dies lässt die Annahme zu,<br />

d<strong>as</strong>s in <strong>de</strong>r Stadt mit <strong>de</strong>r größten Einwohnerzahl<br />

die Arbeitgeber beson<strong>de</strong>rs<br />

engagiert um ihre Mitarbeiter werben.<br />

Die „Career’s Best Recruiters“-Auswertung<br />

zeigt jedoch ein überr<strong>as</strong>chen<strong>de</strong>s<br />

Bild: Berlin konnte 45 Punkte, somit<br />

32 Prozent, <strong>de</strong>s aufgestellten Standards<br />

erreichen und weist niedrigere Werte<br />

bei <strong>de</strong>n getesteten Employer-Branding-<br />

Kriterien auf als alle an<strong>de</strong>ren Städte<br />

Deutschlands.<br />

Auch d<strong>as</strong> Verwaltungszentrum Bonn<br />

schnei<strong>de</strong>t im Städtevergleich ten<strong>de</strong>nziell<br />

schlechter ab. Städte, in <strong>de</strong>nen vermehrt<br />

wissensintensive Branchen wie Banken,<br />

Versicherungen und Beratungsunternehmen<br />

angesie<strong>de</strong>lt sind, geben sich<br />

im „War For Talents“ die meiste Mühe.<br />

53


ORGANISATION<br />

54 EMPLOYER BRANDING<br />

Stutt-gart ist Spitzenreiter (65 Punkte –<br />

46 Prozent), aber auch in Frankfurt am<br />

Main (62 Punkte – 44 Prozent) und Düsseldorf<br />

(62 Punkte – 44 Prozent) sind<br />

die am besten bewerteten Unternehmen<br />

beheimatet.<br />

Daraus lässt sich schließen: Der Konkurrenzkampf<br />

in Wirtschaftszentren för<strong>de</strong>rt<br />

offenbar <strong>de</strong>n Kampf um die besten<br />

Mitarbeiter. Nordrhein-Westfalen hat einen<br />

Punkteschnitt von 55 (39 Prozent),<br />

Düsseldorf als wichtiges Wirtschaftszentrum<br />

in diesem Bun<strong>de</strong>sland, einen<br />

Schnitt von 62 Punkten (44 Prozent). Ein<br />

ähnliches Bild zeigen die an<strong>de</strong>ren Regionen<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik.<br />

Feedback auf Initiativbewerbungen<br />

Im Vergleich zwischen <strong>de</strong>n Städten und<br />

Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn fällt d<strong>as</strong> Antwortverhalten<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgeber bei Initiativbewerbungen<br />

genauso unterschiedlich aus,<br />

wie d<strong>as</strong> eben dargelegte Ausmaß <strong>de</strong>r<br />

Employer-Branding-Aktivitäten. Da Bewerber<br />

eine zeitnahe Reaktion auf ihre<br />

Bewerbung erwarten, kann Geschwindigkeit<br />

beim Beantworten von Bewerbungen<br />

für Arbeitgeber ein relevanter<br />

Wettbewerbsfaktor sein. In dieser Studie<br />

wur<strong>de</strong>n daher 2.000 Initiativbewerbungen<br />

per E-Mail an alle getesteten<br />

Arbeitgeber versandt. Unternehmen, die<br />

eine ausgesprochene Recruiting-Kultur<br />

haben, sollten innerhalb von drei Werktagen<br />

in irgen<strong>de</strong>iner Form reagieren.<br />

Innerhalb dieses Zeitintervalls antworteten<br />

laut Studienergebnissen 40 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen. Es scheint, d<strong>as</strong>s<br />

die meisten Unternehmen für solche Fälle<br />

nicht vorbereitet sind. Nun mag man<br />

einräumen, dies sei nicht <strong>de</strong>r offi zielle<br />

Weg, sich bei einem Unternehmen zu bewerben.<br />

Allerdings sind in zahlreichen<br />

an<strong>de</strong>ren Wirtschaftsbereichen zeitnahe<br />

Antworten auf unverlangt eingesandte<br />

Anfragen o<strong>de</strong>r Bestellungen durchaus<br />

üblich. Zum Vergleich: Wer bei Amazon<br />

per E-Mail ein Produkt bestellt, erhält<br />

innerhalb weniger Minuten eine personalisierte<br />

Mail mit <strong>de</strong>m Hinweis auf die<br />

Online-Bestellmodalitäten.<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Einen spannen<strong>de</strong>n Befund liefert die<br />

Studie, weil sie die Herkunft <strong>de</strong>r Bewerber<br />

berücksichtigt. Es wur<strong>de</strong> unter an<strong>de</strong>rem<br />

zwischen Bewerbern mit und ohne<br />

Migrationshintergrund unterschie<strong>de</strong>n.<br />

Dieser Aspekt berührt unmittelbar die<br />

aktuell diskutierten anonymisierten Bewerbungen,<br />

wie sie von <strong>de</strong>r Antidiskriminierungsstelle<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s seit einiger<br />

Zeit gefor<strong>de</strong>rt wird. Begrün<strong>de</strong>t wird die<br />

anonymisierte Bewerbung mit <strong>de</strong>n angeblich<br />

empirisch belegten Nachteilen<br />

von Bewerbern mit Migrationshintergrund.<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> Studie zeigt nun<br />

aber, d<strong>as</strong>s die Situation offenbar genau<br />

umgekehrt ist: Während nur 35 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgeber auf Bewerbungen<br />

von Kandidaten ohne Migrationshintergrund<br />

antworten, antworten 47 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgeber bei Bewerbern mit Migrationshintergrund.<br />

Genutzte Employer-Branding-Kanäle<br />

Wie bereits erwähnt, erwarten Bewerber<br />

Informationen über aktuelle Jobangebote,<br />

über Arbeitsbedingungen o<strong>de</strong>r<br />

Karrieremöglichkeiten – und d<strong>as</strong> bei unterschiedlichen<br />

Gelegenheiten. Hierbei<br />

kommen die gängigen kommunikativen<br />

Aktivitäten im Zuge <strong>de</strong>s Employer Branding<br />

zu Tragen. Deshalb hat die Studie<br />

die Aktivitäten <strong>de</strong>r Unternehmen auf <strong>de</strong>n<br />

unterschiedlichen Kanälen untersucht.<br />

Die Ergebnisse zeigen eine klare Dominanz<br />

<strong>de</strong>r Karrierewebseiten (60 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgeber schnei<strong>de</strong>n hier gut ab).<br />

An zweiter Stelle steht die Bewerbungsresonanz<br />

(44 Prozent), an dritter Stelle<br />

folgen Online-Stellenmärk te (29 Prozent)<br />

und an vierter Stelle Auftritte auf Messen<br />

(25 Prozent). Social-Media-Aktivitäten<br />

spielen bei <strong>de</strong>r Kommunikation mit Bewerbern<br />

eine eher untergeordnete Rolle<br />

(23 Prozent).<br />

Bemerkenswert ist, d<strong>as</strong>s bei <strong>de</strong>r weiteren<br />

Analyse <strong>de</strong>r Ergebnisse keine<br />

Korrelation zwischen <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r<br />

genannten Employer-Branding-Aktivitäten<br />

und <strong>de</strong>r Resonanz auf Initiativbewerbungen<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Unternehmen, die schnell auf Bewer-<br />

bungen reagieren, sind also nicht gleichzeitig<br />

jene, die im Bereich Employer<br />

Branding beson<strong>de</strong>rs aktiv sind. Offenbar<br />

dreht es sich bei diesen Handlungsfel<strong>de</strong>rn<br />

um voneinan<strong>de</strong>r unabhängige<br />

Dimensionen. Dies wie<strong>de</strong>rum macht auf<br />

d<strong>as</strong> hohe Potenzial aufmerksam, Wettbewerbsvorteile<br />

dadurch zu erringen, in<br />

bei<strong>de</strong>n Fel<strong>de</strong>rn gut zu sein.<br />

Effi zienz von Employer Branding<br />

Den meisten HR-Chefs ist die Problematik<br />

<strong>de</strong>s Fachkräftemangels bewusst und<br />

<strong>de</strong>r Umgang mit vielen Employer Branding<br />

Tools bekannt. Trotz<strong>de</strong>m gibt es<br />

Nachholbedarf in <strong>de</strong>r Umsetzung. Ressourcenprobleme,<br />

mangelhaftes Change<br />

Management sowie zu wenig Unterstützung<br />

von <strong>de</strong>r Unternehmensspitze sind<br />

nur drei von vielen Grün<strong>de</strong>n, die bei<br />

einer Feedback-Befragung <strong>de</strong>r Studie<br />

„Career’s Best Recruiter 2010“ genannt<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

D<strong>as</strong> Fazit <strong>de</strong>r Studienautoren: D<strong>as</strong><br />

Thema Employer Branding sollte sich<br />

durch die Nutzung greifbarer Kennzahlen<br />

vom Image <strong>de</strong>r nicht messbaren<br />

Kos tenstelle entfernen. Es gilt, messbare<br />

Ergebnisse zu liefern, um diese <strong>de</strong>r Unternehmensleitung<br />

kommunizieren zu<br />

können. Denn nur dadurch können zusätzliche<br />

fi nanzielle Mittel für die notwendige<br />

Fachkräftesuche gerechtfertigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Schließlich entschei<strong>de</strong>n sich<br />

genau diese Fachkräfte schon in <strong>de</strong>r Position<br />

<strong>de</strong>s Bewerbers für o<strong>de</strong>r gegen ein<br />

Unternehmen – und damit für o<strong>de</strong>r gegen<br />

<strong>de</strong>n langfristigen Erfolg <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Lotte G<strong>as</strong>ser<br />

ist Studienleiterin<br />

von „Career’s Best<br />

Recruiters“.<br />

Prof. Dr. Armin Trost<br />

ist wissenschaftlicher<br />

Beirat und lehrt an <strong>de</strong>r<br />

HFU Business School.


SPEZIALOUTSOURCING<br />

FALLSTRICKE UND CHANCEN<br />

Die richtigen Aufgaben auslagern<br />

Chancen und Gefahren <strong>de</strong>r Outsourcing-Angebote S. 56, Marktübersicht S. 60,<br />

Zeit fürs Wesentliche: Wie die Gaffel-Brauerei HR-Aufgaben auslagerte S. 62,<br />

Knackpunkte: Welche Entscheidungen man nicht <strong>de</strong>legieren sollte S. 66<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

© AMASTERPHOTOGRAPHER / SHUTTERSTOCK.COM<br />

55


56 MARKT<br />

SPEZIALOUTSOURCING<br />

Alles außer Problem-Outsourcing<br />

ÜBERBLICK. D<strong>as</strong> Outsourcing-Angebot verän<strong>de</strong>rt sich. Für Unternehmen be<strong>de</strong>utet<br />

d<strong>as</strong> neue Chancen, aber auch Gefahren, die sie früh erkennen müssen.<br />

Von Katharina Schmitt (Red.)<br />

Viele Jahre wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Outsourcing-Branche<br />

gol<strong>de</strong>ne Zeiten<br />

prognostiziert. Waren zunächst<br />

immer neue technische<br />

Möglichkeiten und Kostenspargrün<strong>de</strong> in<br />

<strong>de</strong>n Großunternehmen die Treiber, zog<br />

<strong>de</strong>r Marktanalyst Lünendonk Mitte <strong>de</strong>s<br />

vergangenen Jahres aus seinen Studien<br />

d<strong>as</strong> Fazit, nun sei es d<strong>as</strong> zunehmen<strong>de</strong><br />

Interesse <strong>de</strong>s Mittelstands, d<strong>as</strong> <strong>de</strong>n Outsourcing-Markt<br />

auch in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />

fünf Jahren boomen l<strong>as</strong>se. Auch hier sorgen<br />

Kostendruck, Liquiditätsgrün<strong>de</strong> und<br />

die Notwendigkeit zur Fokussierung auf<br />

Kernkompetenzen zu einer stets wachsen<strong>de</strong>n<br />

Bereitschaft zur Auslagerung.<br />

Lün<strong>de</strong>ndonk erwartete, d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r Mittelstand<br />

im <strong>de</strong>utschsprachigen Raum je<strong>de</strong>s<br />

Jahr im Schnitt 350 Millionen Euro mehr<br />

in <strong>de</strong>n Outsourcing-Markt investiert.<br />

Doch nun gibt es Anzeichen, d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r<br />

Höhenfl ug gebremst wer<strong>de</strong>n könnte:<br />

Weltweit wird für 2011 ein Wachstum<br />

<strong>de</strong>r Outsourcing-Projekte um lediglich<br />

7,1 Prozent erwartet, so die Studie „2010<br />

To 2012 Global Tech Industry Outlook“<br />

von Forrester. Betrachtet man die gesamten<br />

IT-Umsätze dieses Jahres mit<br />

1,69 Billionen Dollar, nehmen sich die<br />

immerhin 254 Milliar<strong>de</strong>n Dollar, die die<br />

Unternehmen in Outsourcing-Projekte<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

investieren, tatsächlich vergleichsweise<br />

gering aus.<br />

Die Grün<strong>de</strong> dafür sieht Forrester in<br />

<strong>de</strong>n sich r<strong>as</strong>ant verän<strong>de</strong>rten wirtschaftlichen,<br />

technischen aber auch politischen<br />

Bedingungen, die nicht nur die<br />

Voraussetzungen für die Anbieter radikal<br />

verän<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch die<br />

Outsourcing-Bereitschaft <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

beeinfl ussen und ihre Outsourcing-<br />

Strategien verän<strong>de</strong>rn wird. In welchen<br />

Bereichen Unternehmen tatsächlich<br />

neue Konzepte brauchen, wo neue Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

auf sie warten und wo<br />

sich neue Chancen auftun, klären wir in<br />

diesem Spezial.<br />

Mega Merger und Preiskämpfe<br />

Zunächst sind es verän<strong>de</strong>rte Preismo<strong>de</strong>lle,<br />

die <strong>de</strong>n Unternehmen angeboten<br />

„Die Personalabteilungen wollen sich<br />

mehr um d<strong>as</strong> Kerngeschäft kümmern.“<br />

Patrick Weber, Geschäftsführer SD Worx GmbH<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

wer<strong>de</strong>n. Die klare Trennung zwischen<br />

Billiganbieter mit Standardlösungen und<br />

hochpreisigen, aber individualisierten<br />

Angeboten soll sich laut <strong>de</strong>m Marktanalysten<br />

Gartner durch die Globalisierung<br />

verschieben. Gartner erwartet durch die<br />

verschärften Wettbewerbsbedingungen<br />

<strong>de</strong>r Anbieter im technischen wie personellen<br />

Bereich mehr Billiganbieter,<br />

die <strong>de</strong>n zunehmend kostenorientierten<br />

Entscheidungen <strong>de</strong>r Unternehmen entsprechen.<br />

„Es gibt unverän<strong>de</strong>rt einen starken Trend<br />

zum ‚Business Process Outsourcing‘.“<br />

Thom<strong>as</strong> Eggert, Geschäftsführer TDS HR Services & Solutions GmbH<br />

Eine ganz an<strong>de</strong>re Konsequenz zieht<br />

die US-Reporterin Stephanie Overby aus<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Globalisierung geschul<strong>de</strong>ten<br />

Verän<strong>de</strong>rungen im Outsourcing–Gewerbe.<br />

Auf <strong>de</strong>m Online-Portal Cio.com führt<br />

sie elf Grün<strong>de</strong> an, warum <strong>de</strong>r Outsourcing-Boom<br />

so nicht weiter anhalten wird<br />

(„Eleven Outsourcing Trends To Watch<br />

In 2011“) und prognostiziert für die nahe<br />

Zukunft einen „Mega Merger“ zwischen<br />

einem indischen IT-Dienstleister und<br />

einem US-amerikanischen Outsourcing-<br />

Anbieter. D<strong>as</strong> wer<strong>de</strong> die Qualität <strong>de</strong>r<br />

Angebote steigern, aber auch die Billiganbieter<br />

auslöschen. Auch China, Br<strong>as</strong>ilien<br />

und Ägypten könnten, so Cio.com, von<br />

dieser Entwicklung betroffen sein und<br />

zunehmend als Offshoring-Standorte in<br />

<strong>de</strong>n Mittelpunkt rücken.<br />

Die Anbieter selbst geben sich zumin<strong>de</strong>st<br />

auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Markt wesentlich<br />

optimistischer. Thom<strong>as</strong> Eggert,<br />

Geschäftsführer TDS HR Services &<br />

Solutions GmbH, beobachtet „unverän<strong>de</strong>rt<br />

einen starken Trend hin zum HR<br />

Business Process Outsourcing“. Und<br />

auch <strong>de</strong>r Preiskampf auf Kosten <strong>de</strong>r Qua-


lität hält sich noch in Grenzen. Patrick<br />

Weber, Geschäftsführer <strong>de</strong>r SD Worx<br />

GmbH, ist überzeugt, d<strong>as</strong>s Unternehmen<br />

wissen, d<strong>as</strong>s Qualität und optimale<br />

Serviceleistung nicht als Billliglösung zu<br />

bekommen ist: „Ein wesentliches Motiv<br />

für die Unternehmen, auf einen Outsourcing-Anbieter<br />

zu setzen, ist unverän<strong>de</strong>rt<br />

die Senkung <strong>de</strong>r Kosten. Zunehmend<br />

spielt in <strong>de</strong>n Personalabteilungen aber<br />

auch <strong>de</strong>r Wunsch eine Rolle, sich wie<strong>de</strong>r<br />

verstärkt auf d<strong>as</strong> Kerngeschäft zu<br />

konzentrieren, etwa auf die Personalgewinnung<br />

in Zeiten <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mografi schen<br />

Wan<strong>de</strong>ls. Hier ist <strong>de</strong>r Outsourcer selbst<br />

gleichzeitig auch eine Option, um <strong>de</strong>n<br />

daraus resultieren<strong>de</strong>n Personalengpässen<br />

zu begegnen.“<br />

Flexibilität statt Vertragsbindung<br />

Mehr Flexibilität versprechen sich die<br />

Beobachter <strong>de</strong>s internationalen Markts<br />

vom sogenannten modularen Outsourcing.<br />

Overby erwartet, d<strong>as</strong>s statt <strong>de</strong>r<br />

Auslagerung kompletter Projekte zunehmend<br />

über kleinere Verträge Services<br />

Stück für Stück abgegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Anbieterwechsel können in diesen<br />

Fällen tatsächlich schneller umgesetzt<br />

Checkliste<br />

Fünf Tipps für erfolgreiches Outsourcen<br />

Auswahl: Zur Auswahl eines Anbieters sollten nach einer Marktanalyse<br />

und <strong>de</strong>m Gespräch mit Referenzkun<strong>de</strong>n zwei o<strong>de</strong>r drei<br />

konkrete Angebote eingeholt und verglichen wer<strong>de</strong>n.<br />

Kommunikation: Offene interne Kommunikation eines Projekts,<br />

um Verunsicherungen <strong>de</strong>r Mitarbeiter zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Schrittweises Vorgehen: Start mit hochgradig reglementierten<br />

Aufgaben, etwa <strong>de</strong>r Entgeltabrechnung. Diese haben eine relativ<br />

geringe Verbindung zur eigenen Firmenkultur. Zu<strong>de</strong>m erleichtert<br />

ein schrittweises Vorgehen die Umsetzung.<br />

Lokale Präsenz: Regionale Auslagerung an Anbieter mit lokaler<br />

Präsenz und in <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>ssprache erleichtern die Umsetzung.<br />

Erfolgsmessung: Kontrolle vorab <strong>de</strong>fi nierter Ziele, um <strong>de</strong>n Erfolg<br />

zu belegen. Bei Abweichungen kann nachjustiert wer<strong>de</strong>n.<br />

MARKT 57<br />

✔<br />

Quelle: SD Worx<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

Jobbörse & Stadtportal: Die i<strong>de</strong>ale Kombination für mehr Reichweite<br />

Lokal & regional: Weil immer mehr Bewerber vor Ort suchen<br />

Größter <strong>de</strong>utscher Ausbildungsmarkt: Ihr Nachwuchs sucht bei uns<br />

jobs.meinestadt.<strong>de</strong><br />

Baumpfleger<br />

Stuttgart<br />

In je<strong>de</strong>r Stadt<br />

zur Stelle<br />

<strong>de</strong>r Stellenmarkt von meinestadt.<strong>de</strong>


58<br />

SPEZIALOUTSOURCING<br />

MARKT<br />

wer<strong>de</strong>n als bei einer umf<strong>as</strong>sen<strong>de</strong>n Reintegration.<br />

Eine von Gartner festgestellte<br />

zunehmen<strong>de</strong> „Komponentisierung“<br />

<strong>de</strong>r IT, bei <strong>de</strong>r immer mehr vorgefertigte<br />

Einzelkomponenten im Internet von <strong>de</strong>n<br />

Nutzern konvertiert wer<strong>de</strong>n können,<br />

könnte diesen Trend stützen.<br />

Doch auch hier scheint es so, d<strong>as</strong>s<br />

die <strong>de</strong>utschen Unternehmen die Prioritäten<br />

an<strong>de</strong>rs setzen. Weber führt dazu<br />

aus: „Technisch re<strong>de</strong>n wir zunehmend<br />

von Lösungen, auf die über d<strong>as</strong> Web<br />

zugegriffen wer<strong>de</strong>n kann. Dieser Trend<br />

besteht ohne Zweifel. Doch registrieren<br />

wir auch eine verstärkte Nachfrage nach<br />

Beratungsdienstleistungen. Der Kun<strong>de</strong><br />

möchte alles, also auch diese, aus einer<br />

Hand. Und d<strong>as</strong> auch bei Fragen zu Steuern<br />

und Recht.“<br />

Auch Eggert sieht eher <strong>de</strong>n Trend, d<strong>as</strong>s<br />

Unternehmen zunehmend dazu übergehen,<br />

nicht mehr alleine die Lohn- und<br />

Gehaltsabrechnung auszulagern, son<strong>de</strong>rn<br />

auch weitere administrative Routineaufgaben.<br />

Beson<strong>de</strong>rs gefragt seien<br />

Aspekte wie die Reisekostenabrechnung,<br />

die betriebliche Altersversorgung o<strong>de</strong>r<br />

die Bewerberverwaltung.<br />

Lokale Expertise bleibt gefragt<br />

Nicht unterschätzt wer<strong>de</strong>n sollte dabei<br />

die lokale Expertise <strong>de</strong>s Outsourcing-Anbieters.<br />

Weber weist ausdrücklich darauf<br />

hin, d<strong>as</strong>s eine mangeln<strong>de</strong> Expertise <strong>de</strong>n<br />

Erfolg <strong>de</strong>r Outsourcing-Projekte gefähr<strong>de</strong>n<br />

kann: „Viele Bereiche <strong>de</strong>r Arbeitswelt,<br />

etwa die Entgeltabrechnung, sind<br />

stark durch die lokale Gesetzgebung und<br />

lokale Eigenarten charakterisiert. Diese<br />

muss ein Outsourcing-Partner kennen.<br />

Gleichzeitig for<strong>de</strong>rn international aufgestellte<br />

Unternehmen natürlich auch<br />

grenzüberschreiten<strong>de</strong> Lösungen. Diese<br />

bei<strong>de</strong>n Aspekte müssen unter einen Hut<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

gebracht wer<strong>de</strong>n. Kann <strong>de</strong>r Outsourcer<br />

diese Kombination nicht bieten, sind<br />

Frustrationen programmiert.“<br />

Daniel Csillag, Geschäftsführer Exact<br />

Software Deutschland GmbH, hat hierfür<br />

eine Erklärung: „Bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s Anbieters<br />

wollen Unternehmen inzwischen<br />

nicht mehr nur fl exible Verträge und eine<br />

„Gesucht ist professionelle Betreuung. Im<br />

Trend: eine Mischung aus BPO und ASP.“<br />

Daniel Csillag, Geschäftsführer Exact Software Deutschland GmbH<br />

transparente Berechnung, son<strong>de</strong>rn auch<br />

eine professionelle Projektbetreuung.<br />

Diese beinhaltet die Beratung bei <strong>de</strong>r<br />

Auswahl <strong>de</strong>s p<strong>as</strong>sen<strong>de</strong>n Outsourcing-<br />

Mo<strong>de</strong>lls. Hier liegt <strong>de</strong>r Trend bei einer<br />

Mischung aus BPO und ASP: Die Entgeltabrechnung<br />

übernimmt <strong>de</strong>r Dienstleister,<br />

d<strong>as</strong> Unternehmen hat jedoch über<br />

Lese- o<strong>de</strong>r Schreibrechte Zugriff auf die<br />

Software und kann so beispielsweise Informationen<br />

für Reportings abrufen o<strong>de</strong>r<br />

abrechnungsrelevante Daten selbst ein-<br />

geben. Außer<strong>de</strong>m gehört eine Analyse<br />

<strong>de</strong>r Abrechnungsprozesse, die Erf<strong>as</strong>sung<br />

interner und externer Schnittstellen, die<br />

Erarbeitung von Service Level Agreements<br />

zur Projektbetreuung, die bis zur<br />

Datenübernahme, Testabrechnung o<strong>de</strong>r<br />

einem Parallelbetrieb reicht und schließlich<br />

in d<strong>as</strong> ‚Go Live‘ mün<strong>de</strong>t.“<br />

Doch viele Mittelständler haben ein<br />

Problem damit, allzu bereitwillig Daten,<br />

Know-how und Verantwortung an Dritte<br />

abzugeben. Hansalog-Manager Karl-<br />

Heinz Zaum spricht d<strong>as</strong> offen an: „Viele<br />

Firmen möchten sensible Daten wie Gehalts-<br />

und Reisekostenabrechnung im<br />

Haus behalten. Doch ist die Sicherheit<br />

<strong>de</strong>r Daten im eigenen Unternehmen oft<br />

eher gefühlt als real. Die Gefahr, d<strong>as</strong>s<br />

unbefugte Dritte Einblick in die Firmendaten<br />

bekommen, ist bei einem professionellen<br />

Outsourcing–Anbieter weniger<br />

groß als d<strong>as</strong> Risiko im eigenen Haus.“<br />

Doch auch Zaum sieht Chancen im und<br />

für <strong>de</strong>n Mittelstand: „Es beginnt sich<br />

zu än<strong>de</strong>rn. Mitarbeiter erf<strong>as</strong>sen zum<br />

Beispiel bereits heute selbst über d<strong>as</strong><br />

Internet ihre Reisekostenabrechnung.<br />

Sollte dies mittels ASP-Anbieter durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n, so hat dies <strong>de</strong>n großen<br />

Vorteil, d<strong>as</strong>s die eigene EDV-Abteilung<br />

im Haus ihr System nicht nach außen öffnen<br />

muss. Bei Full-Outsourcing ist trotz<br />

allem darauf zu achten, d<strong>as</strong>s doch noch<br />

genügend Know-how im eigenen Unternehmen<br />

verbleibt.<br />

Probleme auslagern funktioniert nicht<br />

Entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n Erfolg eines Outsourcing-Projekts<br />

ist also in erster Linie<br />

eine grundlegen<strong>de</strong> Strategie, in <strong>de</strong>r die<br />

Ziele <strong>de</strong>fi niert und klare Vorgaben gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n. Thom<strong>as</strong> Eggert bringt<br />

d<strong>as</strong> auf <strong>de</strong>n Punkt: „Der kl<strong>as</strong>sische<br />

Fehler bei <strong>de</strong>r Auslagerung von admi-<br />

„Die Sicherheit <strong>de</strong>r Daten im eigenen<br />

Unternehmen ist eher gefühlt als real.“<br />

Karl-Heinz Zaum, Geschäftsführung Hansalog GmbH & Co KG<br />

nistrativen Aufgaben ist <strong>de</strong>r Versuch,<br />

Problem-Outsourcing zu betreiben – ein<br />

Ansatz, <strong>de</strong>r häufi g zum Scheitern verurteilt<br />

ist. Nicht klar <strong>de</strong>fi nierte Zuständigkeiten<br />

und ineffi ziente Prozesse wer<strong>de</strong>n<br />

durch die Vergabe an einen externen<br />

Dienstleister nicht besser. Es gilt daher,<br />

diese zu regeln und zu optimieren, um<br />

die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

mit einem Outsourcing-<br />

Anbieter zu legen. Hier liegt jedoch<br />

zugleich eine Chance: Der Schritt zum<br />

Outsourcing ist ein i<strong>de</strong>aler Zeitpunkt,<br />

um Prozesse zu klären und gegebenenfalls<br />

neu zu <strong>de</strong>fi nieren. Personalleiter<br />

haben hier die Chance, zwei Fliegen mit<br />

einer Klappe zu schlagen.“


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Erreichen Sie 318.00 Personen mit Abitur und Hochschulabschluss<br />

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60<br />

ENTGELT<br />

Marktübersicht<br />

Anbieter ADP Employer<br />

Services<br />

Deutschland<br />

GmbH<br />

Auslagerbare Prozesse<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

www.<strong>de</strong>-adp.<br />

com<br />

bebit GmbH Bremer<br />

Rechenzentrum<br />

GmbH<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

CSS Computer<br />

Software Studio<br />

GmbH<br />

Exact Software<br />

Deutschland<br />

GmbH<br />

ExIntern<br />

Gesellschaft<br />

für Personal-<br />

und Projektmanagement<br />

mbH<br />

www.bebit.<strong>de</strong> www.brz.ag www.css.<strong>de</strong> www.exact.<strong>de</strong> www.exintern.<br />

<strong>de</strong><br />

HANSALOG<br />

GmbH & Co. KG<br />

www.<br />

hansalog.<strong>de</strong><br />

ICS<br />

adminservice<br />

GmbH<br />

www.ics-adminservice.<strong>de</strong><br />

Entgeltabrechnung ja ja ja ja ja ja ja ja ja<br />

Pensions- und Benefi t-Verwaltung ja ja ja nein nein ja ja teilweise ja<br />

Abwicklung von Kündigungen und Freistellungen ja teilweise ja nein nein ja nein nein nein<br />

Mitarbeiterkommunikation teilweise teilweise ja teilweise ja ja ja ja nein<br />

IT2<br />

Solutions<br />

AG<br />

www.IT2.ag<br />

Personalbeurteilung teilweise teilweise ja nein nein ja ja teilweise nein<br />

Rekrutierung teilweise ja ja nein nein ja teilweise ja nein<br />

Training/Personalentwicklung teilweise teilweise ja nein nein ja teilweise ja nein<br />

Einrichten (Hosting) von Personalinformationssystemen ja ja ja ja ja ja ja ja ja<br />

Relocation Services teilweise ja ja nein nein teilweise teilweise nein nein<br />

Expatriate Services ja ja teilweise nein ja ja teilweise nein ja<br />

Personal-Controlling und Benchmarking ja ja ja nein ja ja ja teilweise nein<br />

Gesundheitsmanagement teilweise nein nein nein nein ja teilweise nein nein<br />

Komplettübernahme <strong>de</strong>r Personalfunktion<br />

Outsourcing <strong>de</strong>r Entgeltabrechnung<br />

teilweise k.A. ja nein nein ja teilweise nein teilweise<br />

Anzahl <strong>de</strong>r durchgeführten Entgeltabrechnungen >750.000 50.000 130.000 k.A. auf Anfrage k.A. 55.000 > 50.000 ca. 10.000<br />

Weitere Outsourcing-Leistungen<br />

Zeitwirtschaftsdatenverwaltung/Führung von<br />

Arbeitszeitkonten<br />

ja ja ja nein ja ja ja ja ja<br />

Reisekostenabrechnung ja ja nein ja nein ja ja ja ja<br />

Mel<strong>de</strong>wesen (DEÜV, Lohnsteuer-Voranmeldungen etc.) ja ja ja ja ja ja ja ja ja<br />

Personalverwaltung, inkl. Personalakten ja ja ja nein nein ja ja ja ja<br />

Beschränkung auf bestimmte Branchen/Lohnarten nein nein nein nein nein nein nein kein Baulohn nein<br />

Eingesetzte Software<br />

Software<br />

Allgemeines<br />

Loga, SAP,<br />

Peoplesoft HCM<br />

eigene: Paisy<br />

Advanced,<br />

E<strong>as</strong>yPay (TPO)<br />

SAP ERP HCM,<br />

P&I Loga<br />

Paisy c/s<br />

eigene:BRZ-HR<br />

eigene:eGECKO eigene: Exact<br />

Lohn XL/XXL<br />

s+p Personalabrechnung<br />

eigene:<br />

HANSALOG<br />

SAP ERP, BRZ-<br />

HR, P&I LOGA<br />

SAP HCM<br />

Hotline für Mitarbeiteranfragen ja ja ja ja ja nein ja nein ja<br />

Vertragsdauer in <strong>de</strong>r Regel 36 Monate 36 Monate 36 Monate 1 Jahr 1 Jahr länger als 1 Jahr 36 Monate 36 Monate 36 - 60<br />

Monate<br />

Übernahme von Mitarbeitern <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n ja ja ja nein nein ja ja ja ja<br />

Instrumente zur Beurteilung und Qualitätssicherung<br />

Service Level Agreements (SLA)/ Key Performance<br />

Indicators (KPI)/ Six Sigma (SS)<br />

Balanced Scorecard (BS)/ Kontinuierlicher<br />

Verbesserungsprozess (KVP)/ sonstige<br />

KPI, SLA SLA, KPI SLA, KPI SLA SLA SLA SLA SLA, KPI SLA, KPI<br />

KVP BS, KVP,<br />

SOX SAS 70<br />

KVP, SAS 70/ II;<br />

ISA 402<br />

BS, KVP k.A. KVP Qualitätsmanagement<br />

(DQS)<br />

KVP BS, KVP, Audits,<br />

DIN ISO 9001<br />

Die Marktübersicht zeigt eine Auswahl <strong>de</strong>r wichtigsten Anbieter im Bereich Entgeltabrechnung/Payroll-Outsourcing und einen Überblick über<br />

einen Großteil ihres Angebots.<br />

KVP


NorthgateArinso<br />

Arinso<br />

Deutschland AG<br />

www.northgatearinso.com<br />

Auslagerbare Prozesse<br />

Orga GmbH PERSONAL<br />

PARTNER GmbH<br />

www.orga.<strong>de</strong> www.personalpartner.eu<br />

profi bu GmbH RZH<br />

Rechenzentrum<br />

Hartmann<br />

GmbH & Co. KG<br />

www.<br />

profi bu.<strong>de</strong><br />

www.rzhnds.<strong>de</strong><br />

Sage HR<br />

Solutions AG<br />

SASKIA<br />

Informations-<br />

Systeme GmbH<br />

www.sage.<strong>de</strong> www.s<strong>as</strong>kia.<strong>de</strong> www.sdworx.<br />

<strong>de</strong><br />

SPEZIALOUTSOURCING<br />

Die komplette Anbieterübersicht mit weiteren Details können Sie unter www.personalmagazin.<strong>de</strong> herunterla<strong>de</strong>n. Selektionsfunktionen und<br />

eine komfortable Suche bietet Ihnen auch unser „Marketplace“ im Internet: www.haufe.<strong>de</strong>/personal.<br />

Quelle: Anbieterangaben; Redaktion: Franz/Schmitt; Stand: 12.10.2011<br />

ENTGELT<br />

SD Worx GmbH Solvenius GmbH VEDA GmbH VRG HR GmbH Towers Watson<br />

www.<br />

solvenius.<strong>de</strong><br />

www.veda.net www.vrg-hr.<strong>de</strong> www.towerswatson.com<br />

ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja nein<br />

ja ja nein ja nein ja nein ja ja teilweise ja ja<br />

ja nein ja nein nein k.A. nein teilweise ja teilweise k.A. nein<br />

ja nein ja ja teilweise teilweise nein teilweise ja ja ja ja<br />

nein nein ja ja nein k.A. nein ja ja ja k.A. nein<br />

nein nein ja ja teilweise k.A. nein ja ja ja k.A. nein<br />

nein teilweise ja teilweise nein k.A. nein ja ja ja k.A. nein<br />

ja ja nein ja ja ja ja ja ja ja ja nein<br />

nein nein teilweise teilweise k.A. k.A. nein teilweise ja nein nein nein<br />

ja nein teilweise teilweise k.A. k.A. nein ja ja nein ja nein<br />

nein teilweise teilweise ja k.A. k.A. teilweise teilweise ja ja ja nein<br />

nein nein nein nein k.A. k.A. nein nein nein teilweise k.A. nein<br />

teilweise teilweise ja teilweise ja teilweise nein teilweise nein ja ja nein<br />

Outsourcing <strong>de</strong>r Entgeltabrechnung<br />

ca. 130.000 > 1.000.000 > 10.000 k.A. > 13.000 56.000 9.000 1.300.00<br />

europaweit<br />

/ 140.000 in<br />

Deutschland<br />

60.000 k.A. > 400.000 k.A.<br />

Weitere Outsourcing-Leistungen<br />

ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja<br />

ja ja ja ja ja ja nein ja ja ja ja nein<br />

ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja nein<br />

ja ja ja teilweise ja nein nein ja ja ja ja nein<br />

nein kein Baulohn kein Baulohn Spezialisierung<br />

Metall und<br />

Elektro (ERA)<br />

Eingesetzte Software<br />

SAP HCM,<br />

eigene: euHReka<br />

SAP HCM SAP, PAISY,<br />

SMART<br />

tisoware,<br />

OrgPlus<br />

eigene:<br />

lohnperfect<br />

nein nein kein Baulohn nein nein nein nein Rentner, bAV<br />

komplett<br />

P&I Loga eigene: Sage<br />

HR Personalwirtschaft<br />

Paisy von ADP<br />

Bremen<br />

SAP<br />

eigene: ACCURAT<br />

HCM<br />

P&I LOGA, Paisy eigene: VEDA HR<br />

Manager, VEDA<br />

HR Zeit, VEDA HR<br />

Entgelt<br />

Paisy/CS, SAP<br />

HCM<br />

eigene: PROVIA<br />

HR<br />

SAP<br />

eigene: Benefi t<br />

Convect<br />

Germany<br />

Allgemeines<br />

ja ja ja ja ja ja nein ja ja ja ja ja<br />

Iänger als 1 Jahr 36 Monate 36 Monate 36 Monate länger als 1 Jahr 24 Monate 36 Monate 36 Monate 36 - 48 Monate 24 - 36 Monate 36 - 60 Monate 36 - 60 Monate<br />

ja ja ja ja ja nein ja ja ja nein ja (nach<br />

Prüfung)<br />

nein<br />

Instrumente zur Beurteilung und Qualitätssicherung<br />

SLA, KPI SLA SLA, KPI SLA, KPI, SS SLA, SS SLA SLA SLA, KPI SLA SLA SLA, KPI SLA, KPI<br />

KVP k.A. BS, KVP KVP, Controlling-<br />

Tool für payroll-<br />

System<br />

k.A. k.A. k.A. KVP k.A. KVP KVP KVP<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

61


62 PRAXISBEISPIEL<br />

Die Privatbrauerei Gaffel produziert<br />

die mit einem Marktanteil<br />

von 30 Prozent beliebteste<br />

Kölsch-F<strong>as</strong>sbiermarke. Mit<br />

einem Absatz von annähernd 500.000<br />

Hektolitern im Jahr gehört Gaffel Kölsch<br />

zu <strong>de</strong>n zehn größten F<strong>as</strong>sbiermarken<br />

in Deutschland. Gaffel wird bereits in<br />

vierter Generation von <strong>de</strong>r Familie Becker<br />

geführt, <strong>de</strong>nn Tradition und Qualität<br />

sind wesentlich im Braugeschäft. Dieser<br />

Tradition entsprechend wird auch in <strong>de</strong>n<br />

Geschäftsbeziehungen Wert auf Langfristigkeit<br />

gelegt. Mit <strong>de</strong>m Partner für die<br />

HR-Prozesse arbeitet man bereits seit<br />

1995 zusammen. D<strong>as</strong> steht einer fl exiblen<br />

Servicetiefe und <strong>de</strong>r Anp<strong>as</strong>sung an<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Bedarf <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

nicht entgegen. So wur<strong>de</strong>n im Verlauf <strong>de</strong>r<br />

Zusammenarbeit erst die Anwendungen,<br />

dann Prozesse an die Veda GmbH aus<br />

Alsdorf ausgelagert.<br />

Schritt eins: Von <strong>de</strong>r Lizenz zum<br />

Anwendungsdienstleister (ASP)<br />

Ausgangspunkt <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

war die Suche nach p<strong>as</strong>sen<strong>de</strong>n Lösungen<br />

für die IBM-i-Hardware – damals<br />

AS/400-Systeme. Die Wahl fi el im Jahr<br />

1995 auf die Veda-Lösungen „HR Entgelt“<br />

und „HR Zeit“. Wegen <strong>de</strong>r großen<br />

Anzahl an Installationen versprachen<br />

die Anwendungen Erfahrung und Zukunftssicherheit.<br />

Wie viele mittelständische<br />

Unternehmen setzte auch Gaffel<br />

viele Jahre auf die sicheren und hochperformanten<br />

Midrange-Systeme und ihre<br />

kl<strong>as</strong>sischen „Green Screens“.<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Mehr Zeit fürs Wesentliche<br />

PRAXIS. Erst die Anwendungen, dann die Prozesse – die Privatbrauerei Gaffel<br />

hat ihre HR-Aufgaben in drei Schritten ausgelagert und so Freiräume gewonnen.<br />

Von Udo Meyer und Gabriele Neubert<br />

Eins nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren: W<strong>as</strong> für die Kölsch-Produktion gilt, half auch bei <strong>de</strong>r Auslagerung.<br />

Auch die nächste Stufe <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

bedingte die IBM-i-Hardware:<br />

Da im Jahr 2007 absehbar war, d<strong>as</strong>s die<br />

im Unternehmen eingesetzten IT-Anwendungen<br />

zunehmend die Plattform<br />

verl<strong>as</strong>sen, wur<strong>de</strong> auch im HR-Bereich<br />

für Payroll und Zeitwirtschaft nach einer<br />

an<strong>de</strong>ren Lösung gesucht. Nach <strong>de</strong>r Sichtung<br />

verschie<strong>de</strong>ner Optionen, wie zum<br />

Beispiel eines Umstiegs auf Windowsb<strong>as</strong>ierte<br />

Lösungen <strong>de</strong>sselben Anbieters,<br />

entschied man sich bei Gaffel für <strong>de</strong>n<br />

Bezug <strong>de</strong>r bewährten Anwendungen per<br />

Application Service Providing (ASP).<br />

Outsourcing – unter <strong>de</strong>n Prämissen<br />

<strong>de</strong>r Kostenoptimierung und Qualitätssteigerung<br />

– ist bei Gaffel schon seit<br />

einigen Jahren kein Tabuthema. Bereits<br />

2009 hatte man sich gegen eine eigene<br />

IT-Abteilung entschie<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n gesamten<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Prozess um Support,<br />

Wartung und Systempfl ege extern<br />

© PRIVATBRAUEREI GAFFEL


vergeben. Daher war die Lösung, die HR-<br />

Anwendungen per ASP auszulagern, ein<br />

nächster logischer Schritt, um bei Hard-<br />

und Software noch schlanker zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Für ASP sprachen nicht nur systemische<br />

Vorteile, auch die organisatorische Bereicherung<br />

überzeugte speziell die betroffenen<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Personalabteilung:<br />

Die gera<strong>de</strong> im Entgeltbereich aufwendigen<br />

halbjährlichen Rele<strong>as</strong>e-Wechsel<br />

sowie die Updates, die mehrmals im<br />

Jahr eingespielt wer<strong>de</strong>n mussten, sind<br />

für die Anwen<strong>de</strong>r kein Thema mehr. Im<br />

Rechenzentrum <strong>de</strong>s Dienstleisters läuft<br />

immer die aktuellste Version. So gab es<br />

für Gaffel auch d<strong>as</strong> mo<strong>de</strong>rne grafi sche<br />

Benutzer-Frontend qu<strong>as</strong>i obendrauf.<br />

„Gera<strong>de</strong> im Dschungel <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

und tarifl ichen Verordnungen ist<br />

die Auslagerung <strong>de</strong>r Anwendungen für<br />

Entgelt und Zeit eine enorme Erleichterung.<br />

Wir haben die Sicherheit, mit unseren<br />

Systemen stets allen gesetzlichen<br />

Än<strong>de</strong>rungen zeitnah zu entsprechen“,<br />

erklärt Ralf Walter, Mitarbeiter IT und<br />

Controlling bei Gaffel. Auch die Kostenseite<br />

überzeugt. Durch die wegfallen<strong>de</strong>n<br />

Kosten für Lizenzen und Hardware sowie<br />

die freiwer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n personellen Ressourcen<br />

in Personalabteilung und IT-Support<br />

erzielte Gaffel mit <strong>de</strong>r Umstellung<br />

auf ASP effektiv eine Kostensenkung.<br />

Gleichzeitig konnten die Risiken <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Än<strong>de</strong>rungen komplett ausgelagert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Schritt zwei: Prozessauslagerung im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Entgeltabrechnung<br />

Risiken auslagern und auf die Expertise<br />

von HR-Experten setzen war auch die<br />

Motivation beim nächsten Schritt, <strong>de</strong>n<br />

Gaffel im Jahr 2010 vollzogen hat. Mit<br />

<strong>de</strong>r Auslagerung <strong>de</strong>r Anwendungen an<br />

d<strong>as</strong> externe Rechenzentrum war sozusagen<br />

die Pfl icht erfüllt, <strong>de</strong>n Systemen<br />

eine neue Heimat zu geben. Nach <strong>de</strong>r positiven<br />

Erfahrung mit <strong>de</strong>n reibungslosen<br />

Abläufen <strong>de</strong>s ASP erfolgte jetzt mit einer<br />

Erweiterung <strong>de</strong>r Servicetiefe die Kür.<br />

SPEZIALOUTSOURCING<br />

PRAXISBEISPIEL<br />

Der „Mel<strong>de</strong>service zu Veda HR Entgelt“<br />

im Business Prozess Outsourcing (BPO)<br />

entl<strong>as</strong>tet seit<strong>de</strong>m die Personalabteilung<br />

von Gaffel. Im Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>r Dienst-<br />

„Durch Auslagerung haben wir die Sicherheit, <strong>de</strong>n<br />

gesetzlichen Än<strong>de</strong>rungen zeitnah zu entsprechen.“<br />

Ralf Walter, Mitarbeiter IT und Controlling, Gaffel<br />

HR-Software für höchste Ansprüche!<br />

BRZ-HR ®<br />

webb<strong>as</strong>ierte Entgeltabrechnung auf B<strong>as</strong>is SQL<br />

BRZ-ARCHIV Druckdatenarchivierung / digitale Personalakte<br />

BRZ-BEWE grafisches Bescheinigungswesen<br />

BRZ-BEWERB Bewerberverwaltung<br />

BRZ-BUDGET Budgetplanung / Personalkostenhochrechnung<br />

BRZ-ESS / BRZ-MSS Employee Self Service / Manager Self Service<br />

BRZ-INFO Personalmanagement- und Planungs-System<br />

BRZ-ZEUGNIS Zeugniserstellung<br />

leistung steht <strong>de</strong>r Bearbeitungskomfort<br />

für Gaffel sowie natürlich die Beachtung<br />

aller gesetzlichen sowie betriebs- und<br />

tarifrechtlichen Abrechnungsvorgaben.<br />

Gaffel kann sich nun auf die rein fachliche<br />

Pfl ege <strong>de</strong>r Personaldaten und <strong>de</strong>n<br />

Monatsabschluss konzentrieren, <strong>de</strong>r<br />

Dienstleister übernimmt <strong>de</strong>n Versand<br />

aller notwendigen Meldungen und Nachweise.<br />

Welche Meldungen im Einzelnen<br />

übernommen wur<strong>de</strong>n, ist im K<strong>as</strong> ten auf<br />

Seite 64 nachzulesen.<br />

Nach <strong>de</strong>m Monatsabschluss erteilt<br />

Gaffel die Freigabe zur Versendung aller<br />

mel<strong>de</strong>pfl ichtigen Daten mit einer formlosen<br />

E-Mail. Die Übermittlung <strong>de</strong>r Daten<br />

– pro Firma eine E-Mail – erfolgt an<br />

63


SPEZIALOUTSOURCING<br />

64 PRAXISBEISPIEL<br />

Folgen<strong>de</strong> Meldungen<br />

wur<strong>de</strong>n ausgelagert<br />

ein geschütztes E-Mail-Postfach <strong>de</strong>s Veda-Payrollservice.<br />

Bereits am nächsten<br />

Tag erhält Gaffel die Versandbestätigung<br />

und die Datei mit <strong>de</strong>n Mitarbeiterausdrucken<br />

und Nachweisen. Die Übermittlung<br />

<strong>de</strong>r Daten erfolgt mittels verschlüsselter<br />

E-Mails an vorab <strong>de</strong>fi nierte Ansprechpartner.<br />

Die Überwachung aller Rück mel dungen<br />

sowie eventuell daraus resultieren<strong>de</strong><br />

Korrekturen <strong>de</strong>r Entgeltabrechnung,<br />

auch für Vormonate, gehören zum<br />

Service <strong>de</strong>s Dienstleisters in Zusammenarbeit<br />

mit Gaffel. Gera<strong>de</strong> aktuelle<br />

Problemstellungen wie fehlerhafte<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

ÜBERSICHT<br />

● Beitragsnachweise an<br />

unterschiedliche Empfänger<br />

● Meldungen an berufsständische<br />

Versorgungswerke<br />

(BV-Meldungen)<br />

● Zahlstellenmeldungen<br />

● Erstattungsanträge zum Aufwendungsausgleichsgesetz<br />

● DEÜV-Meldungen inklusive<br />

DEÜV-Mitarbeiterausdrucke<br />

(<strong>PDF</strong>)<br />

● Übermittlung <strong>de</strong>r Verdienstbescheinigungen<br />

nach <strong>de</strong>m<br />

elektronischen Mel<strong>de</strong>verfahren<br />

Entgeltersatzleistungen maximal<br />

vier Mal pro Monat<br />

● Übermittlung <strong>de</strong>r Lohnsteueranmeldung<br />

inklusive Ausdrucke<br />

(<strong>PDF</strong>)<br />

● Versand <strong>de</strong>r Lohnsteuerbescheinigungen<br />

● Abholung <strong>de</strong>r Protokolle und Erstellung<br />

<strong>de</strong>r Lohnsteuerbescheinigungsmitarbeiterausdrucke<br />

● Übermittlung <strong>de</strong>r Lohnsteueranmeldung<br />

inklusive Ausdrucke<br />

(<strong>PDF</strong>)<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Rückmeldungen <strong>de</strong>r Krankenk<strong>as</strong>sen im<br />

Entgeltersatzleistungsverfahren wer<strong>de</strong>n<br />

vom Dienstleister behoben. Die Personalverantwortlichen<br />

bei Gaffel erhalten d<strong>as</strong><br />

„fertige Paket“ zur Ablage und können<br />

alle Meldungen lückenlos nachweisen<br />

– <strong>de</strong>r Aufwand dahinter entfällt für sie.<br />

Gibt es doch einmal eine Rückfrage, steht<br />

beim Dienstleister ein vertrauter Ansprechpartner<br />

mit direkter Durchwahl<br />

zur Verfügung – keine Hotline. Außer<br />

<strong>de</strong>n Nerven schont dies auch messbar<br />

d<strong>as</strong> Zeitbudget. Gaffel veranschlagt min<strong>de</strong>s<br />

tens drei Arbeitstage im Jahr, die<br />

durch die Auslagerung nun für an<strong>de</strong>re<br />

Aufgaben genutzt wer<strong>de</strong>n können.<br />

„Die Anfor<strong>de</strong>rungen im Personalbereich<br />

steigen weiter, daher müssen<br />

wir uns stärker um die Betreuung unserer<br />

Mitarbeiter kümmern“, sagt Ralf<br />

Walter und betont, d<strong>as</strong>s gera<strong>de</strong> auch die<br />

sehr persönliche Arbeitsweise und die<br />

Qualität <strong>de</strong>s BPO Zweifel am Outsourcing<br />

gar nicht erst aufkommen ließ.<br />

„Anfängliche Unsicherheiten <strong>de</strong>r Personalabteilung<br />

gera<strong>de</strong> in puncto Qualität<br />

<strong>de</strong>r Mel<strong>de</strong>daten und Datenschutz konnten<br />

vom HR-Partner bestens entkräftet<br />

wer<strong>de</strong>n“, so Walter.<br />

Gera<strong>de</strong> d<strong>as</strong> Thema Datenschutz wird<br />

von <strong>de</strong>n meisten Unternehmen im Outsourcing,<br />

egal in welcher Servicetiefe,<br />

kritisch betrachtet. Dabei muss man<br />

sich allerdings eines klarmachen: Für<br />

Outsourcing-Dienstleister ist Datenschutz<br />

Kerngeschäft, für d<strong>as</strong> Gros <strong>de</strong>r<br />

mittelständischen Unternehmen nicht.<br />

Ein <strong>de</strong>utliches Mehr an Datensicherheit<br />

ist also mit f<strong>as</strong>t je<strong>de</strong>m Outsouring-Prozess<br />

verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn zertifi zierte Rechenzentren,<br />

gesicherte Übertragungen<br />

und redundante Datenhaltung geben<br />

Dienstleistern und Kun<strong>de</strong>n Sicherheit,<br />

die zumeist über d<strong>as</strong> gesetzlich vorgeschriebene<br />

Maß hinaus geht.<br />

Schritt drei: Anp<strong>as</strong>sung <strong>de</strong>r Zeitwirtschaft<br />

an die Prozesse von Gaffel<br />

Auch für die Zeitwirtschaft, die Gaffel<br />

weiter per ASP nutzen wird, erarbeiten<br />

Dienstleister und Gaffel gera<strong>de</strong> opti-<br />

mierte Prozesse, die für mehr Transparenz<br />

und genau p<strong>as</strong>sen<strong>de</strong> Arbeitsabläufe<br />

sorgen.<br />

„Die Nutzung <strong>de</strong>r Anwendung ist seit<br />

1995 historisch gewachsen und wur<strong>de</strong><br />

nicht dokumentiert“, erklärt Nelly<br />

Dreidt, Projektleiterin bei Veda, die<br />

bekannte Problematik gewachsener<br />

Sys teme. Sie rät: „Bevor man selbst weiterwurschtelt<br />

und dadurch Potenzial<br />

ungenutzt lässt, ist es besser, zunächst<br />

mit einer Prozessanalyse Transparenz<br />

zu schaffen.“ Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Analyse<br />

sind bisher eine effektivere Nutzung<br />

<strong>de</strong>r Schnittstelle zum Entgeltsystem, die<br />

zum Beispiel Kranktage direkt übermittelt.<br />

Insgesamt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Automatisierungsgrad<br />

<strong>de</strong>utlich erhöht, um die<br />

Mitarbeiter zu entl<strong>as</strong>ten. Ganz neu ist<br />

die stärkere Einbeziehung <strong>de</strong>r Meister<br />

in die Zeitwirtschaft. Mit einer neuen<br />

Berechtigungsstufe können sie viele abteilungsbezogene<br />

Aufgaben jetzt selbst<br />

erfüllen und vor allem auch ihre Mitarbeiter<br />

auch gleich informieren.<br />

„Am Beispiel Gaffel kann man sehr<br />

schön sehen, d<strong>as</strong>s heutzutage kein Unternehmen<br />

mehr seine Geschäftsprozesse<br />

an Software o<strong>de</strong>r Dienstleister<br />

anp<strong>as</strong>sen will und muss“, erklärt Dr.<br />

Ralf Gräßler, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Veda<br />

GmbH. „Wir als HR-Partner sind in <strong>de</strong>r<br />

Pfl icht, die Prozesse <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n abzubil<strong>de</strong>n<br />

und unsere Anwendungen und<br />

Dienstleistungen darauf abzustimmen.“<br />

Die Belohnung sieht man bei Veda in<br />

<strong>de</strong>r langjährigen und vertrauensvollen<br />

Zusammenarbeit – und in einem kühlen<br />

Gaffel vom F<strong>as</strong>s, natürlich.<br />

Udo Meyer<br />

ist Manager Consulting bei<br />

<strong>de</strong>r VEDA GmbH.<br />

Gabriele Neubert<br />

ist Mitarbeiterin im<br />

Personalbüro bei Gaffel.


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66 VERTRAGSINHALT<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Knackpunkte beim Auslagern<br />

EMPFEHLUNG. Bei <strong>de</strong>r externen Vergabe <strong>de</strong>r Lohnabrechnung verbleiben wichtige<br />

Beurteilungen beim Unternehmen – <strong>de</strong>nn sie sind nur bedingt <strong>de</strong>legierbar.<br />

Von Thom<strong>as</strong> Muschiol (Red.)<br />

Klare, kalkulierbare Kostenstrukturen,<br />

die im Regelfall<br />

auf <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r abgerechneten<br />

Arbeitnehmer b<strong>as</strong>ieren,<br />

sind <strong>de</strong>r betriebswirtschaftliche Vorteil<br />

einer Fremdvergabe <strong>de</strong>r Entgeltabrechnung.<br />

W<strong>as</strong> aber muss, w<strong>as</strong> kann und w<strong>as</strong><br />

sollte als Kernbereich im Regelfall noch<br />

im Unternehmen selbst verbleiben? Bei<br />

<strong>de</strong>r Beantwortung dieser Frage dürfen<br />

insbeson<strong>de</strong>re die diversen Arbeitgeberpfl<br />

ichten aus <strong>de</strong>m Sozialversicherungsrecht<br />

nicht außer Acht bleiben. Denn<br />

dabei sind nicht nur genaue Kenntnisse<br />

über <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>s<br />

Arbeitsvertrags erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

son<strong>de</strong>rn auch<br />

über die konkrete<br />

Tätigkeit. Es ist dann<br />

nicht möglich, die<br />

Aufgaben komplett<br />

zu übertragen: Der<br />

HR-Verantwortliche<br />

im Unternehmen<br />

muss vielmehr diese<br />

Son<strong>de</strong>rfälle bei sich<br />

behalten o<strong>de</strong>r im<br />

ganz engen Schulterschluss<br />

mit <strong>de</strong>m<br />

externen Dienstleister<br />

bearbeiten.<br />

Risiko 1: Die richtige<br />

Statusbeurteilung<br />

Wer <strong>de</strong>n Versuch unternimmt,<br />

eine gesetzliche<br />

Defi nition <strong>de</strong>s<br />

sozialversicherungs-<br />

pfl ichtigen Beschäftigungsverhältnisses<br />

in programmtechnische Ablaufdiagramme<br />

zu zwängen, wird häufi g Schiffbruch<br />

erlei<strong>de</strong>n. So gibt es keine klare<br />

Defi nition über die Arbeitnehmereigenschaft,<br />

und Beitragsrechtler müssen<br />

sich mit einem eher unpräzise <strong>de</strong>fi -<br />

nierten Indizienkatalog herumschlagen.<br />

D<strong>as</strong> Hauptproblem ist dabei, d<strong>as</strong>s die<br />

für die Beurteilung <strong>de</strong>r Sozialversicherungspfl<br />

icht aufgestellten Kriterien wie<br />

„Weisungsgebun<strong>de</strong>nheit“ o<strong>de</strong>r „Einbindung<br />

in die Organisation“ keinen<br />

K.o.-Charakter besitzen, son<strong>de</strong>rn die<br />

Abgrenzung zwischen Selbstständigkeit<br />

und Arbeitnehmereigenschaft auf einem<br />

Abwägen beruht. Eine Delegation dieses<br />

Abwägungsprozesses an einen externen<br />

Dienstleister setzt voraus, d<strong>as</strong>s dieser<br />

über die tatsächlichen Abläufe im Unternehmen<br />

informiert ist. Denn die Rechtsprechung<br />

betont immer wie<strong>de</strong>r, d<strong>as</strong>s es<br />

nicht auf <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>r vertraglichen<br />

Abre<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn in erster Linie auf die<br />

tatsächlichen Verhältnisse ankommt.<br />

Risiko 2: Abrechnung von Geringfügigen<br />

Bei <strong>de</strong>r Delegation <strong>de</strong>r Abrechnung von<br />

geringfügig Beschäftigten an einen externen<br />

Dienstleister ist zu beachten, d<strong>as</strong>s<br />

die Beurteilung <strong>de</strong>r damit beabsichtigten<br />

Freistellung von <strong>de</strong>n normalen sozialver-<br />

Abgeben o<strong>de</strong>r behalten? Eine durchdachte Strategie regelt d<strong>as</strong> Zusammenspiel von Dienstleister und Unternehmen.<br />

© ONUR ERSIN / SHUTTERSTOCK.COM


sicherungsrechtlichen Abrechnungsmodalitäten<br />

ebenfalls in einer rechtlichen<br />

Bewertung besteht, die nicht nur bei<br />

Beginn <strong>de</strong>r Beschäftigung vorzunehmen<br />

ist. Vielmehr ist die Einstufung einer<br />

geringfügigen Beschäftigung stets eine<br />

Prognoseentscheidung, die durch äußere<br />

Umstän<strong>de</strong>, beispielsweise die Aufnahme<br />

einer weiteren Beschäftigung, o<strong>de</strong>r durch<br />

faktische Mehrbeschäftigung im Betrieb<br />

stets unter einem „Än<strong>de</strong>rungsvorbehalt“<br />

steht. Die damit zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />

Abfragen von Arbeitnehmerinformationen<br />

und die laufen<strong>de</strong> Überprüfung, ob<br />

im Unternehmen tatsächlich die Grenzen<br />

einer geringfügigen Beschäftigung<br />

eingehalten wer<strong>de</strong>n, sind von einem externen<br />

Lohnabrechner zumeist kaum zu<br />

erfüllen.<br />

Risiko 3: Abrechnung von Stu<strong>de</strong>nten<br />

Bei <strong>de</strong>r traditionellen „Werkstu<strong>de</strong>ntenabrechnung“<br />

ist ebenfalls zu beachten, d<strong>as</strong>s<br />

nicht die Vorlage einer Immatrikulationsbescheinigung<br />

allein schon ausreicht,<br />

um von einer Stu<strong>de</strong>ntenbeschäftigung<br />

auszugehen. Vielmehr kommt es nach<br />

<strong>de</strong>r Rechtsprechung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>ssozialgerichts<br />

(BSG) ebenfalls darauf an, wie die<br />

Beschäftigung im konkreten Einzelfall<br />

tatsächlich durchgeführt wird. D<strong>as</strong> mit<br />

<strong>de</strong>r beitragsrechtlichen Privilegierung<br />

verbun<strong>de</strong>ne Erfor<strong>de</strong>rnis, d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r Beschäftigte<br />

nach seinem „Erscheinungsbild“<br />

noch Stu<strong>de</strong>nt und nicht normaler<br />

Arbeitnehmer ist, kann durch einen externen<br />

Dienstleister im Regelfall nicht<br />

geprüft wer<strong>de</strong>n.<br />

Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich wird dies beim Son<strong>de</strong>rfall<br />

<strong>de</strong>r Beschäftigung von Stu<strong>de</strong>nten,<br />

die im Rahmen einer sogenannten „dualen<br />

Ausbildung“ beschäftigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Hier hat d<strong>as</strong> BSG festgestellt, d<strong>as</strong>s bei<br />

bestimmten Ausbildungskons tellationen<br />

diese Stu<strong>de</strong>nten völlig versicherungsfrei<br />

zu stellen sind. D<strong>as</strong> BSG hat darüber<br />

hinaus auch betont, d<strong>as</strong>s es nicht auf<br />

die durch die ausbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Hochschule<br />

vorgegebenen Ausbildungsvoraussetzungen<br />

allein ankommt, son<strong>de</strong>rn jeweils<br />

im Einzelfall zu prüfen ist, wie <strong>de</strong>r Ein-<br />

satz im Unternehmen konkret gesteuert<br />

und gehandhabt wird.<br />

Risiko 4: Prognose Versicherungsfreiheit<br />

Sofern auch die Einstufung zur Versicherungspfl<br />

icht o<strong>de</strong>r Versiche rungsfreiheit<br />

in <strong>de</strong>r gesetzlichen Krankenversicherung<br />

von einem externen Entgeltabrechnungsservice<br />

vorgenommen wird, sollten<br />

ist zu beachten: D<strong>as</strong> mathematische<br />

Gegenüberstellen von Lohndaten kann<br />

SPEZIALOUTSOURCING<br />

VERTRAGSINHALT 67<br />

ausweisen. D<strong>as</strong> können zwar im Regelfall<br />

auch externe Entgeltabrechner auf<br />

B<strong>as</strong>is einer mathematischen Grundformel<br />

berechnen. An<strong>de</strong>rs sieht es es aber<br />

dann aus, wenn ein Arbeitnehmer mehrere<br />

Einkünfte hat o<strong>de</strong>r zusätzlich eine<br />

beitragspfl ichtige Altersversorgung bezieht.<br />

Hier sind die Arbeitgeber in <strong>de</strong>r<br />

Pfl icht, die Arbeitnehmer zu Mehrfachbeschäftigungen<br />

zu befragen und diese<br />

<strong>de</strong>r Krankenk<strong>as</strong>se zu mel<strong>de</strong>n. Eine kon-<br />

Unternehmen müssen sich klar sein, d<strong>as</strong>s es<br />

gesetzliche Vorgaben gibt, die nur bedingt an ein<br />

externes Unternehmen <strong>de</strong>legiert wer<strong>de</strong>n können.<br />

für sich allein genommen noch nicht zu<br />

einer automatischen Einstufung als versicherungspfl<br />

ichtig o<strong>de</strong>r versicherungsfrei<br />

führen. Dies gilt <strong>de</strong>swegen, weil die<br />

Jahresarbeitsentgeltgrenze voraussetzt,<br />

d<strong>as</strong>s nur die regelmäßigen Einkünfte<br />

berechnet wer<strong>de</strong>n. W<strong>as</strong> aber regelmäßig<br />

ist, muss wertend nach <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Einkünfte<br />

und nach <strong>de</strong>r Prognose, ob diese<br />

Einkünfte auch im Folgejahr weiterlaufen,<br />

beurteilt wer<strong>de</strong>n. Delegierbar ist<br />

dies insbeson<strong>de</strong>re nur dann, wenn die<br />

laufen<strong>de</strong> Lohnentwicklung vorausschauend<br />

auch vom externen Dienstleister<br />

be obachtet wer<strong>de</strong>n kann – o<strong>de</strong>r dieser<br />

vom Unternehmen laufend entsprechend<br />

informiert wird.<br />

Risiko 5: Der Sozialausgleich kommt<br />

Ab <strong>de</strong>m Jahr 2012 haben Arbeitgeber<br />

im Auftrag <strong>de</strong>s Staates <strong>de</strong>n sogenannten<br />

Sozialausgleich durchzuführen. Dahinter<br />

verbirgt sich ein echtes Unikum.<br />

Anhand einer neuen sozialversicherungsrechtlichen<br />

Rechengröße, nämlich<br />

<strong>de</strong>m durchschnittlichen Zusatzbeitrag<br />

aller Krankenk<strong>as</strong>sen, muss <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

unter Berücksichtigung einer<br />

persönlichen Bel<strong>as</strong>tungsgrenze Arbeitnehmern<br />

am Schluss <strong>de</strong>r Abrechnung<br />

unter Umstän<strong>de</strong>n einen Sozialausgleich<br />

in Höhe eines bestimmten Euro-Betrags<br />

krete Anweisung dazu, wie <strong>de</strong>r Sozialausgleich<br />

dann zu berechnen ist, ergeht<br />

von <strong>de</strong>r Krankenk<strong>as</strong>se. Auch diese neue<br />

Pfl icht einer Abfrage von „weiteren Bezügen“<br />

ist nicht ein einmaliger Vorgang<br />

bei <strong>de</strong>r Neueinstellung <strong>de</strong>s Arbeitnehmers,<br />

son<strong>de</strong>rn ein ständiger „Überwachungsauftrag“<br />

an <strong>de</strong>n Arbeitgeber, <strong>de</strong>r<br />

für die Weitergabe an seinen Entgeltabrechner<br />

sorgen muss.<br />

Fazit: Kommunikation genau regeln<br />

Die aufgezählten Risiken zeigen: Bei <strong>de</strong>r<br />

Auslagerung <strong>de</strong>r Entgeltabrechnung an<br />

externe Dienstleister müssen sich die<br />

Unternehmen darüber klar sein, d<strong>as</strong>s<br />

es gesetzliche Vorgaben gibt, die nur<br />

bedingt nach außen <strong>de</strong>legiert wer<strong>de</strong>n<br />

können. Wollte man dies tun, so wür<strong>de</strong><br />

dies die Vertragsform <strong>de</strong>r tradierten externen<br />

„Lohnabrechnerdienstleistung“<br />

weitgehend sprengen und einen umf<strong>as</strong>sen<strong>de</strong>n<br />

Dienstleistungsvertrag notwendig<br />

machen. Dieser wür<strong>de</strong> aufgrund<br />

<strong>de</strong>r darin <strong>de</strong>legierten Einschätzungen<br />

rechtlicher Sachverhalte auch noch d<strong>as</strong><br />

Problem <strong>de</strong>r unerlaubten Rechtsberatung<br />

aufwerfen. Die Kommunikation<br />

zwischen Arbeitgeber und Entgeltabrechnungsfi<br />

rma sollte also bei <strong>de</strong>r Auslagerung<br />

vertraglich und in Form eines<br />

<strong>de</strong>fi nierten Workfl ows festgelegt sein.<br />

11 / 11 personalmagazin


68 AKTUELLES<br />

Auch außerhalb <strong>de</strong>r Arbeitsgerichte<br />

wird d<strong>as</strong> AGG zum Thema<br />

Wer Stellen nicht geschlechtsneutral<br />

ausschreibt, kann<br />

schnell in die AGG-Haftung<br />

geraten. Wie sieht es aber mit Positionen<br />

aus, die nicht mit einem Arbeits-,<br />

son<strong>de</strong>rn unstreitig mit einem<br />

Dienstvertrag ausgestaltet sind? Im<br />

konkreten Fall war eine Stelle als<br />

Geschäftsführer ausgeschrieben.<br />

Mangels Zuständigkeit <strong>de</strong>r Arbeitsgerichtsbarkeit<br />

hatte sich d<strong>as</strong> Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />

(OLG) Karlsruhe mit<br />

folgen<strong>de</strong>r Formulierung zu bef<strong>as</strong>sen:<br />

„Geschäftsführer im Mandantenauftrag<br />

zum nächstmöglichen Eintrittstermin<br />

gesucht …“. Die Richter<br />

stellten fest: „Die nicht geschlechtsneutrale<br />

Stellenausschreibung führt<br />

gemäß § 22 AGG dazu, d<strong>as</strong>s eine Benachteiligung<br />

wegen <strong>de</strong>s Geschlechts<br />

vermutet wird.“ Zwar legte die Firma<br />

dar, d<strong>as</strong>s sie auch eine Bewerberin<br />

zum Vorstellungsgespräch eingela<strong>de</strong>n<br />

hatte. Dies reichte <strong>de</strong>m OLG jedoch<br />

nicht für eine Wi<strong>de</strong>rlegung <strong>de</strong>r<br />

Vermutungsregel nach § 22 AGG aus.<br />

Den Entschädigungsbetrag setzten<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

die Richter auf 13.000 Euro fest. Sie<br />

fan<strong>de</strong>n klare Worte und stellten fest,<br />

d<strong>as</strong>s die Entschädigung abschrecken<strong>de</strong><br />

Wirkung haben müsse (OLG<br />

Karlsruhe, Urteil vom 16.9.2011, Az.<br />

17 U 99/10).<br />

D<strong>as</strong> OLG Karlsruhe bef<strong>as</strong>st sich mit <strong>de</strong>m AGG.<br />

Konjunktur beeinfl usst SV-Werte 2012<br />

Die Entwicklung <strong>de</strong>r Löhne und Gehälter aus <strong>de</strong>m Jahre 2010 wird entschei<strong>de</strong>nd<br />

für die Rechengrößen <strong>de</strong>r Sozialversicherung sein. Im Gegensatz<br />

zum Referenzjahr 2009, welches für die Rechengrößen 2011<br />

verantwortlich war, gibt es hier einen nicht unerheblichen Sprung. Dies be<strong>de</strong>utet,<br />

d<strong>as</strong>s die meisten Rechengrößen für 2012 angehoben wer<strong>de</strong>n und insoweit<br />

auch Einfl uss auf die Lohnnebenkosten haben wer<strong>de</strong>n. Teurer wird es<br />

auch für Arbeitnehmer wer<strong>de</strong>n, die verbilligte o<strong>de</strong>r unentgeltliche Mahlzeiten<br />

erhalten sowie vom Arbeitgeber bezuschusste Unterkünfte bewohnen, <strong>de</strong>nn<br />

auch die Sachbezugswerte wer<strong>de</strong>n angehoben. Sämtliche Rechengrößen für<br />

die Lohnabrechnung 2012 erfahren Sie wie immer im Entgelt-Spezial, d<strong>as</strong> in<br />

Ausgabe 1/2012 erscheinen wird.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thom<strong>as</strong>.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

© OLG KARLSRUHE<br />

NACHRICHTEN<br />

Spionagefall befürchtet<br />

Weil er eine Chinesin heiratete und<br />

ein Arbeitgeber befürchtete, d<strong>as</strong>s sein<br />

Entwicklungsingenieur Firmengeheimnisse<br />

ausplau<strong>de</strong>rt, bekam dieser eine<br />

Kündigung. D<strong>as</strong> Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht<br />

Schleswig-Holstein sah dies als sittenwidrig<br />

an.<br />

LAG Schleswig-Holstein, Az. 3 Sa 95/11<br />

Europarecht am BAG<br />

D<strong>as</strong> Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht veranstaltet<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>m Deutschen<br />

Arbeitsgerichtsverband am 26. und 27.<br />

April 2012 in Erfurt zum siebten Mal ein<br />

europarechtliches Symposium, auf <strong>de</strong>m<br />

aktuelle Rechtsfragen <strong>de</strong>s Gemeinschaftsrechts<br />

mit arbeitsrechtlichem<br />

Bezug diskutiert wer<strong>de</strong>n.<br />

www.bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht.<strong>de</strong><br />

Jugendarbeitsschutz geprüft<br />

Die Bun<strong>de</strong>sregierung hat En<strong>de</strong> 2010<br />

von einer Arbeitsgruppe d<strong>as</strong> Jugendarbeitsschutzgesetz<br />

auf möglichen<br />

Än<strong>de</strong>rungsbedarf überprüfen l<strong>as</strong>sen. Der<br />

nun vorgestellte Abschlussbericht <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgruppe kommt zu <strong>de</strong>m Ergebnis,<br />

d<strong>as</strong>s kein unmittelbarer gesetzgeberischer<br />

Handlungsbedarf besteht.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re lehnte es die Arbeitsgruppe<br />

ab, die Möglichkeit zur Nachtarbeit<br />

o<strong>de</strong>r eine stärkere Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r<br />

allgemeinen Arbeitszeit auszuweiten.<br />

www.aus-portal.<strong>de</strong><br />

Zusatzbeiträge<br />

Der K<strong>as</strong>senmarktführer AOK Nord-Ost<br />

mit 1,8 Millionen Versicherten, die<br />

größte regionale Krankenk<strong>as</strong>se in<br />

Berlin, Bran<strong>de</strong>nburg und Mecklenburg-<br />

Vorpommern, will auch 2012 ohne<br />

Zusatzbeitrag auskommen. Dieses Ergebnis<br />

hat <strong>de</strong>r neue AOK-Verwaltungsrat<br />

auf seiner konstituieren<strong>de</strong>n Sitzung<br />

am 27.September bekannt gegeben.


Die Versichertenkarte wird aufgerüstet<br />

W<strong>as</strong> auf <strong>de</strong>r Entgeltabrechnungsseite<br />

durch d<strong>as</strong> grandiose<br />

Scheitern von „Elena“<br />

nicht gelungen ist, soll<br />

auf <strong>de</strong>r sogenannten<br />

Leistungsseite jetzt realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Bis En<strong>de</strong><br />

2012 sollen 10 Prozent<br />

aller 70 Millionen gesetzlich<br />

Versicherten<br />

mit einer neuen chipgesteuertenVersichertenkarte<br />

ausgestattet<br />

sein. Damit soll die<br />

Konzeption <strong>de</strong>r elek- Die Versicherungskarte wird elektronisch aufgerüstet.<br />

tronischenGesundheitskarte, die ursprünglich schon für 2006 geplant war, endlich realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n. In ihrer Endph<strong>as</strong>e soll die Versicherungskarte nicht nur eine zentrale<br />

Verwaltung aller persönlichen Daten beinhalten, um Verwechslungen<br />

von datengleichen Personen zu verhin<strong>de</strong>rn. Vielmehr sollen die Karten auch<br />

Notfalldaten, Hinweise auf Patientenverfügungen und Organspen<strong>de</strong>erklärungen<br />

enthalten. Angedacht ist auch die Funktion eines elektronischen<br />

„Arztbriefs“, sod<strong>as</strong>s behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Ärzte lückenlose Krankendaten einsehen<br />

und austauschen können. Funktionen und Schnittstellen für die Entgeltabrechnung<br />

sind für die Versichertenkarte nicht vorgesehen.<br />

Elena wird anonym bestattet<br />

D<strong>as</strong> auf Regierungsebene beschlossene<br />

Begräbnis von<br />

„Elena“ (vergleiche Heft 9.<br />

Seite 78) muss, da es sich um ein immer<br />

noch gelten<strong>de</strong>s Gesetz han<strong>de</strong>lt,<br />

vom Parlament offi ziell vollzogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Um dieses möglichst ohne<br />

Zuschauer zu bewerkstelligen, greift<br />

die Regierungskoalition zu einem<br />

bewährten parlamentarischen Trick.<br />

Statt eines eigenständigen Abschaffungsgesetzes,<br />

hängt man sich mit<br />

einem sogenannten Artikelgesetz<br />

an ein beliebiges an<strong>de</strong>res Gesetz an,<br />

w<strong>as</strong> zufällig gera<strong>de</strong> im parlamentarischen<br />

Durchlaufprozess ist. Im<br />

Regierungsjargon spricht man von<br />

einem „Omnibusgesetz“. Herhalten<br />

muss jetzt d<strong>as</strong> kaum beachtete Beherbergungsstatistikgesetz,<br />

welches<br />

mit einem zusätzlichen Artikel zur<br />

offi ziellen Abschaffung von „Elena“<br />

aufgerüstet wird. Der zusätzliche<br />

Effekt einer solchen stillen Beerdigung:<br />

Der bei Gesetzesvorhaben<br />

vorgeschriebene Normenkontrollrat<br />

wird im „Omnibusverfahren“ nicht<br />

mehr zwingend angehört. Kritiker<br />

behaupten, damit wer<strong>de</strong> eine Diskussion<br />

über die Kosten, die durch<br />

„Elena“ in <strong>de</strong>n Sand gesetzt wur<strong>de</strong>n,<br />

verhin<strong>de</strong>rt.<br />

© CLAUDIA HAUTUMM / PIXELIO.DE<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

RECHTNEWS<br />

AKTUELLES 69<br />

ELStAM verschickt<br />

Damit zum kommen<strong>de</strong>n Jahreswechsel<br />

<strong>de</strong>r Übergang von <strong>de</strong>r<br />

Lohnsteuerkarte auf <strong>de</strong>n Online-<br />

Abruf <strong>de</strong>r elektronischen Lohnsteuerabzugsmerkmale<br />

(ELStAM) reibungslos<br />

funktioniert, wollen die Finanzämter<br />

noch 2011 alle Arbeitnehmer schriftlich<br />

über ihre Lohnsteuerabzugsmerkmale<br />

2012 für d<strong>as</strong> erste Dienstverhältnis, die<br />

<strong>de</strong>m Arbeitgeber zum elektronischen<br />

Abruf zur Verfügung stehen, informieren.<br />

Sofern Korrekturen notwendig<br />

sind, müssen diese vom Arbeitnehmer<br />

bei <strong>de</strong>m für ihn zuständigen Wohnsitzfi<br />

nanzamt und nicht beim Arbeitgeber<br />

gemel<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

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70 URTEILSDIENST<br />

Urlaubsurteile am laufen<strong>de</strong>n Band<br />

Die Entscheidung <strong>de</strong>s EuGH zur Nichtverfallbarkeit<br />

von Urlaub zieht weiter<br />

Kreise und macht auch vor <strong>de</strong>m Erbrecht<br />

nicht halt. So musste sich d<strong>as</strong> BAG mit <strong>de</strong>r<br />

Frage bef<strong>as</strong>sen, ob nicht genommener<br />

Aus kirchenspezifischen Grün<strong>de</strong>n gekündigt<br />

ZUSAMMENFASSUNG Die Wie<strong>de</strong>rverheiratung eines Chefarzts an<br />

einem katholischen Krankenhaus rechtfertigt nicht immer eine Kündigung.<br />

Grundsätzlich ist jedoch ein nach katholischem Verständnis<br />

ungültiger Ehestand als erheblicher Loyalitätsverstoß zu bewerten.<br />

RELEVANZ Mit <strong>de</strong>m Urteil wird klargestellt, d<strong>as</strong>s sich die Son<strong>de</strong>rstellung<br />

<strong>de</strong>r Kirchen, die sich aus Artikel 4 Grundgesetz ergibt, auch<br />

weiterhin von erheblicher arbeitsrechtlicher Relevanz ist. Heiratet<br />

ein Beschäftigter nach einer Scheidung erneut, ist dies zunächst in<br />

Einrichtungen <strong>de</strong>r katholischen Kirche als Kündigungsgrund zu betrachten.<br />

Gleichwohl zeigt <strong>de</strong>r Fall, d<strong>as</strong>s im Rahmen <strong>de</strong>r Interessenabwägung<br />

<strong>de</strong>rartige Kündigungen unwirksam sein können. Dabei<br />

spielt es eine erhebliche Rolle, ob die katholische Einrichtung auch in<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit konsequent und ausnahmslos darauf bestan<strong>de</strong>n<br />

hat, d<strong>as</strong>s ihre Beschäftigten die katholische Glaubens- und Sittenlehre<br />

einhalten.<br />

Quelle BAG, Urteil vom 8.9.2011, 2 AZR 543/10<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 11/2010, Seite 61<br />

CGZP – Lohnansprüche sind möglich<br />

ZUSAMMENFASSUNG Arbeitnehmer, die sich auf die Tarifunfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit und<br />

Personalserviceagenturen (CGZP) stützen, können auch für <strong>de</strong>n Zeitraum<br />

vor <strong>de</strong>m 14. Dezember 2010 Lohnansprüche geltend machen.<br />

RELEVANZ Nach wie vor ist umstritten, inwieweit <strong>de</strong>r Beschluss<br />

<strong>de</strong>s BAG vom Dezember 2010 auch rückwirken<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung hat.<br />

Bekanntlich stellte damals d<strong>as</strong> Gericht die Tarifwidrigkeit <strong>de</strong>r CGZP<br />

fest. Zurzeit wer<strong>de</strong>n in diesem Zusammenhang in zahlreichen Fällen<br />

Lohnansprüche aus <strong>de</strong>r Vergangenheit geltend gemacht.<br />

Nach Auff<strong>as</strong>sung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sarbeitsgerichts sind etwaige vertragliche<br />

Ausschlussfristen erst mit Verkündung <strong>de</strong>s BAG-Beschlusses in<br />

Gang gesetzt wor<strong>de</strong>n. Mit diesem Urteil ist jedoch nicht d<strong>as</strong> letzte<br />

Wort im Streit um die christlichen Gewerkschaften gesprochen, <strong>de</strong>nn<br />

die Bran<strong>de</strong>nburger Richter ließen die Revision gegen ihr Urteil zu.<br />

Quelle LAG Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg, Urteil vom 20.9.2011, 7 Sa 1318/11<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 4/2011, Seite 78<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thom<strong>as</strong>.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Urlaub als Abgeltungsanspruch auch an<br />

die Erben eines verstorbenen Mitarbeiters<br />

ausgezahlt wer<strong>de</strong>n muss. Ebenfalls<br />

in dieser Rubrik lesen Sie, wie es mit<br />

<strong>de</strong>r Frage weitergeht, ob während einer<br />

Erwerbsunfähigkeit, Urlaubsansprüche<br />

angespart wer<strong>de</strong>n können. Ein En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Urlaubswelle ist nicht abzusehen. Es<br />

scheint, d<strong>as</strong>s auch 2012 im Arbeitsrecht<br />

wie<strong>de</strong>r ein „Urlaubsjahr“ wird.<br />

Vermeidung eines Betriebsübergangs<br />

ZUSAMMENFASSUNG Ein dreiseitiger Vertrag zur Vermeidung eines<br />

Betriebsübergangs kann unwirksam sein, wenn die Erwerberin neue<br />

Arbeitsverhältnisse verbindlich in Aussicht gestellt hat.<br />

RELEVANZ Der oft als sichere Sache bezeichnete dreiseitige Vertrag<br />

kann unter bestimmten Umstän<strong>de</strong>n unwirksam sein. Dies dann,<br />

wenn <strong>de</strong>r Arbeitnehmer nicht wusste, d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r Betriebsübernehmer<br />

schon neue Arbeitsverhältnisse verbindlich versprochen hat.<br />

Quelle BAG, Urteil vom 18.8.2011, 8 AZR 312/10<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 2/2010, Seite 68<br />

Urlaubsabgeltung ist nicht vererbbar<br />

ZUSAMMENFASSUNG Mit <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Arbeitnehmers erlischt <strong>de</strong>ssen<br />

Anspruch auf Urlaub. Er wan<strong>de</strong>lt sich auch nicht in einen Abgeltungsanspruch<br />

um, <strong>de</strong>r auf die Erben übergeht.<br />

RELEVANZ D<strong>as</strong> Urteil zeigt die weitreichen<strong>de</strong>n Folgen <strong>de</strong>r Rechtsprechung<br />

<strong>de</strong>s EuGH zur Unverfallbarkeit von Urlaubsansprüchen<br />

bei lang andauern<strong>de</strong>r Krankheit. D<strong>as</strong> BAG musste hier einen erbrechtlichen<br />

Spagat bewältigen, da Geldansprüche nach § 1922 Absatz<br />

1 BGB auf die Erben übergehen. Mit <strong>de</strong>m Argument, d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r<br />

Urlaubsabgeltungsanspruch nicht als höchstpersönlich zu bewerten<br />

ist, hat d<strong>as</strong> LAG Hamm in <strong>de</strong>r Vorinstanz <strong>de</strong>n Erben die Auszahlung<br />

<strong>de</strong>r Urlaubsabgeltung noch<br />

zugesprochen. D<strong>as</strong> BAG hat<br />

sich nun <strong>de</strong>r Gegenmeinung<br />

angeschlossen und insoweit<br />

<strong>de</strong>n Abgeltungsanspruch<br />

sowie <strong>de</strong>n Urlaub selbst, als<br />

höchstpersönlich gewertet.<br />

Man darf auf die Urteilsbegründung<br />

und die Frage, ob<br />

sich daraus möglicherweise<br />

noch ein Verfahren vor <strong>de</strong>m<br />

Kein Erbrecht auf Urlaub<br />

EuGH ergibt, gespannt sein.<br />

Quelle BAG, Urteil vom 20.9.2011, 9 AZR 416/10<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 6/2011, Seite 71


Tarifvertrag nach Betriebsübergang<br />

ZUSAMMENFASSUNG Schuldrechtliche Abre<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tarifvertragsparteien<br />

wirken nur zwischen diesen und wer<strong>de</strong>n nach einem Betriebsübergang<br />

nicht Inhalt <strong>de</strong>s individuellen Arbeitsvertrags. Sie enthält<br />

keine Rechte und Pfl ichten im Bezug auf d<strong>as</strong> Arbeitsverhältnis.<br />

RELEVANZ Eine unscharfe Unterscheidung zwischen echten Tarifnormen<br />

und schuldrechtlichen Abre<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tarifvertragsparteien<br />

kann handfeste Folgen haben. D<strong>as</strong> Urteil zeigt, d<strong>as</strong>s bei Betriebsübergängen<br />

eine exakte Analyse <strong>de</strong>r Rechtslage notwendig ist.<br />

Quelle BAG, Urteil vom 24.9.2011, 4 AZR 566/09<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 9/2009, Seite 82<br />

Zweifel an Namensliste genügt nicht<br />

ZUSAMMENFASSUNG Ist bei einer betriebsbedingten Kündigung eine<br />

Namensliste hinterlegt, muss die damit verbun<strong>de</strong>ne Vermutung <strong>de</strong>r<br />

Rechtmäßigkeit nicht nur bezweifelt, son<strong>de</strong>rn wi<strong>de</strong>rlegt wer<strong>de</strong>n.<br />

RELEVANZ D<strong>as</strong> Urteil stellt klar, d<strong>as</strong>s in Fällen einer Namensliste<br />

die Unrichtigkeit einer Sozialauswahl durch die Arbeitsgerichte<br />

nur dann angenommen wer<strong>de</strong>n kann, wenn <strong>de</strong>r Gekündigte <strong>de</strong>n<br />

vollständigen Gegenbeweis führen kann.<br />

Quelle LAG Düsseldorf, Urteil vom 13.7.2011, 7 Sa 1553/10<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 1/2010, Seite 60<br />

Befristung zur Vertretung<br />

ZUSAMMENFASSUNG Eine Sachgrundbefristung verlangt die Prognose,<br />

d<strong>as</strong>s mit hinreichen<strong>de</strong>r Sicherheit <strong>de</strong>r Beschäftigungsbedarf<br />

nach <strong>de</strong>m Vertragsen<strong>de</strong> nicht mehr besteht. Die Abhängigkeit von<br />

Haushaltsmitteln rechtfertigt die Befristung nicht.<br />

RELEVANZ D<strong>as</strong> Urteil zeigt, d<strong>as</strong>s auch in <strong>de</strong>n Fällen einer vermeintlich<br />

sicheren Vertretungsbefristung durchaus die Gefahr besteht,<br />

d<strong>as</strong>s ein Arbeitsgericht einen Sachgrund im Sinne <strong>de</strong>s § 14 TzBfG<br />

ablehnt. Im vorliegen<strong>de</strong>n Fall fi el die Befristung zwar zeitlich mit<br />

<strong>de</strong>m Fehlen einer Mitarbeiterin, die in Elternzeit war, zusammen.<br />

Die Klägerin konnte jedoch nachweisen, d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r Arbeitgeber nur<br />

durch die Zuweisung öffentlicher Mittel einen zusätzlichen Beschäftigungsbedarf<br />

hatte. Damit habe es sich in Wirklichkeit um eine<br />

Haushaltsbefristung gehan<strong>de</strong>lt. Diese wie<strong>de</strong>rum sei im vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Fall (die Beklagte war die Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit) nicht wirksam,<br />

weil d<strong>as</strong> BAG erst kürzlich die sogenannten Haushaltsbefristungen<br />

bei öffentlichen Arbeitgebern für unwirksam erklärt habe.<br />

Quelle LAG Düsseldorf, Urteil vom 13.7.2011, Az. 7 Sa 1553/10<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 6/2004, Seite 32<br />

Die Folgeverfahren zum Nichtverfall<br />

von Urlaubsansprüchen gehen weiter<br />

RECHT<br />

URTEILSDIENST<br />

TERMINABSAGE DES BAG<br />

D<strong>as</strong>s auch zwei Jahre nach <strong>de</strong>m Urteil <strong>de</strong>s EuGH zur Unverfallbarkeit von<br />

Urlaubsansprüchen immer noch nicht alle Folgen dieser Sensationsentscheidung<br />

durchprozessiert wor<strong>de</strong>n sind, zeigt eine Terminabsage <strong>de</strong>s<br />

BAG. W<strong>as</strong> sich dahinter verbirgt, wird durch <strong>de</strong>n Verweis auf eine zu<br />

erwarten<strong>de</strong> Entscheidung <strong>de</strong>s EuGH klar. In <strong>de</strong>r Sache geht es um die<br />

Frage, ob die vom EuGH erkannte Unverfallbarkeit von Urlaubsansprüchen<br />

bei Dauererkrankung auch dann greift, wenn <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong><br />

Arbeitnehmer nicht nur langjährig arbeitsunfähig war, son<strong>de</strong>rn sogar<br />

schon über Jahre eine Zeitrente wegen Erwerbsunfähigkeit bezogen<br />

hat. D<strong>as</strong> Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht Ba<strong>de</strong>n-Württemberg hatte mit Urteil<br />

vom 29. April 2010 einer Arbeitnehmerin mehr als 18.000 Euro Urlaubsabgeltung<br />

zugestan<strong>de</strong>n, obwohl diese mehr als vier Jahre lang<br />

Erwerbsunfähigkeitsrente bezogen hatte. D<strong>as</strong> BAG will jetzt abwarten,<br />

bis <strong>de</strong>r EuGH in einer ähnlichen Sache entschie<strong>de</strong>n hat. Hier geht es<br />

um die Geltung einer französischen Arbeitszeitrichtlinie, nach <strong>de</strong>r die<br />

Entstehung <strong>de</strong>s Urlaubsanspruchs an die Bedingung geknüpft ist, d<strong>as</strong>s<br />

<strong>de</strong>r Arbeitnehmer im jeweiligen Bezugsjahr eine Min<strong>de</strong>starbeitszeit<br />

von zehn Tagen absolviert.<br />

Quellen: Pressemitteilung <strong>de</strong>s BAG zum Verfahren 9 AZR 353/10<br />

Entscheidung <strong>de</strong>s LAG Ba<strong>de</strong>n-Württemberg vom 29.4.2010, 11 Sa 64/09<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 2/2011, Seite 62<br />

Piloten dürfen länger fl iegen<br />

EUGH<br />

ZUSAMMENFASSUNG Ein tarifvertraglich vorgesehenes Verbot für<br />

Verkehrspiloten, über d<strong>as</strong> vollen<strong>de</strong>te 60. Lebensjahr hinaus ihrer<br />

Tätigkeit nachzugehen, stellt eine nicht gerechtfertigte Diskriminierung<br />

wegen <strong>de</strong>s Alters dar.<br />

RELEVANZ D<strong>as</strong> Urteil ist insoweit von grundlegen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung, als<br />

<strong>de</strong>r EuGH auf die Diskrepanz zwischen <strong>de</strong>r tarifl ichen Altersgrenze<br />

und <strong>de</strong>n allgemeinen staatlichen Beschränkungen, die Flugberechtigungen<br />

bis zum 65. Lebensjahr erlauben, hinweist. Vor diesem Hintergrund<br />

könnten sich die Tarifpartner nicht auf Sicherheitsbe<strong>de</strong>nken<br />

für P<strong>as</strong>sagiere und Bewohner <strong>de</strong>r überfl ogenen Gebiete stützen und<br />

unterstellen, d<strong>as</strong>s Piloten mit <strong>de</strong>m 60. Lebensjahr körperlich nicht<br />

mehr fähig zur Ausübung ihrer berufl ichen Tätigkeit seien. In <strong>de</strong>r<br />

Praxis bleibt abzuwarten, inwieweit d<strong>as</strong> BAG die Vorgaben <strong>de</strong>s EuGH<br />

umsetzt und ob auch Altersbeschränkungen an<strong>de</strong>rer Berufsgruppen<br />

bald gerichtlich überprüft wer<strong>de</strong>n.<br />

Quelle: EuGH, Urteil vom 13.9.2011, Az. RL 2000/78/EG<br />

Zum Thema ... Personalmagazin 10/2011, Seite72<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

71


72<br />

MEHRARBEIT<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thom<strong>as</strong>.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

So ist Arbeitszeiterhöhung möglich<br />

SERIE. Will man <strong>de</strong>m Fachkräftemangel mit einer längeren Wochenarbeitszeit<br />

begegnen, so sind die gesetzlichen und tarifl ichen Obergrenzen zu beachten.<br />

Von Kilian Friemel und Daniel Hautumm<br />

Der zeitliche Umfang <strong>de</strong>r Arbeitsleistung<br />

bil<strong>de</strong>t zusammen<br />

mit <strong>de</strong>r Vergütung die Kernelemente<br />

<strong>de</strong>s arbeitsvertraglichen<br />

Austauschverhältnisses. Dabei<br />

unterliegt die Gestaltung <strong>de</strong>r Arbeitszeit<br />

einer Vielzahl rechtlicher Restriktionen.<br />

Wichtigster Anknüpfungspunkt ist dabei<br />

zunächst d<strong>as</strong> Arbeitszeitgesetz (ArbZG).<br />

Danach darf die werktägliche Arbeitszeit<br />

zehn Stun<strong>de</strong>n nicht überschreiten. Als<br />

Werktage zählen alle Tage außer Sonn-<br />

und Feiertagen – also auch Samstage.<br />

D<strong>as</strong> wöchentliche Höchstmaß liegt damit<br />

bei 60 Stun<strong>de</strong>n. Diese Maximalwerte sind<br />

jedoch innerhalb von 24 Wochen so auszugleichen,<br />

d<strong>as</strong>s durchschnittlich acht<br />

Stun<strong>de</strong>n je Werktag nicht überschritten<br />

wer<strong>de</strong>n. Damit liegt die dauerhafte Obergrenze<br />

für die Wochenarbeitszeit bei 48<br />

Stun<strong>de</strong>n.<br />

Die Vorgaben <strong>de</strong>s ArbZG stecken <strong>de</strong>n<br />

Rahmen ab, innerhalb <strong>de</strong>ssen Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer <strong>de</strong>n zeitlichen<br />

Umfang <strong>de</strong>r Arbeitsleistung grundsätzlich<br />

privatautonom vereinbaren und<br />

auch einvernehmlich än<strong>de</strong>rn können.<br />

Diese Freiheit ist jedoch in <strong>de</strong>r Praxis<br />

vielfach, je nach tarifvertraglicher o<strong>de</strong>r<br />

betriebsverf<strong>as</strong>sungsrechtlicher Ausgangslage,<br />

stark beschränkt.<br />

Die Freiheitsvariante – wenn keine<br />

zwingen<strong>de</strong> Tarifbindung besteht<br />

Soweit keine Tarifbindung besteht,<br />

können Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

aufgrund ihrer Vertragsfreiheit die<br />

Wochenarbeitszeit grundsätzlich indi-<br />

viduell aushan<strong>de</strong>ln und vereinbaren.<br />

Die Grenze bil<strong>de</strong>n die oben genannten<br />

Vorgaben <strong>de</strong>s ArbZG. Ist eine Vereinbarung<br />

einmal getroffen, bedarf eine Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r regelmäßigen Arbeitszeit<br />

<strong>de</strong>r Zustimmung <strong>de</strong>s Vertragspartners,<br />

sie kann vom Arbeitgeber nicht einseitig<br />

im Wege seines Direktionsrechts<br />

verfügt wer<strong>de</strong>n. Den praktischen Regelfall<br />

wird hier eine Zusatzvereinbarung<br />

zum Arbeitsvertrag bil<strong>de</strong>n. Die<br />

Vereinbarung muss ausdrücklich – am<br />

besten schriftlich – getroffen wer<strong>de</strong>n.<br />

SERIE: ARBEITSZEIT<br />

Die 35-Stun<strong>de</strong>n-Woche war gestern. Heute versuchen Betriebe, die Wochenarbeitszeit zu verlängern.<br />

Die Annahme einer stillschweigen<strong>de</strong>n,<br />

dauerhaften Erhöhung <strong>de</strong>r vereinbarten<br />

regelmäßigen Arbeitszeit allein <strong>de</strong>shalb,<br />

weil ein Arbeitnehmer vom Arbeitgeber<br />

über längere Zeit unter <strong>de</strong>utlicher Überschreitung<br />

<strong>de</strong>r vertraglichen Arbeitszeit<br />

eingesetzt wur<strong>de</strong>, hat d<strong>as</strong> Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht<br />

(BAG) verneint.<br />

Auch wenn <strong>de</strong>r Arbeitgeber tarifgebun<strong>de</strong>n<br />

ist, besteht je<strong>de</strong>nfalls bei<br />

sogenannten außertarifl ichen (AT) Angestellten<br />

weitgehen<strong>de</strong> Freiheit bei <strong>de</strong>r<br />

Wochenarbeitszeit. Für diese ist – wie<br />

© PICTURE-ALLIANCE / DPA


<strong>de</strong>r Name schon sagt – <strong>de</strong>r grundsätzlich<br />

einschlägige Tarifvertrag nicht anwendbar.<br />

Wer AT-Angestellter ist, ergibt<br />

sich aus <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>s persönlichen<br />

Geltungsbereichs <strong>de</strong>s Tarifvertrags und<br />

<strong>de</strong>r arbeitsvertraglichen Vereinbarung.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis üblich sind hier tarifl iche<br />

Min<strong>de</strong>stabstandsgebote. AT-Angestellter<br />

ist dann beispielsweise, wessen Arbeitsentgelt<br />

min<strong>de</strong>stens 20 Prozent über <strong>de</strong>m<br />

höchsten Tarifgehalt liegt. Allerdings<br />

besteht bei AT-Angestellten häufi g kein<br />

akuter Bedarf einer Erhöhung <strong>de</strong>r Wochenarbeitszeit,<br />

da sich in ihren Arbeitsverträgen<br />

oft keine konkrete Festlegung<br />

<strong>de</strong>r Arbeitszeit fi n<strong>de</strong>t (sogenannte Vertrauensarbeitszeit).<br />

Betriebsübliche o<strong>de</strong>r<br />

tarifl iche Arbeitszeiten gelten nur, wenn<br />

dies ausdrücklich im Arbeitsvertrag vereinbart<br />

ist. Zu beachten sind aber auch<br />

hier die Höchstgrenzen <strong>de</strong>s ArbZG.<br />

Die Festlegung <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />

Wochenarbeitszeit ist nicht <strong>de</strong>r zwingen<strong>de</strong>n<br />

Mitbestimmung nach § 87 Abs.<br />

1 Betriebsverf<strong>as</strong>sungsgesetz (BetrVG)<br />

unterworfen, sie ist grundsätzlich <strong>de</strong>n<br />

Arbeitsvertragsparteien und <strong>de</strong>n Tarifpartnern<br />

vorbehalten. Davon zu unterschei<strong>de</strong>n<br />

sind jedoch zwei Teilbereiche,<br />

in <strong>de</strong>nen Mitbestimmungsrechte zu beachten<br />

sind: Dies gilt zum einen für die<br />

Verteilung <strong>de</strong>r Arbeitszeit auf die einzelnen<br />

Wochentage. Diese ist nach § 87 Abs.<br />

1 Nr. 2 BetrVG mitbestimmungspfl ichtig.<br />

Möchte <strong>de</strong>r Arbeitgeber – etwa wegen<br />

einer Auftragsspitze – die betriebsübliche<br />

Arbeitszeit für einzelne o<strong>de</strong>r alle<br />

● Ausgabe 12/2011:<br />

Längere Wochenarbeitszeit<br />

SERIE<br />

● Ausgabe 1/2012:<br />

Kreative Teilzeitmo<strong>de</strong>lle richtig<br />

gestalten<br />

● Ausgabe 2/2012:<br />

Arbeitszeit und Wertguthaben<br />

Arbeitnehmer lediglich vorübergehend<br />

verlängern, so ist auch diese Maßnahme<br />

nach § 87 Abs. 1 Nr. 3 BetrVG mitbestimmungspfl<br />

ichtig. Voraussetzung ist dafür<br />

freilich, d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r Arbeitsvertrag <strong>de</strong>n Arbeitgeber<br />

hierzu berechtigt.<br />

Zu beachten ist auch die Rechtsprechung<br />

<strong>de</strong>s BAG, nach <strong>de</strong>r eine Än<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r vertraglichen Arbeitszeit eine mitbestimmungspfl<br />

ichtige Einstellung im<br />

Sinne von § 99 BetrVG sein kann (BAG<br />

vom 25.1.2005, Az. 1 ABR 59/03). Besetzt<br />

danach <strong>de</strong>r Arbeitgeber einen zuvor<br />

ausgeschriebenen Arbeitsplatz nicht<br />

durch einen neu eingestellten Arbeitnehmer,<br />

son<strong>de</strong>rn erhöht statt<strong>de</strong>ssen die vertragliche<br />

Arbeitszeit schon beschäftigter<br />

Arbeitnehmer, so soll darin eine mitbestimmungspfl<br />

ichtige Einstellung liegen,<br />

wenn die Verlängerung <strong>de</strong>r Arbeitszeit<br />

länger als einen Monat andauert.<br />

Die Korsettvariante bei Tarifbindung<br />

Geringer sind die Spielräume tarifgebun<strong>de</strong>ner<br />

Unternehmen. Ist <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

Mitglied <strong>de</strong>s tarifschließen<strong>de</strong>n Verbands<br />

o<strong>de</strong>r hat er einen Haustarifvertrag geschlossen,<br />

so gilt die tarifl ich geregelte<br />

Wochenarbeitszeit für Arbeitnehmer,<br />

die <strong>de</strong>r tarifschließen<strong>de</strong>n Gewerkschaft<br />

angehören, grundsätzlich unmittelbar<br />

und zwingend. Etw<strong>as</strong> an<strong>de</strong>res gilt, wenn<br />

<strong>de</strong>r Tarifvertrag eine Öffnungsklausel<br />

vorsieht. Je nach <strong>de</strong>m, w<strong>as</strong> <strong>de</strong>r Tarifvertrag<br />

erlaubt, können dann abweichen<strong>de</strong><br />

Arbeitszeiten durch Individual- o<strong>de</strong>r<br />

Betriebsvereinbarung geregelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Viele Tarifwerke l<strong>as</strong>sen ausdrücklich eine<br />

Erhöhung von 35 auf 40 Stun<strong>de</strong>n zu,<br />

so auch eine Reihe von IG-Metall-Manteltarifverträgen.<br />

Enthält <strong>de</strong>r Tarifvertrag keine Öffnungsklausel,<br />

bleibt noch <strong>de</strong>r Weg über<br />

RECHT<br />

MEHRARBEIT<br />

d<strong>as</strong> Günstigkeitsprinzip, nach <strong>de</strong>m abweichen<strong>de</strong><br />

Vereinbarungen zulässig<br />

sind, soweit sie Än<strong>de</strong>rungen zugunsten<br />

<strong>de</strong>s Arbeitnehmers enthalten. Dabei<br />

ist hinsichtlich <strong>de</strong>r Verlängerung <strong>de</strong>r<br />

Arbeitszeit umstritten, ob eine solche<br />

Vereinbarung <strong>de</strong>m Günstigkeitsvergleich<br />

standhält. Betrachtet man die<br />

Arbeitszeit als isolierten Faktor, mag<br />

ihre Verlängerung zunächst für <strong>de</strong>n<br />

Arbeitnehmer ungünstig erscheinen.<br />

Zu beachten ist die Rechtsprechung, nach <strong>de</strong>r eine<br />

Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Arbeitszeit als mitbestimmungspfl<br />

ichtige Einstellung angesehen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Geht mit <strong>de</strong>r Verlängerung jedoch eine<br />

erhöhte Vergütung einher, kann dies<br />

durchaus auch als günstiger anzusehen<br />

sein. Die Rechtsprechung löst dieses<br />

Spannungsverhältnis durch eine individuelle<br />

Betrachtung <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>s konkret<br />

betroffenen Arbeitnehmers.Je<strong>de</strong>nfalls<br />

dann, wenn <strong>de</strong>r Arbeitnehmer länger<br />

arbeiten und entsprechend mehr verdienen<br />

möchte, räumt sie dieser freiwilligen<br />

Arbeitnehmerentscheidung <strong>de</strong>n Vorrang<br />

ein und wertet die Vereinbarung einer<br />

angemessen vergüteten längeren Arbeitszeit<br />

als günstiger.<br />

Die Fluchtvariante<br />

Angesichts <strong>de</strong>r tarifl ichen Restriktionen<br />

liebäugelt mancher Arbeitgeber mit<br />

<strong>de</strong>m Austritt aus <strong>de</strong>m Verband o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Wechsel in eine Mitgliedschaft ohne Tarifbindung,<br />

um auf die Freiheitsvariante<br />

zurückgreifen zu können. Dabei stellt<br />

sich die Frage, wie lange nach <strong>de</strong>m Austritt<br />

<strong>de</strong>r Tarifzwang fortbesteht.<br />

Zwar fällt mit <strong>de</strong>m Austritt die Tarifgebun<strong>de</strong>nheit<br />

weg, jedoch gilt <strong>de</strong>r<br />

Tarifvertrag nach § 3 Abs. 3 TVG weiter<br />

unmittelbar und zwingend bis zu<br />

seiner Beendigung (Nachbindung). Ist<br />

<strong>de</strong>r Tarifvertrag ausgelaufen, kann <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgeber mit neu eingestellten Arbeitnehmern<br />

längere als die tarifl ichen<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

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74<br />

RECHT<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thom<strong>as</strong>.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

MEHRARBEIT SERIE: ARBEITSZEIT<br />

Wochenarbeitszeiten vereinbaren. Auch<br />

in bestehen<strong>de</strong>n Arbeitsverhältnissen<br />

können dann abweichen<strong>de</strong> Vereinbarungen<br />

getroffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Kollektive Gestaltung durch ein<br />

Bündnis mit <strong>de</strong>m Betriebsrat<br />

Verlockend mag die Möglichkeit erscheinen,<br />

die Wochenarbeitszeit mit<br />

<strong>de</strong>m Betriebsrat in einer freiwilligen<br />

Betriebsvereinbarung zu erhöhen. Allerdings<br />

stößt die umf<strong>as</strong>sen<strong>de</strong> Regelungsmacht<br />

<strong>de</strong>r Betriebspartner in puncto<br />

Arbeitszeit an die Grenze <strong>de</strong>s § 77 Abs.<br />

3 BetrVG. Dieser Tarifvorbehalt verbietet<br />

Betriebsvereinbarungen über Arbeitsbedingungen,<br />

wenn diese durch Tarifvertrag<br />

geregelt sind o<strong>de</strong>r üblicherweise<br />

geregelt wer<strong>de</strong>n. Dies ist in Bezug auf die<br />

Wochenarbeitszeit <strong>de</strong>r Fall – sie gehört<br />

zum Kernbereich <strong>de</strong>r typischerweise in<br />

Tarifverträgen geregelten Gegenstän<strong>de</strong>.<br />

Etw<strong>as</strong> an<strong>de</strong>res gilt nur, wenn ein Tarifvertrag<br />

<strong>de</strong>n Abschluss ergänzen<strong>de</strong>r<br />

Betriebsvereinbarungen ausdrücklich<br />

zulässt. Betriebsvereinbarungen, die<br />

gegen <strong>de</strong>n Tarifvorbehalt verstoßen,<br />

sind unwirksam. Ferner stehen einer<br />

Betriebsvereinbarung auch individualvertragliche<br />

Vereinbarungen entgegen.<br />

Sofern also <strong>de</strong>r Arbeitsvertrag eine Re-<br />

gelung über die Arbeitszeit enthält (zum<br />

Beispiel 35-Stun<strong>de</strong>n-Woche), gilt wie<strong>de</strong>r<br />

d<strong>as</strong> Günstigkeitsprinzip. D<strong>as</strong> heißt,<br />

Arbeitgeber und Betriebsrat können gegen<br />

<strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>r Arbeitnehmer <strong>de</strong>ren<br />

Arbeitszeit nicht erhöhen.<br />

Grenzen <strong>de</strong>r Einvernehmlichkeit –<br />

Wo kein Kläger, da kein Richter?<br />

Die Möglichkeiten von Unternehmen, die<br />

Wochenarbeitszeit ihrer Beschäftigten zu<br />

verlängern, sind also durch Tarifverträge<br />

Tarifregelung und Betriebsnorm<br />

stark beschränkt. Vor diesem Hintergrund<br />

könnte mancher Arbeitgeber geneigt<br />

sein, im Falle <strong>de</strong>s Einvernehmens<br />

mit Arbeitnehmern und Betriebsrat<br />

nach <strong>de</strong>m Motto „Wo kein Kläger, da<br />

kein Richter“ zu verfahren. Dabei dürfte<br />

Bei <strong>de</strong>r einvernehmlichen Erhöhung <strong>de</strong>r Arbeitszeit<br />

geht vom Arbeitnehmer selbst nicht die größte<br />

Gefahr einer gerichtlichen Überprüfung aus.<br />

bei <strong>de</strong>r einvernehmlichen individualvertraglichen<br />

Erhöhung <strong>de</strong>r Wochenarbeitszeit<br />

vom Arbeitnehmer selbst nicht die<br />

größte Gefahr einer gerichtlichen Überprüfung<br />

ausgehen. Möglich ist hingegen,<br />

d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r Betriebsrat sich im Rahmen<br />

seiner Aufgabe nach § 80 Abs. 1 Nr. 1<br />

BetrVG, die Durchführung <strong>de</strong>r Tarifverträge<br />

zu überwachen, gegen eine solche<br />

Vereinbarung wen<strong>de</strong>t. Um eine solche<br />

vom Tarifvertrag abweichen<strong>de</strong> Arbeitszeitverlängerung<br />

möglichst gerichtsfest<br />

TARIFBINDUNG<br />

„Kann ich trotz Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband mit nicht organisierten Arbeitnehmern<br />

vom Tarifvertrag abweichen<strong>de</strong> Individualvereinbarungen über eine erhöhte<br />

Arbeitszeit treffen?“ Diese Frage hat uns <strong>de</strong>r Personalleiter eines Metallbetriebs zugesandt.<br />

Die Autoren dieses Beitrags haben dazu wie folgt Stellung genommen.<br />

„Grundsätzlich ja, <strong>de</strong>nn Tarifvertragsnormen zur Arbeitszeit sind sogenannte Inhaltsnormen,<br />

zu <strong>de</strong>ren unmittelbarer und zwingen<strong>de</strong>r Geltung die bei<strong>de</strong>rseitige Tarifbindung<br />

erfor<strong>de</strong>rlich ist. Ausnahmsweise wer<strong>de</strong>n sie jedoch von <strong>de</strong>r Rechtsprechung als<br />

sogenannte Betriebsnormen eingeordnet, mit <strong>de</strong>r Folge, d<strong>as</strong>s sie bei Tarifbindung <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers einheitlich für alle Arbeitnehmer <strong>de</strong>s Betriebs – also auch für Außenseiter<br />

– gelten: Regelt ein Tarifvertrag, d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Arbeitsverhältnisse mit vom<br />

Tarifvertrag (zum Beispiel 35-Stun<strong>de</strong>n-Woche) abweichen<strong>de</strong>n Arbeitszeitvereinbarungen<br />

(zum Beispiel 40-Stun<strong>de</strong>n-Woche) eine bestimmte Quote (zum Beispiel 18 Prozent) nicht<br />

überschreiten darf, so ist dies eine solche Betriebsnorm, da sie die Zusammensetzung <strong>de</strong>r<br />

Belegschaft regelt. Nur dann begrenzt <strong>de</strong>r Tarifvertrag die Freiheit <strong>de</strong>s Arbeitgebers, mit<br />

nicht organisierten Arbeitnehmern abweichen<strong>de</strong> Individualvereinbarungen zu treffen.<br />

auszugestalten, empfi ehlt sich eine angemessene<br />

Erhöhung <strong>de</strong>r Vergütung.<br />

Dabei ist auch zu beachten, ob <strong>de</strong>r Tarifvertrag<br />

die Vergütung von Mehrarbeit<br />

o<strong>de</strong>r Überstun<strong>de</strong>nzuschläge anordnet.<br />

Hinter diesen Vorgaben sollte die Individualvereinbarung<br />

nicht zurückbleiben,<br />

um einem Günstigkeitsvergleich stand -<br />

zuhalten. Unterschreitet eine individuelle<br />

Vereinbarung die tarifl ichen Standards,<br />

droht außer<strong>de</strong>m die Gefahr einer nachträglichen<br />

Einfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r tarifl ichen<br />

Mehrarbeitsvergütung (gegebenfalls mit<br />

Zuschlägen) durch <strong>de</strong>n Arbeitnehmer.<br />

Dabei ist zu be<strong>de</strong>nken, d<strong>as</strong>s tarifl iche<br />

Ansprüche von arbeitsvertraglichen Ausschlussfristen<br />

nicht erf<strong>as</strong>st wer<strong>de</strong>n. Hier<br />

sollte überprüft wer<strong>de</strong>n, ob <strong>de</strong>r Tarifvertrag<br />

Ausschlussfristen enthält.<br />

Wenn die Betriebspartner mit einer<br />

gegen § 77 Abs. 3 BetrVG verstoßen<strong>de</strong>n<br />

Betriebsvereinbarung zur Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

Arbeitszeit ihre Regelungskompetenz<br />

überschreiten, steht <strong>de</strong>r Gewerkschaft<br />

ein Unterl<strong>as</strong>sungsanspruch gegen <strong>de</strong>n<br />

Arbeitgeber zu. Eine im Betrieb in er-


MEHRARBEIT<br />

heblichem Umfang vertretene Gewerkschaft<br />

kann vom Arbeitgeber verlangen,<br />

die Anwendung einer solchen Regelung<br />

zu unterl<strong>as</strong>sen. Denkbar ist auch eine<br />

Einwirkungsklage <strong>de</strong>r Gewerkschaft<br />

gegen <strong>de</strong>n Arbeitgeberverband mit <strong>de</strong>m<br />

Ziel, dieser möge auf <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n<br />

Arbeitgeber einwirken, die Betriebsvereinbarung<br />

nicht anzuwen<strong>de</strong>n.<br />

Zusammenf<strong>as</strong>sung<br />

Grundsätzlich beträgt die dauerhafte<br />

Obergrenze für die Wochenarbeitszeit<br />

48 Stun<strong>de</strong>n. Sind Arbeitnehmer und<br />

Arbeitgeber tarifgebun<strong>de</strong>n, gilt die tarifl<br />

iche Arbeitszeit. Von dieser kann<br />

abgewichen wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Tarifvertrag<br />

eine Öffnungsklausel enthält o<strong>de</strong>r<br />

die Erhöhung <strong>de</strong>r Arbeitszeit für <strong>de</strong>n<br />

Arbeitnehmer günstiger ist. Dies ist <strong>de</strong>r<br />

Fall, wenn die Verlängerung auf Wunsch<br />

<strong>de</strong>s Arbeitnehmers erfolgt und mit einer<br />

Vergütungserhöhung verbun<strong>de</strong>n ist, die<br />

nicht hinter <strong>de</strong>n tarifl ichen Standards<br />

zurückbleibt. An<strong>de</strong>rnfalls drohen Nachfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Arbeitnehmers, <strong>de</strong>nen<br />

arbeitsvertragliche Ausschlussfristen<br />

nicht entgegengehalten wer<strong>de</strong>n können.<br />

Eine „Flucht“ aus <strong>de</strong>m Tarifvertrag durch<br />

Austritt aus <strong>de</strong>m Arbeitgeberverband ist<br />

zwar möglich. Abweichen<strong>de</strong> Individualvereinbarungen<br />

können jedoch nicht<br />

vor Ablauf <strong>de</strong>s Tarifvertrags getroffen<br />

wer<strong>de</strong>n. Zuletzt sollte immer auch in<br />

Erwägung gezogen wer<strong>de</strong>n, die Arbeitszeit<br />

von Teilzeitmitarbeitern zu erhöhen.<br />

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie<br />

wollen die Hälfte aller in Teilzeit beschäftigten<br />

Frauen mehr arbeiten.<br />

Dr. Kilian Friemel<br />

ist Fachanwalt für<br />

Arbeitsrecht bei Taylor<br />

Wessing in München.<br />

Daniel Hautumm<br />

ist Rechtsanwalt bei<br />

Taylor Wessing in<br />

München.<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

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ARBEITNEHMERÜBERLASSUNG<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thom<strong>as</strong>.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Leiharbeit: Der Stichtag naht<br />

GESETZESÄNDERUNG Wer Leiharbeitnehmer einsetzt, muss ab Dezember über<br />

freie Stellen informieren und Gemeinschaftseinrichtungen zugänglich machen.<br />

Von André Zimmermann<br />

Direkte arbeitsrechtliche Verbindungen<br />

haben Leiharbeitnehmer<br />

zwar nach wie vor<br />

nicht zum <strong>de</strong>m entleihen<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen. Zu beachten sind aber<br />

zwei neue Pfl ichten, welche ab 1. Dezember<br />

einen durchsetzbaren Rechtsanspruch<br />

<strong>de</strong>r Leiharbeitnehmer gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Einsatzunternehmen begrün<strong>de</strong>n.<br />

Information über freie Arbeitsplätze<br />

Die europäische Leiharbeitsrichtlinie<br />

sieht vor, d<strong>as</strong>s Leiharbeitnehmer über<br />

die offenen Stellen im Einsatzunternehmen<br />

unterrichtet wer<strong>de</strong>n. Sie sollen<br />

die gleichen Chancen auf einen (unbefristeten)<br />

Arbeitsplatz haben wie die<br />

übrigen Arbeitnehmer <strong>de</strong>s Einsatzunternehmens.<br />

Danach hat d<strong>as</strong> Einsatzunternehmen<br />

die Leiharbeitnehmer über<br />

Arbeitsplätze, die besetzt wer<strong>de</strong>n sollen,<br />

zu informieren. Der zu besetzen<strong>de</strong> Arbeitsplatz<br />

kann neu geschaffen wer<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r neu zu besetzen sein. Die Informationspfl<br />

icht entsteht, wenn d<strong>as</strong> Unternehmen<br />

entschie<strong>de</strong>n hat, einen Arbeitsplatz<br />

neu zu schaffen o<strong>de</strong>r einen frei gewor-<br />

<strong>Download</strong><br />

Den gesamten Text <strong>de</strong>s neuen<br />

Arbeitgeberüberl<strong>as</strong>sungsgesetzes<br />

können Sie sich herunterla<strong>de</strong>n<br />

unter<br />

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<strong>de</strong>nen Arbeitsplatz neu zu besetzen. Ist<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsplatz bereits besetzt wor<strong>de</strong>n,<br />

besteht keine Informationspfl icht mehr.<br />

Erf<strong>as</strong>st wer<strong>de</strong>n alle zu besetzen<strong>de</strong>n<br />

Arbeitsplätze <strong>de</strong>s Einsatzunternehmens.<br />

Die Informationspfl icht ist also nicht etwa<br />

begrenzt auf <strong>de</strong>n konkreten Einsatzbetrieb.<br />

Es spielt nach <strong>de</strong>r neuen Vorschrift<br />

auch keine Rolle, ob Leiharbeitnehmer<br />

für die Stelle überhaupt geeignet sind:<br />

Möglicherweise wer<strong>de</strong>n die Arbeitsgerichte<br />

aber bei offensichtlich fehlen<strong>de</strong>r<br />

Eignung eine Informationspfl icht verneinen.<br />

Die neue Vorschrift verpfl ichtet die<br />

Einsatzunternehmen nicht, Leiharbeitnehmer<br />

bei <strong>de</strong>r Stellenbesetzung gegenüber<br />

externen Bewerbern vorrangig<br />

zu berücksichtigen. Der Entleiher ist<br />

auch nicht gehin<strong>de</strong>rt, die Arbeitsplätze<br />

gleichzeitig extern auszuschreiben. Nur<br />

besetzen darf er die Stelle nicht, solange<br />

nicht die Informationspfl icht erfüllt ist<br />

– und die Leiharbeitnehmer eine reelle<br />

Chance hatten, sich zu bewerben. Eine<br />

Information wenige Tage vor Ablauf <strong>de</strong>r<br />

Bewerbungsfrist reicht also nicht.<br />

Aus <strong>de</strong>r Information muss hervorgehen,<br />

um welchen Arbeitsplatz es sich<br />

han<strong>de</strong>lt und welche Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Bewerber erfüllen muss. Sie kann durch<br />

allgemeine Bekanntmachung an einer<br />

geeigneten Stelle im Unternehmen erfolgen.<br />

Die Gesetzesbegründung nennt<br />

als Form <strong>de</strong>r allgemeinen Bekanntgabe<br />

<strong>de</strong>n Aushang am schwarzen Brett. Ausreichend<br />

ist auch die Bekanntgabe im<br />

Intranet, in Mitarbeiterzeitungen und in<br />

an<strong>de</strong>ren internen Informationsmitteln,<br />

wenn die Leiharbeitnehmer hierauf Zugriff<br />

haben. Bei Verletzung <strong>de</strong>r Informati-<br />

HINWEIS<br />

Der neue § 13 b AÜG<br />

„Der Entleiher hat <strong>de</strong>m Leiharbeitnehmer<br />

Zugang zu <strong>de</strong>n<br />

Gemeinschaftseinrichtungen<br />

o<strong>de</strong>r -diensten im Unternehmen<br />

unter <strong>de</strong>n gleichen Bedingungen<br />

zu gewähren wie vergleichbaren<br />

Arbeitnehmern in <strong>de</strong>m Betrieb,<br />

in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Leiharbeitnehmer<br />

seine Arbeitsleistung erbringt, es<br />

sei <strong>de</strong>nn, eine unterschiedliche<br />

Behandlung ist aus sachlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n gerechtfertigt. Gemeinschaftseinrichtungen<br />

im Sinne<br />

<strong>de</strong>s Satz 1 sind insbeson<strong>de</strong>re<br />

Kin<strong>de</strong>rbetreuungseinrichtungen,<br />

Gemeinschaftsverpfl egung und<br />

Beför<strong>de</strong>rungsmittel.“<br />

onspfl icht liegt eine Ordnungswidrigkeit<br />

vor, die mit einer Geldbuße von bis zu<br />

2.500 Euro geahn<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis wird sich vor allem die<br />

Frage stellen, ob <strong>de</strong>r Betriebsrat im<br />

Einsatzunternehmen die Zustimmung<br />

zu einer Einstellung verweigern darf,<br />

zum Beispiel zur Besetzung mit einem<br />

externen Bewerber, bevor die Informationspfl<br />

icht erfüllt ist. Ein solches<br />

Zustimmungsverweigerungsrecht <strong>de</strong>s<br />

Betriebsrats hat d<strong>as</strong> BAG bejaht für <strong>de</strong>n<br />

Fall, d<strong>as</strong>s die Prüf - und Konsultationspfl<br />

ichten bei <strong>de</strong>r Besetzung von Stellen<br />

mit Schwerbehin<strong>de</strong>rten nicht erfüllt<br />

waren. Auch wenn unklar ist, ob diese


RECHT<br />

ARBEITNEHMERÜBERLASSUNG<br />

Kantinenmahlzeit zu günstigen Mitarbeiterkonditionen: Im Betrieb tätige Leiharbeitnehmer haben in Zukunft darauf einen einklagbaren Rechtsanspruch.<br />

Grundsätze übertragen wer<strong>de</strong>n können,<br />

wer<strong>de</strong>n Betriebsräte in <strong>de</strong>n Einsatzunternehmen<br />

wohl versuchen, über eine<br />

Zustimmungsverweigerung bei <strong>de</strong>r Einstellung<br />

die Einhaltung <strong>de</strong>r Informationspfl<br />

icht durchzusetzen.<br />

Zugang zu Gemeinschaftseinrichtungen<br />

Nach <strong>de</strong>r neuen Regelung im AÜG hat d<strong>as</strong><br />

Einsatzunternehmen <strong>de</strong>m Leiharbeitnehmer<br />

Zugang zu Gemeinschaftseinrichtungen<br />

und -diensten unter <strong>de</strong>n<br />

gleichen Bedingungen zu gewähren wie<br />

vergleichbaren eigenen Arbeitnehmern<br />

im Einsatzbetrieb – es sei <strong>de</strong>nn, eine unterschiedliche<br />

Behandlung ist aus sachlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n gerechtfertigt.<br />

Die neue Regelung, die <strong>de</strong>m Leiharbeitnehmer<br />

einen einklagbaren Anspruch<br />

gegen d<strong>as</strong> Einsatzunternehmen gibt, ist<br />

eine beson<strong>de</strong>re Ausprägung <strong>de</strong>s Gleichbehandlungsgrundsatzes<br />

<strong>de</strong>s AÜG. Sie<br />

ist aber – an<strong>de</strong>rs als <strong>de</strong>r allgemeine<br />

Equal-Treatment-Grundsatz – zwingend.<br />

D<strong>as</strong> Zugangsrecht kann nicht durch Tarifvertrag<br />

ausgeschlossen o<strong>de</strong>r beschränkt<br />

wer<strong>de</strong>n. D<strong>as</strong>selbe gilt für entgegenstehen<strong>de</strong><br />

Vereinbarungen im Arbeitsver-<br />

trag o<strong>de</strong>r in Betriebsvereinbarungen im<br />

Verleih- o<strong>de</strong>r Einsatzunternehmen.<br />

We<strong>de</strong>r Richtlinie noch Gesetz sagen,<br />

w<strong>as</strong> Gemeinschaftseinrichtungen<br />

und -dienste sind. Beispielhaft wer<strong>de</strong>n<br />

aufgezählt: Kin<strong>de</strong>rbetreuungseinrichtungen,<br />

Gemeinschaftsverpfl egung und<br />

Beför<strong>de</strong>rungsmittel. In Anlehnung an<br />

diese Beispiele fallen hierunter auf Dauer<br />

angelegte Einrichtungen und Dienste<br />

mit einer bestimmten Sachmittelausstattung,<br />

die vom Einsatzunternehmen<br />

errichtet und betrieben und einer Gemeinschaft<br />

von Arbeitnehmern zur Verfügung<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Es wird sich die Frage stellen, ob <strong>de</strong>r Betriebsrat<br />

die Zustimmung zu einer Einstellung verweigern<br />

darf, bevor die Informationspfl icht erfüllt ist.<br />

Nicht erf<strong>as</strong>st sind daher Geldleistungen<br />

aller Art wie Zuschüsse (zum<br />

Beispiel Fahrtkostenzuschüsse, Mietkostenzuschüsse)<br />

o<strong>de</strong>r Gutscheine (zum<br />

Beispiel Essensgutscheine). Beson<strong>de</strong>rs<br />

be<strong>de</strong>utsam ist, d<strong>as</strong>s eine betriebliche<br />

Altersversorgung hierzu ebenfalls nicht<br />

zählt, auch wenn sie nicht auf einer Individualzusage<br />

beruht. Erf<strong>as</strong>st wer<strong>de</strong>n in<strong>de</strong>s<br />

beispielsweise Werkmietwohnungen,<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

© ROMAN SIGAEV / SHUTTERSTOCK.COM<br />

77


78 ARBEITNEHMERÜBERLASSUNG<br />

Schulungseinrichtungen, Sportanlagen<br />

und Parkplätze im Einsatzunternehmen,<br />

nicht aber – mangels Dauerhaftigkeit –<br />

Verananstaltungen wie Betriebsausfl üge<br />

und Betriebsfeiern. Die Gewährung<br />

<strong>de</strong>s Zugangs zu <strong>de</strong>n Einrichtungen und<br />

Diensten stellt einen geldwerten Vorteil<br />

dar im Sinne <strong>de</strong>s Steuer- und Sozialversicherungsrechts<br />

(vergleiche die Ausführungen<br />

auf dieser Seite).<br />

Ausnahme: Sachlicher Grund zur unterschiedlichen<br />

Behandlung<br />

Dem Leiharbeitnehmer ist Zugang zu<br />

<strong>de</strong>n Gemeinschaftseinrichtungen und<br />

-diens ten unter <strong>de</strong>n gleichen Bedingungen<br />

zu gewähren wie vergleichbaren<br />

Arbeitnehmern im jeweiligen Einsatzbetrieb,<br />

falls und soweit nicht eine unterschiedliche<br />

Behandlung aus sachlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n gerechtfertigt ist. Nach <strong>de</strong>r<br />

Gesetzesbegründung kann ein an <strong>de</strong>r<br />

individuellen Einsatzdauer gemessen<br />

unverhältnismäßig hoher Organisations-<br />

o<strong>de</strong>r Verwaltungsaufwand bei <strong>de</strong>r<br />

Gewährung <strong>de</strong>s Zugangs ein sachlicher<br />

Grund sein.<br />

Beispiel (nach Hamann NZA 2011, 70,<br />

77): Eine Benutzungsregelung für einen<br />

Betriebskin<strong>de</strong>rgarten schließt Arbeitnehmer<br />

aus, die voraussichtlich nicht<br />

länger als ein Jahr im Betrieb tätig sein<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Anspruch ist durchsetzbar und<br />

bußgeldbewehrt<br />

Gewährt <strong>de</strong>r Entleiher <strong>de</strong>n Zugang nicht,<br />

kann <strong>de</strong>r Leiharbeitnehmer auf Zugang<br />

klagen und Scha<strong>de</strong>nsersatz verlangen,<br />

wenn ihm <strong>de</strong>r Zugang ohne sachlichen<br />

Grund verwehrt wird. Ein Verstoß gegen<br />

die Zugangsverpfl ichtung kann als Ordnungswidrigkeit<br />

mit Bußgeld von bis zu<br />

2.500 Euro geahn<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Dr. André Zimmermann<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht,<br />

Allen & Overy LLP,<br />

Frankfurt<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thom<strong>as</strong>.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Leistungen an Betriebsfrem<strong>de</strong><br />

ENTGELTABRECHNUNG<br />

Die neue Pfl icht zur Teilhabe an Gemeinschaftseinrichtungen muss <strong>de</strong>r Praktiker<br />

auch bei <strong>de</strong>r Entgeltabrechnung berücksichtigen. Wir haben dazu einen<br />

Entgeltspezialisten befragt.<br />

Mir <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Arbeitnehmerüberl<strong>as</strong>sungsgesetzes<br />

holen sich die Zeitarbeitsfi rmen eine neue<br />

Lohnart ins Haus: die Lohnzahlung Dritter. Dem<br />

Lohnsteuerabzug – und damit auch <strong>de</strong>r Sozialversicherungspfl<br />

icht – unterliegt auch <strong>de</strong>r Arbeitslohn, <strong>de</strong>r von<br />

einem Dritten, also <strong>de</strong>m Entleihunternehmen, <strong>de</strong>m<br />

Arbeitnehmer zugewen<strong>de</strong>t wird. Der § 38 Abs. 1 Satz<br />

3 EStG verpfl ichtet <strong>de</strong>n eigentlichen Arbeitgeber, also<br />

die Zeitarbeitsfi rma, dazu, die Lohnsteuer auf Drittlöhne<br />

einzubehalten, wenn „<strong>de</strong>r Arbeitgeber weiß o<strong>de</strong>r<br />

erkennen kann“, d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>rartige geldwerte Vorteile<br />

vom Entleihunternehmen erbracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Da <strong>de</strong>r Zugang zu Gemeinschaftseinrichtungen für<br />

Leiharbeitnehmer ab 1. Dezember 2011 gesetzlich<br />

geregelt ist, müssen die Zeitarbeitsunternehmen<br />

klären, ob durch die Nutzung geldwerte Vorteile bei<br />

Andre<strong>as</strong> Sprenger,<br />

Steuerberater und Seminarreferent<br />

für Fragen <strong>de</strong>r<br />

Entgeltabrechnung<br />

ihren Mitarbeitern entstehen. Häufi gster Punkt wird vermutlich die Nutzung von Kantinen<br />

sein. Hier entsteht ein geldwerter Vorteil, wenn <strong>de</strong>r Zeitarbeitnehmer weniger als die aktuellen<br />

Sachbezugswerte für d<strong>as</strong> Essen bezahlen muss. Für 2011 sind d<strong>as</strong> 2,83 Euro für ein<br />

Mittag- o<strong>de</strong>r Aben<strong>de</strong>ssen beziehungsweise 1,53 Euro für ein Frühstück. Die Praxis zeigt,<br />

d<strong>as</strong>s in <strong>de</strong>n meisten Kantinen diese Min<strong>de</strong>stbeträge erhoben wer<strong>de</strong>n – gera<strong>de</strong> um die<br />

geldwerten Vorteile zu vermei<strong>de</strong>n. Auch die Teilnahme an Schulungsveranstaltungen führt<br />

zu keinem geldwerten Vorteil, wenn sich damit die Einsatzbereitschaft <strong>de</strong>s Zeitarbeitnehmers<br />

im Einsatzunternehmen erhöht (vergleiche 19.7. LStR 2011). Die Überl<strong>as</strong>sung von<br />

Parkplätzen auf <strong>de</strong>m Betriebsgelän<strong>de</strong> bleibt – auch bei Nutzung durch Zeitarbeitnehmer<br />

– steuerfrei, solange die Parkplätze nicht namentlich zugeordnet sind. Dies gilt auch dann,<br />

wenn <strong>de</strong>r Arbeitgeber die Betriebsparkplätze angemietet hat.<br />

Im Übrigen gilt die Faustformel: Alle Zuwendungen, die d<strong>as</strong> Entleihunternehmen als<br />

geldwerte Vorteile bei <strong>de</strong>r „Stammbelegschaft“ erf<strong>as</strong>st, müssen zukünftig auch die<br />

Verleihunternehmen als geldwerte Vorteile erf<strong>as</strong>sen. Steuerbefreiungen – wie zum<br />

Beispiel für die Betreuung nicht schulpfl ichtiger Kin<strong>de</strong>r – gelten für die Zeitarbeitnehmer<br />

im gleichen Maße. D<strong>as</strong> wird in <strong>de</strong>r Fachliteratur zwar gelegentlich bezweifelt, aber es ist<br />

davon auszugehen, d<strong>as</strong>s die Finanzämter diese Leistungen als „arbeitgeberveranl<strong>as</strong>st“<br />

akzeptieren. Es wäre sinnvoll, wenn die Entleihunternehmen die Zeitarbeitsunternehmen<br />

darüber informieren, welche geldwerten Vorteile in welcher Höhe <strong>de</strong>n Zeitarbeitnehmern<br />

aufgrund <strong>de</strong>r neuen Rechtslage zugewandt wer<strong>de</strong>n.<br />

Von Andre<strong>as</strong> Sprenger.


Du sollst nicht falsch<br />

Zeugnis geben<br />

KOLUMNE. Wer diese christliche Vorgabe bei <strong>de</strong>r<br />

Erstellung eines Arbeitszeugnisses einhalten will,<br />

<strong>de</strong>m machen es die Arbeitsgerichte nicht leicht.<br />

Liebe Personalexperten, nicht so lang wie<br />

dieses Bibelgebot – aber immerhin schon mehr<br />

als hun<strong>de</strong>rt Jahre – gibt es die gesetzliche<br />

Pfl icht für Arbeitgeber, ein wahrheitsgemäßes<br />

Arbeitszeugnis auszustellen. Allerdings haben die<br />

Arbeitsgerichte <strong>de</strong>n Pfad <strong>de</strong>r christlichen Vorgabe<br />

verl<strong>as</strong>sen und neben <strong>de</strong>r Wahrheitspfl icht eine<br />

ranggleiche weitere Verpfl ichtung eingeführt.<br />

Zeugnisse sollen <strong>de</strong>mnach einerseits wahr, an<strong>de</strong>rerseits<br />

aber stets „wohlwollend“ ausfallen.<br />

D<strong>as</strong>s diese gleichberechtigten Vorgaben bei <strong>de</strong>r<br />

Ausstellung von Arbeitszeugnissen zu schier<br />

unaufl ösbaren Formulierungskonfl ikten führen<br />

können, liegt auf <strong>de</strong>r Hand. Letztlich hat dies<br />

erst dazu geführt, d<strong>as</strong>s die Gerichte sich mit <strong>de</strong>r<br />

sogenannten Geheimsprache bef<strong>as</strong>sen müssen,<br />

bei <strong>de</strong>r offensichtlich versucht wird, die Wahrheit<br />

hinter <strong>de</strong>m Wohlwollen zu verstecken.<br />

Auch heute ist immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r zweifelhafte<br />

Rat zu vernehmen, Zeugnisse nach angeblichen<br />

Geheimco<strong>de</strong>s auszuwerten – o<strong>de</strong>r gar von<br />

selbst ernannten Zeugnisexperten auswerten<br />

zu l<strong>as</strong>sen. Denken Sie aber daran: Der<br />

Erkenntniswert <strong>de</strong>rartiger Analysen ist schon<br />

<strong>de</strong>swegen zweifelhaft, weil Sie damit rechnen<br />

müssen, d<strong>as</strong>s viele Arbeitgeber gera<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r<br />

Unsicherheit heraus, hier Fehler zu machen,<br />

auf Musterformulierungen und betriebsinterne<br />

Vorlagen zurückgreifen. So manche Formulierung,<br />

die ein Zeugnisanalyst als problematisch<br />

bezeichnen wird, ist daher möglicherweise ohne<br />

große Refl exion einem solchen Vorlagenfundus<br />

entnommen wor<strong>de</strong>n.<br />

Oftmals sind Arbeitszeugnisse auch schlicht<br />

und einfach Teil eines Kompromisses, <strong>de</strong>r einen<br />

arbeitsgerichtlichen Rechtsstreit been<strong>de</strong>te.<br />

Dies gilt selbst dann, wenn in <strong>de</strong>r Sache um<br />

schwerwiegen<strong>de</strong> arbeitsvertragliche Defi zite<br />

gestritten wur<strong>de</strong>. So gut wie immer, so zeigt<br />

meine Erfahrung vor Arbeitsgerichten, erscheint<br />

Bei <strong>de</strong>r<br />

Entgeltabrechnung<br />

setze ich auf ADP.<br />

HR.Payroll.Benefits.<br />

www.<strong>de</strong>.adp.com<br />

www.<strong>de</strong>.adp.com<br />

RECHT<br />

ARBEITSZEUGNIS<br />

Bei <strong>de</strong>r<br />

Tätigkeitsbeschreibung<br />

genau hinsehen<br />

in gerichtlichen Vergleichen vor <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Erledigungsklausel noch ein Hinweis auf ein<br />

noch auszustellen<strong>de</strong>s Zeugnis. Etwa wie folgt:<br />

„Der Beklagte verpfl ichtet sich, <strong>de</strong>m Kläger ein<br />

wohlwollen<strong>de</strong>s Zeugnis mit <strong>de</strong>r Note sehr gut,<br />

sowie einer Grußformel auszustellen.“ Bisweilen<br />

greift sogar <strong>de</strong>r Arbeitsrichter selbst zur Fe<strong>de</strong>r<br />

und krönt <strong>de</strong>n Vergleich noch mit einem wohlwollen<strong>de</strong>n<br />

zusätzlichen Formulierungsvorschlag.<br />

W<strong>as</strong> bleibt ist die Erkenntnis: Arbeitszeugnisse<br />

können treffend und wahrheitsgemäß, aber<br />

auch grottenfalsch sein. Auch Nachfragen beim<br />

vorherigen Arbeitgeber klären hier häufi g nichts<br />

auf, <strong>de</strong>nn wer wird schon freimütig preisgeben,<br />

d<strong>as</strong>s er es mit <strong>de</strong>r Pfl icht zur wohlwollen<strong>de</strong>n<br />

Beurteilung etw<strong>as</strong> übertrieben hat.<br />

Dies gilt jedoch nicht für die reine Tätigkeitsbeschreibung.<br />

Hier gibt es <strong>de</strong>n Grundsatz <strong>de</strong>r<br />

wohlwollen<strong>de</strong>n Bewertung nicht. Wenn Sie<br />

an beson<strong>de</strong>ren Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

interessiert sind und Ihnen die Fülle <strong>de</strong>r bescheinigten<br />

Tätigkeiten im Arbeitszeugnis nicht<br />

ganz geheuer vorkommt, sollten Sie zunächst<br />

<strong>de</strong>m Bewerber auf <strong>de</strong>n Zahn fühlen und sich bei<br />

Zweifeln auch nicht scheuen, beim bisherigen<br />

Arbeitgeber anzufragen.<br />

Alles Gute und bis zur nächsten Ausgabe.<br />

Thom<strong>as</strong> Muschiol<br />

leitet d<strong>as</strong> Ressort Recht im<br />

Personalmagazin.<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

79


80 SELF SERVICE<br />

D<strong>as</strong> verdienen Trainer und Coaches<br />

Die Gehälter <strong>de</strong>r wichtigsten Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r im Personalwesen stellt<br />

d<strong>as</strong> Personalmagazin in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Gehaltsexperten<br />

Personalmarkt Services in je<strong>de</strong>r Zeitschriftenausgabe unter <strong>de</strong>r Rubrik<br />

„Vergütungs-Check“ vor. Die Tätigkeitfel<strong>de</strong>r reichen vom Personalentwickler<br />

bis zum -disponenten. Im Internet fi n<strong>de</strong>n Sie darüber hinaus eine Aufl istung<br />

<strong>de</strong>r Gehälter mit Prämien und Zusatzleis tungen sowie einen Überblick über die<br />

im Jahresverlauf erschienenen „Vergütungs-Checks“. Zu<strong>de</strong>m gibt es ein Tool,<br />

mit <strong>de</strong>m Sie Ihr eigenes Gehalt prüfen können. www.personalmagazin.<strong>de</strong>/gehalt<br />

Vergütungs-Check: Persönlichkeitstrainer/Coach<br />

Firmengröße (in Mitarbeiter) Q3 Median Q1<br />

< 21 30.086 € 38.634 € 47.643 €<br />

21–50 29.807 € 35.303 € 49.263 €<br />

51–100 30.589 € 43.327 € 50.074 €<br />

100–1000 31.248 € 46.126 € 57.915 €<br />

> 1000 43.317 € 58.896 € 78.282 €<br />

HR Business Phr<strong>as</strong>es<br />

„work reference“<br />

Arbeitszeugnisse haben im angloamerikanischen Raum nicht die gleiche Be<strong>de</strong>utung<br />

wie in Deutschland. Wenn Sie ein Arbeitszeugnis („work reference“) auf<br />

Englisch erstellen, so sollte dieses neben „personal <strong>de</strong>tails“, „duration of relationship“,<br />

„job title“ und „location within company“ (persönliche Angaben, Dauer <strong>de</strong>s<br />

Arbeitsverhältnisses, Stellenbezeichnung und hierarchische Einbindung) folgen<strong>de</strong><br />

Angaben enthalten: „<strong>de</strong>scription of activities“, „evaluation of performance“,<br />

„social evaluation“ und „fi nal paragraph“ (Tätigkeitsbeschreibung, Bewertung<br />

von Leistung und Verhalten, Abschlussfl oskel).<br />

An dieser Stelle stellt Ihnen d<strong>as</strong> Personalmagazin hilfreiche Re<strong>de</strong>wendungen aus <strong>de</strong>m Englischen<br />

vor. Diese sind <strong>de</strong>m <strong>Haufe</strong> Praxisratgeber „Englisch für die Personalarbeit“ entnommen.<br />

www.business-english.<strong>de</strong>/personalmodul<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

ÜBERSICHT<br />

Sept.: Personalentwickler<br />

Okt.: Fachlicher Trainer<br />

Nov.: Persönlichkeitstrainer<br />

Dez.: Syndikus<br />

Jan.: Lohn und Gehalt<br />

Feb.: Personalmarketing<br />

März: Personalleiter<br />

April: Personalreferent<br />

Mai: Personalsachbearbeiter<br />

Juni: Personalberater<br />

Juli: Personaldisponent<br />

Aug.: Branchenvergleich<br />

Q3: oberes Quartil (25 % aller Personen mit dieser Funktion verdienen mehr)<br />

Q1: unteres Quartil (25 % unterschritten diesen Betrag). Verän<strong>de</strong>rungen gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Vorjahr (über alle Firmengrößen): plus 3 %. Quelle: PersonalMarkt, 2011<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

6 GOLDENE REGELN<br />

Für die eigene<br />

Karriere<br />

Wenn Sie berufl ich weiterkommen wollen,<br />

sollten Sie einige Regeln beachten.<br />

Susanne Dölz, Expertin für persönliche<br />

Entwicklung und Trainerin <strong>de</strong>r <strong>Haufe</strong><br />

Aka<strong>de</strong>mie, gibt Tipps:<br />

EINS Arbeiten Sie an einem positiven<br />

Selbstbild. Denn wenn Sie unsicher sind,<br />

wer<strong>de</strong>n Sie Ihre Interessen nicht entschlossen<br />

nach außen vertreten können.<br />

ZWEI Nutzen Sie Ihre Stärken. Wenn Sie<br />

sich durchsetzen wollen, müssen Sie<br />

wissen, auf welche persönlichen Stärken<br />

Sie sich verl<strong>as</strong>sen können. Auch Schwächen<br />

gehören zu Ihnen. Überlegen Sie<br />

<strong>de</strong>shalb auch, welche positiven Seiten<br />

darin stecken können.<br />

DREI Machen Sie sich Ihre Wünsche und<br />

Bedürfnisse bewusst. Denn nur wenn<br />

Sie wissen, w<strong>as</strong> Sie wollen, können Sie<br />

zielgerichtet vorgehen.<br />

VIER Defi nieren Sie Ihre (Lebens-)Ziele<br />

und orientieren Sie Ihr Han<strong>de</strong>ln daran.<br />

Schauen Sie dabei nicht nur auf <strong>de</strong>n Job,<br />

berücksichtigen Sie auch Ihr Privatleben.<br />

FÜNF Positionieren Sie sich klar und<br />

ein<strong>de</strong>utig. Wenn Sie Ihre Interessen<br />

kraftvoll vertreten wollen, müssen Sie<br />

klar kommunizieren. Verwen<strong>de</strong>n Sie am<br />

besten Ich-Botschaften, vermei<strong>de</strong>n Sie<br />

Wischiw<strong>as</strong>chi-Aussagen. Interessieren<br />

Sie sich aber auch für <strong>de</strong>n Standpunkt<br />

<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren und zeigen Sie ihm Respekt.<br />

Denn wer sich nur um sich und seine<br />

Sicht dreht, gerät zu Recht in <strong>de</strong>n Ruf<br />

<strong>de</strong>s Egozentrikers.<br />

SECHS Machen Sie Werbung für sich<br />

selbst. Gut sein allein genügt nicht. Sie<br />

müssen sich und Ihre starken Seiten<br />

auch gut verkaufen.


Wie Sie Entscheidungsfallen am besten umschiffen<br />

Vor Fallen bei <strong>de</strong>r Entscheidungsfi<br />

ndung warnt Winfried Neun im<br />

Buch „Warum es uns so schwerfällt,<br />

d<strong>as</strong> Richtige zu tun“ (BusinessVillage):<br />

Die Expertenfalle verschärft d<strong>as</strong><br />

Problem, <strong>de</strong>nn in vielen Fällen sind Expertenmeinungen<br />

so konträr, d<strong>as</strong>s sie<br />

Mit schwierigen<br />

Chefs umgehen<br />

Ein Drittel aller Arbeitnehmer hat<br />

Probleme mit ihren Vorgesetzten.<br />

Bernd Kraft, Vice Presi<strong>de</strong>nt Managing<br />

Director von Monster Central<br />

Europe, gibt Tipps für <strong>de</strong>n Umgang mit<br />

schwierigen Chefs.<br />

1. Üben Sie Geduld und Selbstkontrolle.<br />

Bei Konfl ikten mit Vorgesetzten ist es<br />

beson<strong>de</strong>rs wichtig, Emotionen außen vor<br />

zu l<strong>as</strong>sen. Diese führen nur zu hitzigen<br />

Diskussionen.<br />

2. Betrachten Sie die Tätigkeit Ihres<br />

Vorgesetzten möglichst objektiv: Vielleicht<br />

übt die Firma einen hohen Druck<br />

auf ihn aus.<br />

3. Übernehmen Sie Verantwortung.<br />

Nutzen Sie je<strong>de</strong> Chance, zu beweisen,<br />

d<strong>as</strong>s Sie Herausfor<strong>de</strong>rungen gewachsen<br />

sind. Vielleicht folgt darauf sogar die Beför<strong>de</strong>rung<br />

und damit die Trennung vom<br />

inkompetenten Vorgesetzten.<br />

4. Seien Sie selbstsicher. Glauben Sie<br />

an Ihre eigenen Fähigkeiten. Vielleicht<br />

hat <strong>de</strong>r Vorgesetzte in einigen Bereichen<br />

weniger Erfahrungen und ist für Unterstützung<br />

dankbar.<br />

5. Schützen Sie Ihre I<strong>de</strong>en. Es ist immer<br />

hilfreich, Kollegen an <strong>de</strong>r Seite zu<br />

haben, die die geleistete Arbeit bezeugen<br />

können. Dadurch vermei<strong>de</strong>n Sie, d<strong>as</strong>s <strong>de</strong>r<br />

Chef Ihre I<strong>de</strong>en als die seinen ausgibt.<br />

6. Fin<strong>de</strong>n Sie Beweise für unp<strong>as</strong>sen<strong>de</strong>s<br />

Verhalten Ihres Vorgesetzten. Wenn Sie<br />

sich über Führungsfehler beschweren<br />

wollen, müssen Sie diese belegen können.<br />

www.monster.<strong>de</strong><br />

eher zur Verwirrung beitragen. Die Kommunikationsfalle<br />

verhin<strong>de</strong>rt, d<strong>as</strong> Richtige<br />

zu erkennen. Denn oftmals lenkt<br />

<strong>de</strong>r Rat von Kollegen, Freun<strong>de</strong>n und<br />

Partnern davon ab, die Entscheidung,<br />

die schon vor <strong>de</strong>m inneren Auge vorhan<strong>de</strong>n<br />

ist, zu sehen. Die Prognosefalle<br />

Die Mediaatl<strong>as</strong>-Trends<br />

PERSÖNLICH<br />

SELF SERVICE<br />

verführt mit ihrer Suche nach vermeintlicher<br />

Sicherheit durch Vorhersagen und<br />

Erfahrungsberichte. Besser ist es, statt<strong>de</strong>ssen<br />

d<strong>as</strong> eigene Denken und Han<strong>de</strong>ln<br />

in Einklang zu bringen und nicht auf<br />

vergangene Entscheidungen zurückzublicken.<br />

www.businessvillage.<strong>de</strong><br />

W<strong>as</strong> Recruiter und Personaler suchen<br />

D<strong>as</strong> Angebot an qualifi zierten Arbeitnehmern wird immer knapper. Umso wichtiger<br />

ist es, potenzielle Bewerber zielgruppengenau anzusprechen. D<strong>as</strong> heißt, es geht<br />

darum, ganz gezielt diejenigen Stellenmärkte auszuwählen, in <strong>de</strong>nen sich die<br />

gesuchten Zielgruppen wie<strong>de</strong>rfi n<strong>de</strong>n. Hilfestellung hierbei bietet <strong>de</strong>r Mediaatl<strong>as</strong><br />

im Internet: Dort können Personalentschei<strong>de</strong>r, Recruiter und alle an<strong>de</strong>ren, die neue<br />

Mitarbeiter suchen, rund 300 Stellenmärkte, Online-Jobbörsen und Netzwerke ganz<br />

gezielt nach <strong>de</strong>n schwerpunktmäßig gesuchten Positionen, Branchen und Berufsfel<strong>de</strong>rn<br />

sowie nach Erscheinungsweise, Region und Medienart selektieren. Diese<br />

Selektionsmöglichkeit erfreut sich großer Nachfrage: Mehr als 38.000 Seitenaufrufe<br />

zählt <strong>de</strong>r Mediaatl<strong>as</strong> im Internet seit Februar 2011. Und er bietet einen guten<br />

Überblick über aktuelle Trends im Recruiting. Deshalb präsentieren wir an dieser<br />

Stelle ab sofort regelmäßig die Mediaatl<strong>as</strong>-Stellenmarkttrends. Die aktuelle Grafi k<br />

gibt einen Überblick über die am häufi gsten gesuchten Positionen, Branchen und<br />

Berufsfel<strong>de</strong>r zwischen Anfang Februar und En<strong>de</strong> August 2011. www.media-atl<strong>as</strong>.<strong>de</strong><br />

Top 2<br />

Top 1<br />

Positionen<br />

Top 3<br />

Fachkräfte, Spezialisten Führungskräfte Teamleiter<br />

Branchen<br />

Consulting Ingenieurwesen/Technik<br />

Berufsfel<strong>de</strong>r<br />

Banken, Finanzdienstleis<br />

tung, Versicherung<br />

Personalwesen Buchhaltung, Controlling Marketing, PR, Medien<br />

Im Frühjahr und Sommer 2011 wur<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re Stellenmärkte für Führungskräfte,<br />

für technische Unternehmen und für die Berufsfel<strong>de</strong>r Buchhaltung und<br />

Controlling gesucht. Quelle: Mediaatl<strong>as</strong>, September 2011<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

81


82<br />

POSITIONIERUNG<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Treten Sie aus <strong>de</strong>m Schatten heraus<br />

APPELL. Nur wenige Personaler suchen die Öffentlichkeit, um sich und ihre<br />

Themen zu positionieren. Gehen Sie mögliche Wege zur eigenen Profi lbildung.<br />

Von Martin Claßen<br />

In Deutschland gibt es gut 500.000<br />

Personaler. Doch diese scheinen sehr<br />

wenig Drang zur Profi lierung zu verspüren.<br />

Kaum mehr als 200 Akteure<br />

haben eine vernehmbare Stimme. D<strong>as</strong><br />

sind 0,4 Promille – wahrlich nicht berauschend.<br />

Ist d<strong>as</strong> Leben im Verborgenen<br />

zur Personalerpraxis gewor<strong>de</strong>n?<br />

Natürlich gab es in <strong>de</strong>r HR-Szene<br />

schon immer Anstrengungen zur Positionierung.<br />

Diese Öffentlichkeit wird<br />

nach wie vor durch Publikationen und<br />

Konferenzen erzeugt. Wer schreibt und<br />

spricht, wird einem weiteren Kreis bekannt.<br />

Folgen<strong>de</strong> Mechanismen zur Positionierung<br />

in <strong>de</strong>r HR-Szene sind zu<br />

beobachten. Nicht alle erscheinen jedoch<br />

für die eigene Profi lbildung sinnvoll.<br />

Darstellung von Best Practices<br />

Praxisberichte interessieren eigentlich<br />

nur, sofern es sich um tatsächliche Innovationen<br />

han<strong>de</strong>lt. Da es wenig echte<br />

Neuerungen im HR-Management gibt,<br />

ist hiermit wenig Profi lierung zu schaffen.<br />

Alle Nachzügler langweilen eher als<br />

d<strong>as</strong>s sie zum Han<strong>de</strong>ln anregen. Beeindrucken<strong>de</strong><br />

Prozesse, Systeme und Strukturen<br />

wer<strong>de</strong>n zwar immer wie<strong>de</strong>r gerne<br />

zur Positionierung genutzt: d<strong>as</strong> „Lea<strong>de</strong>rship<br />

Mo<strong>de</strong>l“ mit hun<strong>de</strong>rt Ausprägungen,<br />

d<strong>as</strong> „HR-Cockpit“ mit multimedialen<br />

Facetten, d<strong>as</strong> „Global Template“ in <strong>de</strong>r<br />

Personaladministration. Gut, d<strong>as</strong>s sich<br />

unter <strong>de</strong>n Lesern und Zuhörern selten<br />

praktische Anwen<strong>de</strong>r befi n<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn diese<br />

wür<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n glitzern<strong>de</strong>n Schein meist<br />

schnell als Traumschloss im Word- o<strong>de</strong>r<br />

Powerpoint-Dateiformat entlarven. Fazit:<br />

Zur Positionierung sind Praxisberichte<br />

selten geeignet. Nur bei Spitzenqualität<br />

und echter Neuartigkeit können sie <strong>de</strong>m<br />

Namen <strong>de</strong>s Vortragen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Autors<br />

nachhaltige Be<strong>de</strong>utung verleihen.<br />

Blick in die Zukunft von HR<br />

Wenn schon die Gegenwart nicht viel<br />

hergibt, könnte eine Spekulation über<br />

die Zukunft die öffentliche Wahrnehmung<br />

als mo<strong>de</strong>rner HR-Manager beför<strong>de</strong>rn.<br />

Nur gibt es im HR-Management<br />

kaum wirklich innovative Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Selbst Beratern fällt <strong>de</strong>rzeit<br />

wenig Umwälzen<strong>de</strong>s ein. So wirken<br />

Talentmanagement o<strong>de</strong>r HR-Service-<br />

Delivery-Mo<strong>de</strong>lle im Jahr 2011 bereits<br />

ziemlich ausgelutscht. Studien zu personalwirtschaftlichen<br />

Zukunftsthemen<br />

ergeben seit etwa einer Deka<strong>de</strong> allenfalls<br />

noch konjunkturbedingte Ausschläge.<br />

Vermeintliche fortschrittliche Verpackungen<br />

mit Zusätzen wie „3.0“, „2020“<br />

o<strong>de</strong>r „next generation“ erinnern eher an<br />

d<strong>as</strong> neue Persil, d<strong>as</strong> eine Spur weißer wäscht.<br />

Wer allerdings ein tatsächlich neuartiges<br />

HR-Thema kennt, könnte diesen<br />

Goldschatz entsprechend platzieren.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen bieten sich Transfermöglichkeiten<br />

an. Möglichkeit eins ist die<br />

Nutzung von Trends aus <strong>de</strong>m angloamerikanischen<br />

Ausland. Dort gab es<br />

lange Zeit einen Entwicklungsvorsprung<br />

von fünf bis zehn Jahren. Aber <strong>de</strong>r ist<br />

inzwischen weitgehend aufgezehrt, von<br />

ganz wenigen Ausnahmen – meist nur<br />

sprachlicher Natur – abgesehen. Möglichkeit<br />

zwei ist <strong>de</strong>r Transfer von I<strong>de</strong>en<br />

aus an<strong>de</strong>ren Disziplinen. Die betriebs-<br />

wirtschaftlichen Nachbarfel<strong>de</strong>r wie Strategie,<br />

Marketing, Controlling und selbst<br />

Logistik wur<strong>de</strong>n bereits in <strong>de</strong>n 80er- und<br />

90er-Jahren ausgeschlachtet und bieten<br />

allenfalls noch Nischenfun<strong>de</strong>, genauso<br />

wie die Theorien aus Psychologie und Soziologie.<br />

Als „<strong>de</strong>rnier cri“ gelten <strong>de</strong>rzeit<br />

die Naturwissenschaften, insbeson<strong>de</strong>re<br />

Disziplinen, die mit „Neuro“ beginnen.<br />

Hier gibt es noch Ausgrabungsfel<strong>de</strong>r –<br />

allerdings mit <strong>de</strong>r nicht unerheblichen<br />

Gefahr, ins Bo<strong>de</strong>nlose einzusinken.<br />

Vor drei Gefahren beim Blick in die<br />

Zukunft muss gewarnt wer<strong>de</strong>n: erstens<br />

vor <strong>de</strong>r Scheininnovation im Sinne neuer<br />

Verpackung von altbekannten Inhalten,<br />

zweitens vor „Overengineering“ im<br />

Sinne <strong>de</strong>s übertriebenen Komplizierens<br />

einfacher Sachverhalte, drittens vor <strong>de</strong>m<br />

„Weltmo<strong>de</strong>ll“ im Sinne <strong>de</strong>s heillosen Verstrickens<br />

von allem mit je<strong>de</strong>m. Fazit: Der<br />

Blick in die Zukunft ist zur Positionierung<br />

durchaus geeignet, aber er stellt<br />

eine Art Trüffelsuche mit Risiken dar.<br />

Meinungsbildung im HR-Management<br />

Wenn im realen Geschehen wenig zu holen<br />

ist, so kann <strong>de</strong>ssen Bewertung eine<br />

Möglichkeit zur Profi lierung bieten. W<strong>as</strong><br />

ist wichtig und w<strong>as</strong> ist richtig? D<strong>as</strong> sind<br />

Fragen, <strong>de</strong>ren Beantwortung die Öffentlichkeit<br />

interessiert. Meinungsbildung<br />

ist in unserer überkomplexen Welt immer<br />

gefragt, am besten mit <strong>de</strong>utlichen<br />

Worten. W<strong>as</strong> wären nun solche Positionierungsmöglichkeiten<br />

via Meinung?<br />

Beson<strong>de</strong>rs radikal ist die Erinnerung an<br />

Grundlegen<strong>de</strong>s, etwa Botschaften mit<br />

<strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung nach stärkerer Beachtung<br />

von „guten“ und r<strong>as</strong>cher Abkehr


Viele Personalmanager scheuen die Öffentlichkeit. Warum?<br />

von „falschen“ Zielen. Daraus sind allerdings<br />

kaum mehr tatsächliche News zu<br />

erzeugen. Noch kritischer sind „Heilsbotschaften“,<br />

die die einzig richtige Haltung<br />

ausrufen. Diese fi n<strong>de</strong>n bestenfalls<br />

einen kleinen Kreis von Jüngern.<br />

Selbstverständlich braucht es markante<br />

Stellungnahmen zur Diskussion,<br />

die sich nicht aus einem Entwe<strong>de</strong>r-o<strong>de</strong>r-<br />

Denken speisen, son<strong>de</strong>rn I<strong>de</strong>en zum<br />

Sowohl-als-auch <strong>de</strong>r komplexen Wirklichkeit<br />

bieten. Beispiele: Führungsverhalten<br />

im Konfl ikt zwischen For<strong>de</strong>rn<br />

und För<strong>de</strong>rn, Zielvereinbarungen im<br />

Wi<strong>de</strong>rstreit von Push und Pull, Business-<br />

Partner im Spannungsfeld von Wertschöpfung<br />

und Wertschätzung. Selbst<br />

hierzu wur<strong>de</strong> schon viel geschrieben<br />

und gesagt. Doch kluge Beiträge halten<br />

die Debatte am Leben und bringen d<strong>as</strong><br />

HR-Management weiter. Fazit: Stellungnahmen<br />

sind zur Positionierung geeignet,<br />

wichtig sind klare Aussagen.<br />

So fi n<strong>de</strong>n Sie Gehör<br />

Um im lautstarken Markt <strong>de</strong>r Themen<br />

und Meinungen Gehör zu fi n<strong>de</strong>n, sind<br />

aufmerksamkeitsstarke Äußerungen nö-<br />

tig, etwa eine Antithese zum<br />

Mainstream. Wenn etwa alle<br />

behaupten, d<strong>as</strong>s motivierte<br />

Mitarbeiter zu engagierten<br />

Mitarbeitern wer<strong>de</strong>n, wäre<br />

folgen<strong>de</strong> These markant: „Unmotivierte<br />

Mitarbeiter sind<br />

noch eifrigere Arbeitnehmer,<br />

wenn Druck und Kontrolle erhöht<br />

wer<strong>de</strong>n.“ Klingt für die<br />

meisten Personaler unsinnig,<br />

schafft aber Aufmerksamkeit.<br />

Auch die Umkehrung von Zusammenhängen<br />

verschafft<br />

Gehör. Sie sagen nicht: „Motivierte<br />

Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n zu<br />

engagierten Mitarbeitern.“<br />

Son<strong>de</strong>rn: „Engagement för<strong>de</strong>rt<br />

die Motivation.“ D<strong>as</strong> regt<br />

zumin<strong>de</strong>st zum Nach<strong>de</strong>nken<br />

an. Eng damit verbun<strong>de</strong>n ist<br />

<strong>de</strong>r alte Trick <strong>de</strong>r empirischen<br />

Wissenschaften, aus einer<br />

Korrelation eine Kausalität zu machen:<br />

„Unternehmen mit motivierten Mitarbeitern<br />

haben eine engagierte Belegschaft.“<br />

D<strong>as</strong> mag äußerst plausibel klingen, es<br />

gibt dafür aber wenige seriöse Belege.<br />

Gerne genutzt wird <strong>de</strong>r Angriff gegen<br />

Autoritäten, etwa im Stil von: „Wo Dave<br />

Ulrich falsch liegt“. Da Gurus meist auf<br />

einigen Grundthesen herumreiten und<br />

sich eher unscharf ausdrücken, gibt es<br />

ausreichend Ansatzpunkte. Beliebt sind<br />

auch <strong>de</strong>r Tabubruch und <strong>de</strong>r Auftritt<br />

als Advocatus Diaboli. Dabei sollte allerdings<br />

nicht vergessen wer<strong>de</strong>n, d<strong>as</strong>s<br />

nicht nur in <strong>de</strong>r Physik <strong>de</strong>r Druck meist<br />

<strong>de</strong>n Gegendruck erhöht und <strong>de</strong>r nächste<br />

und sogar übernächste Kommunikationsschritt<br />

bereits mitbedacht wer<strong>de</strong>n<br />

sollte. Nicht viel an<strong>de</strong>rs verhält es sich<br />

bei einer Positionierung als Enthüller.<br />

Aufmerksamkeit ist f<strong>as</strong>t schon garantiert,<br />

<strong>de</strong>r Gegenwind freilich auch. Hier<br />

gilt es, die eigene Wirkung und Standfestigkeit<br />

realistisch einzuschätzen.<br />

Eine weitere Möglichkeit ist, ein offenkundiges<br />

Problem aus <strong>de</strong>r täglichen<br />

HR-Arbeit herauszugreifen und zu behaupten,<br />

d<strong>as</strong>s diese Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

PERSÖNLICH<br />

POSITIONIERUNG<br />

nun endlich beherrschbar wäre. Am<br />

besten wird hierbei die Dringlichkeit<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund gestellt.<br />

Dies kann für eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Verstörung und damit verbun<strong>de</strong>nes Interesse<br />

an <strong>de</strong>n angebotenen Lösungen<br />

sorgen. Scharlatane wer<strong>de</strong>n jedoch bald<br />

entlarvt. Fazit: Bei aller Originalität in<br />

<strong>de</strong>r Darstellung bleibt <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>rnutzen<br />

entschei<strong>de</strong>nd für eine nachhaltige<br />

Wirkung.<br />

D<strong>as</strong> Image transferieren<br />

Neben <strong>de</strong>r Persönlichkeit im engen Sinne<br />

gibt es einige persönliche Merkmale,<br />

welche die Chance auf öffentliche Wahrnehmung<br />

erhöhen. Da ist zum einen<br />

<strong>de</strong>r Rückenwind durch ein bekanntes<br />

Unternehmen, zum an<strong>de</strong>ren die Positionierung<br />

durch eine markante Funktion<br />

und zum dritten die Kompetenzzuschreibung<br />

durch einen <strong>de</strong>r zahlreichen HR-<br />

Awards o<strong>de</strong>r Auftritte auf Szene-Events.<br />

Wenn Sie an Wahrnehmung durch Dritte<br />

interessiert sind, sollten Sie diese drei<br />

Stellschrauben geschickt justieren. Dazu<br />

müssen Sie aber nicht gleich Personalvorstand<br />

in einem Dax-30-Unternehmen<br />

wer<strong>de</strong>n. Denn in solch exponierten Positionen<br />

darf längst nicht mehr alles<br />

geäußert wer<strong>de</strong>n. Fazit: Nutzen Sie <strong>de</strong>n<br />

Namen Ihres Unternehmens, Ihre Position<br />

o<strong>de</strong>r Auszeichnungen, um Ihre eigene<br />

Bekanntheit zu för<strong>de</strong>rn.<br />

Für die Positionierung in <strong>de</strong>r Personalerszene<br />

am dienlichsten ist eine Kombination<br />

<strong>de</strong>r dargestellten Mechanismen.<br />

Natürlich muss man etw<strong>as</strong> zu sagen haben<br />

und sich etw<strong>as</strong> sagen trauen. Es gibt<br />

neben <strong>de</strong>r individuellen Positionierung<br />

noch ein paralleles Ziel: Die Anregung<br />

<strong>de</strong>r professionellen Diskussion, damit<br />

die Personalerzunft insgesamt besser<br />

wird. Auch dies ist bitter nötig.<br />

Martin Claßen<br />

ist Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensberatung<br />

People Consulting.<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

83


PERSÖNLICH<br />

84 BUCHTIPPS<br />

Erfahrungsberichte<br />

vom ersten Coaching<br />

COACHING. Anhand<br />

eines Buchs kann<br />

man d<strong>as</strong> Coachen<br />

sicherlich nicht erlernen,<br />

geben die<br />

Autoren Oliver Bartels<br />

und Kerstin<br />

Wundsam zu. Aber sie sagen auch:<br />

Der Leser kann sein Verständnis für<br />

Coaching entwickeln und die eigene<br />

Coaching-Kompetenz erweitern. D<strong>as</strong><br />

ist d<strong>as</strong> Ziel ihres Buchs, in <strong>de</strong>m sie<br />

zunächst eine Einführung in d<strong>as</strong> systemische<br />

Coaching geben und dann<br />

<strong>de</strong>n Ablauf von <strong>de</strong>r Auftragsklärung<br />

bis zur Maßnahmenkontrolle und<br />

zum Abschluss eines Coaching-<br />

Projekts <strong>de</strong>tailliert beschreiben. D<strong>as</strong><br />

alles ergänzen sie mit Beispielen aus<br />

<strong>de</strong>r Praxis, geschrieben von Coaches,<br />

die sich an ihre ersten Coaching-Erfahrungen<br />

zurückerinnern.<br />

BEWERTUNG: Die dargestellten Erfahrungsberichte<br />

sind unterschiedlich<br />

informativ. Wer sich selbst für<br />

einen Einstieg ins Coaching interessiert,<br />

<strong>de</strong>r kann hier erste Eindrücke<br />

sammeln. (dfu)<br />

Oliver Bartels, Kerstin Wundsam: Mein erstes Mal.<br />

W<strong>as</strong> Coaching alles verän<strong>de</strong>rn kann. 220 Seiten,<br />

Literatur-VSM, Wien, 2011. 19,90 Euro.<br />

Krisenmanagement<br />

bei Starbucks<br />

INNOVATION. Im September<br />

2011 jährte<br />

sich <strong>de</strong>r erste Arbeitstag<br />

von Howard<br />

Schultz bei Starbucks<br />

zum 29. Mal.<br />

Damals begann er<br />

dort als Marketingleiter. Die weiteren<br />

Schritte: Er grün<strong>de</strong>te ein eigenes Kaffeeunternehmen,<br />

übernahm 1987<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Flexibilität mit Folgen<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

MEIN KLASSIKER<br />

Erika Regnet ist Professorin für Personal und Organisation an <strong>de</strong>r Hochschule Augsburg.<br />

PERSONALMANAGEMENT. D<strong>as</strong> Buch „Spieler<br />

ohne Stammplatzgarantie“ erschien 2003, als<br />

die New-Economy-Bl<strong>as</strong>e geplatzt war. Der Titel<br />

wur<strong>de</strong> schnell zum gefl ügelten Wort. Beim<br />

erneuten Lesen erscheint d<strong>as</strong> Buch aktueller<br />

<strong>de</strong>nn je: Lebenslange Beschäftigungsgarantien<br />

gehören <strong>de</strong>r Vergangenheit an, an ihre<br />

Stelle sind Outsourcing, Minijobs und befristete<br />

Verträge getreten. Gleichzeitig erlebt man eine<br />

(junge) Generation, die sich nicht festlegen<br />

will, bei Stellen pokert, kurzfristig agiert. Scholz<br />

bezeichnet diese Entwicklungen in ihrer wechselseitigen<br />

Beeinfl ussung als Darwiportunismus.<br />

Dabei will er <strong>de</strong>n Opportunismus auf Mitarbeiterseite<br />

durchaus positiv verstan<strong>de</strong>n wissen<br />

– <strong>de</strong>r einzelne Mitarbeiter sucht die besten<br />

Optionen für sich. Als Darwinismus aufseiten <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens bezeichnet er die Strategie, alles<br />

auszusortieren, w<strong>as</strong> nicht zur Wettbewerbsfähigkeit<br />

beiträgt. Die Gefahren dieser Entwicklung<br />

wer<strong>de</strong>n ausführlich beschrieben: Im Extremfall<br />

kämpft je<strong>de</strong>r gegen je<strong>de</strong>n, loyale Mitarbeiter<br />

sind die Dummen. Zu<strong>de</strong>m gibt es Billigjobs für<br />

diejenigen, die keine Verhandlungsmacht<br />

am Arbeitsmarkt besitzen. Es ist ein Buch,<br />

d<strong>as</strong> mich immer wie<strong>de</strong>r zum Nach<strong>de</strong>nken<br />

anregt: Wie kann die Personalarbeit die<br />

Balance zwischen Wettbewerbsfähigkeit und<br />

Mitarbeiterbindung fi n<strong>de</strong>n? W<strong>as</strong> ist <strong>de</strong>r Preis<br />

<strong>de</strong>r gewünschten Flexibilisierung und welche<br />

Regelungen sind nötig? Und w<strong>as</strong> kann<br />

ich <strong>de</strong>n jungen Menschen sagen, mit <strong>de</strong>nen<br />

ich tagtäglich an <strong>de</strong>r Hochschule zu tun habe<br />

und die sich ein Stück Begleitung und Rat<br />

wünschen? Aber auch: Wo sind Unternehmenskulturen,<br />

die einen Weg jenseits <strong>de</strong>s<br />

Darwiportunismus gefun<strong>de</strong>n haben, und w<strong>as</strong><br />

macht diese Unternehmen erfolgreich?<br />

Christian Scholz: Spieler<br />

ohne Stammplatzgarantie,<br />

263 Seiten, Wiley-VCH<br />

Verlag, Weinheim, 2003.


Howard Schultz, Joanne Gordon: Onward. 453 Seiten,<br />

Wiley-VCH, Weinheim, 2011. 19,95 Euro.<br />

Führungskompetenzen<br />

für <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l<br />

BUCHTIPPS<br />

Starbucks, verabschie<strong>de</strong>te sich 2000 als<br />

Chairmann aus <strong>de</strong>m Tagesgeschäft und<br />

kehrte 2008 als CEO an die Firmenspitze<br />

zurück, um d<strong>as</strong> Unternehmen aus <strong>de</strong>r<br />

Krise zu holen. An diesem Punkt setzt<br />

d<strong>as</strong> Buch „Onward“ an. Es schil<strong>de</strong>rt, wie<br />

die Firma um ihr Überleben kämpfte<br />

und versuchte, dabei seine Kultur zu<br />

behalten. Anhand <strong>de</strong>r Tugen<strong>de</strong>n Liebe,<br />

Vertrauen, Hoffnung und Mut berichtet<br />

Schultz von Produktmanagement, Mitarbeitermotivation<br />

und Kommunikation.<br />

BEWERTUNG: Im Mittelpunkt <strong>de</strong>s Buchs<br />

steht d<strong>as</strong> Produkt- und Innovationsmanagement.<br />

Aber auch d<strong>as</strong> Personalmanagement<br />

wird thematisiert. (dfu)<br />

AUS UNSEREM VERLAG. Der<br />

Mensch als Mittelpunkt<br />

<strong>de</strong>s wirtschaftlichen Erfolgs<br />

ist <strong>de</strong>r Leitgedanke<br />

dieses Buchs, d<strong>as</strong> einen<br />

Einblick in die psychologische<br />

Seite von<br />

Transformationsprozessen<br />

geben will. Es beschäftigt sich mit<br />

<strong>de</strong>r Frage, welche spezifi schen Lea<strong>de</strong>rship-Kompetenzen<br />

dazu beitragen, d<strong>as</strong>s<br />

Transformationsprozesse nachhaltig<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n können. Es han<strong>de</strong>lt<br />

ganz grundlegend davon, wie Menschen,<br />

Teams und Unternehmen ihre kulturelle<br />

Seite systematisch entwickeln können.<br />

Und es stellt zielführen<strong>de</strong> Coaching-<br />

Ansätze vor. Im abschließen<strong>de</strong>n Kapitel<br />

berichten neun Unternehmenschefs und<br />

eine -chefi n aus ganz unterschiedlichen<br />

Branchen von erfolgreich durchgeführten<br />

Transformationsprozessen. Die<br />

Praxisberichte sind kurz und prägnant<br />

gehalten.<br />

Philipp Johner (Hrsg.): Transforming Lea<strong>de</strong>rs. 298 Seiten,<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware, Freiburg, 2010. 98,00 Euro.<br />

11 / 11 personalmagazin<br />

85<br />

W<strong>as</strong> Berater wissen müssen<br />

Die HR-Beratung ist ein Wachstumsmarkt. Dieses Buch<br />

hilft Ihnen, Berufschancen zu ergreifen. Die Kienbaum-<br />

Experten bieten Erfahrungswissen zu Metho<strong>de</strong>n, Techniken<br />

und Instrumenten <strong>de</strong>r HR-Beratung und unterstützen<br />

Sie bei <strong>de</strong>r Entwicklung Ihres individuellen Kompetenzprofils.<br />

Nutzen Sie d<strong>as</strong> Know-how <strong>de</strong>r Personalprofis von<br />

Kienbaum für Ihren Erfolg.<br />

Alles zum Berufsfeld, zur Marktsituation<br />

und zu aktuellen Trends<br />

Extra: Zahlreiche Erfahrungsberichte<br />

und Interviews mit Personalprofis<br />

Buch | 414 Seiten<br />

Bestell-Nr. E00446<br />

ISBN 978-3-648-01858-3<br />

€ 29,80<br />

Jetzt bestellen!<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/bestellung<br />

o<strong>de</strong>r in Ihrer Buchhandlung<br />

Tel. 0180-50 50 440; 0,14 €/Min. aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />

Festnetz; max. 0,42 €/Min. mobil. Ein Service von dtms.<br />

Neu


86 JOBFITNESS<br />

HR-Netzwerke<br />

DGFP Young Professional<br />

Network (YPN)<br />

Ansprechpartner: Jessica Zeise<br />

E-Mail: ypn@dgfp.<strong>de</strong><br />

Im Herbst 2009 ist d<strong>as</strong> Young Professional<br />

Network <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für<br />

Personalführung e.V. an <strong>de</strong>n Start gegangen.<br />

Inzwischen zählt es 380 Mitglie<strong>de</strong>r. Teilnahmevoraussetzung<br />

ist ein Hochschulstudium o<strong>de</strong>r eine<br />

Berufstätigkeit im Personalmanagement bis zum<br />

35. Lebensjahr. Die Kosten betragen 150 Euro pro<br />

Jahr (100 Euro für Studieren<strong>de</strong>). Persönliche Treffen<br />

fi n<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n DGFP-Regionalstellen in Berlin,<br />

Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart, Leipzig<br />

und München dreimal jährlich statt. Zusätzlich<br />

gibt es überregionale Events und Webinare. Ein<br />

Ziel ist d<strong>as</strong> persönliche Kennenlernen von jungen<br />

Leuten mit <strong>de</strong>nselben Interessen, ein weiteres<br />

Ziel <strong>de</strong>r intensive fachliche Austausch. Häufi g fi n<strong>de</strong>n<br />

die Treffen in Form von After-Work-Aben<strong>de</strong>n<br />

mit Fachvortrag und anschließen<strong>de</strong>m informellen<br />

Networking statt. Karrieretipps und ein Mentoringprogramm<br />

run<strong>de</strong>n d<strong>as</strong> Serviceangebot ab.<br />

Die Themen erstrecken sich über d<strong>as</strong> gesamte<br />

HR-Feld: www.dgfp.<strong>de</strong>/netzwerke/ypn.<br />

Junge Personaler tauschen sich aus<br />

– sowohl fachlich als auch informell.<br />

Unterhalten auch Sie einen nicht kommerziellen<br />

Personaler-Treff und sind offen für neue<br />

Mitglie<strong>de</strong>r? Dann schreiben Sie an redaktion@<br />

personalmagazin.<strong>de</strong>, Stichwort „HR-Netze“.<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Schreiben Sie uns an: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Webinare für die berufl iche Bildung<br />

Der Einsatz von Webinaren – interaktiven Live-Veranstaltungen, die<br />

per Internet übertragen wer<strong>de</strong>n – zur berufl ichen Weiterbildung<br />

wird zunehmen. D<strong>as</strong> ist d<strong>as</strong> Ergebnis einer Umfrage von Management<br />

Circle unter 565 Personalverantwortlichen. 82 Prozent <strong>de</strong>r Befragten<br />

messen <strong>de</strong>r Weiterbildung via Onlineseminar eine wachsen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />

für ihr Unternehmen bei. Aktuell bietet aber nur knapp ein Drittel <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

ihren Mitarbeitern Webinare zur betrieblichen Weiterbildung<br />

an. Die Hauptgrün<strong>de</strong> hierfür liegen in <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Erfahrung zur Beurteilung<br />

<strong>de</strong>r Qualität eines Webinars (63 Prozent) sowie <strong>de</strong>m fehlen<strong>de</strong>n<br />

Überblick über Angebote (61 Prozent). www.managementcircle.<strong>de</strong><br />

Weiterbildungsthemen für Webinare<br />

IT<br />

Führungskompetenz<br />

soziale Kompetenz<br />

rechtl. Rahmenbedingungen<br />

36<br />

34<br />

32<br />

31<br />

Personaler sehen interaktive Onlineseminare vor allem für die Vermittlung von<br />

Soft Skills, aber auch von IT- und Rechtskenntnissen geeignet.<br />

Weiterbildung für Personalprofi s<br />

KOMMUNIZIEREN. „Corporate Wording“<br />

ist d<strong>as</strong> Thema eines Tagesseminars<br />

in Thalwil am Zürichsee.<br />

Die Teilnehmer lernen, wie sie sich<br />

mit <strong>de</strong>r Unternehmenssprache bewusst<br />

positionieren und wie sie<br />

eine eigene Sprachkultur im Unternehmen<br />

zum Leben erwecken.<br />

Zu<strong>de</strong>m wird ein Fallbeispiel <strong>de</strong>r<br />

B<strong>as</strong>ler Versicherungen vorgestellt.<br />

Der nächste Seminartermin ist am<br />

22. November. www.zfu.ch<br />

BEFRAGEN. Mitarbeiterbefragungen<br />

sind ein strategisch wertvolles HR-<br />

Instrument. In einem Tagesseminar<br />

erfahren die Teilnehmer, welche<br />

Einsatzmöglichkeiten es für Mitarbeiterbefragungen<br />

gibt und wie sie<br />

Angaben in Prozent<br />

Quelle: Management Circle, 2011<br />

größtmögliche Erkenntnisse aus<br />

<strong>de</strong>n Ergebnissen gewinnen. Sie<br />

lernen auch, wie sie Akzeptanz für<br />

die Maßnahmen sicherstellen. D<strong>as</strong><br />

Seminar fi n<strong>de</strong>t am 25. November in<br />

Köln statt. www.die-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

FÖRDERN. Wie wer<strong>de</strong>n Frauen am<br />

besten für Führungsaufgaben motiviert<br />

und vorbereitet? In einem<br />

Tagesseminar lernen die Teilnehmer<br />

Verhaltenskompetenzen und<br />

Motivstrukturen von Frauen in<br />

Führungspositionen kennen – auf<br />

B<strong>as</strong>is einer Untersuchung von<br />

2.400 Potenzialanalyseergebnissen.<br />

Der Seminartermin ist am 3.<br />

November in Hamburg.<br />

www.cnt-gesellschaften.com


Termine im Dezember und Januar<br />

Messen und Kongresse<br />

JAHRESSCHLUSS-TAGUNG<br />

PERSONALBÜRO<br />

1. WESTERHAMER<br />

GESUNDHEITSTAGE:<br />

TO BURN OR TO BURN OUT<br />

Persönliche Kompetenzen<br />

ELOQUENZ UND<br />

SCHLAGFERTIGKEIT<br />

FÜHRUNGSTRAINING FÜR<br />

GRUPPEN- UND TEAMLEITER<br />

SELBSTMARKETING FÜR<br />

FÜHRUNGSKRÄFTE<br />

EFFEKTIVES ZEIT- UND<br />

ARBEITSPLATZMANAGEMENT<br />

Personal-Fachthemen<br />

FALLSTRICKE IN DER<br />

PERSONALARBEIT<br />

23. November<br />

bis 2. Februar,<br />

41 Städte bun<strong>de</strong>sweit<br />

12. und 13. Dezember,<br />

Westerham<br />

7. und 8. Dezember,<br />

München<br />

12. und 13. Dezember,<br />

Wuppertal<br />

12. bis 14. Dezember,<br />

Hannover<br />

14. bis 16. Dezember,<br />

Dres<strong>de</strong>n<br />

2. Dezember,<br />

Nürnberg<br />

MEDIATION IM BETRIEB 25. bis 27. Januar,<br />

Hei<strong>de</strong>lberg/Leimen<br />

ERFOLGREICHE ZUSAMMENAR-<br />

BEIT MIT BRASILIANERN<br />

Online<br />

26. und 27. Januar,<br />

Bad Honnef<br />

<strong>Haufe</strong> Aka<strong>de</strong>mie<br />

Tel. 07 61 / 8 98 44 22<br />

www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

IHK-Aka<strong>de</strong>mie Westerham<br />

Tel. 0 80 63 / 9 12 74<br />

www.aka<strong>de</strong>mie.ihk-muenchen.<strong>de</strong><br />

Managementforum Starnberg<br />

Tel. 0 81 51 / 2 71 90<br />

www.managementforum.<strong>de</strong><br />

Technische Aka<strong>de</strong>mie Wuppertal<br />

Tel. 02 02 / 7 49 52 71<br />

www.taw.<strong>de</strong><br />

Aka<strong>de</strong>mie für Führungskräfte <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaft GmbH<br />

Tel. 0 75 51 / 9 36 80<br />

www.die-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

IAG Dres<strong>de</strong>n<br />

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Tel. 0 62 21 / 50 05 01<br />

www.forum-institut.<strong>de</strong><br />

Poko Institut Münster<br />

Tel. 02 51 / 13 50 60 60<br />

www.poko.<strong>de</strong>/personal<br />

Institut für Interkulturelles<br />

Management<br />

Tel. 0 22 24 / 9 49 50<br />

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Immer aktuell auf <strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n: Die Termine für Messen und Kongresse im<br />

Monat November fi n<strong>de</strong>n Sie auf unserem Online-Portal. Stichwort: „Aktuelle Termine“<br />

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11 / 11 personalmagazin<br />

Top-Termin<br />

PERSÖNLICH<br />

TERMINE<br />

Jahresschluss-Tagung<br />

D<strong>as</strong> Jahresen<strong>de</strong> rückt näher und damit auch die<br />

Jahresschluss-Tagung Personalbüro <strong>de</strong>r <strong>Haufe</strong>-<br />

Aka<strong>de</strong>mie. Drei Fachexperten aus Ministerien,<br />

Verwaltung und Rechtsprechung informieren<br />

dabei tagesaktuell über alle wesentlichen<br />

Neuerungen in <strong>de</strong>n Bereichen Arbeitsrecht, Lohnsteuer<br />

und Sozialversicherung. Die Veranstaltung<br />

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bun<strong>de</strong>sweit statt.<br />

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Köln, www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>/52.55<br />

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17. bis 19. November 2011, Stiftung Management<br />

Zentrum – X, Malzfabrik, Berlin, www.xmess.net<br />

87


PERSÖNLICH<br />

88 LESERBRIEFE<br />

RÜCKBLICK<br />

Beschäftigtentransfer<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/personal, 19. September 2011<br />

In seiner Online-Kolumne äußerte sich Dr.<br />

Hilmar Schnei<strong>de</strong>r zur Qualität von Transfergesellschaften.<br />

Der Direktor <strong>de</strong>s Instituts zur<br />

Zukunft <strong>de</strong>r Arbeit (IZA) bezog sich dabei<br />

auf eine Untersuchung <strong>de</strong>s IZA, wonach es<br />

bezüglich <strong>de</strong>r „Vermittlungsgeschwindigkeit<br />

im Durchschnitt keinen Unterschied macht,<br />

ob die Vermittlung von einer Transfergesellschaft<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitsagentur durchgeführt<br />

wird“. Dazu äußerte sich <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sverband<br />

<strong>de</strong>r Träger im Beschäftigtentransfer (BVTB).<br />

Grundsätzlich ist es zu begrüßen,<br />

wenn sich Dr. Schnei<strong>de</strong>r kritisch mit<br />

<strong>de</strong>m Transfer auseinan<strong>de</strong>rsetzt. Er<br />

wird aber nicht mü<strong>de</strong>, seine Auswertung<br />

einer Studie, die er auf <strong>de</strong>r Datenb<strong>as</strong>is<br />

aus <strong>de</strong>n Jahren 2003/2004<br />

für die Evaluation <strong>de</strong>r Hartz-Gesetzgebung<br />

genutzt hat, zu wie<strong>de</strong>rholen.<br />

Sowohl die Auftraggeber seiner Studie<br />

als auch Politik und Verbän<strong>de</strong><br />

sind seiner Interpretation aber nicht<br />

gefolgt, weil die Datenb<strong>as</strong>is für allgemeingültige<br />

Schlüsse zu dünn war.<br />

Wen<strong>de</strong>t man sich seinen Zahlen zu,<br />

ergibt sich folgen<strong>de</strong>s Bild: Vor <strong>de</strong>r<br />

Hartz-Reform wur<strong>de</strong> bezogen auf<br />

die Vermittlungserfolge eine leichte<br />

Schlechterstellung <strong>de</strong>r Transferteilnehmer<br />

gegenüber Nicht-Transferteilnehmern<br />

gemessen, nach <strong>de</strong>r<br />

Reform ergab sich eine Besserstellung.<br />

Seit 2004 hat sich <strong>de</strong>r Transfer<br />

jedoch verän<strong>de</strong>rt, daher weitere<br />

personalmagazin 11 / 11<br />

Bemerkungen zu <strong>de</strong>n Aussagen von<br />

Dr. Schnei<strong>de</strong>r:<br />

● Nicht die Transferträger, son<strong>de</strong>rn<br />

die Tarifparteien kritisieren die<br />

Beratungsbeteiligung <strong>de</strong>r BA.<br />

● Die Transferdienstleister geben<br />

nicht vollmundige Versprechen<br />

ab, son<strong>de</strong>rn stellen <strong>de</strong>n Auftraggebern,<br />

<strong>de</strong>n kofi nanzieren<strong>de</strong>n Agenturen<br />

und je<strong>de</strong>m Mitarbeiten<strong>de</strong>n<br />

Angebote vor und treffen Vereinbarungen.<br />

● Transfergesellschaften (TG) müssen<br />

keineswegs <strong>de</strong>n Verzicht auf<br />

Abfi ndungen einschließen (und<br />

tun d<strong>as</strong> meist auch nicht).<br />

● In TG wird d<strong>as</strong> Kurzarbeitergeld<br />

meist auf 80 Prozent <strong>de</strong>s Nettoeinkommens<br />

aufgestockt.<br />

Lei<strong>de</strong>r hat Dr. Schnei<strong>de</strong>r bisher we<strong>de</strong>r<br />

d<strong>as</strong> Qualitätssicherungssystem<br />

noch die ethischen Grundsätze o<strong>de</strong>r<br />

d<strong>as</strong> Beschwer<strong>de</strong>verfahren – allesamt<br />

in <strong>de</strong>n letzten fünf Jahren durch <strong>de</strong>n<br />

BVTB entstan<strong>de</strong>n – o<strong>de</strong>r regelmäßige<br />

Evaluationen <strong>de</strong>r Arbeit durch unabhängige<br />

Dritte wahrgenommen.<br />

Michael Wacker, Vorstand BVTB e. V.<br />

Korrektur<br />

Personalmagazin 8/2011, S. 57<br />

In <strong>de</strong>r Urteilsbesprechung „Bei Überstun<strong>de</strong>n<br />

Anspruch auf Vollzeit“ hat sich ein Fehler<br />

bei <strong>de</strong>r Quellenangabe eingeschlichen.<br />

Richtigerweise han<strong>de</strong>lt es sich um d<strong>as</strong> Urteil<br />

<strong>de</strong>s BAG vom 21.6.2011, Az. 9 AZR 236/10.<br />

Wir bitten <strong>de</strong>n Fehler zu entschuldigen.<br />

VORSCHAU<br />

● Titel: Mobile Arbeitswelten<br />

● Management: Studie zu Trends in HR<br />

● Organisation: Serie „HR-Rollenprofi le“<br />

● Recht: Update Urlaubsrecht<br />

Schreiben Sie uns an: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Impressum<br />

VERLAG<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />

Kommanditgesellschaft, Sitz Freiburg<br />

Registergericht Freiburg, HRA 4408<br />

Komplementäre: <strong>Haufe</strong>-Lexware<br />

Verwaltungs GmbH, Sitz Freiburg,<br />

Registergericht Freiburg, HRB 5557<br />

Martin Laqua<br />

Geschäftsführung: Isabel Blank,<br />

ABONNENTEN-SERVICE UND VERTRIEB<br />

Tel. 01 80/50 50 169*<br />

Fax 01 80/50 50 441*<br />

E-Mail: Zeitschriften@haufe.<strong>de</strong><br />

Jörg Frey, Birte Hackenjos, Matthi<strong>as</strong><br />

Mühe, Markus Reith wiesner, Joachim<br />

Rotzinger, Dr. Carsten Thies<br />

Beiratsvorsitzen<strong>de</strong>: Andrea <strong>Haufe</strong><br />

Steuernummer: 06392/11008<br />

Umsatzsteuer-I<strong>de</strong>ntifi kations nummer:<br />

DE 812398835<br />

* 0,14 €/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz,<br />

max. 0,42 €/Min. mobil. Ein Service von dtms.<br />

VERLAGSLEITUNG / HERAUSGEBER Reiner Straub<br />

REDAKTION<br />

Randolf Jessl (raj) (verantw. Chefredakteur)<br />

E-Mail: Randolf.Jessl@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Daniela Furkel (dfu) (Chefreporterin)<br />

E-Mail: Daniela.Furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Thom<strong>as</strong> Muschiol (tm) (Leiter Fachressort Recht)<br />

E-Mail: Thom<strong>as</strong>.Muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Katharina Schmitt (ks)<br />

E-Mail: Katharina.Schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Melanie Rößler (mer)<br />

E-Mail: Melanie.Roessler@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva (end)<br />

E-Mail: Kristina.En<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Michael Miller (mim)<br />

E-Mail: Michael.Miller@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

REDAKTIONSASSISTENZ<br />

Sabine Schmie<strong>de</strong>r, Telefon 07 61 / 89 83-032<br />

Brigitte Pelka, Telefon 07 61/89 83-921, Telefax: 898-993-921<br />

E-Mail: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

AUTOREN UND MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

Martin Claßen, Sarah Dittrich, Raoul Fischer, Dr. Friedrich Fratschner,<br />

Dr. Kilian Friemel, Lotte G<strong>as</strong>ser, Daniel Hautumm, Claus Herbertz, Frank-Karl<br />

Heuchemer, Dr. Thom<strong>as</strong> Marquardt, Maik Metzdorf, Udo Meyer, Gabriele<br />

Neubert, Ulli Pesch, Frank Rüttger, Dr. Wolfgang Runge, Elmar Siemers,<br />

Andre<strong>as</strong> Sprenger, Prof. Dr. Armin Trost, Dr. André Zimmermann<br />

GRAFIK / LAYOUT Melanie Probst<br />

ANZEIGEN Gültige Anzeigenpreisliste vom 1.1.2011<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Nie<strong>de</strong>rl<strong>as</strong>sung Würzburg<br />

Unternehmensbereich Media Sales, Im Kreuz 9, 97076 Würzburg,<br />

ANZEIGENLEITUNG (verantwortlich für Anzeigen)<br />

Klaus Sturm, Tel. 09 31/27 91-733<br />

E-Mail: Klaus.Sturm@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

KEY ACCOUNT MANAGEMENT<br />

Michael Kretschmer, Tel. 09 31/27 91-562<br />

E-Mail: Michael.Kretschmer@haufe-lexware.com<br />

Dominik C<strong>as</strong>tillo, Tel. 09 31/27 91-751<br />

E-Mail: Dominik.C<strong>as</strong>tillo@haufe-lexware.com<br />

ANZEIGENDISPOSITION<br />

Michaela Dotzler, Tel. 09 31/27 91-559, Fax: -477,<br />

E-Mail: Michaela.Dotzler@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

ABONNEMENT-PREISE Jahresabonnement (12 Ausgaben) 128 Euro<br />

inkl. MwSt., Porto- und Versandkosten; Bestell-Nummer: 04062-0001, ISSN:<br />

1438-4558. Bezieher <strong>de</strong>s Loseblattwerks „D<strong>as</strong> Personalbüro in Recht und<br />

Praxis“ und <strong>de</strong>r CD-ROM „<strong>Haufe</strong> Personal Offi ce“ sowie „<strong>Haufe</strong> Steuer Offi ce<br />

Premium“ erhalten d<strong>as</strong> Personalmagazin im Rahmen ihres Abonnements.<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

Monatlich, in <strong>de</strong>r Regel am letzten Freitag eines Monats, 13. Jahrgang<br />

VERBREITETE AUFLAGE 38.725 Exemplare im 2. Quartal 2011<br />

DRUCK Echter Druck Center Würzburg<br />

URHEBER- UND VERLAGSRECHTE Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen<br />

einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. D<strong>as</strong><br />

gilt auch für Entscheidungen und <strong>de</strong>ren Leitsätze, wenn und soweit sie<br />

redaktionell bearbeitet o<strong>de</strong>r redigiert wor<strong>de</strong>n sind. Soweit die Rechte an<br />

Bil<strong>de</strong>rn bei Dritten liegen, ist dies gekennzeichnet. Ansonsten liegen die<br />

Nutzungsrechte beim Verlag.<br />

NACHDRUCK Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne<br />

schriftliche Genehmigung <strong>de</strong>s Verlages vervielfältigt o<strong>de</strong>r verbreitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Unter dieses Verbot fällt insbeson<strong>de</strong>re die gewerbliche Vervielfältigung per<br />

Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung<br />

auf CD-ROM. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bildmaterialien<br />

übernimmt <strong>de</strong>r Verlag keine Haftung.<br />

LESERBRIEFE Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />

Aktuelle Informationen zu <strong>de</strong>n Zeitschriften- und Online-Angeboten <strong>de</strong>r <strong>Haufe</strong>-<br />

Mediengruppe fi n<strong>de</strong>n Sie unter: www.haufe.<strong>de</strong>/mediacenter.


Quali�zierung mit Zerti�kat – Weiterbildungsangebote<br />

zerti�ziert durch die Hochschule Deggendorf<br />

Praxisrelevante Zusatzquali�kationen sind<br />

neben Ausbildung o<strong>de</strong>r Studium entschei<strong>de</strong>nd,<br />

um im Berufsleben erfolgreich zu sein.<br />

Als Absolvent <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Hochschule Deggendorf<br />

zerti�zierte Angebote erhalten Sie Credit<br />

Points (ECTS) <strong>de</strong>r Hochschule Deggendorf.<br />

Diese können z. B. auf die MBA-Programme<br />

<strong>de</strong>r Hochschule angerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Hochschule Deggendorf wird regelmäßig<br />

als innovative Hochschule in Rankings ausgezeichnet.<br />

Zukunft im Kopf.<br />

Die <strong>Haufe</strong> Aka<strong>de</strong>mie unterstützt in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r Hochschule Deggen dorf Ihre<br />

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• Lehrgang Geprüfte/r HR-Manager/in<br />

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90<br />

PERSÖNLICH<br />

KOLUMNE<br />

Seien Sie Seismograf<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens<br />

TIPP. Personaler sollten alle Sensoren auf Empfang<br />

stellen. Wer die Stimmungen im Unternehmen<br />

kennt, hat <strong>de</strong>m Management etw<strong>as</strong> zu bieten.<br />

Stellen Sie sich vor, Sie beobachten zufällig eine<br />

Gruppe von Mitarbeitern im Unternehmen auf<br />

<strong>de</strong>m Flur. Sie bekommen mit, d<strong>as</strong>s diese sich<br />

sehr abfällig über eine Veröffentlichung <strong>de</strong>r Personalabteilung<br />

unterhalten. Als Personaler haben<br />

Sie jetzt verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeiten. Erstens:<br />

Ducken, weggucken und unauffällig weitergehen.<br />

Zweitens: Dazustellen und ins selbe Horn stoßen.<br />

Drittens: Sich durchs Gedränge schieben, so die<br />

Ansammlung stören und hoffentlich aufl ösen.<br />

Viertens: Auffälliger bewegen, sich dazustellen<br />

und einen Dialog anbieten.<br />

Sollten Sie sich auf <strong>de</strong>n Dialog eingel<strong>as</strong>sen<br />

haben, dann stehen Sie anschließend wie<strong>de</strong>r<br />

vor einer Entscheidung. Erstens: Behalten Sie<br />

alles für sich? Eigentlich haben die Mitarbeiter<br />

recht. Mal sehen, wann d<strong>as</strong> eskaliert. Zweitens:<br />

Kollegentipp<br />

Wer sich, seine Abteilung und seine<br />

Arbeit voranbringen will, muss<br />

Wirkung entfalten. Gute I<strong>de</strong>en und<br />

Ansätze, wie d<strong>as</strong> gelingt, präsentieren<br />

Ihnen hier Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Personalerinitiative<br />

„Wege zur Selbst-GmbH“.<br />

Von Kollegen für Kollegen.<br />

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personalmagazin 11 / 11<br />

D<strong>as</strong> hat für mich keine Relevanz, ich habe<br />

Wichtigeres zu tun, als mich mit solchen Themen<br />

auseinan<strong>de</strong>rzusetzen. Drittens: Beiläufi ges<br />

Fallenl<strong>as</strong>sen <strong>de</strong>r Beobachtung in einem Meeting.<br />

Dann hat man es ja wenigstens gesagt. Viertens:<br />

Die Beobachtung mit einem HR-Kollegen<br />

besprechen und schließlich in ein Team-Meeting<br />

einbringen, wenn <strong>de</strong>r Personalchef nach „Kraut<br />

und Rüben“ fragt.<br />

Diese kleine Episo<strong>de</strong> ist hoffentlich nahe genug<br />

an <strong>de</strong>r Realität. Mein Anspruch an mich und<br />

mein Team lautet: Ich erwarte, d<strong>as</strong>s wir alle<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Informationsquellen nutzen und in<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen wie ein Seismograf arbeiten.<br />

Als Personaler haben wir Zugang zu Kollegen,<br />

Betriebsräten und die verschie<strong>de</strong>nsten Gremien.<br />

Diese externen und die eigenen Sensoren sollten<br />

fein eingestellt sein, um je<strong>de</strong>n Ausschlag zu<br />

registrieren. Diese Ausschläge gilt es dann zu<br />

analysieren, einzuordnen und zu bewerten.<br />

Überprüfen Sie doch einmal, über welche eigenen<br />

und frem<strong>de</strong>n Sensoren Sie als Personaler<br />

verfügen. Meine zehn Finger reichen nicht aus,<br />

um meine internen und externen Informationsquellen<br />

zu zählen. Meine Empfehlung lautet:<br />

Schalten Sie alle Kanäle auf Empfang! Gehen Sie<br />

immer mit offenen Augen durchs Unternehmen<br />

und suchen Sie möglichst aktiv d<strong>as</strong> Gespräch zu<br />

allen Mitarbeitern im Betrieb.<br />

Dann stellt sich die Frage, wie diese Informationen<br />

zu nutzen sind. D<strong>as</strong> erfor<strong>de</strong>rt Augenmaß bei<br />

<strong>de</strong>r Bewertung, Erfahrung bei <strong>de</strong>r Einordnung und<br />

Schreiben Sie uns an: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

Umsicht bei <strong>de</strong>r Verwendung. Zum einen gilt es,<br />

allen Mitarbeitern die Tür für ein vertrauliches<br />

Gespräch offen zu halten. Zum an<strong>de</strong>ren trägt <strong>de</strong>r<br />

Personaler meiner Meinung nach mehr als nur die<br />

Verantwortung für Personalprozesse. D<strong>as</strong> kostet<br />

zwar Kraft, aber es lohnt sich, weil wir Personaler<br />

die Brücke zwischen <strong>de</strong>n Einzelnen und <strong>de</strong>m<br />

Management bauen. Sie spielen diese Rolle dann<br />

erfolgreich, wenn Sie im Management aufgrund<br />

ihrer Beobachtungen, Kontakte, Informationen,<br />

Hintergrün<strong>de</strong> und Eindrücke gefragt sind. Denn<br />

dann haben Sie etw<strong>as</strong> zu bieten!<br />

Dr. Wolfgang Runge<br />

ist Arbeitsdirektor bei Avaya<br />

Deutschland.<br />

© A1PIX/NTH


Unsere Chefredakteure und Softwareentwickler haben für die <strong>Haufe</strong> Online-Produkte eine neue Nutzeroberfl äche<br />

entwickelt. iDesk2 macht d<strong>as</strong> Arbeiten für Sie einfacher, effizienter und produktiver als je zuvor. In <strong>de</strong>n nächsten<br />

Monaten wer<strong>de</strong>n alle <strong>Haufe</strong> Online-Produkte sukzessiv auf die neue Nutzeroberfläche iDesk2 umgestellt. Die von<br />

uns eigens entwickelte Internetseite bietet Ihnen wertvolle Informationen rund um iDesk2. Hier fin<strong>de</strong>n Sie Vi<strong>de</strong>o-<br />

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