Studientag mit Chaim Noll und ein Brief aus Israel - St. Anna ...
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I 2009<br />
<strong><strong>St</strong>udientag</strong> <strong>mit</strong> <strong>Chaim</strong> <strong>Noll</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>ein</strong> <strong>Brief</strong> <strong>aus</strong> <strong>Israel</strong><br />
<strong>Chaim</strong> <strong>Noll</strong> im Gespräch <strong>mit</strong> Schülern des GSG<br />
<strong>Chaim</strong> <strong>Noll</strong> im Günter-<strong>St</strong>öhr-Gymnasium<br />
Berlin, Rom <strong>und</strong> <strong>Israel</strong>, die zentralen Lebensstationen des<br />
deutschsprachigen Autors <strong>aus</strong> <strong>Israel</strong> prägten die Gespräche der<br />
Gymnasiasten des <strong>St</strong>. <strong>Anna</strong> Schulverb<strong>und</strong>s <strong>mit</strong> dem Schriftsteller<br />
<strong>Chaim</strong> <strong>Noll</strong>. Er hatte sich im Juli <strong>ein</strong>en ganzen Tag Zeit<br />
genommen für <strong>ein</strong>en Thementag der Fächer Geschichte,<br />
Religion <strong>und</strong> Deutsch <strong>mit</strong> Schülern des Günter-<strong>St</strong>öhr-<br />
Gymnasiums verschiedenen Alters in der Villa Eggenberg.<br />
Am Vor<strong>mit</strong>tag fragen die Schüler der zehnten Jahrgangsstufe<br />
nach der Geschichte des heranwachsenden DDR-Dissidenten<br />
<strong>Noll</strong>, der <strong>ein</strong>en Hungerstreik beginnt um dem obligatorischen<br />
DDR-Wehrdienst zu entgehen.<br />
Auch die jüngeren Schüler, welche die Zusammenhänge<br />
zwischen Ostern <strong>und</strong> Pfingsten <strong>und</strong> ihren jüdischen Ursprüngen<br />
Pessach <strong>und</strong> Shavout verstehen wollen, interessierten sich für<br />
s<strong>ein</strong>e persönliche Geschichte.<br />
Der Nach<strong>mit</strong>tag ist der <strong>St</strong>adt Rom <strong>und</strong> dem “Kitharaspieler”<br />
gewidmet, <strong>Noll</strong>s großem Roman über Nero, die Hofintrigen der<br />
Kaiserzeit (s. Rezension zum Herunterladen).<br />
Ein <strong>Brief</strong> von <strong>Chaim</strong> <strong>Noll</strong> an den Schulleiter<br />
Lieber Herr Schneider,<br />
auch nach m<strong>ein</strong>er Rückkehr nach <strong>Israel</strong> denke ich gern an<br />
den Tag in Ihrem Gymnasium zurück, besonders an die<br />
Begegnungen <strong>mit</strong> Ihren Schülern.
<strong>Chaim</strong> <strong>Noll</strong>, Schriftsteller, lebt heute in der Wüste<br />
Negev nahe der israelischen Partnerschule des GSG.<br />
I 2009<br />
Ich frage mich, warum die jungen Leute an Ihrer Schule so<br />
besonders sympathisch sind, warum ich mich unter ihnen<br />
so wohl gefühlt habe. Wahrsch<strong>ein</strong>lich ist es das Neben<strong>ein</strong>ander<br />
von Disziplin <strong>und</strong> kreativer Freiheit, das Sie an Ihrer Schule<br />
vorbildlich zustande bringen. Die Schüler wirken inspiriert, heiter,<br />
zuversichtlich, positiv, ganz frei in ihren Äußerungen, Ansichten<br />
<strong>und</strong> Fragen (auch in den sehr sachk<strong>und</strong>igen, oft scharfsinnigen<br />
Fragen an mich, für deren Beantwortung ich m<strong>ein</strong>e ganze<br />
Geistesgegenwart brauchte). Zugleich halten sie jedoch –<br />
offenbar freiwillig – <strong>ein</strong>e Reihe äußerer Formen <strong>und</strong><br />
Gewohnheiten <strong>ein</strong>, die heute unüblich geworden sind:<br />
Höflichkeit, Anteilnahme am Anderen, gute Manieren,<br />
gegenseitige Hilfe. Dieser besondere „Komment“, der an Ihrer<br />
Schule herrscht, wird die jungen Leute später befähigen, mehr<br />
gesellschaftliche Solidarität <strong>und</strong> Fähigkeit zum Mit<strong>ein</strong>ander<br />
zu entwickeln als die meisten anderen, ohne dass die kritische<br />
Fähigkeit ihres Denkens im Mindesten darunter leidet.<br />
Sie wissen besser als ich, durch welche Mühen, besonderen<br />
Überlegungen, tagtägliche Detailarbeit <strong>und</strong> Aufmerksamkeit Sie<br />
diese Atmosphäre an Ihrem Gymnasium schaffen. Ich möchte<br />
Ihnen nur sagen, dass ich all dies bemerkt, mich an Ihrer Schule<br />
sehr wohl gefühlt <strong>und</strong> sie voller Hoffnung verlassen habe.<br />
Der Tag am Günter-<strong>St</strong>öhr-Gymnasium ist mir unvergesslich.<br />
Herzliche Grüße <strong>aus</strong> <strong>Israel</strong> an Sie, alle Lehrer <strong>und</strong> Schüler<br />
des Günter-<strong>St</strong>öhr-Gymnasiums<br />
Ihr <strong>Chaim</strong> <strong>Noll</strong>