Facharbeitern in Führungspositionen - BiBB

Facharbeitern in Führungspositionen - BiBB Facharbeitern in Führungspositionen - BiBB

11.12.2012 Aufrufe

- Als Ansprechpartner bei den Arbeitsgeberverbänden fungierten Sven-Uwe Räß (Gesamtmetall) und Hans-Günter Glass (Bundesarbeitgeberverband Chemie). - Ansprechpartner bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie war Frank Czichos. - Seitens des Industriemeisterverbands wurde Peter-Jürgen Falck einbezogen. - Stellvertretend für die betrieblichen Gesprächspartner seien mit besonderem Dank für ihre Beteiligung genannt: - Dietmar Dieterle (M&A Dieterle GmbH Maschinen- und Apparatebau) - Gerd Duffke (TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG) - Dr. Volker Engert (Daimler AG, Mercedes-Benz Werk Mannheim) - Karsten Hildebrandt (Volkswagen AG, Wolfsburg) - Dr. Ralf Obermaier (ALLGAIER WERKE GmbH, Uhingen) - Kurt-Ernst Reichert (WINCOR NIXDORF International GmbH, Paderborn) - Mathias Schietinger (Festo Didactic GmbH & Co. KG, Denkendorf) - Irene Schmidt (ZF Getriebe GmbH Werk Brandenburg) - Joachim Schröder (BASF SE, Ludwigshafen) und - Erwin Siemens (MEYER WERFT GmbH, Papenburg) Die Arbeit am KIT wurde von Ines Rohrdantz-Herrmann mit getragen. 4

1 Zur Ausgangslage der Untersuchung In den 1990er Jahren entwickelten sich in der deutschen Industrie neue Formen der Arbeitsorganisation. Sie brachten u.a. eine Verflachung der betrieblichen Hierarchien, Dezentralisierung der Verantwortlichkeit und Einführung von Gruppenarbeit mit sich. Die zuvor verbreitete Struktur von Arbeitsanweisung und –ausführung wurde in Frage gestellt. Als neues Leitbild des im Produktionsbetrieb arbeitenden Menschen diente die Vorstellung der qualifizierten Fachkraft, die als Teammitglied und kompetent vollständige Aufgaben bewältigt, d.h. Anteile des Planens, Ausführens und Kontrollierens integriert. Kooperation und Kommunikation gehörten in der Folge mit zu den Bestandteilen der alltäglichen Tätigkeit auch der gewerblich-technischen Facharbeiter. Sie mussten ihr Handeln mit vor- und nachgelagerten Bereichen eigenständig abstimmen. Bisher den Meistern zugewiesene Aufgaben der Annahme von Aufträgen, Zuteilung von Arbeit an die direkt Untergeordneten und Aufsicht über die Arbeitsausführung gingen anteilig an die Facharbeiter über. Es wurde in den 1990er Jahren gefragt, ob Meister in der industriellen Produktion eine Rolle behalten oder durch andere Akteure oder Arrangements ersetzt würden. Die in diesem Zusammenhang Mitte der 1990er Jahre durchgeführten Untersuchungen 2 kamen zu dem prinzipiellen Ergebnis, dass sich die Meisterposition gehalten habe und voraussichtlich eine – wenn auch veränderte – weiterhin wichtige Rolle spielen werde. Bedeutsam für diese Annahme war nicht nur die Tätigkeit der Meister selbst, sondern auch die gestärkte Rolle der gewerblich-technischen Fachkräfte, die durch die Meisterposition auch eine Karriereperspektive in Führungsaufgaben erhalten sollten. Die angenommene neue Rolle enthielt allerdings weniger direkte, traditionelle Vorgesetztenaufgaben – wie die unmittelbare Anweisung an jeden einzelnen Mitarbeiter auf Basis des eigenen Könnens, jeden Arbeitsschritt im eigenen Verantwortungsbereich selbst zu beherrschen. Sie war vielmehr eine Verbindung von organisierenden und führenden Handlungen auf Grundlage technischer Fachkenntnis und im technischen System. Ende der 1990er Jahre wurde die Verordnung zur Prüfung der Industriemeister Metall neu erlassen. Sie enthielt die Konsequenzen der Veränderungen vor allem hinsichtlich der Inhalte – so wurden die Inhalte Technik, Organisation und Personal/Führung gleichgewichtig benannt – und der Art der Prüfung – hier wurden u.a. vor allem sogenannte betriebliche Situationsaufgaben als Prüfungsteile eingeführt. Die Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluß Geprüfter Industriemeister / Geprüfte Industriemeisterin - Fachrichtung Metall wurde am 18. Dezember 1997 in Bonn ausgegeben im Bundesgesetzblatt Jahrgang 1997 Teil I Nr. 83, Spalte 2923. Das Ziel der Prüfung ist demnach, die Befähigung nachzuweisen, dass der Geprüfte „in Betrieben unterschiedlicher Größe und Branchenzugehörigkeit sowie in verschiedenen Bereichen und Tätigkeitsfeldern eines Betriebes Sach-, Organisations- und Führungsaufgaben“ wahrnehmen kann und „sich auf verändernde Methoden und Systeme in der Produktion, auf sich verändernde Strukturen der Arbeitsorganisation und auf neue Methoden der Organisationsentwicklung, der Personalführung und -entwicklung flexibel“ einstellen kann „sowie den technisch-organisatorischen Wandel im Betrieb“ mitgestalten (§1 (2)). Es sei festzustellen, ob „der Prüfungsteilnehmer die Qualifikation besitzt, um in den betrieblichen Funktionsfeldern Betriebserhaltung, Fertigung und Montage“ diverse Aufgaben eines Industriemeisters der Fachrichtung Metall wahrnehmen kann (§1 (3)). Dazu gehören etwa die Aufgaben, über den Einsatz der Betriebs- und Produktionsmittel zu entscheiden, sich an der Planung und Umsetzung neuer Arbeitstechniken und Fertigungsprozesse zu beteiligen und Mitarbeiter im Sinne der Unternehmensziele zu führen. Bezüglich der Qualifikation werden zunächst berufs- und arbeitspädagogische sowie fachrichtungsübergreifende Basisqualifikationen sowie handlungsspezifische Qualifika- 2 Fuchs-Frohnhofen; Scholz; Wortmann; Drewes Gidion&Sandal, KIT, 31.07.2011 5

1 Zur Ausgangslage der Untersuchung<br />

In den 1990er Jahren entwickelten sich <strong>in</strong> der deutschen Industrie neue Formen der<br />

Arbeitsorganisation. Sie brachten u.a. e<strong>in</strong>e Verflachung der betrieblichen Hierarchien,<br />

Dezentralisierung der Verantwortlichkeit und E<strong>in</strong>führung von Gruppenarbeit mit sich.<br />

Die zuvor verbreitete Struktur von Arbeitsanweisung und –ausführung wurde <strong>in</strong> Frage<br />

gestellt. Als neues Leitbild des im Produktionsbetrieb arbeitenden Menschen diente die<br />

Vorstellung der qualifizierten Fachkraft, die als Teammitglied und kompetent vollständige<br />

Aufgaben bewältigt, d.h. Anteile des Planens, Ausführens und Kontrollierens <strong>in</strong>tegriert.<br />

Kooperation und Kommunikation gehörten <strong>in</strong> der Folge mit zu den Bestandteilen<br />

der alltäglichen Tätigkeit auch der gewerblich-technischen Facharbeiter. Sie mussten<br />

ihr Handeln mit vor- und nachgelagerten Bereichen eigenständig abstimmen. Bisher<br />

den Meistern zugewiesene Aufgaben der Annahme von Aufträgen, Zuteilung von Arbeit<br />

an die direkt Untergeordneten und Aufsicht über die Arbeitsausführung g<strong>in</strong>gen anteilig<br />

an die Facharbeiter über.<br />

Es wurde <strong>in</strong> den 1990er Jahren gefragt, ob Meister <strong>in</strong> der <strong>in</strong>dustriellen Produktion e<strong>in</strong>e<br />

Rolle behalten oder durch andere Akteure oder Arrangements ersetzt würden. Die <strong>in</strong><br />

diesem Zusammenhang Mitte der 1990er Jahre durchgeführten Untersuchungen 2 kamen<br />

zu dem pr<strong>in</strong>zipiellen Ergebnis, dass sich die Meisterposition gehalten habe und<br />

voraussichtlich e<strong>in</strong>e – wenn auch veränderte – weiterh<strong>in</strong> wichtige Rolle spielen werde.<br />

Bedeutsam für diese Annahme war nicht nur die Tätigkeit der Meister selbst, sondern<br />

auch die gestärkte Rolle der gewerblich-technischen Fachkräfte, die durch die Meisterposition<br />

auch e<strong>in</strong>e Karriereperspektive <strong>in</strong> Führungsaufgaben erhalten sollten. Die angenommene<br />

neue Rolle enthielt allerd<strong>in</strong>gs weniger direkte, traditionelle Vorgesetztenaufgaben<br />

– wie die unmittelbare Anweisung an jeden e<strong>in</strong>zelnen Mitarbeiter auf Basis<br />

des eigenen Könnens, jeden Arbeitsschritt im eigenen Verantwortungsbereich selbst<br />

zu beherrschen. Sie war vielmehr e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung von organisierenden und führenden<br />

Handlungen auf Grundlage technischer Fachkenntnis und im technischen System.<br />

Ende der 1990er Jahre wurde die Verordnung zur Prüfung der Industriemeister Metall<br />

neu erlassen. Sie enthielt die Konsequenzen der Veränderungen vor allem h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Inhalte – so wurden die Inhalte Technik, Organisation und Personal/Führung<br />

gleichgewichtig benannt – und der Art der Prüfung – hier wurden u.a. vor allem sogenannte<br />

betriebliche Situationsaufgaben als Prüfungsteile e<strong>in</strong>geführt.<br />

Die Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluß Geprüfter Industriemeister<br />

/ Geprüfte Industriemeister<strong>in</strong> - Fachrichtung Metall wurde am 18. Dezember 1997 <strong>in</strong><br />

Bonn ausgegeben im Bundesgesetzblatt Jahrgang 1997 Teil I Nr. 83, Spalte 2923. Das<br />

Ziel der Prüfung ist demnach, die Befähigung nachzuweisen, dass der Geprüfte „<strong>in</strong> Betrieben<br />

unterschiedlicher Größe und Branchenzugehörigkeit sowie <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Bereichen und Tätigkeitsfeldern e<strong>in</strong>es Betriebes Sach-, Organisations- und Führungsaufgaben“<br />

wahrnehmen kann und „sich auf verändernde Methoden und Systeme <strong>in</strong> der<br />

Produktion, auf sich verändernde Strukturen der Arbeitsorganisation und auf neue Methoden<br />

der Organisationsentwicklung, der Personalführung und -entwicklung flexibel“<br />

e<strong>in</strong>stellen kann „sowie den technisch-organisatorischen Wandel im Betrieb“ mitgestalten<br />

(§1 (2)). Es sei festzustellen, ob „der Prüfungsteilnehmer die Qualifikation besitzt,<br />

um <strong>in</strong> den betrieblichen Funktionsfeldern Betriebserhaltung, Fertigung und Montage“<br />

diverse Aufgaben e<strong>in</strong>es Industriemeisters der Fachrichtung Metall wahrnehmen kann<br />

(§1 (3)). Dazu gehören etwa die Aufgaben, über den E<strong>in</strong>satz der Betriebs- und Produktionsmittel<br />

zu entscheiden, sich an der Planung und Umsetzung neuer Arbeitstechniken<br />

und Fertigungsprozesse zu beteiligen und Mitarbeiter im S<strong>in</strong>ne der Unternehmensziele<br />

zu führen.<br />

Bezüglich der Qualifikation werden zunächst berufs- und arbeitspädagogische sowie<br />

fachrichtungsübergreifende Basisqualifikationen sowie handlungsspezifische Qualifika-<br />

2 Fuchs-Frohnhofen; Scholz; Wortmann; Drewes<br />

Gidion&Sandal, KIT, 31.07.2011 5

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