Facharbeitern in Führungspositionen - BiBB

gerichtet, das fördert zugleich auch die spätere Nutzung in der Tätigkeit als Facharbeiter.
Die jungen Facharbeiter wirken außerdem als Multiplikatoren in ihren anschließenden
Arbeitsumgebungen. Das PLS ist ein zentrales Instrument in der Ausbildung (sozusagen
als "zweiter Ausbilder"), während der Ausbilder selbst tendenziell im Hintergrund
bleibt. Das PLS soll die Auszubildenden auf die Facharbeiter-Tätigkeit vorbereiten.
Bislang liegt die Nutzung schwerpunktmäßig bei der Bearbeitung von Lehrprojekten
und –aufträgen. Die Nutzung bei der Bearbeitung von sog. Produktiv-Aufträgen, die
aus den produzierenden Fachbereichen an die Ausbildungswerkstatt gegeben werden,
ist bislang nach nachrangig.
Im Zusammenhang der internen interaktiven Umgebung werden unterschiedliche Rollen
vergeben. Hervorzuheben sind die Redakteure aus dem Kreis der Fachkräfte. Sie
pflegen Inhalte ein und werden darauf in kürzeren Schulungen bereits während der
Ausbildung vorbereitet. Bevorzugt werden hierfür Personen angesprochen, die bereits
durch den Meister als computeraffin und zugleich mit dem Arbeitsbereich, über den Informationen
in das System eingepflegt werden, vertraut sind. Generelles Engagement
als Fachkraft hat sich als eher ungünstiges Auswahlkriterium erwiesen, weil diese Personen
oftmals stark belastet und mit anderen Aufgaben betrau sind. Eine weitere Rolle
lässt sich als „Chef-Redakteure“ bezeichnen. Diese überprüfen die Inhalte und geben
sie frei. Je Fachbereich sind zwei Personen dazu benannt. Als externe Rollen sind die
Maschinenhersteller einzuordnen. Sie pflegen Inhalte zu neuen oder umgebauten Maschinen
ein, allerdings generell nur punktuell bei der Maschinenübergabe. Im Anschluss
haben sie oft selbst Interesse an dem (im System dokumentierten) Erfahrungswissen
der Fachkräfte. Schließlich sind Administratorenrollen zu vergeben, die
die im System enthaltenen Daten pflegen, überwachen und strukturieren.
Im Bereich der Fallstudie sind zahlreiche weitere vernetzte und computerbasierte Anwendungen
in Gebrauch (in der Ausbildungswerkstatt sind Beamer und vernetzte
Computer für alle Auszubildenden verfügbar). Eine langjährige Tradition besteht in der
Verwendung von Lotus-Notes. Gebräuchlich ist die Dokumentation von aktuellen Arbeiten
der Auszubildenden mit Office-Programmen. Diese sind über einen zentralen
Server für alle Auszubildenden verfügbar. So werden auch die Dokumente der anderen
Gruppen gesichtet, aber nicht online kommentiert – dieses erfolgt nur in Gruppensitzungen.
Auf den Servern vorhandene Datenbanken werden am Arbeitsplatz vor allem
von Meistern und Gruppenleitern verwendet. Wichtige vernetzte Umgebungen sind
auch das TOS (Truck Operating System) mit allen wichtigen aktuellen und archivierten
technischen Informationen, die Ausbildungsplattform DAP und das Ausbildungssystem
DAS. Zudem ist ein SESAM-Web verfügbar, welches eine Intranet-Datenbank zu Produkten
enthält. Es steuert Bänder und Roboter, der Zugriff ist nur für ausgewählte Mitarbeiter
möglich. Das Instandhaltungsprogramm DIVA ist an lokalen Arbeitsplätzen installiert
und verwaltet Wartungsintervalle und –aufträge. Die Schichtübergabe, Problembearbeitung
und Entwicklung läuft weiterhin primär mündlich und auf Papier, teilweise
werden digitale Schichtübergabeprotokolle verwendet. Zudem werden übergeordnete
Anwendungen zur Betriebsorganisation eingesetzt, etwa als SAP-System bei
der Fahrzeugmontage. Die Eintragungen in Datenbanken werden in der Regel nur
durch Meister und Gruppensprecher vorgenommen, ggf. auch auf Zuruf durch Facharbeiter.
Als Ausnahme können Vorgänge im Zusammenhang der Fehlererfassung, der
Aufträge an die Instandhaltung, der Aufgabe von Bestellungen und die Eingabe von
Team-Protokollen gelten. In Entwicklung befindet sich ein standortübergreifendes Wissensmanagement-Projekt
zur Weitergabe von Problemlösestrategien.
Über das PLS können künftig voraussichtlich auch weitere Kooperations-Tools in Gebrauch
genommen werden, die eine Verbindung zu externen Partnern ermöglichen. Im
Fall der Ausbildung bietet sich hier vor allem die Berufsschule und die Lernortkooperation
an. Ideen betreffen Features wie Lerntagebücher, Kommunikationstools für Lehrende
und Lernende sowie Verknüpfungen von Inter- und Intranetquellen.
Kernmerkmale der Meisterrolle: Der Meister setzt das strategische Ausbildungskonzept
in die Praxis um. Die unmittelbare Anleitung hat dabei eine rückgehende Bedeutung,
Gidion&Sandal, KIT, 31.07.2011 143