Facharbeitern in Führungspositionen - BiBB
Facharbeitern in Führungspositionen - BiBB
Facharbeitern in Führungspositionen - BiBB
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
diesen erfolgt die Koord<strong>in</strong>ation der Unterlieferanten. Etwa e<strong>in</strong> Drittel e<strong>in</strong>es Arbeitstages<br />
wird im Zusammenhang der Umsetzung des Synchro-Pr<strong>in</strong>zips verwendet.<br />
E<strong>in</strong>en erheblichen Anteil der Arbeitszeit ist der Industriemeister am Computer tätig; <strong>in</strong><br />
diesem Rahmen werden bspw. Emails beantwortet, Kennzahlen verwaltet, Budgets<br />
kontrolliert sowie Angebote erstellt, Anfragen der <strong>in</strong>ternen Kunden bearbeitet, Berichte<br />
erstattet, Dokumentationen erstellt, Ersatzteile bestellt etc.<br />
Beispiel e<strong>in</strong>er typischen Meisteraufgabe: E<strong>in</strong> verändertes Konzept <strong>in</strong> der Fertigung<br />
geht aus dem kont<strong>in</strong>uierlichen Verbesserungsprozess hervor. Dieses war zu planen,<br />
zu entscheiden und umzusetzen, derzeit läuft die Phase der Ingebrauchnahme im täglichen<br />
Betrieb. Der Meister entwickelt (im Dialog mit Teammitgliedern und anderen<br />
Stellen) erfolgversprechende neue Ansätze zur Optimierung der Arbeit und leitet deren<br />
Realisierung bis zur Nachkalkulation der Zielerreichung. Er ist Umfassend mit Gesprächen,<br />
Abklärungen und Koord<strong>in</strong>ationsaufgaben beschäftigt.<br />
Exemplarische Werdegänge<br />
Industriemeister: W.: W. begann im Jahr 1972 mit e<strong>in</strong>er Ausbildung zum Industriemechaniker<br />
und übernahm anschließend auch Aufgaben, die eher dem Profil e<strong>in</strong>es Zerspanungsmechanikers<br />
zugeordnet werden (wie Drehen und Fräsen). Im Unternehmen<br />
übernahm er nach und nach auch verschiedene verantwortungsvolle Aufgaben und<br />
wurde Schichtführer, Anlagenbetreuer, später auch im Organisationsprozess der<br />
„Spiegelfertigung“ tätig. Während dieser Zeit wurde er mehrmals aufgefordert, die Prüfung<br />
zum Industriemeister abzulegen, was W. im Jahr 2000 auch erfolgreich schaffte.<br />
Der Trend geht se<strong>in</strong>es Erachtens zum Techniker (Hauptaufgaben im konstruierenden<br />
Bereich). Der Meister würde hier eher klassisch def<strong>in</strong>iert (Hauptaufgaben s<strong>in</strong>d Menschenführung,<br />
Organisation, Kostenmanagement). In se<strong>in</strong>er Position reiche z.B. e<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>faches Englisch-Niveau wohl auch <strong>in</strong> der Zukunft noch aus.<br />
Nach der Prüfung übernahm er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der Werke die Betreuung der Sonderwerkzeuge<br />
(Stanz-, Biege-, Rollwerkzeuge für Sonderwünsche), bevor er vor etwa drei Jahren<br />
die Gruppenleitung des Betriebsmittelbaus antrat. Dieser Bereich fertigt u.a. Vorrichtungen<br />
für bestellte Masch<strong>in</strong>en etc. Er besteht aus zwei „Abteilungen“: e<strong>in</strong>er Konstruktion<br />
und e<strong>in</strong>er Fertigung. Im Aufgabenbereich Konstruktion hat W. die Leitung und<br />
Steuerung der zehn Mitarbeiter. In der Vergangenheit verteilte sich das Expertenwissen<br />
auf die E<strong>in</strong>zelpersonen. Infolge des Synchro-Leitgedankens wird dieses aufgebrochen:<br />
Die Umsetzung bedeutet, dass die e<strong>in</strong>zelnen Personen direkt <strong>in</strong> Gruppenarbeit<br />
mite<strong>in</strong>ander arbeiten. Hierfür werden die e<strong>in</strong>zelnen Arbeitsbereiche prozessgesteuert<br />
verbessert, <strong>in</strong> Workshops werden etwa Verbesserungsvorschläge der Mitarbeitern<br />
bzgl. e<strong>in</strong>er günstigeren Materialbeschaffung und –vorbereitung erarbeitet. Entstehen<br />
Probleme zwischen den Mitarbeitern oder im Arbeitsprozess, so werden diese <strong>in</strong><br />
Workshops gelöst. Auch werden prototypische Vorrichtungen <strong>in</strong> Workshops besprochen<br />
um Synergieeffekte zu generieren. In diesem Bereich übernimmt Herr W. mit Hilfe<br />
se<strong>in</strong>er Kollegen die Kalkulation und ggf. auch die Nachkalkulation der Kosten. Auch <strong>in</strong><br />
der Fertigung hat W. die Personalverantwortung und ist der direkte Ansprechpartner<br />
bei Problemen der elf Mitarbeiter. Er übernimmt auch hier die Kostenkontrolle. In diesem<br />
Bereich dom<strong>in</strong>iert ebenfalls das Synchro-Pr<strong>in</strong>zip.<br />
Industriemeister S. hat im Jahr 1977 bei dem Unternehmen e<strong>in</strong>e Ausbildung zum Mechaniker<br />
begonnen und 1992 die Meisterprüfung abgelegt. Insgesamt arbeitete er über<br />
e<strong>in</strong>en Zeitraum von 20 Jahre <strong>in</strong> der Instandhaltung. Er wurde zum Abteilungsleiter <strong>in</strong><br />
der Zerspanung, wechselte nach e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>in</strong> die Montage und ist derzeit der<br />
verantwortliche Abteilungsleiter <strong>in</strong> der Blechbearbeitung. Diese Produktionse<strong>in</strong>heit hat<br />
mehr als 100 Mitarbeiter und 5 Gruppenleiter. Er schätzt die Fortbildung zum Meister<br />
so e<strong>in</strong>, dass die neuen Arbeitsprozesse das Bild des herkömmlichen Meisters ändern,<br />
da der Name Gruppenleiter sich von Gruppenarbeit ableitet. Diese Reaktion, die <strong>in</strong> Änderung<br />
der Funktion <strong>in</strong> „Gruppenleiter“ ihren Ausdruck f<strong>in</strong>det, entspräche nicht dem<br />
traditionellen Konzept des Meister. Dennoch schreibt er der Fortbildung zum Industriemeister<br />
e<strong>in</strong>e große Bedeutung zu und setzt sie fast gleich mit Techniker und Betriebswirt.<br />
Wichtig sei, das jemand bereit ist, e<strong>in</strong>e Zusatzausbildung zu machen.<br />
Gidion&Sandal, KIT, 31.07.2011 131