BEI SCANDSTYLE.DE! - NORD
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Du haSt keiNeN geSchMack in unserer ausstellung zeigen wir, warum. Weitere themen dieser AusgAbe: design für Kids, Kunst 2.0, City-guide KopenhAgen NORD No 4 - Der Bruder vom Süd Magazin NORD Style 12.-17.Mai 2007 DeR SkaNDiNaviSche beitRag zuM DeSigNMai NORD Magazin 2007
- Seite 2: NORD Style 12.-17.Mai 2007 DeR SkaN
- Seite 6: STREETSTYLE Inspiration frisch von
- Seite 10: Kunden von 19 0: In seiner puristis
- Seite 14: „in many ways, the environmental
- Seite 18: NORD traf die schwedische Designeri
- Seite 22: Neue SkaNDiNaviSche welle Illustrat
- Seite 26: MiNiMaRket Sofie, 28, Pernilla, 21,
- Seite 30: Lina Österman, 2 , London/Stockhol
- Seite 34: EVA SOLO Tischgrill Perfekt auf dem
- Seite 38: ADRESSEN 27 1. Sleep-in-heaven - St
- Seite 42: 38 NORD Magazin 2007 ein leckeres A
- Seite 46: Rosa für Mädchen und blau für Ju
- Seite 50: Wo verläuft die Grenze zwischen Au
Du haSt<br />
keiNeN geSchMack<br />
in unserer ausstellung zeigen wir, warum.<br />
Weitere themen dieser AusgAbe: design für Kids,<br />
Kunst 2.0, City-guide KopenhAgen<br />
<strong>NORD</strong> No 4 - Der Bruder vom Süd Magazin<br />
<strong>NORD</strong> Style<br />
12.-17.Mai 2007<br />
DeR SkaNDiNaviSche<br />
beitRag zuM<br />
DeSigNMai<br />
<strong>NORD</strong> Magazin 2007
<strong>NORD</strong> Style<br />
12.-17.Mai<br />
2007 DeR<br />
SkaNDi-<br />
NaviSche<br />
beitRag zuM<br />
DeSigNMai<br />
glaSpavillON, kaRl-MaRx-allee 45<br />
u 5 SchilliNgStRaSSe ÖffNuNgSzeiteN: 12.00<br />
– 22.00 uhR eRÖffNuNg: fReitag, 11. Mai 2007,<br />
18.00 uhR, live-pRäSeNtatiON: SONNtag,<br />
13. Mai 2007, 18.00 uhR. www.<strong>NORD</strong>.iNfO<br />
<strong>NORD</strong> Style und das <strong>NORD</strong> Magazin sind produziert von<br />
partner und Sponsoren von <strong>NORD</strong> Style 2007<br />
wir bedanken uns außerdem bei<br />
IMPReSSuM <strong>NORD</strong> MAGAzIN 2007<br />
Herausgeber: Himmel & Jord GmbH, Stralauer Platz , 102 Berlin<br />
Telefon: + 9 0 20 00 7 90, Fax: + 9 0 20 00 7 99, Mail: info@nord.info, nord.info, himmeljord.com<br />
Chefredakteur und V.i.S.d.P.: Ralf Gion Fröhlich Redaktion: Lucie Schibel, Cornelia Blome, Christine Arnefors, Kristina<br />
Svensson, Antje Jochmann, Patrick Pfeil, Harald Koonert, Jens Borcherding, Ramona Poske Chefin vom Dienst: Lucie<br />
Schibel Art Direction: Björn Lundevall Produktionsleitung: Reyk Will Titelbilder: Rickard Sund (Foto), Filippa Smedha-<br />
gen (Hair & Make Up), Tobias/Mikas und Hannah/Stockholmsgruppen (Models) Website: Björn Lundevall, Frank Keller,<br />
Patrick Pfeil Korrektorat: Silvia Richter, mediamondi, Chloë Somers Danke an alle, die mit Pressetexten und Bildern<br />
beigetragen haben. Gedruckt bei druckpunkt GmbH, Berlin.<br />
biN ich<br />
eiN SexiSt?<br />
„Ich doch nicht!“, hätte ich vor kurzem noch gesagt.<br />
Aber ein Bohrer und ein Handmixer mit vertausch-<br />
ter männlicher und weiblicher Formensprache der<br />
Designerin Karin Ehrnberger haben mir gezeigt,<br />
dass ich sexistisch denke, denn jemand hat es<br />
mir beigebracht. Aber wer hat uns beigebracht,<br />
so zu denken? Und was hat uns dieser „heimliche<br />
Jemand“ noch alles „untergeschoben“? Wie benutzt<br />
dieser Jemand Dinge unseres Alltags, um uns zu<br />
steuern? Das fragen wir uns in dieser Ausgabe des<br />
<strong>NORD</strong> Magazins (S. 8) und auf der Ausstellung<br />
„Typisch skandinavisch“, die vom 12. bis 17. Mai<br />
2007 im Berliner Glaspavillon in der Karl-Marx-Allee<br />
stattfindet. Die Reise führt zu Stereotypen, Geschlechternormen,<br />
Geschmacksfürsten und Ratten,<br />
die Design machen.<br />
<strong>NORD</strong> ist eine unabhängige Plattform für moderne<br />
Kultur und Design aus Skandinavien. Seit vier<br />
Jahren machen wir Veranstaltungen und geben<br />
das <strong>NORD</strong> Magazin heraus. Dieses Jahr startet die<br />
Schwester „SÜD“, denn natürlich hat auch Deutschland<br />
viel Spannendes zu bieten, was wir ab sofort<br />
den Skandinaviern näherbringen wollen.<br />
Im Hansaviertel wurde in den 0ern die Moderne<br />
gebaut, auch mit skandinavischer Hilfe (Süd S. 6).<br />
Heute rasen wir schon an der Postmoderne vorbei.<br />
Erste Signale aus der Zukunft sendet das Design<br />
zum Energiesparen (S. 1 ). Das Morgen winkt auch<br />
in den Selbstdarstellungen junger Modemacher,<br />
deren Ideen unsere Vorstellungen von Schönheit<br />
bald mitprägen werden (S. 22).<br />
Viel Spaß beim Lesen, viele neue Erkenntnisse und<br />
ebenso viel Inspiration durch ungelöste Fragen!<br />
Ralf Gion Fröhlich, Chefredakteur<br />
<strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007
the Now is Night<br />
Der Fotograf Ivan Brodey ist in Boston geboren,<br />
wohnt aber bereits seit einigen Jahren in Oslo. Der<br />
Titel seiner aus 17 Fotografien bestehenden Serie<br />
„The Now is Night” bezieht sich auf Hegels Phäno-<br />
menologie des Geistes, in der Hegel die Problema-<br />
tik diskutiert, die besteht, wenn man versucht, das<br />
„Jetzt” festzuhalten. So wird der Satz „Das Jetzt ist<br />
Nacht” zu einer leeren Aussage, wenn er zu einem<br />
späteren Zeitpunkt, zum Beispiel am nächsten<br />
Tag bei Sonnenlicht, wiederholt wird. Brodeys<br />
Aufnahmen von Osloer Gebäuden können als<br />
Versuch interpretiert werden, das „Jetzt” der Nacht<br />
einzufangen. Das Tageslicht ist gerade gewichen<br />
und die Dunkelheit der Nacht nimmt überhand.<br />
Die Bilder bekommen einen zerbrechlichen und<br />
sich selbst auslöschenden Charakter, fast wie<br />
Spukbilder. ivanbrodey.com, foliomanagement.com<br />
6 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 7
STREETSTYLE<br />
Inspiration frisch von den Straßen Skandinaviens kann man sich dank vieler engagierter Fotografinnen und Foto-<br />
grafen tagtäglich direkt auf den Bildschirm holen. Im Geiste des Sartorialists und Facehunters dokumentieren die<br />
urbanen Jäger des guten oder zumindest auffälligen Geschmacks auch in den nordischen Ländern neue Mode-<br />
trends und klassische Looks. Dabei wird auch klar, dass die skandinavische Mode viele Facetten hat. Während in<br />
Helsinki und Reykjavik New Rave ganz groß ist, dominiert in Stockholm eher stilvolles Understatement. Wer die<br />
aktuellen Entwicklungen verfolgen will, sollte ab und zu auf diesen Seiten vorbeischauen: oslostil.com,<br />
hel-looks.com, reykjaviklooks.blogspot.com, sthlmstil.se, stockholmstreetstyle.blogg.se, copenhagenstreetstyle.dk.<br />
<br />
Wieso nur eine Sache machen, wenn doch alles geht? In den 34 Jahren seines Lebens hat der norwegische<br />
Multikünstler Kim Hiorthøy Kunstschulen in Trondheim, New York und Kopenhagen besucht, die Bücher des nor-<br />
wegischen Schriftstellers Erlend Loe illustriert, mehrere Platten auf dem Label Smalltown Supersound veröffentli-<br />
cht, Cover für ebendieses Label designt, Musikvideos für die Band Motorpsycho gemacht und die Verantwortung<br />
für die Kamera und Filmmusik des Filmes „My Body“ von Margreth Olin übernommen. Dazwischen fand er noch<br />
die Zeit, drei Hotelzimmer des Hotels Fox in Kopenhagen zu entwerfen. Die jüngste Arbeit dieser beschäftigten<br />
Hände ist das Album „My Last Day“, das in diesem Frühjahr als Follow-Up zu Hiorthøys zurückhaltenden Elektro-<br />
nika-Alben „Hei“ und „Melke“ herauskommt. smalltownsupersound.com<br />
Bilder von Hel Looks<br />
Cover Artwork für Rune Grammofon<br />
CICATRIZ CLOTHING<br />
Cicatriz ist spanisch und heißt Narbe. In Schweden<br />
verbindet man Cicatriz jedoch mit Streetwear und<br />
moderner Tanzmusik. Das liegt nicht daran, dass die<br />
Schweden kein Spanisch können, sondern dass in<br />
Stockholm seit einiger Zeit eine Gruppe Freunde<br />
gemeinsam Mode entwirft und einen Club betreibt.<br />
Die Frühlingskollektion besteht aus Polohemden, T-<br />
Shirts und Sweatern in hochwertigen Materialien mit<br />
subtilen, grafischen Prints. Interessant wird dies nun<br />
auch für den Rest der Welt, denn seit Kurzem gibt es<br />
den Cicatriz-Webshop. Nun kann man die Klamotten<br />
auch außerhalb Schwedens kaufen. Für ein musika-<br />
lisches Cicatriz-Erlebnis muss man aber nach wie vor<br />
nach Stockholm fahren! cicatriz.se<br />
AND THE STORY GOES ON...<br />
Der schwedische Jeansfanatiker Örjan Andersson ist<br />
nicht zu stoppen. Der Mitbegründer der Budgetmarke<br />
Cheap Monday und der – bislang – nur in Schweden<br />
existierenden Ladenketten Weekday und Monki<br />
lanciert im Herbst ein neues Label namens Qoniak.<br />
Dieses Mal sind die Klamotten etwas hochpreisi-<br />
ger, und obwohl bereits ein Jahr an der Kollektion<br />
gearbeitet wurde, sind erst wenige Bilder an die Öf-<br />
fentlichkeit gelangt. Qoniak wird nicht in Anderssons<br />
eigenen Läden verkauft, und bezüglich der Distribu-<br />
tion wird gerade mit verschiedenen Läden weltweit<br />
verhandelt. Der einzige Deal, der schon steht, ist mit<br />
dem Apartment in Berlin!<br />
SPIEL MIT <strong>DE</strong>M ESSEN!<br />
Kellogg’s und Lego haben gemeinsam die Lego Snack Stacks entwickelt<br />
– bunte, essbare Legosteine. Die Idee ist, dass man die Steine<br />
aufeinander stapeln kann, um dadurch neue Geschmäcker zu erschaffen.<br />
Auf diese Weise entsteht zum Beispiel die Pampelbeere,<br />
Pampelmuse und Erdbeere in Union ganz ohne biologische Verbandelungen.<br />
Ob dies nun als Legos Kommentar zur Debatte um genmanipulierte<br />
Lebensmittel zu bewerten ist, sei dahingestellt, auf jeden<br />
Fall muss man sich fliegender Fortbewegungsmittel bedienen, um<br />
das Wunderwerk genießen zu können – Lego Snack Stacks gibt es<br />
nämlich nur in den USA. Und das ist auch gut so, denn so bleibt es<br />
uns erspart, unseren Kindern erklären zu müssen, welche Legosteine<br />
man essen darf und welche nicht.<br />
<br />
<br />
Die im Zweijahresrhythmus stattfindenden<br />
Musikfestspiele Saar sind mit ihren circa 80<br />
Veranstaltungen stets einem Komponisten<br />
oder der Musikkultur eines bestimmten Landes<br />
gewidmet. Nachdem 2005 die Musica Italiana<br />
dran war, richtet sich der Blick im Saarland, in<br />
Lothringen, Luxemburg und in Rheinland-Pfalz<br />
vom 21. April bis 8. Juli 2007 nach Norden.<br />
Grieg, Sibelius und auch der finnische Schrei-<br />
Chor „HUUTAJAT“ stehen auf dem Programm,<br />
und dies an so ungewöhnlichen Orten wie<br />
ehemaligen Industriehallen, Schlössern und<br />
architektonisch interessanten Kirchen.<br />
musikfestspiele-saar.de<br />
8 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 9<br />
Foto: Janni Föhr
Wer will nicht ein Pferd in seinem<br />
Wohnzimmer haben? „Animal Thing” von<br />
Front Design. Foto: Anna Lönnerstam.<br />
„Typisch skandinavisch“ heißt die Ausstellung, die<br />
vom 12. bis 17. Mai anlässlich des Designmais 2007<br />
im Glaspavillon auf der Karl-Marx-Allee in Berlin<br />
stattfindet und geschmacklosen Sexisten mit einem<br />
Haufen Probleme auf die Sprünge helfen will. Oder<br />
anders ausgedrückt: Es geht um Machtverhältnisse,<br />
Stilnormen, problemlösendes Denken und Gender-<br />
aspekte im Design.<br />
Man hat ein bestimmtes Bild im Kopf, wenn man<br />
das Wort Skandinavien hört, und meistens sind es<br />
Stereotype, an die man zuerst denkt. Blond, groß,<br />
blauäugig. Eine rot gestrichene Holzhütte am Ufer<br />
eines Sees, vor der ein Volvo parkt. IKEA und Pippi<br />
Langstrumpf, Fjorde und wilde Natur, Wodka und<br />
Sauna. Vorurteile, Normen und Genres – wieso<br />
müssen wir eigentlich immer und ständig alles in<br />
Schubladen stecken und mit einem Label verse-<br />
hen? Stereotype haben eine nützliche Funktion,<br />
weil sie unsere Wahrnehmung des Alltags verein-<br />
fachen und helfen, unser Weltbild zu organisie-<br />
ren und unser Leben zu meistern. Ordnung und<br />
Perfektion – typisch deutsch?!<br />
Aber ist es überhaupt möglich, über etwas als<br />
typisch deutsch beziehungsweise typisch skandi-<br />
navisch zu sprechen? Was wäre dieses Typische?<br />
Bei jeder Sache gibt es immer mindestens<br />
genauso viele Charakteristika wie Ausnahmen.<br />
In Skandinavien haben Tradition, Geschichte und<br />
die umgebende Natur bestimmte vereinende und<br />
gleichzeitig ausgrenzende Fakten wie Sprache,<br />
Landesgrenzen oder Verhaltensweisen erschaffen,<br />
die es möglich machen, von der Gruppe der Skan-<br />
dinavier und dem geografischen Ort Skandinavien<br />
zu sprechen. Nichtsdestotrotz sind nationale<br />
Grenzen heute nicht mehr so wichtig, die heutigen<br />
Grenzen verlaufen eher entlang gemeinsamer Wer-<br />
te. Die Bewohner eines Landes haben verschie-<br />
dene soziale und kulturelle Hintergründe. Unsere<br />
Umwelt ist in ständiger Veränderung, und der<br />
internationale Markt wächst, die Welt „schrumpft“<br />
und die Menschen reisen immer mehr. Die kultu-<br />
relle Globalisierung fördert den internationalen<br />
Austausch, und Künstlern eröffnen sich ständig<br />
Eindrücke aus anderen Kulturen und Ländern.<br />
Gibt es unter solchen Umständen überhaupt noch<br />
nationale Eigenheiten oder sind diese im Zuge der<br />
Internationalisierung auf der Strecke geblieben?<br />
Scandinavian Design for Living – and Selling<br />
Wenn etwas als „typisch” bezeichnet wird, hat dies<br />
meist einen negativen Beigeschmack. „Typisch“<br />
wird etwas, wenn man nicht genug Fakten kennt,<br />
um genauer zu differenzieren, und sich stattdessen<br />
einfach bestehender Vorurteile und Stereotype<br />
bedient. „Typisch“ wird etwas, wenn man zu faul ist,<br />
Fragen zu stellen und zu bequem, um neue Ent-<br />
Einrichtung mit Tisch und Regal von<br />
Nils Strinning, Bild aus der Serie<br />
„Schwedische Zimmer und Möbel“.<br />
Foto: Svensk Form Bildarchiv.<br />
wicklungen zu akzeptieren. Frauen können nicht<br />
einparken und Männer nicht zuhören, Deutsche<br />
sind Kartoffelfresser und Finnen Säufer. Dahinge-<br />
gen wird der Begriff „typisch skandinavisch” meist<br />
in einem positiven Kontext benutzt, im Marke-<br />
ting oder im so genannten Nation Branding zum<br />
Beispiel. Vor allem die schwedische Regierung war<br />
immer sehr darauf erpicht, diese positive Vorein-<br />
genommenheit auszunutzen, um im Ausland ein<br />
vorteilhaftes Image von Schweden zu unterfüttern,<br />
dessen Idealbeschreibung folgendermaßen lautet:<br />
„Schweden ist ein sauberes, demokratisches und<br />
schönes Land mit hoch entwickelter Industrie,<br />
interessanter Kunst und gutem Design.“ Dabei ist<br />
Design das Aushängeschild Nummer eins. Die<br />
Wortkombination „skandinavisches Design“ ist wie<br />
ein Mantra, das durch eine unendliche Wiederho-<br />
lung die Existenz eines besonderen, nordischen<br />
Designstils selbst heraufbeschworen hat.<br />
Das allererste Mal wurde der Begriff „skandina-<br />
visches Design“ im Jahre 1951 anlässlich der<br />
Londoner Ausstellung „Scandinavian Design for<br />
Living” geprägt. Die Ausstellung präsentierte<br />
Möbel und andere Einrichtungsgegenstände ver-<br />
schiedener skandinavischer Designer. Schon bald<br />
darauf hatte sich der Ausdruck „skandinavisches<br />
Design“ als Stilbegriff für eine besondere Formen-<br />
sprache etabliert, der in den folgenden Jahren<br />
noch weitere internationale Ausstellungen gewid-<br />
met wurden. Die ausgestellten Objekte zeugten<br />
von großem handwerklichen Können und boten<br />
eine Alternative zur damaligen Massenproduktion.<br />
Aufgrund der schlechten Versorgungslage nach<br />
dem zweiten Weltkrieg wurden leicht erhältliche,<br />
heimische Baustoffe und Materialien verwendet:<br />
Eiche, Birke, Schilf, Ton, Lehm und Leinen. Die<br />
Produkte signalisierten Design für die Hausfrau,<br />
den Heimwerker und die Familie. Schon bald<br />
wurde der Begriff skandinavisches Design mit dem<br />
skandinavischen Modernismus der 1950er und<br />
1960er Jahre assoziiert und repräsentierte nicht<br />
mehr ausschließlich Design, sondern den allgemei-<br />
nen skandinavischen Charakter. Die Verwendung<br />
von Holz wurde als die Liebe der Skandinavier zur<br />
Natur interpretiert und die Einfachheit und Funkti-<br />
onalität der Möbel und Wohnungen als Symbol für<br />
den gleichberechtigten, demokratischen Lifestyle.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
In Deutschland waren es gerade diese demokra-<br />
tischen Gedanken, die das skandinavische Design<br />
so beliebt machten. Endlich konnte man anständi-<br />
ges, funktionales Design zu einem erschwinglichen<br />
Preis erstehen. Vor allem das Regalsystem „String“<br />
des Schweden Nisse Strinning wurde ein großer<br />
Erfolg. Es erfüllte die Bedürfnisse der deutschen<br />
10 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 11
Kunden von 19 0: In seiner puristischen Leich-<br />
tigkeit bot es viele unterschiedliche Kombinati-<br />
onsmöglichkeiten, und vor allem war es überall zu<br />
einem guten Preis zu haben. Ein anderes skandi-<br />
navisches Designelement, das einen stilistischen<br />
Abdruck in Deutschland hinterließ, waren die<br />
dänischen Teakmöbel von Hans Wegner oder Finn<br />
Juhl. Die Kombination von weiten, offenen Flächen<br />
und klaren Möbeln symbolisierten ein perfektes,<br />
reinliches Zuhause.<br />
Viele der Assoziationen, die der Begriff „skandina-<br />
visches Design“ heutzutage weckt, haben ihren Ur-<br />
sprung in dem damals typischen skandinavischen<br />
Stil, der von Qualität, praktischen und durch-<br />
dachten Produkten, klaren Linien, Funktionalität<br />
und der Verwendung von Naturmaterialien geprägt<br />
war. Soziales und demokratisches Denken waren<br />
damals wie heute die Schlagwörter, mit denen man<br />
das skandinavische Design beschrieb. Es ist wahr,<br />
dass diese Eigenarten im skandinavischen Design<br />
immer noch spürbar sind. IKEA hat seit 19 die<br />
Vision, gute Möbel für jedermann zu machen, und<br />
die durchdachten Architektur- und Designlösungen<br />
im öffentlichen Raum sind in Skandinavien kaum<br />
zu übersehen. Aber hat sich das skandinavische<br />
Design nicht auch weiterentwickelt? Und wenn ja,<br />
was umfasst der Begriff heute?<br />
Du bist skandinavisch!<br />
Schon häufig wurde skandinavischen Designinstitutionen<br />
vorgeworfen, dass sie für internationale<br />
Ausstellungen nur solche Objekte und<br />
Designer auswählen, die in das gebrandete Image<br />
des skandinavischen Designs passen, mit dem sie<br />
schon so lange so gut gefahren sind. Obwohl es<br />
in Skandinavien selbstverständlich auch Design<br />
jenseits des Birkenholzes und der schlichten<br />
Linien gibt, wird immer wieder auf die erprobten<br />
Formen zurückgegriffen, die das klassische<br />
skandinavische Designimage bestätigen und<br />
stärken. Dieses Image wird zur Norm und alles,<br />
was von ihr abweicht, ist uncharakteristisch und<br />
unskandinavisch, auch wenn der Designer aus<br />
Göteborg, Kopenhagen oder Helsinki kommt.<br />
So hat das verspielte Mousepad des Schweden<br />
Ramin Chehrazi mit dem Aussehen eines fransigen<br />
Orientteppichs kaum Chancen, dem Ausland<br />
präsentiert zu werden, auch wenn es im Sortiment<br />
der Ladenkette „Designtorget“ angeboten wird, die<br />
vorrangig schwedische Designer vertritt. Es gibt<br />
aber auch den umgekehrten Fall: Katrin Greiling<br />
aus München zum Beispiel wurde schon auf<br />
einigen internationalen Messen als skandinavische<br />
Designerin präsentiert, zuletzt auf der Möbelmesse<br />
in Köln. Sie wohnt und arbeitet seit neun Jahren in<br />
Stockholm und wurde 2006 für ihre Arbeit „Forest<br />
Aesthetics“ mit dem Preis für schwedische Nach-<br />
wuchsdesigner ausgezeichnet. Ob dabei wohl eine<br />
Rolle gespielt hat, dass Greilings Konzeptinstallation<br />
eine Interpretation der skandinavischen<br />
Natur war? Eine von Vögeln inspirierte Lampe, ein<br />
Teppich, der einem Vogelnest nachempfunden war,<br />
eine Kollektion Taschen, die wie die Schuppen<br />
eines Tannenzapfens angeordnet waren. Design,<br />
das wieder einmal die Liebe der Skandinavier zur<br />
Natur widerspiegelte.<br />
eine Designerin aus München<br />
kann genauso gut<br />
skandinavisches Design<br />
machen wie ein Designer<br />
aus Malmö.<br />
Skandinavisches Design baut vielleicht schon<br />
lange nicht mehr auf die geografische Zugehörigkeit,<br />
sondern auf einen bestimmten Stil auf, und<br />
deswegen kann eine Designerin aus München<br />
genauso gut skandinavisches Design machen wie<br />
ein Designer aus Malmö. Wäre skandinavisches<br />
Design dann aber nicht nur eine Marke, ein Name<br />
für einen bestimmten Stil mit Vorliebe für helle,<br />
funktionale Holzmöbel und minimalistische Glasarbeiten,<br />
den die großen skandinavischen Kulturinstitutionen<br />
gerne im Ausland vorzeigen?<br />
Du hast keinen Geschmack!<br />
2002 veröffentlichten die Designerin Zandra<br />
Ahl und die Journalistin Emma Olsson ein Buch<br />
namens „Swedish Taste“, das ein selten diskutiertes<br />
Thema aufgriff: Bei Design geht es um Macht<br />
und darum, wer die Regeln für guten Geschmack<br />
festlegen darf. Ahl und Olsson übten scharfe Kritik<br />
daran, wie Design in Schweden vermarktet und<br />
präsentiert wird und waren der Meinung, dass die<br />
öffentliche Designdebatte in Schweden „dumm,<br />
sexistisch und rassistisch“ sei. „Geschmack ist<br />
eine Frage des Status, und immer noch sind es die<br />
weißen Männer der Mittelklasse, die diesen gepachtet<br />
haben, während Design von Frauen häufig<br />
zu dekorativem Nippes reduziert wird.“ Eine kleine<br />
Designelite hat laut Ahl und Olsson die Macht zu<br />
bestimmen, was gutes Design sei. Mit ihrem Buch<br />
wollten sie zeigen, dass es auch noch „andere<br />
Ein Vogel war die Inspiration für diese Lampe. „Forest<br />
Aesthetics“ von Katrin Greiling.<br />
„Limbo Life“ von Tuija Markonsalo, Wandgobelin aus<br />
Pailletten, Perlen und Illustrationen.<br />
Geschmäcker und ein anderes Schweden“ gibt.<br />
Das Buch sorgte für viel Medienwirbel, und die<br />
Autorinnen wurden gleichermaßen gefeiert<br />
wie verhöhnt.<br />
Ein Trend im skandinavischen Design der letzten<br />
Jahre ist eine Art „neuer Maximalismus“, der vielleicht<br />
als Reaktion auf den von Zandra Ahl bereits<br />
1998 als magersüchtig bezeichneten Minimalismus<br />
interpretiert werden kann, der lange das<br />
Stilideal der Designinstanzen war. So ist derzeit<br />
viel Experimentierfreudigkeit und konzeptuelles<br />
Denken bei den skandinavischen Designern zu<br />
spüren. Die Designergruppe Front aus Stockholm<br />
hat sich mit dieser neuen Richtung in kürzester<br />
Zeit einen Namen gemacht, obwohl oder vielleicht<br />
gerade weil ihre Produkte teilweise geradezu kitschig<br />
anmuten. Zum Beispiel die Serie „Animal<br />
Thing“, die aus lebensgroßen Tierfiguren aus<br />
mattschwarzem Plastik besteht, einer Pferdelampe<br />
oder einem Schweinetisch etwa. „Furniture<br />
to fall in love with at first sight, or hate forever”,<br />
lautet passenderweise das Motto der Front-Designerinnen<br />
Sofia Lagerkvist, Anna Lindgren, Katja<br />
Sävström und Charlotte von der Lancken, die sich<br />
durchaus der Ungewöhnlichkeit ihrer Produkte bewusst<br />
sind. Dabei wollten sie mit den Tierlampen<br />
nicht provozieren: „Wir machen einfach Sachen,<br />
die uns interessieren und die wir noch nie zuvor<br />
gemacht haben“, sagt Sofia Lagerkvist in einem<br />
Interview mit der Zeitung Svenska Dagbladet. Und<br />
der Auftrag für die Tierlampen lautete: „Macht eine<br />
Lampe, die auch Oma gefallen würde!“<br />
Apropos Oma: Eine weitere Entwicklung im skandinavischen<br />
Design, die eine Alternative zu den<br />
klaren Formen des Funktionalismus eröffnet, ist<br />
die Wiederentdeckung der Handarbeit, und zwar<br />
in der Form, wie sie die jungen Designer noch von<br />
ihrer Großmutter kennen. Sticken, Häkeln und Stricken<br />
sind traditionelle Techniken, die in verschiedenen<br />
Design-Genres auftauchen, sei es bei den<br />
aufwändigen Kleidern von Sandra Backlund oder<br />
dem aus Haaren gefertigten Schmuck von Nina<br />
Sparr, der sich auf das weitervererbte Wissen der<br />
Frauen aus dem Dorf Vånhus in Dalarna bezieht.<br />
„Tough and Rough – Mega<br />
Hurricane Mixer” und „Dolphia<br />
Hand Drill“. Das Vertauschen der<br />
gewohnten Formensprache macht<br />
uns existierende Stereotype bewusst.<br />
Design: Karin Ehrnberger.<br />
„Die öffentliche Designdebatte<br />
in Schweden ist<br />
dumm, sexistisch und<br />
rassistisch!“<br />
Vielleicht ist es eine Folge der Globalisierung, dass<br />
sich Künstler und Designer unter dem Eindruck<br />
weltweiter visueller Statements wieder auf heimische<br />
Traditionen besinnen, sich dieser aber in<br />
einer neuen, gebrochenen Form bedienen.<br />
Eine exemplarische Vertreterin des neuen Maximalismus<br />
ist auch die Finnin Tuija Markonsalo, die<br />
sich in den verspielten Formen und farbenfrohen<br />
Materialien ihrer Wandgobelins aus Pailletten und<br />
Perlen so weit vom herkömmlich „schlicht-schönen“<br />
skandinavischen Design entfernt hat, dass<br />
man sich von ihnen in ihrer ungewohnten Überladenheit<br />
schon fast überfordert fühlt. Doch auch<br />
der skandinavische Maximalismus unterliegt den<br />
Regeln derjenigen, die die Macht haben, Trends zu<br />
setzen. Denn die Grundfrage bleibt dieselbe, egal,<br />
ob die Einrichtungsmagazine neue Einfachheit<br />
inklusive weißer Lilien in Glaszylindern oder üppig<br />
gemusterte Ornamenttapeten, sinnliche Schlafzimmer<br />
in lila und schwarz oder Kronleuchter mit<br />
glitzernden Glassteinen als ultimativen Einrichtungstrend<br />
propagieren: Bestimme ich selbst über<br />
meinen Geschmack, oder überlasse ich das den<br />
Einrichtungszeitschriften und Möbelmessen mit<br />
ihren Homestories und Trendboards? Oder den<br />
weißen Mittelklassemännern, die in ihrer Position<br />
als Designexperten von Zeit zu Zeit Preise wie<br />
„Utmärkt svensk form“ (Ausgezeichnete schwedische<br />
Form) verteilen und damit Normen setzen?<br />
Du bist ein Sexist!<br />
Festzuhalten ist aber, dass die neue Generation<br />
Designer es sich zur Aufgabe gemacht hat, das<br />
etablierte Design in Frage zu stellen und die Szene<br />
zu öffnen. Es gibt in Skandinavien viele Studien<br />
12 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 1
darüber, wie und warum Design entsteht – Wieso<br />
sehen die Dinge aus, wie sie es tun? Wie kann<br />
Design als intelligentes Werkzeug unser Denken<br />
und Handeln verändern? Es sind nämlich nicht<br />
nur die Promoter von Design, die Macht ausüben,<br />
sondern bereits das Design selbst kann uns durch<br />
seine Ausgestaltung beeinflussen und Botschaften<br />
kommunizieren. Die Wahl der Farben und Formen<br />
sendet Signale an den Anwender, die bestimmte<br />
soziale Kodierungen haben. So soll die Farbe Blau<br />
zum Beispiel Ehrlichkeit, Tradition und Technologie<br />
signalisieren, während Orange für Jugendlichkeit<br />
und Aktivität steht. Es wird angenommen, dass<br />
Frauen klare Blau- und Rosatöne mögen, während<br />
sich Männer eher von Schwarz und Chrom ange-<br />
zogen fühlen. Dabei muss von vornherein gesagt<br />
werden, dass auch diese Vorlieben – falls es sie<br />
nun gibt – Folgen des Designprozesses sind. Denn<br />
wenn sich verallgemeinernd sagen lässt, dass<br />
Frauen bestimmte Formen und Farben bevorzugen<br />
und Männer andere, so ist dies nur aufgrund all<br />
der Charakteristika der Fall, die unsere Gesell-<br />
schaft über Jahre hinweg geprägt haben und mit<br />
denen wir sozialisiert wurden.<br />
Design sagt uns ständig, was wir – in unseren<br />
verschiedenen Rollen als Frau oder Mann, Kind<br />
oder Rentner, Yuppie oder Hippie – als passend<br />
und unpassend zu empfinden haben. Wenn sich<br />
Produktdesigner bei ihrer Arbeit also dieser ste-<br />
reotypen Kategorien bedienen, hat dies zur Folge,<br />
dass alle Produkte, die zum Beispiel speziell für<br />
Frauen entworfen werden, bestimmte Farben und<br />
Formen haben. Die Konsequenzen sind bedeutend<br />
für unsere Gesellschaftsordnung: Je länger alle<br />
Elektrogeräte für den Haushalt in den „typisch<br />
weiblichen“ Farben und Heimwerkerprodukte in<br />
den „typisch männlichen“ Farben gestaltet werden,<br />
desto länger wird auch die Botschaft übermittelt,<br />
dass Männer in der Küche nichts zu suchen haben<br />
und Frauen und Werkzeug einfach nicht zu-<br />
sammenpassen.<br />
Es scheint aber, als hätten einige Designer im<br />
Norden diesem Mechanismus den Kampf an-<br />
gesagt. Mit Hilfe von genderbewusstem Design<br />
versuchen sie, die traditionellen Rollenverteilungen<br />
in Bezug auf die Geschlechter nicht länger zu<br />
zementieren, sondern aufzulösen. Die Vereinigung<br />
„Svensk Form“, die Zandra Ahl 2001 noch zu den<br />
„Geschmacksfürsten Schwedens“ rechnete, hat im<br />
letzten Jahr eine Ausstellung mit dem Titel „Form-<br />
givning/Normgivning“ (Formgebung/Normgebung)<br />
veranstaltet, die sich mit der Genderperspektive<br />
im Design befasste. Weil die Geschlechterrollen<br />
schon im Kindesalter festgelegt werden, sei es<br />
wichtig, früh anzusetzen, meint der Designer<br />
Marcus Jahnke, der auch das Forschungsprojekt<br />
„Gender und Design” des Zentrums für Verbrau-<br />
cherwissenschaft der Handelshochschule Göte-<br />
borg betreibt. Deswegen hat er Kinderkleidung<br />
entworfen, die die traditionellen Motive auf den<br />
Kopf stellt – ein Dinosaurier, der von Glitter umge-<br />
ben ist, zum Beispiel. Auch das schwedische Un-<br />
ternehmen „u n i“ produziert geschlechtsneutrale<br />
Kinderkleidung, und seine Zielgruppe sind Eltern,<br />
die „ihren Kindern die Möglichkeit geben wollen, zu<br />
den Individuen zu werden, die sie sind, anstatt zu<br />
dem Geschlecht, als das sie geboren wurden.”<br />
Die Schwedin Karin Ehrnberger hat in ihrem<br />
Projekt „Design und Gender – Wie wir Produkte<br />
formen und wie diese uns formen“ das Aussehen<br />
von einem Handmixer und einer Bohrmaschine<br />
vertauscht, um auf diese Weise mit Hilfe des<br />
Designs auf Stereotype aufmerksam zu machen.<br />
Karins Bohrer mit weichen, stromlinienförmigen<br />
Linien heißt „Dolphia Hand Drill“ und der Handmi-<br />
xer in dunkelgrün, schwarz und Stahl heißt „Tough<br />
and Rough – Mega Hurricane Mixer“. Auch wenn<br />
die meisten von uns sich nicht als Sexisten betiteln<br />
würden, müssen wir doch zugeben, dass schon<br />
so ein einfacher Trick wie das Vertauschen von<br />
gewohnten Formensprachen die vorgefertigten<br />
Schubladen in unseren Köpfen aus dem Leim<br />
gehen lässt. Denn unbewusst scheinen wir für<br />
Männer und Frauen doch nicht vorbehaltlos die<br />
gleichen gesellschaftlichen Bereiche vorzusehen.<br />
Du bist ein Designer!<br />
In Skandinavien hat die Do-it-yourself- und<br />
Heimwerkerbewegung in den letzten Jahren einen<br />
regelrechten Boom erlebt. Es gibt unzählige Fern-<br />
Es ist manchmal schwer zu wissen,<br />
ob die Heizung an ist oder nicht<br />
und auf diese Weise verschwenden<br />
wir viel Energie. Mit diesem Design<br />
kann man die Energie wirklich<br />
sehen! „Static“ vom<br />
Interaktiva Institutet.<br />
„wir wollen kindern<br />
die Möglichkeit<br />
geben, zu den individuen<br />
zu werden,<br />
die sie sind, anstatt<br />
zu dem geschlecht,<br />
als das sie geboren<br />
wurden.”<br />
sehshows, die einem beibringen wollen, wie man<br />
sich selbst ein perfektes und schönes Zuhause<br />
schaffen kann oder wie man seine Wohnung her-<br />
richten soll, damit man mit ihr einen möglichst ho-<br />
hen Preis auf dem Wohnungsmarkt erzielt. Dieses<br />
so genannte ‚home staging’ kostet – von einem<br />
Profi ausgeführt – gut 2000 Euro, derselbe Profi<br />
verspricht einem aber auch eine Gewinnsteige-<br />
rung von mindestens 10 Prozent beim Verkauf der<br />
Wohnung. Überall wird einem gesagt, wie wichtig<br />
es ist, ein schönes Zuhause zu haben. Alle sollen<br />
ihr Heim stilvoll einrichten, und Designer sein, sagt<br />
der neue Trend, kann auch jeder.<br />
Wie wichtig ist aber eigentlich der Designer hinter<br />
seinem Objekt? Vor ein paar Jahren versuchte<br />
IKEA, seine kreativen Köpfe in den Vordergrund<br />
zu rücken, indem die PS-Linie entwickelt wurde,<br />
bei der jeder Designer mit Namen, Bild und ein<br />
paar Fakten zu seinem Produkt präsentiert wurde.<br />
Dabei sind viele der Produkte, die über das<br />
Branding IKEA als super-schwedisch vermarktet<br />
werden, gar nicht aus schwedischer Feder. Auch<br />
IKEAs neue Exklusiv-Linie, die sogar den Namen<br />
der schwedischen Hauptstadt trägt, ist nicht von<br />
einer Schwedin, sondern von einer Deutschen.<br />
Wiebke Braasch sieht zwar „typisch skandinavisch“<br />
aus, ist aber aus Lübeck und die erste Deutsche,<br />
die in der IKEA-Designschmiede arbeiten darf.<br />
Doch zurück zu den PS-Produkten: Auf einem<br />
Schwarzweißfoto sieht man im Katalog also den<br />
Designer und daneben sein Produkt, das sich<br />
durch die Zuordnung zu seinem Erschaffer aus der<br />
Masse der IKEA-Produkte hervorhebt und auch<br />
im Preis steigt. Und häufig ist es ja so, dass allein<br />
der Name des Designers mehr Wert ist als seine<br />
Produkte. Die Designergruppe Front hat zu diesem<br />
Thema eine Serie gefertigt, bei der sie Tiere die<br />
Rolle des Designers übernehmen ließ. Eine Ratte<br />
nagte an einer Rolle Tapete, die dadurch ein<br />
repetitives Muster erhielt. Eine Schlange erschuf<br />
eine Vase, indem sie den Ton mit ihrem Körper<br />
in Form quetschte. Und der Weg, den eine Fliege<br />
beim Kreisen um eine Lampe beschrieb, wurde von<br />
Front selbst in eine Lampe verwandelt.<br />
Was ist Dein Problem?<br />
Wenn man sich solch kategorisierender Begriff-<br />
lichkeiten überhaupt bedienen möchte, könnte<br />
man sagen, dass es typisch für das derzeitige<br />
skandinavische Design ist, die Dinge aus neuen<br />
Perspektiven zu betrachten, Fragen zu stellen und<br />
Probleme zu lösen. Der jungen Designgeneration<br />
geht es nicht mehr nur darum, ein funktionales,<br />
praktisches Stück Möbel zu entwerfen, sie will<br />
gleichzeitig soziale, umweltpolitische und gesund-<br />
heitliche Probleme bewältigen. Ergonomisches<br />
und barrierefreies Design sind zwei Beispiele für<br />
dieses Bestreben. Die Vereinigung schwedischer<br />
Industriedesigner hat zusammen mit der nationalen<br />
1 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 1
„in many ways,<br />
the environmental<br />
crisis is a design<br />
crisis”<br />
„Power Aware Cord”. Die Energie<br />
wird veranschaulicht und lässt uns<br />
über unseren täglichen Energieverbrauch<br />
nachdenken. Ein Projekt<br />
vom Interaktiva Institutet.<br />
Behindertenorganisation 200 ein Projekt namens<br />
„Design für alle“ gegründet. Das Ziel ist, ein grö-<br />
ßeres Bewusstsein für bestehende Unterschiede<br />
zwischen den Menschen zu schaffen und sich<br />
von den Standardisierungen zu entfernen, die im<br />
schwedischen Wohlfahrtsstaat als moderner Fort-<br />
schritt betrachtet wurden. Das Heimforschungsin-<br />
stitut hatte seit den 19 0er Jahren jährlich<br />
Tabellen mit den neu errechneten und empirisch<br />
gesammelten Durchschnittsmaßen für Küche, Bad,<br />
Schrank und Bett veröffentlicht, die eingehalten<br />
werden mussten, damit die Bauunternehmer Zu-<br />
schüsse für ihre Projekte bekamen. In den letzten<br />
Jahrzehnten wurde aber zunehmend die Proble-<br />
matik dieser Vereinheitlichungen erkannt und man<br />
versuchte stattdessen, spezifische Produkte für<br />
Bevölkerungsgruppen mit besonderen Bedürf-<br />
nissen zu schaffen. Design für ältere Menschen,<br />
Design für Kinder, Design für Kranke – all dies<br />
sind Sparten, in denen sich das skandinavische<br />
Design seitdem hervorgetan hat.<br />
Seit einiger Zeit ist auch das so genannte grüne<br />
Design kräftig auf dem Vormarsch. Mit seinem<br />
Ausspruch „In many ways, the environmental<br />
crisis is a design crisis“ lieferte der Architekt Sim<br />
Van der Ryn im Lifestylemagazin Wallpaper das<br />
Programm für eine neue Designergeneration. Die<br />
Art und Weise, wie wir gebaut, produziert und<br />
konsumiert haben, war einfach nicht mit der Natur<br />
kompatibel, meint er. In Skandinavien versuchen<br />
derzeit viele Designer, einen zweiten Versuch zu<br />
starten, der die Fehltritte der letzten Jahrzehnte<br />
wiedergutmacht und sich im Frieden mit der Natur<br />
durchführen lässt. Mehr Modedesigner als je zuvor<br />
verwenden ökologische Materialien und lassen ihre<br />
Kleidung ausschließlich unter Fair-Trade-Bedin-<br />
gungen herstellen. Und dies auf einem High-Fa-<br />
shion-Level. Die Gruppe Muungano fokussiert zum<br />
Beispiel ganz auf die sozialen und ökologischen<br />
Aspekte von Design. Sie meint, dass sich die Rolle<br />
des Designers im Wandel befindet, man entfernt<br />
sich vom produktorientierten Denken hin zu inno-<br />
vativem Denken in Prozessen. Das schwedische<br />
„Interaktiva Institutet“ ist eine weitere Designauto-<br />
rität, die sich auf die Suche nach neuen Ansätzen<br />
gemacht hat. Das Institut führt Studien über De-<br />
sign durch und hat neue, spannende Energiespar-<br />
produkte entwickelt. Die Idee ist, die Menschen auf<br />
eine neue Weise zum Energiesparen anzuregen.<br />
Anstatt zu belehren und zu erklären, wieso dies<br />
gut und jenes schlecht ist, wird Design benutzt, um<br />
ein Problembewusstsein zu schaffen. Die Lampe<br />
„Flower“ zum Beispiel belohnt den Anwender,<br />
sobald dieser den Energieverbrauch senkt, indem<br />
sie wie eine Blume aufblüht und schöner wird. Ein<br />
anderer Prototyp, den das Interaktiva Institutet<br />
in seinem Projekt „Static“ erarbeitet hat, ist eine<br />
Heizung aus Glühlampen, die anschaulich zeigt,<br />
dass 9 Prozent der Energie einer Glühlampe zu<br />
Wärmeenergie umgewandelt wird. Die Heizung ist<br />
aus Glas, Metall und so vielen Glühlampen gefertigt,<br />
dass sie ebenso effektiv wie eine elektrische<br />
Heizung sein kann. Außerdem sieht man deutlich,<br />
ob die Heizung an ist oder nicht. Ist der Raum<br />
warm, so leuchtet die Heizung nur schwach, ist es<br />
dagegen kalt, so glühen die Lampen stark.<br />
Und so scheint es auch mit dem skandinavischen<br />
Design zu sein, das nach wie vor eine bemerkenswerte<br />
Qualität hat und – wie dieser Artikel hoffentlich<br />
zeigen konnte – beileibe nicht stillgestanden<br />
hat. In kalten Gegenden glüht eben auch die<br />
Kreativität stark!<br />
<strong>NORD</strong> Style 2007 12. biS 17.<br />
Mai 2007 DeR SkaNDiNaviSche<br />
beitRag zuM DeSigNMai<br />
glaspavillon, Karl-marx-Allee 45 u5 schillingstraße<br />
Öffnungszeiten: 12.00 – 22.00 uhr<br />
eröffnung: freitag, 11. mai 2007, 18.00 uhr<br />
live-präsentation: sonntag, 13. mai 2007, 18.00 uhr<br />
typiSch SkaNDiNaviSch<br />
– uND waS biSt Du?<br />
Im Glaspavillon auf der Karl-Marx-Allee, in Sichtweite<br />
des Café Moskau, präsentiert <strong>NORD</strong> zum Designmai<br />
2007 das skandinavische Designevent <strong>NORD</strong> Style.<br />
Im Mittelpunkt steht die Konzeptausstellung „Typisch<br />
skandinavisch“.<br />
So lauten verschiedene Behauptungen, anhand derer<br />
die Ausstellung Gedanken über Normen, Stereotype,<br />
Machtverhältnisse und Genderaspekte im Design<br />
aufgreift. Zahlreiche Designobjekte aus dem Norden<br />
veranschaulichen diese aktuellen Tendenzen im<br />
skandinavischen Design: eine Bohrmaschine und ein<br />
Handmixer, bei denen die männliche und weibliche<br />
Formensprache vertauscht sind; kitschig anmutende<br />
Objekte des neuen skandinavischen Maximalismus<br />
oder ein Strohhalm, der Trinkwasser säubern kann.<br />
„Typisch skandinavisch“ wirft Fragen rund um das<br />
Thema Designidentität im Allgemeinen und das<br />
„typisch“ skandinavische Design im Besonderen auf.<br />
Kann man in Zeiten der Globalisierung behaupten,<br />
dass ein Design typisch skandinavisch ist? Gibt es<br />
überhaupt noch nationale Eigenheiten oder sind diese<br />
im Zuge der Internationalisierung verschwunden?<br />
Als Ergänzung zur Hauptausstellung „Typisch skandinavisch“<br />
zeigen skandinavische Designakteure in<br />
Einzelausstellungen ihre eigenen Interpretationen<br />
vom „typisch skandinavischen“ Produkt-,<br />
Grafik- und Textildesign.<br />
<strong>NORD</strong> Style 2007 wird realisiert mit unterstützung von Scandstyle.de<br />
fOlkfORM<br />
Das Industriedesignerduo Folkform zeigt, dass man bei der<br />
Produktion von Design trotz wachsender Globalisierung sehr<br />
wohl in lokalen Dimensionen denken kann. Folkform arbeitet<br />
bei der Herstellung von Hartfaserplatten mit einer Fabrik im<br />
nordschwedischen Dorf Rundvik zusammen, die dem nüchternen<br />
Material durch Blumen und tote Schmetterlinge ein<br />
ganz neues, permanentes organisches Dekor verleiht.<br />
„Material Merge“ heißt die Kollektion, aus der Folkform<br />
Tische, Lampen und Stühle zeigen.<br />
illuStRatÖRceNtRuM<br />
Im Untergeschoss des Glaspavillons präsentiert <strong>NORD</strong> die<br />
Ausstellung „Arbeitsproben“ des schwedischen Illustratörcentrums.<br />
In dem abgedunkelten Raum stehen 0 Leuchtkästen,<br />
in denen Sie in einer stimmungsvollen Atmosphäre die Arbeiten<br />
von zwanzig ausgewählten schwedischen Illustratorinnen<br />
und Illustratoren betrachten können.<br />
MuutO<br />
Der Name des dänischen Designlabels Muuto ist vom<br />
finnischen Wort ‚muutos’ inspiriert, was so viel wie „neue<br />
Perspektive“ bedeutet. Auch das Konzept von Muuto ist<br />
eher ein gesamt-nordisches als dänisches: Ausgewählte<br />
junge skandinavische Designtalente interpretieren jeweils<br />
ein Alltagsobjekt. <strong>NORD</strong> Style zeigt Ihnen exklusiv Teile der<br />
ersten Kollektion.<br />
eRica JacObSON<br />
„Erica Jacobson schenkt uns Explosionen farbenstarker<br />
Populärkultur, die vor Selbstbewusstsein und lärmendem<br />
Leben nur so strotzen, die den Puls des Betrachters erhöhen<br />
und uns trotzdem auf eine Reise unter die Oberfläche<br />
mitnehmen.“ So heißt es in der Begründung der Jury, die<br />
der schwedischen Illustratorin Erica Jacobson den „Großen<br />
Schwedischen Illustrationspreis“ verlieh. Bei <strong>NORD</strong> Style<br />
präsentiert Erica Jacobson ihre im wahrsten Sinne des<br />
Wortes ausgezeichneten Werke.<br />
teN SweDiSh DeSigNeRS<br />
„Ten Swedish Designers“ ist eine Designergruppe, die seit<br />
1970 einzigartige Textilmuster entwirft und vermarktet. Ihr<br />
Kennzeichen sind klare und expressive Muster auf Stoffen,<br />
Taschen und anderen Textilprodukten. Bei <strong>NORD</strong> Style sehen<br />
Sie aktuelle Werke sowie einen Überblick über mehr als 0<br />
Jahre kreatives, textiles Schaffen.<br />
tROpal-lOuNge<br />
Der Textilpflanzen-Spezialist Tropal.de inszeniert im Glaspavillon<br />
eine Lounge mit nordischen Birken und sommerlichen<br />
Blumen. Hier können Sie die Eindrücke der Ausstellung<br />
sacken lassen, das <strong>NORD</strong> Magazin lesen und miteinander ins<br />
Gespräch kommen. Außerdem steht das <strong>NORD</strong>-Team Ihnen<br />
hier für Ihre Fragen zur Verfügung. tropal.de<br />
pRiMe DeSigN iM 103 club<br />
Das schwedische Modeprojekt Prime Design präsentiert seit<br />
200 Schwedens Designernachwuchs aus den Bereichen<br />
Mode- und Grafikdesign. In diesem Jahr sind die Arbeiten der<br />
Designstudenten erstmals außerhalb Schwedens zu sehen:<br />
Im Kreuzberger 10 Club wird am 11. Mai 2007 eine Modeinstallation<br />
von Prime Design gezeigt. 10 club.de<br />
taNztheateR eRi iN DeR ufafabRik<br />
Wer die letzten <strong>NORD</strong>-Veranstaltungen besucht hat, kennt<br />
die Tanztheatergruppe ERI aus Finnland und weiß, dass<br />
man sich frühzeitig Karten sichern muss. Denn bereits sechs<br />
Mal trat ERI vor ausverkauftem Haus auf. In diesem Jahr<br />
präsentieren die Finnen aus Turku die Performances „The<br />
Miraculous Mandarin“ und „Three Dreams“. 18. und 19. Mai<br />
2007, 20. 0 Uhr, ufaFabrik. ufafabrik.de<br />
helly haNSeN<br />
Die Geschichte des Bekleidungsunternehmens Helly Hansen<br />
begann im Jahr 1877, als der norwegische Kapitän Helly<br />
Juell Hansen genug davon hatte, auf See ständig bis auf die<br />
Haut durchnässt zu sein. Er entwarf wasserfestes Ölzeug,<br />
und bereits im ersten Jahr verkaufte er 2000 Kleidungsstücke.<br />
Im Jahre 2006 gewann das Unternehmen Helly<br />
Hansen den Ehrenpreis der norwegischen Designvereinigung<br />
„Norsk Form”, und bei <strong>NORD</strong> Style präsentiert es Produktdesign<br />
aus den Bereichen Sport, Survival, Fischerei und Freizeit.<br />
16 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 17
7.<br />
3.<br />
6.<br />
1.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
5.<br />
4.<br />
2.<br />
1. HUNDRÄVEN<br />
Die Kinder-Kollektion „Arga djur/Böse Tiere“ des schwedischen<br />
Labels „Hundräven/Hundfuchs“ hat einen etwas<br />
ungewöhnlichen Namen für Kinderkleidung, die ja meistens<br />
blau-blumig und rosa-zuckersüß daherkommt. Wenn<br />
man sich die Motive auf den T-Shirts näher anschaut,<br />
merkt man aber schnell, dass die Monster und Tiere zwar<br />
ihr Bestes geben, um böse und gefährlich auszusehen, im<br />
Grunde aber herzensgut sind. Seit kurzem hat Hundräven<br />
einen Flagshipstore in der Oderbergerstr. 53 in Berlin. Ansonsten<br />
lohnt es sich, bei Scandstyle.de vorbeizuschauen.<br />
2. MATSCHIGE BANANEN A<strong>DE</strong>!<br />
Diese Bananenschale ist der ultimative Schutz für Bananen<br />
in allen Ausflugsrucksäcken, Schwimmtaschen und<br />
Sportbeuteln. Geben Sie dieses Etui Ihren Kids mit auf<br />
den Weg, und Sie sparen sich alle Diskussionen darüber,<br />
dass braune und matschige Bananen immer noch gut<br />
schmecken können. Die Bananenschale ist laut Aussage<br />
des schwedischen Herstellers so geformt, dass sie für alle<br />
gebogenen Bananen passt. Wer das ausprobieren will,<br />
kann die Bananenschale auf Scandstyle.de bestellen.<br />
3. SAVE TO THE RAVE<br />
Bei einer Studie des Göteborger Universitätskrankenhauses<br />
gaben 60 Prozent aller Siebenjährigen an, dass<br />
sie ständig oder zeitweise ein Piepen und Klingeln in den<br />
Ohren haben – die ersten Symptome von Tinnitus. Um das<br />
extrem empfindliche Gehör von Kindern zu schützen, hat<br />
Peltor einen Gehörschutz speziell für Kinder bis sieben<br />
Jahre entwickelt, der schädlichen Lärm dämpft, ohne die<br />
Umgebungsgeräusche auszublenden. Der Schutz trägt<br />
sich bequem und ist so designt, dass die Kinder nirgendwo<br />
hängen bleiben können. Außerdem sieht er in den hippen<br />
New Rave-Farben neonrosa und neongrün auch noch<br />
supercool aus. Perfekt für Stadionbesuche, Straßenfeste<br />
und Festivals! peltor.se<br />
4. NACHWUCHS<br />
Wenige Designprodukte aus Skandinavien haben in der<br />
Fachpresse so viel Aufmerksamkeit bekommen wie der<br />
Kleiderständer „Tree“ von Michael Young und Katrin<br />
Petursdottir für Swedese. Den Baum gibt es jetzt auch in<br />
einer Miniaturversion mit 134 cm Höhe, die jedes Kinderzimmer<br />
stilsicher in einen Märchenwald verwandeln kann.<br />
Und vielleicht ist der „Tree Junior“ ja auch eine kleine<br />
Anregung für alle Chaoskids, die ihre Klamotten bisher<br />
einfach in eine Ecke ihres Zimmers feuern…<br />
swedese.com<br />
5. ALLER ANFANG IST SCHWER…<br />
…und auch das Essen vom Löffel hinterlässt in der ersten<br />
Zeit sichtbare Spuren. Mit den pflegeleichten, abwaschbaren<br />
Kinderprodukten von „Ten Swedish Designers“ sieht<br />
man auch dann gut aus, wenn mal was danebengeht! Die<br />
Lätzchen und Schürzen aus farbenfrohen Wachsstoffen<br />
sind bei Eltern und Kindern gleichermaßen beliebt, denn<br />
nun muss beim Malen, Essen und Basteln nicht ständig<br />
aufgepasst werden, dass die Klamotten sauber bleiben.<br />
scandstyle.de<br />
6. BLEIB <strong>BEI</strong> MIR O<strong>DE</strong>R ES PIEPT!<br />
Nachdem sich bislang hauptsächlich die Mütter um die<br />
Einkäufe für die Kinder gekümmert haben, wurden in<br />
den letzten Jahren zunehmend die Papas als kaufstarke<br />
Gruppe identifiziert. Diesem Trend folgen die technikorientierten<br />
Produkte des schwedischen Herstellers<br />
Bosieboo, der unter anderem Babykameras mit drahtloser<br />
Übertragung auf 5,6“-Bildschirme anbietet – so kann<br />
man bequem vom Fußballmatch rüber zum schlafenden<br />
Baby zappen! Ein anderes Produkt ist der Abstandsalarm<br />
in Apple-inspiriertem Design, der blinkt und piept, sobald<br />
sich das Kind zu weit von den Eltern entfernt. Vorbei sind<br />
die Zeiten, wo die Kleinen im Kaufhaus oder Park verloren<br />
gehen konnten, jetzt warnt der Abstandsalarm, bevor man<br />
das Kind aus den Augen verliert. bosieboo.com<br />
7. COOL STATT SÜSS<br />
Freshmilk.se ist ein Webshop für Baby- und Umstandskleidung.<br />
Unser Favorit für alle Kids, die lieber cool<br />
statt süß aussehen wollen, ist das schwedische Label<br />
Shampoodle, das hippe Tracksuits entworfen hat, die<br />
durch die besonders langen Bündchen über drei Größen<br />
mit den Kleinen mitwachsen. Dass die Anzüge mit Namen<br />
wie Break Dance, Flash Dance, Miami Vice oder Dallas<br />
unsere eigenen Kindheitserinnerungen anzapfen, macht<br />
die Sache nur noch besser. freshmilk.se<br />
<br />
<br />
<br />
Der Vergnügungspalast „Berns Salonger” mit seinem<br />
Restaurant, Hoteltrakt und Club ist schon seit 1863<br />
ein klassischer Treffpunkt für Stockholmer und<br />
Berühmtheiten des skandinavischen Kulturlebens. So<br />
ist sein roter Salon ein wichtiger Schauplatz in August<br />
Strindbergs Buch „Das rote Zimmer“, und der Schrift-<br />
steller selbst hat zusammen mit der Stockholmer<br />
Bohème in ebendiesen Lokalitäten einen Großteil<br />
seiner Zeit verbracht. Trotz seiner altehrwürdigen<br />
Geschichte klammert man sich im Berns nicht an alte<br />
Traditionen. Der jüngste Zuwachs ist der Club 2.35:1,<br />
der ebenso Galerie für bewegliche Bilder wie Nacht-<br />
club ist. Bevor mit Tanzmusik die Partynacht eröffnet<br />
wird, werden auf 35 Bildschirmen Filme gezeigt, wäh-<br />
rend die Besucher gemütlich Drinks schlürfen und die<br />
neuesten Gerüchte austauschen. Doch Vorsicht: Nicht<br />
jeder kommt an den Türstehern vorbei. Eine weitere<br />
Erneuerung im Berns sind Gratiskonzerte im asiatisch<br />
beeinflussten Restaurant. Das Berns bietet ein Rund-<br />
umkonzept aus Konferenzen, Events und Konzerten<br />
mit internationalen und nationalen Künstlern. Und für<br />
die weniger aktiven Gäste und alle, die nach einem<br />
Clubbesuch erschöpft sind, gibt es stets ein weiches<br />
Hotelbett mit hervorragendem Room-Service.<br />
18 <strong>NORD</strong> Magazin 2007<br />
<strong>NORD</strong> Magazin 2007 19<br />
berns.se
<strong>NORD</strong> traf die schwedische Designerin Monica<br />
Förster auf der Internationalen Möbelmesse in Köln<br />
und unterhielt sich mit ihr über Magie, schwedisches<br />
Design und Kumuluswolken.<br />
Laut Lexikon bedeutet Magie „die physische und<br />
geistige Welt zusammenzuführen“, und man meint<br />
damit, dass sich die beiden Welten gegenseitig beeinflussen.<br />
Magie ist, wenn man nur mit der Kraft der<br />
Gedanken andere Personen lenken kann und sein<br />
„Flame“: Eine Öllampe mit Reflektortechnik, wie sie im<br />
Hubbleteleskop benutzt wird.<br />
<br />
Ziel erreicht. Ebenso ist es Magie, wenn die schwedische<br />
Designerin Monica Förster von einer flüchtigen<br />
Idee ausgehend mit Hilfe von physikalischen Gesetzen,<br />
technischen Konstrukten und einem Gespür für<br />
Ästhetik ein physisches Designprodukt realisiert, das<br />
den Beobachter bewegt und ergriffen macht.<br />
Eine magische Öllampe zum Beispiel, mit einer<br />
brennenden, zitternden Flamme, die über der Lampe<br />
schwebt. Aber die Flamme existiert nicht, sie ist nur<br />
eine Illusion. Was man sieht, ist eine Reflexion der<br />
wirklichen Flamme, die sich im Inneren der Lampe<br />
<br />
versteckt. Monica zaubert überraschendes Design<br />
aus einfachen Formen.<br />
„Sie sind eine Magierin, Monica!“<br />
„Das trifft den Nagel auf den Kopf! Magie, das ist genau<br />
das, was ich zu machen versuche, ohne es selbst<br />
in Worte fassen zu können. Ich glaube, ich bemächtige<br />
mich ab sofort Ihrer Worte“, lacht Monica. „Es ist<br />
immer sehr interessant, wenn jemand meine Arbeit<br />
von außen betrachtet und sie in Worte fassen kann.“<br />
Auf der großen Möbelmesse in Köln hält Monica<br />
„Flow“: Hörsaal-Bestuhlung in Badajoz, Spanien.<br />
<br />
Förster auf Einladung der Trendschau der imm<br />
cologne einen Vortrag zum Thema „Muster“. Zunächst<br />
etwas verwunderlich, da Monica Förster in ihrem<br />
Design nicht zwangsläufig mit Mustern in Verbindung<br />
gebracht werden kann. Doch man wird schnell eines<br />
Besseren belehrt: Muster sind ein durchgehendes<br />
Thema in Monicas Design. „Muster findet man<br />
überall“, sagt Monica, „in der Natur, als mathematische<br />
Fraktale oder von den Menschen erschaffen.“<br />
Ihr Interesse an Mathematik und Naturwissenschaft<br />
spiegelt sich in ihrem Design wider. Der Korb „Net“<br />
ist ein gutes Beispiel. Die Form ist zweidimensional, Ein fluoreszierender Toilettensitz.<br />
20 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 21
eine Metallplatte mit einem ausgestanzten Muster,<br />
die durch Durchdrücken zu einem dreidimensionalen<br />
Gefäß wird. Eine sehr einfache Idee, die nur durch<br />
sehr komplizierte mathematische Formeln und Muster<br />
zu realisieren ist. Net ist billig herzustellen und auch<br />
sehr leicht zu transportieren.<br />
Monica Förster ist 1966 in Stockholm geboren, aber<br />
in Dorotea in Lappland aufgewachsen. In ihrem Vor-<br />
trag zeigt sie dann auch schöne Bilder der Natur in<br />
Lappland, deren Formen sie stark beeindruckt haben.<br />
Ein Wasserfall war die Inspiration für ein Projekt in<br />
einem großen Auditorium im spanischen Badajoz, wo<br />
die Bestuhlung in verschiedenen blauen Farbtönen<br />
zusammen ein weiches, gewelltes Muster bildet. Die<br />
Stühle „Flow“ sind äußerst platzsparend konstruiert.<br />
Wenn man auf einem Stuhl sitzt, scheint die Armlehne<br />
unbeweglich und stabil zu sein, aber wenn man den<br />
Stuhl hochklappt, wird die Armlehne im Inneren des<br />
Stuhls versteckt.<br />
Warum sind Sie Designerin geworden?<br />
„Ich habe eigentlich Grafikerin gelernt. Als ich die<br />
Ausbildung anfing, konnte man zwischen Form und<br />
Werbung wählen. Form war ein sehr neuer Ausbil-<br />
dungszweig, und ich habe mich für Werbung und Gra-<br />
„Net“: Ein Korb, der mit Hilfe mathematischer<br />
Formeln hergestellt ist.<br />
Aufblasbarer Konferenzraum, scandstyle.de<br />
fikdesign entschieden. Aber ich habe mehr und mehr<br />
dreidimensional gearbeitet und bin so schließlich zum<br />
Produktdesign gekommen.“<br />
Monica Förster ist vielleicht die berühmteste schwe-<br />
dische Designerin mit Kunden und Auftraggebern<br />
weltweit. Die Reihe ihrer Auszeichnungen ist lang,<br />
ihr wurde unter anderem im Jahr 2000 der deutsche<br />
Preis „Design Plus“ verliehen, und 2006 wurde sie<br />
in Schweden zur Designerin des Jahres ernannt. In<br />
zahlreichen internationalen Ausstellungen hat sie<br />
die schwedische Designszene repräsentiert, so auch<br />
gerade auf der diesjährigen Messe in Mailand, wo<br />
sie viele neue Produkte gezeigt hat. „Die schwe-<br />
dischen Designer zeigen mehr Vielfalt, und das zuvor<br />
minimale und funktionelle Design hat sich entwickelt“,<br />
sagt Monica. „Jetzt sieht man verstärkt den Einfluss<br />
und die Inspiration von beispielsweise Tradition und<br />
Kunsthandwerk aus den Zeiten meiner Großmutter.“<br />
Ist Ihr Design sehr schwedisch?<br />
„Das weiß ich nicht, ist das eigentlich interessant? Ich<br />
meine, was ist denn schwedisches Design? Ich denke<br />
überhaupt nicht in solchen Bezügen. Aber selbstver-<br />
ständlich wird man von seiner Umgebung beeinflusst,<br />
und auch die Herkunft spielt eine Rolle.“<br />
Was ist gutes Design?<br />
„Gutes Design ist, wenn ein guter Gedanke dahinter<br />
steht, und das ist es, was mir gelingt“, sagt Monica.<br />
Obwohl sie viele verschiedene Produkte entwor-<br />
fen hat, haben trotzdem alle eines gemeinsam: die<br />
Suche nach innovativen Konstruktionen und neuen<br />
Lösungen und Antworten und dazu noch dieses Be-<br />
sondere, ein Element, das einen überrascht und zum<br />
Staunen bringt. Monicas Fähigkeit, Naturwissenschaft,<br />
Technik und alltägliche Objekte zusammenzubringen<br />
und eine Verbindung zwischen diesen verschiedenen<br />
Bereichen zu finden, ist faszinierend. Es scheint, dass<br />
sie ihre Inspiration in vielen verschiedenen Dingen<br />
findet, von mathematischen Fraktalen über Mode bis<br />
hin zum Hubbleteleskop. „Wie wäre es, mitten in einer<br />
Wolke zu sein?“, fragte sich Monica zum Beispiel. Sie<br />
ist fasziniert von Kumuluswolken, die morgens gebo-<br />
ren werden, während des Tages in die Höhe steigen<br />
und am Abend wieder verschwinden. Aus dieser<br />
Vorstellung gestaltete sie eine eigene Wolke, einen<br />
tragbaren, aufblasbaren Raum, der in eine kleine<br />
Tasche hineinpasst. Eine Art mobiler Konferenzraum,<br />
eine Herberge, die man mitnehmen kann.<br />
„Ich bin eine sehr neugierige Person, das ist, glaube<br />
ich, sehr wichtig, und so habe ich auch Spaß bei der<br />
Arbeit“, sagt Monica. Und auch <strong>NORD</strong> ist neugierig,<br />
was Monica als Nächstes zaubern wird.<br />
monicaforster.se<br />
<br />
Geboren? 1966<br />
Wohnt in? Stockholm<br />
Familie? Ein Sohn, zweieinhalb Jahre alt.<br />
Lieblingsessen? Asiatische Küche<br />
Haben Produkte eine Seele? Ja, wenn ich mit<br />
industriell produzierten Produkten arbeite, ist die<br />
Herausforderung, die Poesie, die Seele des<br />
Produkts zu erhalten.<br />
Tisch oder Stuhl? Stuhl<br />
Regal oder Kommode? Kommode<br />
Morgen oder Nacht? Nacht<br />
Fleisch oder Fisch? Fisch<br />
Frage oder Antwort? Frage<br />
Wasser oder Eis? Eis<br />
Holz oder Plastik? Holz<br />
Jazz oder Pop? Pop<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
„Damit die schwedische Mode gedeihen kann,<br />
müssen die Medien eine Auswahl treffen, anstatt<br />
ungefiltert die gesamten Examensjahrgänge der<br />
Designschulen zu loben. ‚Prime Design’ will dabei<br />
helfen und deswegen muss das Projekt einen sehr<br />
hohen Standard haben”, heißt es in der diesjäh-<br />
rigen Präsentation von „Prime Design“. Dieses<br />
ehrgeizige Projekt präsentiert seit vier Jahren<br />
schwedische Mode- und Grafikdesignstudenten<br />
mit hohem Potenzial und kreativen Visionen<br />
bei einer Modenschau im Stockholmer Nordic<br />
22 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 23<br />
Light Hotel.<br />
Der Grundstein für Prime Design wurde im Januar<br />
2004 gelegt, als Lina Zennerdahl und Babak Sher-<br />
mond, damals selbst noch Studenten der Stockhol-<br />
mer „Forsberg Designschule“, feststellten, dass es<br />
in Schweden keine Plattform für die Kombination<br />
von Modedesign und beweglicher Grafik gab. Da-<br />
bei könnten die beiden Disziplinen doch viel fürein-<br />
ander tun, fanden sie, und dass auf Modeschauen<br />
Visuals gezeigt werden, war ja auch nichts Neues.<br />
Und es gab noch ein Manko: „Es gab damals zu<br />
wenig gemeinsame Projekte der schwedischen<br />
Designschulen. Und wenn kooperiert wurde, hatte<br />
das Ganze eher Wettbewerbscharakter. Diese<br />
Rivalität fanden wir unnötig und gründeten Prime<br />
Design”, sagt Shermond.<br />
So machten sich die Studenten an die Arbeit, und<br />
bereits am 28. April 2004 fand die erste Prime<br />
Design-Modenschau statt. Acht Modedesigner<br />
der Stockholmer Schule „Beckmans“ bildeten mit<br />
acht Grafikdesignern der „Forsberg Designschule“<br />
Zweierteams. Diese entwickelten Outfits und Visu-<br />
als, die den wichtigsten Akteuren der nordischen<br />
Mode- und Designwelt präsentiert wurden. Dabei<br />
war klar, dass die Schau eine sehr hohe Profes-<br />
sionalität bieten musste, um die Feuertaufe zu<br />
bestehen: „Die meisten Modenschauen, die bislang<br />
von Designschulen veranstaltet wurden, waren sich<br />
sehr ähnlich und hatten einen Standard, der nicht<br />
dem entsprach, was das Fachpublikum gewohnt<br />
war“, beurteilt Shermond die Ausgangssituation.<br />
Anscheinend hatte Prime Design in dieser Hinsicht<br />
mehr zu bieten, denn die Begeisterung der Zu-<br />
schauer und Medien war groß.<br />
Doch der Weg zum Erfolg war nicht einfach. Die<br />
Studenten hatten noch nie mit einem so großen<br />
Projekt gearbeitet, es fehlte an Erfahrung und vor<br />
allem an Geld. Shermond berichtet aus der An-<br />
fangsphase des Projekts: „Wir nahmen ein Zimmer<br />
in unserer Schule in Beschlag, und ausgehend<br />
von einer Liste mit 50 Unternehmen gelang es<br />
uns, ungefähr zehn Treffen mit den Marketing-<br />
verantwortlichen großer Firmen wie Swiss Air zu<br />
vereinbaren. Keiner von uns hatte schon mal eine<br />
richtige Projektpräsentation gemacht, so dass wir<br />
alle sehr nervös waren. Aber wir dachten, dass<br />
unsere Begeisterung und unser Engagement für<br />
uns sprechen würden.“ Und so war es dann auch:<br />
Bereits im ersten Jahr konnte Prime Design große<br />
Unternehmen wie Swiss International Airlines,<br />
Samsung, L’Oreal, Dolce & Gabbana Perfume, Ab-<br />
solut Vodka und Grundig als Sponsoren gewinnen.<br />
„Prime Design hat sich inzwischen zur führenden<br />
Designveranstaltung schwedischer Hochschulen<br />
entwickelt“, sagt Shermond stolz. In diesem Mai<br />
fand das Event zum vierten Mal statt. Eine eigene<br />
Zeitung dokumentierte die Arbeit der Nach-<br />
wuchsdesigner, und Interviews mit international<br />
renommierten Designern ergänzten das Material<br />
mit den Erfahrungen alter Hasen. Auch die Orga-<br />
nisation der Schau hat sich professionalisiert: Eine<br />
Projektgruppe bestehend aus dem Designbüro<br />
„The Apartment“ (den Gründern von Prime Design),<br />
einer Werbeagentur, der Journalistin und Exper-<br />
tin für Mode und Design Maria Ben Saad, dem<br />
Stylisten Olof Erlandsson und Joaquim de Abreau<br />
vom Nordic Light Hotel kümmerte sich als Task<br />
Force um perfekte Lösungen an allen Fronten.<br />
Wie bereits im letzten Jahr setzten sich die Stu-<br />
denten bei ihrer Arbeit mit einem Thema auseinan-<br />
der, in diesem Jahr ging es um ‚Status’. „Wir haben<br />
dieses Thema gewählt, weil sich der Begriff Status<br />
in den letzten Jahren sehr verändert hat. Es sind<br />
nicht mehr nur Luxusmarken oder Jobs, die Status<br />
verleihen, sondern auch immaterielle Werte wie In-<br />
dividualität, Kreativität oder soziales Commitment.<br />
Auch neue Medienformate haben Einfluss auf den<br />
Statusbegriff: Man kann heutzutage genauso gut<br />
durch viele Freunde auf Myspace oder die Teil-<br />
nahme an einer Dokusoap Status erlangen“, sagt<br />
Babak Shermond. Status durch Masse oder Klasse<br />
– Prime Design hat sich für Letzteres entschieden.<br />
Prime Design kommt nach Berlin!<br />
Während <strong>NORD</strong> Style 2007 präsentiert Prime<br />
Design in Zusammenarbeit mit dem 103 Club in<br />
einer Modeinstallation die diesjährigen Arbeiten der<br />
Studentinnen und Studenten der folgenden Schulen:<br />
Forsbergs, Beckmans, Konstfack und Berghs SOC<br />
in Stockholm und der Borås Textilhögskola. 11. Mai<br />
2007, 103 Club, Falckensteinstr. 47, Berlin-Kreuzberg.<br />
103club.de
Neue<br />
SkaNDiNaviSche<br />
welle<br />
Illustration: Lisa Schibel<br />
Oder sollte man besser Tsunami sagen? Wellen ent-<br />
stehen durch die freigesetzte Energie des Windes,<br />
Tsunamis hingegen durch Erdrutsche oder Vulkan-<br />
ausbrüche auf dem Meeresboden. Frischen Wind<br />
und Energie gibt es auch in der jungen deutschen<br />
Modeszene; eine mit dem aktuellen skandinavischen<br />
Fashionwunder vergleichbare Entwicklung hat sich<br />
hierzulande aber noch nicht abgezeichnet. Was in<br />
den Tiefen des nordischen Mode-Ozeans den außer-<br />
gewöhnlichen Erfolg der skandinavischen Modelabel<br />
verursacht, versucht dieser Artikel zu ergründen.<br />
Die Berliner Modemesse Premium hatte den<br />
skandinavischen Labels im Januar unter dem Titel<br />
„New Nordic Wave“ gleich ein Schwerpunktthema<br />
gewidmet. „Der aktuelle Trend in Europa wird derzeit<br />
von den Schweden und Dänen geprägt“, hieß es<br />
im Begleitprogramm der Fashion Week und man<br />
schnitt sich vom Ruhm gleich eine Scheibe mit ab:<br />
„Die Premium war die erste Modemesse, die das<br />
zunehmende Interesse am nordischen Luxus-Under-<br />
statementdesign erkannt hat“ und „die schwedische<br />
Marke Acne Jeans verdankt ihren überwältigenden<br />
Erfolg nicht zuletzt der Modemesse Premium, die<br />
das vor wenigen Jahren noch gänzlich unbekannte<br />
Luxus-Jeanslabel entdeckte und in ihr Portfolio auf-<br />
nahm. Heute sind der schmale Denim-Style und der<br />
zeitgenössische ‚Nordic Chic’ allgegenwärtig.“<br />
Und dem muss jeder zustimmen, der in der Berliner<br />
Mitte einkaufen geht. Vom Alexanderplatz kommend,<br />
kann man sich ganze Straßenzüge entlangshoppen,<br />
ohne dass man zehn Meter ohne skandinavische<br />
Brands überstehen muss. Das Apartment in der<br />
Memhardstraße führt nun schon seit über einem<br />
Jahr die Guerilla-Taktik-Jeans von Cheap Monday,<br />
und ein Stück weiter in der Max-Beer-Straße haust<br />
die schwedische Verschwörung von WearetheSuper-<br />
lativeConspiracy, kurz WeSC. Schräg gegenüber in<br />
der Rochstraße markieren seit Dezember die Dänen<br />
von Wood Wood ihr Revier mit einer schwarzweißen<br />
Dänemark-Flagge, und auf dem Weg zur Alten<br />
Schönhauser Straße, dem Mekka der skandina-<br />
vischen Mode, passiert man den Acne Store. Wer<br />
dann nach rechts einbiegt, muss in fast keinem der<br />
Shops den nordischen Chic vermissen, der letzten<br />
Endes in den puristischen Linien im Filippa K-Store<br />
und einer exquisiten Auswahl an Avantgarde-Design<br />
im Best Shop kulminiert.<br />
Doch was – und wer – steckt eigentlich hinter dieser<br />
massiven Modewelle aus dem Norden? Was sind die<br />
Unterschiede zu Deutschland? Denn dass hierzulan-<br />
de auf ein vergleichbares Phänomen international<br />
erfolgreicher Nachwuchsdesigner bislang vergebens<br />
gewartet wird, machen schon die Antworten der<br />
skandinavischen Modedesigner auf unsere Frage<br />
nach der deutschen Modeszene deutlich. „Worüber<br />
ich nichts weiß, möchte ich nicht urteilen“, „Ich kenne<br />
nicht viele deutsche Modedesigner“ oder „Wir kennen<br />
nur die Berliner Szene“, waren die Reaktionen der<br />
skandinavischen Kollegen. Dabei gibt es viele talen-<br />
tierte deutsche Modedesigner, denen aber der Schritt<br />
zum kommerziellen, in mehreren Ländern vertretenen<br />
Label schwer zu fallen scheint.<br />
Kann es sein, dass man in Skandinavien einfach<br />
pragmatischer ist und es als selbstverständlich an-<br />
sieht, dass man aus künstlerisch-kreativer Arbeit<br />
auch Kommerz schlägt? Oder fehlt den deutschen<br />
Modestudenten eine betriebswirtschaftliche Denk-<br />
weise in der Ausbildung, so dass der Weg zum<br />
eigenen erfolgreichen Label nicht an mangelnder<br />
Eingebung, sondern an Schwierigkeiten mit der<br />
Rechnungslegung scheitert? „Als junges Label steht<br />
man in Deutschland schnell mit einer guten Idee vor<br />
einer Wand aus organisatorischen Problemen und<br />
muss sich mühsam mit Dingen beschäftigen, die mit<br />
Mode und Design nichts zu tun haben. Ohne Zweifel<br />
wäre da ein Kurs in Geschäftsführung, Marketing<br />
und Buchhaltung sinnvoll“, sagt der Berliner Rainer<br />
Metz, der vor kurzem sein Label Blitz „aus Mangel an<br />
Geschäftssinn“ auf Eis gelegt hat und jetzt als<br />
2 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 2<br />
Stylist arbeitet.<br />
Margareta van den Bosch, Chef-Designerin von H&M,<br />
ist auch der Meinung, dass der Unternehmergeist<br />
eine gewisse Rolle bei der guten Positionierung der<br />
Skandinavier spielt: „Das Geheimnis hinter dem Erfolg<br />
des skandinavischen Designs ist, dass wir unsere<br />
Designer zu Bescheidenheit gegenüber der Branche<br />
erziehen und es gleichzeitig eine enorme Energie,<br />
Freude und Beherztheit in den kreativen Prozessen<br />
sowie auch im Businessdenken gibt.“ Sie hat aber<br />
auch noch andere Erklärungsansätze, die eher mit<br />
einem bestimmten skandinavischen Stil zusammen-<br />
hängen: „Die skandinavische Mode bedient sich<br />
häufig eines klaren und schlichten Ausdrucks, der<br />
eher auf die Persönlichkeit der Träger als auf ein allzu<br />
raffiniertes Design der Kleidung fokussiert. Wir den-<br />
ken auch viel an die Funktion und den Komfort, und<br />
das scheint zu funktionieren.“ Und vieles entscheide<br />
sich in der letzen Instanz doch ganz einfach über den<br />
Preis. „Das Preisniveau der skandinavischen Designer<br />
ist vergleichsweise niedrig, was natürlich auch sehr<br />
wichtig für die Kunden ist“, sagt Margareta van den<br />
Bosch abschließend.<br />
Eine weitere Theorie ist, dass man in Skandinavien<br />
sehr begabt darin ist, Brands zu entwickeln. Die<br />
Beispiele sprechen für sich: Das Street-Fashion-<br />
Label WeSC ließ Schauspieler und Hiphop-Artisten<br />
wie Looptroop oder Timbuktu via Kleidersponsoring<br />
sein Markenimage aufbauen und richtet sich nun<br />
schon seit acht erfolgreichen Jahren an die Zielgrup-<br />
pe der „intellectual slackers“. Die Firma World Brand<br />
Management verzehnfachte in den letzten Jahren<br />
den Aktienwert des Markennamens Björn Borg.<br />
Und nicht zuletzt ist die Erfolgsmarke Acne Jeans<br />
ursprünglich ein Spin-Off-Produkt der Stockholmer<br />
Werbeagentur Acne Creative. Diese hat mit Sicherheit<br />
genug Geschäftssinn und eigene Kompetenzen in<br />
Sachen Marketing, so dass dem Label sein Siegeszug<br />
in Deutschland auch ohne die Modemesse Premium<br />
gelungen wäre.<br />
Wahrscheinlich spielen viele dieser Erklärungsver-<br />
suche eine Rolle beim Phänomen der „New Nordic<br />
Wave“. Ganz sicher ist allerdings, dass es keine ein-<br />
malige Welle ist, denn auf dem stürmischen skandi-<br />
navischen Modemeer machen sich schon viele neue<br />
Akteure bereit, auf den kontinentaleuropäischen<br />
Strand zu rollen. Wer diese modischen Wellenschläger<br />
sind, sehen Sie auf den nächsten Seiten.
(f)aces behind fashion<br />
„Gleichgerichtet, selbstgefällig und kommerziell!“ Ob die skandinavischen Modedesignerinnen und<br />
Modedesigner ihrem Kollegen Rickard Lindqvist in diesem Urteil über die skandinavische Modeszene<br />
Recht geben, erfahren Sie auf den nächsten Seiten. Wir haben nämlich einige von ihnen gebeten, dem<br />
aktuellen skandinavischen Modewunder ein Gesicht und eine Stimme zu geben, indem sie sich<br />
in ihrem Lieblingsoutfit für uns ablichten lassen und unsere Fragen beantworten.<br />
wetteR<br />
Gitte Wetter, 28, Kopenhagen (DK)<br />
1. Gitte, was hast Du an und wieso ist das derzeit<br />
Dein Lieblingsoutfit?<br />
Femmes Regionales` oversized T-Shirt, alte Acne-<br />
Jeans, selbst gestrickte Socken, G W-Strickjacke<br />
und Adidas-Schuhe. Ich trage gerne bequeme<br />
Klamotten, und Pink ist das neue Schwarz!<br />
2. Das wichtigste Kleidungsstück für<br />
diesen Sommer?<br />
Ein Strick-Cardigan.<br />
3. Was inspiriert Dich bei Deiner Arbeit?<br />
Dinge, die ich auf der Straße sehe, Menschen<br />
26 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 27<br />
und Träume.<br />
4. Gibt es einen gemeinsamen Nenner in der<br />
skandinavischen Modeszene? Was unterscheidet<br />
die skandinavische Mode von anderen Ländern?<br />
Nein, ich glaube, dass die skandinavische Mode<br />
viele unterschiedliche Richtungen hat, das mini-<br />
malistische Schwarz und Weiß, das künstlerisch<br />
Bunte und natürlich den kommerziellen Look.<br />
Typisch für alles skandinavische Design ist aber<br />
ein gewisser Humor.<br />
5. Wie würdest Du die skandinavische Mode in<br />
drei Worten beschreiben?<br />
Minimalistisch, künstlerisch und kreativ.<br />
6. Was können wir von Deiner nächsten Kollek-<br />
tion erwarten?<br />
Viele Farben und fröhliche Tage!<br />
7. Welche anderen skandinavischen Modedesi-<br />
gner soll man im Auge behalten?<br />
Mathilde Botfeldt.<br />
gittewetter.com
MiNiMaRket<br />
Sofie, 28, Pernilla, 21, und Jennifer Elvestedt, 21,<br />
Stockholm (SE)<br />
1. Sofie, was hast Du an und wieso ist das<br />
derzeit Dein Lieblingsoutfit?<br />
Heute habe ich eine kurze Jacke aus unserer<br />
Herbst/Winterkollektion 06 an. Wir haben diese<br />
Jacke in verschiedenen Farben und Materialien<br />
gemacht, und ich trage sie ständig. Sie wirkt sehr<br />
geschneidert und fein, außerdem passt sie zu al-<br />
lem – zu riesigen T-Shirts und hübschen, kleinen<br />
Sachen.<br />
2. Das wichtigste Kleidungsstück für<br />
diesen Sommer?<br />
Ein Overall mit kurzen Beinen, der tagsüber mit<br />
einfachen T-Shirts und zum Ausgehen mit raffi-<br />
nierten Blusen kombiniert werden kann.<br />
3. Was inspiriert euch bei eurer Arbeit?<br />
Der weibliche Körper und das Kniffelige beim<br />
Kombinieren von Gegensätzen, um zur perfekten<br />
Balance zu gelangen.<br />
4. Wie würdet Ihr die skandinavische Mode in drei<br />
Worten beschreiben?<br />
Meister der Einfachheit. Das trifft allerdings nicht<br />
auf Minimarket zu, wir sind einfach nur Meister!<br />
5. Welche anderen skandinavischen Modede-<br />
signer soll man im Auge behalten?<br />
Helena Hörstedt – ihre Arbeit ist unglaublich.<br />
minimarket.se<br />
gRaM DeSigN<br />
Alexis Holm, 28, und Anna Stenvi, 26, Stockholm (SE)<br />
1. Alexis, was hast Du an und wieso ist das der-<br />
zeit Dein Lieblingsoutfit?<br />
Hochgekrempelte Hose von April77 und hohe<br />
runde Sneakers 08 von Gram. Ich mag den schicken,<br />
nerdigen Skinheadlook.<br />
2. Das wichtigste Kleidungsstück für diesen<br />
Sommer?<br />
Seglerschuhe.<br />
3. Was inspiriert euch bei eurer Arbeit?<br />
Wir holen viel Inspiration aus dem Material und<br />
dem Kontakt mit anderen Menschen.<br />
4. Gibt es einen gemeinsamen Nenner in der<br />
skandinavischen Modeszene? Was unterscheidet<br />
die skandinavische Mode von anderen Ländern?<br />
Cleanes Design und klare Schnitte. Die Schweden<br />
versuchen selten, Pailletten, Spitzen und andere<br />
Schnörkeleien zu verkaufen.<br />
5. Wie würdet Ihr die skandinavische Mode in<br />
drei Worten beschreiben?<br />
Rockig, gut geschneidert und preiswert.<br />
6. Was können wir von eurer nächsten Kollektion<br />
28 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 29<br />
erwarten?<br />
Die Frühjahrskollektion ist frisch und in fröhlichen<br />
Farben gehalten. Wir arbeiten weiterhin mit Denim,<br />
aber auch mit neuen Materialien wie Satin und<br />
Croisé. Unser eigener Favorit ist ein neues, hohes<br />
08g-Modell, das zu Kleidern und Hosen passt,<br />
sich aber am allerbesten zu hochgekrempelten<br />
Jeans oder Chinos macht.<br />
7. Welche anderen skandinavischen Modedesigner<br />
soll man im Auge behalten?<br />
Blank, Les Couleurs Nationales, Minimarket, Fräulein<br />
von Hast.<br />
gramdesign.se
Rickard Lindqvist, 28, Göteborg (SE)<br />
1. Rickard, was hast Du an und wieso ist das<br />
derzeit Dein Lieblingsoutfit?<br />
Ich bin ganz rechts im Bild mit dem hellbeigen<br />
Mantel. Das Bild ist von der Stockholm Fashion<br />
Week, wo ich selbst mein Favoritoutfit präsentiere.<br />
Die Sachen fassen meine Kollektion am besten<br />
zusammen.<br />
2. Das wichtigste Kleidungsstück für diesen<br />
Sommer?<br />
Sonnenbrille.<br />
3. Was inspiriert Dich bei Deiner Arbeit?<br />
Die Arbeit an sich generiert ständig neue Ideen.<br />
4. Wie würdest Du die skandinavische Mode in<br />
drei Worten beschreiben? Was unterscheidet sie<br />
von anderen Ländern?<br />
Gleichgerichtet, selbstgefällig und kommerziell.<br />
Sie unterscheidet sich also nicht so sehr von<br />
anderen Ländern.<br />
5. Was können wir von Deiner nächsten Kollek-<br />
tion erwarten?<br />
Da bin ich auch neugierig drauf…<br />
6. Welche anderen skandinavischen Modedesi-<br />
gner soll man im Auge behalten?<br />
Karin Toresson und Sofia Westin, beide Studen-<br />
tinnen an der Textilhochschule in Borås.<br />
rickardlindqvist.se<br />
RickaRD liNDqviSt<br />
StyleiN<br />
Elin Nyström, 26, Göteborg (SE)<br />
1. elin, was hast Du an und wieso ist das derzeit<br />
Dein Lieblingsoutfit?<br />
Schwarze Leggings, graues Oversize-Kleid mit<br />
Schmetterlingsspitzen-Bolero. Das ist gerade mein<br />
Lieblingsoutfit, weil das meine neuesten Designs<br />
sind, mit denen ich sehr zufrieden bin.<br />
2. Das wichtigste Kleidungsstück für<br />
diesen Sommer?<br />
Kleider, die gut zu Flipflops aussehen, aber auch<br />
schnell mit Pumps und orangem Lippenstift<br />
aufgestylt werden können.<br />
3. Was inspiriert Dich bei Deiner Arbeit?<br />
Menschen, die mir Energie geben, und Großstädte<br />
in der ganzen Welt.<br />
4. Gibt es einen gemeinsamen Nenner in der<br />
skandinavischen Modeszene? Was unterscheidet<br />
die skandinavische Mode von anderen Ländern?<br />
Ich mache mir nie Gedanken darüber, wie die<br />
schwedische/skandinavische Modeszene aussieht<br />
oder wie sie sich zu anderen Ländern verhält. Ich<br />
konzentriere mich absolut auf Stylein als ein inter-<br />
nationales Label, das Kleidung an ältere Frauen<br />
in der Provence genauso wie an jüngere Street-<br />
Mädchen in Osaka oder Schwule in Stockholm<br />
0 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 1<br />
verkauft!<br />
5. Was können wir von Deiner nächsten Kollek-<br />
tion erwarten?<br />
Noch bessere Designs, die einfach, aber schön<br />
sind und nie die eigene Persönlichkeit meiner<br />
Kunden übertonen.<br />
6. Welche anderen skandinavischen Modedesi-<br />
gner soll man im Auge behalten?<br />
Keine Ahnung, das wisst Ihr sicher besser<br />
als ich…<br />
stylein.se
Lina Österman, 2 , London/Stockholm (SE)<br />
1. Lina, was hast Du an und wieso ist das derzeit<br />
Dein Lieblingsoutfit?<br />
Kleid von Pudel, Vintage-T-Shirt aus New York,<br />
Kette und Halstuch von Pudel, Schuhe von Bara-<br />
cua Paris, Leggings von H&M. Eine gute Mischung<br />
aus Secondhand und das Beste aus unseren<br />
eigenen Kollektionen.<br />
2. Das wichtigste Kleidungsstück für<br />
diesen Sommer?<br />
Ärmellose Unisex-Hemden.<br />
3. Was inspiriert Dich bei Deiner Arbeit?<br />
Freiheit, Reisen und Menschen, die ich treffe.<br />
4. Gibt es einen gemeinsamen Nenner in der<br />
skandinavischen Modeszene? Was unterscheidet<br />
die skandinavische Mode von anderen Ländern?<br />
Etwas verallgemeinert kann man sagen, dass<br />
skandinavische Mode sehr reduziert und einfach<br />
ist, beinahe Basics-orientiert. Schwarz, weiß,<br />
grau und gerade Linien. Aber gleichzeitig ist die<br />
Kleidung sehr funktionsorientiert. Im Vergleich zu<br />
anderen Ländern ist man in Skandinavien nicht so<br />
exzentrisch, sondern zurückhaltender.<br />
5. Was können wir von Deiner nächsten Kollek-<br />
tion erwarten?<br />
Strick, dunkle Farben, aufgeschlitzte Kleidungs-<br />
stücke.<br />
6. Welche anderen skandinavischen Modedesi-<br />
gner soll man im Auge behalten?<br />
The Forgotten Youth.<br />
pudel.co.uk<br />
puDel<br />
aRNe &<br />
caRlOS<br />
Arne Nerjordet, 2, und Carlos Zachrison, 6, ehema-<br />
liger Bahnhof in der Bergregion Valdres (NO)<br />
1. Was habt Ihr an und wieso ist das derzeit euer<br />
2 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007<br />
Lieblingsoutfit?<br />
Wir haben beide Anzüge von uns nicht bekannten<br />
Labels an – was uns selbst betrifft, kümmern wir<br />
uns nicht besonders um Mode, die Anzüge waren<br />
das Einzige, was wir da hatten, als wir das Foto<br />
machten.<br />
2. Das wichtigste Kleidungsstück für diesen<br />
Sommer?<br />
Ein drapiertes Kleid, am besten aus unserer Kol-<br />
lektion. Ansonsten ein sehr kurzer Rock.<br />
3. Was inspiriert euch bei eurer Arbeit?<br />
Dolly Parton.<br />
4. Gibt es einen gemeinsamen Nenner in der<br />
skandinavischen Modeszene?<br />
Hm, nein, uns fällt wirklich nix ein…<br />
5. Was können wir von eurer nächsten<br />
Kollektion erwarten?<br />
Sehr gut geschneiderte Stücke in Schwarz und<br />
Grau. Und von alten norwegischen Mustern inspi-<br />
rierte Strickjacken.<br />
6. Welche anderen skandinavischen Modedesi-<br />
gner soll man im Auge behalten?<br />
Arne & Carlos.<br />
arne-carlos.com<br />
Foto: Not Bent
Foto: Knut Aaserud<br />
TRIBUTE TO THE EL<strong>DE</strong>RS<br />
34 <strong>NORD</strong> Magazin 2007<br />
WUN<strong>DE</strong>RBARES HELSINKI<br />
Shoppingfans aufgepasst: Helsinki hat nicht nur eine<br />
ganz eigene Atmosphäre aufgrund seiner Lage zwi-<br />
schen West und Ost, es ist auch voll mit spannenden<br />
Galerien, Design- und Modeläden. 150 Shops haben<br />
sich nun zum „Design District Helsinki“ zusammenge-<br />
schlossen und einen eigenen Design-Stadtplan her-<br />
ausgegeben. Die finnische Designerin IVANAhelsinki<br />
gehört mit ihrem Laden auch zu diesem Designnetz-<br />
werk, zusätzlich hat sie nun im Bezirk Kallio in ihrer<br />
ehemaligen Wohnung einen neuen Shop eröffnet, der<br />
auf absolutem Vertrauen basiert: Zehn Schlüssel wer-<br />
den für jeweils zwei Wochen an die Kunden verteilt,<br />
die dann nach Lust und Laune Sachen anprobieren<br />
und bei Gefallen einfach mitnehmen können. Man<br />
hinterlässt eine kurze Notiz und bekommt dann eine<br />
Rechnung. Den Shop „Wunder“ des Modedesigners<br />
Daniel Palillo sollte man sich bei einem Helsinki-Be-<br />
such auf keinen Fall entgehen lassen. Neben Palillos<br />
eigenem Label, das in der Modeszene für Furore ge-<br />
sorgt hat, gibt es hier Magazine, Platten und Kollekti-<br />
onen von Siv Støldal, Wendy & Jim, Ann-Sofie Back,<br />
Gaspard Yurkievich und Stephan Schneider. Auch gut:<br />
Auf myspace.com/wundershop gibt es immer aktuelle<br />
Ausgehtipps! designdistrict.fi, ivanahelsinki.com<br />
Während man in Deutschland noch bis 2008 auf ein neues Album von den Elektro-<br />
rockern Datarock (NO) warten muss, wurden die Norweger vor ein paar Tagen mit<br />
der Special-EP „See What I Care“ beglückt, die ganz der Madchester-Szene Ende<br />
der Achtziger, Anfang der Neunziger gewidmet ist. Vier der Songs orientieren sich<br />
an Bands wie den Happy Mondays, Stone Roses, Charlatans und Inspiral Carpets,<br />
während Track 5 nichts weniger als eine New Rave-Hymne ist! datarock.no<br />
THIS ONE’S FOR THE LADIES!<br />
Baðhúsið (Badehaus) ist eine Spa-Anlage in Reykjavík,<br />
die ausschließlich der Damenwelt vorbehalten ist. Die<br />
Gründerin Linda Pétursdóttir bekam ihre Geschäftsidee,<br />
als sie als Miss Island und später sogar als Miss<br />
World durch die Welt reiste. Ihr schwebte die Vision<br />
eines positiven und unterstützenden Milieus vor, in dem<br />
Frauen zusammenkommen, um Leib und Seele in einer<br />
friedvollen Atmosphäre regenerieren zu können. Seit<br />
1994 gibt es nun mit dem Baðhúsið einen solchen Ort,<br />
an dem man Massagen, Jacuzzibäder oder Gesichtsbehandlungen<br />
genießen oder einfach im Dampfraum oder<br />
dem so genannten „rest-nest“ umgeben von Pflanzen,<br />
Kerzenlicht und angenehmer Musik den Stress des<br />
Alltags vergessen kann. badhusid.is<br />
SINNLICHES FÜR SIE UND IHN<br />
Die norwegische Unterwäschedesignerin Ida Gullhav spielt mit den Herausforde-<br />
rungen unterschiedlicher Körperformen, und das Ergebnis sind Kleidungsstücke,<br />
die man selbst gerne tragen und vor allem auch an seinem nächsten Date bewun-<br />
dern will. 2006 gewann Gullhav den Nachwuchspreis „Nadelöhr” für ihre „delikate<br />
und interessante Kollektion – eine Kombination aus Sinnlichkeit, Humor und<br />
Eleganz”. Die Mischung aus klaren Linien und frivolen Spitzen zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts inspirierten Gullhav für ihre aktuelle Kollektion, die man hier anschau-<br />
en kann: idagullhav.no.<br />
Foto: Camilla Isene<br />
SKANDINAVISCHE LIFESTYLEPRODUKTE IN<br />
48 STUN<strong>DE</strong>N <strong>BEI</strong> IHNEN. WWW.<strong>SCANDSTYLE</strong>.<strong>DE</strong>
EVA SOLO<br />
Tischgrill<br />
Perfekt auf dem Balkon<br />
oder beim Picknick, kann<br />
auch schnell zur Salatschale<br />
umfunktioniert werden.<br />
Dänemark<br />
MUUTO<br />
Ø 30 cm<br />
Four<br />
225 Euro<br />
Diese Vase in<br />
warmem Grün oder<br />
weichem Braun bietet<br />
vier unterschiedlich<br />
große Vasen in einer.<br />
Design: Matti Klenell<br />
Dänemark<br />
Ø 22 cm<br />
99,50 Euro<br />
STUDIO SUNNUNTAI<br />
Reflektorbrosche KUKKA<br />
Dient nicht nur der Schönheit, sondern<br />
auch der Sicherheit.<br />
MUUTO<br />
Design: Saara Renvall<br />
Cosy in Grey<br />
Finnland<br />
Lampe in transparentem<br />
Ø 8 cm<br />
Grau, die eine gemütliche<br />
34,95 Euro<br />
Atmosphäre schafft.<br />
Design: Harri Koskinen<br />
Dänemark<br />
Ø 24 cm<br />
199 Euro<br />
KRONAN<br />
Fahrrad<br />
Die moderne Variante des klassischen<br />
schwedischen Militärfahrrads bietet<br />
zeitloses und ausdauerndes Design.<br />
Jedes Fahrrad hat ein persönliches<br />
Nummernschild.<br />
Schweden<br />
429,95 Euro<br />
TEN SWEDISH <strong>DE</strong>SIGNERS<br />
Kulturtasche<br />
Die Kulturtasche aus<br />
Wachsstoff macht den morgendlichen<br />
Badaufenthalt zu einem<br />
belebenden Ereignis.<br />
Musterdesign: Tom Hedqvist<br />
Schweden<br />
21 x 16 x 10 cm<br />
34,95 Euro<br />
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BIOMEGA<br />
Boston 8V<br />
Eine Kombination aus<br />
BMX- und Cityfahrrad,<br />
Design und Funktion.<br />
Dänemark<br />
Aluminium, 13,5 kg,<br />
8 Gänge, V-Bremse<br />
999 Euro<br />
VOSS<br />
Voss Wasser<br />
Natürlich reines<br />
Gletscherwasser<br />
aus Norwegen.<br />
Norwegen<br />
0,8 l<br />
6,80 Euro<br />
SHOWROOM FINLAND<br />
Boxply Aufbewahrungswürfel<br />
Die Homeoffice-Kollektion<br />
sorgt für natürliche Eleganz<br />
und Ordnung auf<br />
dem Schreibtisch.<br />
Finnland<br />
14,5 x 14,5 cm<br />
15,95 Euro<br />
SECTO <strong>DE</strong>SIGN<br />
Octo Hängeleuchte<br />
Aus laminiertem Birkenholz<br />
und Flugzeugschichtholz in<br />
Handarbeit gefertigt.<br />
Design: Seppo Koho<br />
Finnland<br />
Höhe 68 cm<br />
479 Euro<br />
EVA SOLO Gasgrill<br />
Exklusives Design mit „unsichtbar” im Innern<br />
untergebrachter Gasflasche und Variationsmöglichkeiten<br />
hinsichtlich der Temperatur und<br />
Grillanwendung. Dänemark<br />
Ø 60 cm, Höhe 115 cm, Edelstahl<br />
1495 Euro<br />
EVA SOLO<br />
Besteckset 01<br />
Funktionalismus bei Tisch.<br />
Dänemark<br />
16-teilig, Edelstahl matt<br />
199 Euro<br />
HÅKANSSON<br />
Reinigungslotion<br />
Das Produkt wurde ursprünglich als<br />
praktische Abschminklotion für Models<br />
entwickelt und ist Teil einer hautschonenden<br />
Pflegeserie.<br />
Schweden<br />
100 ml<br />
28 Euro
VäLKOmmEN!<br />
WILLKOmmEN<br />
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aus den nordischen Ländern Schweden, Dänemark, Norwegen,<br />
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praktischen Einrichtungsgegenständen über original skandinavische<br />
Lebensmittel und Pflegeprodukte bis hin zu nordischen<br />
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DeSigNRekORD aM OSlOfJORD<br />
Über 2000 km Langlaufloipen und zahlreiche Alpinabfahrten,<br />
Badeseen und Schäreninseln, Wälder,<br />
Fjord und Felsen. All dies befindet sich innerhalb (!)<br />
Oslos Stadtgrenzen, und man kann verstehen, wieso<br />
die norwegische Hauptstadt nicht mit ihren Museen,<br />
Galerien oder Theatern prahlt, sondern mit ihrer<br />
einzigartigen Lage.<br />
Dabei hat sich in Norwegens Kunst- und Designszene<br />
in den letzten Jahren viel getan. Der Kulturetat<br />
wächst, im Haushalt 2007 beispielsweise<br />
um sagenhafte 2 Millionen Kronen, das sind 6<br />
Millionen Euro. Die Küstenstadt Bergen ist schon<br />
seit Röyksopps „Poor Leno“ für ihre lebendige<br />
Musikszene bekannt, und Musikexporte wie Annie<br />
oder Datarock halten die so genannte „Bergen<br />
Wave“ am Leben. Oslo hingegen hat sich inzwischen<br />
als Designmetropole einen Ruf gemacht.<br />
Eine neue Designergeneration hat im Osloer<br />
Szenestadtteil Grünerløkka ihre Ateliers und Büros<br />
bezogen. In alten Fabrikgebäuden entwickeln hier<br />
unter anderem die Designer von „Frost Produkt“<br />
und „Norway says“ Möbel und Industrieprodukte.<br />
Ein wichtiger Akteur der Osloer Designszene ist<br />
das Design- und Architekturzentrum „DogA“, das<br />
in einem ehemaligen Umspannwerk zwischen dem<br />
pulsierenden Grünerløkka und der City untergebracht<br />
ist. Anfang 200 eröffnet, ist das DogA<br />
Norwegens wichtigste Arena für Design und Architektur<br />
und bietet ein Forum für Begegnungen,<br />
Ausstellungen und Konferenzen. Der norwegische<br />
Designrat und die Vereinigung „Norsk Form“ kombinieren<br />
ihre Kompetenzen auf engstem Raum,<br />
und ein Café, ein Restaurant und ein Designshop<br />
sind neben den wechselnden Ausstellungen gute<br />
Gründe, das DogA zu besuchen.<br />
So zeigt das DogA regelmäßig norwegisches<br />
Design, das mit den wichtigsten Designauszeichnungen<br />
Norwegens belohnt wurde. Einer der aktuellen<br />
Preisträger ist die Bekleidungsfirma Helly<br />
Hansen, die für ihr gesellschaftliches Engagement<br />
mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet wurde und das<br />
norwegische Design weit über die Landesgrenzen<br />
hinaus bekannt gemacht hat. Bei <strong>NORD</strong> Style<br />
präsentiert Helly Hansen Produktdesign aus verschiedenen<br />
Bereichen: Sport, Survival, Fischerei,<br />
Landwirtschaft und Freizeit.<br />
12. bis 17. Mai 2007, Glaspavillon,<br />
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Quartal, Sie können NORR in gut sortierten Geschäften bekommen oder abonnieren. Lesen Sie mehr über die<br />
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<strong>NORD</strong> Magazin 2007
ADRESSEN<br />
27<br />
1. Sleep-in-heaven – Struenseegade 7<br />
2. Hotel Skt. Petri – Krystalgade 22<br />
Bar Rouge im Hotel Skt. Petri – Krystalgade 22<br />
3. Hotel Fox – Jarmers Plads 3<br />
4. Goggle – Elmegade 3<br />
5. Glam – Fælledvej 15<br />
6. Lllp – Fælledvej 18<br />
7. Henrik Vibskov – Krystalgade 6<br />
8. Wood Wood – Krystalgade 4<br />
9. Paris-Texas – Krystalgade 18-20<br />
10. Flying A – Kronprinsensgade 5<br />
<br />
1<br />
24<br />
26 25<br />
31<br />
4<br />
30<br />
5<br />
6<br />
<br />
29<br />
34<br />
28<br />
11. Bruuns Bazaar – Kronprinsensgade 8-9<br />
12. Stig P – Kronprinsensgade 14<br />
13. Agent Provocateur – Pilestræde 6<br />
14. NAG – Silkegade 3<br />
3<br />
18<br />
15. Tekinoktay Finest Lingerie – Silkegade 13<br />
16. Illum – Østergade 52<br />
17. Mads Nørgaard – Amagertorv 15<br />
2<br />
33<br />
18. Nørgaard paa Strøget – Frederiksberggade 11<br />
19. &pagne – Hyskenstræde 14<br />
20. 1206 – Naboløs 3<br />
21. Zirup – Læderstræde 32<br />
22. Petit Délice – Kompagnistræde 2<br />
23. Secret Kitchen – Kompagnistræde 31<br />
9<br />
7<br />
23<br />
8<br />
19<br />
22 21<br />
20<br />
10<br />
11<br />
12<br />
15 14<br />
17<br />
16<br />
13<br />
24. Bodega – Kapelvej 1<br />
36<br />
<br />
25. Kaffeplantagen – Sankt Hans Torv 3<br />
26. Oak Room – Birkegade 10<br />
27. Apparatet – Nørrebrogade 184<br />
28. A Pair – Ny Østergade 3<br />
29. Lê Lê Caf – Vesterbrogade 56<br />
30. Cofoco Le Marché – Værnedamsvej 2<br />
<br />
31. Ristorante Mama Ludbas – Værnedamsvej 2<br />
32. Lagkagehuset – Christianshavn Torv<br />
33. Sct. Peder’s Bageri – Sct. Peders Straede 29<br />
34. V1 gallery – Absalonsgade 21b<br />
35. Overgaden – Overgaden neden Vandet 17<br />
36. Kunsthallen Nikolaj – Nikolaj Plads 10<br />
35<br />
32<br />
<br />
<br />
Wie die Schokoladencreme den Doppelkeks, so<br />
verbindet Kopenhagen Skandinavien mit dem Rest<br />
Europas. Dies hat seinen Einfluss sowohl auf die<br />
Kopenhagener Mentalität als auch auf das Stadtbild,<br />
die beide gleichsam kontinental und doch nordisch<br />
sind. Einige Stadtteile sind ein Abbild des nordischen<br />
Klischees schlechthin, mit großen blonden Menschen,<br />
die sich inmitten minimalistischer Gebäude bewe-<br />
gen, während andere, wie das trendige, aber rauere<br />
Nørrebro, durch Türen und Wände voller Street Art<br />
und Lebensmittelgeschäfte mit leeren Regalen oder<br />
den Waren am falschen Platz auffallen. Die Stadt ist<br />
voll mit dem Design, das Dänemark und Skandinavien<br />
berühmt gemacht hat; spannende Architektur und<br />
interessante Klamottenläden findet man hinter jeder<br />
Ecke. Das Umweltbewusstsein ist groß, Fahrräder<br />
sind überall, in Gebäuden ist das Rauchen verboten,<br />
die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern<br />
ist ein wichtiges Thema und das Sozialsystem ist<br />
ebenso entwickelt wie im Rest Skandinaviens. Aber<br />
eine gewisse Unberechenbarkeit und Vielfältigkeit,<br />
wie man sie selten in skandinavischen Städten findet,<br />
machen Kopenhagen so besonders. Außerdem<br />
haben die Dänen eine Art, ihr Leben zu genießen,<br />
die sie eher ihren Nachbarn im Süden als denen im<br />
Norden ähneln lässt. Man lebt entspannter, weni-<br />
ger pflichtbewusst, die Nächte sind länger und die<br />
Straßen belebter. „Blondes have more fun“ – für ganz<br />
Skandinavien ist dies wohl zu allgemein, aber etwas<br />
eingegrenzt gilt mit Sicherheit: Wenn du deine Koffer<br />
für einen Skandinavienurlaub packst, fahr’ nach<br />
Kopenhagen: „Danes have more fun!“<br />
Anreise – einfacher geht’s kaum!<br />
Für die norddeutschen Städte liegt Kopenhagen<br />
praktisch vor der Tür. Es gibt häufig verkehrende Zug-,<br />
Bus- und Flugverbindungen. Von Berlin braucht man<br />
mit dem Billigflieger Easy-Jet nur eine Stunde. Vom<br />
Flughafen ist es mit dem Bus nur ein Katzensprung<br />
bis in die 30 Minuten entfernte Innenstadt.<br />
Übernachtung – Himmlisch in<br />
allen Preisklassen<br />
Sleep-in-heaven ist ein behagliches kleines Youth<br />
Hostel für Leute von 16 bis 35. Da die Gäste hier<br />
so jung sind, fühlt man sich ein wenig wie auf der<br />
Highschool: Es duftet stark nach Aftershave, es gibt<br />
nur Unisex-Toiletten, und auf den Fluren wird geflirtet.<br />
Und solltest du dich mal allein fühlen, gibt es immer<br />
einen Fernando, Jean-Paul oder Brian, der zu einem<br />
kleinen Plausch bereit ist.<br />
Das Hotel Skt. Petri ist ein Designhotel auf der<br />
Krystalgade mit einem weißen Café, einer roten Bar<br />
und einer blauen Brasserie. Es ist ein Fünf-Sterne-<br />
Hotel und hat dementsprechende Preise, aber jeder<br />
kann und sollte einmal auf einen Drink in der Bar<br />
34 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 35<br />
vorbeischauen.<br />
Im Hotel Fox ist jedes Zimmer anders. 21 interna-<br />
tionale Künstler gaben den 61 Zimmern ihre ganz<br />
persönliche Note. Alle haben eine einzigartige<br />
Ausstattung und tragen Namen wie King Albino<br />
Room, Ecstacy oder schlicht Wa – wähle einfach das,<br />
das am besten zu deiner Persönlichkeit passt. Das<br />
Hotel wurde 2005 eröffnet und die Zimmer könnten<br />
eine Renovierung gut vertragen, aber es ist ein ganz<br />
besonderes Hotel und dafür sehr preiswert. Ich<br />
verbrachte die Nacht in dem von dem norwegischen<br />
Künstler Kim Hiorthøy komplett in Rot gestalteten<br />
Redrum (in Anlehnung an das Buch und den Film<br />
„The Shining“ von Steven Spielberg – Redrum:<br />
„Murder“ rückwärts gelesen ). Im Gegensatz zu dem,<br />
was der Name versprach, erwies sich der gesamte<br />
Aufenthalt als ein Traum aus 30 Fernsehkanälen, Bio-<br />
Shampoo und einem Frühstücksbuffet voller kleiner<br />
Wraps, Croissants und Kaffee auf einem Tablett der<br />
dänischen Designmarke Eva Solo.<br />
Shopping – Ausdauer erwünscht<br />
Auf der Elmegade gibt es einige Second-Hand-Lä-<br />
den, und besonders Goggle ist hier einen Besuch<br />
wert. Hier findet man skandinavische Designer wie<br />
Whyred, Sibin Linnebjerg und Won Hundred. Parallel<br />
zur Elmegade verläuft der Fælledvej. Dort befinden<br />
sich Glam, ein weiterer Second-Hand-Shop, der<br />
alles für Girlies anbietet, und Lllp mit Interior-Design<br />
und Mode. Das war das Aufwärmprogramm. Weiter<br />
in Richtung Innenstadt sollte man sich auf einen<br />
Shopping-Marathon gefasst machen. Zieh deinen<br />
besten Fummel an und beginne auf der Krystalgade<br />
mit Henrik Vibskov, dort findet man außer der eigenen<br />
Marke auch Bless und Martin Margiela. Dass H&M in<br />
Kopenhagen Imitate von Wood Wood verkauft, zeigt,<br />
wie beliebt diese dänischen Designer hier sind. Der<br />
richtige Wood Wood-Shop, ebenfalls auf der
Krystalgade, verkauft eigene Mode, Bernhard Will-<br />
helm und internationale Magazine. Paris-Texas wurde<br />
Anfang 2007 eröffnet und ist sehr inspirierend mit<br />
seinem rohen schwarzen Interieur und vielen Luxusar-<br />
tikeln. Auf der Kronprinsengade, der Polestraede und<br />
der Silkesgade solltest du versuchen, deine Briefta-<br />
sche geschlossen zu halten. Die ersten Shoppingver-<br />
lockungen sind Flying A, Bruuns Bazaar und Stig P,<br />
die auch eine eigene, preiswerte Linie haben. Agent<br />
Provocateur, das Paradies für Unterwäsche, liegt in<br />
der Pilestraede, und in der Silkegade befindet sich<br />
NAG, hier gibt es Silk-Jeans in allen Farben. Noch<br />
mehr Seide gibt es bei Tekinoktay Finest Lingerie<br />
weiter unten auf der Silkegade. Der Kaufhaus-Gigant<br />
Illum wurde 1891 eröffnet und vereint mehr als 0<br />
Geschäfte auf Stockwerken. Egal was du suchst,<br />
hier findest du es bestimmt. Eine weitere gute Adres-<br />
se ist Mads Nørgaard mit seinen zwei Shops, die<br />
Streetwear und elegantere Mode zusammenbringen.<br />
&pagne ist ein Shop mit leichtem Gothic-Einschlag<br />
und einer guten Auswahl an Hübsch und, See by<br />
Chloe und annhagen. Beim Bewundern von 1206,<br />
einem Menswear-Shop mit eigenem T-Shirt-Design<br />
und Friseur, verwandelte sich mein Bedürfnis nach<br />
Mode allerdings in ein Bedürfnis nach Kalorien, und<br />
der nette Verkäufer nannte mir drei Adressen in der<br />
nächsten Umgebung: Café Zirup, Petit Délice und<br />
Secret Kitchen mit italienischen Gerichten<br />
6 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 7<br />
zum Mitnehmen.<br />
essen und Trinken – in Gesellschaft von<br />
Blumen, Kunst und DJs<br />
Bodega in Nørrebro bietet Rundum-Versorgung für<br />
alle eher trägen Zeitgenossen: Zunächst kann man
38 <strong>NORD</strong> Magazin 2007<br />
ein leckeres Abendessen genießen und dabei die<br />
Punks, die in der offenen Küche das Essen zuberei-<br />
ten, beobachten. Freitags und samstags verwandelt<br />
sich das Bodega, ohne dass du mehr tun musst, als<br />
den Strohhalm an deine Lippen zu bewegen, vom<br />
Restaurant in eine Cocktailbar mit Live-DJs. Während<br />
meines Besuchs waren die Gäste jung und gut<br />
aussehend und die Bedienung freundlich. Einer der<br />
Besitzer, Mikael Christensen, nannte mir seine Lieb-<br />
lingsplätze in der Umgebung: die Cocktailbar<br />
Oak Room und die Indie Bar Apparatet. Kaffeplanta-<br />
gen ist eine Kombination aus Café und Blumenladen.<br />
Mit Bio-Milch und Rauchverbot hat der Cappuccino<br />
noch nie besser geschmeckt. Ansonsten kann man<br />
auch im A Fair Café, einem Restaurant mit Designer-<br />
möbeln und Kunstausstellungen an den Wänden,<br />
eine Kaffeepause einlegen. Die Besitzer betreiben<br />
auch einen Laden – A Pair –, wo sie Kleidung und<br />
Accessoires verkaufen. Lê Lê Caf in Vesterbro mit<br />
seiner französisch-vietnamesischen Küche ist eines<br />
der beliebtesten Restaurants in Kopenhagen. Auf der<br />
Suche nach etwas Besonderem verließ ich an einem<br />
verregneten Sonntagnachmittag mein Hotelzimmer,<br />
nur um herauszufinden, dass das Restaurant ge-<br />
schlossen war. Das ist ein grundsätzliches Problem<br />
an Sonntagen in Kopenhagen. Es lohnt sich also, sich<br />
bereits im Voraus über die Öffnungszeiten der ge-<br />
wünschten Dinner Location zu informieren, bevor man<br />
dort vor verschlossenen Türen steht. Nicht weit vom<br />
geschlossenen Restaurant befindet sich Cofoco Le<br />
Marché mit rustikalen französischen Gerichten zum<br />
Mitnehmen. Zwar steht nur ein einziges Gericht auf<br />
der Speisekarte, aber dazu gibt es verschiedene Brot-<br />
sorten und Beilagen zur Auswahl, und die Schlange<br />
für den Coq au Vin reichte an diesem Abend fast bis<br />
auf die Straße. Neben Frankreich liegt gleich Italien,<br />
daher ist es nur logisch, dass sich Tür an Tür mit dem<br />
Cofoco ein italienisches Restaurant mit dem Namen<br />
Mama Ludbas befindet. Hier gibt es Pizza für unge-<br />
fähr 12 Euro, die mit viel amore von den italienischen<br />
Köchen gebacken wird.<br />
Lagkagehuset auf dem Christianshavn Torv muss<br />
einer der Gründe dafür sein, warum die Dänen so<br />
süß sind. Modern und sauber, mit frisch gebackenem<br />
Wienerbrod, einem typischen Kopenhagener Gebäck,<br />
in den Auslagen, direkt neben Erdbeerpasteten,<br />
rustikalem Brot und Sandwiches, gilt die Devise: Dies<br />
ist kein Ort, um Diät zu halten! Sct. Peders Bageri ist<br />
berühmt für seine Onsdagssnegle, eine Art Zucker-<br />
schnecke, die nur mittwochs verkauft wird. Man sagt,<br />
dass die Leute von weit her kommen, um sie zu<br />
kaufen. Ich war dort an einem Samstag und habe die<br />
Köstlichkeit verpasst, aber die Sandwiches sind auch<br />
sehr lecker.<br />
Kultur – modern und skandinavisch<br />
Freitagabend stand die Vernissage einer Ausstellung<br />
des amerikanischen Künstlers Todd ‚Reas’ James in<br />
der Galerie V1 auf dem Programm. Eine besondere<br />
Ausstellung in einer besonderen Galerie: Bilder voller<br />
Blut, Körperteile und Sex und ein mit Grafittis übersä-<br />
ter Toilettenraum.<br />
Overgaden ist ein unabhängiges Institut für zeitge-<br />
nössische Kunst, das sich vor allem skandinavischen<br />
Künstlern widmet. Bei meinem Besuch zeigten sie<br />
Arbeiten von Nina Jan Beier & Marie Jan Lund,<br />
Jørgen Carlo Larsen und Geirthrudur Finnbogadottir.<br />
Das Institut befindet sich direkt am Christianshavns<br />
Kanal und zeigt acht Ausstellungen pro Jahr, die<br />
jeweils vier Wochen dauern. Die Nicolaj-Kirche ist<br />
auch Heimat der Kunsthallen Nicolaj. Beim Aufstieg<br />
auf den Kirchturm können Ausstellungen moderner<br />
Kunst betrachtet werden.<br />
Hier noch ein paar Tipps fürs Kofferpacken: Nimm<br />
einen Regenschirm und eine Kreditkarte mit, und du<br />
bist auf der sicheren Seite! Kopenhagen zeichnet<br />
sich durch ein typisch mildes, ruhiges Seeklima aus.<br />
Grauer Himmel ist eher die Regel als die Ausnahme.<br />
Im Sommer wird es romantischer mit späten Sonnen-<br />
untergängen und Temperaturen um 20 Grad.<br />
Auf der Liste der teuersten Städte der Welt stand Ko-<br />
penhagen im Jahr 2006 auf Platz 6, noch vor Genf,<br />
Paris und Frankfurt. Vielleicht werden beim Bezahlen<br />
der Kreditkartenrechung ein paar Tränen fließen, aber<br />
Urlaub und Sparen, das passte eigentlich noch nie so<br />
richtig zusammen.<br />
<br />
<br />
Schwedens zweitgrößte Stadt, die durch Skandinaviens größten Seehafen<br />
bislang vor allem als industrielles Zentrum bekannt war, hat sich in den letzten<br />
Jahren zu einer der führenden Städte Nordeuropas für moderne Kunst und<br />
Kultur gemausert. Schwedens einziges Museum für Design und Angewandte<br />
Kunst befindet sich in Göteborg. Am 2. Mai 2007 hat Air Berlin die Strecke<br />
Berlin – Göteborg City in Betrieb genommen und verlost nun gemeinsam<br />
mit Visit Sweden und Göteborg & Westschweden eine Wochenendreise für<br />
Zwei. Wenn Sie sich das schwedische Design, die kulinarischen Genüsse<br />
der Westküste und die Attraktionen des Göteborger Hafens nicht entgehen<br />
lassen wollen, senden Sie bis zum 15. Juni 2007 eine E-Mail mit dem Betreff<br />
„Göteborg“ an info@nord.info. Die Gewinner werden am 20. Juni 2007 auf<br />
der Homepage nord.info bekannt gegeben und von uns per E-Mail<br />
benachrichtigt.<br />
Durch das Senden der E-Mail erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten zum Versand der un-<br />
regelmäßig erscheinenden Newsletter von Visit Sweden, Air Berlin und Göteborg & Westschweden gespei-<br />
chert werden. Eine Barauszahlung des Gewinns ist ausgeschlossen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
BESUCHEN SIE UNS AUF <strong>DE</strong>M<br />
<strong>DE</strong>SIGNMAI IN <strong>DE</strong>R <strong>NORD</strong> STYLE<br />
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12-17 MAI 2007<br />
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Karin Fransson hat einen schwedischen Namen, kocht richtig gutes, schwedisches Essen und gilt als eine der<br />
besten Köchinnen des Landes und Erneuerin der schwedischen Küche. Dabei begann alles in einer kleinen<br />
Pension in Weingarten in der Nähe vom Bodensee, wo sie nach der Schule beim Tellerwaschen aushalf und<br />
gleichzeitig den einen oder anderen Blick in die Kochtöpfe warf.<br />
<br />
<br />
Dass bei einer solchen Vita die Liebe mit im Spiel war,<br />
ist kaum verwunderlich. Bei einem Schwedenurlaub<br />
im Jahr 1977 verliebte sich Karin, die damals noch<br />
den Nachnamen Thyrann trug, in den Besitzer des<br />
Hotels Borgholm auf der Insel Öland. Sie entschied<br />
sich, im Hotel zu bleiben – und zwar am Herd. Der<br />
Hotelkoch wurde krank, Karin sprang für ihn ein, und<br />
die Gäste waren begeistert.<br />
„Ich konnte noch alle grundlegenden Techniken,<br />
wusste, wie man Fonds und Saucen macht. Alles,<br />
was ich während des Abwaschens in der Pension<br />
beobachtet hatte, setzte ich direkt um. Am Anfang<br />
habe ich mir ein paar Mal die Finger verbrannt<br />
und mich geschnitten, aber dann hatte ich schnell<br />
Ordnung in meinen Kochtöpfen! Zunächst habe ich<br />
mehr deutsches Essen gekocht, Rösti zum Beispiel,<br />
das war zu der Zeit sehr exotisch in Schweden.<br />
Und Schnitzel mit flambierter Whiskeysauce und<br />
Ähnliches. Das gelang mir dann wohl so gut, dass die<br />
Gäste, die einmal bei mir gegessen hatten, zurück-<br />
kamen und mehr wollten, also blieb ich in der Küche.<br />
Ich kochte das Essen, dann zog ich mir schnell eine<br />
Schürze an und lief in den Gästeraum, um die Leute<br />
zu bedienen. Ich erzählte ihnen, dass ich mit dem<br />
Essen nun fertig sei und es holen würde. Ich glaube,<br />
die Gäste fanden das sehr gemütlich.“<br />
Als Sekretärin ausgebildet, fand Karin nun, dass<br />
jemand anderes im Büro sitzen könne, sie wollte<br />
Essen kochen! Nach einer Frankreichreise, auf der sie<br />
viele Gourmetrestaurants besuchte, war ihr Interesse<br />
für die Essenszubereitung auf einem höheren Niveau<br />
geweckt. Zunächst imitierte Karin die französischen<br />
Sterneköche, aber bald wuchs in ihr der Wunsch,<br />
ihren eigenen Stil zu entwickeln. Sie erinnerte sich<br />
an ihre Großmutter, die eine Kräuterexpertin war<br />
und Kräutersalben und -tinkturen herstellte. Karin<br />
hingegen wollte die Kräuter nicht äußerlich anwen-<br />
den, sondern sie essen. „Ich glaube, ich war die erste<br />
Köchin, die massenweise Kräuter ins Essen schmiss,<br />
ich merkte, wie ich die Gerichte auf diese Art und<br />
Weise verändern konnte. Ich mag mein Essen mit<br />
vielen Nuancen, Gewürzen und Kräutern. Nun pflanze<br />
ich selbst 70 verschiedene Kräuter an, die alle auf<br />
Öland wachsen, das ist ein bisschen wie die Provence<br />
Schwedens hier, mit den gleichen Düften und der<br />
gleichen Atmosphäre.“<br />
Auch die ansässigen Bauern begannen umzuden-<br />
ken, als Karin frischen südlichen Wind auf die Insel<br />
brachte. Knoblauch wurde angepflanzt und andere,<br />
weniger traditionelle Kartoffel- und Gemüsesorten.<br />
Das Restaurant vom Hotel Borgholm wurde zum<br />
Touristenmagnet und Öland bekam den Ruf einer<br />
kulinarischen Insel. Durch ihre autodidaktische<br />
Kräuterbegeisterung unterschied sich Karins Essen<br />
vom üblichen Restaurantessen, so dass sie 1992 zur<br />
„Öländerin des Jahres“ gekürt wurde und bald darauf<br />
für ihren „außerordentlichen Einsatz in der schwe-<br />
dischen Essenskultur“ die Goldmedaille der „Gastro-<br />
nomiska Akademien“ bekam. Heute hat Karin eine<br />
eigene TV-Sendung, und seit 1996 spricht sie einmal<br />
die Woche im Radio. 2004 begab sie sich gemeinsam<br />
mit sechs anderen Köchinnen aus der ganzen Welt<br />
im Rahmen von „Leading Ladies of World Cuisine“<br />
auf eine Australienreise – eine Tour, die natürlich auf<br />
Englisch bestritten werden musste.<br />
„Das war eine der größten Herausforderungen<br />
meines Lebens – große Bankette, Radio und Fernse-<br />
hen, ‚Good Morning Australia’ um sechs Uhr morgens.<br />
Da stand ich nun und stotterte mein Englisch hervor,<br />
ich hatte ja damals in der Schule kein Englisch ge-<br />
habt. Aber ich fand es wichtig mitzufahren, schließlich<br />
ging es ja hier um uns Mädels. Es werden ja sonst<br />
immer die Männer präsentiert und die Frauen werden<br />
nicht richtig ernst genommen.“ Weibliche Spitzenkö-<br />
che sind immer noch ungewöhnlich in Schweden, und<br />
auch wenn Karins Restaurant zu den besten gehört<br />
und es Auszeichnungen nur so hagelt, ist es immer<br />
noch schwierig, akzeptiert zu werden.<br />
„Gerade weil es so wenig Frauen gibt, wird einem<br />
nie geglaubt, man muss viel härter kämpfen. Wir<br />
haben jedes Jahr neue Köche, und am Anfang war<br />
es schwer, die Jungs mit ins Boot zu ziehen, sie dazu<br />
zu bringen, an mich zu glauben. Ich will nicht schreien<br />
und toben und die Leute beschimpfen. Ich liebe mein<br />
Essen, und da muss ich wohl auch für mein Personal<br />
eine gewisse Liebe empfinden! Ich verwöhne sie,<br />
und es geht trotzdem gut. Viele, die bei mir gelernt<br />
haben, sind heute bekannte Köche der schwedischen<br />
Gastronomie.“<br />
Was halten Sie von der deutschen Küche?<br />
„Es gibt so viel Gutes in der deutschen Küche. Es<br />
wird zu Unrecht schlecht über deutsches Essen<br />
geredet, aber das ist wohl die Autobahn, die das zu<br />
verantworten hat. Schwedische Hausmannskost ist<br />
der deutschen eigentlich sehr ähnlich, Eintöpfe und<br />
Kartoffelpuffer gibt es ja auch hier. In Schweden sagt<br />
man immer: Ihr und euer Eisbein! Dabei ist ‚rotmos<br />
och fläsk’ genau das Gleiche.“<br />
Haben Sie ein deutsches Lieblingsgericht?<br />
„Sauerbraten! Mmhh, dieses Säuerliche, Deftige<br />
liebe ich wirklich. Ich bediene mich manchmal dieser<br />
Eindrücke, wir hatten immer Rosinen im Sauerbra-<br />
ten, und da mache ich dann heute zum<br />
Beispiel eine Balsamicosauce<br />
mit Rosinen draus, diese<br />
„Sauerbratensauce“ gibt es<br />
bei mir häufig zu Wild. Im<br />
Moment habe ich gerade<br />
Maultaschen mit Spinat-<br />
und Fleischfüllung auf der<br />
Speisekarte, die lieben alle!“<br />
<br />
<br />
UM ZU VERHIN<strong>DE</strong>RN, DASS<br />
KARTOFFELN ÜBERKOCHEN,<br />
SOLLTE MAN EIN KLEINES<br />
STÜCK BUTTER IN DAS<br />
KOCHWASSER LEGEN.<br />
MAISHÜHNCHEN MIT MINZMARINA<strong>DE</strong> UND SALAT MIT GEBACKENEM RHABARBER UND<br />
WEISSEM SPARGEL<br />
Hier wird Ihnen der Frühling auf dem Tablett serviert! In der<br />
Gegend, aus der ich komme, wird viel weißer Spargel angebaut.<br />
Man kann die Frische von Spargel feststellen, indem<br />
man die Stangen aneinander reibt – je frischer, desto lauter<br />
quietscht er!<br />
4 Portionen<br />
4 kleine Brustfilets vom Maishühnchen<br />
Holunder- & Minzmarinade<br />
2 Zweige frische grüne Minze<br />
2 EL konzentrierter Holundersaft<br />
Saft und Schale einer halben Zitrone<br />
1 dl Rapsöl<br />
1 Schuss Tabasco<br />
1 EL frisch geriebener Ingwer<br />
40 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 41<br />
Zum Braten<br />
Butter<br />
Salz und Pfeffer<br />
Salat<br />
400 g (8 Stangen) weißer Spargel<br />
8 Rhabarberstangen, doppelt so lang wie der Spargel<br />
1 EL Salz<br />
1 EL Zucker<br />
Butter für die Form<br />
2 EL Zucker für den Rhabarber<br />
Einige Zweige Minze und Gänseblümchen zur Dekoration<br />
Holunderdressing<br />
1 Schalottenzwiebel, fein gehackt<br />
3 EL Weißweinessig oder Holunderessig<br />
1/2 EL frisch geriebener Ingwer<br />
1 TL Salz<br />
1 dl Rapsöl<br />
1. Zunächst werden die Hühnchenfilets mariniert: Hacken<br />
Sie die Pfefferminzblätter und vermischen Sie sie mit den<br />
restlichen Zutaten für die Marinade.<br />
2. Legen Sie die Filets in eine Plastiktüte und geben Sie<br />
die Marinade dazu. Passen Sie auf, dass das gesamte<br />
Fleisch mit der Marinade bedeckt ist, knoten Sie die Tüte zu<br />
und legen Sie sie für 5-6 Stunden in den Kühlschrank.<br />
3. Den Ofen auf 150°C vorheizen. Nehmen Sie die Filets<br />
aus der Tüte und trocknen Sie sie ab. Bräunen Sie die<br />
gesalzten und gepfefferten Filets rundum in Butter in einer<br />
Pfanne.<br />
4. Legen Sie die Filets in eine ofenfeste Form, die Sie auf<br />
den mittleren Rost in den Ofen stellen. Bepinseln Sie die<br />
Filets während der Garzeit mit Marinade. Wenn die Innentemperatur<br />
67°C erreicht hat, sind die Filets gar.<br />
5. Den Ofen für den Salat auf 175°C stellen.<br />
6. Entfernen Sie die unteren Enden des Spargels und<br />
schälen Sie ihn gewissenhaft.<br />
7. Waschen und putzen Sie den Rhabarber. Ziehen Sie<br />
eventuelle Fäden ab. Schneiden Sie die Stangen in ebenso<br />
lange Stücke wie den Spargel.<br />
8. Bringen Sie einen Liter Wasser mit Salz und Zucker in<br />
einem großen Topf zum Kochen. Kochen Sie den Spargel<br />
5-6 Minuten, nehmen Sie ihn heraus und spülen Sie ihn mit<br />
kaltem Wasser ab.<br />
9. Pinseln Sie eine ofenfeste Form mit ein wenig geschmolzener<br />
Butter ein und legen Sie den Rhabarber hinein. Bestreuen<br />
Sie den Rhabarber mit Zucker und stellen Sie die<br />
Form auf den mittleren Rost. Backen Sie den Rhabarber<br />
etwa 10 Minuten oder bis sich die Stangen fast ganz weich<br />
anfühlen. Bepinseln Sie den Rhabarber mit dem Holunderdressing<br />
und stellen Sie ihn nochmals für drei Minuten in<br />
den Ofen, damit er fein glänzend wird.<br />
10. Holunderdressing: Vermischen Sie die Zwiebel mit<br />
Essig, Ingwer und Salz und rühren Sie zuletzt das Öl unter.<br />
11. Legen Sie den Spargel und den Rhabarber auf einen<br />
Servierteller, verteilen Sie das Dressing darüber und<br />
dekorieren Sie das Ganze mit den Gänseblümchen und der<br />
Minze. Schneiden Sie die Hühnchenfilets auf und richten<br />
Sie sie mit etwas Blattsalat an.
Rosa für Mädchen<br />
und blau für Jungs<br />
– DeSigN auS DeR geNDeRpeRSpektive betRachtet<br />
Bald ist es wieder Sommer. Es wird nicht mehr so<br />
früh dunkel, die Sonne wärmt schon wieder, in den<br />
Parks ist es grün und die ersten Blumen blühen.<br />
Das perfekte Wetter für ein Eis draußen auf der<br />
Parkbank. Lass uns die neue Sorte für das Mäd-<br />
chen kaufen, das sternförmige Eis namens „Girlie”<br />
mit Glitzerschminke inklusive. Und ein Schoko-<br />
ladeneis für den Jungen. Denn Mädchen mögen<br />
Mädchensachen und Jungs Jungssachen.<br />
Nein? Nun, zumindest bringen wir ihnen das bei.<br />
Rosa für Mädchen und blau für Jungs und so geht<br />
es immer weiter. Alle Produkte, die wir in unserem<br />
Alltag benutzen, senden Botschaften an uns und<br />
unseren Nachwuchs aus, die uns auf bestimmte<br />
Rollen festlegen. Die Begriffe ‚feminin’ und ‚mas-<br />
kulin’ werden benutzt, um Formen und Designs zu<br />
beschreiben, und ihre Definitionen teilen Män-<br />
ner und Frauen in zwei verschiedene Gruppen<br />
mit sorgfältig beschriebenen Bedürfnissen und<br />
Charakteristika ein. Ein femininer Gegenstand ist<br />
weich, rund und organisch geformt, wohingegen<br />
ein maskulines Objekt hart, stark und kantig ist<br />
und eher technische Merkmale hat. In der indus-<br />
triellen Welt arbeiten hauptsächlich Männer, und<br />
die meisten Produkte werden deswegen aus einer<br />
männlichen Perspektive gestaltet. Wenn Produkte<br />
für eine weibliche Zielgruppe entworfen werden,<br />
ist der Ausgangspunkt häufig die Vorstellung der<br />
Männer davon, was eine Frau ihrer Meinung nach will.<br />
Verstärkt die heutige Designindustrie die bereits<br />
existierenden Stereotype zwischen den Geschlech-<br />
tern noch mehr? Wenn ein Industrieunternehmen<br />
eine Eissorte namens „Girlie“ in sein Programm<br />
aufnimmt, ist dies ein sehr deutliches Signal<br />
bezüglich der anvisierten Zielgruppe, und wenn<br />
dieses Eis rosa und mit Schminkaccessoires<br />
ausgestattet ist, dann ist dies eine klare Aussage<br />
darüber, wie sich die Produktdesigner ein Mädchen<br />
vorstellen, oder wenigstens davon, welche Vorlie-<br />
ben ein Mädchen entsprechend der traditionellen<br />
Stereotype hat. Das Problem liegt nicht so sehr<br />
im Design des Eises, sondern in der Tatsache,<br />
dass wir uns immer noch der stereotypen Muster<br />
bedienen, die bestimmen, was als feminin und<br />
maskulin zu gelten hat, anstatt diese in Frage zu<br />
stellen. Wieso haben zum Beispiel alle Vorhänge,<br />
Küchentextilien und Bettbezüge bei IKEA Frauen-<br />
namen und die Tische, Stühle und Bücherregale<br />
Männernamen? Diese Namen bestätigen nicht nur<br />
unsere Vorstellung davon, wie weibliches bezie-<br />
hungsweise männliches Design auszusehen hat,<br />
sondern geben uns auch Auskunft darüber, welche<br />
Interessen, Bedürfnisse und Charakteristika<br />
Frauen beziehungsweise Männer angeblich haben.<br />
Feminines Design soll leicht, weich und dekorativ<br />
sein – und so soll auch die Frau sein. Maskulines<br />
Design soll intelligent, stark und praktisch sein<br />
– wie der Mann. Eine Frau, die Design macht, wird<br />
in den Medien stets als eine weibliche Designerin<br />
präsentiert, und man nimmt an, dass ihre Arbeit<br />
mehr mit Kunst und Dekoration als mit Industrie-<br />
design zu tun hat. Männer, die designen, heißen<br />
einfach nur Designer, und man geht davon aus,<br />
dass sie sich mit Industriedesign für zum Beispiel<br />
Autos beschäftigen.<br />
Als Volvo hingegen sein Konzeptauto YCC ent-<br />
wickelte, lag der Fokus ganz auf den Frauen. YCC<br />
steht für „your concept-car“ und ist ein Auto, das<br />
komplett von Frauen entwickelt wurde. Marti Bar-<br />
letta, amerikanische Expertin für Konsumverhalten,<br />
behauptet: „Wenn man die Erwartungen der Frauen<br />
erfüllt, hat man die Erwartungen der Männer schon<br />
längst übertroffen.“ Der YCC ist ein fantastisches<br />
Auto, das leider nur als Prototyp existiert, von dem<br />
sich aber viele moderne Autos bereits technische<br />
Lösungen abgeguckt haben. Das auf der Genfer<br />
Automesse 200 präsentierte Auto wurde in den<br />
Medien häufig als Frauenauto abgestempelt, weil<br />
es von Frauen entwickelt wurde, die neben den<br />
Männern auch ganz gezielt die Volvo-Kundinnen<br />
nach ihren Vorstellungen vom perfekten Auto gefragt<br />
haben. Das Ergebnis war, dass Frauen genau<br />
die gleichen Wünsche wie Männer haben, was<br />
Leistung, Stil und Qualität angeht. Doch darüber<br />
hinaus wollen Frauen noch mehr, und das macht<br />
2 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007
sie zur anspruchsvolleren Kundengruppe. Bei<br />
einem normalen Autoprojekt von Volvo hätten die<br />
Medien wohl kaum folgende Meldung präsentiert:<br />
„Das neue Männerauto von Volvo, designt von<br />
Männern für Männer!“ Die Norm ist also immer<br />
noch ein Auto, das von einem Designer (lies:<br />
Mann) für Männer gemacht wird, und der YCC war<br />
die Ausnahme, das von der Norm Abweichende.<br />
In den letzten Jahren hat sich das Design-<br />
verständnis grundlegend erweitert. Man geht<br />
inzwischen davon aus, dass Design mehr als<br />
nur eine Oberfläche ist, die man einem Produkt<br />
hinzufügt, wenn es schon fast fertig ist. Karin<br />
Ehrnberger ist eine Designerin aus Schweden, die<br />
in die tieferen Bedeutungsebenen des Designs<br />
abtaucht und sich damit beschäftigt, wie Design<br />
unsere Wahrnehmung der Welt verändern kann.<br />
Mit ihrem Projekt „Design und Gender – Wie wir<br />
Produkte formen und wie diese uns formen“ stellte<br />
sie die schlichte, aber entscheidende Frage: Wieso<br />
müssen die Dinge aussehen, wie sie es tun?<br />
Ehrnberger vertauschte die Formensprachen einer<br />
Bohrmaschine und eines Mixers und zwang den<br />
Betrachter auf diese Weise, die Dinge aus einer<br />
neuen Perspektive zu sehen. In ihrer Erklärung<br />
schreibt sie, dass ein grundlegendes Problem im<br />
Design sei, wie man im Design die Geschlechter-<br />
rollen sieht. „Die existierenden dezidierten Normen<br />
und Kategorisierungen begrenzen die Kreativität<br />
und Evolution neuer Designs und Lösungen. Wir<br />
alle sind Opfer alter etablierter und polarisierter<br />
Definitionen der Begriffe weiblich und männlich.“ In<br />
einem Synonymwörterbuch findet man die Wörter<br />
mütterlich, weich und schwach als gleich bedeu-<br />
tend mit dem Wort ‚weiblich’. Der Begriff ‚männlich’<br />
hat die Synonyme mutig, aktiv und unängstlich.<br />
In ihrer Arbeit schreibt Ehrnberger außerdem,<br />
dass ‚weiblich’ das Synonym ‚unmännlich’ hat,<br />
während das Wort ‚männlich’ nicht das Synonym<br />
‚unweiblich’ hat. Auch hier ist das Maskuline also<br />
die Norm und das Feminine das Andere. Ehrn-<br />
berger entwickelt in ihrer Arbeit die These, dass<br />
diese jeweiligen Eigenarten der zwei Kategorien<br />
‚männlich’ und ‚weiblich’ auch Einfluss auf eine<br />
Hierarchie und den Wert von Alltagsgegenständen<br />
haben. Produkte für Männer haben häufig viele<br />
Funktionen und technische Merkmale und sind in<br />
dunklen, kräftigen Farben oder Metall gehalten.<br />
Produkte mit mehr technischen Funktionen haben<br />
normalerweise einen höheren Preis, wohingegen<br />
billigere Produkte häufig ein ‚feminines’ Design<br />
erhalten. Auch an der Namensgebung lassen<br />
sich die weiblichen beziehungsweise männlichen<br />
Normen deutlich ablesen: Männerprodukte tragen<br />
Namen wie Speed, Power oder Turbo, wohingegen<br />
Namen für Frauenprodukte häufig mit Begriffen<br />
wie Silk, Soft oder Deluxe gebildet werden.<br />
Die althergebrachte Tradition, die Gesellschaft in<br />
weiblich und männlich aufzuteilen, ist im Produkt-<br />
design sehr präsent. Reinigungs- und Küchen-<br />
produkte sind für Frauen – sagt uns zumindest<br />
das Design, mit Ausnahme des Staubsaugers,<br />
der ausreichend technische Merkmale mitbringt,<br />
um manchmal ein männliches Design verpasst<br />
zu bekommen. Wieso gestalten wir die Produkte<br />
auf diese Art und Weise? Würde ein Bohrer seine<br />
Schlagkraft verlieren, wenn er in Pastelltönen ge-<br />
halten wäre? Kann es sein, dass wir unseren Kin-<br />
dern von Anfang an vermitteln, dass weiche und<br />
runde Formen für Mädchen sind, damit sich diese<br />
als erwachsene Frauen mit der entsprechend de-<br />
signten Küchenmaschine sicherer fühlen als bei<br />
der Benutzung eines Bohrers, obwohl dieser viel-<br />
leicht weniger gefährlich ist als die scharfen Klin-<br />
gen der Küchenmaschine? Und andersrum ist es<br />
genauso: Wir vermitteln den Jungs, was für sie an-<br />
gemessen und akzeptiert ist und was sie zu mögen<br />
haben. Ein guter Junge weiß, wie man einen Nagel<br />
einschlägt und wie man einen Bohrer benutzt. Ein<br />
guter Junge soll stark und technikbegeistert sein,<br />
und das Design der Werkzeuge kommuniziert, dass<br />
ihre Benutzung beide Eigenschaften erfordert.<br />
Karin Ehrnberger hat sich in ihrer Arbeit ausführ-<br />
lich mit diesen sozialen Regeln für Frauen und<br />
Männer beschäftigt. Sobald ein Kind das Licht un-<br />
serer Welt erblickt, wird es mit Design konfrontiert<br />
und ausgestattet, das diese Regeln festlegt. Jungs<br />
kriegen robuste Kleidung, in der sie ungehindert<br />
spielen und Abenteuer erleben können. Die Mäd-<br />
chen hingegen werden wie kleine Prinzessinnen<br />
ausgestattet, die vorsichtig mit ihren Kleidchen<br />
sein und sich nicht schmutzig machen sollen.<br />
Ehrnberger schreibt: „In Abhängigkeit von unserem<br />
biologischen Geschlecht lernen wir, wie wir uns zu<br />
bewegen haben, wo wir hinschauen sollen, wie wir<br />
zu lachen haben und wie wir sprechen sollen. Es<br />
ist akzeptiert, dass sich ein Mann im Schritt kratzt<br />
und dass ein Mädchen mit seinen Haaren spielt.“<br />
Aus diesen Gedanken bezüglich der geschlechts-<br />
spezifischen Körpersprache entwickelte Ehrnber-<br />
ger zwei Stühle. Sie kombinierte das Geschlecht<br />
der Form mit dem entgegengesetzten Geschlecht<br />
der Körpersprache und schuf einen Stuhl mit<br />
‚typisch’ weiblichen Formen, in dem man eine<br />
‚typisch’ männliche Sitzposition einnehmen muss<br />
und andersrum: Ein rosa Stuhl mit runden Formen<br />
und Volants, in dem man sich gezwungenermaßen<br />
zurücklehnen und mit gespreizten Beinen sitzen<br />
muss. Der andere Stuhl ist aus kantigem Beton mit<br />
klaren Linien, auf dem man nur mit überkreuzten<br />
Beinen sitzen kann.<br />
Wie sehr die Formgebung unserer Produkte von<br />
geschlechtsspezifischen Vorurteilen beeinflusst<br />
ist, wird auch deutlich, wenn man ein Produkt an-<br />
schaut, das von Männern und Frauen zum gleichen<br />
Zweck benutzt wird, aber doch ganz unterschied-<br />
lich aussieht. Ein Rasierer desselben Herstellers<br />
ist in der Männerversion zum Beispiel in robustem<br />
Schwarzmetallic und für Frauen in elegantem<br />
Weiß-Rosa gehalten. Für Männer heißt der Rasie-<br />
rer „Power-Nitro“ und verheißt einen effizienten<br />
Kraftbolzen, den Mann in einem morgendlichen<br />
Kampf zu zähmen hat. Der Frauenrasierer namens<br />
„Venus Divine“ versteckt alles, was an Technik<br />
erinnern könnte, unter schimmerndem Perlmutt-<br />
weiß und verspricht seidenglatte Haut – wie von<br />
Götterhand gezaubert, ohne dass Frau auch nur<br />
weiß, wie ihr geschieht. Und dabei ist die Mechanik<br />
absolut identisch. Wieder einmal bezieht sich das<br />
Design auf die Handlung, die es repräsentiert:<br />
Der aktive Mann benutzt seine Stärke, um die<br />
Kraft des Werkzeugs zu kontrollieren, und der<br />
passiven Frau wird vom Rasierer geholfen.<br />
Marcus Jahnke ist ein weiterer Designer, der sich<br />
nach Veränderung sehnt. Er hat einen Kilt für Bau-<br />
arbeiter entworfen und will damit zeigen, dass die<br />
Geschlechternormen von sozialen und kulturellen<br />
Regeln abhängen. In Schottland ist der Kilt ein<br />
ultimativ-männliches Kleidungsstück, und in un-<br />
serer Gesellschaft ist der Bauarbeiter das männ-<br />
liche Symbol schlechthin. „Was passt dann besser<br />
zusammen als ein Bauarbeiter und ein Kilt?“,<br />
fragte sich Jahnke. Er leitet am Institut für Ver-<br />
braucherwissen der Handelshochschule Göteborg<br />
das Projekt „Gender und Design“. Dessen Ziel ist<br />
es, die positiven wirtschaftlichen Auswirkungen<br />
der Geschlechtergleichberechtigung zu verdeutli-<br />
chen und die Industrie und Unternehmen auf diese<br />
Problematik aufmerksam zu machen.<br />
Die existierenden Genderstereotype im Design<br />
aufzudecken und in Frage zu stellen hat nicht nur<br />
das Ziel, Kontrollmechanismen und Einschrän-<br />
kungen – von Männern wie von Frauen – zu<br />
zerstören, sondern es geht auch um die Förderung<br />
von Kreativität und Innovation. Wir sind in alten<br />
Gedankenmustern eingesperrt und müssen unsere<br />
Welt aus einer anderen Perspektive betrachten,<br />
egal, ob es sich um Geschlechternormen oder an-<br />
dere soziale Regeln handelt. Die meisten Alltags-<br />
gegenstände heutzutage sind für einen 0,9 Jahre<br />
alten, weißen, heterosexuellen Mann mit Ehefrau<br />
und 1,7 Kindern, einer Armstärke von ,1 Watt/kg,<br />
17 , cm Körperlänge und 69, kg Körpergewicht<br />
gemacht – eine Durchschnittsperson, die nicht<br />
existiert. In Skandinavien redet man seit langem<br />
von „Design für alle“, aber ist dieses Ideal wirklich<br />
Realität? Geht es überhaupt darum, was die<br />
Verbraucher wollen und brauchen? Ist das Design<br />
heutzutage für jedermann oder nur für diejenigen,<br />
die in die etablierte Standardnorm passen?<br />
<strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007
Wo verläuft die Grenze zwischen Ausstellungslokal<br />
und der eigentlichen Ausstellung, und wo fängt das<br />
Kunsterlebnis an? In der Kunsthalle im Stockholmer<br />
Vorort Tensta gibt es keine Grenzen – sobald man<br />
über die Schwelle des Gebäudes tritt, ist man mittendrin,<br />
sowohl in der Kunst wie im Erlebnis. Und<br />
deswegen ist der neu eröffnete „Dark Rainbow Shop“<br />
auch kein Museumsshop im üblichen Sinne.<br />
Ich treffe Zandra Ahl, die Künstlerin hinter dem Dark<br />
Rainbow Shop, in einem Ausstellungsraum, der vom<br />
Boden bis zur Decke mit Leopardenmuster bedeckt<br />
ist. Im so genannten „Leopardenkubus“ der Kunsthalle<br />
Tensta bekomme ich direkt das Gefühl, dass hier<br />
etwas Neues passiert, dass ich von einem Statement<br />
umgeben bin: „Es gibt keine objektive Kunsthalle!”<br />
Denn das Muster auf den Wänden raubt dem ‚white<br />
cube’ der traditionellen Museen nicht nur ihre objektive<br />
Neutralität und die Macht, dem Ausgestellten<br />
den Stempel „Gute Kunst“ aufzudrücken, sondern<br />
provoziert auch ganz direkt die Frage nach dem guten<br />
Geschmack. Die Raubtiermusterung ist nämlich kaum<br />
jemandem gleichgültig, man findet sie entweder<br />
hässlich oder hübsch, kitschig oder luxuriös. Vor allem<br />
ältere Damen sind aber regelmäßig von ihr entzückt,<br />
erfahre ich von Zandra.<br />
Kunst ist subjektiv und überall<br />
Hier in Tensta, einem Vorort von Stockholm, versucht<br />
man seit einigen Jahren, das Konzept Kunsthalle neu<br />
aufzuladen. Jeder noch so kleine Teil der Ausgestaltung<br />
des Gebäudes und der Arbeit rund um die<br />
kuNSt 2.0<br />
Die Kunsthalle in Tensta. Foto: Linda Callenholt.<br />
Hauptausstellung wird als ebenso wichtig wie die<br />
Ausstellung selbst bewertet. Die Flyer und Plakate,<br />
die Architektur, das Café und sogar die Büroräume<br />
gehören zum Gesamtkonzept. Man erlaubt dem<br />
Raum, Platz einzunehmen, die Einrichtung darf und<br />
soll Gefühle auslösen, die Kunst ist subjektiv und<br />
überall. Und so soll auch der Museumsshop ein<br />
Kunsterlebnis in sich sein.<br />
Aschenputtel, Las Vegas und der zauberer von Oz<br />
Der im März eröffnete Dark Rainbow Shop, La-<br />
den und Showroom für zeitgenössisches Design,<br />
Kunsthandwerk und Mode, wurde gemeinsam von<br />
der Künstlerin Zandra Ahl und der Kuratorin Jelena<br />
Rundqvist entworfen. „Aschenputtel, der Zauberer von<br />
Oz, Jung, Alchemie, New Age, Christentum, Schmet-<br />
terlinge, Singing in the Rain, das 18. Jahrhundert,<br />
Las Vegas und der Dachboden meiner Oma sind die<br />
Inspirationsquellen, von denen wir bei der Entwick-<br />
lung des Dark Rainbow Shops ausgegangen sind“,<br />
erklärt Jelena.<br />
Trotzdem ist es Zandra Ahl selbst, auf die ich auf<br />
meinem Weg in den Laden als erstes treffe. Sie zeigt<br />
als fast lebensgroße Pappfigur freundlich auf den<br />
Eingang eines dunklen Tunnels. In diesem Tunnel<br />
ist ein Schaufenster, und ich kann vage erkennen,<br />
dass sich dahinter eine andere Welt verbirgt, hinter<br />
einer hölzernen Dachbodentür. Meine Oma wohnte in<br />
einer alten Feuerwehrstation, zwar ohne Dachboden,<br />
aber ich kann mich daran erinnern, dass es bei ihr<br />
eine kleine Luke in der Wand gab, die – ich war mir<br />
ganz sicher – zu einem magischen Raum mit vielen<br />
Geheimfächern und -gängen führte, genau wie hier.<br />
Die geheimnisvolle Musik von Stefan Strandberg, Au-<br />
diochef von Schwedens größter Computerspielfirma<br />
„Dice“, und die schummrige Beleuchtung im Tunnel<br />
geben einem das Gefühl, als hätte man eine solche<br />
geheime Luke in der Wand entdeckt – und im Dark<br />
Rainbow Shop ist Entdecken ausdrücklich erwünscht.<br />
Alle Objekte sind in Schränken und Fächern ver-<br />
steckt, hier gibt es tatsächlich eine richtige Geheimtür,<br />
die hinter einem Spiegel versteckt ist. Bei mir stellt<br />
sich das lusterfüllte Gefühl ein, im Laden nach den<br />
Objekten suchen zu müssen, fast das gleiche Gefühl<br />
als wenn man auf dem Flohmarkt etwas ganz Be-<br />
sonderes findet und weiß, dass man auf dieser Welt<br />
die Einzige mit genau diesem Gegenstand ist. Dabei<br />
besteht die erste von vier Kollektionen, die in diesem<br />
Jahr im Dark Rainbow Shop gezeigt werden, aus ei-<br />
ner Mischung aus Massenprodukten und handgefer-<br />
tigten Einzelstücken. Anstatt die üblichen Radiergum-<br />
mis, Postkarten und T-Shirts mit Reproduktionen von<br />
der Mona Lisa oder Dürers Hasen anzubieten, ist der<br />
Dark Rainbow Shop eine Ausstellung in sich. Zandra<br />
Ahl selbst ist neben Büchern mit einigen Exemplaren<br />
ihrer bereits im schwedischen Nationalmuseum ge-<br />
landeten Nylonstrumpfskultur „Autoshapes“ vertreten.<br />
Die international bekannte Modedesignerin Ann-So-<br />
fie Back verkauft ihre „Fantasy Stitch Jeans“ und die<br />
berlinstämmige Designergruppe Bless ihre neueste<br />
Tapetenkollektion „Wallscapes“ (der 2006 schon eine<br />
Einzelausstellung im Leopardenkubus gewidmet wur-<br />
de). Von der Finnin Tuija Markonsalo kann man den<br />
Wandschmuck „Limbo Life“ erstehen und Nina Sparr<br />
versteckt in den Fächern und Schubläden Armreifen<br />
und Ohrringe, die in alter schwedischer Tradition aus<br />
Haaren gefertigt sind. Dennoch geht es hier nicht um<br />
das Bewundern von Kunst – der Akt des Kaufens ist<br />
ein wichtiger Teil des Konzepts.<br />
Shopping: Der rauchfarbene Spiegel<br />
6 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 7<br />
unserer selbst<br />
In unserem Gespräch beschreibt Zandra Shopping<br />
als eine Liebesaffäre zum Individuellen, als ein Ritual,<br />
das mit dem modernen Projekt verknüpft ist, als Si-<br />
cherheit, Luxus im Alltag und Genuss, der aber häufig<br />
als minderwertig und simpel betrachtet wird. „Durch<br />
Shopping konsumieren wir ein Bild von uns selbst<br />
– manifestiert in Produkten, Erlebnissen und Situa-<br />
tionen. Shopping ist der rauchfarbene Spiegel unserer<br />
selbst, die Erwartung von Veränderung und Verwand-<br />
lung. Aber Shopping bedeutet auch Unzulänglichkeit,<br />
Hierarchien und Erziehung. Shopping ist gesellschaft-<br />
lich aufgeladen und kein Hobby oder Handeln, das<br />
einfach unbemerkt vorübergeht.“<br />
Die Kuratorin Jelena Rundqvist ist der Meinung,<br />
dass Museumsshops ein wenig entwickelter Bereich<br />
sind, anhand dessen man aber wichtige Themen der<br />
Konsumgesellschaft aufgreifen kann: „Glaubst Du,<br />
dass Dinge eine Seele haben?“, fragt sie in der Pres-<br />
seerklärung zur Eröffnung des Shops. „In meiner ra-<br />
tionalen Erziehung wurde mir beigebracht, dass dem<br />
nicht so ist. Aber glaube ich das eigentlich? Wieso ist<br />
es für mich dann so wichtig, mit welchen Sachen ich<br />
mich umgebe? Geht es mir dabei nur um Status und<br />
Symbole, oder sind die Dinge auch meine Freunde,<br />
die mir Sicherheit geben?“ Es wird gesagt, dass der<br />
Regenbogen die Brücke zwischen den Menschen und<br />
den Göttern ist. Der Dark Rainbow Shop ist mit seiner<br />
Mystik und versch(r)obenem Blick auch eine Brücke<br />
zwischen zwei Welten: er soll verschiedene Akteure<br />
verbinden und die kommerzielle Seite der Kunsthalle<br />
entwickeln. Es sollen neue Formen für Sponsoring<br />
gefunden werden, unkonventionelle Inhalte sollen mit<br />
kommerziellen Werkzeugen kommuniziert werden, um<br />
einen Shop zu schaffen, der ästhetisch und inhaltlich<br />
auf eine reflektierte Weise herausfordert.<br />
Gespenster aus der Vergangenheit<br />
Die Einstellung, museales Beiwerk wie den Muse-<br />
umsshop als eigenständiges Erlebnis zu gestalten,<br />
ist typisch für die Künstlergruppe „Konst2“, die seit<br />
200 die Kunsthalle in Tensta leitet. So wurde bereits<br />
das Café ganz und gar von der Designgruppe „Front“<br />
konzipiert und ist seitdem ein Besuchermagnet für<br />
sich. Der Name Konst2 steht für die andere, die neue<br />
Generation Kunst, die das Bestehende in Frage stellt<br />
und zusätzlich all das umfasst, was in der offiziellen<br />
Kunstszene nicht repräsentiert ist. Design, Text,<br />
Mode und Musik werden dem ästhetischen Feld<br />
mit einverleibt. Eine passendere Leitung konnte die<br />
Kunsthalle Tensta gar nicht bekommen. Denn seit ihrer<br />
Gründung im Jahr 1998 war sie vor allem wegen<br />
Streitereien zwischen ihren verschiedenen institutionellen<br />
Teilen, genauer gesagt dem Vorstand und<br />
dem Leiter Gregor Wróblewski, in den Medien. Eine<br />
Vergangenheit, die immer noch von Zeit zu Zeit wie
ein Gespenst auftaucht und die Aufmerksamkeit von<br />
der Kunst ablenkt. Rodrigo Mallea Lira, Ylva Ogland<br />
und Jelena Rundqvist, die Künstler hinter Konst2,<br />
beschäftigen sich in ihren Projekten häufig mit genau<br />
dieser Institutionalisierung der Kunstwelt und den<br />
Problemen, die sie mit sich bringt. Dazu kam, dass<br />
schon der Titel „Tensta Konsthall“ viel provokatives<br />
Potenzial enthält. Tensta ist nämlich ein Stockholmer<br />
Vorort, in dem die Mehrzahl der 18 000 Bewohner<br />
einen Einwanderungshintergrund hat. Tensta ist sehr<br />
von Arbeitslosigkeit und Segregation geprägt und<br />
ungefähr so weit von Hochkultur und Museum entfernt,<br />
wie es überhaupt nur möglich ist. Es dominiert<br />
der Plattenbau des Millionenprogramms der 1960er<br />
Jahre, als man in Schweden mit Hilfe eines Masterplans<br />
binnen zehn Jahren eine Million Wohnungen<br />
baute. Der Journalist Olle Bengtzon festigte 1970<br />
mit seinem Buch „Rapport Tensta“ endgültig Tenstas<br />
Image als Betonghetto. Die Künstler von Konst2<br />
hatten, bevor sie die Nachfolge von Wróblewski antraten,<br />
hauptsächlich in Skärholmen gearbeitet, einem<br />
anderen Stockholmer Vorort mit einer ähnlichen<br />
sozialen Struktur wie Tensta. Deswegen schienen sie<br />
geradezu prädestiniert für die Rettung der Kunsthalle,<br />
deren Weiterbestehen nach Finanzierungsstreits<br />
200 an einem seidenen Faden hing.<br />
Jun-Hi Wennergren Nordling, Projektleiterin der<br />
Kunsthalle, sieht im Standort Tensta einen großen<br />
Vorteil. Es werde viel leichter akzeptiert, dass die<br />
Kunsthalle anders ist, gerade weil sie nicht zwischen<br />
den anderen Institutionen liegt, sagt sie mir. Und<br />
deswegen kann man sich auch viel mehr erlauben.<br />
So werden die Werke in der Regel gemeinsam mit<br />
den Künstlern vor Ort experimentell erschaffen, vom<br />
anfänglichen Konzept bis hin zur Umsetzung. Eine<br />
einmalige Arbeitsweise, die andere Einrichtungen<br />
nicht anbieten können. Und das gilt auch für die<br />
Designer, denn in Tensta ist Design nicht der Kunst<br />
untergeordnet oder kommerziell, sondern hat einen<br />
gleichwertigen Rang. Außerdem gebe es in Tensta<br />
so viel, wovon man lernen könne, sagt Jun-Hi: „Denn<br />
es ist ja nicht so, dass wir die Kunst zu den Leuten<br />
hier bringen, sondern es gibt einen Austausch, einen<br />
Fluss zwischen den Menschen.“<br />
Wer bestimmt, was ins Nationalmuseum kommt?<br />
Eines der großen Ziele von Konst2 ist es, mit der<br />
Kunsthalle einen Spin-off-Effekt für das ganze Gebiet<br />
zu erzielen und das medialisierte Bild von Tensta<br />
als verwahrloster, trister Vorort zu verändern, meint<br />
Jun-Hi. In dem Projekt „Ultra Violence“ arbeitete<br />
der Künstler Samir Alj Fält zum Beispiel eng mit<br />
Jugendlichen aus Tensta zusammen, um dabei das<br />
Selbstbild der Bewohner von Tensta und gleichzeitig<br />
die Vorurteile der Außenwelt zu beeinflussen.<br />
Gewalt als treibende Kraft für Zerstörung sowie für<br />
Aufbau war die Grundidee der Aktion, und ein Teil<br />
Büroprojekt „Inside Out” von Åsa Cederqvist, das eine Verbindung<br />
zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen schafft.<br />
Foto: Jenny Källman.<br />
des Projekts bestand darin, dass Schüler aus einer<br />
Schule in Tensta je einen Stuhl zerstören durften,<br />
um dann aus den Teilen gemeinsam etwas Neues zu<br />
erschaffen. Das Projekts „Jihani Kalapour“ (Weltkulturerbe<br />
auf Kurdisch) war eine Zusammenarbeit<br />
mit dem Frauenzentrum in Tensta-Hjulsta. Mehrere<br />
Frauen mit Einwanderungshintergrund besuchten<br />
über einen Zeitraum von zwei Jahren zum kulturellen<br />
Kanon gehörende Institutionen wie das schwedische<br />
Nationalmuseum oder das Freilichtmuseum Skansen.<br />
Die meisten von ihnen waren – im Gegensatz zu jedem<br />
Grundschulkind aus der Stockholmer Innenstadt<br />
– noch nie dort gewesen, und aus ihrer Verwunderung<br />
darüber, was es hier zu sehen gab, entwickelte<br />
sich eine Diskussion darüber, für wen diese Einrichtungen<br />
bestimmt sind und wer entscheiden darf, was<br />
dort ausgestellt wird. Als Abschluss des Projektes<br />
übernahmen die Frauen selbst diese Machtposition<br />
und stellten einige Objekte aus dem Nationalmuseum<br />
zu einer neuen Ausstellung zusammen, die dann in<br />
Tensta gezeigt wurde.<br />
Kunst für alle<br />
Machtfragen werden in der Kunsthalle in Tensta oft<br />
aufgegriffen. Wie der Dark Rainbow Shop mit den<br />
Bedenken der Kunstwelt spielt, sich auf kommerzielle<br />
Akteure einzulassen, ist auch der Leopardenkubus,<br />
der in seinem Kitsch die Hüter des „guten“<br />
Geschmacks und der „echten“ Kunst schon längst<br />
auf den Plan gerufen hat , hier einzuordnen. In dem<br />
urdemokratischen Land Schweden hört man häufig<br />
Slogans wie „Wohlfahrt für alle“, „Ausbildung für alle“<br />
oder aber auch „Kunst für alle“. Doch erst mit einer<br />
Institution wie der Kunsthalle in Tensta wird ernsthaft<br />
versucht, dieser letzten Forderung nachzukommen.<br />
Und dies erscheint mir sehr passend für einen Vorort,<br />
der schon in den 60er Jahren eine Vorreiterfunktion<br />
hatte – nämlich bei der Erfüllung der ebenso typisch<br />
schwedischen Forderung „Wohnungen für alle!“<br />
John Lindholms Clubsessel aus Stammwucherung. Foto: Jenny Källman.<br />
Haarschmuck von Nina Sparr. Foto: Jenny Källman.<br />
Socken und Strumpfhosen von Alice Shulman. Foto: Jenny Källman.<br />
zaNDRa ahl<br />
– typiSch SkaNDiNaviSch?<br />
Als Zandra Ahl von 1994 bis 1999 auf die Stockholmer<br />
Kunstschule „Konstfack“ ging, erlebte der<br />
schwedische Minimalismus gerade eine Hochkonjunktur.<br />
Als Reaktion auf diese „minimalistische,<br />
anorektische Ästhetik“ schrieb Zandra 1998 ihr<br />
erstes Buch „Fult&Snyggt“ („Hübsch&Hässlich“).<br />
Das Buch handelt davon, was als hübsch beziehungsweise<br />
hässlich angesehen wird, von Normen<br />
und Gender. Wer darf bestimmen, was schön ist?<br />
Was ist überhaupt Geschmack? Das Buch wurde<br />
viel diskutiert, und Zandra wurde von den Medien<br />
zur „Königin des Kitsches“ erkoren. Gemeinsam<br />
mit der Journalistin Emma Olsson veröffentlichte<br />
sie 2001 das Buch „Svensk smak“ („Schwedischer<br />
Geschmack“), das schnell ausverkauft war. Wieder<br />
standen Geschmacks- und Machtfragen auf dem<br />
Programm, und Zandra präsentierte ihre kritische<br />
Einstellung zum modernen Erbe, das ihrer Meinung<br />
nach ein Anachronismus ist. Parallel zur Schriftstellerei<br />
produziert Zandra Kunsthandwerk und<br />
arbeitet viel mit staatlichen Aufträgen. So hat sie<br />
unter anderem 2005 den „Vårsalong“ der Kunsthalle<br />
Liljevalchs in Stockholm kuratiert, ein Projekt<br />
namens „Craft and Dialog“ zur Internationalisierung<br />
des Handwerks geleitet und für ein kommerzielles<br />
Architekturbüro gearbeitet. Provokant, jung und mit<br />
Sinn für das Hässliche – anscheinend ist dies alles<br />
kein Hindernis, um in das skandinavische Design-<br />
Establishment aufgenommen zu werden.<br />
Büroprojekt „Inside Out”. Foto: Jenny Källman.<br />
8 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 9
aRbeitSpRObeN<br />
Das schwedische Illustratörcentrum ist eine Serviceorganisation<br />
für Illustratoren und Grafikdesigner.<br />
Sie vermittelt Aufträge, organisiert Ausstellungen<br />
und schafft Anlässe, bei denen sich Mitglieder und<br />
Auftraggeber treffen können. Außerdem verwaltet<br />
das Illustratörcentrum eine Bilddatenbank, in der<br />
Interessenten kostenfrei nach passenden Illustratoren<br />
und Grafikdesignern suchen können. Momentan sind<br />
7 00 Arbeitsproben von mehr als tausend Mitgliedern<br />
online, als Bestandsaufnahme der schwedischen<br />
Illustratorenszene präsentieren wir Ihnen hier eine<br />
kleine Auswahl. Wer noch mehr sehen will, schaut am<br />
besten direkt auf illustratorcentrum.se vorbei.<br />
7.<br />
1.<br />
4.<br />
6.<br />
2.<br />
3.<br />
1. Maria Kask<br />
2. Thomas Fröhling<br />
. Ulf Frödin<br />
. Lovisa Witt<br />
. Sanna Lindeby<br />
6. Anna Ågrahn<br />
7. Camilla Engman<br />
kOlla! ist schwedisch und bedeutet „Schau!“ Die Organisation Svenska Tecknare<br />
(Schwedische Zeichner) veranstaltet unter diesem Namen seit 200 einen Wettbewerb<br />
in den drei Kategorien Grafikdesign, Illustration und bildschirmbasiertes Grafikdesign<br />
und Illustration. Dieses Event soll einen Fokus auf das schwedische Grafikdesign werfen<br />
und ein Forum für Debatten und Begegnungen sein. 200 hat <strong>NORD</strong> die Gewinner des<br />
Wettbewerbs in Berlin präsentiert, in diesem Jahr holen wir in Zusammenarbeit mit dem<br />
schwe-dischen Illustratörcentrum, der Schwesterorganisation von Svenska Tecknare, eine<br />
Auswahl an schwedischen Illustrationen in die deutsche Hauptstadt. kolla.se<br />
<strong>NORD</strong> Style, 12. bis 17. Mai 2007, Glaspavillon, Karl-Marx-Allee , 10178 Berlin.<br />
5.<br />
pRObeaRbeiteN<br />
Direkt nach seinem Arbeitsbeginn in unserer Agentur<br />
schickten wir unseren neuen Creative Director Harald<br />
Koonert auf eine Reise, um sein erstes nordisches<br />
Abenteuer zu bestehen: Der in Sachen skandina-<br />
vische Kultur bislang recht unbedarfte Wahlberliner<br />
fuhr nach Stockholm, um als Jurymitglied bei dem<br />
Wettbewerb „Kolla!“ die besten schwedischen Illustra-<br />
toren und Grafikdesigner zu küren.<br />
Warst Du schon mal in Schweden?<br />
Nein, ich war immer nur in Richtung Süden unter-<br />
wegs – Frankreich, Spanien, Portugal, Marokko<br />
oder höchstens noch mal nach London. Aber<br />
lustigerweise hatte ich in den letzten Jahren immer<br />
schon mal vor, Skandinavien zu erobern. Insofern<br />
köstlichen Latte Macchiato und um uns herum wu-<br />
selten Horden von Kindern, schlenderten Senioren<br />
zum Workshop (oder heißt das in diesem Zusam-<br />
menhang AG?) und saßen junge Paare mit ihren<br />
Kleinkindern. Ich fand das klasse. Etwas mehr<br />
Bodenständigkeit beziehungsweise Bodenhaftung<br />
würde der deutschen Werbe- und Designszene<br />
auch gut tun – dann würde man auch vielleicht<br />
seine Zielgruppen endlich verstehen.<br />
Du arbeitest seit einigen Monaten bei Himmel &<br />
Jord, einer Agentur mit skandinavisch-deutsch<br />
gemischter Besetzung. War es leicht, dort ein-<br />
zusteigen, oder erfordert die Arbeit dort mehr<br />
interkulturelle Kompetenz?<br />
Der Einstieg wurde mir sehr leicht gemacht. Das<br />
Team ist supernett, und die Agentur-Kultur gefällt<br />
mir sehr. Oder eigentlich müsste ich sagen, diese<br />
Kultur kommt meinem Naturell sehr entgegen. Es<br />
ist ja letzten Endes doch immer nur die Frage, was<br />
am besten zu einem selbst passt. Aber auch hier<br />
kann ich nur das wiederholen, was ich bereits ein-<br />
gangs zu den generellen Unterschieden zwischen<br />
dem schwedischen und deutschen Agenturleben<br />
gesagt habe: Keine Profilneurosen, wenig Eitel-<br />
keiten, dafür viel gegenseitiger Respekt und ein<br />
sehr inhaltsgetriebenes Arbeiten. Das gefällt mir!<br />
Interkulturell angehaucht bin ich schon deshalb,<br />
weil ich zwei Kilometer von der niederländischen<br />
Grenze aufgewachsen bin. Da kam es ganz<br />
selbstverständlich und von den Beteiligten meist<br />
gänzlich unbemerkt zu einem massiven kulturellen<br />
Austausch, der weit über Gouda und selbstge-<br />
drehte Zigaretten hinausging.<br />
Hast Du schon ein bisschen Schwedisch gelernt?<br />
Na ja, sagen wir mein Englisch ist besser geworden.<br />
Zu mehr hat es leider noch nicht gereicht. Aber ich<br />
arbeite daran, versprochen!<br />
0 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 1<br />
passte das super.<br />
Wie war das Wetter in Stockholm?<br />
Ungemütlich: Meine schlimmsten Befürchtungen<br />
wurden wahr. Ich habe zum Schluss einfach alles<br />
übereinander angezogen, was ich mit hatte. Und das<br />
hat auch nur für die erste halbe Stunde gereicht.<br />
Welchen eindruck hattest Du vor Deiner Schwe-<br />
denreise vom skandinavischen Grafikdesign?<br />
Nun ja, sagen wir reduziert, aber dennoch bunt und<br />
teilweise auch verspielt. Und vor allem sehr un-<br />
verkrampft. Wenn man beispielsweise Personen in<br />
der Werbung zeigt, sind die in den meisten Fällen<br />
nicht wirklich unangenehm, im Gegensatz zu den<br />
deutschen Protagonisten. Die Farben sind frisch<br />
und die Formensprachen konsequent und klar.<br />
Interessanterweise sind Werbespots aus Skandi-<br />
navien oft wirklich schräg und voller Selbstironie<br />
und erobern damit immer mehr die internationalen<br />
Award-Listen.<br />
Musstest Du nach Deiner Juryteilnahme Deine<br />
Vorurteile revidieren?<br />
Ich hatte keine Vorurteile, sondern eher eine posi-<br />
tive Grundhaltung, die dann auch zu großen Teilen<br />
bestätigt wurde. Im Großen und Ganzen sind die<br />
Unterschiede zwischen deutschem und schwe-<br />
dischem Design in der Werbung doch geringer als<br />
ich anfangs dachte. Beide Richtungen bewegen<br />
sich irgendwo zwischen IKEA und MTV. Was ich al-<br />
lerdings in Schweden als Werber tatsächlich etwas<br />
vermisst habe, sind die wirklich progressiven Ideen<br />
– Gestaltungskonzepte und Kommunikations-<br />
Mechaniken. Da passiert in Berlin gerade mehr.<br />
Primär habe ich dann doch nur zwar sehr sauberes<br />
Handwerk, aber wenig Mut zu wirklich Neuem<br />
vorgefunden. Und mit dieser Meinung stand ich in<br />
der Jury nicht alleine dar.<br />
Wie sieht das aktuelle schwedische Grafikdesign<br />
aus? Konntest Du klare Trends ausmachen?<br />
Wilde Kollagen, beispielsweise der Mix aus zwei-<br />
dimensionalen und dreidimensionalen Elementen<br />
innerhalb eines Motivs scheint eine typische Richtung<br />
in bestimmten jungen Zielgruppensegmenten zu sein.<br />
Echte Trends konnte ich ansonsten nicht beobachten.<br />
Höchstens die seit Längerem bereits vorherrschende<br />
generelle Abkehr von der aufgesetzten Coolness hin<br />
zu liebevollen Details am Rande, die man oft erst auf<br />
den zweiten Blick erkennt.<br />
Du hast ja schon in vielen deutschen Agenturen<br />
gearbeitet. Sind die Arbeitsweise und der umgangston<br />
in Schweden anders als hier?<br />
Das kann ich natürlich nicht abschließend beurteilen,<br />
zumindest noch nicht! Aber generell erscheint<br />
mir der Umgang der schwedischen Kollegen untereinander<br />
doch weniger „profilneurotisch“ und eitel<br />
zu sein. Man spielt sich nicht auf Biegen und Brechen<br />
in den Vordergrund, sondern wartet auch mal<br />
ab, was der andere zu sagen hat. Und das Schöne<br />
ist: Man hört auch wirklich zu. Vielleicht sind die<br />
Schweden aber auch nur noch verschlossener und<br />
introvertierter als wir – liegt wahrscheinlich am<br />
Wetter. Und noch eine Sache ist mir aufgefallen:<br />
Die Altersstrukturen im Bereich Grafikdesign und<br />
Werbung sind im Vergleich zu deutschen Verhältnissen<br />
sehr viel gemischter. Das Durchschnittsalter<br />
von 26, Jahren wie in vielen deutschen Werbeagenturen<br />
ist in Schweden wohl nicht die Regel.<br />
Sind Dir an Dir selbst „typisch deutsche” Verhaltensweisen<br />
aufgefallen?<br />
Das ist schwer zu beurteilen – wer würde sich<br />
als Kreativer schon gern typisch deutsch schimpfen<br />
wollen. Da müsste man wahrscheinlich die<br />
Schweden fragen, was ihnen an meinem Verhalten<br />
aufgefallen ist. Typisch deutsch ist allerdings, dass<br />
alles, was mit Werbung und Design zu tun hat,<br />
auch immer etwas Schickimicki ist. Im krassen<br />
Gegensatz dazu tagte die Kolla-Jury in einem<br />
großen, hier würde man wohl sagen Bürger- oder<br />
Gemeindehaus. Natürlich wieder – typisch schwedisch<br />
– aus rein praktischen Erwägungen: Denn<br />
nur hier im Theatersaal hatte man genug Platz, um<br />
die mehreren Hundert Einreichungen auszustellen.<br />
Und so saßen wir in den Pausen auf alten, aber<br />
sehr gemütlichen Sesseln im dort angeschlossenen<br />
Café, genossen exzellentes Essen und<br />
Harald Koonert, Creative Director bei Himmel & Jord
SpiegleiN, SpiegleiN aN DeR waND,<br />
Mach Mich zuR SchÖNSteN iM gaNzeN laND<br />
Der theorie nach sollen gesichter umso attraktiver sein,<br />
je symmetrischer sie sind – wir haben es probiert.<br />
Photo: RICKARD SUND | rickardsund.com Hair & make up: FILIPPA SMEDHAGEN<br />
Models: HANNAH | Stockholmsgruppen, and TOBIAS | Mikas Post Production: SARI | Padre<br />
Special thanks to SPRING STUDIOS.<br />
according to theory, the more attractive the face, the more<br />
symmetrical it is... we put the theory to the test.<br />
MiRROR, MiRROR ON the wall,<br />
Make Me the faiReSt Of theM all.<br />
2 <strong>NORD</strong> Magazin 2007 <strong>NORD</strong> Magazin 2007
<strong>NORD</strong> Magazin 2007 10 Süd Magazine 2007
The head offi ce of the company Design Hotels lies<br />
on the banks of the Spree in Berlin and can be seen<br />
from our offi ce windows. What could be more fi tting<br />
then, than to arrange a meeting with Claus Sendlin-<br />
ger, the founder and director of Design Hotels?<br />
The world would have had to wait rather longer for<br />
the ‘design + hotel’ combination had Steve Rubell<br />
and Ian Schrager, founders and promoters of the<br />
legendary New York nightclub Studio 5 , been<br />
more conscientious in the payment of their taxes.<br />
The beginning of the 80s came about as an era of<br />
hedonistic pleasure palaces for Rubell and Schrager.<br />
After completing a 1 month prison sentence for tax<br />
evasion, the two were ready for new entrepreneurial<br />
feats. In 198 they opened Morgans Hotel on Madi-<br />
son Avenue, with furnishings and decoration by the<br />
French interior designer Andrée Putman. Morgans<br />
Hotel was an ambassador, the fi rst in the category<br />
of boutique hotels which distinguished themselves<br />
by their intimate ambience, personalised service<br />
and consistent design. At the time, Rubell said that<br />
Morgans, as a hotel of tomorrow, would displace the<br />
disco of today. The party was just getting started.<br />
The concept of the design hotel really seems to<br />
be a guarantee of success, which Claus Sendlin-<br />
ger ( ), the head of the company Design Hotels,<br />
has every reason to celebrate. Fourteen years<br />
8 Süd Magazine 2007<br />
after its establishment, his marketing platform<br />
Design Hotels represents over 150 hotels in 1<br />
countries, from a metropolitan hotel in Minneapolis<br />
to a beach resort in Curacao. Sendlinger also con-<br />
siders that the origin of the design hotel concept is<br />
located in the 80s, when new socio-demographic<br />
trends were transforming tourism. “Flights be-<br />
came cheaper, luxury lost its classic meaning and<br />
concepts such as lifestyle, free choice and, above<br />
all, adventure and experience came to the fore.”<br />
In 199 , as a reaction against the dated tourism<br />
industry, Sendlinger founded Design Hotels Inc.<br />
Its business model was communication, marketing<br />
and cornering the market in unusual hotels. “At<br />
the start it was difficult to find a suitable hotel.<br />
Most of them hadn’t understood the concept and<br />
were only concerned with superficial design, at-<br />
tractive furniture and so on.” It was only in 1998<br />
that the first hotel was granted Design Hotel sta-<br />
tus. Today, hotels approach Sendlinger in droves,<br />
but now, as then, only a handful fulfil Sendlinger’s<br />
project’s criteria. “It all depends on how design is<br />
incorporated into the whole concept of the hotel.<br />
That begins with staff and service and ends with<br />
image. And of course, the financial side of things<br />
has to add up. A lot of the hotels who apply to us<br />
start with entirely the wrong ideas: they go looking<br />
for a famous architect without first having a good,<br />
underlying concept. Design is much more than<br />
just having classic designer furniture. It’s much<br />
more about the experience of the hotel visit as a<br />
whole.” A hotel must fulfil a further criterion to<br />
obtain Design Hotel status: the adoption of social<br />
and ecological responsibility. “For us it’s self-evi-<br />
dent that our members give something back to<br />
their community.”<br />
Many modern hotels have lost this regional basis,<br />
say the critics of the design hotels. The hotels<br />
lose their local charm and their authenticity, with<br />
Philippe Starck being declared the global ultimate<br />
in interior furnishings. These days it’s impossible<br />
to tell whether you’re in Mexico City or Reykjavik<br />
when you open your eyes in your hip hotel bed in<br />
the morning, because the interior design is almost<br />
interchangeable. And now that you see the same<br />
organically rolling chairs or clean glass tables in all<br />
hotels, the concept design hotel can no longer be<br />
said to guarantee “Inspiration for global nomads”,<br />
as defi ned in Sendlinger’s company’s presentations.<br />
Even Ian Schrager, granddaddy of the design ho-<br />
tels, admitted in National Geographic that many of<br />
his fi rst hotels are glossy and over-designed, and<br />
that these days they bore him to death.<br />
Sendlinger is also aware of this problem. “It’s clear<br />
that design has also been affected by globalisa-<br />
tion and you do find the same products all over<br />
the world.” This is an aspect where his company<br />
must work even harder. The members must<br />
present concepts which can offer guests a special,<br />
local lifestyle. If you take a look at the hotels on<br />
designhotels.com, it’s clear that this has been at-<br />
tempted both more and less successfully. Projects<br />
are obviously easier when the hotel is integrated<br />
in an urban location, a landscape or a historical<br />
place which, in itself, is already spectacular and<br />
exceptional. Breathtaking examples include the<br />
hotel “The Outpost” without walls, situated in the<br />
expansive veldt of the Kruger National Park, or<br />
the hotel “The Rocks” in Laax, Switzerland, with<br />
its rough stone façade, imitating the surrounding<br />
rock formations. Projects which fall short of the<br />
mark are those which, in reality, have little con-<br />
necting them to their location and do not stand out<br />
in any other way. To our question as to how this<br />
problem can be avoided in Scandinavia, Sendlin-<br />
ger answers candidly: “In this respect there are<br />
few good design hotels in Scandinavia. The 101<br />
Hotel in Reykjavik has, up to now, been by far the<br />
most successful example. In Scandinavia there<br />
are many talented designers who are, however,<br />
frequently lacking in self-confidence. People also<br />
tend to look to London and New York too much, in-<br />
stead of further developing their own designs. But<br />
there’s a lot of room for improvement and there are<br />
new projects coming soon, in Norway for instance.”<br />
1. The Danish actor Mads Mikkelsen, made<br />
famous by his role as Bond villain ‘Le Chif-<br />
fre’, checked in at the First Hotel Skt Petri<br />
in Copenhagen in his last, Oscar-nominated<br />
film “After the Wedding”. Typically Scan-<br />
dinavian, this minimalist design hotel is an<br />
exceptional example of the concept.<br />
4. Neo-classicism and renaissance style are<br />
the themes of the Elite Plaza Hotel, which<br />
is situated in a 19th century building rich in<br />
tradition in Gothenburg’s inner city. Italian<br />
marble and dark wooden panelling create an<br />
elegant and relaxed atmosphere.<br />
8. Located on the Kurfürstendamm, Berlin’s<br />
exclusive shopping street, you will find the<br />
Hotel Bleibtreu. Ride in the elevator that rises<br />
to the fifth floor and pass through the branch-<br />
es of a grand chestnut tree into a modern<br />
environment with an ecological philosophy.<br />
2. The Klaus K in Helsinki is inspired by the<br />
emotional turbulence of the Finnish national<br />
epic, Kalevala. Desire, passion, jealousy or<br />
mysticism are the themes of the 137 rooms<br />
and one of the three in-house restaurants<br />
is totally dedicated to Finnish film from the<br />
1940s to today.<br />
5. The sun only shows itself for five hours<br />
a day in the Nordic winter, a challenge<br />
which light architect Kai Piippo accepted<br />
when designing the Nordic Light Hotel in<br />
Stockholm. His light installations involve the<br />
walls, ceilings and the floor of the lobby as<br />
well as the 175 rooms of the hotel, where<br />
guests can create their own light settings to<br />
match their mood.<br />
9. The Mandala Hotel on Berlin’s Potsdamer<br />
Platz offers purist luxury and sleek design.<br />
Apparently very successfully: According to<br />
the hotel one in five guests stays for longer<br />
than four weeks to enjoy the spacious<br />
suites, bars, restaurants and spa.<br />
3. Iceland’s first design hotel, the 101 Hotel,<br />
has arisen in the former offices of Iceland’s<br />
Social Democratic Party in Reykjavik.<br />
Modern egalitarianism can now be acted out<br />
around the hip, Nordic design of the com-<br />
munal lounge fireplace.<br />
6. The Hotel J on Nacka Beach offers a<br />
kilometre-wide panoramic view over Saltsjön<br />
sea directly onto Stockholm’s Djurgården<br />
National Park. This coastal atmosphere<br />
serves as thematic inspiration for the interior<br />
design, which is geared towards the nautical<br />
design of the sail boats competing for the<br />
America’s Cup.<br />
10. Situated in Berlin’s pulsating and hip<br />
central district of Mitte, the 72-apartment<br />
Lux 11 is the place to stay for an authentic<br />
Berlin experience. In the ground floor, guests<br />
and locals mingle and enjoy the video-instal-<br />
lations of the surrounding neighbourhood.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
7. A project which really represents local<br />
lifestyle is The Other Side on the Neiden<br />
Plateau, right at the northernmost part<br />
of Norway, near the Finnish and Russian<br />
border. The architecture is based on the<br />
traditions of the indigenous population,<br />
the Saami, whose shamanism and sense<br />
of mysticism also influences the interior<br />
design of the hotel. The building has been<br />
designed so that guests can intensively<br />
experience Nordic nature in all its extremes:<br />
the Northern lights in winter and the mid-<br />
night sun in summer, the elks and reindeer<br />
of the tundra as well as the salmon-rich<br />
River Neiden and the Barents Sea. Opening<br />
December 2007.<br />
Süd Magazine 2007 9
6 Süd Magazine 2007<br />
At the International Building Exhibition (Interbau) that took place 1957 in Berlin, the aim was to create a new<br />
type of housing in Berlin; informal buildings surrounded by large green spaces instead of the typical pre-war<br />
compact city structure. How do we look at the buildings today – 50 years later?<br />
The old Hansaviertel in Berlin was a modest residential area that got badly damaged during the Second<br />
World War. 5 architects from 1 different countries were asked to rebuild it in line with their vision of<br />
modernism, with the meagre city budget both as a restriction and an interesting challenge. The project<br />
was finished years later and resulted in 5 clean, functional buildings designed by architects like Le Cor-<br />
busier, Arne Jacobsen, Alvar Aalto, Oscar Niemeyer and Walter Gropius. “The city of tomorrow”, consisting<br />
of single family homes and high rise apartment buildings, is today protected as a historic monument.<br />
50 years later “Stadtfinden Moderne” provides a new perspective on old modernism with virtual tours<br />
through the area. Carrying a small GPS device, you follow a special route and the palm computer lets you<br />
know when you’ve reached a point of interest – voice and information appears on the screen. Altogether<br />
there are four different routes through the Hansaviertel: ‘Modernism Tourism’, ‘Uneasiness and Modernism’,<br />
‘Nordic Line’ and ‘The Fifties’, each highlighting different buildings and details. “Stadtfinden Moderne” ends<br />
on the 1st of May and is just one of several events and activities celebrating the 50 year anniversary of<br />
Interbau. For more info go to interbau57-07.de and stadtfinden-moderne.de<br />
Süd Magazine 2007 7
Club 103 in kreuzberg<br />
Following the Berlin tradition of naming the loca-<br />
tion after the address, club 103 got its name from<br />
their first illegal parties in Friedrichstrasse 103<br />
in Mitte. Since relocating to Kreuzberg in 2005,<br />
each week the club offers an interesting line-up<br />
combining Berlin artists and international djs with<br />
a more rock and hip hop sound than the typical<br />
Berlin minimalism. During recent months, the club<br />
has established its city-themed party-series “One<br />
night in…” which has already presented artists<br />
from Tel Aviv, Copenhagen, Bergen and Paris. The<br />
team behind 103 also runs a bar and a diner on<br />
Süd Magazine 2007<br />
Shopping in Style<br />
59 shops over 20.000 square metres on 5 floors describes the design-packed shopping centre “stilwerk”<br />
in numbers. With its ambition to be an exclusive ’market place’ for interior decoration and designer home<br />
and lifestyle products, you’ll find all you can ask for and more from brands like Bang & Olufsen, ligne roset,<br />
and Kartell. With four branches in Germany, stilwerk also exists in Hamburg, Düsseldorf and Stuttgart. The<br />
store in Berlin, constructed in cooperation with the Milan designers Studio & Partners, opened its door<br />
in November 1999. Glass walls enclose an interior of mostly natural materials such as maple wood and<br />
natural stone, so that during the day the atrium is flooded with sunlight. Cultural events are an integral part<br />
of the concept and several times a year concerts are put on featuring up-and-coming musical talent. And<br />
if you make it all the way up to the roof terrace – without colliding with one of the glass walls – you get a<br />
fantastic view over all West Berlin. stilwerk.de<br />
the Kastanienallee 9 where you can enjoy drinks<br />
and food. But you don’t even have to go that far as<br />
the area around Schlesisches Tor offers a wide va-<br />
riety of culinary treats: walking down the Falcken-<br />
steinstrasse, you find two booths – good pizzas on<br />
one side and ice-cream on the other. Further down<br />
Schlesische Strasse is the “Klub der Visionäre”<br />
for summertime drinks and, next to 103, there is<br />
the “San Remo Bar” with its friendly, chic bartend-<br />
ers. Wherever you end up, make sure to check out<br />
103’s programm on <strong>NORD</strong> Style as they’re sure to<br />
be offering some fresh, Scandinavian sounds and<br />
visuals! 103club.de<br />
Culture goeS Nature<br />
Situated southwest of Berlin in the green sur-<br />
roundings of Zehlendorf, the Haus am Waldsee is<br />
a must for art lovers who want to escape concrete<br />
and claustrophobic art galleries. The picturesque<br />
house, built in 1922 as a private mansion, came to<br />
its current use in 1946 as one of the finest exhibi-<br />
tion spaces for international contemporary art in<br />
Germany. The first artist exhibited was the German<br />
sculptor and painter Käthe Kollwitz, followed by<br />
artists who included Max Ernst, and Juan Miró.<br />
More recently, the Haus am Waldsee has been tak-<br />
ing a special interest in artists who came to reside<br />
and create in Berlin, such as the Swiss artist<br />
Valérie Favre and Ólafur Elíasson from Denmark/<br />
Iceland. In cooperation with <strong>DE</strong>SIGNMAI, there will<br />
be a special exhibition from the 12th of May to the<br />
31st: “Full House - Berlin Designers furnish the<br />
Haus am Waldsee”. 17 internationally established<br />
designers will transform the Haus am Waldsee into<br />
a residential dwelling (again) and the surrounding<br />
lakeside estate into an innovative playground for<br />
weather-proof objects and outdoor fashion.<br />
Haus am Waldsee is opened daily from 10am to 6pm.<br />
Future exhibitions in 2007 are “Henry Moore and<br />
the landscape”, with works from the British sculptor<br />
shown from June to October and the German painter<br />
“Norbert Bisky – It wasn’t me”, from November to<br />
January 2008. hausamwaldsee.de<br />
opera goeS Drama<br />
The history of the Komische Oper in Berlin is<br />
almost a dramatic opera in itself. Constructed by<br />
two Austrian architects in 1892, under the name<br />
of “Theater Unter den Linden”, plays were shown<br />
until it went totally bankrupt in 1898. After new<br />
investments it reopened, developing into one of<br />
Berlin’s most popular revue and operetta houses.<br />
Closed in 1933, it became a part of the Nazi<br />
movement “Strength through joy“ in 1934 and put<br />
on operettas until a bomb completely destroyed<br />
the entrance area and ceiling painting in 1945. In<br />
1947 the Austrian director Walter Felsenstein took<br />
over and founded the Komische Oper. Under his<br />
guidance, it presented classics such as Otello, La<br />
Traviata, and Fiddler On The Roof. The Norwegian<br />
Per Boye Hansen, now head of the Bergen<br />
International Festival, held the directorship from<br />
2003 to 2005. Walter Felsenstein strove to give<br />
the audience an intense experience resolutely<br />
deciding that all plays should be performed in<br />
German, to increase their comprehensibility and<br />
dramatic impression. Today the repertoire incorporates<br />
classics from the 19th century as well as key<br />
contemporary works and world premieres. Perhaps<br />
inspired by its remarkable past, the Komische Oper<br />
offers the spectators modern productions of opera,<br />
operetta and musicals that are often both visually<br />
and politically provocative. komische-oper-berlin.de<br />
Süd Magazine 2007 5
SÜD is a magazine for culture, art and style from<br />
Germany. This edition focuses on Berlin, where for<br />
four years now SÜD has had a big brother: <strong>NORD</strong><br />
Magazine. <strong>NORD</strong> brings Scandinavian urban culture<br />
to Germany, not just in the magazine, but also via<br />
exhibitions and events like the big “Typical Scandina-<br />
vian” exhibition at Berlin “Designmai”.<br />
Get an impression in SÜD of the amazing “Hansa-<br />
viertel” in Berlin. Built as a standard bearer for the<br />
time of modernity which began in the 50s, today it<br />
still stands as a living monument to Scandinavian<br />
architectural history (p. 6).<br />
Hot tips for Berlin are the design centre “stilwerk” or<br />
the amazingly contemporary “Komische Oper” (p. 5).<br />
As a powerhouse of European design developments,<br />
Berlin also hosts the head office of the Design-Ho-<br />
tels worldwide. Get an insight into the history and<br />
future of living concepts in our interview with Claus<br />
Sendlinger (p. 8).<br />
Enjoy German and Scandinavian culture in a new<br />
SÜD-<strong>NORD</strong> connection!<br />
Ralf Gion Fröhlich, Editor in chief<br />
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more feAtures in this issue: berlin highlights,<br />
designhotels, symmetriCAl perfeCtion<br />
Süd no 1 The sister of <strong>NORD</strong> Magazine<br />
<strong>NORD</strong> Style<br />
12.-17.May 2007<br />
the ScaNDiNaviaN<br />
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