Erinnerung und Wirklichkeit Das Ungarnbild von Konrad Adenauer ...

ÖT KONTINENS, az Új- és Jelenkori Egyetemes Történeti Tanszék tudományos közleményei, N o 2011/1.
ELTE, BUDAPEST, 2012.
ähnlichen Status wie Jugoslawien zu erreichen versucht. 20 Adenauer publiziert
auch diese Antwort, die Erwähnung von Ungarn in dieser Frage geschieht also
seitens Dulles.
Ungarn wird auch in den Verhandlungen vom 21.-23. Januar 1963 in Paris,
zwischen Adenauer und de Gaulle erwähnt. Den Erinnerungen Adenauers nach
wurde – auf eigene Initiative – auch über das Verhältnis zu den Satellitenstaaten
der Sowjetunion gesprochen. Adenauer formulierte hier folgend: „Ich schnitt dann
das Thema meiner Bemühungen um die Verbesserung der Beziehungen zu den
Satellitenstaaten an. Ich teile die Auffassung de Gaulles, daß die Bundesrepublik
versuchen müsse, zu diesen Ländern ein Verhältnis zu finden, das die Schärfe der
jetzigen Lage mildere. Ich berichtete de Gaulle, daß man zur Zeit versuche, auf den
Handelssektor mit Ungarn etwas zu erreichen, was von deutscher und von
ungarischer Seite begrüßt werde. Die SBZ bemühe sich jedoch über Moskau, Sand
ins Getriebe zu streuen.” 21 Die historischen Fakten zeigen, dass die BRD in den
1960er Jahren versucht hat ihr Verhältnis zu mehreren Ländern zu verbessern, dies
führte letztendlich auch zum Aufgeben der Hallstein-Doktrin und später durch das
Unterzeichnen der Verträge mit dem Osten wahrlich zum Auflösen der
angespannten Lage. 22 Auf den Januar 1963 gesehen können wir aber daraus
ausgehen, dass man durch die erwähnte Angelegenheit nur den Vorschlag von
Gaulle zurückzuweisen versuchte, indem ein Beispiel für diese Praxis genannt
wurde, und zugleich die Verantwortlichen für das Scheitern genannt wurden: die
DDR und die Sowjetunion.
Wir können jedoch mit Sicherheit feststellen, dass es die Revolution des Jahres
1956 war, die das Ungarnbild von Konrad Adenauer am markantesten formte. Dies
ist kein Zufall: im 20. Jahrhundert war die ungarische Revolution das einzige
weltpolitisch bedeutende Ereignis, welches nur „von uns” abhing, es ist also kein
Zufall, dass die Zeitgenossen auf dieses Ereignis aufmerksam wurden: Adenauer
widmete in seinen Erinnerungen der Ungarischen Revolution zum Beispiel ganze 4
Seiten, 23 was mit weltpolitischen Ereignissen verglichen (z.B. die Kubanische
Raketenkrise) auch bedeutend ist. Auf die besondere Wichtigkeit der Ungarischen
Revolution 1956 in der Beurteilung nach 1945 Ungarns seitens Deutschlands
zeigten Heike Christina Mätzing und Vitári Zsolt in ihrer Studie hin. 24
Den Memoiren Adenauers nach war er sich schon vor der Revolution darüber
bewusst, dass die Ost-Europäischen, über bedeutende Unabhängigkeits-
20
Erinnerungen… II.: 483. Auch wenn der sowjetische Rückzug nicht solch eine Wirkung hatte, muss
man anerkennen, dass die Neutralität von Österreich eine bedeutende Wirkung auf die ungarische
Situation hatte und auch zum Ausbrechen der Revolution 1956 beigetragen hat. Lajos IZSÁK,
Rendszerváltástól rendszerváltásig, Kulturtrade, Budapest 1998, 129.
21
Erinnerungen… IV.: 202. „SBZ” ist die Sowjetische Besatzungszone, also die DDR, welche von der
BRD nicht anerkannt wurde, und daher auch nicht an ihrem Namen nannte.
22
Mária ORMOS, 349. und NÉMETH, 426-428.
23
Erinnerungen… III.: 230-234.
24
Heike Christina MÄTZING – Zsolt VITÁRI, Az NDK és az NSZK történelem és földrajzkönyveinek
magyarság- és Magyarország-képe, Limes 2008/3. II. rész, 167-192.
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