Erinnerung und Wirklichkeit Das Ungarnbild von Konrad Adenauer ...

ÖT KONTINENS, az Új- és Jelenkori Egyetemes Történeti Tanszék tudományos közleményei, N o 2011/1.
ELTE, BUDAPEST, 2012.
Adenauer erwähnt den Niederschlag der Revolution als eines der typischsten
Beispiele des sowjetischen Terrors, welcher seiner Meinung nach Grund jedes
kommunistischen Systems ist, und der samt Ost-Berliner Aufstand 1953. nie
vergessen werden darf. 42
Einen Schatten auf das Bild der Helden der Revolution und des Respekts vor
dem freiheitsliebendem ungarischen Volk wirft, dass Adenauer in seinem II. Band
über die sowjetische Taktik schreibt, und währenddessen die griechischen,
türkischen, japanischen und jugoslawischen Beispiele analysiert und auf die
Schlussfolgerung gerät, dass diese Staaten ihrem in Moskau schon festgelegtem
Schicksal deshalb entkommen konnten, weil sie dem sowjetischen Druck
widerstehen konnten, während diejenigen, die diesen Wiederstand nicht auf sich
genommen haben, zu Sklaven wurden.
Am Ende der Aufzählung dieser Beispiele legt Adenauer fest, dass er schon
immer der Meinung war, dass die Deutschen zur Reihe der Griechen, Türken und
Japaner, und nicht der Rumänen, Bulgaren, Tschechoslowaken, Polen und Ungaren
gehören. 43 Dieses Bild kann auf keinem Fall für positiv betrachtet werden, und
diese Ansicht ist weiterhin sehr unhistorisch. Es ist natürlich verständlich, dass der
Kanzler seine zukünftigen Leser zum Wiederstand den Sowjets gegenüber
anspornen wollte, als Realpolitiker aber hätte er wissen müssen um wie vieles
größer der Spielraum der von ihm aufgezählten Länder war, und um wie vieles
größer die erhoffbare internationale Unterstützung dieser Länder war. Der
fehlende Spielraum machte sich bei der gerade erwähnten Revolution 1956 sehr
deutlich. Zur Entschuldigung Adenauers muss aber gesagt werden: er war nicht der
einzige, der den, dem Kommunismus gegenüber geleisteten Wiederstand der
ungarischen politischen Parteien für zu passiv hielt. 44 Vielleicht ist es auch kein
Zufall, dass 1956 es nicht die Parteien, sondern die einfachen Menschen waren,
die die Revolution machten.
Konklusion
In meiner Studie habe ich das Ungarnbild von Konrad Adenauer anhand seiner
Memoiren untersucht. Anhand der vorgestellten Referenzen ist eindeutig, dass der
ehemalige Kanzler keine eindeutig positive oder eindeutig negative Meinung über
Ungarn vertrat: sowie die Größe des Vorkommens, als auch deren Stimmung
zeigen sich grundsätzlich neutral, was keinen Unterschied zu der Meinung über die
anderen sowjetisierten Satellitenländer zeigt. Natürlich ist das in den Memoiren
eines Staatsmannes keine Überraschung: es hätte nicht zur Persönlichkeit von
Adenauer gepasst, wenn er vom Gebiet der internationalen Kontakte feindliche
oder gar positive Stereotypen an seine Leser hätte vermitteln wollen.
os Intézet, Budapest 2006, 132-133.
42 Erinnerungen… III.: 350.
43 Erinnerungen… II.: 410.
44 László BORHI, Magyar-amerikai kapcsolatok 1945-1989, MTA TTI, Budapest 2009, 24-25.
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