Erinnerung und Wirklichkeit Das Ungarnbild von Konrad Adenauer ...

ÖT KONTINENS, az Új- és Jelenkori Egyetemes Történeti Tanszék tudományos közleményei, N o 2011/1.
ELTE, BUDAPEST, 2012.
sicherte. Der Wert der Quelle ist jedoch geringer, da Adenauer den Autoren der
Quelle –wie im Allgemeinen- auch hier nicht angibt. 33 Man muss auch beachten,
dass in der Quelle „1956” als Bürgerkrieg, Aufstand, Volksaufstand bezeichnet
wird, der Ausdruck Revolution fehlt aber. (Dies ähnelt der ungarischen Lage von
1989 (die aus bestimmtem Aspekt betrachtet seitdem immer noch anhält), als die
Politik versucht hat „1956” zu definieren.) Das Fehlen des Begriffs „Revolution”
kann damit erklärt werden, dass auf deutschsprachigem Gebiet die Tradition
politische Erdbeben für Revolutionen zu bezeichnen viel weniger anwesend ist,
wie in Ungarn, aber trotz dieser Tatsache ist das Fehlen dieses Ausdrucks für den
ungarischen Leser sehr auffällig.
Adenauer stellt danach eine sehr wichtige Frage, und zwar was Grund der
Inaktivität der westlichen Mächte – vor allem der USA - war. Er betont, dass
Eisenhower und Dulles seit ihrem Amtsantritt über das Herbeihelfen der Freiheit
und Autonomie der Völker sprachen, und jetzt trotzdem nichts geschehen ist. Er
erinnert sich auch noch daran, dass vor dem amerikanischen Konsulat in Budapest
Massen geschrien haben: „Warum helft ihr uns nicht?” Ich bin der Meinung, dass
sich anhand seiner Worte eindeutig herausstellt, dass er enttäuscht war, auch
wenn er sich nicht zu antiamerikanischen Aussagen hinreißen lässt. Er erwähnt die
Suez-Krise, versteckt sich aber nicht hinter ihr, seine Loyalität der ungarischen
Angelegenheit betreffend ist eindeutig. 34
Über den Niederschlag der Revolution durch die Sowjetunion schreibt er: „Die
Aufstandsbewegung in Ungarn schien auch andere Länder Osteuropas zu ergreifen.
Angeblich kam es in Rumänien gleichfalls zu Unruhen, und auch in der Sowjetzone
konnte von einer Stunde zur anderen ein offener Aufstand ausbrechen und zu
einem blutigen Bürgerkrieg führen. Eine Erklärung der Sowjetregierung vom 30.
Oktober, sie sei bereit, mit Ungarn, Polen und Rumänien über den Abzug
sowjetischer Truppen zu verhandeln, stand im Widerspruch zu Meldungen, nach
denen starke sowjetische Truppenverstärkungen aus der Karpaten-Ukraine nach
Ungarn geführt wurden. Worte und Tate standen in offenem Widerspruch. Für
Ägypten wurde die Respektierung des Volkswillens gefordert, in Ungarn wurde er
blutig unterdrückt. Als am 1. November eine Erklärung der chinesischen Regierung
bekannt wurde, in der diese das polnische und ungarische Vorgehen billigte, mußte
die Sowjetregierung dies als einen schweren Schlag gegen ihre Führungsrolle im
kommunistischen Herrschaftsbereich ansehen. Es war sehr unwahrscheinlich, daß
dr Kreml den Rückgang seines Einflusses kampflos hinnehmen würde. Sein weiteres
Verhalten zeigte es. Die Kämpfe in Ungarn dauerten noch bis Ende November 1956.
Sie wurden in blutigem Terror erstickt. Die Vereinten Nationen mußten diesen
Vorgängen tatenlos zusehen.” 35 Wieder können wir feststellen, dass die
33 Erinnerungen… II.: 233.
34 Erinnerungen… II.: 233.
35 Erinnerungen… II.: 234. Den Niederschlag der Revolution bezeichnet Adenauer auf der 316. Seite
des II. Bandes als eindeutige Agression der Sowjets, der den freiheitsliebenden Ungaren gegenüber
durchgeführt wurde.
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