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Erinnerung und Wirklichkeit Das Ungarnbild von Konrad Adenauer ...

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Zoltán Maruzsa: <strong>Erinnerung</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirklichkeit</strong> – <strong>Das</strong> <strong>Ungarnbild</strong> <strong>von</strong> <strong>Konrad</strong> <strong>Adenauer</strong> anhand seiner Memoiren<br />

Budapest nach abendlichen Studentendemonstrationen der Bürgerkrieg<br />

ausgebrochen, in den in Budapest sowjetische Truppen eingriffen. Die Ursache der<br />

Bürgerkriegs in Ungarn war vor allem das zu späte <strong>und</strong> unzureichende Eingehen der<br />

kommunistischen ungarischen Führung auf die in Verbindung mit der<br />

Entstalinisierung erhobenen Forderungen der Öffentlichkeit. <strong>Das</strong> Eingreifen<br />

sowjetischer Truppen war ein wesentlicher Gr<strong>und</strong> für das aufflammen des<br />

ungarischen Nationalgefühls <strong>und</strong> die rapide Ausweitung des budapester Aufstandes<br />

zum offenen Bürgerkrieg. Eine konspirativ vorbereitete <strong>und</strong> einheitliche Leitung des<br />

Bürgerkrieges war nicht zu erkennen. Der Bürgerkrieg dehnte sich in kurzer Zeit auf<br />

das flache Land aus <strong>und</strong> führte nach sechs Tagen blutiger Kämpfe zu einem<br />

bedeutsamen Erfolg der Aufständischen. Dieser Erfolg wurde möglich, weil es sich um<br />

einen das ganze Land erfassende Volksaufstand gehandelt hat, dem sich große Teile<br />

der ungarischen Armee anschlossen. Die innenpolitische Lage ist noch chaotisch. Der<br />

unter dem Druck des Aufstandes erneut zur Regierung berufene Ministerpräsident<br />

Nagy, ein Nationalkommunist, fand sich in Anpassung an die Fortschritte der Revolte<br />

zu erheblichen Konzessionen an die Aufständischen bereit: Forderung des Abzuges<br />

aller sowjetischen Truppen, freie Wahlen, Zulassung aller 1945 gebildeten Parteien,<br />

die Auflösung der Kolchosen, die Einbeziehung der Partei der kleinen Landwirte in die<br />

Regierung <strong>und</strong> anderes mehr. Seine Kündigung des Warschauer Pakts <strong>und</strong> die<br />

Forderung der Neutralisierung Ungarns würden praktisch das Ausscheiden Ungarns<br />

aus dem Sowjetblock bedeuten. Es bleibt abzuwarten, od ein so radikaler<br />

Kurswechsel gegenüber der Sowjetunion im gegenwärtigen Zeitpunkt durchgesetzt<br />

werden kann. Die Intervention sowjetischer Truppen in Budapest erfolgre auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage des Warschauer Pakts.Seitens der Westmächte wurde der Sowjetunion<br />

vor dem Sicherheitsratr das Recht zur Intervention auf dieser Gr<strong>und</strong>lage bestritten.<br />

Marshall Schukow hat am 29. Oktober erklärt, die sowjetischen Streitkräfte in<br />

Unganr würden sich auf ihre vertraglich vereinbarten Stützpunkte zurückziehen; aus<br />

dem Stadtgebiet <strong>von</strong> Budapest wurden die Sowjettruppen abgezogen. Nach<br />

Auffassung der Sowjetregierung bedarf der Abzug ihrer Truppen aus Ungarn jedoch<br />

der Zustimmung aller Signatare des Warschauer Paktes. Am 30. Oktober erklärte sich<br />

die Sowjetregierung bereit, in Verhandlungen mit der Regierung der ’Volksrepublik<br />

Ungarn’ <strong>und</strong> den anderen Teilnehmern des Warschauer Paktes üöber die Fragen des<br />

Ausenthaltes sowjetischer Truppen auf dem Territorium Ungarns einzutreten.” 32<br />

Die Meldung des Auswärtigen Amtes gilt - den früher zitierten Zeitungsartikeln<br />

gegenüber- als objektiv: er stellt die ungarische Lage <strong>und</strong> die Tätigkeiten <strong>von</strong> Imre<br />

Nagy <strong>und</strong> seiner Regierung recht wahrheitsgemäß dar. Bei den sich mit der<br />

Erklärung der Neutralität <strong>von</strong> Imre Nagy <strong>und</strong> dem Auszug der sowjetischen<br />

Truppen befassenden Abschnitten der Analyse ist deren Professionalität gut<br />

erkennbar, natürlich ist es fast 10 Jahre nach den Ereignissen auch einfach<br />

gewesen ein solche Quelle zu finden, die – aus <strong>Adenauer</strong>s Aspekt gesehen <strong>und</strong> die<br />

eingetroffenen Ereignisse kennend – eine korrekte Bewertung der Situation<br />

32 <strong>Erinnerung</strong>en… II.:232-233.<br />

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