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Inhaltsverzeichnis - Theses

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<strong>Inhaltsverzeichnis</strong><br />

1 Einleitung ........................................................................................................ 1<br />

2 Die Geschichten vom Ba´al Schem Tov ......................................................... 4<br />

2.1 Geschichte oder Legende? ....................................................................... 5<br />

2.2 Struktur der Geschichten vom Ba´al Schem Tov .................................... 5<br />

2.3 Die Ausgabe von Grözinger im Vergleich mit Buber und Graetz .......... 7<br />

3 Die jiddische Zeitschrift Tam-Tam .................................................................. 9<br />

3.1 Die Struktur der Zeitschrift ..................................................................... 9<br />

4 Ausgewählte Spezifika des Standardjiddischen als linguistischer Hintergrund<br />

der Analyse ............................................................................................................ 11<br />

4.1 Einblick in die Phonologie des „Standardjiddischen“ ........................... 12<br />

4.2 Einblicke in die Spezifika der ostjiddischen Morphologie.................... 14<br />

4.3 Einige syntaktische Aspekte des Ostjiddischen im Vergleich zum<br />

Westjiddischen .................................................................................................. 15<br />

5 Präfixverben .................................................................................................. 16<br />

5.1 Die Bedeutung und Funktionen der Verbalpräfixe ............................... 16<br />

5.2 Untrennbare Präfixe .............................................................................. 17<br />

5.3 Trennbare Präfixe (Halbpräfixe) ........................................................... 21<br />

5.4 Freie betonte Präfixe ............................................................................. 29<br />

5.5 Perfektive Verben .................................................................................. 33<br />

5.6 Zusammenfassung ................................................................................. 34<br />

6 Rektion der Verben ....................................................................................... 39<br />

6.1 Verben mit dem Nominativ ................................................................... 41<br />

6.2 Verben mit dem Dativ. Valenz der Verben ........................................... 42<br />

6.3 Verben mit dem Akkusativ .................................................................... 44<br />

6.4 Verben, die einen Präpositionalkasus regieren ...................................... 47<br />

6.5 Zusammenfassung ................................................................................. 53<br />

7 Schlussfolgerungen ....................................................................................... 56<br />

Resümee ................................................................................................................ 59<br />

Transkribierte Geschichten vom Ba´al Schem Tov............................................... 62<br />

Tam-Tam 2 (Transkription aus dem Jiddischen) .................................................. 74<br />

Bibliographie ......................................................................................................... 86


Anhang 1 (Geschichten vom Ba´al Schem Tov)<br />

Anhang 2 (Tam-Tam 1, 2, 3, 4, 5)


1 Einleitung<br />

Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Vergleich des<br />

jiddischen Verbalsystems im 19. und 20. Jahrhundert mit der deutschen Sprache,<br />

wobei der Einfluss der slawischen Sprachen, vor allem des Polnischen und<br />

Tschechischen, untersucht wird. Die Analyse konzentriert sich auf die Ebene der<br />

Präfixverben und der Rektion der Verben, weil sich hier die Unterschiede<br />

zwischen den beiden Sprachen am deutlichsten demonstrieren.<br />

Als Textkorpus wurden die von Karl Erich Grözinger neu herausgegebenen<br />

Geschichten vom Ba´al Schem Tov ausgewählt, die zum ersten Mal 1815<br />

erschienen sind und das Jiddische des 18. und frühen 19. Jahrhunderts<br />

widerspiegeln. Als Analysebasis für das Jiddische des 20. Jahrhunderts wurden<br />

fünf Nummern der jiddischen Zeitschrift Tam-Tam und das jiddisch-deutsche<br />

Wörterbuch von Duden verwendet, das auch die Quelle der deutschen<br />

Äquivalenten war. Bei der Wahl der erwähnten Texte spielten auch inhaltliche<br />

Gesichtspunkte eine maßgebliche Rolle. Die Erzählungen vom Ba´al Schem<br />

stellen die Gattung der Belehrungs- und Legendenliteratur dar, die lange vor der<br />

faktischen Herausgabe in Form von oraler Überlieferung zirkulierte. Dies lässt<br />

vermuten, dass die Geschichten die im Alltag gesprochene Sprache widerspiegeln.<br />

Die 12 Geschichten, die ich transkribiert und untersucht habe, findet man am<br />

Ende der vorliegenden Arbeit. Vom Korpus der Texte aus dem Periodikum Tam-<br />

Tam habe ich die Nummer 2 transkribiert. Das jiddisch-deutsche Wörterbuch<br />

diente bei der Analyse als weitere vergleichende Quelle, mit der die Belege aus<br />

dem Korpus konfrontiert wurden.<br />

Die Arbeit wird in 5 Kapitel gegliedert, wobei die Kapitel über die<br />

Präfixverben und die Verbrektion die umfangreichsten sind. In den Kapiteln 1 und<br />

2 werden die beiden Basistexte charakterisiert und ihre Form und der Inhalt kurz<br />

zusammengefasst. In der Einleitung zu den Geschichten vom Ba´al Schem Tov<br />

wird auch ein Vergleich von drei Autoren angeführt, die sich aus verschiedenen<br />

Perspektiven mit den Erzählungen beschäftigt haben. Da sich ihre Kommentare<br />

und Auffassungen im wesentlichen Maße unterscheiden, kann an diesen<br />

kontroversen Zugangsweisen der komplexe historische Hintergrund der<br />

ausgewählten Textbasis demonstriert werden.<br />

1


Man sollte bei der Analyse jiddischer Texte die Entwicklung der jiddischen<br />

Sprache bis zu ihrer Standardisierung berücksichtigen, deshalb werden im dritten<br />

Kapitel in groben Zügen die Unterschiede zwischen den sprachlichen Strukturen<br />

im West- und Ostjiddischen erwähnt.<br />

Das vierte Kapitel behandelt das Thema der Präfixverben. Es wird in sechs<br />

Untenkapitel aufgeteilt, u.zw. Definition und allgemeine Bedeutung der Präfixe,<br />

untrennbare Präfixe, trennbare Präfixe, freie betonte Präfixe, perfektive Verben<br />

und Zusammenfassung der Ergebnisse. Die meisten Präfixe werden nach der<br />

Vorlage der Duden Grammatik den ausgewählten semantischen Gruppen<br />

alphabetisch zugeordnet. Die konkreten jiddischen Beispiele für die einzelnen<br />

Präfixe werden ins Deutsche übersetzt und mit ihren deutschen formalen<br />

Äquivalenten verglichen. Wenn ein semantischer Unterschied zwischen den<br />

beiden Sprachen festgestellt wird, wird dieser mit Hilfe des Kontextes erläutert.<br />

Im fünften Kapitel wird die Verbrektion der jiddischen und deutschen<br />

Verben untersucht. Am Anfang dieses Kapitels wird die Rektion der Verben, das<br />

jiddische Kasussystem sowie die Formen der Substantiva in einzelnen Kasus<br />

charakterisiert. Ähnlich wie bei den Präfixverben werden die jiddischen<br />

Ausdrücke ins Deutsche übersetzt. Wenn sich die Rektion in den beiden Sprachen<br />

nicht deckt, wird auch die tschechische, beziehungsweise polnische Übersetzung<br />

angeführt, um den Zusammenhang mit den slawischen Sprachen zu zeigen.<br />

Es werden nicht nur die Abweichungen im Gebrauch von der Präposition<br />

beschrieben, sondern auch die Valenz der Verben oder die Regelmäßigkeiten bei<br />

der Übersetzung von Präpositionen berücksichtigt. In der Zusammenfassung<br />

findet man alle jiddischen Beispiele, die sich mit ihren deutschen Äquivalenten<br />

decken, sowie solche Belege, die von der deutschen Sprache abweichen.<br />

Das sechste Kapitel beinhaltet eine Schlussfolgerung aller Ergebnisse<br />

meiner linguistischen Untersuchung. Noch einmal werden einige Beispiele, die<br />

den Zusammenhang der jiddischen Sprache mit der deutschen und polnischen<br />

beweisen, angegeben. Es werden auch andere syntaktische und morphologische<br />

Merkmale des Jiddischen beschrieben, die bei der Analyse berücksichtigt wurden,<br />

sowie die Schreibweise der Präfixe oder die Häufigkeit ihres Vorkommens.<br />

Am Ende der Arbeit findet man die von mir ausgewählten und aus den<br />

hebräischen Schriftzeichen transkribierten Geschichten vom Ba´al Schem Tov und<br />

2


eine Nummer des jiddischen Periodikums Tam-Tam. Den Anhang bilden die<br />

originellen jiddischen Korpustexte.<br />

Diese linguistische Untersuchung sollte dem Leser eine Übersicht über die<br />

Spezifika des Verbalsystems der jiddischen Sprache bieten. Dabei wird das<br />

Jiddische mit dem sprachlichen System des Deutschen und Polnischen,<br />

beziehungsweise des Tschechischen, verglichen. Das Ziel der Analyse ist zu<br />

zeigen und zu beweisen, in welchen Aspekten die verbalen Strukturen der<br />

genannten Sprachen miteinander übereinstimmen und in welchen sie sich<br />

unterscheiden.<br />

3


2 Die Geschichten vom Ba´al Schem Tov<br />

Ausgewählte Geschichten vom Ba´al Schem Tov werden zusammen mit<br />

fünf Nummern der jiddischen Zeitung Tam-Tam als die Basis meiner<br />

Untersuchung von Ähnlichkeiten sowie Unterschieden zwischen dem verbalen<br />

System der deutschen und jiddischen Sprache benutzt. Die Untersuchung wird<br />

sich in erster Linie auf die Funktion der Präfixe und die verbale Rektion in beiden<br />

Sprachen konzentrieren, wobei auch der Einfluss der slawischen Komponente in<br />

Betracht gezogen wird.<br />

Die Erzählungen von Ba´al Schem Tov wurden zum ersten Mal im Jahre<br />

1814 in hebräischer Version von Israel Jafe herausgegeben. In den folgenden drei<br />

Jahren entstanden nicht nur zwei weitere hebräische, sondern auch vier jiddische<br />

Herausgaben, die sich bis heute in mehr als 50 Übersetzungen und Nachdrucken<br />

ausgebreitet haben.<br />

Die Schivche Ha-Bescht widmen sich der Beschreibung des Lebens und der<br />

Tätigkeit des Gründers der chassidischen Bewegung, aber gleichzeitig dienen sie<br />

auch zur schriftlichen Bewahrung der mündlichen Tradition.<br />

Man kann die Sammlung als wirkliche Volkserzählungen bezeichnen, weil<br />

viele ihre Elemente in langer jiddischen Erzähltradition stehen und nicht<br />

spezifisch chassidisch sind. Die chassidischen Motive sind in der traditionellen<br />

Erzählform eingeordnet.<br />

Wie andere frühere jiddische Erzählungen, wollen diese ostjiddischen<br />

Geschichten eine Botschaft vermitteln und den Menschen belehren, was vor allem<br />

in der religiösen Kommunikation in Anwendung gebracht wird.<br />

Die Geschichten wurden ursprünglich im Jiddischen erzählt. Nach<br />

Grözinger zeigt der Vergleich der jiddischen und hebräischen Version, dass der<br />

jiddische Text von Korez eine primärer wirkende Version bietet als der<br />

hebräische Text von Kopust, der einige Zeichen der Textsakralisierung durch<br />

die Aufführung der Bibelzitate beinhaltet.<br />

Wie schon angeführt, wurde 1814 der hebräische Text herausgegeben<br />

und im Jahre 1815/16 der jiddische. Beide Versionen befinden sich zur Zeit in<br />

der Jerusalemer Staats- und Universitätsbibliothek.<br />

4


2.1 Geschichte oder Legende?<br />

Viele Erzählungen, in denen Personen und Motive ausgetauscht werden<br />

können, sind nicht historisch nachweisbar. Die stereotype Erzählweise einiger<br />

Geschichten verweist auf den Historizitätsmangel. Besonders die Erzählungen<br />

von Wundern oder von der Seelenwanderung belegen deutlich das Interesse<br />

des Erzählers an dem Mythos des Wundermannes. Dieses in der jüdischen<br />

Geschichte tief verwurzelte Bild des heilenden Wundermannes wird durch<br />

einen anderen Mythos ergänzt, der Ba´al Schem Tov als einen mystischen<br />

Lehrer charakterisiert. Die Wahrheit der Geschichten ist deshalb kein<br />

objektives Geschehen, sondern etwas, was der Erzähler für wahr hält. Auch<br />

dies ist ein kennzeichnendes Charakteristikum der vorwiegend oral<br />

überlieferten Tradition.<br />

Auf der anderen Seite beweisen Personen, Verwandtschaftsbeziehungen<br />

und Orte eine spezifische wirtschaftliche und kulturelle Umgebung um die<br />

Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Geschichten von Ba´al Schem Tov stellen also<br />

ein sehr interessantes Mosaik von Geschichte und Fiktion dar, das in der oralen<br />

Überlieferung begründet ist. Dies ist auch der Grund dafür, warum diese<br />

Geschichten in die vergleichende Analyse einbezogen wurden. Da die<br />

Grundlage für die Legendensammlung offenbar die mündliche Überlieferung<br />

bildet, kann man durchaus voraussetzen, dass die Texte tatsächlich die<br />

lebendige jiddische Sprache abbilden, die als Kommunikationsmittel im 18.<br />

und 19. Jahrhundert im Gebrauch war.<br />

2.2 Struktur der Geschichten vom Ba´al Schem Tov<br />

Am Anfang der Geschichten befinden sich die Erzählungen von R.<br />

Adam Ba´al Schem Tov, der in Prag und Wien als Wundermann gewirkt hat.<br />

Diese Geschichten sind im 17. Jahrhundert im R. Adam-Büchlein, das einige<br />

ähnliche Merkmale mit der Faustlegende ausweist, erschienen.<br />

5


Im allgemeinen können, Fritz Thyssen 1 nach, die Erzählungen in fünf<br />

Themenbereiche aufgegliedert werden:<br />

1. Geschichten von der Rettung aus Nöten, meist mit Hilfe übernatürlicher<br />

Mittel<br />

2. Geschichten von spiritueller Diesseitsbewältigung und Jenseitssicherung<br />

3. Religiöse Normen<br />

4. Geschichten vom Heiligen<br />

5. Biographische Erzählungen<br />

Die Auswahl der Legenden in der vorliegenden Arbeit richtete sich zum<br />

Teil nach der von Thyssen aufgestellten Kategorisierung. Da zwischen den<br />

einzelnen Erzähltypen auch sprachliche Differenzen bestehen, wurde gezielt<br />

darauf geachtet, dass Texte aus allen erwähnten thematischen Kreisen in der<br />

Analyse vertreten sind. Die Geschichten J 18 a/b, J 28, J 26 und J 30 können<br />

vordergründig zu biographischen Erzählungen gezählt werden, obwohl sich in<br />

ihnen sicherlich auch Elemente der anderen Kategorien feststellen ließen.<br />

Die Geschichte J 87, in der eine Frau durch die Einleuchtung von Besht<br />

gerettet und zur Sühne bekehrt wird, wurde als ein Beispiel für den ersten<br />

thematischen Kreis ausgewählt. Die Geschichte über den Hausdämon J 119<br />

und J 23 über den Tikkun einer Seele im Frosch repräsentieren anschaulich die<br />

zweite von Thyssen aufgestellte Kategorie. Die Legende J 70, in der Besht ein<br />

totes Kind belebt, kann zur vierten Gruppe gezählt werden, während in der<br />

Geschichte vom wundersamen Gastmahl (J 13) eher die Vermittlung von<br />

religiösen Normen im Zentrum der Erzählung steht.<br />

Natürlich stellt die von Thyssen vorgeschlagene Aufteilung lediglich ein<br />

Hilfsmittel dar, das als Modell verstanden werden muss. Dennoch haben wir<br />

bei der Auswahl auf diese Kategorisierung zurückgegriffen, um möglich<br />

breites Spektrum der sprachlichen Ebenen zu erzielen.<br />

1 Fritz Thyssen Stiftung: Die Geschichten vom Ba´al Schem Tov, Schivche Ha-Bescht, hebräischer<br />

und jiddischer Text, herausgegeben, übersetzt und kommentiert sammt einer ausführlichen<br />

Einleitung, 2. Bde., 960 S. (Jüdische Kultur Bd. II), Harrasowitz Wiesbaden.<br />

6


2.3 Die Ausgabe von Grözinger im Vergleich mit Buber und Graetz<br />

Die bisherigen Ausführungen gründen sich hauptsächlich auf der neusten<br />

Ausgabe der Geschichten vom Ba´al Schem Tov von Karl Erich Grözinger.<br />

Eine literarische Bearbeitung der Erzählungen findet man in Bubers<br />

Erzählungen der Chassidim und eine geschichtliche Interpretation der<br />

Legenden in der Geschichte der Juden von Heinrich Graetz. In diesen drei<br />

Werken findet man ganz unterschiedliche Einstellungen zum Leben vom Ba´al<br />

Schem Tov, deshalb werden sie in folgenden Aufsätzen verglichen.<br />

Am Anfang seines Buches erwähnt Buber, dass er einerseits die<br />

Wirklichkeit dem Leser vermitteln will, dass es sich aber andererseits um eine<br />

Legende handelt. Im Gegenteil zu Heinrich Graetz bekennt er, dass die<br />

Traditionen nicht historisch zuverlässig sind. Die einzelnen Begebenheiten<br />

behandeln ein gottgefälliges Leben, das von verschiedenen Figuren erlebt wird.<br />

Der Autor will, dass man sein Buch als Dokumentation der Beziehungen<br />

zwischen Chassidim und Zaddikim versteht.<br />

Aus Bubers literarischer Bearbeitung geht seine durchaus positive<br />

Einstellung zu den chassidischen Lehren hervor. Er bewundert die Einheit von<br />

dem Lehrer und seinen Schülern, die sich gegenseitig beeinflussen und<br />

einander helfen. Auch seine Idee des frohen Lebens, das nicht nur in der Zeit<br />

des Gebets gottgefällig sein kann, wirkt sehr positiv.<br />

Im Gegenteil dazu kritisiert Heinrich Graetz in seinem ganzen Werk den<br />

Chassidismus und alle seine Beförderer. Sehr ironisch äußert er sich nicht nur<br />

zu dem Namen Bescht, sondern auch zu seinem Leben und seiner Tätigkeit.<br />

Die Vertreter dieser Bewegung bemühen sich nach Graetz lediglich um neue<br />

Nachfolger um berühmt und bewundert zu werden. Graetz Auffassung der<br />

mystischen Bewegung ist eine sehr negative, was mit seiner ideologischen<br />

Position im Kontext der Wissenschaft des Judentums aufs engste<br />

zusammenhängt. Die Ausdrücke, die er im Zusammenhang mit dem<br />

Chassidismus verwendet, wirken auf den heutigen Leser sehr ablehnend und<br />

verächtlich. Er schreibt im entzückenden, aber oft im rhetorischen,<br />

sentimentalen Stil. In gleichem Maße, in dem die Legenden vom Ba´al Schem<br />

Tov in Bubers literarischen Bearbeitung bewundert und verteidigt werden,<br />

werden sie bei Graetz ironisiert und kritisiert.<br />

7


Grözingers kommentierte Neuausgabe betrachtet die Legenden als<br />

wertvolles historisches Material und stellt sie dem Leser in der ursprünglichen<br />

orthographischen Form vor. Den in hebräischen Buchstaben verfassten<br />

Originaltexten werden relativ wortgetreue deutsche Übersetzungen<br />

hinzugefügt. Für die Zwecke der vorliegenden Arbeit stellt also die Ausgabe<br />

von Grözinger ein ideales Ausgangsmaterial dar. Aus Gründen der<br />

Leserfreundlichkeit wurden die in hebräischen Buchstaben verfassten<br />

Legenden von der Verfasserin nach den Normen des YIVO-Instituts<br />

transkribiert.<br />

8


3 Die jiddische Zeitschrift Tam-Tam<br />

Die jiddische Zeitung Tam-Tam wird als die Grundlage für meine<br />

linguistische Analyse des Jiddischen beim Vergleich mit dem Deutschen benutzt.<br />

Ich habe diese Zeitung ausgewählt, weil die verwendete Sprache auch für die<br />

nicht jiddischen Studenten verständlich ist. Die Redaktion, die aus Studenten<br />

gebildet ist, zielt das Konzept der Zeitschrift hauptsächlich auf Studenten ab.<br />

Der Yiddisher Tam-Tam wird halbjährlich von der Medem-Bibliothek in<br />

Zusammenarbeit mit der Association pour l´Enseignement et la Diffusion de la<br />

Culture Yiddish publiziert. Außer 450 Stück jeder Auflage wird die Zeitschrift<br />

auch aus Internet 700mal monatlich downloadet.<br />

3.1 Die Struktur der Zeitschrift<br />

Jede Auflage besteht meistens aus zwei Teilen. Es handelt sich um den<br />

Tam-Tam selbst und einen Teil der jiddisch-amerikanischen Zeitschrift Forverts.<br />

Der Leitartikel wird immer einem aktuellen Thema gewidmet. Er beschreibt<br />

entweder ein Fest, ein neues Buch, ein vor kurzem vorgeführtes Theaterstück oder<br />

neue Erforschungen auf dem jiddischen Gebiet.<br />

In jedem Zeitschriftblatt wird über eine für die jiddische Literatur oder für<br />

das jiddische Theater wichtige Persönlichkeit gesprochen wie z.B. Mark<br />

Varshavski oder Itshe Goldberg. Es werden ihre Lebensgeschichte sowie ihr<br />

kultureller Beitrag bearbeitet.<br />

Im Zusammenhang mit den berühmten Persönlichkeiten werden ihre<br />

Gedichte oder Werkausschnitte veröffentlicht. Wenn ein Fest in gegenwartsnaher<br />

Zeit gefeiert wird, findet der Leser in der Zeitschrift verschiedene Spiele, Lieder<br />

oder Rätsel, die mit dem konkreten Fest zusammenhängen.<br />

Weitere Artikel berichten von der jiddischen Sprache, ihrer Schrift, ihrem<br />

Gebrauch und ihrem Zusammenhang mit anderen Sprachen wie mit dem<br />

Polnischen oder dem Deutschen.<br />

Ein Teil widmet sich der Geschichte der Juden nicht nur in Deutschland,<br />

sondern auch in Polen oder in der Ukraine. Solche Artikel gründen sich auf<br />

verschiedenen Reiseerfahrungen der Redakteure. Sie sollen den Lesern einen<br />

9


Überblick von der jiddischen Geschichte sowie von der gegenwärtigen Situation<br />

der Juden vermitteln.<br />

Auf der letzten Seite werden meistens die Abkürzungen erklärt und die<br />

geographischen Namen präzisiert. In jeder Auflage werden die Redakteure, die<br />

Addresse der Medem-Bibliothek und Kontakte angeführt.<br />

Die Artikel aus Forverts 2 bilden in einigen Auflagen den zweiten Teil des<br />

jiddischen Tam-Tam. Diese jiddisch-amerikanische Zeitschrift wird wöchentlich<br />

separat in der englischen und jiddischen Auflage in New York City herausgeben.<br />

Zu den berühmten Persönlichkeiten, die für Forverts geschrieben haben, gehören<br />

der Nobelpreisträger Issac Bashevis Singer oder einige sozialistische Politiker wie<br />

Leon Trotsky und Morris Winchevsky.<br />

Mit der Verbreitung von jiddischen Sprachkursen hat sich die Popularität<br />

der Zeitung hauptsächlich bei den Studenten gesteigert. Heutiger Umlauf zählt<br />

etwa 5 500 Auflagen. Der gegenwärtige Editor der jiddischen Auflagen ist Boris<br />

Sandler.<br />

2 <br />

10


4 Ausgewählte Spezifika des Standardjiddischen als<br />

linguistischer Hintergrund der Analyse<br />

Das Jiddische hat sich aus den mittelhochdeutschen Varietäten auf dem<br />

rheinländischen Gebiet entwickelt und in zwei Richtungen verbreitet. 3 Man<br />

spricht in der Jiddischforschung von der westjiddischen und ostjiddischen<br />

Varietät, die sich in erster Linie durch den Anteil der slawischen Komponente<br />

unterscheiden. Während im Westjiddischen die slawischen Komponente sehr<br />

spärlich vertreten sind, wurden die Strukturen der ostjiddischen Varietäten auf<br />

allen Sprachebenen durch den Einfluss verschiedener slawischen Sprachen<br />

geprägt.<br />

Im Bereich des Westjiddischen unterscheidet man das Nordwestjiddische<br />

(Norddeutschland und die Niederlande), Mittelwestjiddische (Mitteldeutschland)<br />

und Südwestjiddische (Süddeutschland, Frankreich bis Norditalien).<br />

Das Ostjiddische wird in drei Hauptdialekte eingeteilt: Nordostjiddisch oder<br />

Litvisch (Baltikum, Weißrussland), Mittelostjiddisch oder Poylisch (Polen,<br />

Westukraine) und Südostjiddisch oder Ukrainisch (Ukraine, Rumänien) 4 . Aus<br />

dem letztgenannten Dialekt ist die mittelostjiddische Varietät entstanden, die bis<br />

zum Zweiten Weltkrieg die verbreitetste Varietät darstellte.<br />

Das 18. Jahrhundert kann als Übergangszeit vom Westjiddischen zum<br />

Ostjiddischen bezeichnet werden. Zur Untersuchung beider Entwicklungszweige<br />

wurden im Westjiddischen die schon an die deutsche Sprache angenäherten<br />

Quellen verwendet. Im Gegenteil dazu stehen die ersten ostjiddischen Dokumente<br />

vom Ende des 18. Jahrhunderts.<br />

Die Standardisierung des Ostjiddischen erfolgte erst im Laufe des 20.<br />

Jahrhunderts. Die größte Rolle dabei hat die Arbeit des Instituts YIVO (Yidisher<br />

visnshaftlekher institut) gespielt, das zur Festlegung überregionaler Konventionen<br />

für die Grammatik, die Lexik und die Orthographie wesentlich beigetragen hat.<br />

3 Neben dieser Theorie wurden auch zahlreiche andere Thesen entwickelt, die die Entstehung des<br />

Jiddischen aus anderen Perspektiven zu begründen versuchen. Ein großes Aufsehen hat seinerzeit<br />

die Annahme von Paul Wexler erregt, das Jiddische sei durch den Prozess der Relexifikation aus<br />

dem Sorbischen entstanden. Wir werden uns in der vorliegenden Arbeit an der von Max Weinreich<br />

entwickelten Standardtheorie halten, die die Entstehung des Jiddischen aus den<br />

mittelhochdeutschen Varietäten postuliert.<br />

4 Encyclopædia Britannica, Inc. (2007): New American Edition of the Encyclopædia Britannica.<br />

Chicago: Encyclopædia Britannica, Inc.<br />

11


Das Ergebnis der Standardisierung ist ein sprachliches System gewesen, das<br />

aus allen drei ostjiddischen Dialekten bestanden hat. Die Entwicklung der<br />

Phonetik sollte zuerst auf der Basis des Südjiddischen, das am öftesten im<br />

Jiddischen Theater verwendet worden ist, begründet werden, aber im Laufe der<br />

Zeit hat sich das phonetische System des Standardjiddischen aus dem<br />

Nordjiddischen entwickelt.<br />

Zwischen den Jahren 1992 und 2000 hat das YIVO die Publikation<br />

Language and Cultural Atlas of Ashkenazic Jewry (LCAAJ) herausgegeben, die<br />

eine komplette Übersicht über die ost-west-jiddische Phonetik bietet. Trotz aller<br />

dieser Bemühungen bleibt aber die Aussprache des Standardjiddischen, die durch<br />

zahlreiche soziolinguistische Faktoren beeinflusst wird, ein Konstrukt aus<br />

verschiedenen ehemals lebendigen Varietäten.<br />

4.1 Einblick in die Phonologie des „Standardjiddischen“<br />

Die folgenden Tabellen sollten dem Leser die Übersicht über das jiddische<br />

Phonemsystem vermitteln. Einzelne Phoneme werden in Konsonanten und Vokale<br />

gegliedert, die sich weiter in Monophthonge und Diphthonge teilen.<br />

Jiddische Konsonanten<br />

Labiale Dentale<br />

Post-<br />

alveola<br />

Nasale m n (ŋ)<br />

Plosive p b t d k<br />

Affrikate ts dz t d<br />

re<br />

Velare/<br />

Uvulare Glottale<br />

Frikative f v s z χ h<br />

Rhotick<br />

zentrale j<br />

Approximanten<br />

laterale l<br />

12


geschlossene<br />

Jiddische Monophthonge<br />

vordere zentrale hintere<br />

mittlere ə<br />

offene a<br />

Jiddische Diphthonge<br />

vorderer Nukleus zentraler Nukleus hinterer Nukleus<br />

a ə<br />

Die Hauptunterschiede zwischen dem Deutschen und dem<br />

Standardjiddischen bestehen in dem Vokalsystem, was an unten erwähnten<br />

Beispielen gezeigt wird. Auffallend ist vor allem das Fehlen von vorderen<br />

Umlauten /ø/ und /y/, die im Jiddischen durch /e/ und /i/ vertreten sind. Die zweite<br />

wichtige Differenz liegt darin, dass man im Jiddischen die Vokallänge nicht<br />

unterscheidet.<br />

Was das Konsonantensystem betrifft, wird die deutsche Affrikate /pf/ zum<br />

jiddischen /f/ am Anfang (טנו˦ = funt) und am Ende des Wortes (פˌק = kop).<br />

Deutsch Jiddisch<br />

Beispiele<br />

(Deutsch = Jiddisch)<br />

kurzes a [a] o das, was = dos, vos<br />

langes a [a:] o Vater, sagen = foter, zogn<br />

kurzes e [ɛ] e Mensch = mentsh<br />

langes e [e:] ey Esel = eyzl<br />

kurzes o [ɔ] o Kopf, sollen = kop, zoln<br />

langes o [o:] oy hoch, schon = hoykh, shoyn<br />

kurzes ö [œ] e können, Köpfe = kenen, kep<br />

langes ö [ø:] ey schön = sheyn<br />

kurzes ü [ʏ] i Brücke, fünf = brik, finf<br />

13


langes ü [y:] i grün = grin<br />

ei [aɪ̯] ey, ay mein = mayn, Fleisch = fleysh<br />

au [aʊ̯] oy auch, laufen = oykh, loyfn<br />

eu [ɔʏ̯ , ɔ̯ɪ] ay Deutsch = daytsh<br />

4.2 Einblicke in die Spezifika der ostjiddischen Morphologie<br />

In den folgenden Absätzen werden die auffalendsten Elemente der<br />

ostjiddischen Morphologie angeführt, die bei der Analyse der zwei Basistexte<br />

wahrgenommen wurden.<br />

Was die Deklination betrifft, wird der Genitiv mit der Präposition fun<br />

umschrieben: er zol eyn shteyn dortn in der shtub fun dem balebos 5 (er soll sich in<br />

Hauswirts Stube einquartieren). Bei Personennamen wird der Genitiv durch die<br />

Endung –s ausgedrückt: main tochters briw (der Brief meiner Tochter) 6 . Der<br />

unbestimmte Artikel sowie die Possessiva stehen im Singular immer flexionslos:<br />

mit a tochter, mit main tochter 7 . Bei der Adjektiven unterscheidet die ostjiddische<br />

Sprache keine starke und schwache Deklination: der junger hunt, wie a junger<br />

hunt 8 .<br />

Die Konjugation der Verben im Ostjiddischen wird vereinfacht. Kein e-i-<br />

Wechsel oder Umlaut erscheint im Präsens: er helft, er falt 9 . Die Ablautreihen der<br />

starken Verben sind nur zweigliedrig: schraibn – geschribn. Genauso wie im<br />

Deutschen hat sich im Ostjiddischen die Apokope (ich danke – ich dank) und die<br />

Entrundung (spülen – spielen) entwickelt.<br />

5 „Der Bescht belebt ein totes Kind.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

6 Timm, E. (1986): Das jiddische als Kontrastsprache bei der Erforschung des<br />

Frühneuhochdeutschen. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik 14, S. 11.<br />

7 Timm, E. (1986): Das jiddische als Kontrastsprache bei der Erforschung des<br />

Frühneuhochdeutschen. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik 14, S. 11.<br />

8 Timm, E. (1986): Das jiddische als Kontrastsprache bei der Erforschung des<br />

Frühneuhochdeutschen. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik 14, S. 10.<br />

9 Timm, E. (1986): Das jiddische als Kontrastsprache bei der Erforschung des<br />

Frühneuhochdeutschen. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik 14, S. 12.<br />

14


4.3 Einige syntaktische Aspekte des Ostjiddischen im Vergleich zum<br />

Westjiddischen<br />

Dem Linguisten Dov-Ber Kerler nach korrespondiert die alte literarische<br />

Sprache mit dem Westjiddischen und die moderne literarische Sprache mit dem<br />

Ostjiddischen. Die ersten Versuche im Ostjiddischen zu schreiben findet man in<br />

den Werken aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, wie z.B. Seyfer khsidem<br />

oder Mayse gdoyle min Uman.<br />

Im Unterschied zu älteren westjiddischen einfachen Verbformen<br />

kennzeichnet sich das Ostjiddische durch die perfektiven Formen: geyn x oys geyn<br />

(gehen x ausgehen).<br />

Was die Syntax betrifft, findet man große Abweichungen in der<br />

Wortstellung. Das Westjiddische ähnelt der deutschen Syntax in dem Gebrauch<br />

der Satzklammer, das bedeutet die Endstellung des Prädikats im Nebensatz und<br />

die Endstellung des finiten Teils im Hauptsatz mit zweiteiligem Prädikat. Auf der<br />

anderen Seite können die ostjiddischen Nebensätze die Stellung des Hauptsatzes<br />

haben: hat der bal shem gezehn, az dorten iz eyn mazek 10 (der Ba´al Schem hat<br />

gesehen, dass dort ein Frevler ist).<br />

Mehr in ostjjidischen Texten als in westjiddischen erscheint die Inversion,<br />

die für zügige Erzählungen typisch ist: hat der besh gezehn vi zi hat menaef<br />

geven 11 (der Bescht hat gesehen, wie sie gefastet hat).<br />

Eine wichtige Rolle bei der ostjiddischen Textproduktion spielte der<br />

Einfluss von slawischen Sprachen, deren Lexeme in die ostjiddischen Texte<br />

hineinkomponiert wurden: rózinkes (Rosinen), firárbət (verdienen, zapracować),<br />

smétənə (Sahne, śmietana). Andere slawischen Elemente werden im analytischen<br />

Teil erwähnt.<br />

10 „Ein Hausdämon.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

11 „Die reuige Sünderin.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

15


5 Präfixverben<br />

In diesem Kapitel werden die gemeinsamen Elemente sowie die<br />

Unterschiede der deutschen Sprache, des Jiddischen aus dem 19. Jahrhundert und<br />

der jiddischen Sprache aus dem 20. Jahrhundert gezeigt, wozu das<br />

Untersuchungsfeld der Präfixverben analysiert wird. Als Korpus für die<br />

linguistische Analyse wurden die Geschichten vom Ba´al Schem Tov (19.<br />

Jahrhundert) und die jiddische Zeitschrift Tam-Tam (20. Jahrhundert) ausgewählt,<br />

weil diese Texte nicht nur sehr gut lesbar, sondern auch inhaltlich interessant und<br />

belehrend sind.<br />

5.1 Die Bedeutung und Funktionen der Verbalpräfixe<br />

Das Präfix ist ein Affix, das vor ein Verb gesetzt wird. Dieses<br />

Wortbildungselement modifiziert das Verb nicht nur grammatisch, sondern auch<br />

syntaktisch und semantisch. 12<br />

Die Präfixe gehören zu Wortbildungstypen, weil sie den Inhalt des Wortes,<br />

hier des Verbs, ändern. Es handelt sich um räumliche, zeitliche oder modale<br />

Differenzen. Ein Präfix kann auch den Beginn oder das Ende einer Handlung<br />

markieren. In einigen Fällen bleibt aber das präfigierte Verb und das<br />

Ausgangsverb ohne semantischen Unterschied.<br />

Die folgenden verbalen Beispiele aus der jiddischen Zeitschrift Tam-Tam,<br />

aus den Geschichten vom Ba´al Schem Tov und aus dem jiddisch-deutschen<br />

Wörterbuch von Duden sind nach der deutschen Vorlage aus der Duden<br />

Grammatik bearbeitet. Wenn ein Beispiel aus dem Wörterbuch verwendet wird,<br />

wird die Abkürzung W in der Klammer angegeben. Wenn es sich um Beispiele<br />

aus der Zeitschrift oder aus den Geschichten vom Ba´al Schem Tov handelt, wird<br />

die Nummer der konkreten Zeitschrift, der Seite, beziehungsweise die numerische<br />

Bezeichnung der Geschichte in der Klammer angeführt. Im Falle der Verben aus<br />

den Gechichten werden noch dazu ganze Sätze, in denen das konkrete Verb<br />

erschien, angegeben, weil die jiddische Sprache des 19. Jahrhunderts schwerer zu<br />

12 Eisenberg, P. (1995): Die Grammatik. Mannheim: Dudenverlag.<br />

16


verstehen ist. Bei dem Präfix tsu- werden auch bei den Belegen aus dem Tam-Tam<br />

ganze Sätze angeführt, weil Verben mit diesem Präfix ohne Kontext<br />

unterschiedlich übersetzt werden können als in einem Satz. Alle analysierten<br />

Zeitschriften, sowie die transkribierten Erzählungen findet man im Anhang.<br />

Dieses Kapitel wird in die Untenkapitel der untrennbaren, trennbaren und<br />

freien betonten Präfixe gegliedert. Die jiddischen Präfixe werden alphabetisch<br />

nach der Duden Grammatik in verschiedene Bedeutungsgruppen eingeteilt und<br />

mit ihren deutschen Äquivalenten verglichen. Wenn das jiddische Präfixverb mit<br />

dem deutschen im Gebrauch vom Präfix nicht übereinstimmt, was mit dem<br />

Zeichen x markiert wird, werden die Unterschiede zwischen der deutschen<br />

Übersetzung und dem deutschen Verb, das der jiddischen Form ähnelt,<br />

beschrieben und erklärt.<br />

5.2 Untrennbare Präfixe<br />

Die untrennbaren Präfixe sind unbetont. Sie werden in allen Tempora<br />

beibehalten. Im Perfekt wird das Präfix des Partizips Perfekt ge- nicht verwendet.<br />

Seine Funktion wird durch das konkrete untrennbare Präfix ausgedrückt. Einige<br />

von den untrennbaren Präfixen haben eine allgemeine Bedeutung:<br />

� ant- (ent-) bezeichnet im Jiddischen sowie im Deutschen:<br />

I. eine Bewegung des Entfernens: antrinen (entrinnen, W)<br />

II. eine Negation: antmutikn (entmutigen, N.3, S.2)<br />

III. der Aspekt des Beginns: antvikln zikh (entwickeln sich, N.5,<br />

S.7), antshlafn (entschlafen, J15, der nakh, az yisroel iz antshlafn<br />

gevorn, hat r. adams zon genumn eyn kuntres fun di ksovim un<br />

hat anider geleygt in beshamedresh)<br />

IV. eine gegensätzliche Handlung: antdecken (entdecken, N.1, S.4)<br />

V. übrige Bedeutungen ohne semantisches Augliedern: entfernen<br />

(antworten, J18a., entfert im der habesht)<br />

� ba- (be-) dient in den beiden Sprachen vor allem:<br />

I. der Transitivierung der intransitiven Verben: bashlosen<br />

(beschlossen, N.1, S.5), bashraybn (beschreiben, N.5, S.5 und<br />

J87, un di ishe iz gevorn dernakh agroyse bales-tshuve vas nit tsu<br />

17


eshreyben), batrakhtn (betrachten, N.2, S.1), bashtimen<br />

(bestimmen, N.2, S.3), bamerkn (bemerken, N.2, S.2), beshveren<br />

(beschwören, J18b., un hat zi beshveren, zi zol nit oys zagn),<br />

beshteyn bey der pruv (die Probe bestehen, J23, un vet beshteyn<br />

bey der pruv), beteyn (bedeuten, J23, vas beteyt das, vas er iz azo<br />

veyt far blenzed gevoren)<br />

� Die deutsche Übersetzung dieses Präfixes weicht von der<br />

jiddischen z.B. bei folgenden Verben ab: bafaln (überfallen x<br />

befallen), bagildn (vergolden), bahaltn (verstecken x behalten),<br />

banayen (erneuern), basheynen (verschönen x bescheinen), basorgn<br />

(versorgen x besorgen), basukhn (durchsuchen x besuchen).<br />

� Im Falle der Präfixverben aus dem 19. Jahrhundert wurden zwei<br />

Verben gefunden, die eine andere Übersetzung ins Deutsche haben.<br />

Das jiddische Verb beshveren klingelt zwar ähnlich wie das<br />

deutsche Verb beschweren (mit etwas belegen), aber es ergibt sich<br />

aus dem Kontext, dass hier die richtige Übersetzung beschwören –<br />

jemandem etwas beeiden – ist. Das zweite jiddische Verb beshteyn<br />

bey der pruv verbindet sich mit einem Präpositionalkasus. Im<br />

Deutschen wird aber dieses Verb mit reinem Akkusativ verwendet.<br />

� der- (er-) hat folgende Bedeutungen:<br />

I. die Aktionsvollständigkeit: dergeyn (ergehen, N.1, S.3)<br />

II. der Verlauf einer Aktion bis zu ihrem Schluss: dervaytern zikh<br />

(sich erweitern, N.1, S.2), derklern (erklären, N.1, S.4), dertseyln<br />

(erzählen, N.2, S.1)<br />

III. der Eintritt eines Zustands: dershinen (erscheinen, N.2, S.7),<br />

dermanen (ermahnen, J23, der nakh hat er zikh der mant un hat<br />

gevust, az er iz veyt fun zeyn ort)<br />

� Dieses jiddische Präfix findet man z.B. auch im bayrischen<br />

Dialekt, es wird allerdings vom Jiddischen ins Deutsche manchmal<br />

unterschiedlich übersetzt: derlosn (zulassen x erlassen),<br />

derneentern (näherbringen), dervayzn (beweisen x erweisen),<br />

derveytern (entfernen x erweitern), derhern (hören x erhören),<br />

derfirn (hinführen).<br />

18


� far- (ver-) markiert in den beiden Sprachen:<br />

I. das Entfernen: farshpreytn (verbreiten, N.3, S.2)<br />

II. das Ende eines zeitlichen Ablaufs: farshvign (verschweigen, W),<br />

fareynikn (vereinigen, N.3, S.2), farbeten (einladen, J87, eyner<br />

fun zey zol zi far beten tsu zikh in zeyn dorf areyn), fartreben<br />

(vertreiben, J23, nor makhmes zeyne grose aveyres hat men im<br />

far treben veyt fun leyt), farloshen (verlöschen, J87, hat zikh<br />

vider di andere likht farloshen)<br />

III. die Änderung des Aktionverlaufs: farbesern (verbessern, N.3,<br />

S.2), fareltern (veraltern, N.3, S.3), farshtarkn (verstärken, N.1,<br />

S.8), farlibn zikh (verlieben sich, N.5, S.1), fardrisen (verdrießen,<br />

J13, hat im zeyer far drosen, vas eyn jehude iz khoshev bey dem<br />

kesr), far vundern (verwundern, J31, hat er zikh zeyer far<br />

vundert)<br />

IV. far shtanen (verstehen, J30, das der oylem hat nit far shtanen, vas<br />

zi zagt)<br />

� Die meisten jiddischen Verben mit diesem Präfix werden ins<br />

Deutsche mit einem anderen Präfix übersetzt: farendikn (beenden x<br />

verenden), fargabn (aufgeben x vergeben), farhaltn (anhalten x<br />

verhalten), farkiln (abkühlen x verkühlen), farlaykhtern<br />

(erleichtern), farmakhn (zumachen x vermachen), farnemen<br />

(einnehmen x vernehmen), farrekhnen (anrechnen x verrechnen),<br />

farshemen (beschämen), farshenern (beschönigen x verschönern),<br />

farshlefern (einschläfern), farshlogn (einschlagen x verschlagen),<br />

farshnoln (zuschnallen), farshparn (einsperren x versperren),<br />

farshraybn (einschreiben x verschreiben), farviklen (einwickeln x<br />

verwickeln).<br />

� Das jiddische Verb farbeten aus dem 19. Jahrhundert kann ans<br />

deutsche Verb verbieten (untersagen) erinnern, aber in<br />

Wirklichkeit bedeutet es einladen. Der angeführte Satz wird ins<br />

Deutsche als „einer von ihnen soll sie einladen“ übersetzt.<br />

� ge- (ge-) ist in den beiden Sprachen im Wortbildungsbereich nicht<br />

mehr produktiv, aber im Jiddischen sind die Verben mit dem ge- Präfix<br />

19


häufiger gebraucht. Im Deutschen werden die gleichen Verben<br />

heutzutage manchmal ohne dieses Präfix verwendet:<br />

I. gedenkn (gedenken, N.2, S.4), gelingen (gelingen, W), gefinen<br />

(finden, N.2, S.5), geshen (geschehen, W)<br />

� Andere Möglichkeit, wie die Funktion des Präfixes ge- im<br />

Deutschen ausgedrückt werden kann, ist der Gebrauch vom Präfix<br />

ver- : gebroykhn (verbrauchen x gebrauchen), getryoen (vertrauen<br />

x getrauen).<br />

� tse- (zer-) wird im Jiddischen mit beschränkten Funktionen gebraucht:<br />

I. als Indikator der totalen Vernichtung: tseshtern (zerstören, N.3,<br />

S.8), tsebrekhn (zerbrechen, W)<br />

II. als Indikator des Beginns: tsebrenen (zu brennen beginnen, W),<br />

tselakhn zikh (loslachen, W)<br />

� Aber bei vielen jiddischen Präfixverben wird das Präfix im<br />

Deutschen durch ein anderes ersetzt: tsebindn (aufbinden), tseflien<br />

(auseinanderfliegen), tseforn (auseinanderfahren x zerfahren),<br />

tsegisn (ausgießen), tsehizn (erhitzen), tsekoyfn (aufkaufen),<br />

tselosn (auflösen), tseshenken (wegschenken), tseshmirn<br />

(vollschmieren), tseshtekn (einstecken).<br />

Aus der Analyse der untrennbaren Präfixe ergibt sich, dass nicht alle<br />

jiddischen Präfixe die gleichen Funktionen im Deutschen haben, was auch Ziel<br />

dieser Untersuchung war. Manche jiddische Verben aus dem 19. sowie aus dem<br />

20. Jahrhundert werden ins Deutsche mit einem anderen Präfix übersetzt, obwohl<br />

sie oft dieselbe Form haben. Ein konkretes Beispiel dazu bietet das jiddische Verb<br />

farbeten, das ins Deutsche nicht als verbieten sondern als einladen übersetzt wird.<br />

Oder das Verb beshveren, das im Deutschen beschwören und nicht beschweren<br />

(mit etwas belegen) bedeutet. Deshalb wurden die Belegen aus den Geschichten<br />

vom Ba´al Schem Tov in ganzen Sätzen angegeben, damit man aus dem Kontext<br />

die richtige Bedeutung des Präfixverbs ableiten kann.<br />

Man sollte nicht übersehen, dass die Präfixe ge- und tse- in den Geschichten<br />

nicht gefunden wurden. Wahrscheinlich wurden diese Präfixe im 19. Jahrhundert<br />

nicht so häufig benutzt als in der späteren Zeit.<br />

20


Ein wichtiger Grund für die Differenzen in der jiddischen und deutschen<br />

Sprache konnte der Einfluss der slawischen Sprachen sein, was sich bedeutend an<br />

den Beispielen des Jiddischen Präfixes tse- zeigt.<br />

5.3 Trennbare Präfixe (Halbpräfixe)<br />

Die trennbaren Präfixe übernehmen die Hauptbetonung des Wortstamms.<br />

Im Präsens erscheint das Präfix erst hinter dem Verb. Im Perfekt wird das Präfix<br />

ge- zwischen das konkrete trennbare Präfix und den Wortstamm eingesetzt. Die<br />

Funktionen der trennbaren Präfixe sind oft in den beiden Sprachen ähnlich:<br />

� ayn- (ein-) bezeichnet in den beiden Sprachen:<br />

I. eine Änderung des Zustands, vor allem den Beginn: aynfirn<br />

(einführen, N.5, S.6), aynvortsln (einwurzeln, N.5, S.7), eyn<br />

shteyn (absteigen, J70, zi gezagt, men kan da nit eyn shteyn)<br />

II. die Bewegung nach innen: aynmishn (einmischen, W)<br />

� In den deutschen Übersetzungen stimmt dieses Präfix mit dem<br />

jiddischen nicht immer überein. Bei folgenden Verben wird es ins<br />

Deutsche mit einem anderen Präfix übersetzt, wobei das scheinbar<br />

identische deutsche Verb oft eine andere Bedeutung als im<br />

Jiddischen hat: ayndekn (zudecken x eindecken), aynfestikn<br />

(befestigen), ayngefinen (finden), aynhaltn (zurückhalten x<br />

einhalten), aynlibn zikh (sich verlieben), aynshafn (anschaffen),<br />

aynshtimen (zustimmen), aynbetn (dringend bitten), aynshtiln zikh<br />

(verstummen), aynredn (überzeugen x einreden), aynshlingen<br />

(verschlingen), eynshteyn (stehen), eynshtanen (absteigen).<br />

� Ein auffälliges Beispiel ist auch das ältere jiddische Verb eyn<br />

shteyn, das im Deutschen absteigen (sich einquartieren) bedeutet.<br />

Das gleich klingende deutsche Verb einstehen bedeutet entgegen<br />

garantieren.<br />

� for- (vor-) erscheint im Jiddischen mit folgenden Verben:<br />

I. Verben des mentalen Zustands: forshteln zikh (sich vorstellen,<br />

N.3, S.4)<br />

II. Verben der Bewegung vor jemanden hin: forleygn (vorlegen, W)<br />

21


� iber- (über-) kann im Deutschen auch unbetont sein, aber im<br />

Jiddischen wird es zu den trennbaren Präfixen gezählt:<br />

I. die Wiederholung einer Handlung: iberarbetn (überarbeiten, N.5,<br />

S.1), ibertrakhtn (überdenken, W)<br />

II. die Bewegung über etwas: ibershpringen (überspringen, N.2, S.8)<br />

III. die Bewegungsrichtung von jemandem zu jemandem: ibergebn<br />

(übergeben, N.1, S.1), ibernemen (übernehmen, N.1, S.4), iber<br />

lazn (hinterlassen, J15, du zolst visn, az meyn fater hat iber<br />

gelazt di ksovim), iber entfern (anvertrauen, J15, vas der fater hat<br />

im geheysn iber entfern di ksovim)<br />

� In der deutschen Übersetzung werden sehr oft andere Präfixe<br />

verwendet als im Jiddischen: iberbaysn (durchbeißen), iberbindn<br />

(verbinden x überbinden), iberbojn (umbauen), iberbrekhn<br />

(zerbrechen), iberdrukn (nachdrucken x überdrucken), iberfarkoyfn<br />

(weiterverkaufen), iberflantsn (umpflanzen), ibergrobn<br />

(umgraben), iberkiln (unterkühlen x überkühlen), iberlaydn<br />

(durchleiden), iberlebn (erleben x überleben), iberleygn (umlegen x<br />

überlegen), ibermakhn (ändern), ibermishn (vermischen), iberraybn<br />

(verreiben), ibershikn (mitschicken, hinschicken), ibershlofn<br />

(durchschlafen), ibershraybn (abschreiben, umschreiben x<br />

überschreiben), ibervartn (abwarten), iberveyln (wiederwählen),<br />

iberendern (verändern), ibertrogn (tragen x übertragen).<br />

� Das jiddische Verb iber lazn könnte ins Deutsche falsch als<br />

überlesen (übersehen) übersetzt werden. Die wirkliche Bedeutung<br />

dieses Präfixverbs ist jemandem etwas hinterlassen.<br />

� Als Beispiel aus den Geschichten kann auch das Verb iber entfern<br />

erwähnt werden. Dem jiddischen Präfixverb entspricht im<br />

Deutschen das Verb mit einem ganz unterschidlichen Präfix und<br />

Stamm, u.zw. jemandem etwas anvertrauen.<br />

� on- (an-) wird in den beiden Sprachen oft verwendet als Indikator:<br />

I. der Annäherung an ein Ziel: onkumen (ankommen, N.1, S.1)<br />

II. des Beginns eines Vorgangs: ontsindn (anzünden, N.1, S.1), an<br />

tsunden (anzünden, J87, er genumen di likht un hat angetsunden<br />

fun der andere likht), onheybn (anheben, N.5, S.4), an heybn<br />

22


(anheben, J119, der nakh hat zikh an gehoben der moykhiakhtsu<br />

shreken), onfirn (anführen, N.3, S.1), an tun (antun, J18b., hat er<br />

gikh an getan un eyn kurts peltsel), an greynen (zubereiten, J13,<br />

un der sar soyne yisroel hat alts dem kesr an geret)<br />

III. der Hinwendung zu jemandem: onshrayen (anschreien, W),<br />

onrufn (anrufen, N.2, S.3), an zagn (befehlen, J70, varum er hat<br />

an gezagt, az zol zikh nit gefunen keyn shum mensh in shtub), an<br />

shteyn (zustehen, J13, vi im shteyt an), an reyden (überzeugen,<br />

J23, ob du vest im veyter an reyden oyf eyn aveyre, vet men di<br />

oykh rekhnen)<br />

� Der Gebrauch vom deutschen Präfix weicht vom Gebrauch im<br />

Jiddischen bei vielen Verben ab: onblosn (aufblasen x anblasen),<br />

onforn (zusammenfahren x anfahren), onfresn zikh (sich<br />

vollfressen x sich anfressen), ongisn (eingießen), onkoyfn<br />

(einkaufen x ankaufen), onlodn (beladen, aufladen), onloyfn<br />

(zusammenlaufen x anlaufen), onmakhn (vollmachen x anmachen),<br />

onmerkn (vermerken x anmerken), onnezn (einnässen), onpakn<br />

(vollpacken x anpacken), onpudern (einpudern), onraybn<br />

(einreiben, aufreiben x anreiben), onraysn (zerreißen x anreißen),<br />

onredn (zusammenreden x anreden), onrukn (heranrücken x<br />

anrücken), onshitn (aufschütten x anschütten), onshraybn<br />

(schreiben x anschreiben), onshrekn (verschrecken), onshtrofn<br />

(bestrafen), ontretn (treten x antreten), onvayzn (hinweisen x<br />

anweisen), ontsejln (aufzählen).<br />

� Der Unterschied zwischen den gleich lautenden Formen im<br />

Jiddischen und Deutschen ist im Falle des Verbs an reyden<br />

wahrnehmbar, das jemanden überzeugen bedeutet. Zur Erkennung<br />

der richtigen Bedeutung hilft dem Leser der Kontext und seine<br />

Übersetzung (Ob du vest im veyter anreyden oyf eyn aveyre, vet<br />

men di oykh rekhnen = Wenn du ihn zur weiteren Sünde<br />

überzeugen, wird man diese auch einrechnen). Die entsprechende<br />

deutsche Form anreden markiert dagegen die Tätigkeit des<br />

Ansprechens.<br />

23


� Als anderes Beispiel kann das jiddische Verb an zagn angeführt<br />

werden. Im erwähnten Satz hat es die Bedeutung des Verbs<br />

befehlen statt ansagen (anmelden): Varum er hat an gezagt, az zol<br />

zikh nit gefunen keyn shum mensh in shtub = Warum hat er<br />

befohlen, dass sich kein Mensch in der Stube befinden soll.<br />

� op- (ab-) drückt im Jiddischen vorwiegend folgende Handlungen aus:<br />

I. die Vollendung einer Handlung: opklungen (abklingen, N.3, S.2),<br />

opshlisn (abschließen, N.1, S.7), opshpiln (abspielen, N.5, S.5),<br />

ap esen (aufessen, J31, az zey haben ap gegesen)<br />

II. die Beseitigung: opshafn (abschaffen, N.1, S.1), ap vendn<br />

(ablehnen, J70, un der balebos hat im alts ap gevent)<br />

III. die Bewegung von etwas weg: opvarfn (verwerfen, W)<br />

� Verben mit diesem jiddischen Präfix werden im Deutschen<br />

manchmal ohne Präfix oder auch mit mehreren möglichen Präfixen<br />

benutzt: opbodn (baden), opbrotn (braten), opgebn (geben,<br />

übergeben, zurückgeben x abgeben), opnemen (wegnehmen,<br />

zurücknehmen x abnehmen), opshtoysn (verstoßen, zurückstoßen x<br />

abstoßen), opbrengen (zurückbringen x abbringen), opdinen<br />

(ausdienen x abdienen), opesn (essen x abessen), opfaln<br />

(wegfallen, entfallen x abfallen), opfirn (wegführen x abführen),<br />

opfremdn (entfremden), opfrishn (erfrischen), ophitn (behüten),<br />

oplebn (verleben), opshprekhn (besprechen x absprechen), opvartn<br />

(erwarten x abwarten).<br />

� Das deutsche Verb besprechen, mit dem man das jiddische Verb<br />

opshprekhn wiedergeben kann, bedeutet etwa, dass sich man über<br />

ein Thema austauscht. Das ähnlich klingende deutsche Verb<br />

absprechen bedeutet demgegenüber sich auf etwas einigen.<br />

� Das jiddische Verb ap esen wird ins Deutsche eher als aufessen<br />

übersetzt.<br />

� oyf- (auf-) bezeichnet im Jiddischen sowie im Deutschen:<br />

I. den Abschluß einer Handlung: oyfesn (aufessen, N.5, S.5),<br />

oyffresn (auffressen, N.3, S.3), oyf halten zikh (sich<br />

zurückhalten, J70, iz der soyfer tsu rek gegangen un hat zikh nit<br />

24


gekont oyf halten), af gebn (geben, J15, ikh vil, az mezol mir af<br />

gebn eyn shtub khuts leir)<br />

II. den Anfang einer Handlung: oyfregn (aufregen, N.3, S.2),<br />

oyfvekn (aufwecken, N.1, S.8), af shteln (festsetzen, J18b., un<br />

haben af geshtelt dem man khasene), af leygn (festlegen, J13, un<br />

rabi adam hat af geleygt oyf eyn tseyt), oyf nemn (aufnehmen,<br />

J31, un haben im oyf genumn oyf zikh far eyn rabi)<br />

III. aufsteigende Bewegung: oyfshteyn (aufstehen, W), oyf heybn<br />

(aufheben, W), uf shteyn (aufstehen, J15, der yisroel iz uf<br />

geshtanen)<br />

IV. eine Erneuerung: oyflebn (aufleben, N.2, S.6)<br />

� Mit dem Präfix oyf- kann man deutlich zeigen, wie die jiddischen<br />

Verben ins Deutsche falsch übersetzt werden können. Das<br />

jiddische Präfixverb af leygn bedeutet etwas festlegen. Die<br />

entsprechende deutsche Form auflegen hat die Bedeutung des<br />

Ansetzens (des Ablegens).<br />

� Auf ähnlicher Weise wird das jiddische Verb af shteln im<br />

Deutschen mit dem Präfix fest- verwendet, u.zw. festsetzen<br />

(bestimmen). Zur Hilfe nimmt man den Kontext: Un haben af<br />

geshtelt dem man khasene = Und sie haben der Termin der<br />

Hochzeit festgesetzt.<br />

� Im Falle des Verbs zikh oyf halten findet man im Deutschen das<br />

entsprechende Präfixverb sich zurückhalten.<br />

� Für interessant halte ich auch das Verb af gebn, das im Deutschen<br />

ohne Präfix benutzt wird. Die Übersetzung des angeführten Satzes<br />

„Ikh vil, az mezol mir af gebn eyn shtub khuts leir“ lautet dann<br />

„Ich will, dass man mir eine Stube außerhalb der Stadt gibt“.<br />

� oys- (aus-) hat in den beiden Sprachen die folgenden Bedeutungen:<br />

I. die Richtung nach außen: oysgisn (ausgießen, N.1, S.2),<br />

oysdrikn, (ausdrücken, N.1, S.8), oysshrayen (ausschreien, N.3,<br />

S.2), oysgebn (ausgeben, N.2, S.4), oysfaln (ausfallen, N.5, S.4),<br />

oys shtrekn (ausstrecken, J70, vi der bal shem ligt oys geshtrekt<br />

uf der erd), oys gehn (ausgehen, J70, varum das jarn fun dem<br />

25


kind iz shon geven oys gegangen), oys zagn (verraten, J18b., nor<br />

zi zol far keynem nit oys zagn)<br />

II. das Vorgangsende: oysarbetn (ausarbeiten, N.1, S.1), oyslernen<br />

(lernen, N.2, S.5), oysforshn (forschen, N.2, S.6), oys davnen<br />

(ein Gebet abschließen, J31, hat der besh klomersht oys<br />

gedavent)<br />

III. die unvollendete Handlung: oysblibn (ausbleiben, N.3, S.3)<br />

� Im Deutschen ist es nicht möglich, einige jiddischen Präfixe<br />

auszudrücken, wie z.B. oysdertseyln (zu Ende erzählen). Beispiele<br />

für jiddische Präfixverben, die ins Deutsche mit einem anderen<br />

Präfix übersetzt werden müssen, sind folgende: oysbesern<br />

(verbessern x ausbessern), oysdertseyln (zu Ende erzählen),<br />

oysfangn (abfangen), oysfiln (erfühlen), oyshaltn (durchhalten,<br />

unterhalten, aushalten), oyshern (anhören), oysleysn (erlösen x<br />

auslösen), oysmaydn (vermeiden), oyspresn (erpressen x<br />

auspressen), oysrufn (aufrufen x ausrufen), oysshmirn<br />

(beschmieren x ausschmieren).<br />

� In den Geschichten vom Ba´al Schem Tov wurde das Verb oys zagn<br />

gefunden, das im Satz „nor zi zol far keynem nit oys zagn“ der<br />

deutschen Übersetzung verraten entspricht. Das deutsche<br />

Äquivalent aussagen bedeutet dagegen etwas aussprechen.<br />

� Im deutschen kann das jiddische Verb oys davnen nicht mit Hilfe<br />

vom Präfixverb ausgedrückt werden. Es bedeutet, dass man ein<br />

Gebet bis zum Ende bringt. Die Übersetzung ist dann ein Gebet<br />

abschließen.<br />

� tsu- (zu-) wird im Jiddischen sowie im Deutschen oft verwendet als<br />

Indikator:<br />

I. der Hinwendung zu jemandem: tsuhern (zuhören, N.3, S.3, hot<br />

zikh shoyn a yingl tsugehert tsu yidishe un poylishe mayses, J31,<br />

der besh hat tsu gehert gleykh vi men der tseylt im abisl neyes),<br />

tsuzogn (zusagen, W), tsu zagn (zusagen, J30, hat der ruekh tsu<br />

gezagt aroys geyn mit gutn), tsu komn (zukommen, J15, vas ben<br />

harav iz aher tsu gekumn)<br />

26


II. der Absicht jemandem etwas zugeben: tsushikn (zuschicken, N.5,<br />

S.2, un soln undz tsutsushikn ilustratsies tsum lid), tsugebn<br />

(zugeben, N.1, S.6, dertsu zaynen tsugegebn kolirte platn mit<br />

hiles), tsuschraybn (zuschreiben, N.5, S.2, hot eliezer tsugeshribn<br />

di felndike strofes), tsu nemn (aufnehmen, J13, da zenen teykef<br />

gekumn menshen un habn tsu genumn dem kesr mit ale sarey<br />

melukhe mit gros koved), tsu shteyn (zustehen, J26, varum zeyn<br />

seydr fun dem besh iz gevezn tsu shteyn davke in mizrekh vant)<br />

III. des Zusatzes: tsutsien (zuziehen, N.3, S.2, vayl a shpigl ken<br />

tsutsien), tsu makhn (zumachen, J119, makh tsu di oygen)<br />

� Dieses Präfix korrespondiert im Deutschen mit folgenden Präfixen:<br />

tsubindn (anbinden x zubinden), tsuboyen (anbauen x zubauen),<br />

tsufestikn (befestigen), tsugeyn (herangehen x zugehen), tsuhaltn<br />

(festhalten), tsunemen (aufnehmen x zunehmen), tsupasn (anpassen<br />

x zupassen).<br />

� Einen wichtigen Unterschied findet man zwischen dem Verb tsu<br />

nemn und der deutschen Form zunehmen. Aus dem Satz „Da zenen<br />

teykef gekumn menshen un habn tsu genumn dem kesr mit ale<br />

sarey melukhe mit gros koved“ = „Plötzlich sind Menschen<br />

gekommen und haben den Kaiser mit allen seinen Ministern mit<br />

Ehre empfangen“ ergibt sich, dass das jiddische Verb als<br />

empfangen (aufnehmen) übersetzt werden sollte. Die deutsche<br />

Form zunehmen hat die Bedeutung des Zuwachsens.<br />

� Wie schon am Anfang dieses Kapitels gesagt wurde, ist es präziser<br />

das Präfixverb im ganzen Kontext zu erwähnen. Das jiddische<br />

Verb tsugebn kann dem deutschen Äquivalent zugeben<br />

entsprechen, aber im Satz „Dertsu zaynen tsugegebn kolirte platn<br />

mit hiles“ sollte es als hinfügen übersetzt werden.<br />

� Das jiddische Präfixverb mit dem trennbaren Präfix tsu- kann ins<br />

Deutsche auch als das Verb mit einem untrennbaren Präfix<br />

übersetzt werden. Es handelt sich um das Verb tsubrekhen<br />

(zerbrechen, J31, hat zikh im vider tsu brokhen eyn andre zakh).<br />

� um- (um-) ist oft im Deutschen unbetont, aber im Jiddischen wird<br />

dieses Präfix nur trennbar gebraucht und zwar in folgeden Fällen:<br />

27


I. der Bewegung in eine andere, vor allem in die gegensätzliche<br />

Richtung: umkern (umkehren, N.3, S.8), im keren (umkehren,<br />

J13, un der sar soyne yisroel hat alts dem kesr an geret, er zol<br />

zikh im keren)<br />

II. der Veränderung eines Zustands: umkumen (umkommen, N.3,<br />

S.8)<br />

III. der Bewegung, die auf den Boden gerichtet wird: umfaln<br />

(umfallen, W)<br />

� Als Interferenzbeleg kann hier das jiddische Verb zikh um denkn<br />

(denken, J15, hat zikh um gedakht, az das iz der yisroel) erwähnt<br />

werden. Dieses Präfixverb wird im Deutschen ohne Präfix<br />

gebraucht. Die deutsche Variante umdenken bedeutet eine<br />

Veränderung des bisherigen Denkens.<br />

� unter- (unter-) ist bei der Hälfte der deutschen Verben untrennbar,<br />

obwohl es im Jiddischen als trennbar verwendet und markiert wird:<br />

I. die Lokation unter einem Text: untershraybn (unterschreiben,<br />

N.3, S.3), untershtraykhn (untrestreichen, N.2, S.1)<br />

II. die Bewegungsrichtung: untergeyn (gehen nach unten, W), unter<br />

vorfn (hinwerfen, J15, morgen hat er vider unter gevorfn<br />

anandern kuntres in beshamedresh)<br />

� Einige jiddischen Verben werden ins Deutsche ohne Präfix oder<br />

mit unterschiedlichen Präfixen übersetzt: unterbindn (verbinden),<br />

unterfirn (heranführen), untergisn (nachgießen), unterhelfn<br />

(helfen), untermakhn (nachmachen), unterrekhenen<br />

(zusammenrechnen), untershisn (anschießen), untershnaydn<br />

(abschneiden), untersogn (vorsagen x untersagen).<br />

� Das jiddische Verb unter vorfn sollte ins Deutsche mit Hilfe vom<br />

Präfix hin- übersetzt werden. Der Satz „Morgen hat er vider unter<br />

gevorfn anandern kuntres in beshamedresh“ = „Morgen hat er<br />

wieder ein anderes Heft ins Gebethaus hingeworfen“ zeigt, dass es<br />

sich hier um eine Bewegungsrichtung und nicht ums Erobern<br />

handelt, dem die deutsche Variante unterwerfen entspricht.<br />

28


Die Analyse der jiddischen und deutschen Verben mit dem trennbaren<br />

Präfix beweist, dass es Übereinstimmungen sowie Unterschiede im Gebrauch vom<br />

Präfix gibt. Viele jiddische Verben haben ihre deutsche formale Äquivalente, die<br />

sich aber in der Bedeutung völlig unterscheiden. Dazu gehören die folgenden<br />

Beispiele:<br />

beshveren (beschwören x beschweren), beshteyn bey emezn (bestehen etwas),<br />

farbeten (einladen x verbieten), eyn shteyn (absteigen x einstehen), iber lazn<br />

(hinterlassen x überlesen), iber entfern (jemandem etwas anvertrauen), an zagn<br />

(befehlen x ansagen), an reyden (überzeugen x anreden), ap esen (aufessen), af<br />

shteln (festsetzen x aufstellen), zikh oyf halten (sich zurückhalten),, zikh af leygn<br />

(festlegen x auflegen), af gebn (geben x aufgeben), oys zagn (verraten x<br />

aussagen), oys davnen (ein Gebet abschließen), tsu nemn (aufnehmen x<br />

zunehmen), tsugebn (hinfügen x zugeben), tsu brekhn (zerbrechen), zikh um<br />

denkn (denken x umdenken), unter vorfn (hinwerfen x unterwerfen).<br />

Bei der Untersuchung der Geschichten vom Ba´al Schem Tov wurde kein<br />

Beispiel der Präfixverben mit for-, ge- oder tse- gefunden, deshalb wurde die<br />

Analyse im diesen Fall nur auf dem Vergleich der jiddischen Verben aus der<br />

Zeitschrift Tam-Tam mit den deutschen Verben gegründet. Statt des Präfixes tse-<br />

wurde in den Geschichten das Präfix tsu- verwendet: tsu brekh (zerbrechen).<br />

5.4 Freie betonte Präfixe<br />

Die freien betonten Präfixe können an die Verben angeschlossen werden<br />

oder sie können als Adverbien oder Präpositionen selbstständig vorkommen. Sie<br />

markieren entweder die Bewegungs- und Aktionsrichtung oder einen<br />

Präpositionalaspekt, beispielsweise die Relationen mit wem, womit. Wenn sie an<br />

ein konkretes Verb angeschlossen werden, bilden sie eine neue Bedeutung, die<br />

manchmal von dem Verbstamm nicht abgeleitet werden kann:<br />

� arayn- (hinein-) kennzeichnet in den beiden Sprachen:<br />

I. die Bewegung hinein: araynshteln (hineinstellen, N.1, S.8),<br />

araynmishen (hineinmischen, N.3, S.2), araynshikn<br />

(hineinschicken, N.5, S.6, J70, hat der besh geshikt dem soyfer in<br />

shtub areyn), areyn kukn (hineinkucken, J87, hat er zikh der mant<br />

29


un hat areyn gekukt), arayn lazen (hineinlassen, J70, hat men im<br />

nit gevolt areyn lazen), arayn geyn (hineingehen, J70, gey areyn<br />

in guf fun dem kind), arayn faren (hineinfahren, J13, der kesr iz<br />

areyn gefaren mit ale sarey melukhe), areyn kumn<br />

(hineinkommen, J26, vi zi zenen areyn gekumn tsum rav in shtub<br />

areyn), areyn brengn (hineinbringen, J31, az ir zolt im brengn in<br />

shtat areyn)<br />

� Einige jiddischen Verben übersetzt man ins Deutsche mit dem<br />

etymologisch verwandten Präfix ein- oder mit dem Präfix um- :<br />

arayndringn (eindringen), araynbrekhn (einbrechen), araynlebn<br />

zikh (sich einleben), araynnemen (umfassen x einnehmen).<br />

� Die jiddischen Präfixverben mit areyn- hatten im ganzen Text der<br />

Geschichten dieselbe Bedeutung wie die deutschen Verben mit<br />

dem Präfix hinein-, u.zw. die Richtung hinein.<br />

� arop- (herab-) hat in den beiden Sprachen eine beschränkte<br />

Bedeutung:<br />

I. der Bewegung nach unten: aropfaln (herabfallen, N.1, S.5),<br />

aropvarfn (herabwerfen, N.1, S.2), aropshpringen (herabspringen,<br />

W)<br />

� Dieses Präfix erscheint im Jiddischen nicht sehr häufig, aber<br />

trotzdem unterscheidet es sich oft von seiner deutschen<br />

Übersetzung: aropgeyn (hinuntergehen), aroprekhnen (abziehen<br />

eine Summe), aropzitsen (absetzen x herabsetzen).<br />

� aroyf- (hinauf-) drückt im Jiddischen sowie im Deutschen folgende<br />

Relationen aus:<br />

I. die Bewegung nach oben: aroyfgeyn (hinaufgehen, N.5, S.8),<br />

aroyfkrikhn (hinaufkriechen, W), aroyftrogn (hinauftragen, W),<br />

aroyf brengn (hinaufbringen, J23, un zeyn neshome hat er aroyf<br />

gebrakht), aroyf leygn (hinauflegen, J26, der besh hat aroyf<br />

geleygt di hant oyf der mezuze)<br />

� aroys- (heraus-, aus-) hat die Funktion:<br />

I. der Bewegungsrichtung nach außen: aroysbrengen<br />

(herausbringen, ausbringen, N.1, S.3, roling hot zikh<br />

aroysgebrakht zeyer a raykhe velt), aroysgrobn (ausgraben, W),<br />

30


aroysrufn (hervorrufen, ausrufen, N.1, S.6, un dokh, hot der<br />

militerisher barikht aroysgerufn an interes-khvalye), aroyskumen<br />

(herauskommen, auskommen, N.1, S.7, kumt aroys der final-<br />

teyl), aroysgebn (herausgeben, ausgeben, N.3, S.1, bikher un<br />

tsaytshriftn aroysgegebene in varshe), aroysgeyn (herausgehen,<br />

N.3, S.1, es zenen aroysgegangen tsendliker tsaytshriftn, J87, vet<br />

zi aroys geyn fun dem klal yisroel), aroys kumn (herauskommen,<br />

J18b., tomer vet fun im aroys kumn gute kinder), aroys treybn<br />

(heraustreiben, J30, dikh vel ikh aroys treybn fun der ishe)<br />

� Im Deutschen gibt es Fälle, in denen sich dieses Präfix von dem<br />

jiddischen unterscheidet: aroysflien (abfliegen), aroysforn<br />

(abfahren), aroysredn (aussprechen x sich ausreden), aroysshikn<br />

(abschicken), aroystraybn (vertreiben), aroystsien (zurückziehen x<br />

herausziehen).<br />

� Der Unterschied in den beiden Sprachen wird am Beispiel des<br />

Verbs aroysrufn gezeigt. Der Satz „Un dokh, hot der militerisher<br />

barikht aroysgerufn an interes-khvalye“ wird als „Und doch hat der<br />

Militärbericht eine Interessenwelle hervorgerufen“ übersetzt,<br />

woraus sich ergibt, dass das jiddische Verb seinem deutschen<br />

Äquivalent ausrufen (verkünden) nicht entspricht.<br />

� arum- (herum-) hat in den beiden Sprachen nur eine allgemeine<br />

Bedeutung:<br />

I. der Bewegung rings um etwas: arumshpatsirn (herumspazieren,<br />

N.5, S.8), arumforn (herumfahren, W)<br />

� Trotz seines beschränkten Gebrauchs wird das Präfix ins Deutsche<br />

oft anders übersetzt: arumkukn (nachsehen), arumnemen<br />

(umarmen), arumredn (besprechen), arumringlen (einkreisen),<br />

arumshnaydn (beschneiden).<br />

� avek- (weg-) bezeichnet im Jiddischen sowie im Deutschen:<br />

I. die Bewegung hinweg: avektraybn (wegtreiben, N.1, S.1, kede´y<br />

avektsutraybn di beyze rukhes), avekgeyn (weggehen, W, J30, az<br />

zey veln avek geyn), avekvarfn (wegwerfen, W), avek faren<br />

(wegfahren, J18b., ikh darf avek faren)<br />

31


� Dieses Präfix wird im Jiddischen nicht oft gebraucht und man<br />

findet Unterschiede im Gebrauch von dem deutschen Präfix:<br />

avekleygn zikh (sich hinlegen x weglegen), avekshteln (hinstellen<br />

x wegstellen).<br />

� Die Verben hinstellen x wegstellen heben sich in ihrer Bedeutung<br />

ab. Das erste Verb bedeutet, dass man etwas irgendwohin<br />

niederlegt. Das zweite Verb, das formal dem jiddischen Verb<br />

ähnlich ist, bezeichnet die Handlung des Absetzens, des<br />

absichtlichen Beseitigens von einem Ort.<br />

� durkh- (durch-) drückt in beiden Sprachen aus:<br />

I. die Bewegungsrichtung hindurch: durkhforn (durchfaren, W, J31,<br />

iz er durkh gefaren vu der besht iz gezesen), durkhfaln<br />

(durchfallen, W)<br />

II. eine Handlung bis zum Ziel: durkhkumen (auskommen, W),<br />

durkhfirn (durchführen, N.1, S.6)<br />

� funander- (voneinander-) wird in der jiddischen Sprache nur selten<br />

benutzt:<br />

I. funanderloyfn (voneinander laufen, W), funandersheydn<br />

(voneinander scheiden, N.3, S.3)<br />

� mit- (mit-) bedeutet im Jiddischen:<br />

I. einen gemeinsamen Vorgang: mitbrengen (mitbringen, N.1, S.8),<br />

mitlaydn (mitleiden, W)<br />

� tsurik- (zurück-) bezeichnet in der jiddischen Sprache:<br />

I. eine rückläufige Bewegung: tsu rek geyn (zurückgehen, J70, iz<br />

der soyfer tsu rek gegangen), tsu rek kumn (zurückkommen, J13,<br />

di shlokhim kumn tsu rek un zagn)<br />

� tsuzamen- (zusammen-) entspicht in meisten Beispielen seinem<br />

deutschen Äquivalent:<br />

I. tsuzamenblaybn (zusammenbleiben, N.5, S.6), tsuzamenarbetn<br />

(zusammenarbeiten, W)<br />

Die Bedeutungen der freien betonten Präfixe stimmen nicht immer in den<br />

beiden Sprachen überein. Die Untersuchung der beiden jiddischen Texten führte<br />

zur folgenden Liste der abweichenden freien Präfixe:<br />

32


aroysrufn (hervorrufen x ausrufen), aropzitsen (absetzen x herabsetzen),<br />

aroystsien (zurückziehen x herausziehen), avekshteln (hinstellen x wegstellen).<br />

Was die Frequenz des Gebrauchs von freien betonten Präfixen betrifft,<br />

wurden im allgemeinen in den Geschichten vom Ba´al Schem Tov aus dem 19.<br />

Jahrhundert weniger Belege gefunden. Die Präfixe arop-, arum-, funander-, mit-,<br />

tsuzamen- erschienen nur in der Zeitschrift Tam-Tam. Nur ein Präfixverb mit<br />

durkh- trat in den Erzählungen über Ba´al Schem auf. Im Falle des Präfixes aroyf-<br />

, avek- und tsu rek- handelte es sich um zwei Beispiele aus den Geschichten. Auf<br />

der anderen Seite wurde das Präfix areyn- ziemlich häufig vertreten.<br />

5.5 Perfektive Verben<br />

Viele Präfixe sind im Jiddischen mit den Verben so eng verbunden, dass<br />

das Verb ohne das Präfix sehr befremdlich lautet und eine unvollendete Handlung<br />

ausdrückt. Man kann auch von einer allgemeinen Handlung sprechen:<br />

� shraybn x onshraybn: Er hot geshribn i di verter i di muzik. 13 (Er hat<br />

sowohl die Wörter als auch die Musik geschrieben.) x Dortn hot er<br />

ongeshribn dos lid fun oysgehargetn yidishn folk. 14 (Dort hat er das<br />

Lied vom ausgemordeten jiddischen Volk geschrieben.)<br />

� gebn x opgebn: Er flegt gebn kontsertn far zayne fraynd. 15 (Er gibt<br />

regelmäßig Konzerte für seine Freunde.) x Yidish hot zikh opgegebn<br />

mit groyse „velt-problemen“. 16 (Das Jiddische hat sich großen<br />

„Weltproblemen“ gewidmet.)<br />

� geyn x tsugeyn: Di yingelekh geyn in Kheyder. 17 (Die Kinder gehen in<br />

Kheyder.) x A brif iz tsugegangen. 18 (Ein Brief ist gekommen.)<br />

Auf den Belegen der perfektiven Verben kann man sehen, wie sich nicht<br />

nur die Bedeutung eines Präfixverbs und ihm entsprechenden nicht präfigierten<br />

Verbs unterscheidet, sondern auch wie die Verbrektion die semantische<br />

13 „A zayt far onheyber.“ Tam-Tam 2 (2007): 4.<br />

14 „Leyen-ium-tuv in frankraykh.“ Tam-Tam 2 (2007): 1.<br />

15 „A zayt far onheyber.“ Tam-Tam 2 (2007): 4.<br />

16 „Yidisher avangard.“ Tam-Tam 2 (2007): 6.<br />

17 „Lernt, kinderlekh.“ Tam-Tam 2 (2007): 5.<br />

18 Katz, D. (1987): Grammar of the Yiddish Language. London, 155-156.<br />

33


Unterschiede beeinflusst. Zum Beispiel verbindet sich das jiddische Verb gebn<br />

mit dem reinen Akkusativ, im Gegensatz zu dem Präfixverb zikh opgebn, das den<br />

Präpositionalkasus regiert.<br />

5.6 Zusammenfassung<br />

Das Ziel dieses Kapitels war einen Überblick über das System der<br />

Präfixverben in der deutschen und jiddischen Sprache aus dem 19. sowie 20.<br />

Jahrhundert zu schaffen. Dazu wurden die Geschichten vom Ba´al Schem Tov (19.<br />

Jahrhundert) und fünf Numer der Zeitschrift Tam-Tam als Textkorpus verwendet.<br />

Die Präfixe wurden nach der Duden Grammatik in bestimmte semantische<br />

Gruppen alphabetisch gegliedert. Bei jedem jiddischen Präfix wurde seine<br />

deutsche Übersetzung angeführt. In einigen Fällen, hauptsächlich bei den Belegen<br />

aus den Geschichten, habe ich auch den konkreten Satz erwähnt, damit man aus<br />

dem Kontext besser die Übereinstimmung, beziehungsweise den Unterschied im<br />

Gebrauch vom Präfix in den beiden Sprachen, besser zu erkennen könnte.<br />

Erstens werden die folgenden sich deckenden Präfixverben angegeben:<br />

antmutikn (entmutigen, N.3, S.2), antvikln zikh (entwickeln sich, N.5, S.7),<br />

antshlafn (entschlafen, J15), antdecken (entdecken, N.1, S.4), (antworten, J18a),<br />

(beschlossen, N.1, S.5), bashraybn (beschreiben, N.5, S.5 und J87), batrakhtn<br />

(betrachten, N.2, S.1), bashtimen (bestimmen, N.2, S.3), bamerkn (bemerken, N.2,<br />

S.2), beshveren (beschwören, J18b), beshteyn bey der pruv (die Probe bestehen,<br />

J23), beteyn (bedeuten, J23), dergeyn (ergehen, N.1, S.3), dervaytern zikh (sich<br />

erweitern, N.1, S.2), derklern (erklären, N.1, S.4), dertseyln (erzählen, N.2, S.1),<br />

dershinen (erscheinen, N.2, S.7), dermanen (ermahnen, J23), farshpreytn<br />

(verbreiten, N.3, S.2), fareynikn (vereinigen, N.3, S.2), farbeten (einladen, J87),<br />

fartreben (vertreiben, J23), farloshen (verlöschen, J87), farbesern (verbessern,<br />

N.3, S.2), fareltern (veraltern, N.3, S.3), farshtarkn (verstärken, N.1, S.8), farlibn<br />

zikh (verlieben sich, N.5, S.1), fardrisen (verdrießen, J13), far vundern<br />

(verwundern, J31), far shtanen (verstehen, J30), gedenkn (gedenken, N.2, S.4),<br />

gefinen (finden, N.2, S.5), tseshtern (zerstören, N.3, S.8), aynfirn (einführen, N.5,<br />

S.6), aynvortsln (einwurzeln, N.5, S.7), eyn shteyn (absteigen, J70), forshteln zikh<br />

(sich vorstellen, N.3, S.4), iberarbetn (überarbeiten, N.5, S.1), ibershpringen<br />

34


(überspringen, N.2, S.8), ibergebn (übergeben, N.1, S.1), ibernemen (übernehmen,<br />

N.1, S.4), iber lazn (hinterlassen, J15), iber entfern (anvertrauen, J15), onkumen<br />

(ankommen, N.1, S.1), ontsindn (anzünden, N.1, S.1), an tsunden (anzünden, J87),<br />

onheybn (anheben, N.5, S.4), an heybn (anheben, J119), onfirn (anführen, N.3,<br />

S.1), an tun (antun, J18b.), an greynen (zubereiten, J13), onrufn (anrufen, N.2,<br />

S.3), an zagn (befehlen, J70), an shteyn (zustehen, J13), an reyden (überzeugen,<br />

J23), opklungen (abklingen, N.3, S.2), opshlisn (abschließen, N.1, S.7), opshpiln<br />

(abspielen, N.5, S.5), ap esen (aufessen, J31), opshafn (abschaffen, N.1, S.1), ap<br />

vendn (ablehnen, J70), oyfesn (aufessen, N.5, S.5), oyffresn (auffressen, N.3, S.3),<br />

oyf halten zikh (sich zurückhalten, J70), af gebn (geben, J15), oyfregn (aufregen,<br />

N.3, S.2), oyfvekn (aufwecken, N.1, S.8), af shteln (festsetzen, J18b.), af leygn<br />

(festlegen, J13), oyf nemn (aufnehmen, J31), uf shteyn (aufstehen, J15), oyflebn<br />

(aufleben, N.2, S.6), oysgisn (ausgießen, N.1, S.2), oysdrikn, (ausdrücken, N.1,<br />

S.8), oysshrayen (ausschreien, N.3, S.2), oysgebn (ausgeben, N.2, S.4), oysfaln<br />

(ausfallen, N.5, S.4), oys shtrekn (ausstrecken, J70), oys gehn (ausgehen, J70),<br />

oys zagn (verraten, J18b.), oysarbetn (ausarbeiten, N.1, S.1), oyslernen (lernen,<br />

N.2, S.5), oysforshn (forschen, N.2, S.6), oys davnen (ein Gebet abschließen,<br />

J31), oysblibn (ausbleiben, N.3, S.3), tsuhern (zuhören, N.3, S.3, J31), tsu zagn<br />

(zusagen, J30), tsu komn (zukommen, J15), tsushikn (zuschicken, N.5, S.2),<br />

tsugebn (zugeben, N.1, S.6), tsuschraybn (zuschreiben, N.5, S.2), tsu nemn<br />

(aufnehmen, J13), tsu shteyn (zustehen, J26), tsutsien (zuziehen, N.3, S.2), tsu<br />

makhn (zumachen, J119), umkern (umkehren, N.3, S.8), im keren (umkehren,<br />

J13), umkumen (umkommen, N.3, S.8), untershraybn (unterschreiben, N.3, S.3),<br />

untershtraykhn (untrestreichen, N.2, S.1), unter vorfn (hinwerfen, J15),<br />

araynshteln (hineinstellen, N.1, S.8), araynmishen (hineinmischen, N.3, S.2),<br />

araynshikn (hineinschicken, N.5, S.6, J70), areyn kukn (hineinkucken, J87), arayn<br />

lazen (hineinlassen, J70), arayn geyn (hineingehen, J70), arayn faren<br />

(hineinfahren, J13), areyn kumn (hineinkommen, J26), areyn brengn<br />

(hineinbringen, J31), aropfaln (herabfallen, N.1, S.5), aropvarfn (herabwerfen,<br />

N.1, S.2), aroyfgeyn (hinaufgehen, N.5, S.8), aroyf brengn (hinaufbringen, J23),<br />

aroyf leygn (hinauflegen, J26), aroysbrengen (herausbringen, ausbringen, N.1,<br />

S.3), aroysrufn (hervorrufen, ausrufen, N.1, S.6), aroyskumen (herauskommen,<br />

auskommen, N.1, S.7), aroysgebn (herausgeben, ausgeben, N.3, S.1), aroysgeyn<br />

(herausgehen, N.3, S.1, J87), aroys kumn (herauskommen, J18b.), aroys treybn<br />

35


(heraustreiben, J30), arumshpatsirn (herumspazieren, N.5, S.8), avektraybn<br />

(wegtreiben, N.1, S.1), avekgeyn (weggehen, J30), avek faren (wegfahren, J18b.),<br />

durkhforn (durchfaren, J31), durkhfirn (durchführen, N.1, S.6), funandersheydn<br />

(voneinander scheiden, N.3, S.3), mitbrengen (mitbringen, N.1, S.8), tsu rek geyn<br />

(zurückgehen, J70), tsu rek kumn (zurückkommen, J13), tsuzamenblaybn<br />

(zusammenbleiben, N.5, S.6).<br />

Im zweiten Teil der linguistischen Analyse wurden solche Präfixverben<br />

untersucht, die sich im Gebrauch vom Präfix in den beiden Sprachen abheben:<br />

bafaln (überfallen x befallen), bagildn (vergolden), bahaltn (verstecken x<br />

behalten), banayen (erneuern), basheynen (verschönen x bescheinen), basorgn<br />

(versorgen x besorgen), basukhn (durchsuchen x besuchen), beshveren<br />

(beschwören x beschweren), derlosn (zulassen x erlassen), derneentern<br />

(näherbringen), dervayzn (beweisen x erweisen), derveytern (entfernen x<br />

erweitern), derhern (hören x erhören), derfirn (hinführen), farendikn (beenden x<br />

verenden), fargabn (aufgeben x vergeben), farhaltn (anhalten x verhalten), farkiln<br />

(abkühlen x verkühlen), farlaykhtern (erleichtern), farmakhn (zumachen x<br />

vermachen), farnemen (einnehmen x vernehmen), farrekhnen (anrechnen x<br />

verrechnen), farshemen (beschämen), farshenern (beschönigen x verschönern),<br />

farshlefern (einschläfern), farshlogn (einschlagen x verschlagen), farshnoln<br />

(zuschnallen), farshparn (einsperren x versperren), farshraybn (einschreiben x<br />

verschreiben), farviklen (einwickeln x verwickeln), farbeten (einladen x<br />

verbieten), gebroykhn (verbrauchen x gebrauchen), getryoen (vertrauen x<br />

getrauen), tsebindn (aufbinden), tseflien (auseinanderfliegen), tseforn<br />

(auseinanderfahren x zerfahren), tsegisn (ausgießen), tsehizn (erhitzen), tsekoyfn<br />

(aufkaufen), tselosn (auflösen), tseshenken (wegschenken), tseshmirn<br />

(vollschmieren), tseshtekn (einstecken), ayndekn (zudecken x eindecken),<br />

aynfestikn (befestigen), ayngefinen (finden), aynhaltn (zurückhalten x einhalten),<br />

aynlibn zikh (sich verlieben), aynshafn (anschaffen), aynshtimen (zustimmen),<br />

aynbetn (dringend bitten), aynshtiln zikh (verstummen), aynredn (überzeugen x<br />

einreden), aynshlingen (verschlingen), eynshteyn (stehen), eynshtanen<br />

(absteigen), eyn shteyn (absteigen x einstehen), iberbaysn (durchbeißen),<br />

iberbindn (verbinden x überbinden), iberbojn (umbauen), iberbrekhn (zerbrechen),<br />

iberdrukn (nachdrucken x überdrucken), iberfarkoyfn (weiterverkaufen),<br />

iberflantsn (umpflanzen), ibergrobn (umgraben), iberkiln (unterkühlen x<br />

36


überkühlen), iberlaydn (durchleiden), iberlebn (erleben x überleben), iberleygn<br />

(umlegen x überlegen), ibermakhn (ändern), ibermishn (vermischen), iberraybn<br />

(verreiben), ibershikn (mitschicken, hinschicken), ibershlofn (durchschlafen),<br />

ibershraybn (abschreiben, umschreiben x überschreiben), ibervartn (abwarten),<br />

iberveyln (wiederwählen), iberendern (verändern), ibertrogn (tragen x<br />

übertragen), iber lazn (hinterlassen x überlesen), iber entfern (anvertrauen),<br />

onblosn (aufblasen x anblasen), onforn (zusammenfahren x anfahren), onfresn<br />

zikh (sich vollfressen x sich anfressen), ongisn (eingießen), onkoyfn (einkaufen x<br />

ankaufen), onlodn (beladen, aufladen), onloyfn (zusammenlaufen x anlaufen),<br />

onmakhn (vollmachen x anmachen), onmerkn (vermerken x anmerken), onnezn<br />

(einnässen), onpakn (vollpacken x anpacken), onpudern (einpudern), onraybn<br />

(einreiben, aufreiben x anreiben), onraysn (zerreißen x anreißen), onredn<br />

(zusammenreden x anreden), onrukn (heranrücken x anrücken), onshitn<br />

(aufschütten x anschütten), onshraybn (schreiben x anschreiben), onshrekn<br />

(verschrecken), onshtrofn (bestrafen), ontretn (treten x antreten), onvayzn<br />

(hinweisen x anweisen), ontsejln (aufzählen), an reyden (überzeugen x anreden),<br />

an zagn (befehlen x ansagen), opbodn (baden), opbrotn (braten), opgebn (geben,<br />

übergeben, zurückgeben x abgeben), opnemen (wegnehmen, zurücknehmen x<br />

abnehmen), opshtoysn (verstoßen, zurückstoßen x abstoßen), opbrengen<br />

(zurückbringen x abbringen), opdinen (ausdienen x abdienen), opesn (essen x<br />

abessen), opfaln (wegfallen, entfallen x abfallen), opfirn (wegführen x abführen),<br />

opfremdn (entfremden), opfrishn (erfrischen), ophitn (behüten), oplebn (verleben),<br />

opshprekhn (besprechen x absprechen), opvartn (erwarten x abwarten),<br />

opshprekhn (besprechen x absprechen), ap esen (aufessen), af leygn (festlegen x<br />

auflegen), af shteln (festsetzen x aufstellen), zikh oyf halten (sich zurückhalten),<br />

af gebn (geben), oysdertseyln (zu Ende erzählen). Beispiele für jiddische<br />

Präfixverben, die ins Deutsche mit einem anderen Präfix übersetzt werden<br />

müssen, sind folgende: oysbesern (verbessern x ausbessern), oysdertseyln (zu<br />

Ende erzählen), oysfangn (abfangen), oysfiln (erfühlen), oyshaltn (durchhalten,<br />

unterhalten, aushalten), oyshern (anhören), oysleysn (erlösen x auslösen),<br />

oysmaydn (vermeiden), oyspresn (erpressen x auspressen), oysrufn (aufrufen x<br />

ausrufen), oysshmirn (beschmieren x ausschmieren), oys zagn (verraten x<br />

aussagen), oys davnen (ein Gebet abschließen), tsubindn (anbinden x zubinden),<br />

tsuboyen (anbauen x zubauen), tsufestikn (befestigen), tsugeyn (herangehen x<br />

37


zugehen), tsuhaltn (festhalten), tsunemen (aufnehmen x zunehmen), tsupasn<br />

(anpassen x zupassen), tsu nemn (empfangen x zunehmen), tsugebn (hinfügen x<br />

zugeben), tsubrekhen (zerbrechen), zikh um denkn (denken), unterbindn<br />

(verbinden), unterfirn (heranführen), untergisn (nachgießen), unterhelfn (helfen),<br />

untermakhn (nachmachen), unterrekhenen (zusammenrechnen), untershisn<br />

(anschießen), untershnaydn (abschneiden), untersogn (vorsagen x untersagen),<br />

unter vorfn (hinwerfen x unterwerfen), arayndringn (eindringen), araynbrekhn<br />

(einbrechen), araynlebn zikh (sich einleben), araynnemen (umfassen x<br />

einnehmen), aropgeyn (hinuntergehen), aroprekhnen (abziehen eine Summe),<br />

aropzitsen (absetzen x herabsetzen), aroysflien (abfliegen), aroysforn (abfahren),<br />

aroysredn (aussprechen x sich ausreden), aroysshikn (abschicken), aroystraybn<br />

(vertreiben), aroystsien (zurückziehen x herausziehen), aroysrufn (hervorrufen x<br />

ausrufen), arumkukn (nachsehen), arumnemen (umarmen), arumredn<br />

(besprechen), arumringlen (einkreisen), arumshnaydn (beschneiden), avekleygn<br />

zikh (sich hinlegen x weglegen), avekshteln (hinstellen x wegstellen).<br />

Der Hauptunterschied zwischen den Verben aus dem 19. und 20.<br />

Jahrhundert findet man auch in ihrer Schreibweise. Die trennbaren Präfixe aus<br />

dem 19. Jahrhundert werden separat vor dem Verb geschrieben: avek faren<br />

(wegfahren, J18b.). Auffallend sind die unterschiedlichen Vokale der Präfixe,<br />

wobei sich die älteren Präfixe ihren heutigen deutschen Übersetzungen ähneln:<br />

bashraybn (Tam-Tam) x beshreyben (Geschichten vom Ba´al Schem Tov),<br />

onheybn x anheybn, oyfshteyn x ufshteyn aber auch oyfshteyn, oyfgebn x afgebn.<br />

Das Präfix oyf- (auf-) konnte im 19. Jahrhundert auf angeführten drei Weisen<br />

geschrieben werden.<br />

Es gibt auch Fälle, in denen die jiddischen Verben mit den polnischen oder<br />

tschechischen Präfixverben übereinstimmen. Z.B. im Falle des Präfixes tse- (zer-)<br />

findet man die semantische Korrespondenz zwischen der jiddischen Sprache und<br />

dem tschechischen Präfix roz-. Einige jiddische Verben, wie z.B. opbojen, sind im<br />

semantischen Sinne mit den polnischen Verben kongruent: opbojen (überbauen) =<br />

odbudować. 19<br />

19 Geller, E. (1999): Hidden Slavic structure in modern Yiddish. In: Jiddische Philologie.<br />

Tübingen: Niemeyer Verlag, 66.<br />

38


6 Rektion der Verben<br />

Gleich am Anfang möchte ich die Deffinition des Begriffs Rektion<br />

erwähnen, u.zw.: „Die Rektion der Verben ist eine Fähigkeit, ein von ihnen<br />

abhängiges Substantiv oder Pronomen in einem bestimmten Kasus zu fordern.“ 20<br />

Solche Verben mit Ergänzungen nennt man relative Verben. Nach der Art der<br />

Ergänzung unterscheidet man bestimmte Subklassen: Verben mit dem<br />

Genitivobjekt, mit dem Dativobjekt, mit dem Akkusativobjekt und mit dem<br />

Präpositionalobjekt, das sich durch folgende Merkmale kennzeichnet:<br />

- bleibt von Passivtransformation unberührt<br />

- wird durch eine Nominalisierungstransformation zum präpositionalen<br />

Attribut<br />

- kann in einigen Fällen in ein Kasusobjekt transformiert werden.<br />

Einige Verben gehören nur zu einer Klasse, wie z.B. loben, andere Verben sind<br />

mehreren Verbklassen zuzuordnen.<br />

Mit der Rektion hängt die Verbvalenz eng zusammen. Es wird zwischen<br />

den Verben mit obligatorischen, kontextuell fakultativen und fakultativen<br />

Ergänzungen unterschieden, was bei der Analyse der Basistexte manchmal<br />

schwierig zu erkennen war.<br />

Im Standardjiddischen werden nur drei Genera gebraucht, nämlich<br />

Nominativ, Dativ und Akkusativ. Den Genitiv findet man noch vereinzelt in<br />

westjiddischen Texten, in den ostjiddischen Varietäten verschwindet er dagegen<br />

völlig und wird durch die Präpositionalphrasen ersetzt. Um welchen Kasus<br />

handelt es sich, erkennt man am bestimmten Artikel, Adjektiv oder Pronomen,<br />

weil das Substantiv in den meisten Fällen selbst nicht dekliniert wird.<br />

Der Akkusativ und Dativ wird bei Personenbezeichnungen mit Hilfe der<br />

Endung -n ausgedrückt. Es geht um Eigennamen und zehn Substantive, u.zw. tate,<br />

mame, zeyde, bobe, mume, rebe, gabe, mentsh, jid, harts: Er blaybt baym rebn (Er<br />

bleibt beim Rabbi). 21<br />

Bei Pluralformen des Substantivs ist der Kasus nicht so einfach zu<br />

unterscheiden, weil es für alle Kasus und alle Genera nur eine Form des<br />

20 Helbig, G. (1994): Deutsche Grammatik. Berlin, S. 58.<br />

21 Katz, D. (1987): Grammar of the Yiddish Language. London, S. 75.<br />

39


estimmten Artikels (di) gibt. Auch die Attribute haben im Plural nur eine Form<br />

mit der Endung -e: Dos iz take emes in di do´remdike lender 22 (Das ist auch<br />

richtig in den südlichen Ländern), Judn hobn tomid genitst di jidishe Oysyes 23<br />

(Juden haben immer die jiddischen Buchstaben genutzt).<br />

Zur Erkennung des Kasus ist es notwendig, den Kontext zu berücksichtigen,<br />

weil der Akkusativ und Dativ der Maskulina – im Unterschied zu Feminina und<br />

Neutra – die gleiche Form haben:<br />

� der barimter poet, dem barimtn poet, dem barimtn poet<br />

� di poylishe forsherin, der poylisher forsherin, di poylishe forsherin<br />

� dos tsveyshprakhike verk, dem tsveyshprakhiken verk, dos<br />

tsveyshprakhike verk<br />

Dieses Kapitel konzentriert sich auf den Vergleich der Rektion der<br />

deutschen und jiddischen Verben aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Als Basistexte<br />

für diese linguistische Analyse werden fünf Nummer der jiddischen Zeitschrift<br />

Tam-Tam, das jiddisch-deutsche Wörterbuch von Duden und die Geschichten vom<br />

Ba´al Schem Tov verwendet.<br />

Die folgende Einteilung ist nach Dovid Katz 24 erarbeitet. Um die zwei<br />

zeitliche Etappen des Jiddischen besser unterscheiden zu können, sind die Belege<br />

aus Tam-Tam mit dem Zeichen ▪ markiert. Im Gegensatz dazu sind die Verben aus<br />

den Geschichten vom Ba´al Schem Tov mit dem Symbol ○ angeführt. Bei den<br />

Verben, die einen reinen Kasus regieren, sind vorwiegend übereinstimmende<br />

Beispiele angegeben, weil sich die Rektion des nicht präpositionalen Kasus im<br />

Jiddischen mit den deutschen Äquivalenten meistens deckt. Aber es werden auch<br />

solche Verben angegeben, die einen reinen Kasus sowie einen Präpositionalkasus<br />

oder zwei unterschiedliche reine Kasus regieren können.<br />

Anderseits sind bei den Verben, die einen Präpositionalkasus regieren,<br />

solche Belege aus dem 20. Jahrhundert angeführt, die im Jiddischen eine andere<br />

Präposition regieren als im Deutschen. Bei den jiddischen Verben aus dem 19.<br />

Jahrhundert sind aber meistens übereinstimmende Beispiele angegeben. Wenn ein<br />

Unterschied zwischen dem deutschen und dem im 19. Jahrhundert verwendeten<br />

22 „A brivele in der redaktsie.“ Tam-Tam 2 (2007): 2.<br />

23 „Yidishe Oysyes.“ Tam-Tam 2 (2007): 3.<br />

24 Katz, D. (1987): Grammar of the Yiddish language. London.<br />

40


jiddischen Verb vorkommt, wird diese Ungleichheit am Ende des Kapitels<br />

kommentiert.<br />

6.1 Verben mit dem Nominativ<br />

Der Nominativ im jiddischen Satz besitzt dieselben Funktionen wie<br />

Nominativ im Deutschen. Er erfüllt folgende syntaktische Rollen:<br />

� Subjekt: di kinder zitsn 25 (Die Kinder sitzen.), hat der besh gezehn 26 (Der<br />

Bescht hat gesehen.), das kind hat gelebt meyn fun zekhtsig jar 27 (Das<br />

Kind hat mehr als sechzig Jahre gelebt.)<br />

� Prädikat:<br />

� blaybn: der yidisher avangard fun di 1920er yorn blaybt a populere<br />

teme 28 (Die jiddische Avantgarde von den 1920er Jahren bleibt ein<br />

populäres Thema.)<br />

� zayn: oyfn pripetshik iz efsher dos populerste fun ale jidishe lider 29<br />

(Oyfn pripetshik ist wahrcheinlich das Populärste von allen jiddischen<br />

Lieder.), in dem numer iz di hoypt-teme jidishe Oysyes 30 (In der<br />

Nummer ist das Haupthema jiddische Buchstaben.)<br />

o meyn rabi iz zeyer agiter 31 (Mein Rabbi ist euer Agiteur.), er iz eyn<br />

almen 32 (Er ist ein Witwer.), es iz geven eyn ishe agune 33 (Es ist<br />

eine Witwe gewesen.), er iz geven agroser tsadik 34 (Er ist ein<br />

großer Zaddik gewesen.)<br />

� vern: zayn dire iz gevorn a literarrisher salon 35 (Sein Appartement ist<br />

ein literarischer Salon geworden.)<br />

o di ishe iz gevorn dernakh agroyse bales-tshuve 36 (Die Witwe ist<br />

danach eine große Büßerin geworden.)<br />

25<br />

„Lernt, kinderlekh.“ Tam-Tam 2 (2007): 5.<br />

26<br />

„Die reuige Sünderin.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

27<br />

„Der Bescht belebt ein totes Kind.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

28<br />

„Yidisher avangard.“ Tam-Tam 2 (2007): 6.<br />

29<br />

„Lernt, kinderlekh.“ Tam-Tam 2 (2007): 5.<br />

30<br />

„A Matone.“ Tam-Tam 2 (2007): 1.<br />

31<br />

„Der Bescht belebt ein totes Kind.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

32<br />

„Die Heirat des Bescht. Das Verlöbnis.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

33<br />

„Die Reuige Sünderin.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

34<br />

„Verwunderliches ritualgebaren des Bescht – erste Epiphanie.“ Geschichten vom Ba´al Schem<br />

Tov.<br />

35<br />

„Ven di vaysl hot geredt yidish: yidishe kultur in varshe.“ Tam-Tam 3 (2007): 1.<br />

41


� Apposition: Evlin Grumberg, a mitarbeterin inem farlag fun der medem-<br />

bibliotek, hot forgeshtelt dos verk 37 (Evlin Grumberg, eine Mitarbeiterin<br />

im Verlag von der Medem-Bebliothek.), un ir man, der balebos, hat fort<br />

nit gekont azoy grob meyz zeyn 38 (Und ihr Mann, der Hauswirt, konnte<br />

nicht so grob sein.)<br />

� selbststehendes Satzglied (der Anruf): Lernt, kinder! 39 (Lernt, Kinder!),<br />

rotseakh, vi kumstu tsu tsvey likht? 40 (Mörder, wie kommst du zu zwei<br />

Lichtern?)<br />

6.2 Verben mit dem Dativ. Valenz der Verben<br />

Im Jiddischen werden weniger Verben mit dem Dativ ohne eine Präposition<br />

verwendet als im Deutschen, was von der allgemeinen Entwicklung des<br />

Ostjiddischen hin zum analytischen Strukturtypus bedingt ist. Bei einigen<br />

jiddischen Verben, hauptsächlich aus dem 19. Jahrhundert, konkurrieren mit<br />

leichten semantischen Abweichungen die Rektion mit einem Dativ und die<br />

Rektion mit einem Präpositionalkasus, wie z.B. zagn tsu im (zu ihm sagen) x zagn<br />

im (ihm sagen).<br />

Die häufigste Satzgliedfunktion des Dativs in der jiddischen Sprache ist das<br />

Objekt zum Verb:<br />

� begegnen a vidershtand (auf Widerstand stoßen x napotkać opór)<br />

� dertseyln: Er hot im oyfn dertseylt. 41 (Er hat ihm oft erzählt.) Dieses<br />

Verb muss im Deutschen auch einen Aktanten im Akkusativ regieren:<br />

Er hat ihm oft etwas erzählt.<br />

� helfn: Di gezelshaft helft di zhurnalisten. 42 (Die Gesellschaft hilft den<br />

Journalisten.) → zweiwertig<br />

� iberraysn emetsn die reyd (jemandem ins Wort fallen) → dreiwertig.<br />

Es handelt sich um eine Verbindung, die man ins Deutsche nicht direkt<br />

übersetzen kann. Das Verb *überreisen ist im Deutschen nicht belegt,<br />

36 „Die Reuige Sünderin.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

37 „Leyen-yon-tev in frankraykh.“ Tam-Tam 2 (2007): 1.<br />

38 „Der Bescht belebt ein totes Kind.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

39 „Oyfn pripetshik.“ Tam-Tam 2 (2007): 4.<br />

40 „Die reuige Sünderin.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

41 „Moderne yidishe kloles far onheybers.“ Tam-Tam 3 (2007): 3.<br />

42 „Alts geyt gut in frankraykh.“ Tam-Tam 3 (2007): 2.<br />

42


das jiddische Verb iberraysn entstand auf der diachronen Ebene<br />

offenbar unter dem Einfluss der slawischen Komponente. Als Basis<br />

könnte etwa das tschechische Verb přetrhnout erwägt werden.<br />

� shikn: Zey shikn undz ilustratsies. 43 (Sie schicken uns Illustrationen.)<br />

� shraybn: Mentshn shraybn dem parizer yidish-tsenter. 44 (Menschen<br />

schreiben dem Pariser Jiddisch-Zentrum.)<br />

� widmen: Er hot dos gevidmet der yidisher kultur. 45 (Er hat das der<br />

jiddischen Kultur gewidmet.)<br />

� zogn: zogn im di nayes 46 (ihm die Neuheiten sagen)<br />

o aufshteln: Un haben af geshtelt dem man khasene. 47 (Und haben dem<br />

Mann den Termin der Hochzeit aufgestellt.) Wörtliche Übersetzung<br />

dieser Phrase wäre ...und haben dem Mann eine Hochzeit aufgestellt,<br />

was allerdings im Deutschen keinen Sinn ergibt. Allerdings steht auch<br />

die Verbindung Termin aufstellen im Deutschen an der Grenze der<br />

Akzeptabilität.<br />

o entfernen: Entfert im der Habesht. 48 (Der Habescht antwortet ihm.)<br />

o folgn: Aber der kesr folgt im nit. 49 (Aber der Kaiser folgt ihn nicht.)<br />

o gebn: Er zol im gebn veyn oyf kidush. 50 (Er soll ihm Wein auf Kidusch<br />

geben.)<br />

o lazn: Rabi adam hat gelazt tsvoe far zeyn tot dem zon. 51 (Rabbi Adam<br />

hat vor seinem Tod den Testament für seinen Sohn hinterlassen.)<br />

o shvoren: Hat der bal shem im geshvoren. 52 (Der Ba´al Schem hat ihm<br />

geschworen.)<br />

o tsuherkhn: Hat zi im nit tsu geherkht. 53 (Sie hat ihm nicht zugehört.)<br />

o zagn: Iz er gekumen tsu im und zagt im. 54 (Er ist gekommen zu ihm<br />

und zagt ihm.)<br />

43<br />

„Shpil far onheybers.“ Tam-Tam 3 (2007): 4.<br />

44<br />

„Leyen-ium-tuv in frankraykh.“ Tam-Tam 2 (2007): 1.<br />

45<br />

„Ven di vaysl hot geredt yidish: yidishe kultur in varshe.“ Tam-Tam 3 (2007): 1.<br />

46<br />

„Alts geyt gut in frankraykh.“ Tam-Tam 3 (2007): 2.<br />

47<br />

„Die Heirat des Bescht.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

48<br />

„Die Heirat des Bescht.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

49<br />

„Das wundersame Gastmahl.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

50<br />

„Der Bescht belebt ein totes Kind.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

51<br />

„Die Schriften der Bescht R. Adam kommen zum Bescht R. Israel.“ Geschichten vom Ba´al<br />

Schem Tov.<br />

52<br />

„Der Bescht belebt ein totes Kind.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

53<br />

„Der Anfang des Bescht als Einsidler.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

43


Während der Analyse der Verben mit dem Dativobjekt wurden einige<br />

Unterschiede in der Wertigkeit der Verben in der jiddischen und deutschen<br />

Sprache gefunden. Ein Beispiel dafür stellt das jiddische Verb dertseyln<br />

(erzählen) dar, das nur zwei Ergänzungen fordert. Im Gegenteil dazu muss dieses<br />

Verb im Deutschen auch einen Akkusativ regieren. Es handelt sich um ein<br />

dreiwertiges Verb. Ähnlich fordert das jiddische Verb iberraysn nicht nur den<br />

Dativ (emetsn) sondern auch den Akkusativ (di reyd), deshalb wird es als<br />

dreiwertig bezeichnet.<br />

Eine andere Abweichung findet man beim jiddischen Verb begegnen, das<br />

ins Deutsche mit Hilfe der Präposition auf übersetzt wird (auf Widerstand stoßen),<br />

das aber syntaktisch mit dem polnischen Verb napotkać opór übereinstimmt.<br />

6.3 Verben mit dem Akkusativ<br />

Der in der Akkusativrektion gebundene Akkusativ kann im Jiddischen<br />

folgende Funktionen auf der syntaktischen Ebene erfüllen:<br />

� Objekt zum Verb: hot publikirt a tsveyshprakhike oysgabe fun der poeme<br />

(hat eine zweisprachige Ausgabe von dem Poeme publiziert), poylishe<br />

forsher darfn derbay shpiln a vikhtike role (polnische Forscher müssen<br />

dabei eine wichtige Rolle spielen)<br />

� Adverbialbestimmung: Undzer veg arum der zun doyert punkt a ior.<br />

(Unser Weg rundum die Sonne dauert genau ein Jahr.)<br />

� Apposition: vos hobn im inspirirt, dem frantseyzishn poet Rembo (was ihn<br />

inspiriert hat, den französischen Poet Rembo)<br />

Die meisten jiddischen und deutschen Verben werden mit dem Akkusativ in<br />

der Funktion des direkten Objekts gebraucht. Die meisten folgenden Belege sind<br />

dem jiddisch-deutschen Wörterbuch entnommen. Bei solchen Beispielen, die in<br />

der Zeitschrift Tam-Tam oder in den Geschtichten vom Ba´al Schem Tov gefunden<br />

wurden, sind die Nummer und die Seite der konkreten Zeitschrift,<br />

beziehungsweise der Name der Erzählung, in der Fußnote angegeben:<br />

54 „Die Heirat des Bescht.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

44


� antmutikn: antmutikn dem oylem 55 (das Publikum entmutigen)<br />

� bakumen: bakumen an diplom 56 (ein Diplom bekommen)<br />

� banutsn: banutsn dem oysdruk 57 (den Ausdruck benutzen)<br />

� bareydn emetsn (jemanden bereden)<br />

� dingen: vegam er zol dingen dem yisroel far eyn meshores 58 (Er soll<br />

auch den Israel als einen Diener dingen.) Neben der Rektion mit dem<br />

Akkusativ regiert hier das Verb auch einen Präpositionalkasus, der in<br />

dem zitierten Beispiel mit der Präposition far realisiert wird und sich<br />

von der deutschen Präpositionalrektion unterscheidet.<br />

� farbesern: farbesern dos lebn 59 (das Leben verbessern)<br />

� fargesn: fargesn dem alef-beys 60 (das Alphabet vergessen)<br />

� farnemen: Dos gefil fun fremdkeyt farnemt a groysn ort. 61 (Das Gefühl<br />

von Entfremdung nimmt einen großen Ort ein.) Das scheinbar<br />

„parallele“ deutsche Verb vernehmen, das gleichfalls einen Akkusativ<br />

regiert, hat im Deutschen eine völlig andere Bedeutung.<br />

� fregn: Freg zi! (Frag sie!)<br />

� gefinen: gefinen di nayes 62 (die Neuheiten finden)<br />

� grindn: Zey hobn gegrindt tsvay agenturn. 63 (Sie haben zwei<br />

Agenturen gegründet.)<br />

� hobn: Er hot a toes. 64 (Er hat einen Fehler)<br />

� mitfiln emetsn (mit jemandem sympathisieren)<br />

� onzogn: onzogn di nayes 65 (die Neuheiten sagen)<br />

� shafn: Er hot oych geshafn a kulturele svive. 66 (Er hat auch ein<br />

kulturelles Milieu geschaffen.)<br />

� zukhn: zukhn naye oysdrukn 67 (neue Ausdrücke suchen)<br />

55<br />

„Moderne yidishe kloles.“ Tam-Tam 3 (2007): 3.<br />

56<br />

„Moderne yidishe kloles.“ Tam-Tam 3 (2007): 3.<br />

57<br />

„Moderne yidishe kloles.“ Tam-Tam 3 (2007): 3.<br />

58<br />

„Die Schriften der Bescht R. Adam kommen zum Bescht R. Israel.“ Geschichten vom Ba´al<br />

Schem Tov.<br />

59<br />

„Alts geyt gut in frankraykh.“ Tam-Tam 3 (2007): 2.<br />

60<br />

„Moderne yidishe kloles.“ Tam-Tam 3 (2007): 3.<br />

61<br />

„Leyen-ium-tuv in frankraykh.“ Tam-Tam 2 (2007): 1.<br />

62<br />

„Alts geyt gut in frankraykh.“ Tam-Tam 3 (2007): 2.<br />

63<br />

„Alts geyt gut in frankraykh.“ Tam-Tam 3 (2007): 2.<br />

64<br />

„Skandal in oystralie.“ Tam-Tam 3 (2007): 2.<br />

65<br />

„Alts geyt gut in frankraykh.“ Tam-Tam 3 (2007): 2.<br />

66<br />

„Ven di vaysl hot geredt yidish: yidishe kultur in varshe.“ Tam-Tam 3 (2007): 1.<br />

67<br />

„Moderne yidishe kloles far onheybers.“ Tam-Tam 3 (2007): 3.<br />

45


o anreydn: Ob du vest im veyter an reyden. 68 (Ob du ihn weiter anreden<br />

wirst.)<br />

o bitn: Nor ikh bit dikh. 69 (Nur bitte ich dich.)<br />

o efen: Hat der soyfer geefent di tir. 70 (Der Schreiber hat di Tür<br />

geöffnet.)<br />

o finen: Un hat gefunen di tnoyim. 71 (Und er hat die<br />

Verlobungsdokumente gefunden.)<br />

o fregn: Hat er zi gefregt. 72 (Er hat sie gefragt.)<br />

o hern: Hat er gehert eyn kruz. 73 (Er hat ein Geschrei gehört.)<br />

o lezn: Rabi adam hat gelazt tsvoe. 74 (Rabbi Adam hat das Testament<br />

gelesen.)<br />

o makhn: Der rabi adam vet makhn groyse khidushim. 75 (Der Rabbi<br />

Adam wird große Wunder machen.)<br />

o nemn: Nor keyner zol nit nemn keyn shum zakh fun danen. 76 (Aber<br />

niemand soll dort irgendwas an sich nehmen.)<br />

o rufn: Un hat gerufn zeyn shvester. 77 (Und hat seine Schwester<br />

gerufen.)<br />

o sheltn: Un hat gesholten dem bal shem. 78 (Und er hat den Ba´al Schem<br />

gescholten.)<br />

o shikn: Hat der besh geshikt dem soyfer in shtub areyn. 79 (Der Bescht<br />

hat den Schreiber in die Stube geschickt.)<br />

o visn: Zi hat gevist dem emes. 80 (Sie hat die Wahrheit gewusst.)<br />

o zehn: Vestu im zehn. 81 (Du wirst ihn sehen.)<br />

68 „Tikkun einer Seele im Frosch.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

69 „Die Schriften der Bescht R. Adam kommen zum Bescht R. Israel.“ Geschichten vom Ba´al<br />

Schem Tov.<br />

70 „Der Bescht belebt ein totes Kind.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

71 „Die Heirat des Bescht. Das Verlöbnis.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

72 „Tikkun einer Seele im Frosch.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

73 „Der Bescht belebt ein totes Kind.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

74 „Die Schriften der Bescht R. Adam kommen zum Bescht R. Israel.“ Geschichten vom Ba´al<br />

Schem Tov.<br />

75 „Das wundersame Gastmahl.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

76 „Das wundersame Gastmahl.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

77 „Der Bescht belebt ein totes Kind.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

78 „Der Bescht belebt ein totes Kind.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

79 „Der Bescht belebt ein totes Kind.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

80 „Der Anfang des Bescht als Einsiedler.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

81 „Ein Hausdämon.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

46


o zukhn: Hat er an geheybn tsu zukhn dem yisroel. 82 (Er hat angefangen<br />

den Israel zu suchen.)<br />

Nach der Übersetzung der jiddischen Verben ins Deutsche wurden einige<br />

Ungleichheiten gefunden. Das jiddische Verb mitfiln regiert den reinen Akkusativ<br />

(mitfiln emetsn), während das deutsche Äquivalent den Präpositionalkasus fordert<br />

(mit jemandem sympathisieren).<br />

Einige Verben können gleichzeitig zwei unterschiedliche Kasus regieren,<br />

wie im Falle des Verbs dingen. Dieses Verb regiert im Jiddischen einen reinen<br />

Dativ sowie einen Präpositionalkasus. Bei der Übersetzung ins Deutsche wird<br />

aber anstelle der Präposition far die Präposition als benutzt.<br />

Das Verb farnemen regiert zwar in den beiden Sprachen den reinen<br />

Akkusativ, aber es könnte falsch ins Deutsche als vernehmen übersetzt werden.<br />

Die richtige Bedeutung ist einnehmen.<br />

6.4 Verben, die einen Präpositionalkasus regieren<br />

In diesem Teil der linguistischen Analyse werden die größten Unterschiede<br />

in der Verbrektion zwischen den beiden Sprache untersucht, wass den Gebrauch<br />

vom verbalen Präpositionalkasus betrifft. Einige jiddischen Verben können<br />

sowohl einen präpositionalen als auch einen reinen Kasus regieren, der<br />

Präpositionalkasus kann überdies zwei unterschiedliche Präpositionen regieren:<br />

I. Verben mit der Präposition oyf (auf)<br />

� aroyfleygn oyf emetsn a kheyrem (jemanden mit dem Bann<br />

belegen)<br />

� aynshteyn oyfn ort (den Platz behaupten können)<br />

� beysern zikh oyf emetsn (sich über jemanden ärgern, jemandem<br />

böse sein x zlobit se na někoho, złościć się na kogo) Ähnliche<br />

Rektion kann auch für das gesprochene Deutsch festgestellt<br />

werden: auf jemanden böse sein. Das jiddische Verb beysern sich<br />

ist offenbar in formaler Anlehnung auf ein Verb der slawischen<br />

Komponente entstanden. In Betracht käme etwa das tschechische<br />

82 „Die Schriften der Bescht R. Adam kommen zum Bescht R. Israel.“ Geschichten vom Ba´al<br />

Schem Tov.<br />

47


eflexive Verb zlobit se, das die identische Präpositionalrektion<br />

aufweist (na někoho), oder die polnische Variante złościć się na<br />

kogo.<br />

� brekhn zikh dem mojekh oyf epes (sich den Kopf über etwas<br />

zerbrechen)<br />

� derbaremen zikh oyf emetsn (sich über jemanden erbarmen)<br />

� hobn tsayt oyf epes (Zeit zu etwas haben, Zeit für etwas haben x<br />

mít na něco čas, mieć czas na coś)<br />

� lokern oyf emetsn (jemandem auflauern)<br />

� onfaln oyf emetsn (jemanden etwas angreifen)<br />

� onshrayen oyf emetsn (jemanden anschreien x krzyczeć na kogoś)<br />

� oyfheybn a hant oyf emetsn (die Hand gegen jemanden erheben,<br />

vergreifen sich an jemandem, vztáhnout na někoho ruku, podnieść<br />

na kogoś ręke)<br />

� oysbaytn oyf epes (gegen etwas austauschen)<br />

� rikhtn zikh oyf epes (etwas erwarten)<br />

� shpiln oyf epes (etwas spielen, ein Instrument spielen x hrát na<br />

něco, grać na coś) x shpiln zikh in epes (etwas spielen) x shpiln in<br />

shakhmat (Schach spielen)<br />

� vetn zikh mit emetsn oyf epes (mit jemandem um etwas wetten)<br />

o af geleygn oyf eyn tseyt (die Zeit festlegen, stanovit čas, stanowić<br />

czas)<br />

o gebn akhtung uf dem yisroel (Achtung auf Israel geben)<br />

o kukn uf im mit seykhl (ihn mit Bedacht angucken)<br />

Umgangssprachlich kann dieselbe Präposition benutzt werden wie<br />

im Jiddischen (auf ihn mit Bedacht schauen).<br />

o makhn oyf dir eyn sude (für dich ein Gastmahl machen)<br />

o nemn oyf zikh (auf sich etwas nehmen)<br />

Die jiddischen Verben, die die Präposition oyf (auf) zum Ausdruck des<br />

Kasus verwenden, decken sich in einigen Fällen mit den slawischen Verben 83 und<br />

83 Es ist problematisch, bei einigen Rektionen ihre genaue Herkunft festzusetzen. Aber die<br />

angegebenen Beispiele korrespondieren hauptsächlich mit der polnischen oder tschechischen<br />

Sprache.<br />

48


ihrer Rektion. Es handelt sich um die folgenden Belege: beysern zikh oyf emetsn<br />

(sich über jemanden ärgern, jemandem böse sein x zlobit se na někoho, złościć się<br />

na kogo), hobn tsayt oyf epes (Zeit zu etwas haben x mít na něco čas, mieć czas<br />

na coś), onshrayen oyf emetsn (jemanden anschreien x řvát na někoho, krzyczeć<br />

na kogoś), oyfheybn a hant oyf emetsn (die Hand gegen jemanden erheben x<br />

vztáhnout na někoho ruku, podnieść na kogoś ręke), shpiln oyf epes (etwas<br />

spielen, ein Instrument spielen x hrát na něco, grać na coś).<br />

In einem Fall weicht das jiddische Verb aus dem 19. Jahrhundert nicht nur<br />

von dem deutschen, sondern auch von dem polnischen Verb ab: af geleygn oyf<br />

eyn tseyt (die Zeit festlegen, stanowić czas).<br />

II. Verben mit der Präposition ba (bei)<br />

� aroysraysn epes ba emetsn (jemandem etwas entreißen)<br />

� bashlisn ba zikh (sich entschließen)<br />

� gevinen ba emetsn (gegen jemanden gewinnen)<br />

� haltn zikh ba der meynung (an der Meinung festhalten)<br />

� onnemen bam hartsn (zu Herzen gehen)<br />

� opnemen ba emetsn di hofenung (jemandem die Hoffnung<br />

nehmen)<br />

� tsapn blut ba emetsn (jemandem Blut abzapfen)<br />

� tsunemen epes ba emetsn (jemandem etwas wegnehmen)<br />

o beshteyn bey der pruv (die Prüfung bestehen, zdać egzamin x<br />

obstát u zkoušky)<br />

III. Verben mit der Präposition far (für)<br />

� klapotshen zikh far emetsn (sich um jemanden bemühen, usilovat o<br />

něco, usiłować o coś)<br />

� klogn zikh far emetsn af emetsn (sich bei jemandem über jemanden<br />

beklagen) Diese Verb regiert gleichzeitig zwei Präpositionalkasus.<br />

� makhn emetsn far emetsn (jemanden zu jemandem machen)<br />

o brenen far im (für ihn brennen)<br />

o dingen dem yisroel far eyn meshores (den Israel als Diener dingen)<br />

Das Verb dingen fordert nicht nur einen Präpositionalkasus,<br />

sondern auch einen Akkusativ.<br />

o haltn far agrosen bur (jemanden für einen großen Ignoranten<br />

halten)<br />

49


o makhn emetsn far eyn shiker (jemanden zum Alkoholiker machen)<br />

o shemen zikh far emetsn (sich schämen für jemanden)<br />

IV. Verben mit der Präposition fun (von)<br />

� aroplosn fun prays (im Preis mindern)<br />

� aropnemen fun emetsn di farantvortlekhkayt (jemandem die<br />

Verantwortung abnehmen)<br />

� aropsezn funem tron (vom Thron stürzen)<br />

� aropshlogn zikh funem veg (den Weg verlieren)<br />

� aroysbrengen emetsn funem glaykhgevikht (jemanden aus dem<br />

Gleichgewicht bringen)<br />

� aroysbrengen emetsn funem geduld (jemanden die Geduld<br />

verlieren lassen)<br />

� aroysdreyen zikh funem klap (dem Schlag ausweichen)<br />

� aroysfaln fun der shpil (aus dem Spiel ausscheiden)<br />

� aroysfirn funem geduld (die Geduld verlieren)<br />

� aroysgeyn fun druk (im Druck erscheinen)<br />

� aroysglitshn fun di hent (aus den Händen gleiten/rutschen)<br />

� aroyslosn fun di hent (aus den Händen lassen)<br />

� aroysshlogn zikh epes funem kop (sich etwas aus dem Kopf<br />

schlagen)<br />

� bashteyn fun epes (aus etwas bestehen)<br />

� lakhn fun emetsn (über jemanden lachen)<br />

� laydn fun epes (unter etwas leiden)<br />

� makhn a tsimes fun emetsn (viel Getöse um jemanden machen)<br />

� onkveln fun epes (sich über etwas sehr freuen)<br />

� ophaltn zikh fun epes (sich einer Sache enthalten)<br />

� oplosn fun di hent (aus den Händen geben)<br />

� opshteyn fun emetsn (hinter jemandem zurückbleiben)<br />

� opsogn zikh fun epes (auf etwas verzichten)<br />

� oyslakhn zikh fun emetsn (jemanden verspotten, vysmát se někomu<br />

x nakpić się z kogo)<br />

� oyston zikh fun epes (etwas ablegen)<br />

� rukn zikh fun ort (sich vom Platz bewegen)<br />

50


� shpetn fun emetsn (jemanden verspotten, über jemanden spotten x<br />

podśmiewać się z kogo)<br />

� shtarbn fun epes (an etwas sterben)<br />

o haben kharpe fun ir (sich schämen für sie)<br />

o lernen fun im (von ihm lernen)<br />

V. Verben mit der Präposition in (in)<br />

� dermonen zikh in epes (sich an etwas erinnern) x dermonen emetsn<br />

vegn epes (jemanden an etwas erinnern)<br />

� gleybn in epes (an etwas glauben x věřit v něco, wierzyć w coś)<br />

� ibergeyn in angrif (zum Angriff übergehen)<br />

� klapn in der tir (an die Tür klopfen)<br />

� losn zikh in a tanz (zu tanzen beginnen)<br />

� losn zikh in veg arayn (sich auf den Weg machen)<br />

� onklapn in der tir (an die Tür klopfen)<br />

� shpiln in shakhmat (Schach spielen)<br />

� shpiln zikh in epes (etwas spielen)<br />

VI. Verben mit der Präposition mit (mit)<br />

� ayntaynen mit emetsn (jemandem gut zureden)<br />

� banutsn zikh mit epes (etwas benutzen)<br />

� bavashn zikh mit trern (in Tränen zerfließen)<br />

� baytn zikh mit epes (etwas austauschen)<br />

� begrisn emetsn mit epes (jemandem zu etwas gratulieren)<br />

� farbaysn mit epes (etwas dazu essen)<br />

� farkhapn mit zikh (an sich reißen und mitnehmen)<br />

� gesegenen zikh mit emetsn (sich von jemandem verabschieden x<br />

rozloučit se s někým, poźegnać sie s kimś)<br />

� geyn mit an eygenem veg (seinen eigenen Weg gehen)<br />

� ibervarfn zikh mit verter (Worte austauschen)<br />

� interesirn zikh mit epes (sich für etwas interessieren)<br />

� onfirn mit epes (etwas leiten)<br />

� ontrefn zikh mit emetsn (auf jemanden stoßen)<br />

� risikirn mit epes (etwas riskieren)<br />

� shemen zikh mit epes (sich einer Sache schämen, sich über etwas<br />

schämen)<br />

51


� sheydn zikh mit emetsn (sich von jemandem trennen x rozloučit se<br />

s někým, poźegnać sie s kimś)<br />

� tsesheydn zikh mit emetsn (sich von jemandem trennen x rozloučit<br />

se s někým, poźegnać sie s kimś)<br />

� tseteyln zikh mit epes (etwas unter sich verteilen)<br />

� viten zikh mit emetsn (jemanden grüßen)<br />

o geten zikh mit emetsn (sich von jemandem scheiden lassen)<br />

o lernen mit di kinder (mit den Kindern lernen)<br />

o reyden mit ir aleyn (allein mit ihr reden)<br />

o zeyn gut mit dem kind (mit dem Kind gut sein)<br />

o zeyn zikh noheg mit dem kind (das Kind behandeln, zacházet<br />

s dítětem, obchodzić się z dzieckiem)<br />

o zeyn zikh noheg mit groys prishes (sich in großer<br />

Abgeschiedenheit aufhalten)<br />

VII. Verben mit der Präposition nakh (nach)<br />

o nakhfregen nakh der shtat (nachfragen nach der Stadt)<br />

VIII. Verben mit der Präposition vegn (wegen)<br />

� dermonen emetsn vegn epes (jemanden an etwas erinnern)<br />

� handlen zikh vegn epes (sich um etwas handeln)<br />

� klern vegn epes (über etwas nachdenken)<br />

� oprufn zikh vegn emetsn (von jemandem sprechen)<br />

� redn vegn a velt untergang (von einer Weltuntergang reden) 84<br />

� tseshreytn zikh vegn epes (sich über etwas auslassen)<br />

VIII. Verben mit der Präposition tsu (zu)<br />

� dergeyn tsu epes (etwas erreichen)<br />

� dergeyn tsu emetsn (bei jemandem ankommen x přijet k někomu,<br />

przyjechać do kogoś)<br />

� glaykhn tsu epes (mit etwas vergleichen)<br />

� nemen zikh tsu epes (sich an etwas machen, etwas beginnen)<br />

� onklingen tsu emetsn (jemanden anrufen)<br />

� oyslosn epes tsu emetsn (etwas an jemandem auslassen)<br />

� raysn zikh tsu epes (sich um etwas reißen)<br />

84 „Dzheykob dzheykobson. Vider oyf der bine.“ Tam-Tam 2 (2007): 2.<br />

52


� tsubindn emetsn tsu zikh (jemanden an sich binden)<br />

� tsugevoynen zikh tsu epes (sich an etwas gewöhnen)<br />

� tsuhern zikh tsu epes (auf etwas hören)<br />

� tsukhapn zikh tsu epes (sich auf etwas stürzen)<br />

� tsukukn zikh tsu emetsn (jemanden genau betrachten)<br />

� tsurirn zikh tsu epes (etwas berühren)<br />

o gebn refues tsum soyfer (die Medizin dem Schreiber geben, dát<br />

písaři lék, dać pisarzowi lekarstwo)<br />

o shikn tsu ir (zu ihr schicken)<br />

o zagn tsum moykhiakh (dem Moralprediger sagen, říci kazateli,<br />

6.5 Zusammenfassung<br />

powiedzieć kaznodziejowi)<br />

Wie schon am Anfang dieses Kapitels erwähnt wurde, besteht der<br />

offensichtlichste Unterschied zwischen der Rektion der jiddischen und der<br />

deutschen Verben darin, dass im Jiddischen kein reiner Genitiv ausgedrückt wird.<br />

Was die anderen reinen Kasus betrifft, deckt sich in den meisten Fällen die<br />

Rektion in den beiden Sprachen, hauptsächlich beim Nominativ, der die<br />

syntaktischen Rollen des Subjekts, des Prädikats, der Apposition und des<br />

selbststehenden Satzgliedes erfüllen kann.<br />

Im Falle des Dativs wurde eine Übereinstimmung zwischen dem jiddischen<br />

Verb, das sich vom deutschen Äquivalent abhebt, und polnischen Verb gefunden:<br />

begegnen a vidershtand (auf Widerstand stoßen x napotkać opór). Bei der Analyse<br />

der Verben, die einen reinen Dativ regieren, wurden auch Abweichungen in der<br />

Valenz der Verben festgestellt: er hot im oyfn dertseylt x er hat ihm oft etwas<br />

erzählt. Das deutsche Verb ist dreiwertig, im Vergleich mit dem zweiwertigen<br />

jiddischen Verb.<br />

Bei der Analyse der Verben mit einem Akkusativ hat sich ein jiddischer<br />

Beleg von dem deutschen abgehoben: mitfiln emetsn (mit jemandem<br />

sympathisieren).<br />

Es wurden aber solche Verben gefunden, die zwei unterschiedliche Kasus<br />

gleichzeitig regieren. Es handelt sich um die folgenden Beispiele: dingen dem<br />

53


yisroel far eyn meshores (den Israel als einen Diener dingen), klogn zikh far<br />

emetsn af emetsn (sich bei jemandem über jemanden beklagen), makhn emetsn far<br />

emetsn (jemanden zu jemandem machen).<br />

Große Unterschiede findet man bei den Verben, die einen<br />

Präpositionalkasus regieren. Viele jiddischen Verben unterscheiden sich von den<br />

deutschen im Gebrauch von verschiedenen Präpositionen. Sie decken sich aber<br />

mit ihren polnischen oder/und tschechischen Äquivalenten: beysern zikh oyf<br />

emetsn (sich über jemanden ärgern, jemandem böse sein x zlobit se na někoho,<br />

złościć się na kogo), hobn tsayt oyf epes (Zeit zu etwas haben, Zeit für etwas<br />

haben x mít na něco čas, mieć czas na coś), onshrayen oyf emetsn (jemanden<br />

anschreien x křičet na někoho, krzyczeć na kogoś), oyfheybn a hant oyf emetsn<br />

(die Hand gegen jemanden erheben, vergreifen sich an jemandem, vztáhnout na<br />

někoho ruku, podnieść na kogoś ręke), shpiln oyf epes (etwas spielen, ein<br />

Instrument spielen x hrát na něco, grać na coś), beshteyn bey der pruv (die<br />

Prüfung bestehen, zdać egzamin x obstát u zkoušky), oyslakhn zikh fun emetsn<br />

(jemanden verspotten, vysmát se někomu x nakpić się z kogo), shpetn fun emetsn<br />

(jemanden verspotten, über jemanden spotten x podśmiewać się z kogo), gleybn<br />

in epes (an etwas glauben x věřit v něco, wierzyć w coś), gesegenen zikh mit<br />

emetsn (sich von jemandem verabschieden x rozloučit se s někým, poźegnać sie s<br />

kimś), sheydn zikh mit emetsn (sich von jemandem trennen x rozloučit se<br />

s někým, poźegnać sie s kimś), tsesheydn zikh mit emetsn (sich von jemandem<br />

trennen x rozloučit se s někým, poźegnać sie s kimś), zeyn zikh noheg mit dem<br />

kind (das Kind behandeln, zacházet s dítětem, obchodzić się z dzieckiem),<br />

dergeyn tsu emetsn (bei jemandem ankommen x přijet k někomu, przyjechać do<br />

kogoś).<br />

Andererseits konnte man bei der Untersuchung der Geschichten vom Ba´al<br />

Schem Tov solche Verben entdecken, die nicht nur von den deutschen, sondern<br />

auch von den slawischen Verben und ihrer Rektion abweichen: af geleygn oyf eyn<br />

tseyt (die Zeit festlegen, stanovit čas, stanowić czas), gebn refues tsum soyfer<br />

(dem Schreiber die Medizin geben, dát písaři lék, dać pisarzowi lekarstwo),<br />

klapotshen zikh far emetsn (sich um jemanden bemühen, usilovat o něco,<br />

usiłować o coś), zagn tsum moykhiakh (dem Moralprediger sagen, říci kazateli,<br />

powiedzieć kaznodziejowi).<br />

54


Bei den Verben, die einen Präpositionalkasus regieren, kann man einige<br />

Regelmäßigkeiten bei der Übersetzung vom Deutschen ins Jiddische feststellen.<br />

Im Deutschen wird die Funktion der Präposition oyf (auf) vorwiegend mit dem<br />

Gebrauch vom reinen Akkusativ oder von der Präposition über ausgedrückt. Im<br />

Falle der Präposition ba (bei) wird in der deutschen Sprache am häufigsten der<br />

reine Dativ verwendet. Die jiddische Präposition fun (von) wird ins Deutsche<br />

meistens mit Hilfe von aus übersetzt oder man kann ihre Funktion auch durch den<br />

reinen Akkusativ ausdrücken. Das deutsche Äquivalent zu der Präposition in (in)<br />

bildet das deutsche an. Die Präposition mit (mit) stimmt im Deutschen vor allem<br />

mit dem reinen Akkusativ überein. Vegn bei den Verben der Äußerung entspricht<br />

den deutschen von und über. Verben mit der Präposition tsu (zu) werden im<br />

Deutschen mit dem reinen Akkusativ oder mit der Präposition an sehr oft<br />

verwendet.<br />

Die Strukturbasis für die grammatischen Grundstrukturen des Jiddischen<br />

bilden ursprünglich zwar die deutschen Varietäten, trotzdem zeigt diese Analyse,<br />

dass das Jiddische viele systematische linguistische Elemente der slawischen<br />

Sprachen umfasst.<br />

Andere Elemente der jiddischen Sprache, die sich mit dem Polnischen<br />

decken, findet man im Artikel von Ewa Geller 85 . Es handelt sich um die Einigung<br />

der reflexiven Pronomen für alle Personen und Nummer, der häufigere Gebrauch<br />

von Reflexivpronomen als im Deutschen, die mehrfache Negation, die<br />

Übereinstimmung zwischen dem Prädikatadjektiv und dem Subjekt, usw.<br />

Die linguistische Analyse der Rektion der Verben hat bewiesen, dass die<br />

jiddische Sprache mit der deutschen sowie mit den slawischen Sprachen, vor<br />

allem mit dem Polnischen und Tschechischen, nicht nur korrespondiert, sondern<br />

auch dass sie sich von ihnen abheben kann.<br />

85 Geller, E. (1999): Hidden Slavic Structure in Modern Yiddish. In: Jiddische Philologie.<br />

Tübingen: Niemeyer Verlag, 65-89.<br />

55


7 Schlussfolgerungen<br />

Die vorliegende Diplomarbeit konzentriert sich auf den Vergleich<br />

ausgewählter Aspekte im verbalen System der vormodernen und modernen<br />

jiddischen Sprache im Vergleich mit den deutschen Verbstrukturen. Im Vorfeld<br />

wird auch auf die allgemeinen Elemente der jiddischen Sprache, wie die Schrift,<br />

Entwicklung und Aufteilung ins West- und Ostjiddische kurz eingehangen, um<br />

den allgemeinen sprachhistorischen Hintergrund zu skizzieren. Einerseits versucht<br />

die linguistische Analyse Übereinstimmungen sowie Abweichungen zwischen den<br />

zwei Entwicklungsstufen des Jiddischen aufzuzeigen, andererseits wird das<br />

gesamte Korpusmaterial mit dem Verbalsystem der deutschen Sprache<br />

konfrontiert. Dabei wird stets auch der Einfluss der slawischen Sprachen in<br />

Betracht gezogen.<br />

Den theoretischen Teil bildet die Charakteristik der zwei analysierten Texte,<br />

damit man auch ihre Struktur und Geschichte zu Kenntnis nimmt. Das Kapitel<br />

Ausgewählte Spezifika des Standardjiddischen als linguistischer Hintergrund der<br />

Analyse bietet eine kurze Übersicht über die verschiedenen Dialekte des<br />

Jiddischen, wobei der Weg zum Standardjiddischen, das phonologische System<br />

und Differenzen zwischen dem West- und Ostjiddischen angesprochen werden.<br />

Das Hauptuntersuchungsfeld bilden die Präfixverben und die Rektion der<br />

Verben, da sich gerade in diesen Bereichen die Spezifika der jiddischen Sprache<br />

auf der morphosyntaktischen Ebene am deutlichsten demonstrieren. Die Beispiele<br />

aus den Geschichten vom Ba´al Schem Tov und aus der jiddischen Zeitschrift<br />

Tam-Tam, beziehungsweise aus dem jiddisch-deutschen Wörterbuch, wurden ins<br />

Deutsche übersetzt und mit dem deutschen sprachlichen System verglichen.<br />

Aus der Analyse der Präfixverben ergibt sich, dass die jiddischen Verben<br />

nicht immer mit den deutschen Verben, die oft die gleiche etymologische Basis<br />

haben, semantisch übereinstimmen. Die Unterschiede im Gebrauch vom Präfix<br />

wurden mit Hilfe vom Kontext erklärt. So könnte z.B. im Falle des jiddischen<br />

Verbs farbeten ohne die kontextuelle Einbindung eine falsche Korrespondenz mit<br />

dem deutschen Verb verbieten (untersagen) hergestellt werden. Allerdings<br />

korrespondiert mit dem etymologisch verwandten jiddischen Lexem eher das<br />

deutsche Übersetzungslexem einladen. Der jiddische Satz „eyner fun zey zol zi<br />

56


far beten tsu zikh in zeyn dorf areyn“ wird dann ins Deutsche als „einer von ihnen<br />

soll sie einladen“ übersetzt.<br />

Während der Untersuchung wurde festgestellt, dass einige Präfixe im<br />

Jiddischen des 19. Jahrhunderts wohl nicht so häufig gebraucht wurden, da im<br />

Korpus gar keine Belege gefunden wurden. Es handelt sich um arop-, arum-,<br />

funander-, ge-, mit-, tse-, tsuzamen-.<br />

Der offenbarste Unterschied zwischen den jiddischen Verben aus dem 19.<br />

und 20. Jahrhundert wurde in der Schreibweise von Präfixen gefunden. Im 19.<br />

Jahrhundert wurden die trennbaren Präfixe graphisch abgetrennt vor dem Verb<br />

geschrieben und ihre vokalische Struktur hat den heutigen deutschen Formen<br />

häufiger als bei den Verben aus Tam-Tam entsprochen: beshreyben (Geschichten<br />

vom Ba´al Schem Tov) x bashraybn (Tam-Tam).<br />

Der Einfluss der slawischen Sprachen kann man am deutlichsten in der<br />

semantischen Korrespondenz des jiddischen Präfixes tse- und der tschechischen<br />

roz- wahrnehmen. Die Übereinstimmung mit dem Ponischen zeigt sich am<br />

Beispiel des Verbs opbojen (überbauen, odbudować x abbauen).<br />

Die Untersuchung der Rektion der Verben hat eine große Korrespondenz<br />

nicht nur mit der deutschen, sondern auch mit der polnischen Sprache bewiesen.<br />

Im Jiddischen gibt es Verben, die mit ihren deutschen Äquivalenten im regierten<br />

Kasus übereinstimmen. Solche Beispiele wurden vor allem bei den Verben mit<br />

dem Nominativ und Akkusativ gefunden: di ishe iz gevorn dernakh agroyse bales-<br />

tshuve (Die Witwe ist danach eine große Büßerin geworden.), bakumen an diplom<br />

(ein Diplom bekommen).<br />

Die Verben, die den reinen Dativ regieren, weichen oft von den deutschen<br />

Verben in der Valenz ab: dertseyln (erzählen). Im diesem Fall fordert das<br />

jiddische Verb häufig nur zwei Ergänzungen, während das deutsche dreiwertig<br />

sein muss.<br />

Die meisten Unterschiede in der Rektion findet man bei den Verben mit<br />

einem Präpositionalkasus. Einige jiddische Verben, die sich von den deutschen<br />

abheben, stimmen mit den slawischen überein, wie z.B.: hobn tsayt oyf epes (Zeit<br />

zu etwas haben, Zeit für etwas haben x mít na něco čas, mieć czas na coś), shpiln<br />

oyf epes (etwas spielen, ein Instrument spielen x hrát na něco, grać na coś).<br />

Andere Belege weichen nicht nur vom Deutschen, sondern auch von den<br />

slawischen Sprachen ab: af geleygn oyf eyn tseyt (die Zeit festlegen, stanovit čas,<br />

57


stanowić czas), klapotshen zikh far emetsn (sich um jemanden bemühen, usilovat<br />

o něco, usiłować o coś).<br />

Bei der Untersuchung wurden auch einige Regelmäßigkeiten in der<br />

Übersetzung der jiddischen Präpositionen ins Deutsche festgestellt. Anstelle der<br />

Präposition fun (von) wird im Deutschen die Präposition aus benutzt, oder<br />

dieselbe Rektion wird mit Hilfe vom reinen Akkusativ ausgedrückt.<br />

Die beiden analysierten Texte belegen, wie sich die jiddische Sprache von<br />

der deutschen auf der morphosyntaktischen Ebene unterscheidet. Eine<br />

Besonderheit betrifft die Nebensätze, die die Hauptsatz-Stellung haben: hat der<br />

besh gezehn vi zi hat menaef geven 86 (der Bescht hat gesehen, wie sie gefastet<br />

hat). Auf der syntaktischen Ebene ist die Abwesenheit der Satzklammer in beiden<br />

untersuchten jiddischen Korpora ein auffallendes Spezifikum im Vergleich mit<br />

dem Deutschen. Sehr häufig kommt in den Geschichten vom Ba´al Schem Tov die<br />

Inversion vor: haben zey gehalten tsvishen zikh eyn eytse, az eyner fun zey zol zi<br />

far beten tsu zikh 87 (Sie haben sich beraten, dass einer von ihnen sie einladen<br />

soll).<br />

Die linguistische Untersuchung hat gezeigt, dass die jiddische Sprache nicht<br />

nur in der Rektion der Verben oder im Gebrauch von verbalen Präfixen von<br />

slawischen Sprachen im bedeutenden Maße beeinflusst wurde, sondern dass sie<br />

auch andere Merkmale aufweist, die auf den slawischen Einfluss hindeuten. Es<br />

handelt sich z.B. um den Gebrauch von Präpositionen, in dem das Jiddische vom<br />

Polnischen beeinflusst wird: on zumer (im Sommer x na lato), um die Einigung<br />

der reflexiven Pronomen für alle Personen und Nummer: ikh bet zikh, du betst<br />

zikh, mir betn zikh (prosze się, prosisz się, prosimy się), oder um die mehrfache<br />

Negation: dos lid iz ober nisht keyn emes folkslid (ta piosenka nie jest żadna<br />

prawdziwa pieśń ludowa) 88 .<br />

86 „Die reuige Sünderin.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

87 „Die reuige Sünderin.“ Geschichten vom Ba´al Schem Tov.<br />

88 Geller, E. (1999): Hidden Slavic Structure in Modern Yiddish. In: Jiddische Philologie.<br />

Tübingen: Niemeyer Verlag, 66.<br />

58


Resümee<br />

Aus den schon erwähnten Zusammenfassungen wollte ich noch einmal die<br />

gemeinsamen sowie die unterschiedlichen Elemente der jiddischen, deutschen und<br />

slawischen Sprachen nennen, damit der Leser einen kompletten Überblick über<br />

das jiddische sprachliche System hat.<br />

Wichtige Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem<br />

Standardjiddischen bestehen im Bereich der Phonologie. Auffalend ist vor allem<br />

das Fehlen von vorderen Umlauten /ø/ und /y/, die im Jiddischen durch /e/ und /i/<br />

vertreten sind. Die zweite wichtige Differenz liegt darin, dass man im Jiddischen<br />

die Vokallänge nicht unterscheidet. Im Falle der Konsonanten wird die deutsche<br />

Affrikate /pf/ zum jiddischen /f/ am Anfang (טנו˦ = funt) und am Ende des Wortes<br />

(פˌק = kop).<br />

Was die morphologische Ebene betrifft, wird der Genitiv mit der<br />

Präposition fun umschrieben und bei den Personennamen durch die Endung –s<br />

ausgedrückt. Im verbalen System erscheint im Präsens kein e-i-Wechsel oder<br />

Umlaut. Genauso wie für das Deutsche ist für das Jiddische die Apokope und die<br />

Entrundung typisch.<br />

Auf der Ebene der Syntax kennzeichnet sich das Ostjiddische durch die<br />

Hauptsatz-Stellung der Nebensätze. Ein wichtiges Merkmal ist die Inversion, die<br />

in den jiddischen Sätzen sehr häufig vorkommt.<br />

Aus der Analyse der Präfixverben ergibt sich, dass in den Geschichten vom<br />

Ba´al Schem Tov weniger oder sogar keine Belege, wie im Falle des Präfixes ge-<br />

und tse-, gefunden wurden. Nur ein Präfixverb mit durkh- erschien in den<br />

Erzählungen über Ba´al Schem. Im Falle des Präfixes aroyf-, avek- und tsu rek-<br />

handelte es sich um zwei Beispiele. Die Präfixe arop-, arum-, funander-, mit-,<br />

tsuzamen- traten nur in der Zeitschrift Tam-Tam auf. Der Einfluss der slawischen<br />

Sprachen zeigt sich bedeutend an den Beispielen des Jiddischen Präfixes tse-, das<br />

mit dem tschechischen Äquivalent roz- korrespondiert.<br />

Als Beispiel der Abweichungen im Bereich der jiddischen und deutschen<br />

Präfixverben dient das ältere jiddische Verb eyn shteyn, das im Deutschen<br />

absteigen (sich einquartieren) bedeutet. Das gleich klingende deutsche Verb<br />

einstehen bedeutet entgegen garantieren. Ähnlich ist es mit dem jiddischen Verb<br />

59


iber lazn, das ins Deutsche falsch als überlesen (übersehen) übersetzt werden<br />

könnte. Die wirkliche Bedeutung dieses Präfixverbs ist jemandem etwas<br />

hinterlassen.<br />

Die Belege der perfektiven Verben beweisen auch, wie die Verbrektion die<br />

semantische Unterschiede beeinflusst. Z.B. regiert das jiddische Verb gebn den<br />

reinen Akkusativ, im Gegensatz zu dem entsprechenden Präfixverb zikh opgebn,<br />

das den Präpositionalkasus fordert.<br />

Bei der Untersuchung der Verbrektion wurde festgestellt, dass im<br />

Standardjiddischen nur drei Genera gebraucht werden, u.zw. Nominativ, Dativ<br />

und Akkusativ. Der Genitiv wird durch die Präpositionalphrasen ersetzt. Der<br />

Akkusativ und Dativ der Maskulina – im Unterschied zu Feminina und Neutra –<br />

haben die gleiche Form. Im Plural gibt es für alle Kasus und alle Genera nur eine<br />

Form des bestimmten Artikels (di).<br />

Der Nominativ erfüllt im Jiddischen dieselben syntaktischen Rollen wie im<br />

Deutschen, nämlich Subjekt, Prädikat, Apposition und selbststehendes Satzglied.<br />

Die häufigste Satzgliedfunktion des Dativs in der jiddischen Sprache ist die<br />

Rolle des Objekts zum Verb. Nur eine Rektionabweichung wurde in den beiden<br />

Korpustexten gefunden. Das jiddische Verb begegnen (begegnen a vidershtand)<br />

wird ins Deutsche mit Hilfe der Präposition auf übersetzt (auf Widerstand stoßen),<br />

es stimmt syntaktisch aber mit dem polnischen Verb napotkać (napotkać opór)<br />

überein.<br />

Der Akkusativ hat auf der syntaktischen Ebene die Funktion des Objekts<br />

zum Verb, der Adverbialbestimmung und der Apposition. Der Vergleich der<br />

jiddischen und deutschen Verben mit einem Akkusativ hat gezeigt, das z.B. das<br />

jiddische Verb mitfiln den reinen Akkusativ regiert (mitfiln emetsn), während das<br />

deutsche Äquivalent den Präpositionalkasus fordert (mit jemandem<br />

sympathisieren). Einige Verben, wie z.B. dingen, können gleichzeitig zwei<br />

unterschiedliche Kasus regieren: vegam er zol dingen dem yisroel far eyn<br />

meshores (Er soll auch den Israel als einen Diener dingen.).<br />

Die Analyse der Verben mit einem Präpositionalkasus hat bewiesen, dass<br />

das Jiddische mit den slawischen Sprachen oft übereinstimmt, wie im Falle der<br />

Verben mit der Präposition oyf (auf): beysern zikh oyf emetsn (sich über<br />

jemanden ärgern, jemandem böse sein x zlobit se na někoho, złościć się na kogo),<br />

hobn tsayt oyf epes (Zeit zu etwas haben x mít na něco čas, mieć czas na coś).<br />

60


Andere Verben weichen von der deutschen sowie von ihren polnischen und<br />

tschechischen Äquivalenten ab: af geleygn oyf eyn tseyt (die Zeit festlegen,<br />

stanovit čas, stanowić czas), gebn refues tsum soyfer (dem Schreiber die Medizin<br />

geben, dát písaři lék, dać pisarzowi lekarstwo).<br />

Alle oben erwähnten Merkmale der jiddischen Sprache beweisen, dass zwar<br />

die Strukturbasis für das jiddische Sprachsystem ursprünglich die deutschen<br />

Varietäten bilden, das aber das Jiddische viele systematische linguistische<br />

Elemente der slawischen Sprachen umfasst.<br />

61


Transkribierte Geschichten vom Ba´al Schem Tov<br />

J 13 Das wundersame Gastmahl<br />

Un bey dem kesr iz gevezn eyn sar, agroyser soyne yisroel. hat im zeyer far<br />

drosen, vas eyn jehude iz khoshev bey dem kesr. hat rabi adam gezagt dem kesr:<br />

„ikh vel makhn oyf dir eyn sude.“ iz der sar nokh meyn broygez gevoren. es hat<br />

im zeyer far drosen, aber der kesr hat gezagt, er vet geyn oyf der sude. un rabi<br />

adam hat af geleygt oyf eyn tseyt. az es iz gekumn di tseyt, vas er hat af geshtelt,<br />

iz der kesr gefaren uf der sude mit kol sarey melukhe un 89 dem sar soyne yisroel<br />

hat er oykh mit genumn, varum der kesr hat gevist, az der rabi adam vet makhn<br />

groyse khidushim. un der sar soyne yisroel hat alts dem kesr an geret, er zol zikh<br />

im[um] keren. er hat gezagt: „vestu zehn, az mir veln ale mevuyesh vern, vi kan<br />

das zeyn, az azo eyn one zol makhn eyn sude uf eyn kesr mit kol sarey melukhe?“<br />

aber der kesr folgt im nit. bekitser, es kumt nahent fun der shtat, der kesr shikt<br />

shlokhim, ob es iz far handen khadorim fun zeyntvegn un fun zeyne leyt vegn,<br />

azo, vi im shteyt an, un ob men rikht zikh fun zeynt vegn. di shlokhim kumn tsu<br />

rik un zagn: „men hert nit, men zeht nit keyn shum kheydr un keyn shum sude. es<br />

iz meyn nit da, nor eyn kleyn eyn gebogen shtibl. un der kesr fart dokh, er trakht<br />

zikh, da vet bevaday zeyn eyn gros vunder. un di mayse fun der sude iz azoy<br />

geven: es treft zikh eyn andre medine, eyn melekh makht eyn sude uf dem andern<br />

melekh un hat geboyt tsvey jar palatsen un hat an gegreyt maykholim in keylim<br />

un kredentsen zilberne un gildene un zeyer fil meshorsim. un az es iz gekumn di<br />

tseyt, vas r. adam hat af geshtelt mit dem kesr, er zol kumn uf der sude, iz<br />

oysgerisen gevorn yene palatsen mit di maykholim un mit di keylim un<br />

kredentsen un mit di meshorsim hakl asher lekl iz oys gerisen vorn un iz gekumn<br />

in der shtat, vi [vu] r. adam hat gevont. vi der kesr iz gekumn in shtat, hat er der<br />

vist eyn grosn palats mit etlikhe garnish mit glezerne beylkim, oben geyt vaser mit<br />

fish. der kesr iz areyn gefaren mit ale sarey melukhe un mit ale knekht un mit di<br />

ferd. da zenen teykef gekumn menshen un habn tsu genumn dem kesr mit ale<br />

sarey melukhe mit gros koved un es iz geven fil meshorsim un kredentsen fun<br />

89 Anstatt yud soll hier wohl vow sein. Oder deutet das yud eine offene Aussprache an. In der<br />

Transkription wird weiterhin der Graph yud im Lexem /und/ als /u/ übertragen.<br />

62


gold un zilber un gute maykholim un r. adam besht hat gezagt: „est un trinkt, vas<br />

eyer herts begert, nor keyner zol nit nemn keyn shum zakh fun danen.“<br />

J 15 Die Schriften der Bescht R. Adam kommen zum Bescht R. Israel<br />

in dizn peyrek vert der tseylt, vi es hat zikh gefirt mit di ksovim, vas r. adam hat<br />

gelazt un vi r. yisroel besht iz nisgadl gevoren<br />

peyrek dales<br />

rabi adam hat gelazt tsvoe far zeyn tot dem zon: „du zolst visn, az ikh laz zeyer<br />

teyere ksovim. du bist nit roe der tsu, bekheyn zolstu nakh fregen nakh der shtat<br />

okup. dortn vestu gefunen yisroel, er iz alt fertsen jar. im zolstu moyser zeyn di<br />

ksovim - geher tsu zeyn neshome. ob du vest zoykhe zeyn, vet er lernen mit dir.<br />

vayhi akher ptires harav r. adam, es iz geven nakh r. adam zeyn tot, iz der zon<br />

gefarn tsu der shtat okup un iz eyn geshtanen bey parnes khoydesh. hat im gefregt<br />

der balebos: „vas tut ir hi?“ zagt er: „meyn fater hat mir tsvoe gelazt, ikh zol nemn<br />

eyn veyb fun der shtat. hat men im an geheybn reydn shidukhim. hat er genumn<br />

eyn veyb, eyn oysher zeyn tokhter. nakh der khasene hat er an geheybn tsu zukhn<br />

dem yisroel. amal hat er gezehn dem shomer fun beshamedresh. hat er an geheybn<br />

tsu kukn uf im mit seykhl. hat zikh um gedakht, az das iz der yisroel. amal hat er<br />

gebetn dem shver, er zol im makhn eyn mekhitse in beshamedresh, er zol zitsen<br />

bazunder lernen, kedey er zol kenen akhtung gebn uf dem yisroel. hat der shver<br />

azo getan, varum er iz bey im zeyer khoshev geven un hat gedungn dem r. yisroel,<br />

er zol im meshamesh zeyn un der yisroel iz uf geshtanen un hat getan zeyn avode<br />

betoyre ubetfile, vi zeyn seydr iz geven. der nakh, az yisroel iz antshlafn gevorn,<br />

hat r. adams zon genumn eyn kuntres fun di ksovim un hat anider geleygt in<br />

beshamedresh. vi yisroel iz oyf geshtanen un hat der zehn dem kuntres, iz er der<br />

tsitert gevorn un hat gelernt fun im un hat im behaltn. morgn hat er vider unter<br />

gevorfn anandern kuntres in beshamedresh, hat yisroel vider gelernt fun zi un hat<br />

vider bahaltn. hat er shon gevist bebeyrer, az das iz der yisroel, vas der fater hat<br />

im geheysn iber entfern di ksovim. hat der zon fun r. adam gezagt tsu dem yisroel:<br />

„du zolst visn, az meyn fater hat iber gelazt di ksovim un hat geheysn dir moyser<br />

zeyn. bekheyn gib ikh dir zi. nor ikh bit dikh, az du zolst mit mir lernen. hat er im<br />

geentfert: „ikh vel azo tun, nor bitnay, az keyner zol nit visn. ikh vel zeyn bey dir<br />

eyn meshores, azo vi frier. un der nakh hat r. adams zon geza(g)t tsum shver: „ikh<br />

63


vil, az mezol mir af gebn eyn shtub khuts leir“, kedey az er zol zeyn eyn poresh<br />

fun leyt vegam er zol dingen dem yisroel far eyn meshores. hat der shver azo<br />

getan. vi der oylem hat gezehn, az der harav iz mekarev dem yisroel un lernt mit<br />

im, haben zey gezagt, das iz zkhus avo fun yisroel, vas ben harav iz aher tsu<br />

gekumn. haben zey gegebn tsu yisroel eyn veyb, aber es hat nit leyng gevert. zi iz<br />

gikh geshtorbn un zey zenen gezesn in feld khuts leir un haben gelernt gemore<br />

poskim un kabole.<br />

J 18 a. Die Heirat des Bescht. Das Verlöbnis<br />

der nakh iz er gevar gevorn, az er iz eyn almen un harav r. abraham hat gehat<br />

atokhter agrushe. iz er gekumen tsu im un zagt im: „ir darft eyn veyb. tomer vet ir<br />

nemn meyn tokhter.“ entfert im der habesht: „es iz rekht, nor az keyner zol nit<br />

visn, varum kama negidim velen mit mir eyn shidukh ton un zey haben mir toyves<br />

getan, darum kan ikh nit meyz zeyn shon efentlikh eyn andern shidukh. lamir<br />

shreybn tnoyim bistar, nor betnaj, ir zolt oyf mir meyn nit shreybn in di tnoyim,<br />

nor shemi israel ben eliezer, nit keyn namen fun keyn lamdn un keyn shum dayen.<br />

un makhmez groys ahave hat er im azoy gefolgt un habn bistar tnoyim geshribn.<br />

harav r. abraham iz avek gefaren un shlaf gevorn in veg un iz nifter gevoren. hat<br />

men modie geven leharav rabi gershon, zeyn zon. iz er gekumn masped im zeyn<br />

un hat gefunen tsvishen di ksovim fun fater di tnoyim. iz im avunder gevezn, az er<br />

zol azoy ashidukh ton mit azelkhn, vas nit keyn bar toyre vegam er veys nit, mit<br />

vemen un fun vaser mishpokhe. hat er dertseylt zeyn shvester. hat zi gezagt:<br />

„bevaday vas unzer fater hat getan iz rekht.“<br />

J 18 b. Die Heirat des Bescht. Verkennung und Hochzeit<br />

un eyn tseyt hat der besht gezagt tsu di balebosim: „ikh darf avek faren.“ haben di<br />

balebosim im gebetn, er zol veyter lernen mit di kinder un viln im musef zeyn<br />

shkar limud. hat er nit gevolt un iz avek gefaren. vi er iz gekumn nahent fun der<br />

shtat, hat er gikh an getan un eyn kurts peltsel un eyn breytn gortel un iz gekumn<br />

tsu harav r. gershon un shteyt bey der tir. r. gershon zitst oyf amishpet. hat er<br />

gemeynt, das shteyt eyn one un git im eyn prute. zagt r. yisroel: „ikh darf mit eykh<br />

reyden eyn sod un iz gegeangen in eyn kheyder un hat im gevezn di tnoyim un<br />

64


zagt: „git mir meyn veyb.“ vi r. gershon hat der zehn zeyn malbesh un zeyne reyd,<br />

iz er zeyer der shrokn un trakht: „vas hat der fater getan.“ un hat gerufn zeyn<br />

shvester un hat ir der tseylt di mayse. hat zi geentfert: „bevaday, vas unzer fater<br />

hat getan, iz bevaday rekht. tomer vet fun im aroys kumn gute kinder. un haben af<br />

geshtelt dem man khasene. az es iz gekumn far der khupe, zagt der besht: „ikh vel<br />

mit ir aleyn redn frier.“ un hat mit ir geret bistar. un hat zi beshveren, zi zol nit<br />

oys zagn un zol oyf zikh nemn tsu leydn eyn tseyt eyngsten. un hat ir modie<br />

gevezn, vas er iz. Nor zi zol far keynem nit oys zagn, khotshe zi vet leydn<br />

dakhkes, aber es vet nit zeyn oyf eybig.<br />

J 23 Tikkun einer Seele im Frosch<br />

in dizen peyrek vert der tseylt, vi er hat mesakn geven neshomes<br />

peyrek khes<br />

amal iz der besht gegangen zeyer far trakht drey tag un rey nekht un hat gar nit<br />

gevust 90 , vo er iz. der nakh hat er zikh der mant un hat gevust, az er iz veyt fun<br />

zeyn ort. iz im eyn tmie gevezn, vas beteyt das, vas er iz azo veyt far blenzed<br />

gevoren, es muz epes beteyten. mit amal iz gekumn tsu im eyn frosch agants<br />

grose, kimat er hat nit der kant, vas far aberie das iz. hat er zi gefregt, „ver bistu?“<br />

hat er geentfert, er iz eyn talmed khokhem un iz megulgl gevoren in der frosh<br />

shon finf hundert jar, khotshe harav r. yitskhok luria hh"llz hat doch mesakn<br />

neshomes gevezn, nor makhmes zeyne grose aveyres hat men im far treben veyt<br />

fun leyt. hat im der besht gefregt, vas er hat getan. hat er gezagt, das erste mal hat<br />

er mezalzel gevezn un hat zikh nit rekht gevashen. hat der sotn mekatreg gevezn.<br />

hat man im geentfert: „uf der erste aveyre zol shteyn? ob du vest im veyter an<br />

reyden oyf eyn aveyre, vet men di oykh rekhnen un ob er vet zikh der manen in<br />

got borekh hu un vet beshteyn bey der pruv un vet nit ton, vet er zeyn noki fun der<br />

erste aveyre oykh.“ hat men im gepruvt mit nokh eyn aveyre, iz er nikhshl gevorn<br />

un eyn aveyre brengt tsu der ander aveyre, biz er hat kimat iber gevezen uf gar der<br />

toyre. iz der psak gevezen oben, az men zol mikh nit mekabl betshuve zeyn un fun<br />

dest vegen ikh zol mikh tshuve ton, velt men mikh fort mekabl gevezen, aber der<br />

sotn hat mikh gemakht far eyn shiker. hab ikh shon nit in kop gehat tshuve ton un<br />

90 Der Graphem Yud anstatt Vow deutet hier wohl die offene Aussprache des Vokals an.<br />

65


hab iber aveyres geven un veyl der gram fun kol haaveyres iz gevem di erste<br />

aveyre, di hant vashen, drum az ikh bin geshtorben, bin ikh megulgl gevoren in<br />

eyn frosh, vas zi iz in vaser.“ un er zol zeyn oyf azo eyn ort, vu keyn leyt geyn nit,<br />

varum vi eyn jehude iz, makht er amal abrokhe oder mispolel oder makhshove<br />

toyve, kan er durkh dem epes mesakn zeyn tsu der neshome. un harav besht hat<br />

im mesakn geven un di frosh iz gepeygert un zeyn neshome hat er aroyf gebrakht.<br />

J 26 Verwunderliches ritualgebaren des Bescht – erste Epiphanie<br />

amal um kholemoyd sukes hat gezehn harav r. gershon, az er [der besht] leygt nit<br />

keyn tfiln, varum zeyn seydr fun dem besht iz gevezn tsu shteyn davke in mizrekh<br />

vant khotshe vedlig vi er iz nokh nit khoshev gevezn. iber dem hat er im gehaltn<br />

far eyn meshuge. un r. gershon iz oykh geshtanen in mizrekh vant. hat er gezehn,<br />

vi er leygt nit keyn tfiln. hat im r. gershon gefregt: „far vas leygstu nit keyn tfiln?“<br />

hat er im geentfert: „ikh hab gezehn in teytsh sforim, ver es leygt tfiln in<br />

kholemoyd, iz khayev mise. iz r. gershon zeyer broygez gevorn: „vas teytsh du,<br />

der vegst zikh tsu paskenen fun teytsh sfarim, ver veyst, tsu vas du vest kumn. “un<br />

hat im genumn un hat im areyn gefirt leharav av beys din un hat im gebetn, az er<br />

zol im zagn musar, er zol zikh azo nit firen khotshe men hat im gehaltn far eyn<br />

yore-khet. nor veyl men hat im gehalten far eyn grosen amorets, hat er gezagt:<br />

„eyn amorets kan nit zeyn yore-khet“, bifrat er firt zikh vi der leyt un paskent zikh<br />

aleyn. un der rav iz gevezn agroyser tsadik. vi zi zenen areyn gekumn tsum rav in<br />

shtub areyn, hat rabi gershon gekust di mezuze un der besht hat aroyf geleygt di<br />

hant oyf der mezuze un hat zi nit gekust. iz rabi gershon oyf dem oykh broygez<br />

gevorn. az zi zenen gekumn far dem rav, hat der besht far im gelazt veyzn abisl,<br />

vas er iz. hat der rav ablig gegebn oyf dem besht un hat der zehn oyf im agroyse<br />

likht. hat zikh der rav oyf gekhapt far im un der nakh hat er zikh vider behalten,<br />

hat der rav shon gar nit gezehn. un der nakh hat der besht vider gemakht veyzn far<br />

dem rav, vas bey im tut zikh. hat zikh der rav vider oyf gekhapt. azo hat er es<br />

getan etlikhe mal. der rav hat gar nit gegloybt, vas da tut zikh. amal hat zikh<br />

gevezn, az er iz eyn heyliger mensh un amal hat zikh oys gevezn, az er iz eyn<br />

prostek. hat r. gershon an gehobn tsu klagn oyf dem besht far dem rav mekoakh di<br />

tfiln vemezuze, vas er hat nit geleygt keyn tfiln in kholemoyd, un vas er hat nit<br />

gekust di mezuze. un der rav hat zikh mashmet gevezn fun r. gershon un hat gar<br />

66


klal nit geentfert un hat genumn dem besht in eyn kheydr un zagt: „ikh bin oyf dir<br />

goyzr, az du zolst mir zagen dem eymes, vas mit dir tut zikh.“ der besht hat zeyer<br />

moyre gehat far im, warum er iz geven agroser tsadik un hat im gemuzt zagen<br />

dem eymes. aber der besht hat vider goyzer gevezn oyf dem rav, az er zol far<br />

keynem nit oys zagn. der nakh iz der rav areyn gekumn tsu rabi gershon un zagt<br />

im: „ikh hab azo getan, vi ir hat mikh gebeten shtrafen im. nor vi ikh hab mit im<br />

geshmust, far shtey ikh khotshe, er iz aprostek. vet er fort nit aroys geyn khuts<br />

leshite, laz men im lazen firen, vi er firt zikh. er meynt nit keyn shlekhts, er tut<br />

alts mit zeyn ernstkeyt.“ un der nakh iz gegangen dr rav tsu der mezuze, zehn zi,<br />

ob zi iz kosher, veyl der besht hat zi nit gekust. hat er gefunen, az di mezuze iz<br />

posl.<br />

J 28 Der Anfang des Bescht als Einsiedler<br />

in dizn peyrek vert der tseylt, vi der besht hat an gehobn nisparsem vern peyrek<br />

yud beys<br />

der klal fun der zakh: harav mehorer r. yisroel besht hat zikh noheg geven mit<br />

groys prishes vetare vetones un iz gezesen agantse vokh fun jener zeyt teykh, vas<br />

hat geheysn prut, nor yayin soref flegt er dem veyb brengen. veyter iz er gezesen<br />

bezunder. aheym iz er gekumn meshabes leshabes eyn mal in der vokh, hat er<br />

gegesen nor brot. un zeyn shveger r. gershon hat im gehaltn far agrosen bur un<br />

flegt alts an reydn zeyn shvester, az zi zol zikh geten mit im, varum ale tag hat er<br />

gezehn fun im zeyn shigoen un prostatski zakhn, vas nit meglikh tsu leydn. aber zi<br />

hat gevist dem emes, vas er iz. hat zi im nit tsu geherkht.<br />

J 30 Epiphanie als Ba´al schem<br />

in dizn peyrek vert der tseylt, vi der besht hat an geheybn mefursam vern<br />

peyerk jud giml<br />

es iz amal geven in shtat eyn ishe meshuge, vas in ir iz gevegen eyn ruekh. zi flegt<br />

zagen etlikhen, ver es iz gekumn tsu ir, zeyn guts un shlekhts. un az der bal shem<br />

iz gekumn in shtat areyn, hat r. gesrhon gebetn leharav mekutov, az er zol firn<br />

zeyn shvager yisroel tsu der ishe, tomer vet er mekabl zeyn fun ir epes musar.<br />

khotshe der rav mekutov hat dokh shon gekant dem bal shem, vi oben iz<br />

67


geshtanen, hat er gemuzt tsu lib ton lerav gershon un iz gegangen mit dem besh un<br />

ale zenen mit im gegangen. harav mekutov iz frier areyn gegangen. hat di ishe<br />

gezagt: „borekhabo kodesh vetoher“ un oykh tsu etlichn, ver es iz areyn gegangen<br />

fun zi, hat zi etlikhn gezagt zeyne maylo. un r. yisroel besht iz tsum hintershtn<br />

areyn gegangn. er iz yunger man geven. zagt zi: “borekhabo, r. yisroel, du meynst<br />

efshar, ikh hab far dir moyre! neyn, ikh hab nit keyn moyre far dir, ikh veys, az<br />

men hat dikh beshvoren fun oben in himl, az du zolst nit oysek zeyn beshmues<br />

hakdoshim, biz du vest zeyn zeks un dreysig yor. haben di leyt gefregt zi: „vas<br />

zagstu?“ un zi zagt veyter, das der oylem hat nit far shtanen, vas zi zagt. un veyl zi<br />

hat etlikhe mal das gezagt, hat shon der besht oyf ir agshrey getan: „vestu nit<br />

shveygn, az du zagst yo, azo vel ikh zetsn eyn beys din un veln mit masir zeyn un<br />

dikh vel ikh aroys treybn fun der ishe!“ vi di khaveyrim haben das gehert, haben<br />

zi an gehobn tsu betn im, er zol lazen masir zeyn. hat er nit gevolt. er hat gezagt,<br />

es iz mesukn far im, az er vet heysn masir zeyn. hat er zey zeyer gebetn, az zey<br />

zoln im nit masir zeyn. zagt der besht tsu ir: „zestu, vas du hast goyrem gevezn<br />

mit deyne reyd. darum bet ikh dikh, az du zolst aleyn mit guten aroys fun der ishe<br />

un mir veln ale far dir lernen.“ hat der ruekh tsu gezagt aroys geyn mit gutn. hat<br />

der besht gefregt dem ruekh: „zag mir, ver bistu?“ entfert er: „ikh kann dir<br />

atsundert nit zagn, varum es vet zeyn akharpe meyne kinder, vas zenen hi in shtat.<br />

Es iz da fil leyt, az zey veln avek geyn, vel ikh dir zagn. azo iz gevezn, az zi zenen<br />

avek gegangen, hat er im gezagt, ver er iz. un hat gefolgt dem besht un iz mit gutn<br />

shtil aroys gegangn fun der ishe. nakh dem iz der besht abisl khoshev gevorn, aber<br />

men hat aleyn nit gevust, vas das iz un vas das beteyt. aber far eyn prostek<br />

veamorets haben im ale gehaltn.<br />

J 31 Offenbarung und Inthronisation des Bescht als Charismatischer Rav<br />

in dizn peyrek vert der tseylt vi der besht iz nokh mer mefursam gevorn<br />

peyrek yud dales<br />

eyner fun rabi gershon zeyn talmed iz gefarn tsu r. gershon dem besht shvager. iz<br />

er durkh gefaren vu der besht iz gezesen, hat men im tsu genumn mit gros koved.<br />

das iz geven in yom giml, az zey haben ap gegesen, ruft zikh an der oyrekh r.<br />

gershons talmed: „yisroel, greyt mir an di ferd, ikh vil teykef faren. iz er gegangn<br />

un hat genumn di ferd un hat im aleyn eyn geshpant di ferd. zagt der besht tsu im:<br />

68


„was volt gevezen, az ir zolt da shabes halten?“ der talmed heybt an zeyer tsu<br />

lakhen un iz avek gefarn. vi er iz avek gefarn ahalbe meyl, iz bey im tsu brokhen<br />

gevorn eyn rad. hat er zikh gemuzt um kern nakh a rad. az er iz veyter gefaren<br />

halbe meyl, hat zikh im vider tsu brokhen eyn andre zakh. iz er vider tsurik<br />

gekumen. es hat zikh im azo gefirt beyom gimel un mitvokh un donershtig, vas nit<br />

der shreyben iz. er alts tsurik gekumn. vegam beyom vov hat er gevolt avek faren,<br />

hat zikh im getrofen sibes, biz er hat gemuzt bleyben shabes bey besht. hat er zikh<br />

zeyer metsaer geven, vas er bleybt da shabes. er hat zikh getracht, vas halt ikh da<br />

shabes bey azo agrobn rander aprostek, eyn dorfish man. der veyl zit er, vi das<br />

veyb fun dem besht makht tsvelf khales oyf shabes. hat er zikh zeyer far vundert<br />

un fregt das veyb: „vas tog dir tsvelf khales?“ entfert zi: „vas meyn man iz eyn<br />

amorets, er iz fort eyn odem kosher. ikh hab gezehn bey meyn bruder makht men<br />

tsvelf khales, makh ikh im oykh jud beys khales.“ fregt er zi: „iz da abadel?“ zagt<br />

zi: „ es iz da abadel un amikve“ fregt er: „vas tog das eykh?“ zagt zi vider: „meyn<br />

man geyt ale tag in mikve, khotshe er iz aprostek. fun dest vegn hat zikh der<br />

oyrekh fort metsaer gevezn, vas er iz da geblibn shabes halten. es iz gekumn far<br />

nakht di tseyt fun minkhe. fregt der oyrekh tsum veyb: „vi iz deyn man?“ zagt zi:<br />

„er iz nokh in feld bey di beheymes.“ hat der oyrekh gedavent minkhe un mekabl<br />

shabes geven un mayrev oykh gedavent un der bal shem tov iz nokh nit gekumn.<br />

er hat mispalel gevezn in zeyn shtibl. der nakh iz er gekumn in grobe kleyder un<br />

hat zikh gemakht eyn grob kol un zagt: „gut shabes“ mit a grob kol vi aprostek un<br />

zagt tsum oyrekh: „ikh hab eykh gezagt, az ir zolt das shabes haltn, iz azo oys<br />

gekumn. der nakh hat zikh der besh geshtelt bey der vant gleykh vi er davent. der<br />

nakh hat der besh getrakht: „az ikh vel aleyn makhn kidush, vet er dokh zehn<br />

meyn hislayves.“ hat der besh klomersht oys gedavent in der gikh vi adorfish man<br />

un hat geheysn, der oyrekh zol kidush makhn vorem az er vet aleyn makhn<br />

kidush, „vet er dokh zehn un hern meyne dvorim mit hislayves“ un haben zikh<br />

gezetst esen vi adorfish man, das veyb iz gezesen neben im un haben gegesen. der<br />

besht mit dem veyb zenen gevezn lustig, aber der oyrekh iz gezesn mit gros tsar,<br />

veyl er iz da shabes geblibn. zagt der besh tsum oyrekh: „zagt abisl divrey toyre.“<br />

di sedre iz gevezn parshe shmues. hat der oyrekh der tseylt gar di mayse fun<br />

mitsraim, vi man hat genumn di yehudim in goles, vi es iz gevezn gleykh vi in<br />

posek shteyt un der besh hat tsu gehert gleykh vi men der tseylt im abisl neyes.<br />

hat men gebet dem oyrekh obn an beyn tish un der besht hat zikh geleygt in bet<br />

69


mit zeyn veyb. es iz gekumn arum halbe nakht, hat zikh der oyrekh oyf gekhapt<br />

un hat ablig getan oyf dem ofn, hat er gezehn, az oyf dem ofn iz likhtig. hat er<br />

gemeynt, es brent oyf dem ofen, un iz oyf geshtanen. er hat gemeynt, az di shpenr<br />

un holts brent oyf dem ofen. vi er iz gekumen nahent tsum ofen, hat er gezehn<br />

grose lekhtikeyt. hat er ashprung getan un iz khaleh geblebn un men hat im der<br />

mintert. zagt der besht tsum oyrekh: „kuk nit vu men darf nit!“ in der fri iz der<br />

besh gegangn davenen in zeyn shtibl, vu er hat gehat hisboydedes vi uzeyn seydr<br />

iz tomed. un az er iz aheym gekumen, iz er gekumen lustig un hat shon zikh oyf<br />

gehobn begile lustiker heyt un hat gezagt aseydr lesudse mit agezang un hat<br />

gemakht kidush, vi zeyn seydr iz tomed, mit groys frumikeyt. un haben zikh<br />

gezetst esen un der besht bet dem oyrekh, az er zol zagen vidr divrey toyre. der<br />

oyrekh iz gar mamesh mevulbl gevorn. er veys zikh keyn eytse nit gebn. er veys<br />

nit, vas far atoyre er zol far im zagn un hat im gezagt eyn maymer mit eyn pshat.<br />

zagt der besh: „ikh hab gehert eyn andern peyreš oyf dem maymer.“ nakh der sude<br />

iz er gegangn in zeyn hisboydedes shtibl. nakh minkhe iz er shon gekumen aheym<br />

mit hisgales un hat gezagt divrey toyre bey shalosh sudes, grose sodes hatoyre,<br />

vas men hat das keyn mal nit gehert. un hat gedavent mayrev un hat gemakht<br />

havdole, vi zeyn seydr iz. der nakh hat er goyzr geven, az er vet zeyn bey rabi<br />

gershon, zol er nit megale zeyn keyn shum zakh. „nor tsu di khasidim un tsum rav<br />

zolstu geyn un zolst zagn beze haloshn: ‘es iz da arum eykh eyn or gadol, es iz<br />

rekht, az ir zolt im brengn in shtat areyn.’” az di khasidim un der haben das<br />

gehert, iz bey zey ale geblibn, das muz zeyn der rabi yisroel. un haben zikh der<br />

mant ale plies, vas der rabi yisroel hat getan, vas hat zikh gedakht, vi nit keyn<br />

bardaas un andre zakhn, vas er hat getan. iz alts tov vejashar. iz gebliben bey ale,<br />

az zi zoln farn in dorf un betn im, az er zol kumn in shtat areyn un der besht hat<br />

gevust, az zi farn tsu im. iz er aleyn gefarn in shtat areyn. haben zi im begegnet un<br />

zenen araf gegangen fun di vegen un haben gemakht in vald eyn ort fun holts<br />

tsvishn di beymr fun di tsveygn. habn zi gemakht vi eyn bime un haben im oyf<br />

genumn oyf zikh far eyn rabi. un er hat far zey gezagt divrey toyre.<br />

die mayse, vas ikh vel shreybn darf zi tsu shteyn far der mayse nishmer. mir<br />

haben zikh toye geven.<br />

70


J 70 Der Bescht belebt ein totes Kind<br />

der besh iz eyn mal gefaren unter vegens un iz gekumen in ashtat. hat er gehert<br />

eyn kruz, az er zol eyn shteyn dortn in der shtub fun dem balebos. iz er far faren<br />

tsu der shtub. hat men im nit gevolt areyn lazen, varum dorten iz ayingl shlaf<br />

zeyer. hat der besh geshikt dem soyfer in shtub areyn. hat zi gezagt, men kan da<br />

nit eyn shteyn. „ir zeht dokh, az das kind iz shlaf un ikh bin zikh zeyer metsaer un<br />

hat gesholten dem bal shem. un ir man, der balebos, hat fort nit gekont azoy grob<br />

meyz zeyn vi di ishe un iz khotshe aroys gegangen tsum besh tsum vagen un hat<br />

gezagt: es iz azoy azakh, vas gar nit meglikh iz, az ir zolt da eyn shteyn un der bal<br />

shem hat zikh geshpart, davke er zol da eyn shteyn. un der balebos hat im alts ap<br />

gevent, veyl das kind iz shlaf. hat der bal shem im geshvoren, az er vet da eyn<br />

shteyn, vet das kind leben un iz teykef gegangen in mikve areyn. hat er gezehn, az<br />

es iz nit gut mit dem kind un das iz gevezn um eyrev shabes. hat der bal shem<br />

geheysn, az es zol keyner nit zeyn in der shtib. ale zoln aroys geyn. un zeyn soyfer<br />

hat er oykh geheysen aroys geyn, biz er vet im rufen, er zol im gebn veyn oyf<br />

kidush. un er iz gar aleyn gebliben mit dem kind. un hat gedavent minkhe beyn<br />

kind un ale haben gemuzt geyn in eyn ander shtib, varum er hat an gezagt, az zol<br />

zikh nit gefunen keyn shum mensh in shtub. un iz geshtanen di minkhe shmone<br />

esre biz nakht. es hat zeyer leyng gevert, biz der soyfer hat moyre gehat, dem bal<br />

shem zol nit mesuken zeyn, vie er shtark zikh in der tfile mekoakh dem kind. hat<br />

der soyfer geefent di tir shtiler heyt. hat er gehert, vi er hat gezagt tsu der neshome<br />

fun dem kind: „gey areyn in guf fun dem kind, varum du 91 vest doch muzn areyn<br />

geyn. kan den das zeyn, az ikh zol falsh shvern? iz der soyfer tsu rek gegangen un<br />

hat zikh nit gekont oyf halten un hat vider shtil heyt geefnet di tir un hat gezehn,<br />

vi der bal shem ligt oys geshtrekt uf der erd un iz oyf geshtanen un hat gezagt:<br />

„yo, ikh hab dir gezagt, az du vest muzen in guf areyn geyn.“ un hat a geshrey<br />

getan: „hirsh, geb veyn oyf kidush.“ Un hat gegesen dorten mit dem soyfer. un hat<br />

agantse nakht nit geshlafen. morgen fri hat er gegeben refues tsum soyfer und<br />

hanhoges. hat er im an gezagt, vi er zol zikh noheg zeyn mit dem kind. un aleyn iz<br />

er gegangen in 92 beshamedresh davenen. dem kinds muter hat gezehn, az das kind<br />

iz gezunt abisl gevorn. hat zi zeyer an gehoben tsu veynen. fregt zi der soyfer:<br />

91 Yud statt vow ist wohl ein Druckfehler oder deutet offene Aussprache an.<br />

92 Vow statt yud ist wohl ein Druckfehler.<br />

71


„vas veynstu?“ zagt zi: „vi zol ikh nit veynen, az ikh hab gesholten azoy eyn<br />

tsadik zagt der soyfer: nit kashe, meyn rabi iz zeyer agiter 93 , er vet moykhel zeyn.<br />

az der bal shem iz gekumen fun dem davenen, hat er oykh gehert, vi di ishe veynt.<br />

hat er gefregt dem soyfer. hat der soyfer im gezagt. hat er geshikt tsu ir: „zi zol nit<br />

veynen, nor laz zi makhn agutn shalesudes, ikh bin ir mavtiekh, az das kind vet<br />

zitsn mit undz oyf dem shalesudes. un das kind hat gelebt meyn fun zekhtsig jar<br />

un hat gehat kinder un a parnose agutn kol yamiv, vas er hat gelebt, varum das<br />

jarn fun dem kind iz shon geven oys gegangen, nor veyl der besh hat geshvoren,<br />

hat di neshome gemuzt tsu rik geyn. hat der besh gemuzt im oys betn lebn un<br />

parnose un kinder.<br />

J 87 Die reuige Sünderin<br />

es iz geven eyn ishe agune zi hat gehalten eyn urende arum mezibozsh. hat der<br />

besh gezehn vi zi hat menaef geven mit eyn erl un zi hat gehat tsvey bruder. zenen<br />

zey gevar gevorn fun zeyer shvesterish mayse. haben zey moyre gehat tomer vet<br />

zi aroys geyn fun dem klal yisroel. haben zey gehalten tsvishen zikh eyn eytse az<br />

eyner fun zey zol zi far beten tsu zikh in zeyn dorf areyn un der anderer zol oykh<br />

kumen denst mal ahin un velen ir amayse an ton un velen zi mevaer zeyn fun der<br />

velt, kedey zi zoln nit haben kharpe un bushe fun ir. di zelkhige nakht iz der besh<br />

gezesen un tsvey likht haben gebrent far im vi zeyn seyder iz geven, tomed az<br />

tsvey likht flegen far im tomed brenen. mit amal hat zikh zeyn likht farloshen. hat<br />

er genumen di likht un hat angetsunden fun der andere likht. hat zikh vider di<br />

andere likht farloshen. mit amal hert er akol. „rotseakh, vi kumstu tsu tsvey<br />

likht?“ hat er zikh der mant un hat areyn gekukt un der[zen] di tsvey bruder velen<br />

zeyer shvester ton. hat er gekhapt eyn ferd un iz aleyn gelofen ahin in dorf areyn<br />

un hat nokh far khapt, zey haben ir nokh nisht getan. un di ishe iz gevorn dernakh<br />

agroyse bales-tshuve vas nit tsu beshreyben.<br />

93 Ziemlich häufig kommt im Lexem /gut/ der Graphem yud statt vow vor. Wahrscheinlich sollte<br />

auf diese Weise die offene Aussprache angedeutet werden.<br />

72


J 119 Ein Hausdämon<br />

az der bal shem iz gevezn in nemirov, iz dortn gevezn eyn shtub nit areyne. hat<br />

men gebeten dem bal shem, er zol geyn ahin: iz der moykhiekh oykh gegangen<br />

mit im. hat der bal shem gezehn, az dorten iz eyn mazek. hat der moykhiekh<br />

gebeten dem bal shem, az er zol im oykh veyzen. zagt er: „du vest zikh aber der<br />

shreken.“ zagt er: „neyn.“ hat der bal shem gezagt tsum moykhiakh: „makh tsu di<br />

oygen un efn vider, azoy zolstu ton etlikhe mal, vestu im zehn.“ hat der<br />

moykhiakh azoy getan. hat er gezehn vi er shteyt in vinkle mit dem ponem tsu der<br />

vant. un zeyn geshtalt iz gevezn vi afinsterer volken. fregt im der moykhiakh: „far<br />

vas shteyt er mit dem ponem tsu der vant?“ zagt der bal shem: „er shemt zikh far<br />

mir.“ der nakh hat zikh an gehoben der moykhiakhtsu shreken. hat er gezagt tsum<br />

bal shem: „ikh shrek mikh“. zagt der bal shem tsu im: makh tsu di oygen un efn<br />

vider etlikhe mal, vi du hast tsum ersten mal getan, verstu im shon nit zehn. hat<br />

men gebeten dem bal shem, az er zol im aroystreyben, hat der bal [shem nit]<br />

gevolt.<br />

73


Tam-Tam 2 (Transkription aus dem Jiddischen)<br />

Der yidisher<br />

Tam-Tam<br />

A poriodish bletl far yidish-lerners<br />

A publikatsie<br />

fun dem parizer<br />

yidish-tsenter –<br />

medem-bibliotek<br />

Khislev 768 /detsember 2007 Yor 13, numer 2 (62)<br />

Leyen-yon-tev in frankraykh<br />

Ale yor kumt for in frankraykh an impreze mitn nomen Lire en Fete – a yon-tev<br />

fun leyenen. Bemeshekh fun a gantsn sof-vokh, in bibliotekn, bikherkromen un<br />

andere institutsies umetum in land, freyt men zikh mit der literatur un me leyent<br />

for farsheydene literarishe verk oyf frantseyzish un oykh andere shprakhn.<br />

Oyf dem gebit fun yidish zenen hayyor forgekumen tsvey interesante<br />

uternemungen. Dem 19tn oktober hot di shtot-bibliotek in vitel (mizrekh-<br />

frankraykh) organizirt an ondenk-ovnt lekoved dem barimtn yidishn poet<br />

Yitskhok Katzenelson vos iz in 1943-44, nokh der farnikhtung funem varshever<br />

geto, geven in dem internir-lager in vitel. Dortn hot er ongeshribn Dos lid fun<br />

oysgehargetn yidishn folk. Evlin Grumberg, a mitarbeterin inem farlag fun der<br />

medem-bibliotek, vos hot publikirt a tsveyshprakhike oysgabe fun der poeme<br />

(yidish-frantseyzish), hot forgeshtelt dos verk, un dermont dem Mekhabers lebn<br />

un shafn. Anik prim-margulis, a yidish-lererin inem parizer yidish-tsenter, hot<br />

forgeleyent a por lider fun der poeme oyf yidish un in der frantseyzisher<br />

iberzetsung fun Basye Boym. Di forleyenung, vi oykh der tragisher goyrl funem<br />

mekhaber, hobn gemakht a groysn royshem oyf dem nisht-yidishn oylem. In<br />

parizer yidish-tsenter Shabes dem 20stn oktober hot der parizer yidish-tsenter<br />

gehat dos fargenign oyftsunemen Lev Berinski un Mikhoel Felzenbaum, vos<br />

shafn haynt tsu tog oyf yidish un lebn in Yisroel. In zayn literarisher lektsie hot<br />

74


Berinski, a geboyrener in rumenie in 1939, derklert mit sharfkeyt, vi zayn<br />

shteyger iz, zayn tsugang tsu der literatur. Er hot gefirt dem oylem in a nesie<br />

durkh der eyropeisher literatur, dermonendik, tsvishn di mekhaberim vos hobn im<br />

inspirirt, dem frantseyzishn poet Rembo, dem lataynishn poet Ovid, Itsik Manger,<br />

tsu vemen er filt zikh zeyer noent, un oykh a por muziker. Er hot untergeshtrokhn<br />

az di yidishe literatur iz a goles-literatur in velkher dos gefil fun fremdkeyt<br />

farnemt a groysn ort. Di nesie hot zikh geendikt oyf a kreytsveg: vuhin geyt di<br />

yidishe literatur? Loyt Berinskin neytikt zi zikh der iker in a guter, profesioneler<br />

kritik, vos zol zi batrakhtn un dershatsn vi ale andere literaturn. Dervayl hot der<br />

oylem gekent genisn fun a por lider fun Berinskis tsikl luftblumen un Basye Boym<br />

hot forgeleyent ir iberzetsung oyf frantseyzish.<br />

Mikhoel Felzenbaum<br />

Zuntik hot Mikhoel Felzenbaum, a geboyrener in ukrayne in 1951, dertseylt vi er<br />

iz gevorn a yidisher shrayber. Er hot ongehoybn zayn kariere in teater oyf rusish<br />

un ersht shpeter.<br />

A Matone<br />

In dem numer iz di hoypt-teme yidishe Oysyes – zeyer opshtam, zeyer symbolik,<br />

zeyer role in yidishn folklor … derfar vet ir do gefinen a matone: a leyen-tseykhn<br />

mit dem alef-beys un di numerishe vertn fun di Oysyes. Nitst es gezunterheyt!<br />

„Dzheykob dzheykobson“<br />

Vider oyf der bine<br />

Di piese „Dzheykob Dzheykobson“ funem barimtn yidish-hebreishn poet un<br />

dramaturg Arn Tseytlin (1898-1973) hot a groysn derfolg bay di teater-mentshn in<br />

frankraykh. Zint dem vi me hot zi ibergezetst oyf frantseyzish in 1993, iz es shoyn<br />

dos drite mol vi me shtelt es oyf der frantseyzisher bine - vos iz minasta´m mer vi<br />

me hot es geshpilt oyf yidish!<br />

Di piese, vos redt vegn a velt-untergang, shpilt zikh op oyf a transatlantik-shif, in<br />

di tifenishn fun yam un in gan-eydn. Di naye instsenizatsie fun Rokhl Kamelgarn<br />

un Tieri Lashkar iz zeyer a gelungene un heybt aroys glaykhtsaytik dem aktueln<br />

un dem ibertsaytikn kharakter fun der drame, ongeshribn in 1931. Di moderne,<br />

minimalistishe stsenografie past zikh zeyer gut tsu tsu der grotesk funem verk. Di<br />

75


piese vert geshpilt durkh der trupe „Malpes-kompanie“ un biz itst hot men zi<br />

gekent zen in di shtet Ruan un Le-man. Yasher-koyekh!<br />

Rakhel Kamelgarn<br />

D.R.<br />

Vegn di frierdike instsenizatsies hobn mir shoyn geshribn: in Tam-Tam numer 31<br />

(2001), nokh der oyffirung in pariz un in num´ 37 (2002), ven me hot di piese<br />

geshpilt in yidish oyf der londoner bine. Zet undzer vebzaytl:<br />

http://www.yiddishweb.com/tamtam.htm<br />

A brivele in der redaktsie<br />

In dem artikl „Halovin“ (num´ 61) shteyt geshribn: „…in der tsayt ven di teg vern<br />

kirtser… di zun dervaytert zikh bislekhvayz fun der erd…“. Dos iz take emes in di<br />

do´remdike lender fun der erd, ober nisht in eyrope oder in tsofn-amerike, vu es iz<br />

punkt farkert, nisht vi undz ken zikh dakhtn oyfn ershtn blik. Undzer planet iz<br />

nenter tsu der zun ven in di do´remdike lender iz zumer, ober dan iz in di<br />

tsofndike lender vinter. Undzer veg arum der zun doyert punkt a yor. Di yor-<br />

traiektorie funem planet iz an elips, nor di zun gefint zikh nit in der mit funem<br />

elips. Dos bild vayzt vu di erd gefint zikh in farsheydene dates oyf ir traiektorie<br />

arum der zun. Der punkt „D“ oyfn bild shtelt for di rotatsie-aks funem planet<br />

arum zikh, vos derfun nemen zikh di teg un di nekht un zeyer alternatsie.<br />

Di sezonen zenen der rezultat fun der bavegung funem planet arum der zun un fun<br />

dem vos der aks fun der erd-rotatsie iz nit perpandikuler tsu ir arbit, nor inklinirt.<br />

Der ershter vintertog in di tsofn-lender un ershter zumertog in di do´rem-lender iz<br />

der tog ven di erd gefint zikh oyf der pozitsie (4). Dos bild lozt undz zen az der<br />

shetekh vos iz baloykhtn oyf tsfon funem ekvator, pozitsie (4), iz klener vi der<br />

baloykhtener in di do´rem-lender. Fun dem vert gedrungen az di teg zenen dan<br />

kirtser in tsofn vi in do´rem. Mir bamerkn do oykh az, loyt zeyer rikhtung, zenen<br />

di shtraln vos faln tsofn funem ekvator mer bala´khsndik vi di, vos kumen on in<br />

do´rem. Vos mer bala´khsndik a shtral iz, alts shvakher iz der teyl vos dergreykht<br />

di erd, un alts kiler iz di temperatur in di dozike erter. Mir kumen azoy arum tsum<br />

oysfir az di durkhshnit-temperatur in punkt (4) iz nideriker in tsofn vi in do´rem.<br />

Derfar ken zikh undz dakhtn az di zun shaynt vintertsayt shvakher.<br />

76


Zeks khadoshim shpeter gefint zikh undzer planet oyfn ort batseykhnt mitn num´<br />

(2). Di teg zenen lenger un varemer in di tsofndike lender vi in di do´remdike.<br />

S´iz zumer in undzer teyl velt. Gitele Milkhberg<br />

Yidishe Oysyes<br />

Yidn hobn tomid genitst di yidishe, dos heyst hebreishe Oysyes – nit nor tsu<br />

shraybn hebreish, nor oykh ale yidishe shprakhn fun di tfutses, vi yidish, yidish-<br />

arabish, yidish-persish…(oykh yideoespagnol vos haynt tsu tog shraybt men es<br />

mit lataynishe oysyes, flegt men a mol shraybn mit yidishe oysyes). In eyrope<br />

hobn yidn zeltn ven gekent di lataynishe shrift, vos iz far zey geven farbundn mit<br />

der kristlekher religie. Zeyer lang zenen di galokhim geven di eyntsike in der<br />

kristlekher velt vos hobn gekent leyenen un shraybn. Derfar flegn yidn onrufn di<br />

lataynishe oysyes „galkhes“ (fun „galekh“).<br />

Nor fun vanen kumen di yidishe oysyes? S´iz a lange geshikhte. Di 22 oysyes vos<br />

mir kenen haynt iz nit der ershter alef-beys vos yidn hobn genitst. S´iz do<br />

farsheydene hipotezes vos shayekh dem opshtam fun yidishn alef-beys – me hot a<br />

mol getrakht az er kumt fun di Mi´tsrishe hieroglifn oder fun der Bo´vlisher<br />

fleklshrift. Haynt meynen di forsher az der hebreisher alef-beys iz gor noent tsu<br />

dem fenikishn un az beyde hobn dem zelbikn opshtam – an altn semitishn alfabet<br />

(fun der tsayt fun 2tn yortoyznt far kristlekher tsayt-rekhenung).<br />

Fun yenem altn alef-beys hobn zikh oyfgehit gor vintsik oyfshriftn. Mir veysn<br />

ober az dos shraybn fun rekhts tsu links iz gevorn sistematish in 12tn yorhundert<br />

far kristlekher tsayt-rekhenung. Di nemen fun di oysyes hobn gehat a batayt oyf<br />

hebreish oder andere semitishe shprakhn (Ayen meynt oyg, beys – a hoyz, zayen<br />

– gever). Zeyere formes zenen demolt take geven enlekh tsu di dozike obiektn.<br />

Nor in der tsayt fun goles-bovl (in 6tn yorhundert far kristlekher tsayt-rekhenung )<br />

hobn yidn gebitn zeyer alef-beys. Oyfn ort fun di alte hebreishe oysyes hobn zey<br />

ongenumen di „asirishe shrift“ („Ksav-ashuri“), vos fun zey, nokh a langer<br />

evolutsie, shtamen undzere hayntike kvadral-oysyes. In der e´mesn hobn di asirer<br />

ibergenumen zeyer shrift fun an ander semitish folk, di aramer. Der semitisher<br />

alef-beys hot zikh farshpreyt iber a sakh lender. Di Grikhn hobn in 8tn yorhundert<br />

far kristlekher tsayt-rekhenung ibergenumen di fenikishe shrift: derfar zenen di<br />

nemen fun oysyes un oykh zeyer seyder zeyer enlekh (alef - alfa, beys - beta, giml<br />

- gama, daled – delta...). Funem grikhishn alfabet shtamt der lataynisher un der<br />

77


kirilisher alfabet, fun dem ara´mishn shtamt nit nor der hebreisher, nor oykh der<br />

arabisher alfabet un nokh a por andere.<br />

Hebreish iz a semitishe shprakh un ale ire oysyes zaynen konsonantn. Zeyer lang<br />

hot men nit genitst keyn simonim far vokaln, nor der tsayt ven hebreish iz nit mer<br />

geven keyn geredte shprakh iz gevorn a sakone az men vet nit mer kenen leyenen<br />

di toyre. Hot men in 8tn yorhundert nakh kristlekher tsayt-rekhenung tsugetrakht a<br />

vokalizatsie-sistem – kleyne tseykhns vos men ruft zey nekudes („pintelekh“ oyf<br />

hebreish).<br />

Ven yidn in di germanishe lender hobn ongehoybn (arum yor 1000 nakh<br />

kristlekher tsayt-rekhenung) tsu redn di lokale shprakh, hobn zey es natirlekh<br />

geshribn in zeyere bakante oysyes. Zey hobn ober gemuzt tsupasn dem semitishn<br />

alef-beys tsu a germanisher shprakh. In an eyropeisher shprakh vi daytsh muz<br />

men hobn stabile vokaln. Hot men bashtimt az a por fun di konsonantn – vi „A“<br />

un „E“ – zoln vern vokaln.<br />

In mitlelter hobn zikh, akhu´ts di kvadrat-oysyes, antviklt farsheydene sortn<br />

kursiv, nor dos iz shoyn an ander geshikhte…<br />

Mark Varshavski<br />

A zayt far onheyber<br />

Mark Varshavski (1848? - 1907) iz geboyrn gevorn in Odessa in a farmeglekher<br />

mishpokhe. Er hot zikh gelernt in a rusisher gimnazie in Zshitomir, shtudirt<br />

yurisprudents in Kiever universitet un gevorn an advokat. Shraybn lider iz geven<br />

far im bloyz a farvaylung. Er hot geshribn i di verter i di muzik un flegt gebn<br />

kontsertn far zayne fraynd. Zayne lider zaynen gevorn zeyer bakant. Ven Sholem-<br />

Aleykhem hot zey gehert zaynen zey im azoy gefeln az er hot geholfn zey<br />

aroystsugebn in 1901 un hot ongeshribn an entuziastishn araynfir. Tsvishn<br />

Varshavskis bakantste lider zaynen „80 er un 70 zi“, „Dem milners trern“, „Di<br />

mizinke oysgegebn“ un „Der bekher“, vos men zingt zey nokh a sakh haynt tsu<br />

tog.<br />

Oyfn pripetshik<br />

Fun Mark Varshavski<br />

Oyfn pripetshik brent a fayerl<br />

78


un in shtub iz heys.<br />

Un der rebe lernt kleyne kinderlekh<br />

dem alef-beys.<br />

Refreyn:<br />

Zet zhshe, kinderlekh, gedenkt zishe tayere,<br />

vos ir lernt do,<br />

zogt zishe nokh a mol un take nokh a mol:<br />

komets-alef : „O“!<br />

Lernt, kinder, mit groys kheyshek,<br />

azoy zog ikh oykh on,<br />

ver s´vet gikher fun oykh kenen ivre,<br />

der bakumt a fon.<br />

Az ir vet, kinder, elter vern,<br />

vet ir aleyn farshteyn,<br />

vifl in di oysyes lign trern,<br />

un vi fil geveyn.<br />

Az ir vet, kinder, dem goles shlepn,<br />

oysgemutshet zayn,<br />

zolt ir fun di oysyes koyekh shepn,<br />

kukt in zey arayn!<br />

Lernt, kinderlekh…<br />

„Oyfn pripetshik“ iz efsher dos populerste fun ale yidishe lider. Men hert es oyf<br />

ale kontsertn, men gefint es oyf ale rokordirungen un di melodie vert oft mol<br />

genitst in filmen, iedes mol vos men vil sugerirn di traditsionele yidishe velt. Dos<br />

lid iz ober nisht keyn emes folkslid. Es iz geshribn gevorn sof 19tn yorhundert un<br />

der oytor iz geven a moderner yid fun der kiever inteligentsie, an advokat loytn<br />

fakh, mitn nomen Mark Varshavski (zet z´ 4).<br />

In Kheyder<br />

Dos lid git undz a bild fun a traditsioneler yidisher shul – dem kheyder. Di kinder<br />

zitsn lebn dem oyvn in a kleyn shtibele (dos vort „kheyder“ meynt take „tsimer“)<br />

baym rebn in der heym. Di yingelekh zaynen fir oder finf yor alt ven zey heybn<br />

on tsu geyn in kheyder. Tsu ersht darfn zey zikh oyslernen „ivre“, dos heyst, vi<br />

azoy tsu leyenen di oysyes un di nekudes, kede´y tsu kenen leyenen di toyre un di<br />

79


tfiles. Der rabi vayzt di oysyes un zogt: komets-alef = [o], komets-beys ( ) = [bo],<br />

komets-giml ( ) = [go]… pasekh-alef = [a], pasekh-beys ( ) = [ba], un azoy mit ale<br />

oysyes un mit ale nekudes. Di kinder zogn nokh oyf a kol un mit a nign, a sakh a<br />

sakh mol biz zey kenen dos oyf oysnveynik.<br />

Trern un treyst<br />

Di trern un der koyekh vos dos lid dermont meynen di fil farfolgungen fun der<br />

yidisher geshikhte un di hofenung un treyst vos a yid ken gefinen in di heylike<br />

bikher. Fun vanen kumt di libshaft tsum alef-beys vos me zet in dem lid? Ershtns,<br />

derfar vos ot di oysyes vern genitst bloyz durkh yidn. Un tsveytns, loyt der<br />

traditsie iz di hekhste vert bay yidn tsu lernen toyre – vos iz farshribn mit di<br />

dozike oysyes. Azoy arum simbolizirn zey di yidishe identitet.<br />

Dos dozike lid, vos zayn teme iz oysyes, hot undz tsugeshikt a Talmide fun di<br />

yidish-kursn inem parizer yidish-tsenter.<br />

An os<br />

Tsulib vos un far vos?<br />

Nisht keyn kind, un nokh shpilst in a shpil?<br />

On eyn eyntsikn os<br />

iz dayn diber gants hilfloz un shtil.<br />

On eyn eyntsikn os<br />

konstu zogn bloyz „vey´z mir“ un „akh“.<br />

On eyn eyntsikn os<br />

shtik un goysest dayn shprakh.<br />

On eyn eyntsikn klang –<br />

vi a glok on a freydikn klung –<br />

iz dayn vort gor nit lang.<br />

Shtark farshtayft iz dayn tsung.<br />

On eyn eyntsikn klang –<br />

vi a trop on a vikhtikn ton –<br />

on eyn eyntsikn klang<br />

80


iz dayn kol monoton-monoton…<br />

Nor vi bald s´hot farkhapt dos dayn kul,<br />

geyt´s shoyn glatik:<br />

dayn os fun dir vaykht<br />

un du loyfst un du zingst mit a mol,<br />

un du filst: dos iz laykht!<br />

Forverts<br />

Artiklen dershinen in der niu-yorker tsaytung Forverts in oktober un november<br />

2007<br />

Yidisher avangard<br />

Fun Mikhal Krutikov<br />

Der yidisher avangard fun di 1920er yorn blaybt a populere teme tsvishn di<br />

forsher fun yidisher kultur. Dos iz geven a moment in der yidisher kultur-<br />

geshikhte, den yidish hot zikh aroysgerisn fun di dalet-ames fun der shtetlteme un<br />

zikh opgegebn mit groyse „velt-problemen“. Der eksperimentaler gayst, politisher<br />

radikalizm, dos zukhn naye formen in literatur un kunst gefint a shtarkn opruf bay<br />

hayntike forsher, bifra bay di yunge. Ober nit gekukt oyf ale forsherishe<br />

dergreykhungen, hobn mir biz letstns nit farmogt keyn gute antologie fun tekstn<br />

fun der yidisher avangard-tkufe.<br />

Der doziker bloyz iz letstns oysgefilt gevorn durkh an oysgetseykhnter oysgabe<br />

„Varshever yidish-avangard“, vos iz aroys in Gdansk unter der redaktsie fun der<br />

yunger poylisher forsherin Karolina Shimaniak. Dos dozike bukh, sheyn<br />

aroysgegebn un raykh ilustrirt, vet b´li-sofek oyflebn dem interes tsu yidisher<br />

kultur in Poyln un in andere lender. A groyse mayle funem bukh iz di<br />

tsveyshprakhikeyt. Ale originele tekstn vern gedrukt oyf poylish un oyf yidish,<br />

vos makht di antologie zeyer nitslekh afile far di, vos kenen nit leyenen poylish<br />

(khotsh es iz take zeyer keda´y zikh oystsulernen genug poylish, kede´y tsu kenen<br />

iberleyenen di hagdome fun der redaktorin).<br />

Vi es iz klor funem titl, farnemt varshe dos tsentrale ort inem bukh. Di „hoypt-<br />

heldn“ fun der antologie zaynen Uri-tsvi Grinberg un Perets Markish. Ale tekstn<br />

81


vern tematish grupirt […]. Dertsu zaynen tsugegebn kolirte platn mit hiles un<br />

ilustratsies fun di ekspresionistishe publikatsies oyf yidish fun di 1920er yorn.<br />

Der oysklayb fun di literarishe manifestn un proklamatsies farn opteyl<br />

„revolutsie“ shpiglt op di kontseptsie fun der redaktorin tsu antplekn di<br />

farsheydnartike yidishe un estetishe vortslen fun der bavegung. Di revolutsie un di<br />

pogromen, der brokh fun der traditsioneler yidishkeyt un di banayung fun der<br />

religiezer metaforik. Di sharfe kritik fun kristntum un a nayer kuk oyf Yeyshu-<br />

hano´ytsri vi a yid – ot di ale temes un motivn shpiglen op dem sti´resdikn mehu´s<br />

fun dem yidishn avangard. Yede shtim in der antologie drikt oys a gevise pozitsie,<br />

vos bakumt an opklang in andere tekstn. […] Di teorie un praktik funem yidishn<br />

avangard zaynen nokh vayt nit oysgeforsht. Es blaybt nokh tsu farshteyn beser di<br />

dinamik fun der bavegung, ir geografie un khronologie, di batsyungen tsvishn<br />

farsheydene tsvaygn fun literatur un kunst, un di hashpoes mitsa´d andere kulturn<br />

un shprakhn, azelkhe vi rusish, poylish, hebreish un daytsh, oyf dem yidishn<br />

avangard. Aza min arbet neytikt zikh in a kolektivn proyekt, vos zol fareynikn<br />

literatur-forsher, historiker, lingvistn, kunstforsher. Dos kon mekuyem vern nor<br />

oyf dem internatsionaln nivo, un der nayer dor poylishe forsher darf derbay shpiln<br />

a vikhtike role.<br />

Di „hant-in-haht fundatsie“<br />

halt an oyg oyf dray shuln in<br />

Yisroel, vu beerekh 750 yidishe<br />

un arabishe kinder lernen zikh<br />

hebreish un arabish in eynem.<br />

Oyfn bild: talmidim funem ershtn klas in eyner fun di<br />

shuln, in Yerusholaim.<br />

Ukrainishe regirung vet fayern 150 yor Sholem-Aleykhem<br />

Der ukrainisker vitse-premier, Dmitri Tabatshnik, vet zayn der forzitser fun a<br />

regirung-komitet bashtimt tsutsugreytn farsheydene programen un aktivitetn in<br />

2009, lekoved di 150 yor zint Sholem-Aleykhem iz geboyrn gevorn in Ukraine.<br />

Spetsiel vil men durkhfirn di programen in di shtet Kiev, Simferopl, Zhitomir un<br />

Pereyeslev (zayn geboyrn-shtetl). Dos kultur-ministerium un der Melukhe-arkhiv<br />

82


vern farbetn tsunoyftsushteln a foto-oysshtelung in 2008 vegn dem lebn un shafn<br />

funem klasishn yidishn shrayber. Di regirung vet oykh aroysgebn a matbeye un<br />

post-marke mit Sholem-Aleykhem bild. In etlekhe shtet vet men in gikhn anonsirn<br />

a konkurs far di beste proyektn fun statues lekoved dem shrayber.<br />

Di gezamlte verk fun Sholem-Aleykhem vet men aroysgebn oyf ukrainish, un dos<br />

kultur-ministerium vet oykh shtitsn dos aroyslozn bikher vegn im un organizirn<br />

konferentsn un bikher-yaridn oyf der teme Sholem-Aleykhem. Di programen veln<br />

zayn getsilt say far yingere talmidim, say far universitet-studentn. […] Dos<br />

oysland-ministerium vil oykh aynshteln kontaktn mit Yisroel vegn der vikhtiker<br />

date, kede´y durkhtsufirn beshu´tfesdike proyektn lekoved dem groysn yidishn<br />

shrayber.<br />

Beser kurts vi lang<br />

Vi bald mir redn vegn oysyes, iz keda´y tsu dermonen<br />

az in yidish, vi in ale shprakhn, nitst men oft mol<br />

kirtsungen, vos me ruft zey on roshe-teyves. Ir gefint<br />

do an oysklayb fun di oftste kirtsungen.<br />

A mol lozt men bloyz dem onheyb funem vort mit an apostrof:<br />

a zeyger<br />

zayt<br />

her<br />

fraynd<br />

khaver<br />

reb<br />

froy<br />

A mol shraybt men etlekhe oysyes ibergehakte mit tsvay apostrofn:<br />

dokter<br />

un andere<br />

un azoy vater<br />

un dos glaykhn<br />

83


dos heyst<br />

farglaykh<br />

yorhundert<br />

nokh kristlekher tsayt-rekhenung<br />

far kristlekher tsayt-rekhenung<br />

Toyre, Neviim, Ksuvim<br />

A por geografishe nemen<br />

Niu-York<br />

Buenos-Ayres<br />

Fareynikte Shtatn<br />

Ratn-Farband<br />

Tel-Aviv<br />

(Suf fun zayt 1)<br />

Genumen shraybn pieses un romanen oyf yidish. Er iz oykh der redaktor fun der<br />

literarisher tsaytshrift in Yisroel Naye vegn. Dernokh hot men gezen an<br />

instsenizirung fun Felzenbaums a poetishn tekst, Benkshaft, geshpilt durkh dray<br />

yunge mentshn, Mashe Fogel, Hershl Grant un Loran Domal. Zey hobn geshafn a<br />

prekhtike interpretatsie mit aza khush fun ritem un klangen az der eulm hot nisht<br />

mer gefilt keyn grenets tsvishn poezie un muzik. Iz men gring ibergeshprungen<br />

fun leyenen tsum zingen mit Felzenbaums an improvizirtn retsital. A gor pasiker<br />

sof far aza yum-tuv!<br />

Der yidisher<br />

Tam-Tam<br />

A periodish bletl far yidish-lerners<br />

Der yidisher Tam-Tam iz a publikatsie<br />

fun dem parizer yidish-tsenter –<br />

Medem-bibliotek<br />

In dem numer hobn mitgearbet<br />

Itskhak, Mari, Natalia,<br />

84


Evlin, Rubi, Shrun.<br />

Yidisher TamTam<br />

Maison de la culture yiddish<br />

Bibliothèque Medem<br />

18 passage Saint-Pierre Amelot<br />

75011 Paris<br />

Tél.: 01 47 00 14 00<br />

Fax : 01 47 00 14 47<br />

tamtam@yiddishweb.com<br />

me ken oykh leyenen dem yidishn Tam-Tam<br />

oyfn internets: www.yiddishweb.com<br />

85


Primärliteratur<br />

Bibliographie<br />

Grözinger, K.E. (1997): Die Geschichten vom Ba´al Schem Tov. Wiesbaden:<br />

Harrassowitz Verlag.<br />

Tam-Tam 1 (2007).<br />

Tam-Tam 2 (2007).<br />

Tam-Tam 3 (2007).<br />

Tam-Tam 4 (2007).<br />

Tam-Tam 5 (2007).<br />

Sekundärliteratur<br />

Balická, I. (2009): Analyse des Jiddischen in der Zeitschrift Tam-Tam aus<br />

komparativer Perspektive zum Gegenwartsdeutsch.<br />

Bihari, J. (1969): Zur Erforschung des slawischen Bestandteiles des Jiddischen.<br />

In: Acta Linguistica Academiae Scientiarum Hungaricae, Tomus 19.<br />

Buber, Martin (1949): Die Erzählungen der Chassidim. Zürich: Manesse-<br />

Verlag.<br />

Eggers, E. (1994): Sprachwandel und Sprachmischung im Jiddischen. Habilitation<br />

an der Georg-August-Universität. Wolfenbüttel.<br />

Encyclopædia Britannica, Inc.(2007): New American Edition of the Encyclopædia<br />

Britannica. Chicago: Encyclopædia Britannica, Inc.<br />

86


Eisenberg, P. (1995): Die Grammatik. Mannheim: Dudenverlag.<br />

Fritz Thyssen Stiftung: Die Geschichten vom Ba´al Schem Tov, Schivche Ha-<br />

Bescht, hebräischer und jiddischer Text, herausgegeben, übersetzt und<br />

kommentiert sammt einer ausführlichen Einleitung, 2. Bde., 960 S. (Jüdische<br />

Kultur Bd. II), Wiesbaden: Harrasowitz Verlag.<br />

Geller, E. (1999): Hidden Slavic structure in modern Yiddish. In: Jiddische<br />

Philologie. Tübingen: Niemeyer Verlag, 65-89.<br />

Graetz, Heinrich (1998): Die Geschichte der Juden. Darmstadt:<br />

Wissenschaftliche Buchgesellschaft.<br />

Helbig, G. (2001): Deutsche Grammatik. Berlin.<br />

Katz, D. (1987): Grammar of the Yiddish Language. London.<br />

Lötzsch, R. (1974): Slawische Elemente in der grammatischen Struktur des<br />

Jiddischen. In: Zeitschrift für Slawistik 14, 447-459.<br />

Lötzsch, R. (1992): Jiddisches Wörterbuch. Mannheim: Dudenverlag.<br />

Simon, B. (1993): Jiddische Sprachgeschichte. Frankfurt am Mein.<br />

Timm, E. (1986): Das jiddische als Kontrastsprache bei der Erforschung des<br />

Frühneuhochdeutschen. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik 14, 1-22.<br />

Weinberg, W. (1981): Die Bezeichnung Jüdischdeutsch. In: Zeitschrift für<br />

deutsche Philologie. 100.Band, 157-199.<br />

Weissberg, J. D. (1991): Der Aspekt in abgeleiteten jiddischen Verben. In:<br />

Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 2, 175-195.<br />

Wolf, S. A. (1991): Jiddisches Wörterbuch. Hamburg: Helmut Buske Verlag.<br />

87


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