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35523_KOA%2012.033_17_001%20anonymisiert
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Bundespräsidenten. In diesem Zusammenhang wird diesmal ca. in Minute 89‘:19“ der<br />
Beschwerdeführer mit einer seiner früheren Aussagen konfrontiert: „Ich hab auch bei Ihnen<br />
nochmal ins Archiv geschaut und es ist auch schon eine Weile her … da haben Sie sich ein<br />
neues Modell zur Entlohnung von Politikern einfallen lassen, ausdrücklich auch den<br />
Bundespräsidenten mitgemeint, und da haben Sie gesagt, es sollte nur noch die Hälfte des<br />
Gehalts ausgezahlt werden und die andere Hälfte ein bisschen so wie bei Bankern als<br />
Bonus. Bleiben Sie dabei, oder ziehen Sie das lieber wieder zurück?“ Die Diskussion in<br />
diesem Zusammenhang verläuft sachlich. Anschließend kommt die Sprache auf die weiteren<br />
Vorteile eines Präsidenten, wie Wohnung, Dienstwagen und Sommersitz.<br />
Ungefähr in Minute 92‘00“ bringt die Moderatorin die Rolle des Bundespräsidenten als<br />
moralische Instanz zur Sprache und richtet an beide Kandidaten die Frage, ob sie<br />
ausschließen können, sich in der Vergangenheit auch einmal inkorrekt (zu wenig für die<br />
Sonntagszeitung bezahlt, Schwarzarbeiter beschäftigt und dgl.) verhalten zu haben.<br />
In Minute 93‘55“ startet die Moderatorin zum Abschluss der Sendung eine Fragenrunde, die<br />
beide Kandidaten jeweils nur mit Ja oder Nein beantworten sollen. Es kommt im weiteren<br />
Verlauf zu keinen erwähnenswerten verbalen Auseinandersetzungen.<br />
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Moderatorin mehrfach und im gleichen Ausmaß<br />
pointierte, kritische, bisweilen auch provokative Fragen sowohl an Dr. Alexander Van der<br />
Bellen als auch an den Beschwerdeführer richtet. Dr. Alexander Van der Bellen wird im<br />
Rahmen der Sendung zwei Mal mit früheren Aussagen konfrontiert. Abgesehen von der hier<br />
gegenständlichen Frage zu den Ereignissen am Tempelberg im Juli 2014, wird der<br />
Beschwerdeführer ebenfalls noch ein weiteres Mal mit einer seiner früheren Aussagen<br />
konfrontiert, die der Beschwerdegegner im Archiv gefunden hat.<br />
Festzustellen ist zusammengefasst weiters, dass der Beschwerdeführer – im Vergleich zu<br />
Dr. Alexander van der Bellen – während der Sendung, insbesondere in den ersten 60<br />
Minuten, stärker in eine „Konfrontationssituation“ mit der Moderatorin gerät. Dies wird etwa<br />
dadurch deutlich, dass er vereinzelt „belehrend“ antwortet (z.B. „wenn Sie mich ausreden<br />
lassen, dann erkläre ich es Ihnen“) oder die Moderatorin fragt, ob sie etwas verstanden<br />
hätte. Demgegenüber weist Dr. Alexander Van der Bellen bei der Beantwortung der an ihn<br />
gerichteten Fragen immer wieder auf Unterschiede in den Auffassungen im Vergleich zum<br />
Beschwerdeführer hin und richtet sich dabei eher an diesen.<br />
2.4.3. Twitter-Meldung zum Vorfall am 30.07.2014 in der Jerusalemer Altstadt<br />
Während der beschwerdegegenständlichen Sendung war Chefredakteur D im Regieraum<br />
und verfolgte dort die Diskussion. Es bestand zwischen ihm und der Moderatorin eine<br />
Funkverbindung im Wege eines Ohrknopfs („Horcherl“), die dazu diente, der Moderatorin<br />
kurze Informationen, etwa im Hinblick auf die verbleibende Sendezeit für ein Themenfeld zu<br />
geben.<br />
Um ca. 21:45 Uhr erhielt der Chefredakteur von Martin Biedermann, dem<br />
Kommunikationschef des Beschwerdegegners, den Hinweis, dass Erich Nuler, Redakteur<br />
der Tageszeitung „Heute“, einen Twitter-Eintrag gepostet habe, der Informationen enthalte,<br />
wonach es nach einem Artikel in der „Jerusalem Post“ am 30.07.2014 einen Vorfall im<br />
Bereich des Tempelbergs bzw. der Klagemauer mit Polizei und Schüssen gegeben habe.<br />
Unmittelbar darauf wurde C vom Chefredakteur ersucht, den in dieser Twitter-Meldung<br />
enthaltenen Informationen nachzugehen, um gegebenenfalls eine entsprechende<br />
Klarstellung und Nachberichterstattung hierzu in der Sendung ZIB 2 vornehmen zu können.<br />
Eine Erörterung oder Weitergabe dieser Information an die Moderatorin während der<br />
laufenden Sendung wurde vom Chefredakteur als untunlich erachtet, da aus seiner Sicht<br />
keine Möglichkeit besteht, einen komplexen Sachverhalt derart zu kommunizieren, dass die<br />
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