Martin R. Textor Bildung im Kindergarten - von Ingeborg Becker ...

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11.12.2012 Aufrufe

5. Wenn möglich und sinnvoll, sollten Erzieher/innen die Pläne dokumentieren lassen, beispielsweise durch Zeichnungen, oder die Ideen der Kinder aufschreiben. 6. Bei längerfristigen Aktionen wie z.B. Projekten lassen die Fachkräfte die Kinder von Zeit zu Zeit ihre Pläne mit dem vergleichen, was sie gerade tun. Sie ermutigen sie gegebenenfalls, ihre Pläne zu ergänzen. 7. Die Erzieher/innen sollten das kommentieren, was die Kinder gerade machen. Diese werden sich so ihrer Erfahrungen bewusst, denken über sie nach und können sie später besser erinnern. Zugleich wird ihr Wortschatz erweitert, wenn die Fachkräfte neue Begriffe, Adjektive und Adverbien einbringen. 8. Die Erzieher/innen können sich diktieren lassen, was Kinder beobachten, bei Experimenten herausfinden oder zu bestimmten Themen zu sagen haben. Das zeigt ihnen, dass ihre Gedanken wichtig genommen werden und es wert sind, festgehalten zu werden. 9. Nach Abschluss der Aktivität, des Projekts, des Fests usw. sollten die Kinder ihren Plan evaluieren. Dokumentationen wie Fotos, Videos, Zeichnungen, Bilder, Bastelarbeiten oder die Notizen der Fachkraft erleichtern es ihnen, Absichten und Handlungen, Ziele und Ergebnisse miteinander zu vergleichen. 10. Erzieher/innen sollten an jedem Tag einen Zeitraum vorsehen, in dem die Kinder in Kleingruppen darüber nachdenken, was sie zuvor warum und wie getan haben. Sie sollten sie immer wieder fragen: „Und was habt ihr nun gelernt?“ Insbesondere die beiden letztgenannten Strategien bewirken, dass die Kinder über das Lernen, das Denken und den Wissenserwerb nachdenken. Sie erinnern nicht einfach die jeweiligen Aktivitäten, sondern sie analysieren sie. Auf der einen Seite wird ihnen bewusst, was sie gelernt haben – und dass ist oft etwas anderes, als sie geglaubt haben, gelernt zu haben (z.B. wenn sich Kleinkinder mit der Uhr befasst haben, antworten sie auf eine entsprechende Frage oft, dass sie nun eine Uhr malen oder ablesen können. Erst 78

aufgrund von Nachfragen erkennen sie, dass sie auch einen Begriff bzw. ein Verständnis von „Zeit“ gewonnen haben). Die Kinder erinnern sich, reflektieren das Gelernte und speichern es besser im Gedächtnis ab. Auf diese Weise wird der Lernerfolg gesichert, kann das Gelernte später leichter auf neue Situationen übertragen bzw. generalisiert werden. Auf der anderen Seite wird den Kleinkindern durch die vorgenannte Frage („Was habt ihr nun gelernt?“) der Prozess des Lernens bewusst gemacht. Es wird mit ihnen z.B. über ihre Gedanken, falsche Vorannahmen und den Weg gesprochen, wie sie zu der „richtigen“ Erkenntnis gekommen sind (z.B. durch genaues Beobachten, Experimentieren, Gespräche mit Experten). So wird ihnen deutlich, wie man denkt bzw. lernt und auf welche Strategien man dabei zurückgreifen kann. Ferner setzen die Kinder in dieser Reflexionsphase „nach und nach das, was sie tatsächlich getan haben, in Beziehung mit dem, was sie ursprünglich geplant hatten. Sie entwickeln langsam ein Zweckbewusstsein, wenn sie erkennen, dass das Planen vor dem Tun ihnen die Kontrolle über ihr Handeln während der ganzen Sequenz des Planens, Arbeitens und Erinnerns gibt“ (Shouse 2000, S. 163). Epstein (2003) ergänzt: „Wenn man Kinder zum Planen und Reflektieren bewegt, macht man sie zu mehr als rein Handelnde, die vorgeschriebene Rollen erfüllen. Dies verwandelt sie in Künstler und Wissenschaftler, die Dinge geschehen lassen und Sinnvolles für sich und andere schaffen“ (S. 36). Sie lernen, die Initiative zu ergreifen, ihre eigenen Interessen zu verfolgen, Probleme zu lösen und Konflikte zu bewältigen. Auch verbessern die Kinder ihre Fähigkeiten, etwas vorherzusagen, zu analysieren und zu evaluieren – Kompetenzen, die dem mathematischen und wissenschaftlichen Denken zugrunde liegen. Schließlich entwickeln sie die Haltung, dass sie ihre (soziale) Umwelt beeinflussen und verändern können, aber auch, dass sie für sich und andere verantwortlich sind. 79

aufgrund <strong>von</strong> Nachfragen erkennen sie, dass sie auch einen Begriff<br />

bzw. ein Verständnis <strong>von</strong> „Zeit“ gewonnen haben). Die Kinder<br />

erinnern sich, reflektieren das Gelernte und speichern es<br />

besser <strong>im</strong> Gedächtnis ab. Auf diese Weise wird der Lernerfolg gesichert,<br />

kann das Gelernte später leichter auf neue Situationen übertragen<br />

bzw. generalisiert werden.<br />

Auf der anderen Seite wird den Kleinkindern durch die vorgenannte<br />

Frage („Was habt ihr nun gelernt?“) der Prozess des Lernens<br />

bewusst gemacht. Es wird mit ihnen z.B. über ihre Gedanken,<br />

falsche Vorannahmen und den Weg gesprochen, wie sie zu der<br />

„richtigen“ Erkenntnis gekommen sind (z.B. durch genaues Beobachten,<br />

Exper<strong>im</strong>entieren, Gespräche mit Experten). So wird<br />

ihnen deutlich, wie man denkt bzw. lernt und auf welche Strategien<br />

man dabei zurückgreifen kann.<br />

Ferner setzen die Kinder in dieser Reflexionsphase „nach und<br />

nach das, was sie tatsächlich getan haben, in Beziehung mit dem,<br />

was sie ursprünglich geplant hatten. Sie entwickeln langsam ein<br />

Zweckbewusstsein, wenn sie erkennen, dass das Planen vor dem<br />

Tun ihnen die Kontrolle über ihr Handeln während der ganzen<br />

Sequenz des Planens, Arbeitens und Erinnerns gibt“ (Shouse<br />

2000, S. 163). Epstein (2003) ergänzt: „Wenn man Kinder zum<br />

Planen und Reflektieren bewegt, macht man sie zu mehr als rein<br />

Handelnde, die vorgeschriebene Rollen erfüllen. Dies verwandelt<br />

sie in Künstler und Wissenschaftler, die Dinge geschehen lassen<br />

und Sinnvolles für sich und andere schaffen“ (S. 36). Sie lernen,<br />

die Initiative zu ergreifen, ihre eigenen Interessen zu verfolgen, Probleme zu<br />

lösen und Konflikte zu bewältigen. Auch verbessern die Kinder ihre<br />

Fähigkeiten, etwas vorherzusagen, zu analysieren und zu evaluieren<br />

– Kompetenzen, die dem mathematischen und wissenschaftlichen<br />

Denken zugrunde liegen. Schließlich entwickeln sie die<br />

Haltung, dass sie ihre (soziale) Umwelt beeinflussen und verändern<br />

können, aber auch, dass sie für sich und andere verantwortlich<br />

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