Martin R. Textor Bildung im Kindergarten - von Ingeborg Becker ...
Martin R. Textor Bildung im Kindergarten - von Ingeborg Becker ... Martin R. Textor Bildung im Kindergarten - von Ingeborg Becker ...
gen eine komplexere bzw. verständlichere Darstellung von Gesprächsinhalten aufseiten der Kinder erreichen. Natürlich können Erzieher/innen ebenfalls interessante Gesprächthemen einbringen, insbesondere solche, auf die Kinder nicht von selbst kommen (würden). Und dies ist z.B. auch in Freispiel-Situationen möglich... Deutlich wird, dass eine gute Sprachförderung große kommunikative Kompetenzen bei den Erzieher/innen voraussetzt. Diese müssen beispielsweise ein Sprachvorbild sein, gut zuhören können und möglichst viele Fragetechniken beherrschen. Sie sollten Kinder bei Fehlern nicht unterbrechen und diese eher selten direkt korrigieren, da dies den Gesprächsfluss unterbricht und frustrierend wirkt. Stattdessen sollten sie deren Aussagen in ein „besseres“ Deutsch umformulieren („paraphrasieren“) oder ein falsch ausgedrücktes bzw. verwendetes Wort etwas später korrekt aussprechen bzw. richtig einsetzen. 3.1.2 Erzählen, Vorlesen und Betrachten von Bilderbüchern Eine große Bedeutung hinsichtlich der Sprachförderung kommt dem Erzählen und Vorlesen zu. Diese Angebote können durchaus ein- bis zweimal pro Tag gemacht werden, wobei sie vorzugsweise in Kleingruppen erfolgen sollten, da sich die Kinder dann leichter konzentrieren. Das Erzählen hat gegenüber dem Vorlesen die Vorteile, dass die Fachkräfte besser Augenkontakt zu den Kindern halten, deren Gemütszustand wahrnehmen und dementsprechend Erzählweise und -tempo variieren können. Dann hören die Kinder genauer und konzentrierter zu, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie unruhig werden oder sich ablenken lassen. Durch das Erzählen und Vorlesen lernen die Kinder neue Wörter und Begriffe kennen. Außerdem ist die Schriftsprache reichhaltiger und komplexer als die gesprochene Sprache (z.B. mehr Adjektive, mehr Nebensätze und Einschübe). Gedichte, Reime und Wortspiele (wie „Fischers Fritz fischt...“) fördern zudem phonologische Bewusstheit. Roskos, Christie und Richgels (2003) empfehlen, das 66
Vorlesen und Erzählen mit Aktivitäten der Kinder zu verbinden: „Das laute Lesen hat maximales Lernpotenzial, wenn die Kinder Gelegenheiten haben, aktiv teilzuhaben und zu reagieren (...). Dies verlangt, dass [Erzieher/innen] drei Arten von Hilfestellung oder Unterstützung bieten: (a) Aktivitäten vor dem Lesen, die das Interesse und die Neugier der Kinder hinsichtlich des zu lesenden Buches wecken; (b) Denkanstöße und Fragen während des Vorlesens, die Kinder mit dem gelesenen Text aktiv beschäftigt halten; sowie (c) Fragen und Aktivitäten nach dem Vorlesen, die Kindern die Möglichkeit bieten, die gerade gelesenen Bücher zu diskutieren“ (S. 57). Beispielsweise können Erzieher/innen während des Erzählens innehalten und die Kinder raten lassen, wie die Geschichte wohl weitergehen wird. Oder sie können nach dem Vorlesen z.B. die Kinder fragen, was ihnen am besten gefallen hat oder wie sie sich in einer vergleichbaren Situation verhalten hätten. Besonders viele Sprachanlässe ergeben sich beim Betrachten von Bilderbüchern. Diese Aktivität sollte nur mit einigen wenigen Kindern (abgeschirmt von den anderen) durchgeführt werden, sodass jedes die Bilder von nahe sehen kann. Die Erzieherin liest nicht nur den Text vor und zeigt das jeweilige Bild vor, sondern spricht auch mit den Kindern über das einzelne Bild. Bei ganz kleinen Kindern kann sie z.B. Dinge auf dem Bild benennen lassen, den Begriff erklären oder erweitern („Welche anderen Haustiere kennt ihr?“, „Wozu kann noch ein Feuer verwendet werden?“). Etwas ältere Kinder können bereits Bilder deuten oder Beziehungen zwischen einzelnen Bildern „konstruieren“. Bei sehr guten Bilderbüchern können sie sogar die ganze Geschichte anhand der Bilder selbst erschließen; anstatt vorzulesen stellt die Erzieherin also nur Fragen. Die vielen Details auf den Bildern lassen Kinder oft lange bei einzelnen Bildern verweilen. Hier kann ein Karton mit einem Loch hilfreich sein, der über das Bild bewegt wird. Da immer nur ein kleiner Ausschnitt des Bildes durch das Loch wahrgenommen wird, wird die Aufmerksamkeit auf kleinste Details gelenkt. Die Bilddeutung und die Beschreibung der Details fördern Wortschatz und Sprachbeherrschung; Rückfragen, Erklärungen und Kommentare der Erzieher/innen tragen dazu bei. Zugleich wer- 67
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gen eine komplexere bzw. verständlichere Darstellung <strong>von</strong> Gesprächsinhalten<br />
aufseiten der Kinder erreichen. Natürlich können<br />
Erzieher/innen ebenfalls interessante Gesprächthemen einbringen,<br />
insbesondere solche, auf die Kinder nicht <strong>von</strong> selbst kommen<br />
(würden). Und dies ist z.B. auch in Freispiel-Situationen<br />
möglich...<br />
Deutlich wird, dass eine gute Sprachförderung große kommunikative<br />
Kompetenzen bei den Erzieher/innen voraussetzt. Diese<br />
müssen beispielsweise ein Sprachvorbild sein, gut zuhören können<br />
und möglichst viele Fragetechniken beherrschen. Sie sollten Kinder<br />
bei Fehlern nicht unterbrechen und diese eher selten direkt korrigieren,<br />
da dies den Gesprächsfluss unterbricht und frustrierend<br />
wirkt. Stattdessen sollten sie deren Aussagen in ein „besseres“<br />
Deutsch umformulieren („paraphrasieren“) oder ein falsch ausgedrücktes<br />
bzw. verwendetes Wort etwas später korrekt aussprechen bzw.<br />
richtig einsetzen.<br />
3.1.2 Erzählen, Vorlesen und Betrachten <strong>von</strong> Bilderbüchern<br />
Eine große Bedeutung hinsichtlich der Sprachförderung kommt<br />
dem Erzählen und Vorlesen zu. Diese Angebote können durchaus<br />
ein- bis zwe<strong>im</strong>al pro Tag gemacht werden, wobei sie vorzugsweise<br />
in Kleingruppen erfolgen sollten, da sich die Kinder<br />
dann leichter konzentrieren. Das Erzählen hat gegenüber dem<br />
Vorlesen die Vorteile, dass die Fachkräfte besser Augenkontakt<br />
zu den Kindern halten, deren Gemütszustand wahrnehmen und<br />
dementsprechend Erzählweise und -tempo variieren können.<br />
Dann hören die Kinder genauer und konzentrierter zu, ist die<br />
Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie unruhig werden oder sich<br />
ablenken lassen.<br />
Durch das Erzählen und Vorlesen lernen die Kinder neue Wörter<br />
und Begriffe kennen. Außerdem ist die Schriftsprache reichhaltiger<br />
und komplexer als die gesprochene Sprache (z.B. mehr Adjektive,<br />
mehr Nebensätze und Einschübe). Gedichte, Re<strong>im</strong>e und Wortspiele<br />
(wie „Fischers Fritz fischt...“) fördern zudem phonologische<br />
Bewusstheit. Roskos, Christie und Richgels (2003) empfehlen, das<br />
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