Martin R. Textor Bildung im Kindergarten - von Ingeborg Becker ...
Martin R. Textor Bildung im Kindergarten - von Ingeborg Becker ...
Martin R. Textor Bildung im Kindergarten - von Ingeborg Becker ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
psychologischen Domäne ausgegrenzt wird). So können die Kinder<br />
auf <strong>im</strong>mer mehr Vorwissen zurückgreifen. Die intuitiven<br />
Theorien werden dementsprechend mit zunehmendem Alter<br />
komplexer und entsprechen dann <strong>im</strong>mer mehr der Realität – bzw.<br />
wissenschaftlichen Theorien.<br />
Parallel zur Ausbildung <strong>von</strong> Domänen entwickelt sich das Langzeitgedächtnis.<br />
Vor der <strong>Kindergarten</strong>zeit vergessen Kinder sehr<br />
schnell und erinnern wenig – auch kaum sie selbst betreffende<br />
Lebensereignisse („infantile Amnesie“). Dies ändert sich mit drei<br />
oder vier Jahren. Dann bildet sich auch ein autobiographisches<br />
Gedächtnis heraus und damit die Identität, die auf Vorstellungen<br />
<strong>von</strong> geistiger Kontinuität, der Einzigartigkeit der eigenen Erfahrungen<br />
und <strong>von</strong> Individualität beruht.<br />
Generell behalten <strong>Kindergarten</strong>kinder Informationen besser,<br />
wenn z.B. mehrfach über das jeweilige Thema gesprochen wurde,<br />
wenn Phänomene nach einem ähnlichen Schema ablaufen oder<br />
wenn Ereignisse persönlich relevant bzw. emotional bedeutsam<br />
sind. Allerdings wissen sie erst wenig über das Gedächtnis und<br />
können Gedächtnisprozesse nur sehr begrenzt überwachen und<br />
regulieren. Auch lassen sie sich hinsichtlich ihrer Gedächtnisleistung<br />
noch durch Suggestivfragen verwirren und zeigen wenig<br />
intentionales Memorierverhalten (z.B. wiederholen sie noch nicht<br />
etwas absichtlich, um es besser zu behalten, und machen noch<br />
keine konzentrierten Erinnerungsversuche).<br />
Mit etwa 18 Monaten werden die „Als-ob-Spiele“ entdeckt, bei<br />
denen Kinder etwas vortäuschen und verstehen, dass sich auch<br />
ihre Spielpartner verstellen. So können sie sich an deren Verhalten<br />
anpassen und ihre Rolle übernehmen. Diese Spiele sind bei<br />
Drei- und Vierjährigen bereits sehr vielschichtig und kompliziert;<br />
sie beanspruchen einen großen Teil der Freispiels. Die Kinder<br />
übernehmen <strong>im</strong>mer neue Rollen, gestalten diese weiter aus und<br />
agieren komplexe Szenarien an fantasierten Orten aus. So entwickeln<br />
sie die Fähigkeit, etwas symbolisch zu repräsentieren (z.B.<br />
<strong>im</strong> Spiel einen Bauklotz als „Brot“ einzusetzen), ohne dass Vorstellung<br />
und Realität durcheinander gebracht werden. Sie können<br />
also zwischen einem Objekt (z.B. einer Tasse) und dem mentalen<br />
Bild desselben unterscheiden (z.B. dass sie eine mental repräsentierte<br />
Tasse ohne Anfassen umdrehen können).<br />
55