Martin R. Textor Bildung im Kindergarten - von Ingeborg Becker ...
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und St<strong>im</strong>ulierung als ihre Geschwister, wird mit ihnen während<br />
der ersten Lebensjahre mehr interagiert. Zum anderen profitieren<br />
sie vom „Lernen durch Lehren“: Ihr Wissen und ihre Fähigkeiten<br />
werden gefestigt, wenn sie ihren jüngeren Geschwistern etwas<br />
beibringen. Zugleich werden Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein<br />
gestärkt. Dies fördert ihre Entwicklung so stark, dass sie bei<br />
Tests sogar besser als Einzelkinder abschneiden, obwohl diese die<br />
ungeteilte Zuwendung ihrer Eltern genießen.<br />
Individuelle Unterschiede gibt es schließlich auch zwischen den Geschlechtern.<br />
Mädchen greifen bei verbalen Tätigkeiten eher auf beide Gehirnhälften<br />
zurück. Sie fangen früher mit dem Sprechen an, sind<br />
sprachbegabter und schneiden dementsprechend besser ab bei<br />
verbal ausgerichteten Intelligenztests und bei Untersuchungen<br />
über das Lesen und Schreiben sowie hinsichtlich des assoziativen<br />
Gedächtnisses und der Wahrnehmungsgeschwindigkeit. Jungen<br />
zeigen hingegen bessere Leistungen bei nicht verbalen IQ-Tests,<br />
<strong>im</strong> Rechnen, hinsichtlich des naturwissenschaftlichen und technischen<br />
Verständnisses und bei visuell-räumlichen Analysen (z.B.<br />
räumliches Rotieren, Erkennen verborgener geometrischer Figuren).<br />
Diese Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind jedoch<br />
relativ schwach ausgeprägt. Allerdings variiert bei Jungen<br />
die geistige Leistungsfähigkeit stärker: Einerseits erzielen sie häufiger<br />
Spitzenleistungen, andererseits sind sie öfters lernbehindert.<br />
Ansonsten kann man auch bei diesen Unterschieden zwischen<br />
Jungen und Mädchen da<strong>von</strong> ausgehen, dass sie zum Teil genetisch<br />
bedingt sind und zum Teil durch geschlechtsspezifische Erziehung, Geschlechtsrollenleitbilder,<br />
Vorbilder (z.B. Filmstars oder Sportler)<br />
und Medien hervorgerufen werden. Außerdem scheint das Spielverhalten<br />
<strong>von</strong> Bedeutung zu sein: Beispielsweise beschäftigen sich<br />
Jungen mehr mit Bauklötzen, Fußball-Spielen, Konstruktionsmaterial<br />
und Computerspielen, was die visuell-räumliche Koordination<br />
und das technische Verständnis fördert. Puppen- und Rollenspiele,<br />
die <strong>von</strong> Mädchen bevorzugt werden, wirken sich hingegen<br />
auf die sprachliche und soziale Entwicklung positiv aus.<br />
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