Martin R. Textor Bildung im Kindergarten - von Ingeborg Becker ...
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nungszeiten ausweitet, ohne dass dafür mehr Personal eingestellt<br />
oder die Erzieher/in-Kind-Relation verbessert wird.<br />
Auch die Umsetzung des <strong>Bildung</strong>sauftrags bzw. der <strong>Bildung</strong>spläne<br />
kann auf Kosten der Erzieher/innen – und der Kinder (!) –<br />
gehen:<br />
1. Erzieher/innen müssen nahezu ihre gesamte Arbeitszeit in der<br />
Kindergruppe verbringen. Die knappe Verfügungszeit reicht<br />
schon längst nicht mehr für Teamsitzungen, Elterngespräche,<br />
Büroarbeit und die Vorbereitung <strong>von</strong> Beschäftigungen<br />
aus. So mangelt es schlichtweg an Zeit, um <strong>Bildung</strong>sangebote<br />
zu planen und zu evaluieren, die Entwicklungsfortschritte<br />
einzelner Kinder zu erfassen und zu dokumentieren, sich<br />
neue Kompetenzen wie z.B. den Umgang mit Lernprogrammen<br />
anzueignen usw.<br />
2. Erzieher/innen sind mit vielen zusätzlichen Aufgaben belastet, die<br />
z.B. Lehrer/innen nie übernehmen würden: Sie müssen Jahres-,<br />
Monats- bzw. Wochenpläne entwickeln, da es <strong>im</strong> Gegensatz<br />
zur Schule keine Curricula und Lehrbücher gibt. Sie<br />
haben <strong>Kindergarten</strong>konzeptionen erstellt und schreiben diese<br />
fort. Die gesamte Verwaltungsarbeit muss nebenbei erledigt<br />
werden, ohne Freistellung oder Reduzierung der Stundenzahl<br />
in der Kindergruppe. Die Anforderungen an die Elternarbeit<br />
haben zugenommen; vielfältige Angebote werden<br />
verlangt. Diese und andere Aufgaben kosten Zeit und Energie,<br />
die für bildende Aktivitäten fehlen.<br />
3. Erzieher/innen sind <strong>im</strong> Vergleich zu Fachkräften in anderen<br />
hoch entwickelten Ländern am schlechtesten qualifiziert. Dort<br />
werden Fachkräfte für vorschulische Einrichtungen an Universitäten<br />
oder auf Fachhochschulniveau ausgebildet, haben<br />
sie zumeist den Status <strong>von</strong> Lehrer/innen.<br />
4. Wegen der zurückgehenden Kinderzahl müssen Kindergärten<br />
vermehrt Säuglinge, Ein- bzw. Zweijährige oder Schulkinder<br />
aufnehmen. Dementsprechend gibt es <strong>im</strong>mer mehr<br />
Kindertagesstätten mit einer breiten Altersmischung, also mit<br />
Ein- bis Sechsjährigen oder gar mit Ein- bis Zwölfjährigen in<br />
den Gruppen. Dies dürfte ein pädagogisches Arbeiten sehr<br />
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