Martin R. Textor Bildung im Kindergarten - von Ingeborg Becker ...
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sagen – bisher wenig an der öffentlichen (politischen) Diskussion.<br />
So besteht die Gefahr, dass sie <strong>von</strong> den Entwicklungen „überrollt“<br />
werden und einerseits zu Leidtragenden, andererseits zu<br />
Sündenböcken werden.<br />
Seitdem in Deutschland die Kindertagesstätte als Dienstleistungseinrichtung<br />
betrachtet wird, wird <strong>im</strong> Kita-Bereich nur noch gekürzt.<br />
Ökonomisch gesehen ist nämlich Kunde derjenige, der für die<br />
Dienstleistung bezahlt. Das sind weniger die Eltern, sondern<br />
Land, Kommune und Träger, die z.B. in Bayern weit über 80%<br />
der Kosten aufbringen. Und wie jeder Kunde haben sie Interesse,<br />
viel für wenig Geld zu bekommen. Deshalb wurden vielerorts die<br />
Öffnungszeiten verlängert, Schichtdienste eingeführt, die Ferienzeiten<br />
verkürzt, die Gruppengrößen heraufgesetzt und nur noch<br />
unqualifizierte Zweitkräfte eingestellt. Das ist schließlich billiger...<br />
So besteht m.E. die Gefahr, dass auch die Umsetzung der vorgenannten<br />
Forderungen nach mehr Kinderbetreuungsangeboten für<br />
Unter-Dreijährige und Schulkinder sowie nach längeren Öffnungszeiten<br />
auf Kosten der Erzieher/innen erfolgen wird. Es<br />
besteht die Gefahr, dass noch mehr Schichtdienst eingeführt wird<br />
und dass viele Bundesländer die Versorgungsquote bei Unter-<br />
Dreijährigen durch deren Aufnahme in weit altersgemischte<br />
Gruppen ohne eine angemessene Reduktion der Erzieher/in-<br />
Kind-Relation zu verbessern versuchen werden. Länder und<br />
Kommunen wollen nicht nennenswert mehr Mittel in die Kindertagesbetreuung<br />
investieren – und werden dies vermutlich auch in<br />
Zukunft nicht tun, da durch die zunehmende Alterung der Bevölkerung<br />
der auf ihnen lastende Kostendruck <strong>im</strong>mer größer<br />
wird.<br />
Durch die zurückgehenden Kinderzahlen ist in vielen Regionen<br />
Deutschlands die Verhandlungsposition der Erzieher/innen<br />
geschwächt worden. Direkt nach der Wende nahm die sowieso<br />
schon geringe Geburtenrate in den neuen Bundesländern stark<br />
ab, sodass viele Krippen und Kindergärten geschlossen werden<br />
mussten. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich derzeit in<br />
mehreren alten Bundesländern ab. Der Konkurrenzkampf um<br />
Anmeldungen und damit um den Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes<br />
kann natürlich dadurch gewonnen werden, dass der eigene<br />
<strong>Kindergarten</strong> mehr Unter-Dreijährige aufn<strong>im</strong>mt oder die Öff-<br />
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