Martin R. Textor Bildung im Kindergarten - von Ingeborg Becker ...
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Fassen wir diese Aufträge an Kindertageseinrichtungen zusammen,<br />
so geht es der Wirtschaft und der Politik in erster Linie<br />
darum, dass Kindertageseinrichtungen genügend Plätze für Kinder<br />
ab einigen Wochen nach der Entbindung bis hin zur Einschulung<br />
bereitstellen. Bei unzureichenden Betreuungsangeboten<br />
an Schulen sollen ältere Kinder in der Kindertagesstätte bleiben<br />
können. Die Kinder sind am Tag bis zu zehn Stunden lang zu<br />
betreuen – bei Bedarf auch am Abend oder an den Wochenenden.<br />
Kinderbetreuung wird somit weitgehend als Dienstleistung und der<br />
<strong>Kindergarten</strong> als eine Art Dienstleistungsunternehmen definiert, das den<br />
Bedürfnissen und Erwartungen seiner Kunden Genüge tun soll.<br />
1.2 Der <strong>Kindergarten</strong> als <strong>Bildung</strong>s-<br />
einrichtung<br />
Parallel zu dieser Entwicklung wird seit Ende der 1990er Jahre<br />
die <strong>Bildung</strong>sfunktion <strong>von</strong> Kindergärten thematisiert. Zunächst<br />
beklagten vor allem Wissenschaftler/innen, dass Kleinkinder in<br />
Kindergärten zu wenig „gebildet“ würden. Das Buch <strong>von</strong> Elschenbroich<br />
(2001a) über das, was Siebenjährige an Weltwissen<br />
haben sollten, wurde sogar zu einem Bestseller – und verdeutlichte<br />
der Öffentlichkeit, wie wenig da<strong>von</strong> Kinder <strong>im</strong> <strong>Kindergarten</strong><br />
lernen.<br />
Ferner wurden große Qualitätsunterschiede zwischen einzelnen<br />
Kindertagesstätten ermittelt. Beispielsweise stellte Tietze (1998)<br />
in seiner Studie „Wie gut sind unsere Kindergärten?“, bei der 103<br />
<strong>Kindergarten</strong>gruppen untersucht wurden, Folgendes fest: „Die<br />
globale pädagogische Prozessqualität (KES) liegt <strong>im</strong> Durchschnitt<br />
der <strong>Kindergarten</strong>gruppen <strong>im</strong> Bereich ‚gehobener Mittelmäßigkeit’.<br />
Rund 30% der Gruppen erreichen gute Qualität, zwei Drittel<br />
eine mittlere, 2% genügen auch min<strong>im</strong>alen Standards nicht“<br />
(S. 351). Ganztagsgruppen schnitten schlechter als Halbtagsgruppen<br />
ab. Tietze ermittelte ferner, dass die Entwicklungsunterschiede<br />
bei Kindern, die auf die pädagogische Qualität <strong>im</strong> <strong>Kindergarten</strong><br />
zurückgeführt werden können, <strong>im</strong> Extremfall einem Altersun-<br />
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