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VOL. XVI (2010), NO 23 - The International Newsletter of Communist ...

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> Studies Online <strong>XVI</strong> (<strong>2010</strong>), no. <strong>23</strong> 135<br />

rund 150 Mitarbeiter von Militärtribunalen, sowie 2-4.000 Angehörige der Sicherheitsdienste<br />

es zuwege, rund 40.000 Deutsche zu verurteilen, 20-25.000 zu deportieren, 2.943<br />

Todesurteile zu fällen und 2.2<strong>23</strong> zu vollstrecken – eine durchaus zu kritischhistoriographischem<br />

Überdenken anregende "Leistung".<br />

In fünf Kapitel gegliedert, behandelt das SMAD-Handbuch nach einleitenden fünf<br />

grundsätzlichen Beiträgen zu technischen Voraussetzungen, zur Struktur der SMAD, zu<br />

deren Rechtsquellen und zu funktionalen Aspekten der Organisation und Tätigkeit der SMAD<br />

(54 S.) erstens auf 45 Ss. die genannten Instanzen ausserhalb der SMAD, zweitens auf 493<br />

S. die Hierarchie der Verwaltungen und ihrer Abteilungen, drittens (1<strong>23</strong> S.) Kurzbiographien,<br />

viertens (33 S.) Dokumente, fünftens in einem Anhang einen verlässlichen Glossar, ein<br />

Abkürzungsverzeichnis, ein Verzeichnis der Archive, eine hilfreiche Auswahlbibliographie,<br />

ein Verzeichnis der Autoren und Übersetzer sowie (in der deutschen Ausgabe) ein unentbehrliches<br />

Namensregister.<br />

Jedem Nutzer sei die vorbereitende Lektüre der einleitenden fünf Beiträge dringend<br />

empfohlen – sie erschließen systemisch die nachfolgend überflutenden Einzelheiten. Deren<br />

Vielfalt widerspiegelt den faktischen Vorgang des sowjetisierenden "nation-building" in<br />

Deutschland: "In der Praxis wurde das politische und administrative Handeln der SMAD-<br />

Führung nicht von einem klar definierten besatzungspolitischen Ziel bestimmt, sondern von<br />

kumulierenden situativen Einzelentscheidungen, die auf die nur allgemein formulierte<br />

politische Absicht einwirkten." (S. 116) In der Tat weist auch der Band über den "Apparat des<br />

NKVD/KGB in Deutschland" aus, wie sich Stalins Sowjetunion aus einer zunächst nur auf<br />

Kriegsgewinn ausgerichteten organisatorischen Fixierung quasi faktengezwungen auf<br />

administrative Besatzungserfordernisse umstellte. Dies wird besonders deutlich aus den<br />

1944 dem NKVD gestellten Aufgaben erhellt, weites erobertes Hinterland feind- und<br />

bevölkerungsfrei zu machen, was so durch die rasch zunehmenden militärischen Erfolge<br />

später einfach nicht mehr vollziehbar wurde. So stellt sich denn die nur dreijährige<br />

Geschichte der Sowjetischen Militärverwaltung in der Lupensicht dieser Arbeiten als ein sich<br />

fortwährend (auch durch interne Machtkämpfe) verändernder und wechselhafter Vorgang dar<br />

– mithin ganz anders, als es das vorherrschende Bild eines stalinistischen Monolithismus<br />

nahelegt!<br />

Wer diese Bände zur Hand nimmt, um Einsichten in strukturelle Charakteristika der in<br />

Deutschland eingepflanzten Sowjetordnung zu gewinnen, hat sich zunächst in der Vielzahl<br />

und Hierarchie "politischer" Abteilungen (bzw. Verwaltungen etc.) zurechtzufinden. Sie gab<br />

es beim Stab ebenso, wie beim Stellvertreter des Obersten Chefs (-Führenden) und auch als<br />

Politischen Berater des Obersten Chefs – mit zwischen partei- bis aussenpolitischen<br />

Aufgaben differierenden Tätigkeitsfeldern. Den Herausgebern und Autoren ist insbesondere<br />

für ihre terminologische Sorgfalt hinsichtlich der schwierigen Begriffsverwendungen zu<br />

danken! Gerade in diesem Bereich wird ersichtlich, daß sich die Anwendung<br />

sowjetrussischer organisatorischer Statik auf die ruinösen Nachkriegsverhältnisse in<br />

Deutschland unter der Rahmenbedingung einer Viermächteverwaltung von nur formell in<br />

ihren Zielen einigen Siegern als höchst komplex erwies.<br />

Wie Macht organisiert und durchgesetzt – aber auch in internen Kabalen ausgeweitet oder<br />

genommen wurde, schlägt sich im SMAD-Handbuch vorwiegend dort nieder, wo<br />

Stellenbesetzungen wechseln. Überhaupt erweist sich das Handbuch in den Nachweisen der<br />

Stellenbesetzungen, der mit ihnen zu verbindenden Namen und der Stellenpläne als<br />

besonders detailliert. Hierdurch wird nun erstmals umfassend eine verlässliche Vorstellung<br />

von Größenordnungen möglich.

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