insurance - Hoesch & Partner
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insurance - Hoesch & Partner
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Ausgabe 2010 / Euro 6,–<br />
<strong>insurance</strong><br />
Das Magazin von <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong><br />
News & Infos<br />
Aktuelle Informationen<br />
Versicherung<br />
Bürgerentlastungsgesetz<br />
Stabilität<br />
Profile<br />
Erfolg mal acht<br />
Interview<br />
Trendforscher Matthias Horx<br />
Reportage<br />
Riva – im Fahrwasser einer Legende<br />
Reportage<br />
Alte Kaiserbäder<br />
www.hoesch-partner.de/magazin
Die feine englische<br />
Art: flexibel in der<br />
Vorsorge, vermögend<br />
in der Zukunft<br />
MAXXELLENCE:<br />
jetzt mit neuem<br />
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Standard Life ist einer der führenden Versicherer Großbritanniens.<br />
Seit mehr als zehn Jahren steht Standard Life auch in Deutschland für<br />
innovative Vorsorgeprodukte. Wie MAXXELLENCE. Die fondsgebun<br />
dene Rentenversicherung mit außergewöhnlich cleveren cleveren Investmentstrastrategien.<br />
Ihre Vorteile: das passende Investment für jeden Anlagetyp<br />
– selbst in schwierigen Kapitalmarktsituationen – und langfristig gute<br />
Aussichten auf eine attraktive Rendite. Abgeltungsteuerfrei! Informieren<br />
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<strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong>, wir sind für Sie da: 069-71707-540<br />
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Foto: Jim Rakete / photoselection<br />
News & Infos Editorial<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
„Was soll,<br />
was muss ich<br />
jetzt tun?“<br />
as ist die Frage, die mir von Freunden und Kunden<br />
Dim Moment – natürlich bedingt durch die Entwicklung<br />
an den Kapitalmärkten und im Finanzdienstleistungssektor<br />
– am häufigsten gestellt wird. In der Regel<br />
antworte ich mit einer Gegenfrage: „Wie oft geht man<br />
zum Zahnarzt oder zum Steuerberater?“ Die Antworten<br />
lassen sich vereinheitlichen: „In der Regel mindestens<br />
einmal pro Jahr – und wenn es nur zum RoutineCheck<br />
ist.“ Damit wurde die Eingangsfrage – wenn auch unbewusst<br />
– genau genommen bereits beantwortet, und meine<br />
Empfehlung: „Vereinbaren Sie einmal im Jahr einen<br />
Termin mit Ihrem Risiko und Vorsorgemanager“, fällt<br />
dann in der Regel auf fruchtbaren Boden.<br />
Mein Rat kommt nicht von ungefähr, denn in der Krise<br />
werden Schwächen offenbar, die vorher nicht so offensichtlich<br />
waren. Was für die Wirtschaft im Allgemeinen<br />
gilt, gilt auch für das persönliche Risiko und Vorsorgemanagement.<br />
Dadurch bieten sich aber auch Chancen,<br />
die wir von <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong> gerne mit Ihnen gemeinsam<br />
nutzen möchten: Bei uns im Office, bei Ihnen vor<br />
Ort, via EMail oder natürlich auch am Telefon.<br />
Darüber hinaus empfehle ich Ihnen die Lektüre unseres<br />
Kundenmagazins. Hier finden Sie den bewährten<br />
Mix aus Unterhaltung und Information, darunter zum<br />
Beispiel folgende „Stories“: Geheimtipps für Shopping<br />
Fans (S. 20), Tipps zur Geldanlage nach der Krise (S. 52),<br />
und Matthias Horx, Deutschlands führender Trendforscher<br />
wirft einen Blick in unsere Zukunft (S. 30). Lust<br />
bekommen? Dann viel Spaß bei der Lektüre!<br />
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Lesevergnügen.<br />
Ihr<br />
Dipl.Kfm. Carlos Reiss,<br />
Gründer und Geschäftsführer<br />
der <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong> GmbH Versicherungsmakler<br />
3
Das besondere<br />
Geschenk!<br />
Die Generationenversorgung<br />
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Performer PRIMUS 50plus ®<br />
Ob Mama, Papa, Oma, Opa, Tante, Onkel oder<br />
jeder, dem ein Kind besonders am Herzen liegt:<br />
Jetzt können alle ihren lieben Kleinen eine generationenübergreifende<br />
Versorgung ermöglichen,<br />
die länger als nur ein Leben hält und besser als<br />
jedes Spielzeug ist − damit die „Kleinen“ auch in<br />
50 Jahren noch mit Freude an sie denken.<br />
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berät Sie gerne:<br />
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3 14<br />
3 30<br />
3 38<br />
Impressum<br />
Herausgeber 3 <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong> GmbH<br />
Rüsterstraße 1, 60325 Frankfurt, Telefon 069 –71 70 70,<br />
Geschäftsführer: Carlos Reiss<br />
Verlag 3 Konzept Verlagsgesellschaft, Ludwigstraße 35 – 37,<br />
60327 Frankfurt, Telefon 069 – 97 460 640,<br />
Geschäftsführung Stefan Wolff<br />
Grafisches Konzept 3 Peter Schmidt Group, Frankfurt<br />
Redaktionsleitung 3 Maren Cornils<br />
Anzeigenleitung 3 Oliver Mack<br />
Redaktion <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong> 3 Oliver Mack<br />
Art Direction 3 Anja Mathey, Jörg Niehage<br />
Druck 3 Druckhaus MainEcho GmbH<br />
Auflage 3 50.000, Anzeigenpreisliste von Juni 2010<br />
Titelfoto 3 Fotolia<br />
News & Infos Inhalt<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
N E w s & I N f o s 3 6<br />
Aktuelles – Versicherungsinformationen<br />
P R o f I L E 3 10<br />
Erfolg mal acht – Erfolgreiche <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong> Kunden<br />
R E P o R t a g E 3 14<br />
Riva-Boote – Im Fahrwasser einer Legende<br />
R E P o R t a g E 3 20<br />
City Weekend – Shoppen für Insider<br />
R E P o R t a g E 3 26<br />
Second Chance – Warum es einige Produktinnovationen<br />
erst im zweiten Anlauf schaffen<br />
I N t E R V I E w 3 30<br />
Matthias Horx – Neue Wege gehen<br />
R E P o R t a g E 3 34<br />
Nächtliche Abenteuer – Was wir im Schlaf so alles treiben<br />
R E P o R t a g E 3 38<br />
Kaiserbäder – Europas glanzvolle Kurbäder<br />
P o R t R ä t 3 44<br />
Ole Bischof – Starker <strong>Partner</strong><br />
V E R s I C H E R U N g 3 46<br />
Bürgerentlastungsgesetz – Mehr Geld in der Tasche<br />
H o E s C H & P a R t N E R I N s I D E 3 48<br />
Carlos Reiss – Antizyklisch handeln<br />
V E R s I C H E R U N g<br />
7 Lektionen für clevere Geldanleger 3 52<br />
Anwaltschaft und Risikomanagement 3 56<br />
Manager-Haftpflicht – Wichtiger denn je 3 60<br />
Immobilien – Günstig ist nicht immer gut 3 62<br />
Krisenresistent anlegen 3 64<br />
g L o s s E 3 66<br />
Schreckensschwäne und Rammelmeerschweinchen<br />
5
6<br />
Einer für alle<br />
Jetzt ist es entschieden: Mit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes<br />
wurde kürzlich die Musterklage privater<br />
Krankenversicherer abgeschmettert, die Teile der<br />
Gesundheitsreform aus dem Jahr 2007 kippen helfen<br />
sollte. Das Bundesverfassungsgericht entschied jedoch,<br />
dass die Kassen verpflichtet bleiben, einen Basistarif<br />
anzubieten, der mit rund 570 Euro nicht höher als der<br />
teuerste Tarif einer gesetzlichen Krankenkasse sein darf.<br />
Ergebnis: Die Krankenkassen müssen auch Beitrittswillige<br />
mit niedrigem Einkommen aufnehmen. Eine Mitgliedschaft<br />
darf weder aufgrund von Alter oder Krankheit<br />
abgelehnt noch mit einem Risikoaufschlag belegt<br />
werden. So sollen die Privatkassen stärker zur Versorgung<br />
älterer und kranker Menschen verpflichtet werden.<br />
Die Übertragung von Altersrückstellungen beim Wechsel<br />
eines Versicherten zu einer anderen privaten Kran<br />
News & Infos Versicherung aktuell<br />
gute gründe, sich nicht zu versichern<br />
TyP 1: Sie stehen mitten im Berufsleben, sind verheiratet<br />
und haben bereits ein Kind.<br />
Ihre Gründe: Sie sorgen nicht vor, weil Sie Geld für Ihr<br />
geplantes zweites Kind sparen möchten.<br />
Unsere Gründe: Sie sollten unbedingt den Aufbau Ihrer<br />
privaten Altersvorsorge sicherstellen, denn wenn<br />
Sie in Rente gehen, wird die gesetzliche Rente nur die<br />
Grundversorgung (ca. 50 % des letzten Gehalts) abdecken.<br />
Alles Weitere hängt von Ihnen ab.<br />
Unser Zusatztipp: Um die finanziellen Risiken als „Familienversorger“<br />
zu senken, ist in Ihrem Fall vor allem<br />
auch die Absicherung des Einkommensausfallrisikos<br />
bei Berufsunfähigkeit und Tod wichtig. Selbst geringe<br />
Beiträge bieten bereits eine hohe finanzielle Absicherung.<br />
Typ 2: Ihr Brutto-Jahreseinkommen liegt bei etwa<br />
50.000 Euro, Sie sind verheiratet, haben zwei oder<br />
mehr Kinder, und Ihr Ehepartner ist nicht berufstätig.<br />
Ihre Gründe: Sie können sich keine Vorsorge leisten,<br />
weil Ihre Kinder bereits viel Geld kosten und Sie auf<br />
nicht noch mehr verzichten möchten.<br />
Unsere Gründe: RiesterRente ist Pflicht, weil durch<br />
Ihre hohe Zulagenförderung besonders günstig. Damit<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
kenversicherung bleibt weiter möglich. Voraussetzung<br />
für den Wechsel in eine private Krankenversicherung ist<br />
nach wie vor, dass Antragsteller über den Zeitraum von<br />
drei Jahren (vorher ein Jahr) ein Jahreseinkommen von<br />
48.600 Euro beziehen müssen. ■<br />
3 <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong> Versicherungsmakler<br />
Private Krankenversicherung: Denken auch Sie über einen<br />
Wechsel in die private Krankenversicherung nach? Wir helfen<br />
Ihnen gern, die passende Krankenversicherung zu finden.<br />
Ansprechpartner: Alexander Krämer, Samy Soyah<br />
Internet: www.hoesch-partner.de/pkv<br />
Mail: pkv@hoesch-partner.de<br />
Telefon: 069 – 71707 – 116 (Alexander Krämer)<br />
069 – 71707 – 162 (Samy Soyah)<br />
Sie glauben, Sie haben gute Gründe, nicht zusätzlich vorzusorgen? Wir überzeugen Sie vom Gegenteil,<br />
denn wir liefern Ihnen noch viel bessere Gründe, es doch zu tun – und zwar typgerecht.<br />
können Sie auch mit geringem finanziellen Eigenaufwand<br />
etwas für Ihr Alter tun.<br />
Unser Zusatztipp: Auch, wenn Sie bereits über eine<br />
Berufsunfähigkeitsversicherung verfügen, unbedingt<br />
überprüfen, ob die voraussichtliche Rentenhöhe noch<br />
ihrem Lebensstandard entspricht.<br />
Typ 3: Sie sind Berufseinsteiger, jung, ledig und<br />
haben keine Kinder.<br />
Ihre Gründe: Sie machen sich noch keine Gedanken<br />
über Ihre Altersvorsorge, weil Sie der Meinung sind, dass<br />
Sie noch genügend Zeit dafür haben und Sie schließlich<br />
gerade erst frisch aus der Ausbildung kommen.<br />
Unsere Gründe: Für Berufseinsteiger ist ein Berufsunfähigkeitsschutz<br />
unerlässlich, da im Fall der Erwerbsminderung/Berufsunfähigkeit<br />
in den ersten fünf<br />
Berufsjahren grundsätzlich kein Anspruch auf eine<br />
gesetzliche Rente besteht. Und: Bereits während der<br />
Ausbildung gibt es günstige Einsteigertarife. Bei Weiterversicherung<br />
nach Abschluss der Ausbildung fällt<br />
dann auch keine weitere Gesundheitsprüfung an.<br />
Unser Zusatztipp: Nutzen Sie den Zinseszinseffekt:<br />
Je früher Sie mit dem Aufbau Ihrer Altersvorsorge beginnen,<br />
desto geringer sind die Beiträge. Schnell sein<br />
lohnt sich!<br />
Foto: Fotolia
Lohnender wechsel?<br />
Ein Wechsel der Riester-Versicherung kann laut Aussage<br />
der Verbraucherzentrale BadenWürttemberg auf lange<br />
Sicht durchaus sinnvoll sein, wenn in den bestehenden Vertrag<br />
noch nicht allzu lange einbezahlt wurde. Je früher ein<br />
solcher Wechsel erfolgt, desto besser. Denn wenn die Kosten,<br />
die Rendite und die Strategie des gewählten Produktes<br />
nicht passen, wirkt sich das schlussendlich gravierend auf<br />
die Höhe der zu erwartenden Rente aus. So macht beispielsweise<br />
ein einziger Prozentpunkt Renditeunterschied jährlich<br />
bei einem über 30 Jahre laufenden Vertrag und einem<br />
jährlichen Sparbetrag von 1.200 Euro am Ende der Laufzeit<br />
bereits einen Unterschied von 13.000 Euro aus! Auch höhere<br />
laufende Kosten können sich am Ende durch enorm<br />
unterschiedliche Kapitalstöcke auf die Höhe der Rente auswirken.<br />
Durchhalten heißt es dagegen bei kurz laufenden<br />
Verträgen, in die schon einige Jahre eingezahlt wurde. Ein<br />
Wechsel der RiesterVersicherung ist jeweils mit dreimonatiger<br />
Kündigungsfrist zum Quartalsende möglich. Bei<br />
einem Wechsel innerhalb des gleichen Anbieters entstehen<br />
geringere Kosten als beim Wechsel zu einem anderen<br />
Anbieter. Aufgepasst: Manche Anbieter wollen durch den<br />
Wechsel ein zweites Mal abkassieren und empfehlen deswegen<br />
gezielt provisionsträchtigere Tarife. Sprechen Sie bitte<br />
bei Fragen unsere RiesterExperten an! ■<br />
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Altersvorsorge. Und profitieren Sie auch von unserem Geschenk:<br />
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Ansprechpartner: Ralf Uhlig<br />
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7
8<br />
Jetzt erst recht<br />
Gerade in Krisenzeiten lohnt es für Unternehmen, eine<br />
Gruppenunfallversicherung abzuschließen. Denn eine<br />
solche Zusatzleistung trägt nicht nur zur Mitarbeiterbindung<br />
bei. Sie steigert auch die Motivation und sorgt<br />
dafür, dass man sich positiv vom Wettbewerb abhebt.<br />
„In Krisenzeiten heißt es sparen, da können wir uns<br />
eine Unfallversicherung für unsere Mitarbeiter nicht<br />
leis ten“ – Sätze wie dieser waren in den letzten Monaten<br />
in so manchem Unternehmen zu hören. Dabei ist<br />
es doch eigentlich so, dass Unternehmen es sich in<br />
schwierigen Zeiten gar nicht leisten können, wertvolle<br />
Mitarbeiter zu verlieren, und sich daher umso mehr auf<br />
die Mitarbeiterbindung fokussieren sollten. Geht es jedoch<br />
darum, zusätzliche Anreize und Motivationshilfen<br />
GruppenunfallversicherunG<br />
zu schaffen, so stehen Unternehmen vor dem Problem,<br />
dass die betriebliche Altersversorgung oft schon eingeführt<br />
ist, dass aber Gehaltserhöhungen oder Bonuszahlungen<br />
aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen<br />
Situation nicht zur Diskussion stehen. Wertschätzung<br />
gegenüber den Mitarbeitern lässt sich jedoch auch mit<br />
einer Gruppenunfallversicherung ausdrücken. Mit dieser<br />
Zusatzleistung punkten Unternehmen bei ihren<br />
Mitarbeitern und steigern die Motivation der Belegschaft<br />
gerade in Krisenzeiten.<br />
Mit einer Gruppenunfallversicherung schließen<br />
Unternehmen eine Lücke im sozialen Netz des Gesetzgebers.<br />
Tatsächlich schützt die gesetzliche Unfallversicherung<br />
nur unzureichend, denn sie beschränkt<br />
ihre Leistungen auf Unfälle, die am Arbeitsplatz oder<br />
auf dem Weg von der oder zur Arbeitsstätte geschehen.<br />
Geleistet wird zudem erst bei einer 20prozentigen Erwerbsfähigkeitsminderung,<br />
häufig nur mit geringer<br />
Entschädigungsleistung. Doch pro Jahr passieren in<br />
Deutschland über neun Millionen Unfälle – mehr als 70<br />
News & Infos Versicherung aktuell<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Prozent davon in der Freizeit. Viele Mitarbeiter sind über<br />
die Lücke oft nur unzureichend informiert oder sie füllen<br />
diese nicht, weil Ihnen der Abschluss einer zusätzlichen<br />
privaten Unfallversicherung zu teuer ist.<br />
Von einer Gruppenunfallversicherung über den Arbeitgeber<br />
profitieren jedoch alle Beteiligten: Der versicherte<br />
Mitarbeiter ist – je nach Police – rund um die Uhr,<br />
sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit geschützt<br />
– und dies weltweit. Unternehmen wiederum erhalten<br />
durch den Gruppenvertrag Versicherungsprämien, die<br />
erheblich günstiger sind als vergleichbare private Einzelunfallverträge.<br />
Die zusätzlichen Sozialleistungen bewegen<br />
sich dabei für das Unternehmen in einem überschaubaren<br />
Kostenrahmen, haben aber eine enorme<br />
psychologische Bedeutung für die Mitarbeiter eines<br />
Unternehmens, weil das Gefühl der Wertschätzung die<br />
Identifikation mit dem Unternehmen steigert. Darüber<br />
hinaus können sich Unternehmen bei der Suche nach<br />
qualifiziertem Personal durch eine solche Zusatzleistung<br />
positiv von anderen Arbeitgebern abheben.<br />
Aber woran erkennt ein Unternehmen eine gute<br />
Gruppenunfallversicherung? Hier sind drei Punkte<br />
besonders wichtig: eine breite Deckung und Erweiterbarkeit,<br />
hohe Flexibilität und eine internationale Ausrichtung.<br />
Einige Leistungen wie Invalidität und Tod sind bei<br />
den meisten Anbietern in unterschiedlicher Höhe abgedeckt,<br />
jedoch unterscheiden sich die Produkte durch<br />
Zusatzbausteine, wie z. B. Dread Disease oder diverse<br />
beitragsfreie Zusatzleistungen, wie beispielsweise Umbaukosten<br />
für Arbeitsplatz, Wohnung oder Kfz. Attraktiv<br />
für Unternehmen, deren Mitarbeiter international tätig<br />
sind, sind spezielle Reiseprogramme mit hilfreichen<br />
Assistanceleistungen vor Ort. Senden Firmen ihre Mitarbeiter<br />
in Krisengebiete, sollte außerdem das passive<br />
Kriegsrisiko eingeschlossen sein. Für ein internationales<br />
Gruppenunfallprogramm ist Voraussetzung, dass<br />
der Versicherer mit eigenen Niederlassungen oder über<br />
<strong>Partner</strong> weltweit in vielen Ländern vertreten ist.<br />
Mit einer Gruppenunfallversicherung entscheiden<br />
sich Unternehmen für einen günstigen Schutz ihrer Arbeitnehmer<br />
und schaffen damit Motivation und Mitarbeiterbindung<br />
gerade in Krisenzeiten. ■<br />
3 <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong> Versicherungsmakler<br />
Gruppenunfallversicherung: Schützen Sie sich und Ihre Mitarbeiter<br />
zusätzlich, denn in vielen Fällen leistet die gesetzliche Unfallversicherung<br />
keinen ausreichenden Versicherungsschutz. Wir finden die<br />
Lösung für Sie.<br />
Ansprechpartner: Jens Stilbauer, Stefan Gogolin<br />
Internet: www.hoesch-partner.de/firmenkunden<br />
Mail: firmenkunden@hoesch-partner.de<br />
Telefon: 069 – 71707 – 123 (Jens Stilbauer)<br />
069 – 71707 – 126 (Stefan Gogolin)<br />
Fotos: Fotolia
Mit vollen Auftragsbüchern in die Pleite. Das kann<br />
schneller gehen, als viele Unternehmer glauben. Die Ursachen<br />
liegen in solchen Fällen nicht im eigenen Unternehmen<br />
oder im Ausbleiben von Aufträgen, sondern bei<br />
den auftraggebenden Kunden selbst. Sie bezahlen ihre<br />
Rechnungen nicht mehr oder nicht pünktlich und reißen<br />
damit die gesunden Lieferanten in den Abgrund. Gerade<br />
jetzt in Zeiten der Wirtschaftskrise ist daher eine ForderungsausfallVersicherung<br />
wertvoller denn je.<br />
Schätzungsweise jede dritte Firmeninsolvenz ist<br />
eine Folge dieses DominoEffekts. Doch selbst wenn<br />
die Pleite abgewendet werden kann, entsteht dem Unternehmer<br />
des säumigen Auftraggebers ein Schaden.<br />
Forderungsausfälle verschlechtern grundsätzlich die<br />
Bonität des Unternehmens. Muss ein Kredit aufgenommen<br />
werden, wird dieser teurer. Kleine und mittelständische<br />
Unternehmen sind besonders gefährdet. Sie<br />
verfügen meistens nicht über die notwendigen Rücklagen,<br />
um Forderungsausfälle oder Zahlungsverzögerungen<br />
ausgleichen zu können. Die Finanzkrise wirkt<br />
dabei wie ein Brandbeschleuniger. Denn bei immer<br />
mehr Firmen wird das Geld knapp, Zahlungen werden<br />
hinausgezögert. ■<br />
News & Infos Versicherung aktuell<br />
schutz vorm Domino-Effekt bei Insolvenzen<br />
Forderungsverlust durch<br />
Kundeninsolvenz in EUR<br />
Notwendiger Mehrumsatz in Tsd. EUR<br />
bei einer Umsatzrendite vor Steuern in %<br />
2 % 4 % 6 %<br />
5.000 250 125 83,3<br />
10.000 500 250 166,7<br />
25.000 1.250 625 416,7<br />
50.000 2.500 1.250 833,7<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Notwendiger Mehrumsatz zum Ausgleich eines<br />
Forderungsausfalls: Rundumschutz mit einer<br />
Forderungsausfall-Police WKV<br />
Die ForderungsausfallVersicherung ist in Krisensituationen<br />
wie der aktuellen bares Geld wert.<br />
Sie erfüllt gleich mehrere Funktionen:<br />
Schadensprävention: Der Versicherer prüft die<br />
Bonität der Kunden des versicherten Unternehmens<br />
bereits im Vorfeld und verringert somit die Gefahr<br />
von Forderungsausfällen.<br />
Schadensbegrenzung: Die Versicherung übernimmt<br />
ganz oder teilweise das Forderungsmanagement und das<br />
Inkassoverfahren.<br />
Schadensvergütung: Bereits bei Zahlungsverzug des<br />
Geschäftspartners bekommt das Unternehmen die<br />
vereinbarte Entschädigung.<br />
Rechtsschutzfunktion: Seit zwei Jahren übernimmt<br />
R+V auch die Rechtsverfolgungskosten, wenn das versicherte<br />
Unternehmen bestrittene versicherte Forderungen<br />
per Gericht eintreiben muss.<br />
Umfang des Versicherungsschutzes<br />
Versichert sind die Ausfälle von Forderungen im Inund<br />
Ausland aus Warenlieferungen, Werk oder Dienstleistungen<br />
bei Zahlungsverzug oder Zahlungsunfähigkeit<br />
von Privat oder Firmenkunden des versicherten<br />
Unternehmens.<br />
3 <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong> Versicherungsmakler<br />
Forderungsausfall-Versicherung: Rüsten Sie Ihr Unternehmen für<br />
den Ernstfall und schützen Sie sich vor den Liquiditätsengpässen<br />
Ihrer Kunden. Gerade jetzt in schwierigen Zeiten beraten wir Sie<br />
sehr gern zu diesem Thema.<br />
Ansprechpartner: Stefan Gogolin<br />
Internet: www.hoesch-partner.de/firmenkunden<br />
Mail: firmenkunden@hoesch-partner.de<br />
Telefon: 069 – 71707 – 126<br />
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10<br />
Profile Erfolg mal acht<br />
Erfolg mal acht<br />
Ein ausgefülltes Berufsleben sollte immer von einem erfüllten<br />
Leben begleitet werden. Wir stellen Ihnen acht Menschen aus der<br />
Kundenkartei von <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong> vor, denen erfolgreich der<br />
Spagat zwischen Job und Freizeit gelingt.<br />
spezialist für<br />
Immobilienrecht<br />
Kaum, dass Klaus Beine seine<br />
Ausbildung zum Bankkaufmann<br />
bei der Deutschen Bank<br />
AG erfolgreich abgeschlossen<br />
hatte, nahm er das Studium<br />
der Rechtswissenschaften in<br />
Mainz und Frankfurt auf.<br />
1993, zehn Jahre nach Antritt seiner Ausbildung, hat er<br />
seine Zulassung als Rechtsanwalt in der Tasche. 1994<br />
trat Beine in die Kanzlei Heberer, Reinmüller und <strong>Partner</strong><br />
ein, vier Jahre später wurde er Gründungspartner<br />
der daraus hervorgehenden Kanzlei Buse Heberer<br />
Fromm. Klaus Beine engagiert sich in berufsbezogenen<br />
Ausschüssen und Arbeitsgemeinschaften im Immobilienrecht.<br />
Darüber hinaus hat er einen Sitz im Präsidiums<br />
im „ZIA – Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.“ .<br />
Seine Freizeit verbringt der Jurist am liebsten mit sportlichen<br />
Aktivitäten, wobei er als ehemaliger Tennislehrer<br />
und Regionalligaspieler über ausreichend Wettbewerbspraxis<br />
verfügt. Im Moment allerdings konzentriert sich<br />
der leidenschaftliche Golfer darauf, sein Handicap zu<br />
verbessern, eine Herausforderung, für die er vieles stehen<br />
und liegen lässt. Und wenn der Golfplatz einmal so<br />
richtig verschneit ist? Kein Problem – dann freut sich<br />
Klaus Beine auf eine SkiTour durch den Tiefschnee.<br />
www.buse.de ■<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Expertin für<br />
digitale Medien<br />
Mit digitalen Medien kennt<br />
sie sich bestens aus: Diplom<br />
Kauffrau Corinna M. Lindow.<br />
Als Grün derin und Leiterin<br />
des StartupUnter nehmens<br />
„media L – Digital Sig nage Solutions“<br />
in Magdeburg bietet<br />
sie Unternehmen aller Grö ßen und Branchen mit ihrer<br />
Agentur Leistungen rund um digitale Medien und deren<br />
Vermarktung an. Selbst aus einer Unternehmerfamilie<br />
stammend, machte sie nach ihrem Abitur zunächst<br />
eine kaufmännische Ausbildung. Im Anschluss daran<br />
studierte sie an der renommierten Handelshochschule<br />
Leipzig Betriebswirtschaftslehre. Nach Auslandsaufenthalten<br />
in Australien, Frankreich und England schloss<br />
sie ihr Studium 2008 mit Auszeichnung ab. Für die<br />
ehrgeizige Medienexpertin noch lange kein Grund, die<br />
Hände in den Schoß zu legen. Im Gegenteil: Seit September<br />
2008 absolviert sie ihr Promotionsstudium zur<br />
Dr. rer. Oec. Privat ist die junge Entrepreneurin nicht weniger<br />
engagiert. Sie ist in mehreren Ehrenämtern tätig,<br />
Mitglied in einem Regio nalverband der FDP und sammelt<br />
obendrein gerade erste Erfahrungen im Marathonlauf<br />
– ganz getreu dem Lieblingszitat der Globetrotterin:<br />
„Set your goals high, and don’t stop till you get there.“<br />
www.videoboard-magdeburg.de ■
weit gereister<br />
Cosmopolit<br />
Bernt Sannwald zog es schon<br />
während des Studiums an der<br />
European Business School<br />
(EBS) in die Welt der Hochfinanz.<br />
1980 schrieb er mit Unterstützung<br />
der Großbank JP<br />
Morgan seine Diplomarbeit. In den darauf folgenden zehn<br />
Jahren baute er die internationale Abteilung in Frankfurt<br />
mit auf. Anschließend wurde er für einige Monate nach<br />
Washington delegiert, um Weltbank, IFC und OPIC kennenzulernen.<br />
Nach weiteren vier Jahren bei JP Morgan,<br />
in denen er das internationale Geschäft für deutsche<br />
Konzerne in Lateinamerika, Osteuropa und den Mittleren<br />
Osten betreute, lockten ihn Abenteuer, Sprache und<br />
Kulturlust. Deshalb ging Bernt Sannwald für zwei Jahre<br />
nach Argentinien, um von Buenos Aires aus die Restrukturierung<br />
von Unternehmen und Großprojekten zu betreuen,<br />
die ersten Privatisierungen zu machen und die europäischen<br />
Kunden der Bank zu betreuen. Dort entdeckte<br />
er seine Liebe zu Pferden – ein Hobby das er bis heute<br />
pflegt. 1991, zurück aus Argentinien, folgte der Start in die<br />
Selbstständigkeit. Mit seiner M&ABoutique, Sannwald &<br />
Cie. GmbH zählt er zu den etablierten CorporateFinance<br />
Häusern in Deutschland, die Unternehmen bei Unternehmenstransaktionen<br />
begleiten. www.sc-mna.de ■<br />
Maßgeschneiderte<br />
Karriere<br />
Der deutschbritische Unternehmensberater<br />
Thomas Rattray<br />
Selkirk ist seit 1995 Inhaber<br />
der Dolzer Maßkonfektionäre<br />
GmbH. Das Unternehmen ist<br />
seit seiner Führung stetig gewachsen<br />
und hat heute dreizehn Filialen in Deutschland<br />
und eine Filiale in Österreich. Der Name Dolzer steht<br />
seit über fünf Jahrzehnten für feinste Maßkonfektion:<br />
hochwertige Stoffe, passgenaue Schnitte, individuelle<br />
Auswahl machen jeden Anzug und jedes Kostüm zu<br />
einem persönlichen Unikat. Thomas Rattray Selkirk hat<br />
einen internationalen Lebenslauf: in Spanien geboren,<br />
britischer Nationalität, wuchs er in Deutschland auf.<br />
Nach einem wirtschaftswissenschaftlichen Studium an<br />
der Oxford Brooks University in England, begann er<br />
seine berufliche Karriere in Wiesbaden. Danach ging es<br />
weiter nach Berlin, München, Frankfurt, London und<br />
Hamburg. Der zweifache Familienvater engagiert sich<br />
im Kuratorium des WWF Deutschland und verbringt<br />
seine Freizeit beim Polo oder mit Pferdezucht. Darüber<br />
hinaus geht er gern zur Jagd, spielt Tennis und fährt<br />
Mountainbike. www.dolzer.de ■<br />
Für die Zukunft<br />
Ihres Unternehmens<br />
Kleine und mittlere Unternehmen haben oft mit den<br />
gleichen Dingen zu kämpfen wie die großen – und noch<br />
öfter mit ganz anderen. Unerwartetes, wie eine schwere<br />
Erkrankung oder ein Unfall eines wichtigen Mitarbeiters,<br />
kann bei ihnen bereits die Existenz des gesamten Unternehmens<br />
bedrohen. Deshalb sorgen Sie mit Skandia<br />
Dread Disease Keyman rechtzeitig vor und sichern Sie Ihr<br />
Unternehmen gegen die finanziellen Folgen des Ausfalls<br />
wichtiger Mitarbeiter in Schlüsselpositionen ab.<br />
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12<br />
Innovativ mit<br />
Internatsvermittlungen<br />
Dr. Juliane von Bülow – auch<br />
„England Mutter“ genannt –<br />
ist die Unternehmensgründerin<br />
und Geschäftsführerin<br />
der Internatsberatung „Better<br />
School!“. Das Unternehmen<br />
hilft Familien in Deutschland,<br />
eine passende Schule für ihr Kind in England zu finden.<br />
„Better School!“ steht dabei mit über 80 renommierten<br />
britischen Internaten in Kontakt und kann bereits<br />
mehr als 200 erfolgreiche Vermittlungen verbuchen.<br />
Dr. Juliane von Bülow schloss nach ihrem Biologie<br />
und Chemiestudium ihre professionelle Ausbildung<br />
1997 mit ihrer Promotion mit „Magna cum laude“ ab.<br />
Nachdem sie schließlich ihren eigenen Sohn in einer<br />
englischen Privatschule unterbrachte, leistete sie in ihrem<br />
Bekanntenkreis Freundschaftsdienste, indem sie<br />
Eltern und Schüler zum Thema Schulaufenthalt in England<br />
beriet und betreute. Diese Freundschaftsdienste<br />
machten sie schließlich 2006 zur Unternehmensgründerin.<br />
Ihr Konzept kommt in Deutschland sehr gut<br />
an, denn in England stehen mehr die Kinder als der<br />
Lehrplan im Vordergrund. Darüber hinaus engagierte<br />
sich Dr. Juli ane von Bülow von 1997 bis 2004 als Vorsitzende<br />
des Fördervereins „Bildung und Begegnung<br />
e. V.“ und war von 1997 bis 2006 Lehrbeauftragte für<br />
„Jugend forscht“. Als Sindelfinger Gemeinderätin und<br />
mit der Übernahme weiterer Funktionen bei der CDU<br />
war sie von 1999 bis 2009 auch politisch sehr aktiv.<br />
www.betterschool.de ■<br />
Profile Erfolg mal acht<br />
Die Lebensmittelindustrie ist seine Leidenschaft<br />
Vor zehn Jahren gründete DiplomVolkswirt<br />
Franz J. Doll die<br />
Bavaria Consulting GmbH.<br />
Heute zählt das Unternehmen<br />
in der deutschen Nahrungsmittelindustrie<br />
zu den führenden<br />
Beratungsunternehmen. Die<br />
Bavaria Consulting, zu deren<br />
Kunden auch große Konzerne und international agierende<br />
Produzenten zählen, berät Hersteller in Strategie und<br />
Kos tenfragen sowie in Fragen des Marktauftritts. Begonnen<br />
hat Franz J. Doll seine berufliche Laufbahn mit einem<br />
Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität<br />
Freiburg, das er 1978 beendete. Nach einem daran anschließenden<br />
Abstecher – Doll studierte zwei Jahre lang<br />
Rechtswissenschaften – stieg er bei Ferrero Deutschland<br />
ein. Schon bald war er in wechselnden Management<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Rechtsberatung für<br />
Mittelständler<br />
2003 war für ihn das Jahr des<br />
großen Umbruchs: Bis Ende<br />
2002 war Robert Wollweber<br />
Managing <strong>Partner</strong> des Frankfurter<br />
Büros einer Traditionskanzlei,<br />
dann gründete der<br />
Fachanwalt für Handels und<br />
Gesellschaftsrecht zum 1. Januar<br />
2003 eine WirtschaftsrechtsBoutique für Unternehmer.<br />
Ein Name, der leicht in die Irre führt. Denn bei<br />
dem Unternehmen geht es nicht etwa um Kleidung. Hinter<br />
der WirtschaftsrechtsBoutique steckt vielmehr eine<br />
aus vier Anwälten bestehende Kanzlei, die sich darauf<br />
spezialisiert hat, maßgeschneiderte, pragmatische und<br />
kosteneffiziente Lösungen für mittelständische Unternehmen<br />
zu entwickeln. Dabei kooperieren die Anwälte<br />
eng mit den Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern von<br />
Heim & Honermeier. Nebenher ist Robert Wollweber im<br />
Vorstand von Eurojuris e. V., eine Vereinigung, die mit<br />
5.500 Anwälten zu den größten internationalen Anwaltsnetzwerken<br />
zählt. Zu den Hobbys des Anwalts gehört es,<br />
die weite Welt zu erkunden. Bereits zu Schul und Studienzeiten<br />
war Wollweber viel herumgekommen: Er graduierte<br />
in den USA, leistete sein Referendariat in Costa<br />
Rica und New York ab und machte schließlich in Australien<br />
seinen Master. Mittlerweile hat der leidenschaftliche<br />
Globetrotter und dreifache Familienvater zwar weniger<br />
Zeit zum Reisen, seinen Urlaub aber verbringt er<br />
gern auf ungewöhnliche Weise – zum Beispiel, indem er<br />
mit Geländewagen und Dachzelt durch Namibia tourt.<br />
www.wollweber-law.de ■<br />
funktionen im Vertrieb tätig. Ein ideales Training für<br />
Dolls spätere Tätigkeit im Vorstand des Vertriebs der Danone<br />
AG. Auch nach dieser beruflichen Station blieb der<br />
DiplomVolkswirt der Lebensmittelindustrie treu und war<br />
als CEO namhafter Unternehmen wie MüllerMilch, der<br />
HochlandGruppe und der Südfleisch Holding tätig, bevor<br />
er sein eigenes Beratungsunternehmen gründete. Doll<br />
engagiert sich in verschiedenen Vereinen und Verbänden<br />
und findet auch neben seiner Beratertätigkeit immer wieder<br />
Zeit, regelmäßig Beiträge und Artikel in Lebensmittelzeitschriften<br />
und Tageszeitungen zu veröffentlichen. Als<br />
Naturliebhaber zählt es zu den ganz persönlichen Hobbys<br />
von Franz J. Doll, neue Länder sowie deren Flora und Fauna<br />
zu entdecken. Darüber hinaus begeistert sich der agile<br />
Lebensmittelexperte für Geschichte und Politik, spielt leidenschaftlich<br />
Tennis und fährt, wenn ihm seine Beratung<br />
Zeit dazu lässt, gerne Ski. www.bavaria-group.com ■
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ist wie die andere.<br />
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Profile Erfolg mal acht<br />
Zuhause in Deutschland und Dänemark<br />
Als Rechtsanwalt kann der<br />
aus Hadersleben, Südjütland,<br />
stammende Hans-Oluf Meyer<br />
gleich doppelt punkten: Er besitzt<br />
sowohl eine dänische, als<br />
auch eine deutsche Zulassung<br />
und berät in erster Linie im<br />
internationalen Vertrags, Privat<br />
und Prozessrecht. 2006<br />
gründete er in Berlin mit seinem deutschen <strong>Partner</strong><br />
die Advokatfirma „Thomsen – Meyer“, Sitz: direkt am<br />
Kurfürstendamm. Als einziger dänischer Anwalt mit<br />
deutscher Zulassung in Berlin berät Meyer seitdem<br />
mit einem deutschdänischen Anwaltsteam vorwiegend<br />
deutsche Unternehmen zum dänischen Recht. Einen<br />
großen Mandantenkreis bilden aber auch Dänen, die<br />
in Berlin Immobilien erwerben möchten. Erfolgreich<br />
ist HansOluf Meyer seit der Gründung: 2007 wurde er<br />
in den Vorstand der Berliner Anwaltskammer gewählt,<br />
2009 vom amtierenden Bürgermeister zum BerlinBot<br />
schafter ernannt. Meyer ist Mitglied in verschiedenen<br />
Verbänden und Vereinen (Dänischer Juristen/Wirtschaftlerverband,<br />
Dänische Anwaltskammer, Deutsch<br />
Nordische Juristen Vereinigung etc.). Zwar lebt Meyer<br />
seit fast zehn Jahren in der deutschen Hauptstadt,<br />
doch zwischen Nord und Ostsee aufgewachsen, vermisst<br />
der Wahlberliner nach wie vor das Meer. Einen<br />
ebenbürtigen Ersatz hat er zum Glück gefunden: den<br />
Wannsee, der ihn an seine Heimat erinnert und an dem<br />
er gerne entspannt. Wenn es ihn gerade nicht ans „Berliner<br />
Meer“ zieht, dann schwingt sich der Hobbysportler<br />
leidenschaftlich gern aufs Rad. Doch den Weg vom<br />
Flensburger Löwen bis zur Glienicker Brücke, Meyers<br />
„Lieblingsrennstrecke“, auf diese Art und Weise zurückzulegen,<br />
ist nicht die einzige sportliche Betätigung des<br />
Anwalts: Er geht zusätzlich dreimal die Woche schwimmen<br />
– ein gutes Training, um ein anderes Ziel von<br />
HansOluf Meyer zu erreichen: mit sechs Berlinern an<br />
einem knapp zwei Kilometer langen Wettschwimmen<br />
teilzunehmen. www.advokatfirma.de ■<br />
13
Im Fahrwasser<br />
einer Legende
Fotos: Olaf Tamm<br />
text: philipp haibach<br />
In einer Vollmondnacht im Jahr 1966 lief er den<br />
Bootssteg von „La Madrague“ an. Gunther Sachs<br />
trug wie so oft Smoking und ein schwarzes, rot gefüttertes<br />
Cape. Alles, woran sich Brigitte Bardot dann noch<br />
erinnern kann, ist die weiche Polsterung, das Schnurren<br />
des Motors und die silberne Spur des Mondes auf<br />
der Meeresoberfläche. Dass das berühmte JetsetPaar<br />
trotz dieser romantischen Nacht irgendwann auseinander<br />
ging, daran ist bestimmt nicht jenes Boot, eine<br />
Riva, schuld. Wenn man dem einmaligen Sound dieses<br />
Schiffes lausche, könne man natürlich auch ganz andere<br />
Dinge tun. Im hinteren Teil des Bootes dösen zum<br />
Beispiel, sagt der Hamburger Fotograf Olaf Tamm. Und<br />
er muss es wissen. Seit fast zehn Jahren beschäftigt er<br />
sich beruflich mit dem Mythos Riva. Herausgekommen<br />
ist eine mittlerweile vier Bände starke Edition, für die<br />
er auf der ganzen Welt nach den edlen Liebhaberstücken<br />
suchte, eine fotografische Verbeugung vor einer<br />
scheinbar untergegangenen Welt: die des klassischen<br />
italienischen Lifestyles (www.samandfriends.de).<br />
Blicken wir also zurück. Die italienischen Rivas<br />
waren in den Fünfziger und Sechzigerjahren ein unverzichtbares<br />
Statussymbol und Spielzeug der High<br />
Society und prägten nicht nur die Häfen von St. Tropez,<br />
Cannes und Monte Carlo. Zu den RivaKunden<br />
gehörten Präsident Nasser von Ägypten, Soraya von<br />
Persien, Prinz Rainier von Monaco und Filmstars wie<br />
Sophia Loren, Rita Hayworth, Richard Burton, Sean<br />
Connery, Peter Sellers – und der Playboy schlechthin,<br />
Hugh Hefner. Aber auch Deutsche liebten Riva – etwa<br />
der Industrielle Alfried Krupp oder der Verleger Axel<br />
Springer. „Alle Großen dieser Welt, denen Wasser nicht<br />
nur zum Verdünnen von Whiskey dient, fahren Riva“,<br />
hieß es damals.<br />
Dass die Nachfrage nach den formschönen Schiffen<br />
heute ungeahnte Dimensionen erreicht hat, erklärt<br />
sich aus der Handschrift ihres Konstrukteurs<br />
Carlos Riva. Rund 4.000 Exemplare hat der begnadete<br />
Schiffsbauer seit den frühen Fünfzigerjahren in sei<br />
Reportage Riva-Boote<br />
Sie haben ein einmaliges Design, sind schnell und nicht<br />
ganz billig: Boote der Kultmarke Riva. Die Formschönheit<br />
aus Mahagoni und Chrom begeisterte und begeistert Könige,<br />
Staatsmänner, Millionäre und Filmstars und galt lange als<br />
Statussymbol des Jetsets. Die Geschichte einer Legende.<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
ner Werft am oberitalienischen Lago d’Iseo gebaut.<br />
Alle entstanden in aufwendiger Handarbeit und aus<br />
zehn Jahre lang abgelagertem Holz unterschiedlicher<br />
Provenienz. Dunkles Mahagoni aus Gabun für den<br />
Rumpf, helleres aus Honduras für Deck und Innenverkleidung.<br />
Dazu mindestens zehn Schichten Lack,<br />
jede Menge chromglänzender Zierrat und – als Herz<br />
des Ganzen – großvolumige Motoren von Cadillac,<br />
Chevrolet und Lamborghini . Auch die Lenkräder und<br />
Teile der Armaturen stammen aus den spritdurstigen<br />
Straßenkreuzern jener Zeit. „Echt Riva“ sind zudem<br />
die altmodischen ChromSuchscheinwerfer, der Auto<br />
Rückspiegel, das KunstlederVolant mit der filigranen<br />
Lenkradschaltung oder der Rivatypische Signalgeber<br />
auf dem Vordeck, der mit dem infernalischen Geheul<br />
einer Luftschutzsirene ertönt. Typisch für die Edelbootmarke<br />
ist aber auch, dass Klampen, Handläufe, Farben<br />
und Materialien allesamt stilsicher aufeinander ab<br />
15<br />
3
16<br />
3<br />
gestimmt sind. Man könnte dabei von einer geradezu<br />
automobilen Fetischisierung sprechen. Nach und nach<br />
kamen so vier RivaTypen auf den Markt: Tritone, Ariston,<br />
Olympic und Aquarama. Von jedem Modell gab es<br />
überdies eine „Super“ genannte aufgewertete Version.<br />
Während das, was heutzutage meist als Motorboot<br />
über die Gewässer donnert, sehr oft aussieht wie<br />
ein überdimensioniertes Dampfbügeleisen, das man<br />
falsch herum ins Wasser gelegt hat, sind RivaBoote<br />
ein wahres Fest für die Sinne. Das Auge kommt dabei<br />
ebenso auf seine Kosten wie die Ohren, und auch das<br />
Vibrieren der Fingerspitzen auf dem Lenkrad ist einfach<br />
einmalig. Und nicht nur das: Mit einer Riva glückt<br />
sogar die Ansteuerung eines mit Segelyachten belegten<br />
Hafens. Ein Manöver, bei dem Segler Motorbootfahrer<br />
gemeinhin mit Missachtung strafen. Doch einer Riva<br />
blicken selbst Segler versonnen hinterher, schwärmt<br />
Tamm. So hat sich der Mythos dieses offenen Motorbootes<br />
bis heute erhalten, obwohl es eine gefühlte<br />
Ewigkeit her ist, dass Carlo Riva nach dem Verkauf seiner<br />
Werft das letzte Exemplar einer „Riva Aquarama“<br />
für sich selbst reservierte.<br />
Schon als 15Jähriger war der Bootsbauer Carlo Riva<br />
detailversessen wie ein florentinischer Dombaumeister<br />
des 15. Jahrhunderts: Pläne, an denen er tagsüber<br />
fiebernd gesessen hatte, zerriss er vor dem Sonnenuntergang,<br />
nur um an ihnen im Morgengrauen erneut<br />
herumzufeilen. Carlo Riva, heute 87 Jahre alt, suchte<br />
seinerzeit nach einem schnellen, luxuriösen Gefährt für<br />
die ruhigen, bei Urlaubern beliebten oberitalienischen<br />
Seen. Nach dem Vorbild des amerikanischen Cabriolet<br />
Boots schuf er schließlich dieses Speedboat, dessen harmonische,<br />
erotische Linien bis heute unerreicht sind.<br />
Bis Ende der Achtzigerjahre wurde eine etwas verlän<br />
Reportage Riva-Boote<br />
Das Auge kommt ebenso auf seine Kosten wie die Ohren.<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
gerte AquaramaVersion, die manchem Fan schon nicht<br />
mehr als richtiger Klassiker gilt, gebaut, 1995 wurden<br />
noch einmal einige wenige davon hergestellt. Dann war<br />
Schluss. Im Jahr 2000 übernahm die FerrettiGruppe<br />
das traditionsreiche Unternehmen, um ihm neuen,<br />
alten Elan einzuhauchen. Trotzdem steigen die Preise<br />
für die alten Modelle weiter. Immer weiter. Denn in<br />
einer Welt voller Kunststoff bevorzugen Liebhaber die<br />
Holzschale. Das ist auch der Grund, warum die Boote<br />
„Aquariva“ oder „Dolce Vita“, wie sie heute heißen, ihren<br />
Vorfahren in Sachen Wertsteigerung sprichwörtlich<br />
nicht das Wasser reichen können. Manche Nostalgiker
Fotos: Olaf Tamm<br />
kaufen aber auch nur, um ein Modell ihr Eigentum zu<br />
nennen. So erwarb ein Japaner eine mehr als 500.000<br />
Euro teure „Aquariva Super“ und stellte sie im Garten<br />
auf. Auch dies eine Geschichte, die sich RivaVerehrer<br />
immer wieder erzählen.<br />
Unabhängigkeit war das Credo von Carlo Riva. Sonst<br />
komme der „Durst nach Kreativität“ nicht auf, sagte er.<br />
Aber auch Verschwiegenheit. Die zahlreichen Geheimnisse<br />
der Fertigung behält der Meister lieber für sich.<br />
So existieren von keinem RivaModell umfangreiche<br />
Konstruktionsunterlagen. Zumindest lässt sich die Herkunft<br />
der Schiffe genau verfolgen, da jede Riva mit einer<br />
Werftnummer versehen und beim internationalen Riva<br />
Club (www.rivahistorcal.org) registriert ist.<br />
Reportage Riva-Boote<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Wie viele dieser ersten Exemplare indes übrig geblieben<br />
sind, ist unklar. Insgesamt, so glaubt der Münchner<br />
RivaSpezialist Oliver Frackmann, mögen es weltweit<br />
vielleicht um die 2.000 Exemplare aus den ersten Jahren<br />
sein, die noch irgendwo im Wasser dümpeln. Seit<br />
einigen Jahren restauriert er die Motorboote in seiner<br />
Werkstatt in der Nähe von Augsburg. Die meisten von<br />
ihnen sehen das Wasser jedoch nur für ein paar Wochen<br />
im Jahr, andere werden von ihren Besitzern permanent<br />
in klimatisierten Hallen gehalten. Zu kostbar und empfindlich<br />
ist das Holz.<br />
Für eine perfekte Jacht mit entsprechend berühmten<br />
Vorbesitzern zahlen Liebhaber heute bis zu 600.000<br />
Euro, sagt Frackmann. Dafür bekommt man aber auch 3<br />
17
18<br />
Reportage Riva-Boote<br />
Ein perfektes Doppelmotorgeschoss mit rund 800 PS,<br />
das bei Höchstgeschwindigkeit zu fliegen scheint.<br />
3<br />
ein perfektes Doppelmotorgeschoss mit rund 800 PS,<br />
das bei Höchstgeschwindigkeit zu fliegen scheint. Mit<br />
einer Riva sind 80 Kilometer pro Stunde drin. Theoretisch<br />
zumindest. Denn natürlich würde niemand mit<br />
dieser rassigen Italienerin rasen. Die in zahllosen Clubs<br />
zusammengeschlossenen Fans gleiten viel lieber elegant<br />
über die Wellen, treffen sich irgendwo in der Mitte eines<br />
Sees, verbinden dies mit einem Cocktail oder einem<br />
Lunch – wie Anfang August dieses Jahres geschehen –,<br />
als sich etwa 20 Mitglieder des RivaClubs Deutschland<br />
auf dem Berliner Wannsee zusammenfanden.<br />
Und es ist noch gar nicht lange her, da war das Restaurieren<br />
für Frackmann noch ein ungewöhnliches Hobby.<br />
Seinen Lebensunterhalt verdiente er dagegen mit<br />
FeinkostHundefutter. Damit ist es jetzt vorbei. „Riva ist<br />
ein Lebensgefühl. Und es macht wesentlich mehr Spaß,<br />
als in einem OldtimerAuto zu sitzen, das ständig Reparaturen<br />
braucht“, sagt Frackmann. Und deshalb fährt er<br />
geschätzte 150.000 Kilometer im Jahr quer durch Europa,<br />
um RivaBoote aufzukaufen, sie zu restaurieren und<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
wieder zu verkaufen. Einmal stellte sich sogar heraus,<br />
dass eine seiner vielen Entdeckungen, eine heruntergekommene<br />
„Superflorida“, dem rumänischen Diktator<br />
Nicolae Ceausescu gehört hatte.<br />
Mittlerweile kann Frackmann vom Verkauf und der<br />
Restauration der Boote leben. „Auch wenn man davon<br />
nicht reich wird“, wie der 38Jährige sagt. „Die vielen<br />
Stunden, die ich in meine Arbeit reinstecke, bekomme<br />
ich niemals wirklich ausbezahlt.“ Denn der Materialwert<br />
sei bei der Restauration meist der geringere Kostenanteil.<br />
So investierte er etwa in eines seiner „Tritone“<br />
Modelle, das er völlig marode kaufte, 3.000 Stunden<br />
Arbeit. Aber wenn er sein Werk zu Ende gebracht habe<br />
und in der Halle vor dem Boot stehe, empfinde er ein<br />
tiefes Gefühl der Zufriedenheit, das er gar nicht so recht<br />
in Worte fassen könne, sagt er. Dabei hat er die richtigen<br />
längst gefunden. Sie finden sich auf seiner Homepage<br />
(www.classicyachtservice.de): „Nur, wenn sich die Seele<br />
begeistert, können die Hände Besonderes schaffen.“ Da<br />
haben wir’s doch. ■<br />
Foto: Olaf Tamm
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ersten Blick günstige Prämie.
Wien, Barcelona, Zürich – jede<br />
Metropole hat ihre Reize. Dass<br />
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Shoppen für Insider<br />
Barcelona – schillernde schönheit<br />
Übernachten: Swinging Sixties: Nicht ganz preiswert,<br />
dafür aber ausgefallen, ist das neue „987 Barcelona<br />
Hotel“, ein Designhotel, das im minimalistischen Stil<br />
eingerichtet ist und Einrichtungstrends der Sixties mit<br />
modernem Design verbindet. Farbenfroh und dennoch<br />
cool, aber leider nicht ganz billig, dafür aber absolut citynah!<br />
Ideal zum Shoppen: die Lage in unmittelbarer<br />
Nähe des Passeig de Gràcia.<br />
987 Barcelona Hotel, Carrer de Mallorca 288, Barcelona,<br />
www.987hotels.com/en/barcelona/<br />
Shopping – Design/Einrichtung: Für Design<br />
Victims: Wohnaccessoires, hippe Möbel,<br />
ausgefallene Designgegenstände und witzige<br />
Souvenirs – im „Vincon“ macht Stö<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
bern noch so richtig Spaß. Hier sucht auch die katalanische<br />
Haute Volée nach coolen Accessoires für ihre<br />
schicken Ferienhäuser an der Küste.<br />
Vincon, Passeig de gràcia, 96, 08008 Barcelona,<br />
www.vincon.com<br />
Shopping – Mode: Antonio Banderas trägt sie,<br />
Melanie Griffith und Penelope Cruz haben<br />
ebenfalls mehrere im Kleiderschrank –<br />
die angesagten PrintShirts von „Custo<br />
Barcelona“, die teilweise mit lässigen<br />
Sprüchen verziert und daher immer ein<br />
echter Hingucker sind. Ein besseres Mitbringsel<br />
als die Mode im SixtiesStyle<br />
gibt es nicht.<br />
Custo Barcelona, Placa de les olles 7, 08003 Barcelona,<br />
www.custo-barcelona.com
Shopping – Schuhmode: KultTreter:<br />
Ein ideales Präsent sind Schuhe<br />
der hippen mallorquinischen Schuhmarke<br />
„Camper“. Es gibt die superbequemen,<br />
auch bei Hollywoodstars<br />
wie Uma Thurmann, Woody Allen<br />
oder Robert Redford angesagten Treter<br />
in mittlerweile neun verschiedenen<br />
Shops in Barcelona – jeder ein bisschen<br />
anders gestaltet.<br />
Camper, www.camper.com bzw.<br />
http://shop.camper.com/shops/tiendas.xhtml<br />
Fotos: Mauritius, Camper, Skrein, Vincon, Fotolia<br />
Ausgehen – Bistro: Das in den Mauern eines<br />
aus dem 17. Jahrhundert stammenden Gebäudes<br />
untergebrachte „El pebre blau“ im<br />
angesagten KreativStadtteil „El Born“ zählt<br />
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seit Jahren zu den Geheimtipps in Barcelona. Hervorragende<br />
und erschwingliche Küche, die von marokkanisch<br />
bis südfranzösisch reicht. Äußerst atmosphärische<br />
Umgebung und jede Menge Jeunesse dorée!<br />
El pebre blau, c/Banys Vells, 21 (El Born), 08013 – Barcelona,<br />
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Übernachten: Ruhepol: Nur zwei Minuten sind es zu<br />
Fuß bis zum Stephansdom – eine Lage, die einfach unschlagbar<br />
ist. Doch das Boutiquehotel „Hollman Beletage“<br />
hat noch viel mehr zu bieten: klassisches Design<br />
in ruhigen Farben – in einer Stadt, in der Hotels gern<br />
plüschig und barock ausgestattet sind, eine echte Wohltat!<br />
Die Zimmer sind angenehm großzügig geschnitten<br />
und, auch das eher selten, nicht vollgestellt, die Badezimmer<br />
funktional und dennoch schick!<br />
Hotel Hollmann Beletage, Köllnerhofgasse 6, a-1010 wien,<br />
www.hollmann-beletage.at<br />
Shopping – Schmuck: Schmucke Dinge: Lederarmbänder<br />
mit wertvollen Steinen, Kreolen und ausgefallene<br />
Ketten – die Ketten, Ringe, Broschen<br />
und Ohrgeschmeide aus dem Wiener<br />
Goldschmiedeatelier „Skrein“ sind garantiert<br />
ausgefallen, immer aber gefällig.<br />
Verarbeitet werden hier klassische<br />
Schmuckmaterialien wie Edelsteine,<br />
Silber, Platin und Gold, aber auch Leder,<br />
Zink und Kieselsteine kommen hier zum<br />
Einsatz. Bei Wienern besonders angesagt:<br />
Die Eheringe, die alles andere als klassisch daherkommen.<br />
Schauen und Staunen.<br />
skrein – schmuckwerkstatt, spiegelgasse 5, 1010 wien, www.skrein.at<br />
Shopping – Kosmetik: Einfach dufte: Hier kann keine<br />
Frau widerstehen. Die kleine, auf dem Naschmarkt untergebrachte<br />
Seifenmanufaktur „Alles Seife“ bietet eine<br />
riesige Auswahl von Hand und ohne den Zusatz von<br />
Konservierungsmitteln hergestellter Seifen mit so<br />
klangvollen Namen wie „Wiener Melange“, „Honig<br />
Marzipan“ oder „Milchseife Kuhl“. Aber auch stimulierende<br />
und beruhigende Kräuterbäder, lecker<br />
duftende Körperbutter in den Duftrichtungen<br />
„Mandarine“ oder „Jasmin“ sowie kunterbuntes<br />
Badekonfekt in allen nur erdenklichen<br />
Farben und Formen sind<br />
hier zu haben.<br />
„alles seife“, am Naschmarkt Nr.<br />
54, 1040 wien, www.allesseife.at<br />
Shopping – Schuhmode: Königlich: Der Name ist hier<br />
Programm. Bei „Stiefelkönig“ finden Fans von Designerschuhen<br />
Stiefel, aber auch Sandalen, Herrenschuhe,<br />
Sneakers, Peep Toes, Ballerinas und Pumps von Gucci,<br />
21<br />
3
22<br />
3<br />
Manolo Blahnik, Prada, Fendi, Rocket Dog oder Miss<br />
Divine in aktuellen Trendfarben und Formen. Nicht<br />
ganz preiswert, dafür aber garantiert trendy. Die passenden<br />
Accessoires wie Gürtel, Taschen und Schals gibt<br />
es selbstverständlich ebenfalls. Ein Paradies für Frauen<br />
(und Männer?) mit Schuhtick.<br />
„stiefelkönig Boutique“, Brandstätte 6, 1010 wien, www.stiefelkoenig.at<br />
Ausgehen – Restaurant: Mehr als Hendl: Natürlich<br />
kann man auch in einem echt österreichischen Beisl<br />
ausprobieren, was die österreichische, beziehungsweise<br />
Wiener Küche alles zu bieten hat. Doch wer in Wien<br />
gut speisen will und Wert auf den Einsatz frischer, ausschließlich<br />
einheimischer Produkte legt, geht derzeit<br />
ins MAK, ins „Museum für Angewandte Kunst“. Dort<br />
nämlich hat Starkoch Helmut Österreicher in einem<br />
ehemaligen Ausstellungssaal sein Küchenzelt aufgeschlagen.<br />
An langen Holztischen können die<br />
Gäste hier Wiener Küche genießen – neu<br />
interpretiert. Das Angebot reicht<br />
von rustikalen Klassikern à<br />
la Wiener Hendl bis hin zu<br />
modernen Gerichten wie „Pochiertes<br />
LachsforellenSavarin auf<br />
Kohlrabigemüse mit Pecoraro Aceto Balsamico“.<br />
Besonders schön sitzt es sich auf der<br />
Gartenterrasse. Unbedingt probieren: das eigens für<br />
Österreicher gebraute rote ZwickelBier.<br />
Österreicher im MaK, stubenring 5, 1010 wien,<br />
www.oesterreicherimmak.at<br />
Brüssel – Pralinen & Mode<br />
Übernachten: JamesBondStyle: Wetten, dass 007 hier<br />
auch sofort abgestiegen wäre? Im „be Manos Hotel“,<br />
dem einzigen Boutiquehotel Brüssels, dominieren die<br />
Farben Schwarz und Weiß – ohne dass das Haus deshalb<br />
cool oder steril wirken würde. Einzig im Frühstücksraum<br />
wurden sparsam verwendete Farbtupfer wie grünes oder<br />
blaues Plexiglas und Barstühle als Hingucker eingesetzt.<br />
Nicht nur für DesignFans ein<br />
echter Geheimtipp!<br />
Hotel be Manos, 23-27,<br />
square de l‘aviation, 1070 Brüssel,<br />
www.bemanos.com<br />
Shopping – Lederwaren: Perfekt<br />
verpackt: Handtaschen aller<br />
Größen und Formen, Geldbörsen,<br />
Brillenetuis, Koffer, Laptophüllen,<br />
Rucksäcke oder Visitenkartenhüllen<br />
aus edelstem Leder – das Brüsseler<br />
Traditionsgeschäft „Delvaux“ ist erste<br />
Anlaufstelle für alle, die hochwertige<br />
Lederwaren in modernem<br />
Styling suchen. Seit 200 Jahren<br />
Reportage City weekend<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
ist „Delvaux“ im Bereich Taschen die Nummer eins, und<br />
wer einmal hier war, weiß auch warum. Hervorragende<br />
Beratung und riesige Auswahl.<br />
Delvaux, Boulevard de waterloolaan 27, 1000 Bruxelles,<br />
www.delvaux.com<br />
Shopping – Bücher: Kultig: Nicht nur Fans des belgischen<br />
Comiczeichners Hergé, des Schöpfers von „Tim und<br />
Struppi“, bekommen bei „Brüsel“ große Augen. Denn der<br />
Shop ist ein wahres Eldorado für Fans von Comicstrips<br />
und führt neben Klassikern dieses Genres wie „Asterix<br />
und Obelix“ oder „Micky Mouse“ auch Mangas und ausgefallene<br />
„Bücher“ angesagter UndergroundAutoren.<br />
Dazu gibt’s alles rund um die Kultfiguren: Pos ter, Bilder,<br />
Spielfiguren, Aufkleber und, und, und. Poppig bunt!<br />
Brüsel, Boulevard anspach 160, 1000 Brüssel, www.brusel.com<br />
Shopping – Confiserie: Süß und sündig: Kein<br />
Aufenthalt in Brüssel ohne Besuch<br />
eines Chocolatiers, denn davon<br />
gibt es hier jede Menge.<br />
Kein Wunder, schließlich<br />
eilt belgischer Schokolade<br />
der Ruf voraus, zu den besten der<br />
Welt zu gehören. Zu denen, die aus<br />
dem Rohstoff Kakao wahre Kunstwerke<br />
schaffen, zählt auch Pierre Marcolini, in dessen<br />
Manufaktur Kalorienbomben entstehen, denen keiner<br />
widerstehen kann. Ob klassische Kreationen wie<br />
Mandelnougat oder Exotisches wie OrangenThymian<br />
Trüffel – Trüffel, Pralinen und Schokoladen von Marcolini<br />
bringen die Geschmacksnerven zum Vibrieren.<br />
Chocolatier Pierre Marcolini, Rue des Minimes 1,<br />
Place du grand sablon, 1000 Brüssel<br />
Ausgehen – Restaurant: Superb: In einem wunderschönen,<br />
aus dem 18. Jahrhundert stammenden viktorianischen<br />
Prachtbau residiert „Belga Queen“, eine der<br />
feinsten Adressen der EuropaStadt Brüssel in Sachen<br />
Haute Cuisine. Hier schwingt Starkoch Antoine Pinto<br />
seinen Kochlöffel und serviert seinen Gästen, die derweil<br />
in gemütlichen tiefen Ledersesseln versinken, einen<br />
Mix aus französischer und belgischer Küche, der mal<br />
rus tikal daherkommt, und dann wieder auf edle Zutaten<br />
wie Schnecken, Foie Gras und Champagner setzt.<br />
Belga Queen, Rue du fossé aux Loups 32,1000 Brüssel,<br />
Fotolia<br />
www.belgaqueen.be<br />
Avoca,<br />
Dublin – Konkurrenz für London<br />
Marcolini,<br />
Übernachten: Erstes Haus am Platz: Für viele ist allein<br />
das schon ein Grund, im „Hotel Clarence“ abzusteigen, Pierre<br />
denn Bono, dem Frontman der berühmten Band „U2“,<br />
gehört das „In“Hotel, und manchmal wird er dort auch<br />
Chocolatier<br />
mit seinen BandKollegen gesichtet. Ein Besuch des<br />
Hotels lohnt aber noch aus anderem Grund: Der Five Fotos:
o’ Clock Tea dort ist legendär. Wem also<br />
eine Übernachtung zu teuer ist, der investiert<br />
in Tee und die superleckeren<br />
Häppchen – und sichtet vielleicht Promis<br />
wie die Bestsellerautorin und Tochter<br />
des ehemaligen irischen Premiers,<br />
Cecilia Ahern, beim Schlemmen.<br />
the Clarence, 6-8 wellington Quay, Dublin 2,<br />
www.theclarence.ie<br />
Shopping – Mode: Think pink: Wer kein Pink<br />
mag, sollte die „Alila Boutique“ lieber nicht<br />
betreten. Frauen, die nie wirklich aus der rosa<br />
Phase herausgewachsen sind, werden sich<br />
hier jedoch wie im siebten Himmel fühlen.<br />
Der Shop führt in den USA extrem angesagte<br />
Marken wie „Eva Danielle” oder „Taylor &<br />
Hyde“, „Issue“ und „La Femme“ , aber auch<br />
Klamotten von „Ingwa Melero” und jede Menge<br />
andere ausgefallene, in Irland sonst nirgendwo<br />
zu findende Marken.<br />
alila Boutique, 41 Drury street, Dublin 2<br />
Shopping – Mode: Spannendes Konzept: „Think regional“<br />
lautet das Konzept der mittlerweile sieben irischen<br />
Reportage City weekend<br />
„Avoca Shops“, in denen es alles zu kaufen gibt, was<br />
aus irischen Landen stammt. Wurden zunächst<br />
nur Keramikwaren und Schals aus der Produktion<br />
irischer Künstler und Handwerker verkauft,<br />
so bekommt man bei „Avoca“ jetzt auch Kaffee<br />
und Tee, Kinderbekleidung, Töpferwaren, Kochbücher<br />
und Plaids. Wunderschöne Sachen, tolle<br />
Idee! Wer länger über einen Kauf nachdenken<br />
möchte: Im angeschlossenen Café geht das<br />
wunderbar.<br />
avoca, 11-13 suffolk street, Dublin 2, www.avoca.ie<br />
Shopping – Genuss: Hochprozentig:<br />
Iri scher Whiskey – im Gegensatz zum<br />
schottischen mit „e“ geschrieben –<br />
zählt bei Kennern zum Besten, was<br />
aus Malz werden kann. Kein Wunder,<br />
dass das irische Nationalgetränk zu<br />
den beliebtesten Mitbringseln zählt.<br />
Die größte Auswahl irischer Produkte<br />
führt der „Celtic Whiskey Store“, der auch regelmäßig<br />
Verkostungen anbietet. Was man hier so kauft? Zum<br />
Beispiel einen „Clontarf“ oder einen „Wild Geese“.<br />
Celtic whiskey shop, 27-28 Dawson street, Dublin 2,<br />
www.celticwhiskeyshop.com<br />
Ausgezeichnet abgesichert –<br />
mit dem BU-Schutz der ALTE LEIPZIGER.<br />
Bei Berufsunfähigkeit sind Sie jetzt finanziell auf der sicheren Seite.<br />
Sprechen Sie mit uns: Telefon 069 71707541 · beratung@hoesch-partner.de<br />
23<br />
3
24<br />
3<br />
Ausgehen/Bar: Hippe Location: Gemütliche Ledersofas,<br />
in denen man versinken möchte, und jede Menge<br />
schicke Dubliner, die hier ihren Aperitif nehmen: In der<br />
Bar des „Morrison Hotel “ kann man seinen Streifzug<br />
durchs Nachtleben beginnen oder beenden – je nach<br />
Gusto. Und wer Glück hat, trifft bei seinem Besuch vielleicht<br />
sogar auf Robbie Willliams!<br />
Morrison Hotel, ormond Quay, Dublin 1,<br />
www.morrisonhotel.ie/cafe-bar<br />
Zürich – Uhren und schoki<br />
Übernachten: Kontrastreich: Im idyllischen Augustiner<br />
Viertel befindet sich ein einzigartiges HotelJuwel: das<br />
in mehreren historischen Wohnhäusern untergebrachte<br />
„Widder Hotel“. Jeder der liebevoll ausgestatteten 49<br />
Räume ist anders eingerichtet – immer aber mit Möbeln<br />
und Objekten bekannter Designer wie Mies van der<br />
Rohe, Le Corbusier oder Charles Eames sowie Kunstwerken<br />
solcher Größen wie Andy Warhol. Ein äußerst<br />
gelungener Mix aus Alt und Neu. Schönste Plätze: die<br />
lauschige Bibliothek und der niedliche Garten, in dem<br />
auch gespeist werden kann.<br />
widder Hotel, Rennweg 7, CH-8001 Zürich,<br />
www.widderhotel.ch<br />
Shopping – Schmuck: Für Exzentriker: Wer<br />
hierher kommt, sucht das Ausgefallene,<br />
und selbst wer kein SchmuckFan ist,<br />
wird spätestens bei „Friends of Carlotta“<br />
zu ebensolchem. Denn die Züricher<br />
Kombination aus Atelier, Laden<br />
und Galerie präsentiert die eigenen<br />
Kreationen in einem gleichermaßen<br />
ausgefallenen wie ansprechenden Ambiente<br />
– und gehört damit seit mehr als zehn<br />
Jahren zu den maßgebenden Adressen für<br />
Schmuckdesign in Europa. Regelmäßig finden hier<br />
auch Ausstellungen mit den von renommierten Designern<br />
entworfenen Objekten rund um ein bestimmtes<br />
Thema statt, so etwa die Schau „Balztools und Verbindungsteile“.<br />
Poppig bunt und wirklich extravagant.<br />
friends of Carlotta – galerie für schmuck und objekte,<br />
Neumarkt 22, Ch-8001 Zürich, www.foc.ch<br />
Reportage City weekend<br />
Shopping – Design: Einmalig: Eine echte Wunderkammer<br />
für Sammler ist der in einer alten Schlosserei untergebrachte<br />
Laden „Limited Stock“, denn Bildhauer<br />
Hubert Spörri und Innenarchitekt Ulrich Zickler haben<br />
dort zusammengetragen, was es sonst in dieser Zusammensetzung<br />
nirgends geben dürfte, und was bei der<br />
Einrichtung von Wohn und Geschäftsräumen das Tüpfelchen<br />
auf dem „i“ ist: formschöne Objekte wie fossiles<br />
Holz aus Kasachstan, das Gehäuse einer Helmschnecke,<br />
handgearbeitete Sushimesser aus Japan, Glasobjekte<br />
von J. & L. Lobmeyr Wien, Sitzmöbel aus Bambus und<br />
Papier, Körperpflegeprodukte von „Patyka“ und, und,<br />
und. Dass die beiden Gestaltungsprofis auch die Innenausstattung<br />
ganzer Häuser anbieten, versteht sich von<br />
selbst. Für Individualisten!<br />
limited stock, spiegelgasse 22, CH-8001 Zürich, http://limited-stock.com<br />
Shopping – Genuss: Für SchokiFans: Wenn Sie „Sprüngli “<br />
schon kennen oder mal fremdnaschen wollen, empfiehlt<br />
sich ein Besuch in der nicht minder renommierten „Confiserie<br />
Teuscher“. Seit mehr als 70 Jahren werden hier<br />
aus edelsten Zutaten wie Kakao, Vanille und Macadamianüssen<br />
Pralinen und Trüffel nach traditionellen Schweizer<br />
Rezepten hergestellt – kulinarische Leckerbissen, die<br />
geradezu auf der Zunge zergehen. Mittlerweile wurde<br />
das Sortiment um feine, teilweise exotische Tafelschokoladen<br />
und leckeres Gebäck erweitert. Kinder freuen sich<br />
über buntsüße Mitbringsel aus der FantasyAbteilung.<br />
Confiserie teuscher, storchengasse 9, CH-8001 Zürich, www.teuscher.com<br />
Ausgehen – Restaurant: Zürcher Cuisine: Eine kleine<br />
Fahrt über den Zürichberg – und schon fühlt man sich<br />
wie in einer anderen Welt. Kein Wunder, dass der ehemalige,<br />
erstmals 1475 erwähnte und im Besitz der Stadt<br />
Zürich befindliche Bauernhof „Alter Tobelhof“ ein bei<br />
einheimischen „Stadtflüchtlingen“ wie bei Touristen<br />
gleichermaßen beliebter Treffpunkt ist. Das gilt besonders<br />
für den Sommer, wenn man auf der prächtigen Gartenterrasse<br />
deftige Schweizer sowie mediterran angehauchte<br />
Spezialitäten genießen kann. Beispiel gefällig?<br />
Wie wäre es mit „Hausgemachtem GorgonzolaMousse<br />
auf RuccolaSalat mit eingelegten Tomaten und frischen<br />
Kräutern“? Einkehren, schlemmen und abschalten.<br />
wirtschaft alter tobelhof, tobelhofstraße 236, CH-8044-Zürich,<br />
www.tobelhof.ch<br />
Fotos: Friends of Carlotta, Fotolia
„ Wer kann mir heute garantieren, was<br />
ich in der Zukunft bekommen werde?“<br />
Sie haben Fragen? Fragen Sie uns doch mal.<br />
Zum Beispiel unseren Experten Frank Schoenen. Er berät Sie gerne umfassend zu<br />
TwoTrust Klassik, der Altersvorsorge mit einer der höchsten garantierten Renten<br />
in allen drei Schichten: als Basisrente, als Privatrente sowie in der bAV als Direktversicherung<br />
und in der Unterstützungskasse. Profi tieren Sie von TwoTrust Klassik.<br />
Wir denken weiter.<br />
www.hdi-gerling.de/<br />
twotrust
26<br />
Reportage second Chance<br />
Second<br />
Chance<br />
Die Idee war genial, die Zeit jedoch noch nicht reif.<br />
Denn manchmal braucht es einen zweiten Anlauf,<br />
bis es mit der erfolgreichen Markteinführung eines<br />
Produkts klappt. Zwei Geschichten mit Happy End<br />
und eine mit ungewissem Ausgang.<br />
<strong>insurance</strong> 2010
text: katja kupfer<br />
Es war Ende der 90erJahre in einem angesagten<br />
Nachtclub mit Künstlerflair. Man stand herum, redete,<br />
und die meisten nuckelten an einem Getränk, das<br />
aussah wie Bier und doch wieder nicht. „Probier mal.<br />
Ein Geheimtipp. Bekommt man kaum zu kaufen. Ohne<br />
Alkohol. Schmeckt echt gut, nicht so süß“, sagte eine<br />
Frau und hielt eine durchsichtige Flasche, gefüllt mit<br />
roter Flüssigkeit hoch. Bionade stand auf dem Etikett,<br />
Geschmacksrichtung Holunder. Heute, gerade einmal<br />
zehn Jahre später, hat das biologische Erfrischungsgetränk<br />
Bionade eine beispiellose Erfolgsgeschichte<br />
geschrieben, an die in den An<br />
fangszeiten niemand so recht glaubte.<br />
Denn es hätte auch gehörig schiefgehen<br />
können: Eine kleine, fast bankrotte<br />
Familienbrauerei in dem 3000EinwohnerOrt<br />
Ostheim in der Rhön stand zu<br />
Beginn der Neunzigerjahre vor dem Bankrott. Zu<br />
groß war die BierKonkurrenz für das RhönPils der<br />
PeterBrauerei. Doch Brauereimeister Dieter Leipold<br />
hatte seit Längerem einen Traum: Er wollte ein ganz<br />
neues Getränk auf den Markt bringen, eine Limonade<br />
ohne Chemie. So tüftelte Leipold, der als Bierbrauer<br />
auch Biotechnologe ist und sich mit Mikroorganismen<br />
auskennt, acht Jahre an einem Verfahren, ein alkoholfreies<br />
Getränk auf Basis von ÖkoGerste zu brauen<br />
bzw. zu fermentieren. Statt Alkohol entsteht in diesem<br />
Verfahren Glukonsäure, die auch in Honig vorkommt.<br />
1995 war schließlich die Bionade erfunden, die sich<br />
Leipold mit zwei Patenten absichern ließ. Doch wie sie<br />
die Ökobrause vermarkten sollten, wussten die Leipolds<br />
nicht so recht. Sie boten zunächst sechs großen Brauereien<br />
die Lizenz zur Herstellung der Bionade an, die<br />
jedoch winkten ab. Dann reisten die Leipolds zu einer<br />
Präsentation eines Getränkehändlerverbundes, wo das<br />
Potenzial durchaus erkannt und das Produkt auch bestellt<br />
wurde. Doch die Händler blieben auf ihren Kisten<br />
sitzen. Denn mangels Werbung, die sich die Leipolds<br />
zu diesem Zeitpunkt nicht leisten konnten, wusste niemand,<br />
was sich hinter der Bionade verbarg. Sie blieb ein<br />
Nischenprodukt, das vor allem in Kurkliniken und Fitnessstudios<br />
seine Abnehmer fand.<br />
Dann drehte sich der Wind. Er kam aus Norden,<br />
genauer aus Hamburg. Der Hamburger Getränkegroßhändler<br />
Göttsche nahm die Bionade 1997 in sein Sortiment<br />
auf. Einer der ersten, der die Biobrause auf seine<br />
Karte setzte, war der Betreiber der Hamburger Gloria<br />
Bar. Hier begann der Siegeszug der Bionade. In den<br />
Kneipen und Bars der Hansestadt galt sie zunächst als<br />
Szenegetränk, bis sie schließlich in das Sortiment großer<br />
Supermarktketten aufgenommen wurde. Die Zahlen<br />
sprechen für sich: 2002 und 2003 lag der Absatz noch<br />
bei zwei Millionen Flaschen pro Jahr, 2005 bei 20, 2006<br />
bei 70 und 2007 bei 200 Millionen Flaschen. Erfolge,<br />
Reportage second Chance<br />
Limonade<br />
ohne Chemie!<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
die Nachahmer auf den Plan riefen – so erwirkte das Unternehmen<br />
nicht nur eine einstweilige Verfügung gegen<br />
das von der Handelskette Plus vertriebene Getränk Maltonade,<br />
das der Bionade täuschend ähnlich sah, sondern<br />
lenkte auch den Blick des amerikanischen Getränkegiganten<br />
CocaCola auf das kleine Ostheim. „So you don’t<br />
want to be rich?“, sollen die ColaBosse 2004 entgeistert<br />
gefragt haben, als die Ostheimer das Übernahmeangebot<br />
ablehnten. Inzwischen, der BionadeErfinder Leipold hat<br />
sich längst aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und<br />
Stiefsohn Peter Kowalsky führt das Unternehmen, hat<br />
man expandiert. Seit Ende 2007 ist Bionade nicht nur<br />
auf dem europäischen Markt, sondern auch in einigen<br />
außereuropäischen Ländern und in den<br />
USA präsent, wo die Biolimo auch produziert<br />
wird: Im Mittleren Westen, in Iowa, wo es ein<br />
wenig aussieht wie in der Rhön. Und gerade<br />
ist man im Begriff, in noch größere Stapfen zu<br />
treten. „Wir wollen nicht, dass Bionade so etwas<br />
wie eine kleine Szenelimo in Deutschland bleibt“, sagten<br />
im Oktober 2009 die BionadeGesellschafter angesichts<br />
der Übernahme des Mehrheitsanteils durch den Bierriesen<br />
Radeberger, einer Tochter des OetkerKonzerns.<br />
Oetker soll die Internationalisierung forcieren und das<br />
dafür nötige Geld bereitstellen. Ein wenig verliert Bionade<br />
nun also das Image der korrekten Biobrause aus dem<br />
Familienbetrieb, deren Geheimnis letztendlich weniger<br />
am Geschmack lag, als mehr in einer Haltung, einem<br />
Lebensgefühl, das die Marke transportierte. Während<br />
Cola für Konsum und Globalisierung stand, sollte man<br />
mit Bionade Persönlichkeit, Individualität, bewussten<br />
Genuss und auch Coolness assoziieren. Aber auch das<br />
Marketingkonzept, Viralmarketing, das soziale Netzwerke<br />
und Medien nutzt, um auf ungewöhnliche und<br />
hintergründige Weise auf das Produkt aufmerksam zu<br />
machen, zeichnete für den Erfolg verantwortlich. Das<br />
entsprach auch einer Konsumentenhaltung, die sich im<br />
vergangenen Jahrzehnt entwickelt hatte und die Wert<br />
auf Gesundheit und Nachhaltigkeit legt. Mit der Bionade<br />
kam also nicht nur ein neuartiges Getränk auf den<br />
Markt, sie war rückwirkend betrachtet auch zum richtigen<br />
Zeitpunkt da. Nämlich vor allen anderen.<br />
Süß fanden die einen ihn, gnomenhaft<br />
hässlich die anderen. Der kleine Smart, der im<br />
vergangenen Jahr seinen zehnten Geburtstag<br />
feierte, polarisierte von Beginn an. Die wechselvolle<br />
Geschichte des Kultautos begann jedoch<br />
mit einem Fehlstart. Dabei geht die<br />
SmartStory viel weiter zurück als auf<br />
den 3. September 1998, jenem Tag, an dem der erste<br />
Smart in seiner Urform als Zweisitzer, heute Fortwo<br />
genannt, vom Band lief.<br />
Am Anfang standen eine Idee, „ein Auto, zwei Personen,<br />
eine Kiste Bier“ und die Vision von einem Auto,<br />
das in jede Parklücke passt, das klein, aber mit einem<br />
ausgezeichneten Sicherheitssystem ausgestattet ist, das 3<br />
27<br />
Ein Auto,<br />
zwei Personen,<br />
eine Kiste<br />
Bier …
28<br />
3<br />
umweltschonend hybridgetrieben ist, und das sich theoretisch<br />
selbst in der Bahn mitnehmen lässt. Der Schweizer<br />
Geschäftsmann Nicolas G. Hayek, der Anfang der<br />
80erJahre mit der Erfindung der SwatchUhr bereits ein<br />
LifestyleObjekt kreiert hatte, wollte Ähnliches auch im<br />
Autobereich erschaffen. Er gründete die Firma Hayek<br />
Engineering GmbH und bot das Konzept seines Mikro<br />
Autos mit Elektromotor verschiedenen Autokonzernen<br />
an. Die jedoch ließen sich nicht begeistern. Zu klein war<br />
ihnen das Gefährt, zu unsicher. Zudem schien die ganze<br />
Sache wirtschaftlich riskant. 1994 bekundete schließlich<br />
Mercedes Benz Interesse. Was überraschend schien, war<br />
nur konsequent: MercedesIngenieure hatten sich zu<br />
diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten<br />
mit der Entwicklung eines Konzepts für einen Zweisitzer<br />
beschäftigt. Bereits Anfang der Achtzigerjahre gab<br />
es einen 2,50 Meter breiten und 1,50 Meter hohen Prototyp<br />
eines solchen Kleinstwagens, der 1988 mit einem<br />
Elektro motor ausgestattet wurde.<br />
1994 schließlich fanden Mercedes und Hayek zusammen.<br />
Die Micro Compact Car AG (MCC) wurde gegründet;<br />
doch es kam schon bald zu Konflikten.<br />
Der Autokonzern begann aufgrund<br />
der hohen Kosten bestimmte Details<br />
zu streichen. Unter anderem<br />
den Elektromotor, der Hayek<br />
so sehr am Herzen lag. Der<br />
Schweizer stieg aus, Daimler<br />
Benz übernahm MCC. Auf der<br />
Internationalen Automesse (IAA)<br />
in Frankfurt wurde 1997 die Serienversion<br />
des Smart vorgestellt, dessen Name sich übrigens<br />
aus Mercedes Swatch Art zusammensetzt.<br />
Doch dann patzte die ebenfalls noch neue Mercedes<br />
AKlasse beim Elchtest und auch der kleine Smart stand<br />
hinsichtlich der Sicherheit in der öffentlichen Diskussion.<br />
Die Markteinführung wurde um ein Jahr verschoben,<br />
Veränderungen vorgenommen, unter anderem der<br />
Schwerpunkt um 40 Millimeter abgesenkt.<br />
Als dann 1998 der erste Smart im französischen<br />
Hambach vom Band lief, war die Reaktion der Autobranche<br />
und auch der Kunden eher verhalten. Wenig Auto<br />
für viel Geld, das war das offensichtliche Versprechen<br />
des kurzen, hohen und fröhlichbunten Smart. Für<br />
16.480 Mark bekam man das Einstiegsmodell mit 45 PS,<br />
das einen höchst mäßigen Komfort bot. Beim Schalten<br />
ruckelte beispielsweise das automatisierte Getriebe und<br />
nicht nur in den Kurven wirkte der Zwerg instabil. Außerdem<br />
sah das Gefährt merkwürdig unproportioniert<br />
aus und schien das Gegenteil dessen zu sein, was der<br />
Idee eines Autos entsprach. Der Smart weckte Emotionen<br />
– auch negative. So waren viele auch von den kecken<br />
Querparkern genervt, bei denen die Ordnungshüter<br />
meistens beide Augen zudrückten. Der Smart wurde<br />
zum Ladenhüter, ein teures Experiment, das gescheitert<br />
schien. Auch eine Preissenkung, Modellvarianten und<br />
Reportage second Chance<br />
Wie einfach<br />
könnte es sein!<br />
die Tatsache, dass der Smart in Städten wie Rom und<br />
Paris zu einem trendigen Cityflitzer avancierte, halfen<br />
nicht wirklich aus der Misere.<br />
2003 verkaufte die Marke Smart gerade einmal<br />
124.700 Fahrzeuge. Durch die ständige Entwicklung neuer<br />
Modelltypen warf Smart zudem kein Geld ab. Die Konzernleitung<br />
musste umdenken. Die breite Modellpalette<br />
wurde wieder eingedampft, Neuentwicklungen gestoppt.<br />
Die Devise hieß nun: Konzentration auf das Wesentliche.<br />
Und das war der Ursmart, der Fortwo. Er wurde in einer<br />
zweiten, modifizierten Generation gebaut. 20 Zentimeter<br />
größer, komfortabler, sicherer und umweltfreundlicher.<br />
Der neue Fortwo, als Coupé und Cabrio, kam 2007 auf<br />
den Markt, und endlich konnte Smart die lang ersehnten<br />
Erfolge vermelden. Der Kleinstwagen ist mit rund 9.000<br />
Euro für das Basismodell zwar immer noch recht teuer,<br />
doch er hat seine Nische gefunden: als kleines, wendiges<br />
Stadtauto, das von der Hausfrau ebenso gefahren wird<br />
wie vom Geschäftsmann, und das immer noch jeden<br />
Kampf um eine Parklücke gewinnt. Heute ist der Smart<br />
in 37 Ländern zu haben. 2010 soll sogar ein StromSmart<br />
auf den Markt kommen, und damit schließt sich –<br />
zehn Jahre nach Erfindung des Smart –<br />
der Kreis.<br />
Wie einfach könnte es sein,<br />
Texte und Bücher digital verfügbar<br />
zu haben? Man könnte Papier sparen,<br />
das ohnehin vergänglich ist, keine<br />
Wälder müssten für die Herstellung<br />
gerodet werden. Man könnte gezielter in den<br />
Texten suchen, sie speichern und übersichtlich archivieren<br />
und Notizen anlegen. Und hätte man dazu ein<br />
portables Lesegerät, könnte man damit auf Reisen gehen<br />
und das Gepäck für die Bücher sparen. Das mögen sich<br />
die Pioniere des eBook gedacht haben, die sicher die Vision<br />
hatten, dass irgendwann in der Zukunft das digitale<br />
Buch das gedruckte ablösen würde.<br />
Als Mutter des eBook gilt das „Project Gutenberg“,<br />
das 1971 an der University of Illinois startete, mit dem<br />
Ziel, eine kostenlose digitale Bibliothek mit allen Werken,<br />
deren Urheberrecht erloschen ist, zu erstellen. In<br />
Deutschland gab es Mitte der 80erJahre ebenfalls erste<br />
Versuche, Romane in digitaler Form zu verkaufen. So<br />
bot der Unterhaltungsautor Wilfried A. Hary seine Bücher<br />
auf Disketten als Diskromane an. Doch erst das<br />
Computerspiel „Ultima Underworld“, das 1993 auf<br />
den Markt kam, machte das Konzept des eBook einer<br />
breiteren Öffentlichkeit bekannt: Das Handbuch lag<br />
dem Spiel in Form einer CD im PDFFomat bei und<br />
konnte am Bildschirm gelesen werden. Man konnte es<br />
ausdrucken und zum ersten Mal eine Suchfunktion nutzen,<br />
um gewünschte Stellen schnell zu finden. Aber es<br />
war schließlich das Internet, das ab den 90erJahren eine<br />
ideale Plattform zur Verbreitung digitaler Texte bildete.<br />
Gleichzeitig sorgte die rasante Entwicklung der Computertechnologie<br />
dafür, dass die Hardware und damit die
Geräte zum Lesen digitaler Texte günstiger wurden. So<br />
konnte man mit dem 1996 von der Firma Palm herausgebrachten<br />
Organizer nicht nur Termine und Kontakte<br />
verwalten, sondern auch Texte lesen.<br />
Mit der New Economy starteten 1999 die ersten Versuche<br />
eines kommerziellen Vertriebs von eBooks. Die Firma<br />
NuvoMedia brachte das erste Lesegerät – ausschließlich<br />
für eBooks – heraus, das Rocket eBook. Mit seinem<br />
Speicher von 16 MB konnte es mehrere Dutzend Titel anlegen<br />
und einfache Grafiken auf dem SchwarzWeißBildschirm<br />
zeigen, etwa Titelbilder oder Illustrationen. Doch<br />
ein kommerzieller Erfolg wurde das Rocket eBook nicht.<br />
Mit 649 Mark war es teuer, die Auswahl an attraktiven Titeln,<br />
die sich darauf laden ließen, hingegen übersichtlich.<br />
So schnell sich der Hype um die eBooks entwickelt hatte,<br />
war er nach zwei, drei Jahren auch wieder verflogen. Daran<br />
konnten auch die technisch deutlich besseren Geräte<br />
mit Farbdisplay nichts ändern. Doch dann setzte sich das<br />
eBook nach und nach kommerziell durch. Gerade im Bereich<br />
der Fach und Handbücher konnte sein Potenzial<br />
ausgenutzt werden. In Sachen Kompaktheit, dem schnellen<br />
Finden von Textstellen und dem Speichern von Notizen,<br />
erwies es sich dem gedruckten Buch als überlegen.<br />
Auf der Frankfurter Buchmesse wurde 2007 festgestellt,<br />
dass bereits 30 Prozent aller Fachbücher als eBooks<br />
erhältlich waren. Es ist aber auch einer verbesserten<br />
Infra struktur zu verdanken, dass sich das eBook im zweiten<br />
Anlauf besser präsentieren konnte. Das Internet hatte<br />
sich zwischenzeitlich flächendeckend etabliert, mobile<br />
Hardware wurde Standard und neue Bezahlmöglichkeiten<br />
eingeführt. Gerade kleinere Verlage nahmen nun vielfach<br />
eBooks ins Programm und sahen im Internet eine neue<br />
Vertriebsform. 2005 übernahm auch der Onlinehändler<br />
Amazon die Lesesoftware Mobipocket und konnte somit<br />
ein größeres Sortiment an eBooks anbieten. Heute hat<br />
sich der eBookMarkt auf niedrigem Niveau etabliert; verbucht<br />
jedoch als Marktsegment hohe Zuwachsraten. Und<br />
doch bleiben einige Probleme: Weiterhin ist das Angebot<br />
an Titeln nicht so groß wie im Printbereich, zudem<br />
sind die Preise im Vergleich zum gedruckten Buch kaum<br />
günstiger. Hinzu kommt, dass die eBookFormate häufig<br />
an bestimmte Lesegeräte gebunden und daher nicht<br />
kompatibel sind. Auch technisch gibt es noch einiges zu<br />
bemängeln, so war das Flimmern des Bildschirms beim<br />
Weiterblättern des AmazonLesegeräts Kindle, das 2008<br />
in Deutschland vorgestellt wurde, nur eine von mehreren<br />
Kinderkrankheiten. Und nicht zuletzt schwören viele immer<br />
noch auf die unvergleichliche Haptik eines Buches<br />
(oder einer Zeitung) aus Papier.<br />
Noch hat das digitale Buch das gedruckte nicht abgelöst.<br />
Doch es ist eine Generationenfrage. Die mit dem<br />
Internet und sich immer rasanter entwickelnden elektronischen<br />
Medien aufwachsende Web2.0Generation<br />
kennt die Berührungsängste der Älteren nicht mehr. So<br />
ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Zeit für das<br />
eBook endgültig reif ist. ■<br />
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„Neue Wege gehen“
Foto: Klaus Vyhnalek<br />
Interview Matthias Horx<br />
Matthias Horx, Jahrgang 1955, ist Deutschlands renommiertester<br />
Trend und Zukunftsforscher. Er arbeitete 15 Jahre als Journalist,<br />
bevor er das „Zukunftsinstitut“ bei Frankfurt gründete, das heute<br />
auch eine Zweigstelle in Wien unterhält, wo Horx mit seiner<br />
Familie lebt. Er ist Autor zahlreicher Bücher, unter anderem<br />
„Wie wir leben werden“ und „Technolution“. Seit Herbst 2007 lehrt<br />
Matthias Horx wissenschaftliche Trend und Zukunftsforschung<br />
auch als Dozent an der ZeppelinUniversität am Bodensee.<br />
interview constanze kleis<br />
Ohne Krise keine neue Gesellschaft, Herr Horx?<br />
Matthias Horx: Man kann die Frage auch umdrehen:<br />
Wie kann Wandel überhaupt stattfinden, wenn nicht<br />
durch Krisen? Sowohl im persönlichen Leben, aber<br />
auch, wenn wir auf die Geschichte schauen – letzten<br />
Endes sind es immer Krisen, die Veränderungsprozesse<br />
voranbringen.<br />
Damit ist aber noch nichts darüber gesagt, ob zum<br />
Guten oder zum Schlechten.<br />
Matthias Horx: Ich denke, dass sich über lange Zeiten<br />
wenigstens in unserem Teil des Planeten die Dinge zum<br />
Besseren verändert haben. Krisen, aus denen Menschen<br />
lernen, auf die man reagiert, bergen diese Chance. Es ist<br />
wie in einer EheKrise. Ignoriert man sie, kann das zu<br />
Depressionen führen. Nimmt man sie ernst, verbessert<br />
man entweder die Ehe oder seine Lebensqualität durch<br />
Scheidung. In Krisen liegt immer beides: Abschied von<br />
Altlasten und der vitale Impuls, neue Wege zu gehen.<br />
Wird diese Chance in der aktuellen Finanzkrise<br />
ausreichend genutzt?<br />
Matthias Horx: Dem Zukunftsforscher geht das natürlich<br />
nie weit genug. Den Medien übrigens auch nicht.<br />
Die leben ja davon, Konflikte und Zuspitzungen aufzubauen.<br />
Aber wenn wir mal so ein bisschen unter die<br />
aufgeregten Oberflächen schauen, kann man ein paar<br />
Dinge wahrnehmen, die in eine durchaus positive Richtung<br />
weisen.<br />
Zum Beispiel?<br />
Matthias Horx: Obamas Wahlsieg. In dieser Krise ist<br />
auch eine spezifisch amerikanische Form der Globalisierung<br />
zu Ende gegangen, die die letzten 20 Jahre geprägt<br />
hat – eine sehr ruppige Globalisierung „von oben herab“,<br />
die zudem und enorm von den Kapitalmärkten gesteuert<br />
war. Man braucht sich nur die Bilder der internationalen<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Wirtschaftskonferenzen anzuschauen, um zu verstehen,<br />
was sich hier ändert. Man sieht, dass völlig neue Spieler<br />
mit an den Tisch kommen. Die Schwellenländer sind inzwischen<br />
herangewachsen zu Wirtschaftsnationen – die<br />
Spielregeln des globalen Spiels verändern sich. Dann die<br />
großen Innovationsfragen, die der Automobilität und<br />
die Energiefrage. Wenn Sie vor zwei Jahren mit einem<br />
Elektroauto vorgefahren sind, haben alle gelacht. Wenn<br />
Sie jetzt mit einem Elektroauto vorfahren, so meine eigene<br />
Erfahrung, reagieren alle mit „Ah!“ und „Oh!“. Und<br />
ein dritter Bereich ist das Verhältnis zwischen Männern<br />
und Frauen. Diese Krise ist auch eine Männerkrise.<br />
Offenbar sind Männer aber besonders beratungsresistent.<br />
Es häufen sich in letzter Zeit ja die Meldungen, dass<br />
offenbar nichts gelernt wurde.<br />
Matthias Horx: Das halte ich für ein Mediengerücht.<br />
Es gibt sicher Einzelfälle, wo sich gar nichts ändert. Aber<br />
ich kenne auch einige Banken, viele Organisationen,<br />
viele Unternehmen von innen. Aus meiner Sicht kann<br />
ich bestätigen, dass es zumindest eine große Nachdenklichkeit<br />
gibt. Man hat vielleicht oft noch keine Alternativen<br />
und weiß nicht, wie man sich anders verhalten<br />
soll. Aber man ist sich bewusst, dass man nicht so weitermachen<br />
kann wie bisher. Besonders im Finanzdienstleistungssektor<br />
muss man sich etwas konsequent Neues<br />
einfallen lassen. Da sind manche Märkte regelrecht „verbrannt“.<br />
Braucht dies ‚Neue’ nicht auch ganz neue Mitspieler<br />
und neue Spielregeln?<br />
Matthias Horx: Gerade die großen Leitbranchen, die<br />
jetzt in der Krise sind, die Autoindustrie und die Bankindustrie,<br />
werden gar nicht umhinkommen, andere<br />
personale Strukturen zu entwickeln. Ganz einfach, weil<br />
sie nicht mehr diese gigantischen Zuwächse verzeichnen<br />
werden wie in den letzten zwanzig Jahren. In dieser<br />
Zeit sind Overheads entstanden, die diese Branchen<br />
künstlich aufgebläht haben. Es waren so viele Leute mit<br />
31<br />
3
32<br />
3<br />
Boni und Zulagen und immer höheren Gehältern zu<br />
bezahlen, dass ein Unternehmen Pleite geht, wenn es<br />
nicht dreißig Prozent Rendite erwirtschaftet. Das geht<br />
natürlich nicht mehr und deshalb verlieren viele der „beratungsresistenten“<br />
Männer ihren Job oder sie müssen<br />
kürzer treten. In Frankfurt werden in diesem Jahr fast<br />
20.000 Männer aus dem klassischen Bankensektor ihren<br />
Job verlieren.<br />
Kommt Veränderung erst, wenn es richtig weh tut?<br />
Matthias Horx: Natürlich entstehen Veränderungen<br />
nicht immer aus Einsicht. Sondern oft einfach durch<br />
Druck. Vor allem aber auch durch das Aufkommen von<br />
neuen Branchen, neuen Wertschöpfungsketten, Wertesystemen,<br />
cleveren neuen Spielern am Markt. Denken<br />
wir einmal an die SolarFirmen, oder die Anbieter von<br />
Windkraftanlagen – das waren noch vor zehn Jahren<br />
eher belächelte kleine Klitschen, heute befinden sich<br />
mächtige Weltmarktfirmen darunter. Jedes Unternehmen<br />
muss sich heute der Nachhaltigkeitsfrage stellen,<br />
das verlangen die Kunden, aber auch die Shareholder.<br />
Ob das mit neuen Produktionstechniken ist, ob das mit<br />
anderen Arbeitsformen ist, in der die Menschen weniger<br />
ausgelaugt werden – Stichwort WorkLifeBalance. Auch<br />
Fragen der Arbeitskulturen sind heute Nachhaltigkeitsfragen.<br />
Oder der Umstand, dass während die Männer in<br />
dieser Krise ihre Jobs verlieren, die Frauen das Problem<br />
in diesem Ausmaß gar nicht haben. Gleichzeitig sind sie<br />
immer besser gebildet. Strukturell eröffnet das sicher einige<br />
neue Perspektiven.<br />
Andererseits gibt es auch Stimmen, die davor warnen, dass<br />
immer größere Teile der Bevölkerung ausgegrenzt werden. Wir<br />
haben eine Armutsdiskussion und einen Bildungsnotstand.<br />
Matthias Horx: Das halte ich für zu große Worte.<br />
Wenn man sich ein bisschen mit den Zahlen beschäftigt,<br />
ist das nicht haltbar. Es lässt sich feststellen, dass die<br />
klassischen industriellen Arbeitsformen immer mehr<br />
an Relevanz verlieren und gerade in der Globalisierung<br />
neu bewertet werden. Simpel formuliert: Einfache Arbeit<br />
wird schlechter bezahlt, weil sie in einen globalen<br />
Konkurrenzdruck gerät. Das heißt, wir müssen die Dynamik<br />
unseres Bildungssystems verbessern. Ein Wandelimpuls,<br />
den ich durchaus positiv finde. Er hat ja eine<br />
ganz klare Konsequenz: Dass wir die Bildungs und Ausbildungsraten<br />
der gesamten Bevölkerung massiv erhöhen<br />
müssen. Gebildete Menschen kreieren komplexere<br />
Wertschöpfungen. Wir können uns keine „bildungsfernen<br />
Schichten“ mehr leisten.<br />
Mit dem aktuellen Bildungssystem scheint das aber<br />
kaum zu machen zu sein?<br />
Matthias Horx: Die Bildungsdebatte in Deutschland<br />
bleibt, wie fast alle ZukunftsDebatten in Deutschland,<br />
in der Besitzstandswahrung stecken. Wir fragen uns zu<br />
wenig, welches Bildungssystem wir für eine kommende<br />
Interview Matthias Horx<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Wissensgesellschaft und KreativÖkonomie brauchen.<br />
Aber das Thema ist heute zumindest brisant geworden.<br />
Man kann damit sogar Wahlen gewinnen oder verlieren.<br />
Jeden Tag werden in Deutschland von ElternInitiativen<br />
neue Privatschulen gegründet, und viele staatliche Schulen<br />
lassen sich neue pädagogische Methoden einfallen.<br />
Das Schulsystem steht unter Evolutions und Legitimationsdruck.<br />
Und das ist gut so.<br />
Und macht Bildung zur privatangelegenheit. Besteht nicht<br />
die Gefahr, dass sie zu einem Luxusgut wird, das sich nur<br />
noch die Begüterten werden leisten können?<br />
Matthias Horx: Ich selbst bin Dozent an einer Privatuniversität<br />
am Bodensee, der ZeppelinUniversity, dort<br />
sind weit über 40 Prozent der Studenten Stipendiaten,<br />
und es werden immer mehr. Natürlich muss man sich<br />
überlegen, wie man Bildung gerecht verteilt. Aber offenbar<br />
gibt es da viele Wege. In Holland gibt es praktisch<br />
nur private Schulen; und trotzdem eine breite Schulbildung.<br />
In Finnland und Kanada haben die Schulen eine<br />
sehr hohe pädagogische Autonomie. In Deutschland<br />
müssten zunächst die alten Verkrustungen eines industriell<br />
geprägten, letzten Endes auf Massenproduktion<br />
von AusBildungen ausgelegten Bildungssystems zerbrochen<br />
werden. Erst dann könnte entstehen, was ich<br />
„Talentismus“ nenne. Ein Bildungssystem, das den Einzelnen,<br />
das Individuum und seine Talente, ins Zentrum<br />
der Pädagogik rückt. Jeder junge Mensch hat ein Talent,<br />
jeder! Und die Schule ist dazu da, dieses Talent gewissermaßen<br />
„herauszuarbeiten“.<br />
Das klingt teuer und ziemlich utopisch, zumal in<br />
Zeiten leerer Kassen.<br />
Matthias Horx: Das ist gar nicht so sehr eine Frage des<br />
Geldes, sondern der inneren Werte. Letzten Endes kann<br />
eine Schulreform auch nicht allein vom Staat kommen,<br />
dafür muss sich eine breite Bürgerbewegung einsetzen.<br />
Man sollte die zivilgesellschaftlichen Energien in einer<br />
Kultur nicht immer unterschätzen. Bildung findet nicht<br />
im luftleeren Raum statt. Es ist auch eine Frage, wie<br />
Gemeinden, wie regionale Netzwerke, wie Gesellschaft<br />
die Schulen unterstützen. Im erfolgreichen skandinavischen<br />
Schulsystem, wo rund 70 Prozent der Schüler<br />
ein Abitur machen, gibt es seit vielen Jahren LaienLehrer,<br />
die den Pädagogen bei seiner Arbeit unterstützen.<br />
Das eigentliche Problem sehe ich eher in unserem medialen<br />
System, das solche Entwicklungen eher ignoriert<br />
oder durch die Medien in die alarmistische Richtung<br />
führt. Wir haben heute eine Medienwelt, die nur auf<br />
KlischeeZuspitzung, Alarmismus, Sensation aus ist. In<br />
unserem medialen System herrscht ein Schweinezyklus<br />
von Hoch und Runterschreiben von Politikern. Wir können<br />
heute mit den Mitteln der Trendforschung schon<br />
Vyhnalek<br />
voraussagen, wann Obama oder Angela Merkel wieder<br />
einmal in den Abgrund geschrieben werden, weil alle<br />
Klaus<br />
Journalisten voneinander abschreiben. Das geht prak Foto:
„Ich glaube, dass wir in<br />
Zukunft einen schlaueren<br />
Sozialstaat, aber auch bessere<br />
Regeln für die Kapitalmärkte<br />
entwickeln werden.“<br />
tisch mit allen großen gesellschaftlichen Themen so,<br />
und auf diese Weise entsteht eine skandalisierte Debatte,<br />
die nichts mehr mit der Wirklichkeit und ihren Problemen<br />
zu tun hat. Das ist vielleicht die größte Hürde einer<br />
großen gesellschaftlichen ZukunftsDebatte. Die einzige<br />
Hoffnung, die wir haben ist, dass die Menschen etwas<br />
skeptischer gegenüber den Massenmedien werden, das<br />
Fernsehen auch mal ausschalten, und dass sie sich zum<br />
Beispiel durch das Internet neu vernetzen.<br />
Sie sagen, dass eine Ära des Softkapitalismus auf uns<br />
zukommt. Klingt das nicht ähnlich widersprüchlich<br />
wie „humanes Töten“?<br />
Matthias Horx: Die Frage ist ja, was man unter „Kapitalismus“<br />
versteht. Das ist ein ideologischer Begriff,<br />
der in der Vergangenheit von Kommunisten und Nazis<br />
benutzt wurde, und der heute erstaunlich allgemein<br />
und pauschal gebraucht wird. Einen reinen Kapitalismus<br />
gibt es nirgendwo, auch nicht in den USA. Es gibt<br />
verschiedene Formen der Marktwirtschaft, und diese<br />
können sich durchaus weiter differenzieren. Ich glaube,<br />
dass wir in Zukunft einen schlaueren Sozialstaat, aber<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
auch bessere Regeln für die Kapitalmärkte entwickeln<br />
werden. MarktDemokratie ist immer noch die Gesellschaftsform,<br />
in der die meisten Menschen sich aktiv am<br />
Gemeinwesen beteiligen können.<br />
Wird der Kapitalismus also unterschätzt?<br />
Matthias Horx: Das marktwirtschaftliche System wurde<br />
in seiner Lern und Flexibilitätsfähigkeit immer schon<br />
unterschätzt. Marx’ Prognose von der endgültigen Selbstzerstörung<br />
des Kapitalismus war eine fatale Fehlprognose,<br />
auch wenn sie heute immer wieder nachgebetet wird.<br />
Es ist allerdings so, dass die Phase der reinen Konsumgesellschaft<br />
heute vorbei ist. Die Leute haben es einfach<br />
satt. Wir stehen mittendrin in einer neuen WerteDebatte.<br />
Heute ist es einfach peinlich, mit bestimmten Luxusgütern<br />
vorzufahren, weil das nicht mehr stilvoll ist. Was<br />
in den 80er und 90erJahren schick war, so wie schwere<br />
BMWs oder RolexUhren, das steht heute für russische<br />
Mafia. Ein immer größerer Anteil der Bevölkerung sucht<br />
nach neuen Orientierungen und findet sie in der Ökologie,<br />
in der Spiritualität, in einem sozialen Individualismus.<br />
Das ist für mich kein Widerspruch, im Gegenteil:<br />
nur reife Individuen können auch sozial handeln. In<br />
vielen Städten entstehen ganz neue, ökologisch geplante<br />
Stadtteile, in denen Alt und Jung wieder zusammenleben.<br />
Oder nehmen Sie das Internet, wo sich ein Milieu<br />
von vernetzten kreativen Selbstständigen entwickelt.<br />
In Deutschland – hat man den Eindruck – regiert im<br />
Moment eher Antriebsschwäche. Man hat den Eindruck,<br />
die meisten reagieren beinahe mit Gleichmut auf die<br />
Finanzkrise.<br />
Matthias Horx: Ja, Deutschland neigt zu einer gewissen<br />
Spießigkeit, vermischt mit apokalyptischem Geheule.<br />
Ich glaube, es gibt in nächster Zeit zwei Möglichkeiten.<br />
Entweder wir richten uns in einer Art Endzeitstimmungs<br />
Dauerkrise ein. Oder wir machen uns auf den Weg in<br />
das, was man vielleicht die „kreative Ökonomie“ nennen<br />
könnte. Drei Bereiche sind hier wichtig: Erstens brauchen<br />
wir andere Spielregeln für die Globalisierung. Das alte<br />
amerikanisch dominierte Modell hat sich überlebt. Die<br />
zweite große Frage ist das Fair Play in der Wirtschaft. Korruption,<br />
miese Arbeitsbedingungen in Schwellenländern,<br />
Umweltprobleme – hier müssen und werden sich auch<br />
die großen Konzerne etwas einfallen lassen. Auch dort,<br />
würde ich sagen, kommt heute schon einiges in Gang.<br />
Ein dritter, wesentlicher Bereich ist der zwischen Mann<br />
und Frau. Wenn wir mehr Frauen in den Chefetagen<br />
hätten, wäre dann auch die Wirtschaft eine andere? Man<br />
könnte jetzt argumentieren: Die Wirtschaft müsste sich<br />
erst ändern, damit mehr Frauen in die Chefetagen geraten.<br />
Genau darum wird es aber gehen: Wir erleben eine<br />
gewisse Feminisierung unserer Kultur, und das wird auch<br />
auf das Wirtschaftssystem nicht ohne Auswirkungen bleiben.<br />
Das Zeitalter, als die harten Jungs da oben alleine<br />
spielen durften, ist vorbei. ■<br />
33
Nächtliche<br />
Abenteuer
Foto: Mauritius<br />
text: katja kupfer<br />
Eine fette, behaarte Spinne sitzt auf der Brust, wir können<br />
ihre Pupillen sehen. Wie ein Vogel gleiten wir<br />
durch Hochhausschluchten. Mit Schulfreunden, die wir<br />
seit 20 Jahren nicht gesehen haben, kämpfen wir in einer<br />
Guerillagruppe in Aserbaidschan. Unergründlich scheint<br />
manchmal unsere Traumwelt, verwirrend, geheimnisvoll<br />
und nicht selten bizarr. Ein knappes Drittel unseres Lebens<br />
verschlafen wir und träumen dabei jede Nacht mehrmals.<br />
Dabei gibt es kaum etwas Rätselhafteres als Träume.<br />
Nicht zuletzt, weil man sie nicht messen oder greifen<br />
kann. Selbst unsere eigene Erinnerung an die nächtlichen<br />
Traumbilder kann recht trügerisch sein. Dazu kommen<br />
gelegentliche Albträume, die einem selbst beim Aufwachen<br />
noch schwer auf die Brust drücken.<br />
Den Weg für die moderne Traumforschung ebnete<br />
der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, als<br />
er vor mehr als hundert Jahren sein Buch „Die Traumdeutung“<br />
(1899/1900) veröffentlichte. Freud, für den<br />
der Traum den „Königsweg zum Unbewussten“ darstellte,<br />
entwickelte eine Methode, Träume in der Psychotherapie<br />
zu verwenden. Seine Hypothese, dass der<br />
Traum eine Wunscherfüllung darstelle, lieferte die<br />
Grundlage für die spätere Traumforschung. Auch wenn<br />
die moderne Neurophysiologie die Freud’sche Traumdeutung<br />
längst widerlegt hat, so gab er dennoch einen<br />
wichtigen Anstoß. Doch erst die Entdeckung des REM<br />
Schlafs durch die amerikanischen Schlafforscher Eugene<br />
Aserinsky und Nathaniel Kleitman, Anfang der<br />
Fünfzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts, lässt<br />
sich als weiterer Meilenstein der Schlaf und Traumforschung<br />
bezeichnen.<br />
Kleitman gilt als einer der Pioniere der modernen<br />
Schlafforschung. In seinem Schlaflabor in Chicago<br />
führte er zahlreiche Versuche an schlafenden Personen<br />
durch. Zusammen mit Aserinsky entdeckte er das erste<br />
objektive Merkmal des Träumens: Rapid Eye Movement<br />
Reportage träume<br />
Sie sind geheimnisvoll und faszinieren die Menschheit seit<br />
Jahrhunderten: Träume. Seit Sigmund Freud vor mehr als<br />
100 Jahren in ihnen den „Königsweg zum Unbewussten“ sah,<br />
hat sich in der Traumforschung viel getan. Physiologische Reize<br />
während des Schlafens wurden in Schlaflabors erfasst und die<br />
nächtlichen Bilder auf vielfältige Weise analysiert. Doch ganz<br />
wird man das Mysterium wohl nie ergründen können.<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
(REM), das ruckartige Bewegen der Augen während des<br />
Schlafes. Diese Augenbewegungen zeigen aktives Traumgeschehen<br />
an, das war das Ergebnis eines Experiments,<br />
bei dem die beiden Schlafforscher die Schlafenden<br />
weckten, wenn sich deren Augen schnell bewegten. Meistens<br />
konnten sich die Probanden an lebhafte Träume<br />
erinnern, während sich die meisten in den Phasen der<br />
Augenruhe geweckten Versuchspersonen nicht an einen<br />
Traum erinnern konnten. NonREMTräume sind meist<br />
kürzer, weniger intensiv, eher gedankenartig und über<br />
die gesamte Nacht verteilt.<br />
Die Methode der Erhebung von Träumen mittels Weckung<br />
wird auch heute noch in Schlaflabors praktiziert.<br />
Dazu werden physiologische Daten erhoben: Hirnaktionsströme,<br />
Augenbewegungen und Muskelentspannung<br />
am Kinn. Zudem werden Atemfrequenz, Herzschlag<br />
und Körpertemperatur gemessen. Die Aufzeichnungen<br />
zeigen Wellenmuster, nach denen im Schlaf die Stadien<br />
stetig wechseln. Daraus ergibt sich, dass Tiefschlafstadien<br />
nur in den ersten Stunden auftreten, danach wird<br />
der Schlaf flacher und die REMPhasen gegen Morgen<br />
länger. Der aktive Schlaf ist gekennzeichnet durch die<br />
phasenweise schnellen Augenbewegungen, den beschleunigten<br />
Puls und die erhöhte Atemfrequenz. Die<br />
REMWeckung im Labor bietet den direktesten Zugang<br />
zum Traumerleben, so Michael Schredl, Leiter des<br />
Schlaflabors am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit<br />
in Mannheim. Die Ausbeute, so der Psychologe, sei<br />
sehr hoch, bei vier bis fünf REMPhasen pro Nacht würden<br />
in 80 Prozent der Fälle Träume berichtet. Allerdings<br />
führe die Laboratmosphäre mit den Geräten und Verkabelungen<br />
dazu, dass die Probanden anders träumten, die<br />
Träume etwa weniger sexuelle oder aggressive Elemente<br />
enthielten und damit „künstlich“ wären. Doch letztlich<br />
lässt sich mit und trotz aller elektronischen Messtechnik<br />
nicht zweifelsfrei bestimmen, ob jemand träumt<br />
– nicht einmal die schnellen Augenbewegungen in der<br />
REMPhase geben darüber Aufschluss. Herzschlag, Ge<br />
35<br />
3
36<br />
3<br />
hirnströme oder Muskeltonus sind zwar messbar, das<br />
Träumen lässt sich aber nicht von außen erfassen. Es ist<br />
ein höchst subjektives Erleben und nur durch das Beschreiben<br />
der Träumenden nach dem Erwachen auch<br />
für andere zugänglich.<br />
Das ist eine schöne Vorstellung: Spielend im Schlaf<br />
lernen. Und doch ist sie nicht so abwegig. Auch wenn sich<br />
die Forscher über die genaue Rolle des REMSchlafs nicht<br />
einig sind, herrscht doch darüber Konsens, dass er nützlich<br />
für das Gehirn zu sein scheint. So deutet manches<br />
darauf hin, dass der REMSchlaf wichtig für das Erlernen<br />
von visuellen und motorischen Fähigkeiten ist. Andere<br />
Forscher zweifelten übrigens die Wichtigkeit des REM<br />
Schlafes an. Als Argument wurde etwa angeführt, dass<br />
die Merkfähigkeit von Menschen, bei denen der REM<br />
Schlaf aufgrund von Medikamenteneinnahme unterdrückt<br />
wurde, nicht beeinträchtigt wäre. Die Forscher Francis<br />
Crick (Salk Institute, San Diego) und Graeme Mitchinson<br />
(Cambridge) stellten in den Achtzigerjahren die These<br />
auf, dass wir „träumen, um zu vergessen“. Nach ihrer<br />
Theorie nutzt das Hirn den Schlaf, um sinnlose, überflüssige<br />
und unangenehme Erinnerungen oder Assoziationen<br />
aufzurufen, zu prüfen und dann aus dem Großhirn<br />
zu löschen. So sah Crick das Träumen als aktives Verlernen,<br />
das das Überlaufen des neuronalen Netzes verhindere.<br />
Ganz andere Ergebnisse lieferte Neuropsychologe<br />
und Psychiater Mark Solms (Universität London). Nach<br />
seiner Theorie kann das Gehirn Träume als Möglichkeit<br />
zur Verarbeitung und Bewältigung von Erlebnissen nutzen.<br />
Studien, die behaupten, man könne im Schlaf pauken,<br />
wurden bisher aber überzeugend angezweifelt. Doch<br />
das vor dem Einschlafen Gelernte dürfte nachhaltiger im<br />
Gedächtnis haften. Außerdem fördert das Erinnern und<br />
Auseinandersetzen mit Träumen die Kreativität.<br />
Früher hielt man Träume für elektrische Impulse<br />
aus dem Stammhirn, „Nervengewitter“, die Träume hervorrufen;<br />
mithin sah man in Träumen Zufallsprodukte.<br />
Inzwischen wissen wir, dass das Gehirn im Schlaf nicht<br />
einfach abschaltet. Auch der Eindruck, Träume seien<br />
stets negativ, entbehrt der Realität. Nur brennen sich die<br />
nächtlichen Schreckensbilder besser in unser Gehirn.<br />
„Träume erscheinen nicht zufällig“, sagt der Schlafforscher<br />
Michael Schredl. „Das Ziel von Träumen ist letztendlich<br />
eine Verbesserung der Lebensqualität. Sie geben<br />
zwar keine direkten Handlungsanweisungen, aber regen<br />
an, sich mit uns zu beschäftigen.“ Schließlich mischen<br />
sich in unseren Träumen meistens tatsächlich Erlebtes<br />
und reale Personen, Elemente aus Medien und unsere<br />
Fantasie. Auch die Schlafforscherin Ortrud Grön ist der<br />
Auffassung, dass Träume direkt oder indirekt aufforderten,<br />
sich mit der eigenen Biografie zu beschäftigen.<br />
„Träume ernst zu nehmen, bedeutet sich selbst ernst zu<br />
nehmen“, sagt sie. Die nächtlichen Bilder zeigten, was<br />
wir im Wachzustand erlebt hätten, was uns beschäftigt<br />
hätte. Es ginge darum, die Träume mit ihren Bildern als<br />
Gleichnisse zu interpretieren.<br />
Reportage träume<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
„Der Traum ist der<br />
beste Beweis dafür,<br />
dass wir nicht so<br />
fest in unsere Haut<br />
eingeschlossen sind,<br />
als es scheint“<br />
(Friedrich Hebbel)<br />
Es ist wie verhext, eben hatte man noch alle Bilder<br />
ganz klar vor sich, und die Erlebnisse glichen einem<br />
spannenden Abenteuer, das man gerne weiter erlebt<br />
hätte. Und nun, von einer auf die andere Sekunde, ist<br />
alles wie ausradiert. Um sich besser an Träume erinnern<br />
zu können, empfiehlt Schredl, eine Brücke zwischen<br />
Schlaf und Wachzustand zu bauen. Neben der<br />
Methode der REMWeckung (s. o.) im Schlaflabor ist<br />
die des Traumtagebuchs allgemein anerkannt. Diese<br />
sieht vor, dass nach Möglichkeit sofort nach dem Aufwachen<br />
alle erinnerten Träume der Nacht aufgeschrieben<br />
werden.<br />
Eine weitere Form des Traumerinnerns können<br />
Klarträume, sogenannte luzide Träume, sein. Etwa 20<br />
Prozent der Menschen kennen Klarträume, die sich von<br />
normalen darin unterscheiden, dass der Träumer Bewusstsein<br />
über seinen Zustand hat und auch darüber,<br />
dass er in das Traumgeschehen eingreifen kann. Anders<br />
als imaginative Techniken wie Autogenes Training oder<br />
Hypnose findet der luzide Traum während des Schlafes<br />
und nicht im Wachzustand statt. Die Inhalte und Empfindungen<br />
können jedoch denen des Wachzustandes<br />
ganz ähnlich sein, reichen aber auch – traumtypisch –<br />
bis zu bizarr und fantastisch. Die Fähigkeit des Klarträumens<br />
ist nicht angeboren, sie kann trainiert werden,<br />
Mauritius<br />
und mit etwas Übung lassen sich positive Effekte erzie Foto:
len. „Erste Grundvoraussetzung für das Erlernen des<br />
luziden Träumens ist die Steigerung der Traumerinnerung“,<br />
sagt Schredl. Als Methoden zu erkennen, dass<br />
das TraumIch während des Traums erkennt, dass es<br />
träumt, gelten Autosuggestion, beispielsweise vor dem<br />
Einschlafen den Satz zu wiederholen, dass man in der<br />
Nacht einen luziden Traum haben werde, oder der sogenannte<br />
Realitätscheck, den Paul Tholey, der intensiv<br />
auf dem Gebiet der Klarträume forschte, entwickelt hat.<br />
Bei diesem wird der Ansatz verfolgt, sich mehrere Male<br />
am Tag zu fragen „Träume ich oder bin ich wach?“ Nach<br />
einiger Zeit wird schließlich auch das TraumIch diese<br />
Frage stellen.<br />
Das luzide Träumen kann viele positive Effekte haben,<br />
nicht zuletzt empfinden geübte Klarträumer durchaus<br />
Vergnügen dabei, etwa wenn sie fliegen oder sexuelle<br />
Fantasien ausleben. Auch Sportler profitieren davon:<br />
Beim Klarträumen kann das Gehirn den Übungsprozess<br />
noch intensiver durchlaufen. Und auch auf psychotherapeutischer<br />
Ebene lassen sich mit Klarträumen nützliche<br />
Effekte erzielen, beispielsweise indem sie helfen Albträume<br />
und Ängste zu bekämpfen: Patienten, die sich in<br />
ihren Träumen bewusst mit Angstauslösern konfrontieren,<br />
gelingt es besser, damit umzugehen.<br />
Wer kennt das nicht? Mit wild klopfendem Herzen<br />
und schweißgebadet schreckt man aus einem furchter<br />
Reportage träume<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
regenden Traum auf. Albträume kennt fast jeder und<br />
sie kommen immer mal wieder vor. Kinder im Alter von<br />
sechs bis zehn Jahren sind sogar regelrecht geplagt davon.<br />
Später schließlich nehmen sie ab, doch immerhin<br />
haben in Studien fünf Prozent der befragten Erwachsenen<br />
angegeben, regelmäßig von Albträumen aus dem<br />
Schlaf gerissen zu werden. Der historische Glaube, dass<br />
ein hässliches, auf der Brust des Schläfers sitzendes Fabelwesen<br />
verantwortlich für die Albträume sei, ist sicher<br />
auch in die These des deutschen Arztes Johann Börner<br />
geflossen: Er sah 1855 die nächtliche Atemnot als Auslöser<br />
von Albdrücken. Eine Idee, die in der Forschung<br />
immer mal wieder untersucht wurde, jedoch nie belegt<br />
werden konnte.<br />
Schuld an Albträumen „sind negative Gefühle,<br />
die von nächtlichen Fantasien ausgelöst werden“, sagt<br />
Schredl. „Meist lässt uns starke Angst aufschrecken, doch<br />
auch Ärger, Traurigkeit, Frustration, Ekel oder Scham reißen<br />
uns aus dem Schlaf, wenn sie zu intensiv werden.“<br />
Ob jemand unter den nächtlichen Geistern leidet, hängt<br />
davon ab, wie sehr ihm die Träume noch nachhängen<br />
bzw. belasten. Wer mehr als einen Albtraum in der Woche<br />
hätte oder stark darunter litte, müsse das Problem aktiv<br />
angehen, so Schredl. Sich den Ängsten stellen, lautet<br />
die Devise, Konfrontationsstrategien sollen helfen; dabei<br />
werden beispielsweise die wiederkehrenden Träume am<br />
Tag durchlebt, aufgeschrieben oder die Bilder, die man<br />
gesehen hat, gezeichnet. Im nächsten Schritt wird ein<br />
eigenes Ende für den Traum entworfen und die beängstigende<br />
Situation so aufgelöst.<br />
Nur ein jeder selbst kann seine nächtliche Parallelwelt<br />
betreten; Träume sind individuell und persönlich.<br />
Und doch hat die psychologische Traumforschung in<br />
einer Vielzahl von Studien Gemeinsamkeiten innerhalb<br />
verschiedener Gruppen herausfiltern können. Kinder<br />
träumen anders als Erwachsene, Männer anders als<br />
Frauen. So träumen Kinder etwa doppelt so häufig von<br />
Monstern wie Erwachsene. Während kleineren Kindern<br />
die Träume meist egal sind, erinnern sich Jugendliche<br />
gerne daran. Zu keinem Zeitpunkt erinnert man sich<br />
besser an Träume als in diesem Alter, was daran liegen<br />
mag, dass Jugendliche sehr mit sich selbst beschäftigt<br />
sind. Und Frauen und Männer? Vor den Träumen<br />
scheint die Emanzipation halt gemacht zu haben. Hier<br />
finden sich „geschlechtsspezifische Klischees durchaus<br />
bestätigt“, so Schredl. Männer träumten oft von körperlicher<br />
Gewalt, Aggression oder Sex, Frauen von Kleidung,<br />
Haushaltsartikeln oder Verstorbenen.<br />
So bleibt, bei aller Forschung, das Träumen ein rätselhaftes<br />
Phänomen. Auch heute kann niemand zweifelsfrei<br />
belegen, ob Träume tatsächlich eine wichtige<br />
Funktion haben oder am Ende doch nur ein nutzloses<br />
Abfallprodukt des Gehirns im Schlaf sind. Möglicherweise<br />
wird das Geheimnis der Träume nie vollends gelüftet<br />
werden können. Doch eines ist ganz sicher: geträumt<br />
wird immer. In diesem Sinne – Schlafen Sie gut! ■<br />
37
38<br />
text: maren cornils<br />
Maria Theresia, Bismarck, Kaiser Wilhelm I., Goethe,<br />
His Majesty Edward VII., Kaiserin Sissi, Fürst von<br />
Metternich, Antonín Dvo`´rák, Richard Wagner, Eugène<br />
Delacroix, Theodor Storm, Friedrich Schiller – wer einen<br />
Blick in die Gästelisten traditionsreicher europäischer<br />
Kur, Heil und Badeorte wirft, der staunt nicht schlecht,<br />
denn in Bad Ems, Spa, Karlsbad und Co. traf sich ein<br />
illustrer Kreis aus Mächtigen, Berühmten und Einflussreichen.<br />
Hier kurten Philosophen neben Staatslenkern,<br />
suchten Kaiser und Könige Erholung und Dichter, Maler<br />
und Komponisten nach Inspiration.<br />
Die Gründe, sich einer Kur zu unterziehen, waren<br />
dabei durchaus mannigfaltig. Denn in Europas Kurmet<br />
Reportage Kaiserbäder<br />
Wo schon<br />
Kaiser badeten<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
ropolen wurde nicht nur im Dienste der Gesundheit<br />
gebadet, Wasser getreten und zur Ader gelassen. In<br />
der entspannten Atmosphäre der Kurorte wurden auch<br />
Staatsverträge unterzeichnet, geflirtet, Ehen gestiftet<br />
und rauschende Feste gefeiert. Und gar nicht so selten<br />
diente der Kuraufenthalt, wie etwa im Falle Goethes,<br />
Mark Twains, Iwan Turgenjews oder Theodor Fontanes<br />
auch dazu, den kreativen Schaffensprozess zu fördern.<br />
Für Fjodor M. Dostojewski, Carl Maria von Weber, Jacques<br />
Offenbach und Richard Wagner hingegen hatte der<br />
Aufenthalt im Heilbad mitunter einen ganz profanen<br />
Grund: Hierhin flüchteten sich die Genies vor ihren<br />
Gläubigern. Doch natürlich gab es auch sie: Kurgäste,<br />
die sich von Bädern und Trinkkuren tatsächlich Heilung<br />
versprachen – so wie Friedrich Nietzsche, den heftige<br />
Foto: www.presse.badenbaden.de
Migräneattacken und Sehstörungen 1876 nach Baden<br />
Baden trieben, oder Nicolai Gogol, der an Depressionen<br />
und Magenproblemen litt.<br />
Galt das Kuren im Zeitalter Zar Peters des Großen<br />
oder Augusts des Starken noch als Privileg des Adels, so<br />
suchten bereits ein halbes Jahrhundert später die ersten<br />
Vertreter des wohlhabenden Bürgertums mithilfe einer<br />
Kur Heilung von Gicht, Schwindsucht, Melancholie<br />
oder gar Epilepsie. „Nun kommen der Herr Professor<br />
und der Herr Kommerzienrat, der Herr Gerichtspräsident<br />
und der Herr Major, und wenn sie selbst nicht kommen,<br />
so schicken sie zumindest die standesbewusste<br />
Gattin mit dem bleichsüchtigen Töchterlein“, mokierte<br />
sich ein Zaungast im schicken Bad Pyrmont des 19.<br />
Jahrhunderts, doch die Öffnung für breitere Schichten<br />
Reportage Kaiserbäder<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
In Bad Pyrmont kurte schon<br />
Zar Peter der Große, im mondänen<br />
BadenBaden die künstlerische<br />
Elite des 19. und 20. Jahrhunderts.<br />
Dem tschechischen Marienbad<br />
verhalf nicht zuletzt Kurgast Goethe<br />
mit seinen „Marienbader Elegien“<br />
zu Unsterblichkeit. Eine kleine<br />
Zeitreise durch Europas Bäderkultur.<br />
hatte auch ein Gutes: Zahlreiche Kurorte wurden ob<br />
der regen Salonkultur zu kulturellen Zentren – und das<br />
zog auch die Musiker und Komponisten, die Dichter,<br />
Philosophen und Maler an. Gute Beispiele hierfür sind<br />
Karlsbad, Bad Pyrmont und BadenBaden, das ob der<br />
illustren Gästeschar zeitweise sogar als „Sommerhauptstadt<br />
Europas“ galt.<br />
Doch nicht nur die Kurklientel veränderte sich im<br />
Laufe der Zeit. Auch die klassischen Heilorte bekamen<br />
zunehmend Konkurrenz – durch die Anfang des 19.<br />
Jahrhunderts aus dem Boden schießenden Ostseebäder.<br />
Dabei entstand der erste dieser neuen Hotspots eher<br />
durch Zufall. Denn Herzog Friedrich Franz I. von MecklenburgSchwerin,<br />
dem sein Leibarzt ein Bad im Meer<br />
empfohlen hatte, stieg ausgerechnet bei Heiligendamm 3<br />
39
40<br />
3<br />
in die Fluten. Und dort gefiel es ihm so gut, dass er keine<br />
Zeit verlor und einige der großen Baumeister seiner Zeit<br />
an diesen Ort holte. Sie schufen die einzigartigen klassizistischen<br />
Bauwerke, denen Heiligendamm bis heute<br />
den Ruf verdankt, eines der elegantesten Seebäder Europas<br />
zu sein. Nicht umsonst lud Angela Merkel 2007<br />
die Staatsoberhäupter der G8Staaten zum Gipfeltreffen<br />
nach Heiligendamm. Der Norden Deutschlands zog wenige<br />
Jahre später nach. Bereits 1797 entstand auf Norderney<br />
das erste Nordseebad. Angeregt worden war die<br />
Gründung von zwei großen deutschen Aufklärern: Georg<br />
Christoph Lichtenberg und Christoph Wilhelm Hufeland.<br />
Wie schon der Arzt von Herzog Friedrich Franz I.<br />
von MecklenburgSchwerin, beriefen auch sie sich auf<br />
den britischen Arzt Richard Russel, der bereits 1750 in<br />
seinen Schriften die heilende Wirkung von Meerwasser<br />
und Seeluft propagiert hatte und somit als Begründer<br />
der Thalassotherapie gilt.<br />
1826, also gut 30 Jahre nach Heiligendamm und<br />
Norderney entstand Binz. Weil den hochwohlgeborenen<br />
Gästen Fürst Wilhelm Malte zu Putbus’ der Wellengang<br />
bei Lauterbach zu gering war, ließ der clevere Gastgeber<br />
die Badefreunde kurzerhand nach Binz chauffieren, wo<br />
eigens Badekarren und Schilfhütten für sie aufgestellt<br />
wurden und die Brandung mehr Nervenkitzel versprach.<br />
Und damit folgte man auf Rügen einem Trend, denn<br />
fast zeitgleich entstanden auch die sogenannten Kaiserbäder<br />
Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin auf Usedom,<br />
aber auch Sellin, Kühlungsborn, Zingst oder Zinnowitz<br />
– Orte, an denen sich Adel, Bourgeosie und Industriemagnaten<br />
zur Sommerfrische trafen und deren majestä<br />
Reportage Kaiserbäder<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
tische Bäderarchitektur noch heute von dieser Ära zeugt.<br />
Ein Überblick über Europas Kur und BäderTopTen:<br />
Intellektuellentreff und Künstlermekka<br />
„Ich erkläre hiermit, dass ich mich in BadenBaden endgültig<br />
niedergelassen habe und nicht mehr als Russen<br />
betrachte, sondern als Deutschen, und dass ich darauf<br />
stolz bin!“ Zeilen, die Iwan Turgenjew 1867 an seinen<br />
Landsmann Fjodor M. Dostojewski schrieb. Mit seiner<br />
Liebe zu Baden-Baden war Turgenjew übrigens nicht<br />
allein. Denn in der „Sommerhauptstadt Europas“ zu<br />
kuren, gehörte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
bei russischen Gästen zum guten Ton. Und so<br />
machten hier nicht nur Turgenjew und Dostojewski Station,<br />
sondern auch Nikolai Gogol. Wobei Turgenjew und<br />
Dostojewski der Stadt an der Oos sogar ein literarisches<br />
Denkmal setzten: Turgenjew verfasste hier den Großteil<br />
seines Buches „Dym“ („Rauch“), Dostojewski, der 1862<br />
in BadenBaden dem Glücksspiel verfiel und 1867 auf<br />
der Flucht vor seinen Gläubigern erneut hier Station<br />
machte, ließ sich zu seinem Roman „Der Spieler“ inspirieren.<br />
Fasziniert und inspiriert hat BadenBaden aber<br />
auch unzählige deutsche Künstler: den Naturalisten<br />
Gerhardt Hauptmann, Bert Brecht, Romantiker Ludwig<br />
Tieck und Theodor Storm. 1865 besuchte er Turgenjew<br />
in der Kur und Casinostadt – und schildert seine Eindrücke<br />
später in der Novelle „Zur Wald und Wasserfreude“.<br />
Wer sonst noch alles in BadenBaden Zerstreuung<br />
und Heilung suchte? NihilismusBegründer Nietzsche,<br />
Musikerin Clara Schumann, die Komponisten Gioacchino<br />
Rossini, Carl Maria von Weber und Richard Wagner,<br />
aber auch der unsterbliche Caruso. Und sogar die altehrwürdige<br />
Queen Victoria schaute 1872 und 1876 inkognito<br />
vorbei. Ganz offiziell kamen König Chulalongkorn<br />
von Thailand und Kaiser Wilhelm I., der stets im „Maison<br />
Meßmer“ logierte und häufig in Begleitung seines<br />
„Eisernen Kanzlers“, Otto von Bismarck, anreiste.<br />
goethes waterloo<br />
Viele Male war der große Dichterfürst in Marienbad zu<br />
Gast, unsterblich aber machte er es vor allem durch seinen<br />
letzten Aufenthalt. Man schrieb das Jahr 1823, und<br />
Goethe verguckte sich hier ausgerechnet in die erst 17<br />
Jahre alte Ulrike von Levetzow. Eine Schwärmerei, die<br />
unter keinem guten Stern stand, auch wenn der Dichterfürst,<br />
zu diesem Zeitpunkt immerhin stolze 72 Jahre alt,<br />
der Angebeteten mit beinahe jugendlichem Eifer den<br />
Hof machte. Was Stoff für eine große Romanze hätte<br />
sein können, entpuppte sich freilich schnell als einseitiges<br />
Strohfeuer: Ulrike, von Goethes Schwärmerei völlig<br />
unbeeindruckt, wies den Antrag des Geheimrats mit<br />
der so knappen wie eindeutigen Antwort ab, sie denke in<br />
ihrem Alter noch nicht an die Ehe. Eine verbale Ohrfeige,<br />
nach der Goethe tat, was er schon in jungen Jahren<br />
Foto: www.presse.badenbaden.de, Mauritius
esonders gut konnte: Er litt und schrieb sich seinen<br />
Kummer in den „Marienbader Elegien“ von der Seele.<br />
Nicht viel besser erging es übrigens Frédérique Chopin.<br />
1836 hielt der Komponist in dem Kurort um die Hand<br />
von Maria Wodzinska an. Diesmal freilich kam der Korb<br />
von den Eltern der Geliebten. Beliebt war Marienbad jedoch<br />
noch bei vielen anderen Künstlern, Intellektuellen<br />
und Potentaten. Zu denen, die hier mehr oder weniger<br />
lange Kuraufenthalte verbrachten, gehört unter anderem<br />
Sigmund Freud, Alfred Nobel, Aleksej Tolstoi, Albert<br />
Schweitzer, Antonín Dvo`´rák, Gustav Mahler und der<br />
österreichische Kaiser Ferdinand I. Das wohl schönste<br />
Kompliment aber bekam Marienbad von Edward VII.<br />
Der englische König, der insgesamt neunmal zu Gast<br />
war, schwärmte: „Ich habe ganz Indien, Ceylon, alle Bäderstädte<br />
in Europa besucht, aber nirgends hat mich die<br />
Poesie der wunderschönen Natur so wie hier in Marienbad<br />
im Herzen berührt.“<br />
Chic und Chanel<br />
Einem Halbbruder Napoleons III. ist es zu verdanken,<br />
dass in Deauville Ende des 19. Jahrhunderts aus Sumpf<br />
und Sand ein mondäner Badeort für die Pariser Haute<br />
Volée entstand: Charles de Morny erschuf hier in wenigen<br />
Jahren eine Villenstadt, die erholungsbedürftige<br />
Hauptstädter und Aristokraten aus toute l’ Europe anlockte.<br />
Zu denen, die kamen, zählten der Dichter Gustave<br />
Flaubert, die frivole Tänzerin Josephine Baker,<br />
Schauspieler und Chansonsänger Maurice Chevalier<br />
und Yves SaintLaurent. Seiner „Berufskollegin“ Coco<br />
Chanel brachte Deauville sogar richtig Glück: Sie eröffnete<br />
hier 1913 ihre erste Boutique und startete von hier<br />
aus auch ihre „revolutionäre“ Modekampagne „La Mode<br />
à la garçonne“, die mit männlichen Kleiderschnitten und<br />
Frauenhosen Furore machte.<br />
salon der weltbürger<br />
„Meine Sommerfiliale“ nannte der Dirigent und Komponist<br />
Jacques Offenbach das traditionsreiche Bad Ems,<br />
und er sollte nicht der einzige „Fan“ der Kurstadt an der<br />
Lahn sein. Dabei war es nicht unbedingt der Wunsch<br />
nach Erholung und körperlicher Gesundung, der Offenbach<br />
nach Bad Ems trieb: Er suchte hier mehr als<br />
einmal Unterschlupf vor seinen Gläubigern. Derlei<br />
Sorgen hatte der berühmteste Gast des Bades nicht. Im<br />
Gegenteil: Kaiser Wilhelm I., der in Ems regelmäßig seinen<br />
Katarrh kurierte, pflegte bei seinem Abschied stets<br />
großzügige Geschenke zu machen. Seine Entscheidung,<br />
Bad Ems die Erlaubnis zum Betrieb einer Spielbank<br />
zu entziehen, nahmen ihm die Emser Bürger dennoch<br />
übel. Amüsiert hat man sich aber auch nach Schließung<br />
des Casinos. So kurten in Ems neben dem preußischen<br />
Souverän auch Frankreichs Kaiserin Eugénie, Otto von<br />
Bismarck, Richard Wagner und Zar Alexander II. Er un<br />
Reportage Kaiserbäder<br />
41
42<br />
3<br />
terschrieb hier übrigens am 30. Mai 1876 den „Emser<br />
Erlass“, der die Benutzung der ukrainischen Sprache in<br />
Russland unter Strafe stellte. Als schwieriger „Patient“<br />
ging Richard Wagner in die Emser Annalen ein. Er beherzigte<br />
nur wenige Ratschläge seines Arztes Dr. Friedrich<br />
Keppler und nahm ansonsten willkürlich diverse<br />
Medikamente, Opiate und raue Mengen an Alkohol zu<br />
sich. Und auch sie finden sich in den Geschichtsbüchern<br />
von Ems: der Romancier Fjodor M. Dostojewski, der sogar<br />
eine Szene seines Werkes „Der Jüngling“ im Emser<br />
Kurgarten spielen lässt, Dichter Nikolai Gogol, Publizist<br />
und Schriftsteller Ludwig Börne, Komponist Carl Maria<br />
von Weber, Historiker und Autor Golo Mann, Philosoph<br />
Johann Kaspar Lavater, der Pädagoge Johann Bernhard<br />
Basedow und Industriemagnat Alfred Krupp.<br />
Promis, Politik & Bälle<br />
Wenn August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König<br />
von Polen, in Karlsbad anreiste, dann konnten die<br />
Bewohner der tschechischen „Sprudelstadt“ einer Sache<br />
sicher sein: Dass der als Genuss und Machtmensch geltende<br />
August im Laufe seines Aufenthalts eine Reihe<br />
rauschender Feste feiern würde. Kein Wunder also, wenn<br />
auch Kaiser Karl VI., der Vater Maria Theresias, für seine<br />
sechswöchige Kur mit einem Hofstaat anreiste, für den<br />
245 Häuser gemietet werden mussten. Eine Größenordnung,<br />
die deutlich macht, dass Karlsbad schon im frühen<br />
18. Jahrhundert zu den bedeutendsten Badeorten Europas<br />
zählte. Der russische wie auch der polnische Adel<br />
gaben sich alljährlich rund um die Quellen ein Stelldichein,<br />
und auch wer in der böhmischen und sächsischen<br />
Aristokratie etwas auf sich hielt, reiste nach Karlsbad.<br />
Doch nicht nur Österreichs Kaiserin Maria Theresia, Zar<br />
Peter der Große oder Prinz Eugen von Savoyen waren<br />
von der Heilkraft der Karlsbader Quellen überzeugt. Die<br />
Stadt zog auch Geistesgrößen wie Goethe, Schiller, Lessing<br />
oder Herder, den barocken Globetrotter Casanova,<br />
Musiker und Komponisten wie Beethoven und Paganini<br />
sowie Politiker vom Schlage eines Fürst von Metternich,<br />
eines General Blücher oder Otto von Bismarck an.<br />
Reportage Kaiserbäder<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Apropos Metternich: Dank des Ministerkongresses, den<br />
der NapoleonBezwinger in Karlsbad abhielt, gingen die<br />
Jahre nach den napoleonischen Kriegen als einträgliche<br />
„Dukatenjahre“ in die Annalen der Stadt ein. An Bedeutung<br />
verloren hat Karlsbad aber auch Ende des 19., Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts nicht. Schließlich erwiesen<br />
auch Persönlichkeiten der Neuzeit, wie Psychoanalyse<br />
Begründer Sigmund Freud, der deutsche Archäologe<br />
Heinrich Schliemann, Astronaut Juri Gagarin, Spaniens<br />
König Juan Carlos, die Schauspielerin Gina Lollobrigida<br />
oder Robert Redford dem Heilbad die Ehre.<br />
Kaiserlich erholen<br />
„Badewanne Berlins“ nannte man die drei „Kaiserbäder“<br />
Ahlbeck, Bansin und Heringsdorf im Volksmund, und<br />
tatsächlich zog es nicht nur Kaiser Wilhelm II. nach Usedom.<br />
Auch das wohlhabende Bürgertum und Berliner<br />
Intellektuelle reisten gerne und häufig aus der nur drei<br />
Stunden entfernten Hauptstadt an die Ostsee, um sich<br />
hier den Badefreuden hinzugeben. „Man hat Ruhe und<br />
frische Luft und diese beiden Dinge wirken wie Wunder<br />
und erfüllen Nerven, Blut, Lungen mit einer stillen<br />
Wonne“, schrieb Theodor Fontane 1863 von Usedom<br />
aus an seine Frau Emilie, und auch auf andere Künstler<br />
übte die Insel eine geradezu magische Anziehungskraft<br />
aus. Neben den SchriftstellerBrüdern Thomas und<br />
Heinrich Mann zählten so auch der russische Dichter<br />
Maxim Gorki, Österreichs Kaiser Franz Joseph, der Maler<br />
Lyonel Feininger und KanzlerGattin Louise Ebert zu<br />
den Gästen. Dass die drei mondänen Seebäder mit ihrer<br />
beeindruckenden Bäderarchitektur und der berühmten<br />
Heringsdorfer Seebrücke auch heute nichts von ihrem<br />
Reiz verloren haben, zeigt der Blick in die Gästelisten<br />
der letzten Jahre, in denen beispielsweise Richard von<br />
Weizsäcker, James Last, Kurt Masur und Theo Waigel zu<br />
finden sind. Vicco von Bülow alias Loriot setzte Ahlbeck<br />
sogar ein cineastisches Denkmal: Auf der Seebrücke<br />
drehte er einige Szenen für „Pappa ante Portas“.<br />
treffpunkt der britischen oberschicht<br />
Brightons Aufstieg zum bekanntesten und schicksten<br />
Seebad Großbritanniens ist untrennbar mit dem Namen<br />
Richard Russell verbunden. Bereits 1753 veröffentlichte<br />
der Arzt eine Schrift über die gesundheitsfördernden<br />
Aspekte des Meerwassers, vor allem in Brighton, und<br />
errichtete dort in der Folge eine Klinik. Nicht lange, und<br />
Brighton entwickelte sich zu einem angesagten Kurort.<br />
Der hervorragende Ruf des Ortes lockte 1786 auch den<br />
jungen Prinzregenten und späteren König George IV. an.<br />
Er kam, verfiel Brighton und erwarb hier mit dem „Royal<br />
Pavillion“ ein Landhaus, in dem er künftig den Großteil<br />
seiner Freizeit verbrachte. Spätestens seit das Seebad<br />
1898 Zielort eines der ältesten Autorennen der Welt, des<br />
„London Brighton Run“, wurde, rückte Brighton auch<br />
Fotos: Mauritius
ins Blickfeld ausländischer Kurfreunde. So vermerkt<br />
„Meyers Konversationslexikon“ schon im selben Jahr:<br />
„Brighton hat drei Saisons im Lauf des Jahres. Im Mai<br />
und Juni ist es fast ausschließlich von den Familien der<br />
Londoner Kleinbürger besucht, im Juli und August von<br />
Ärzten, Advokaten, Künstlern etc., und in den Herbst<br />
und Wintermonaten, wenn es an der südlichen Seeküste<br />
sonnig warm ist, wimmelt es von Lords und Ladies,<br />
die vom Kontinent heimkehren. Die Zahl der Besucher,<br />
welche sich längere Zeit hier aufhalten, beträgt jährlich<br />
über 80.000.“<br />
Vom „wundergeläuf“ zum „fürstenbad“<br />
Seine Berühmtheit verdankt der niedersächsische Kurort<br />
Bad Pyrmont Heinrich von Herford. Im 14. Jahrhundert<br />
beschrieb der Mönch zwei Pyrmonter Quellen<br />
– die „Heilige Quelle“ und den „Brodelbrunnen“ – und<br />
pries dabei die Heilwirkung des Quellwassers. Bis zum<br />
16. Jahrhundert hatte sich in ganz Europa herumgesprochen,<br />
dass die Pyrmonter Wässerchen wundertätig<br />
seien und schlechthin alles heilen würden, woran man<br />
damals zu kranken beliebte. Die Gäste kamen aus halb<br />
Europa ins Pyrmonter Tal, und wenn man der Chronik<br />
glauben darf, dann kamen sie gefahren, geritten,<br />
gegangen, getragen und gekrochen. 10.000 Menschen<br />
suchten im Jahr 1556 in Pyrmont Genesung – ein Jahr,<br />
das als „Wundergeläuf“ in die Geschichte eingegangen<br />
ist. Selbst im Dreißigjährigen Krieg, wo kaum ans Kuren<br />
gedacht wurde, profitierte der Ort von seinem Ruf.<br />
So kurierte etwa Gottfried Heinrich zu Pappenheim,<br />
der Feldherr Seiner Kaiserlichen Majestät, bei einer<br />
längeren Festungsbelagerung ein altes Kriegsleiden<br />
damit, dass er im Pyrmonter Wasser badete. Wobei<br />
Reportage Kaiserbäder<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
der verwöhnte Feldherr echten Erfindergeist bewies:<br />
Um nicht ins kalte Wasser steigen zu müssen, ließ er<br />
sich glühend heiße Kanonenkugeln in die Holzwanne<br />
legen. Seinen Ruf als „Fürstenbad“ verdankt Bad Pyrmont<br />
jedoch einem anderen Ereignis: dem „Pyrmonter<br />
Fürstensommer“. Nicht weniger als 34 Oberhäupter<br />
europäischer Herrscherhäuser trafen sich im Juni<br />
1681, um in Bad Pyrmont das Angenehme mit dem<br />
Nützlichen zu verbinden und dort zu kuren und Politik<br />
zu machen. Ein Spektakel, das den niedersächsischen<br />
Quellort für 125 Jahre zum Modebad, beziehungsweise<br />
zum bevorzugten gesellschaftlichen Treffpunkt des europäischen<br />
Hochadels machte. Wer etwas gelten wollte<br />
in der Gesellschaft jener Zeit, musste den Sommer<br />
in Pyrmont verbringen – mit oder ohne Kur. Entsprechend<br />
beeindruckend liest sich die Liste der Kurgäste,<br />
denn nicht nur der Große Kurfürst von Brandenburg<br />
und die Königin von Dänemark machten Bad Pyrmont<br />
ihre Aufwartung, sondern auch Zar Peter der Große,<br />
König Georg I. von England, Friedrich der Große,<br />
Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. Neben<br />
all den gekrönten Häuptern zog der Heilort aber<br />
auch jede Menge (Lebens)Künstler an. Der Komponist<br />
Telemann komponierte eigens eine Pyrmonter Kurmusik,<br />
Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz schaute vorbei,<br />
ebenso die Dichter Friedrich Gottfried Klopstock,<br />
Gotthold Ephraim Lessing, Johann Gottfried Herder,<br />
Christoph Friedrich Wedekind, Dichter Ludwig Keller,<br />
Gottfried August Bürger und Matthias Claudius.<br />
Sogar aus dem fernen Amerika angereist kam Staatsmann<br />
Benjamin Franklin. 1971 diente die nie aus der<br />
Mode gekommene Kurstadt gar als Kulisse für einen<br />
Kinoerfolg: Heinz Erhardts „Willi wird das Kind schon<br />
schaukeln “. ■<br />
43
44<br />
Portrait ole Bischof<br />
Starker <strong>Partner</strong><br />
Ole Bischof ist einer von vielen Spitzensportlern, die die<br />
Deutsche Sporthilfe mit einem Stipendium fördert. Denn der<br />
Judoka und Olympiasieger 2008 hat noch viel vor. Nachdem<br />
er sein erstes Jahresziel, bei der Weltmeisterschaft im August<br />
eine Medaille zu holen, bereits geschafft hat, wartet nun Ziel<br />
Nummer zwei: das Diplom in VWL.<br />
text: martina ro, stiftung deutsche sporthilfe<br />
Seine Titelsammlung kann sich sehen lassen: Europameister<br />
und Olympiasieger war er bereits, im August<br />
2009 holte sich Ole Bischof bei der Weltmeisterschaft<br />
in Rotterdam dann auch noch die BronzeMedaille. Nun<br />
hat der sympathische Judoka für dieses Jahr nur noch<br />
ein Ziel: Er möchte gerne „scheinfrei“ werden, damit<br />
ihm zum Abschluss seines Studiums nur noch die Diplomarbeit<br />
fehlt. Denn Ole Bischof ist nicht nur Spitzensportler,<br />
sondern seit 2002 auch Student. „Ich habe es<br />
mir viel einfacher vorgestellt“, gesteht Ole auf die Frage,<br />
warum er sich nach zwei Jahren als Profisportler bei der<br />
Bundeswehr dazu entschied, ein Studium zu beginnen.<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Das regelmäßige Einkommen und die idealen Trainingsbedingungen<br />
fielen daraufhin weg, und es folgten viele<br />
entbehrungsreiche Jahre für den Judoka.<br />
Als einer von vielen studiert Ole Bischof Volkswirtschaft<br />
an der Universität Köln. Neben den zu absolvierenden<br />
Semesterwochenstunden an der Uni trainiert er<br />
etwa 20 bis 24 Stunden pro Woche. Bei diesem extremen<br />
Zeitaufwand für den Sport scheint das Vorhaben<br />
der dualen Karriere nicht nur ehrgeizig, sondern fast<br />
unmöglich. Wirkliche Probleme entstehen dabei oft<br />
durch Anwesenheitspflichten und Prüfungstermine,<br />
die sich mit dem Sport überschneiden. Judo ist eine<br />
sehr reiseintensive Sportart. Die Trainingslager werden<br />
meist in Japan, Korea, Russland oder Osteuropa abgehalten,<br />
weil man dort auf die besten Trainingspartner<br />
trifft. Im Jahr kommt Ole auf durchschnittlich 20 Wochen,<br />
die er für den Sport unterwegs ist. Sonderregelungen<br />
für den Spitzenathleten bezüglich Anwesenheitspflichten<br />
bei Vorlesungen und Prüfungsterminen<br />
gibt es nicht.<br />
Neben den zeitlichen Engpässen und Schwierigkeiten<br />
plagten Ole Bischof in seiner Zeit vor dem Olympiasieg<br />
regelmäßig finanzielle Sorgen. „Die ersten vier<br />
Jahre meines Studiums hatte ich nur wenig Geld. Als<br />
Hilfswissenschaftler an der Uni habe ich eine Zeitlang<br />
versucht, mir etwas dazuzuverdienen, musste diesen Job<br />
aber aufgrund der zahlreichen Trainingslager im Ausland<br />
wieder aufgeben.“<br />
Seit Januar 2008 gibt es das „SporthilfeStipendium“,<br />
mit dem studierende SporthilfeAthleten 150 Euro<br />
pro Monat mehr in der Tasche haben. Derartige Maßnahmen<br />
sind dank der Unterstützung der <strong>Partner</strong> Deutsche<br />
Lufthansa, Mercedes Benz, Deutsche Telekom und<br />
Deutsche Bank möglich. Sie tragen als „Nationale Förde
Fotos: dpa<br />
rer der Stiftung Deutsche Sporthilfe“ entscheidend zum<br />
Förderetat der Sporthilfe bei und unterstützen die Arbeit<br />
der Sporthilfe dadurch maßgeblich.<br />
Ole Bischof gehört zu den derzeit rund 170 Sportlern,<br />
die direkt vom „SporthilfeStipendium“ und damit<br />
vom Engagement der Nationalen Förderer profitieren.<br />
„Ich bin der Sporthilfe sehr dankbar für die Unterstützung.<br />
Seit meinem 18. Lebensjahr ist sie für mich der<br />
verlässlichste <strong>Partner</strong> in meiner sportlichen Karriere.<br />
Leider ist es in Deutschland beinahe unmöglich, an seinem<br />
Diplom zu arbeiten und gleichzeitig Leistungssport<br />
in einer trainingsintensiven Sportart zu betreiben“, so<br />
Bischofs bisherige Erfahrungen.<br />
Im August 2008 gewann Ole Bischof Gold bei den<br />
Olympischen Spielen. Für eine kurze Zeit stand seine<br />
Sportart im Rampenlicht. Jetzt, fast ein Jahr nach dem<br />
Triumph, muss Ole Bischof die Dinge wieder selbst in<br />
die Hand nehmen, und auch der Studienabschluss naht<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
– es fehlen nur noch drei Prüfungen und die Diplomarbeit.<br />
In sportlicher Hinsicht hat er sein Ziel längst<br />
erreicht: Er holte sich bei der diesjährigen WM in Rotterdam<br />
Bronze – eine Medaille, die in seiner Sammlung<br />
noch fehlte.<br />
Wie die duale Karriere nach der Beendigung seines<br />
Studiums laufen soll, weiß Ole Bischof noch nicht. „Um<br />
weiter Spitzensport machen zu können, bräuchte ich<br />
ein Unternehmen, bei dem ich als Akademiker etwa 28<br />
Stunden pro Woche arbeiten kann und Trainingslager<br />
im Ausland akzeptiert werden.“ Hier könnte zum Beispiel<br />
die Deutsche Telekom mit ihrem geplanten Job<br />
TrainingsProgramm oder die gemeinsame Initiative<br />
„Duale Karriere“ von Sporthilfe und Deutscher Bank mit<br />
Ausgleichszahlungen für den Arbeitgeber helfen, denn<br />
ein Ende seiner sportlichen Karriere möchte Bischof<br />
noch nicht definieren. „Ich bin verletzungsfrei und liebe<br />
meinen Sport.“ ■
Mehr Geld<br />
in der Tasche<br />
Das Bundes finanz minis terium spricht von der „größ ten Steuerentlastung<br />
der bun desdeutschen Ge schichte“: Zukünftig ent lastet<br />
die Bundes regierung die Bür gerinnen und Bürger jährlich<br />
insgesamt um rund 10 Milliarden Euro. Denn ab 1. Januar 2010<br />
können die Beiträge für Kranken und Pflegeversicherung steuerlich<br />
besser abgesetzt werden. Die wich tigsten Informationen rund<br />
ums „Bürgerentlastungsgesetz“.<br />
text: jacqueline herrmann<br />
Hintergrund: Das Bürgerentlastungsgesetz wurde<br />
im Juni 2009 aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts<br />
vom Februar 2008 vom Bundestag<br />
verabschiedet und knüpft als konjunkturfördernde Maßnahme<br />
nahtlos an die Konjunkturpakete 1 und 2 an. Ziel<br />
ist es, durch eine Verbesserung der materiellen Situation<br />
der Bürger beziehungsweise durch die Erhöhung des<br />
Nettoeinkommens die Gesamtkonjunktur zu fördern.<br />
Was regelt das Bürgerentlastungsgesetz? Im Kern sichert<br />
das Gesetz die volle steuerliche Absetzbarkeit der<br />
Beiträge zur privaten und gesetzlichen Basiskrankenversicherung<br />
sowie zur gesetzlichen Pflegeversicherung.<br />
Zu beachten ist, dass es sich dabei nur um tatsächlich gezahlte<br />
Beiträge handelt. Die Beitragsleistungen müssen<br />
sich außerdem in Bezug auf Art, Umfang und Höhe am<br />
Niveau der gesetzlichen Krankenversicherungen orientieren.<br />
Beiträge können für sich selbst, den Ehepartner<br />
sowie mitversicherte, kindergeldberechtigte Kinder abgesetzt<br />
werden. Weiterhin sind Beiträge zur gesetzlichen<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
und privaten Pflegeversicherung in voller Höhe als Sonderausgaben<br />
abziehbar; Arbeitnehmer können dabei<br />
natürlich nur den Arbeitnehmeranteil geltend machen.<br />
Was gibt es im Besonderen zu beachten? Grundsätzlich<br />
gilt, dass nur die Beiträge für eine medizinische<br />
Grundversorgung berücksichtigt werden. Alle Beitragsanteile,<br />
die einen darüber hinausgehenden Versicherungsschutz<br />
betreffen, sind nicht absetzbar. Dazu zählen<br />
Beiträge für Zusatz oder Komfortleistungen (Chefarztbehandlung,<br />
Einzelzimmerunterbringung etc.), Beiträge<br />
zur Finanzierung der Einkommenssicherung (Krankengeld<br />
der gesetzlichen Krankenversicherung bzw. Krankentagegeld<br />
in der privaten Krankenversicherung) sowie<br />
Beitragsanteile, die vom Arbeitgeber steuerfrei bezuschusst<br />
werden. Weiterhin werden Beiträge zu privaten<br />
Zusatz und Ergänzungstarifen (z. B. stationäre Zusatztarife,<br />
Optionstarife etc.) sowie Beiträge zu privaten Pflegezusatztarifen<br />
nicht berücksichtigt. Auch Wahltarife in<br />
der gesetzlichen Krankenversicherung gehören nicht<br />
mehr zu den Pflichtleistungen; deren Beiträge können<br />
deshalb ebenso wenig abgesetzt werden. Andererseits
Foto: Fotolia<br />
sind dafür ggf. erhobene Zusatzbeiträge der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung absetzbar. Auch können<br />
der gesetzliche Zuschlag sowie ein Risikozuschlag zum<br />
Beitrag der privaten Krankenversicherung steuerlich geltend<br />
gemacht werden.<br />
Sonstige Vorsorgeaufwendungen: Bisher galt die<br />
Regelung, dass Beiträge zur Kranken und Pflegeversicherung<br />
zusammen mit anderen Vorsorgeaufwendungen<br />
steuerlich nur bis zu einer Höhe von 1.500 Euro<br />
beziehungsweise 2.400 Euro berücksichtigt wurden.<br />
Die Grenze von 1.500 Euro betraf dabei steuerpflichtige<br />
Alleinstehende, die einen steuerfreien Zuschuss erhalten<br />
(z. B. Arbeitnehmer) sowie Beihilfeberechtigte. Die<br />
Höchstgrenze von 2.400 Euro galt bislang für steuerpflichtige<br />
Alleinstehende, die ihre Krankenversicherung<br />
selbst zahlen (z. B. Selbstständige oder Freiberufler).<br />
Die neue Regelung erhöht den Höchstbetrag im ersten<br />
Fall auf 1.900 Euro und im zweiten Fall auf 2.800 Euro.<br />
Bei Verheirateten verdoppelt sich der Betrag jeweils. Bei<br />
Nichtausschöpfung des Höchstbetrags können wie bisher<br />
weitere Vorsorgeleistungen abgesetzt werden – auch<br />
Haftpflicht, Unfall, Berufsunfähigkeits und Arbeitslosenversicherungen<br />
können damit angerechnet werden.<br />
Wie funktioniert das steuerlich? Steuerlich ist zu beachten,<br />
dass in dem Kalenderjahr, in dem die Beitragsrückerstattungen<br />
stattfinden, gleichzeitig eine Minderung<br />
der abziehbaren Beiträge für das Folgejahr eintritt,<br />
da durch die Rückerstattung in dem Jahr bereits eine<br />
Entlastung erfolgt ist. Die rückerstatteten Beiträge werden<br />
immer dem Jahr zugeordnet, in dem sie ausgezahlt<br />
werden, nicht dem Jahr der honorierten Leistungsfreiheit.<br />
Auch bei der Ermittlung der Einkommenssteuervorauszahlung<br />
(bei privat Versicherten) wird die Neuregelung<br />
berücksichtigt. Da jedoch dem Finanzamt für den<br />
Zeitraum 2010 noch keine genauen Angaben vorliegen<br />
können, wird zunächst eine Übergangsregelung gelten.<br />
Erst 2011 werden die genauen Werte berücksichtigt.<br />
Konkrete Beispiele<br />
Beispiel 1: Herr Walter ist privat krankenversichert. Er<br />
zahlt jährlich 2.200 Euro, zehn Prozent davon für Komfortleistungen.<br />
Seine Basiskrankenversicherung beträgt<br />
demnach 1.980 Euro. Für seine Pflegeversicherung<br />
gibt er jährlich 200 Euro, für sonstige Vorsorgeaufwendungen<br />
300 Euro aus. Das bedeutet: Insgesamt zahlt<br />
er jedes Jahr 2.700 Euro. Herr Walter liegt damit unter<br />
dem Höchstbetrag von 2.800 Euro und kann bei seiner<br />
Steuererklärung die volle Höhe für seine Basiskranken,<br />
seine Pflegeversicherung sowie für seine weiteren sonstigen<br />
Aufwendungen ansetzen.<br />
Beispiel 2: Auch Frau Schmidt ist privat krankenversichert.<br />
Sie zahlt im Jahr 3.500 Euro für ihre Krankenversicherung,<br />
zehn Prozent davon entfallen auch bei ihr auf<br />
Komfort bzw. Zusatzleistungen. Demnach kostet ihre<br />
Basiskrankenversicherung 3.150 Euro. Sie gibt jährlich<br />
Versicherung Bürgerentlastungsgesetz<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Unsere antwort auf das Bürgerentlastungsgesetz –<br />
Ihr persönlicher Risiko- und Vorsorge-Check<br />
Die Materie ist komplex und fordert eine Überprüfung der persönlichen<br />
Vorsorgesituation geradezu heraus. Daher laden wir Sie als Ihr<br />
persönlicher Risiko und Vorsorgemanager zu einem persönlichen Gespräch<br />
ein – in unser Büro im Frankfurter Westend, oder gerne auch<br />
bei Ihnen vor Ort. Vereinbaren Sie am besten gleich einen Termin:<br />
Telefon 069 – 71 70 7 – 540.<br />
Hier ein kleiner Auszug an Themen, die aus unserer Sicht im Zusammenhang<br />
mit dem Bürgerentlastungsgesetz überprüft werden sollten.<br />
Krankenversicherung: Privat oder gesetzlich? Lohnt eine Zusatzversicherung?<br />
Wie ist die aktuelle Situation, und was kann optimiert<br />
werden?<br />
Pflegeversicherung: Das Thema wird gerne tabuisiert, ist aber extrem<br />
wichtig für die Vermeidung von Altersarmut und den Erhalt des<br />
geschaffenen Vermögens für die nächste Generation.<br />
Berufsunfähigkeit: Ihre Arbeitskraft ist Ihr wichtigstes Gut und daher<br />
Millionen wert. Sind Sie hier angemessen abgesichert oder gibt es<br />
steuerliche Optimierungsmöglichkeiten?<br />
Altersvorsorge: Riester, Rürup, Lebensversicherung. Es gibt unzählige<br />
Möglichkeiten. Was haben Sie im Portfolio, und passt das so noch zu<br />
Ihrer Lebenssituation?<br />
ebenfalls 200 Euro für ihre Pflegeversicherung und 300<br />
Euro für weitere sonstige Vorsorgeaufwendungen aus.<br />
Insgesamt belaufen sich die Kosten bei Frau Schmidt damit<br />
auf 4.000 Euro pro Jahr. Das übersteigt die Höchstgrenze<br />
von 2.800 Euro deutlich. Dennoch kann Frau<br />
Schmidt ihre Basiskrankenversicherung (€ 3.150) sowie<br />
die Beiträge zu ihrer Pflegeversicherung (€ 200) in voller<br />
Höhe absetzen. Damit sind bei ihr 3.350 Euro anzusetzen.<br />
Die besonderen Vorteile: Auch wenn Kritiker von<br />
Minimalismus sprechen, da mit der Neuregelung nur<br />
die Basisversorgung abgedeckt wird, profitiert dennoch<br />
jeder Steuerpflichtige davon – privat Versicherte in<br />
noch höherem Maße, da sie die Beiträge für mitversicherte<br />
Kinder bzw. Ehepartner ebenfalls voll absetzen<br />
können. Wer mit seinen Basiskranken und Pflegeversicherungsbeiträgen<br />
unterhalb der Höchstgrenze liegt,<br />
kann zusätzlich die Differenz zu den neu festgesetzten<br />
Höchstbeträgen ausschöpfen, um weitere Vorsorgeaufwendungen<br />
beziehungsweise generell andere Versicherungsbeträge<br />
geltend zu machen. ■<br />
3 <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong> Versicherungsmakler<br />
Bürgerentlastungsgesetz: Sie wollen wissen, was das für Sie im<br />
Einzelnen bedeutet und welche Vorteile Sie persönlich davon haben?<br />
Sprechen Sie uns an, wir berechnen Ihre Steuervorteile<br />
ab 2010.<br />
Ansprechpartner: Samy Soyah, Ralf Uhlig<br />
Internet: www.hoesch-partner.de/rente<br />
Mail: rente@hoesch-partner.de<br />
Telefon: 069 – 71707 – 162 (Samy Soyah)<br />
069 – 71707 – 145 (Ralf Uhlig)<br />
47
Foto: Jim Rakete / photoselection<br />
Antizyklisch<br />
handeln!<br />
Auch im Krisenjahr 2009 ist es gelungen, weiter zu wachsen und<br />
neue Büros zu eröffnen. Inhaber Carlos Reiss verrät im Interview<br />
mit Maren Cornils das Erfolgsgeheimnis von <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong>.<br />
Herr Reiss, wollen wir gleich zu Beginn über die Finanzkrise<br />
sprechen oder erst später?<br />
Carlos reiss: Gleich. Es ist nie gut, Dinge aufzuschieben.<br />
Obwohl wir Menschen ja gerade bei den unangenehmen<br />
dazu neigen.<br />
War das zurückliegende Krisenjahr das Schwierigste in der<br />
Geschichte von <strong>Hoesch</strong> & partner?<br />
Carlos reiss: Ich bin immer vorsichtig mit Superlativen.<br />
Aber es war sicherlich ein nicht einfaches Jahr.<br />
Auch wenn immer wieder davon gesprochen wird, dass<br />
die Krise noch gar nicht bei den Menschen angekommen<br />
sei. In unserer Branche sind Symptome der Krise<br />
sehr wohl auszumachen.<br />
Können Sie die Symptome etwas näher beschreiben?<br />
Carlos reiss: Es sind verschiedene Ebenen. Zum einen<br />
sind die Kunden verunsichert. Das ist natürlich vollkommen<br />
verständlich, denn als Teil des Finanzdienstleistungssektors<br />
ist auch die Versicherungswirtschaft keine<br />
Insel der Seligen, auch wenn es im Moment so aussieht,<br />
als ob die Versicherungsunternehmen sowohl real als<br />
auch in der medialen Wahrnehmung in etwas ruhigeren<br />
Gewässern fahren. Dann ist da die Ebene unserer Mitarbeiter.<br />
Manche machen unverändert gute Geschäfte,<br />
manche lassen sich von der allgemeinen Verunsicherung<br />
anstecken, manche legen eine Schippe drauf und<br />
sind besser unterwegs als im Vorjahr. Und dann bekommen<br />
wir von den Versicherungsgesellschaften noch sehr<br />
unterschiedliche Botschaften: von 30 % Plus bis 50 %<br />
Minus beim Umsatz ist da alles dabei.<br />
Und wie steht es um den Wettbewerb.<br />
Carlos reiss: Die Botschaften sind auch hier sehr heterogen,<br />
von 30 % Plus bis zur Insolvenz ist alles im Angebot.<br />
Namhafte Makler haben Kurzarbeit angemeldet<br />
oder entlassen die Hälfte der Vertriebsmannschaft. Aber<br />
<strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong> inside Carlos Reiss<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
ehrlich gesagt, beschäftige ich mich nicht zu detailliert<br />
damit, was die anderen tun.<br />
Gutes Stichwort: dann beschäftigen Sie sich sicherlich umso<br />
mehr mit <strong>Hoesch</strong> & partner, und das interessiert uns ja<br />
auch am meisten. Wie ist die Lage in Ihrem Unternehmen?<br />
Carlos reiss: Die Lage ist gut. Und das führe ich auf drei<br />
Aspekte zurück. Erstens haben wir eine gewisse Größe.<br />
Mit 65 Mitarbeitern und 60.000 Kunden gehören wir zu<br />
den zehn größten inhabergeführten Versicherungsmaklern<br />
in Deutschland. Damit haben wir eine gewisse Substanz<br />
erreicht, sodass uns auch ein etwas rauerer Wind im<br />
wirtschaftlichen Umfeld nicht gleich aus der Bahn wirft.<br />
Zweitens sind wir in unterschiedlichen Geschäftsfeldern<br />
– Privatkunden, Firmenkunden, Risk Management und<br />
betriebliche Altersversorgung, – breit genug aufgestellt,<br />
um auch einmal Schwierigkeiten in einem Bereich durch<br />
Verbesserungen in einem anderen Bereich auszugleichen.<br />
Und wir sind wendig genug, um schnell auf die<br />
Krisensymptome zu reagieren. Und wir können unseren<br />
Kunden gerade in schlechten Zeiten einen echten Mehrwert<br />
liefern, indem wir helfen, bei Versicherungen Geld<br />
zu sparen und bei der Altersvorsorge auf das richtige<br />
Pferd zu setzen.<br />
Welche speziellen Maßnahmen haben Sie in den einzelnen<br />
Bereichen ergriffen?<br />
Carlos reiss: Als wir im vierten Quartal 2008 gemerkt<br />
haben, dass es erste Bremsspuren im Geschäft gibt, haben<br />
wir nochmals deutlich mehr in Marketing investiert,<br />
um unsere gesteckten Umsatzziele zu erreichen. Das ist<br />
uns dann zwar nicht ganz gelungen, aber wir sind noch<br />
mal mit einem blauen Auge davongekommen, wie man so<br />
schön zu sagen pflegt. Die Reform des Versicherungsvertragsgesetzes<br />
und ein rückläufiger Markt verursachen einen<br />
enormen Kostendruck. Deshalb haben wir im ersten<br />
Quartal unsere SollPosten überprüft und mit dem Ziel<br />
49<br />
3
50<br />
3<br />
einer 10 %igen Kostensenkung so ziemlich alles infrage<br />
gestellt: Ist eine bestimmte Maßnahme wirklich nötig,<br />
braucht es diese Stelle unbedingt, wo liegt der Mehrwert?<br />
Das Ergebnis waren Einsparungen im deutlich sechsstelligen<br />
Bereich.<br />
Das hört sich nach klassischem Cost Cutting an.<br />
Carlos reiss: Das will ich gar nicht abstreiten. Aber vielleicht<br />
haben wir durch den dramatischen Absturz nach<br />
der NewEconomyBlase einiges gelernt und dadurch<br />
einen sehr klaren ManagementAnsatz. Die Trennung<br />
von Mitarbeitern ist immer schmerzlich für den Einzelnen<br />
und für die Kollegen. Aber wir möchten die gleichen<br />
Fehler nicht zweimal machen. Auch wenn es sich<br />
vielleicht etwas technokratisch anhört, ist es einfach so,<br />
dass ich als Geschäftsführer sowohl eine Verantwortung<br />
für den Einzelnen als auch für das Gesamtunternehmen<br />
habe. Und da heißt es immer, sehr bewusst<br />
abzuwägen. Und so wie es bei einem Baum manchmal<br />
notwendig ist, zu stutzen, damit es wieder zu neuem<br />
Wachstum kommen kann, so müssen Sie auch als Unternehmer<br />
manchmal Einschnitte machen, die wehtun,<br />
um neues Wachstum zu erschließen. Deshalb widerspreche<br />
ich Ihrer CostCuttingWahrnehmung nicht,<br />
sage aber auch: Wir sind da nicht stehengeblieben, sondern<br />
entwickeln uns weiter: Wir haben in der Verwaltung<br />
abgespeckt und in der Kundenbetreung zugelegt.<br />
Sie geben alles.<br />
Wir geben alles<br />
für Sie.<br />
Spezialist für den Öffentlichen Dienst.<br />
<strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong> inside Carlos Reiss<br />
Wie sieht dieses Wachstum aus?<br />
Carlos reiss: Auch hier sind wieder drei Elemente zu<br />
nennen. Wir haben im zweiten und dritten Quartal<br />
neun Mitarbeiter als Consultants in der Kundenberatung<br />
eingestellt, d. h. wir sind Stand 30. 9. 2009 mehr<br />
Mitarbeiter als zu Beginn des Jahres und wachsen damit<br />
organisch – wie man so schön sagt. Zum 1. 3. 2009<br />
haben wir ein Büro in Düsseldorf eröffnet, das mit zwei<br />
Mitarbeitern besetzt ist. Damit verfügen wir neben der<br />
Zentrale in Frankfurt und dem Büro in München nun<br />
über drei Standorte und sind näher an unseren Kunden<br />
dran. Es werden weitere folgen – eine klare Wachstumsstrategie.<br />
Zu guter Letzt nutzen wir da, wo sich die<br />
Gelegenheit bietet, auch die Möglichkeit, über Zukäufe<br />
zu wachsen. So haben wir vor zwei Jahren den Kundenbestand<br />
des Versicherungsmaklers Hahnenberger in<br />
Frankfurt übernommen. Damit betreut <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong><br />
nun mehr als 60.000 Kunden und gehört damit<br />
zu den zehn größten inhabergeführten Versicherungsmaklern<br />
in Deutschland.<br />
Das passt alles nicht so zum allgemeinen Krisengejammer<br />
– was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?<br />
Carlos reiss: Ich denke nicht, dass wir etwas Geheimnisvolles<br />
tun. Wenn ich versuche, unsere Vorgehensweise<br />
kurz und bündig zusammenzufassen, dann<br />
kann ich sagen: Wir haben eine klare Strategie, setzen<br />
Aus DBV-Winterthur wurde die DBV Deutsche Beamtenversicherung. Beschäftigte im Öffentlichen Dienst geben<br />
täglich alles und zeigen dabei immer vollen Einsatz. Gut, dass es jemanden gibt, der auch alles für sie gibt: die DBV<br />
Deutsche Beamtenversicherung – die neue Marke von AXA, exklusiv für den Öffentlichen Dienst. Mit speziellen<br />
Leistungen, individuellen Lösungen und mit mehr als 135 Jahren Erfahrung. Sprechen Sie mit Ihrem Betreuer und<br />
informieren Sie sich über unsere Produkte und Services. Mehr Informationen unter: 069 - 71 70 7 540.<br />
Ein Unternehmen der AXA Gruppe
die konsequent um und – vielleicht ist das etwas ungewöhnlich<br />
– verhalten uns antizyklisch.<br />
Was meinen Sie genau mit antizyklischem Verhalten?<br />
Carlos reiss: Eigentlich habe ich es schon erwähnt,<br />
aber auch daran sieht man, dass unser Tun nicht so geheimnisvoll<br />
ist, sondern eher unauffällig: Dass wir im<br />
sogenannten Krisenjahr 2009 Mitarbeiter einstellen und<br />
Büros eröffnen. In einer Krise tun sich immer besondere<br />
strategische Chancen auf, da z. B. die Mietpreise für<br />
neue Büroflächen viel günstiger sind als im Aufschwung.<br />
Wenn in unserer Branche Mitarbeiter entlassen werden<br />
oder zumindest kaum eingestellt wird, dann haben wir<br />
bessere Chancen, gute Mitarbeiter zu gewinnen. Und das<br />
ist auch weiterhin unser Ziel, da die richtigen Mitarbeiter<br />
der Schlüssel zum langfristigen Erfolg sind.<br />
Das heißt, Sie wollen weiter wachsen.<br />
Carlos reiss: Ja, wir wollen in den kommenden zwei Jahren<br />
auf über 100 Mitarbeiter wachsen. Und ich lade die<br />
erfolgreichen Menschen aus unserer Branche ein, Teil<br />
unserer Wachstumsstory zu werden. Das erfordert vielleicht<br />
beim Einzelnen auch etwas antizyklisches Verhalten,<br />
denn in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld<br />
neigen die meisten dazu, eher in ihrem gewohnten Job zu<br />
bleiben. Safety first. Das ist zu einem gewissen Grad auch<br />
verständlich. Aber die Chancen bieten sich den Mutigen –<br />
<strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong> inside Carlos Reiss<br />
zum Beispiel bei <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong>. Aber zumindest eine<br />
Bewerbung müssen Sie sich zutrauen. Wobei das aus meiner<br />
Sicht risikolos ist, denn wir gehen absolut vertraulich<br />
damit um, servieren einen leckeren Kaffee und sind nach<br />
meiner Einschätzung angenehme Gesprächspartner.<br />
Was empfehlen Sie Ihren Kunden in Zeiten wie diesen?<br />
Carlos reiss: Das, was ich immer empfohlen habe: Termin<br />
vereinbaren, reden, fragen. In diesen Zeiten ist es<br />
doppelt wichtig, da sich sowohl in unserer Branche als<br />
auch im Leben unserer Kunden viele Dinge schnell verändern.<br />
Auch daraus ergeben sich Chancen: Geld zu<br />
sparen, Risiken zu vermeiden oder Anlagechancen zu<br />
nutzen. Aber das kann ich nur, wenn ich darum weiß.<br />
Wir können unsere Kunden nicht zum Termin verdonnern<br />
oder zum Reden zwingen. Sondern auch hier<br />
kann ich nur eine Einladung aussprechen: zu uns ins<br />
Büro kommen oder wir kommen natürlich auch gerne<br />
zu unseren Kunden. Die Erfahrung zeigt, dass sich diese<br />
Gespräche immer lohnen, auch wenn im Vorfeld der<br />
Eindruck vorherrscht, dass eigentlich nichts anliegt.<br />
Übrigens, haben Sie dieses Jahr schon Ihren Termin bei<br />
Ihrem Risiko und Vorsorgemanager absolviert?<br />
Ich fühle mich jetzt nicht angesprochen, denn wir treffen<br />
uns ja einmal im Jahr zum Interview. In diesem Sinne:<br />
vielen Dank für das Gespräch. ■<br />
Exzellent!<br />
� www.alte-oldenburger.de<br />
Auch in diesem Jahr wurden wir wieder mit dem unabhängigen<br />
ASSEKURATA-Qualitätsurteil „A++ Exzellent“ ausgezeichnet – übrigens zum<br />
achten Mal in Folge als einzige private Krankenversicherung Deutschlands.<br />
Die Alte Oldenburger – das A und O in Sachen Leistung.<br />
Moorgärten 12–14 | 49377 Vechta | Telefon 04441/905-0<br />
51
7 Lektionen für<br />
clevere Geldanleger<br />
Bislang auf dem Finanzmarkt geltende Regeln und Gesetze haben<br />
ihre Gültigkeit verloren. Für Anleger bedeutet das: Sie müssen<br />
flexibler werden und in puncto Investitionsstrategien umdenken.<br />
text: oliver mack<br />
Die Wirtschaftsprognosen für das Jahr 2009 sind<br />
derzeit erstaunlich positiv, ebenso die Stimmung<br />
an den Börsen: Anfang August erreichte der DAX einen<br />
neuen Jahreshöchstwert, was Experten als Zeichen dafür<br />
deuten, dass sich die globale Wirtschaft zeitnah erholen,<br />
zumindest aber stabilisieren wird. Doch unabhängig<br />
davon, ob es an den internationalen Finanzmärkten bereits<br />
wieder bergauf geht, eines ist sicher: Der Verlauf<br />
der Krise und die daraus resultierenden Anpassungen<br />
an den Märkten werden die Spielregeln für private Anleger<br />
grundlegend und unwiderruflich ändern. Aus den<br />
jüngsten Geschehnissen auf den Finanzmärkten müssen<br />
deshalb die richtigen Schlüsse gezogen werden.<br />
Und dazu zählt auch, dass tradiertes Anlageverhalten<br />
überprüft werden muss, um geänderten Rahmenbedingungen<br />
angemessen Rechnung zu tragen.<br />
LEKtIoN 1: auf jeden aufschwung<br />
folgt ein abschwung<br />
Die Hoffnung, dass ein Aufschwung ewig anhalten kann,<br />
erwies sich einmal mehr als Illusion. Privatanleger sollten<br />
sich daher nicht nur klarmachen, dass auf jeden Auf<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
schwung ein Abschwung folgen muss. Sie sollten auch<br />
erkennen, dass die globalen und nationalen Wirtschaftszyklen<br />
immer kürzeren Abständen folgen und immer<br />
extremeren Schwankungen unterliegen. Was vor einigen<br />
Jahrzehnten noch undenkbar schien – nämlich, dass über<br />
Jahre Erspartes durch kurze adverse Marktentwicklungen<br />
innerhalb weniger Wochen aufgezehrt werden kann –, ist<br />
während der letzten Monate Wirklichkeit geworden.<br />
LEKtIoN 2:<br />
„Buy & Hold“ hat ausgedient<br />
Kurzfristige Abwärtsbewegungen an den Wertpapiermärkten<br />
können mittlerweile so heftig sein, dass die Fähigkeit,<br />
flexibel zu reagieren – etwa, um Vermögen von<br />
riskanten Anlageformen in traditionell sicherere Anlageformen<br />
umzuschichten – immer wichtiger wird. Dies<br />
hat weitreichende Konsequenzen für Privatanleger. Die<br />
alte KostolanyStrategie „Buy & Hold“, also Wertpapiere<br />
nach dem Kauf für lange, mitunter unbestimmte Zeit im<br />
Depot zu halten und gegebenenfalls starke Buchverluste<br />
auszusitzen, ist überholt. Da sämtliche Kapitalerträge<br />
und Kursgewinne mit Einführung der Abgeltungsteuer<br />
zum 1. 1. 2009, unabhängig von der Haltedauer des jeweiligen<br />
Wertpapiers, versteuert werden müssen, wird<br />
Foto: istock
zudem ein wichtiger Aspekt der „Buy & Hold“Strategie<br />
obsolet: die an der 12monatigen Spekulationsfrist ausgerichtete<br />
Haltedauer von Wertpapieren zum Erzielen<br />
steuerfreier Kursgewinne.<br />
Eine einfache, kostengünstige und trotzdem vielfach<br />
unbekannte Form des Portfoliomanagements ist<br />
dagegen die Anwendung einer konsequenten StopLoss<br />
Strategie. So führt eine gegenüber der Depotbank erteilte<br />
StopLossOrder dazu, dass eine Kapitalanlage bei<br />
Absinken unter einen zuvor selbst festgelegten Kurs automatisch<br />
verkauft wird. Mit dieser Festlegung können<br />
bereits zu Anlagebeginn Verluste systematisch begrenzt<br />
werden. Bei erfolgreichem Anlageverlauf hingegen, können<br />
Gewinne durch konsequentes Nachziehen des Stop<br />
Loss (Trailing StopLoss) gesichert und gleichzeitig laufen<br />
gelassen werden. Dies ist in Zeiten immer kürzerer<br />
und heftiger ausfallender Marktzyklen grundsätzlich zu<br />
empfehlen. Die genaue Gestaltung des StopLoss hängt<br />
dabei maßgeblich von den Parametern der Wertpapieranlage<br />
ab, insbesondere aber von der Volatilität.<br />
Unabhängig hiervon ist für renditeträchtige Investments<br />
wie beispielsweise Aktien oder Aktienfonds<br />
weiterhin ein längerer Anlagehorizont nötig, damit<br />
langfristige finanzielle Ziele nicht von kurzfristig adversen<br />
Tendenzen an den Finanzmärkten beeinträchtigt<br />
werden.<br />
LEKtIoN 3:<br />
Keine Rendite ohne Risiko<br />
Vor dem Hintergrund der turbulenten letzten Monate<br />
ist es wichtig, sich nochmals grundlegende Risiko/<br />
Ren diteZusammenhänge zu vergegenwärtigen. Vergleichsweise<br />
sichere Anlageformen müssen grundsätzlich<br />
weniger rentieren als tendenziell eher riskante Anlagen.<br />
Doch nur, weil bestimmte Anlageformen als sicher<br />
gelten, müssen sie es deswegen nicht auch zwangsläufig<br />
sein. Zweifel sind vor allem dann angebracht,<br />
wenn die Rendite stark von im Risiko vergleichbaren<br />
Anlageformen abweicht. Als beispielsweise Tages und<br />
Festgelder, welche traditionell am sicheren Ende des<br />
Anlagespektrums eingeordnet werden, von bestimmten<br />
Banken als äußerst sichere Anlagemöglichkeit angepriesen<br />
wurden, gleichzeitig aber mit etwa sechs Prozent<br />
rentierten, während der entsprechende EURIBOR (Euro<br />
Interbank Offered Rate, der Zinssatz für Termingelder<br />
im Interbankenmarkt) bei etwa vier Prozent notierte,<br />
hätten viele Privatanleger nachdenklich werden müssen.<br />
Stattdessen aber bezahlten viele Anleger die attraktiv<br />
anmutende Rendite ihrer vermeintlich risikolosen Anlage<br />
teuer. Tagesgeld stellt nämlich kein Sondervermögen<br />
dar, wie etwa Aktien oder Fonds. Für viele Anleger,<br />
beispielsweise der isländischen KaupthingBank, bedeutete<br />
dies, dass ihr Investment vorerst verloren war,<br />
und vor allem bei ausländischen Instituten nicht durch<br />
Versicherung Lektionen aus der finanzkrise<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Einlagensicherungsfonds erstattet wurde, welche die Investments<br />
der Anleger bis zu einer bestimmten Grenze<br />
schützen sollten.<br />
In anderen Worten: Auf den Finanzmärkten gibt<br />
es keine Rendite ohne die Inkaufnahme eines entsprechenden<br />
Risikos. Versuche, kreative und hochkomplexe<br />
Finanzmarktinnovationen zu entwickeln, die die<br />
verschiedenen Dimensionen des magischen Dreiecks<br />
der Geldanlage (Sicherheit, Rentabilität und Liquidität)<br />
vereinen, scheiterten bis heute. Beispielhaft hierfür können<br />
Garantiezertifikate der USInvestmentbank Lehman<br />
Brothers genannt werden, die attraktive Rendite bei vermeintlicher<br />
Sicherheitsgarantie versprachen. Für deren<br />
Nominalkapital wurde allerdings nur so lange garantiert,<br />
wie der Emittent zahlungsfähig war, was für viele Käufer<br />
dieser Zertifikate mit einer bösen Überraschung endete.<br />
Ein kritischer Anleger sollte daher eine scheinbar marktunübliche<br />
Rendite unbedingt eingehend hinterfragen.<br />
Ebenso ist davon abzuraten, ein Portfolio mit Anlagen<br />
zu bestücken, die der Anleger selbst nicht versteht und<br />
die vom Finanzberater auch auf Nachfrage nicht verständlich<br />
erklärt werden können.<br />
LEKtIoN 4:<br />
Diversifikation bleibt weiterhin wichtig<br />
Während der letzten zwei Jahre konnte selbst eine starke<br />
Streuung verschiedener Anlagen nach Diversifikationsgesichtspunkten<br />
Wertpapierportfolios nicht vor herben<br />
Verlusten schützen. In Finanzmarktkrisen zeigt sich regelmäßig,<br />
dass während des allgemeinen Abwärtstrends,<br />
in dem Marktteilnehmer auf Liquidierung diverser Anlagen<br />
drängen, die unterschiedlichen Anlageklassen stärker<br />
als unter normalen Rahmenbedingungen miteinander<br />
korrelieren und geschlossen an Wert verlieren.<br />
Allerdings zeigte sich auch diesmal, dass breit diversifizierte<br />
Portfolien Anleger besser vor großen Verlusten<br />
bewahren als wenig diversifizierte Portfolien. Hier hat<br />
sich zudem die Beimischung von traditionell sehr konservativen<br />
Anlageklassen, wie beispielsweise Gold oder<br />
qualitativ hochwertigen Immobilien, bewährt. Es gilt<br />
dabei aber zu bedenken, dass Diversifikation ausdrücklich<br />
auch die Streuung über verschiedene Risikoklassen<br />
beinhaltet.<br />
LEKtIoN 5: Renditeträchtige anlagen<br />
nicht grundsätzlich scheuen<br />
Es ist nicht auszuschließen, dass Renditen, wie man sie<br />
noch zu Beginn des Jahrtausends beobachten konnte,<br />
ein Phänomen der Vergangenheit sind und aufgrund<br />
einschneidender Marktänderungen auch nicht mehr<br />
wiederkehren. Dennoch können aufmerksame Privatanleger<br />
immer noch vorteilhafte Investments eingehen,<br />
und es wäre falsch, aus Prinzip renditeträchtige 3<br />
53
54<br />
3<br />
Anlagen zu meiden und nur in die allersichersten Anlageformen<br />
zu investieren. Ein starkes Argument für renditeträchtige<br />
Anlagen wird beispielsweise aus dem Vorsorgeatlas<br />
Deutschland ersichtlich, der im August vom<br />
Forschungszentrum Generationenverträge um Professor<br />
Dr. Bernd Raffelhüschen an der Universität Freiburg<br />
veröffentlicht wurde. Daraus geht hervor, dass aktuell<br />
lediglich 56 Prozent der erwerbstätigen Deutschen mit<br />
einer Basis und gegebenenfalls Zusatzvorsorge mindestens<br />
60 Prozent des letzten Bruttoeinkommens ersetzen<br />
können, um ihren jetzigen Lebensstandard auch<br />
im Alter weitestgehend aufrechtzuerhalten. Insbesondere<br />
vor dem Hintergrund sinkender Rentenniveaus<br />
und der Notwendigkeit, die Altersvorsorgelücke privat<br />
zu schließen, sollten daher renditeträchtige Anlagen,<br />
wie beispielsweise sorgfältig ausgewählte Aktienfonds,<br />
integraler Bestandteil eines jeden privaten Portfolios<br />
sein. Allein mit äußerst konservativen Anlagen – beispielsweise<br />
Fest und Tagesgelder – können Vermögen<br />
zwar gesichert und reale Kaufkraft erhalten werden.<br />
Beide lassen sich so aber nicht vermehren – dies umso<br />
mehr, als Kapitalertragsteuern und Inflation in den<br />
nächsten Jahren unter Umständen auf his torisch überdurchschnittliche<br />
Niveaus steigen könnten. Anlagen in<br />
renditeträchtigen Anlageklassen sind jedoch nicht mit<br />
spekulativen Investments zu verwechseln. Vielmehr<br />
Stellen Sie die Gesundheitsvorsorge von<br />
Anfang an auf eine gesunde Basis…<br />
…mit dem VollMed Tarif M4 der DKV.<br />
Hervorragender Schutz für hohe Ansprüche.<br />
Pluspunkte, die für sich sprechen:<br />
> Garantierte Beitragsrückerstattung bis zu<br />
1.260 EUR bei Leistungsfreiheit<br />
Versicherung Lektionen aus der finanzkrise<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
bieten sich dem Privatanleger Möglichkeiten, marktabdeckende<br />
und kosteneffiziente Anlageinstrumente wie<br />
beispielsweise ETFs (Exchange Traded Funds, börslich<br />
notierte Investmentfondsanteile) an großen europäischen<br />
Aktienindizes zu erwerben.<br />
LEKtIoN 6:<br />
Position des Privatanlegers stark wie nie<br />
Privatanleger sollten sich überlegen, dass eine unentgeltlich<br />
angebotene Beratung unter Umständen nicht<br />
den notwendigen Ansprüchen an Objektivität und<br />
Konfliktfreiheit genügt. Denn eine rein produkt und<br />
absatzorientierte sowie provisionszentrierte Beratungspolitik,<br />
wie sie bei vielen Finanzdienstleistern und Banken<br />
gelebt wird, kann der komplexen Finanzsituation<br />
eines Privatanlegers oftmals nicht Rechnung tragen.<br />
Eine objektive und qualitativ hochwertige Finanzberatung<br />
kostet dagegen immer Geld. Der Kunde muss in<br />
diesem Zusammenhang transparent über das Vergütungsmodell<br />
des Beraters aufgeklärt sein, damit etwaige<br />
Interessenkonflikte weitestgehend vermieden werden.<br />
Ob sich der Anleger dann für eine Provisionsberatung<br />
entscheidet, bei der der Berater beim Produktkauf verdient,<br />
oder für eine Honorarberatung, bei der unabhängig<br />
von den erworbenen Produkten ein vorher verein<br />
Intelligent versichert ist privat<br />
versichert. Ein Leben lang.<br />
> 80% der erstattungsfähigen Aufwendungen<br />
für Zahnersatz<br />
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– im Ein- oder Zweibettzimmer<br />
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bis zu 310 EUR (innerhalb von 24 Monaten)<br />
DKV Deutsche Krankenversicherung AG<br />
Ich vertrau der DKV
artes Beratungshonorar bezahlt wird, sollte ihm selbst<br />
überlassen sein.<br />
Bei dieser Entscheidung findet sich der Privatanleger<br />
in Deutschland derzeit in einer deutlich verbesserten Situation<br />
wieder, da er von einem stark erweiterten Verbraucherschutz<br />
in der Finanzdienstleistungsbranche profitiert.<br />
Im Sinne des Verbrauchers und einer qualitätsorientierten<br />
Finanzberatung hat die Regierung diverse Initiativen auf<br />
den Weg gebracht, die die Position des Anlegers weiter<br />
stärken sollen. Hierbei ist beispielsweise die erweiterte Dokumentationspflicht<br />
in der Anlageberatung in Form eines<br />
verpflichtenden Beratungsprotokolls zu nennen oder auch<br />
die Verlängerung der Beraterhaftung von drei auf zehn<br />
Jahre, wobei die Frist nicht beim Produktkauf beginnt,<br />
sondern bei Erkennung des Schadenfalls.<br />
Mündige Privatanleger sollten sich allerdings nicht<br />
nur auf vorgegebene regulatorische Rahmenbedingungen<br />
verlassen, sondern von sich aus jederzeit selbstbewusst<br />
nötige Informationen und Transparenz von ihren<br />
Beratern einfordern. Qualitativ hochwertige Berater<br />
sind an ihrer Ausbildung sowie der Selbstverpflichtung<br />
zu hohen Berufsstandards und kontinuierlicher Weiterbildung<br />
zu erkennen. Hierzu zählen insbesondere Certified<br />
Financial Planner, die auf der Website des Financial<br />
Planning Standards Board Deutschland e.V. (www.<br />
fpsb.de) abgerufen werden können.<br />
Versicherung Lektionen aus der finanzkrise<br />
Die Delta Lloyd Risikolebensversicherung<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
LEKtIoN 7: Jetzt langfristige finanzplanung<br />
in angriff nehmen<br />
Wichtiger als die Auswahl einzelner Wertpapiere ist<br />
jedoch die konsequente Ausrichtung aller finanziellen<br />
Entscheidungen auf einen langfristigen privaten Finanzplan.<br />
Privatanleger sollten die letzten Monate daher<br />
als Chance begreifen, eine ganzheitliche Bestandsaufnahme<br />
ihrer finanziellen Situation durchzuführen<br />
und im Rahmen einer langfristigen Finanzplanung<br />
eine Strategie festzulegen, die flexibel auf Änderungen<br />
in der Lebensplanung reagieren kann, und die nicht<br />
vorrangig von spezifischen Anlageinstrumenten bestimmt<br />
wird. Ausgehend von dieser Strategie kann der<br />
Privatanleger langfristig zielführende Entscheidungen<br />
treffen, ohne sich von kurzfristigen Produkttrends oder<br />
Finanzmarktsituationen verleiten zu lassen. ■<br />
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55
56<br />
Versicherung anwälte<br />
Anwaltschaft und<br />
Risikomanagement<br />
Für mich beginnt das Thema mit einem klaren Satz. Er gibt wieder,<br />
wie sich – meiner Beobachtung nach – die Adressaten dieser Ausführungen<br />
zum Thema Risikomanagement verhalten: Zwischen<br />
Rechtsanwälten und Risikomanagement besteht ein anerzogenes<br />
Missverhältnis, eine kaum oder nur schwer überbrückbare Kluft.<br />
text: rechtsanwalt und notar<br />
dr. h. c. rembert brieske, bremen<br />
Dieser Satz stützt sich<br />
zunächst darauf, dass<br />
nur eine kleine Minderheit der<br />
Anwaltschaft eine Rechtsform<br />
für die gemeinsame Berufsausübung<br />
wählt, die die Haftung<br />
begrenzt. Es gab zum 1. 1. 2009<br />
bei 151.057 Rechtsanwälten und<br />
Rechtsanwältinnen nur 2.378 Rechtsan<br />
walts part ner schafts gesell schaften,<br />
324 Rechts an waltsGmbHs und<br />
16 Rechts an waltsAk tien ge sell schaften.<br />
Von der Möglichkeit, die persönliche<br />
Haftung bei einem Anwaltsfehler auf<br />
den bearbeitenden <strong>Partner</strong> zu begrenzen,<br />
machen nur wenige Rechtsanwälte und<br />
Rechtsanwältinnen Gebrauch. In einigen<br />
Fällen haben jüngere Kollegen älteren Kollegen<br />
vorgeschlagen, die Rechtsform von der<br />
Gesellschaft bürgerlichen Rechts in die einer<br />
<strong>Partner</strong>schaftsgesellschaft zu ändern. Die älteren<br />
Kollegen haben dies abgelehnt und damit<br />
begründet, dass ein anständiger Anwalt sich der<br />
Haftung nicht entzieht.<br />
RechtsanwaltsGmbHs und Rechtsanwalts<br />
Aktien gesell schaften werden von vielen Kollegen<br />
und Kolleginnen kritisch beäugt. Man hegt ihnen<br />
gegenüber den Verdacht, dass, wer eine solche, ursprünglich<br />
für kaufmännische Unternehmen konzipierte<br />
Rechtsform wählt, auch sonst eher kaufmännisch<br />
und nicht als Organ der Rechtspflege denkt. Man erinnere<br />
sich nur an den Widerstand gegen die RechtsanwaltsGmbH<br />
vor der Ent scheidung des BayObLG vom<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
24. 11. 1994 oder – nach der<br />
gesetzlichen Regelung der<br />
AnwaltsGmbH zum<br />
1. 3. 1999 – gegen<br />
die AnwaltsAG<br />
bis zur Entscheidung<br />
des BGH<br />
vom 10. 1. 2005.<br />
Das Verhältnis<br />
zur <strong>Partner</strong>schafts<br />
gesell schaft<br />
war zunächst ge prägt<br />
durch § 8 Abs. 1 PartGG<br />
iVm §§ 129, 130 HGB, die<br />
eine Haftung des in eine<br />
<strong>Partner</strong>schaftsgesellschaft<br />
eintretenden Neupartners für<br />
Altverbindlichkeiten vorsah. Das<br />
war damals schlechter als bei der<br />
Gesellschaft bürgerlichen Rechts;<br />
diese kannte damals noch nicht eine<br />
Haftung des Eintretenden für Altverbindlichkeiten.<br />
§ 8 PartGG beschränkte<br />
damals nicht kraft Gesetzes die Haftung<br />
auf den bearbeitenden <strong>Partner</strong>, sondern nur<br />
bei einer entsprechenden Vereinbarung; § 8<br />
Abs. 2 PartGG, der die Haftung auf den bearbeitenden<br />
<strong>Partner</strong> beschränkte, wurde erst durch<br />
Gesetz vom 22. 7. 1998 eingefügt. Diese Änderung<br />
haben wenige Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen<br />
wahrgenommen.<br />
Der Mut zum Abenteuer und der Verzicht auf Risikomanagement<br />
wurden auch durch die Rechtsscheingesellschaften<br />
bürgerlichen Rechts ausgedrückt; tatsächlich<br />
verbargen sich dahinter Bürogemeinschaften, freie<br />
Mitarbeiterschaften oder ähnliche Kooperationen. Es<br />
Foto: iStockphoto
gibt Anwaltsscheingesellschaften von sieben oder mehr<br />
Personen, bei denen nur der Oberste auf dem Briefbogen<br />
Kontoinhaber ist. Trotzdem aber haften alle.<br />
Die Entscheidungen des BGH zur analogen Anwendung<br />
der §§ 129, 130 BGB hätten eigentlich alle an einer<br />
Scheingesellschaft Beteiligten aufrütteln müssen. Wer<br />
Nachwuchs in eine Kanzlei aufnehmen wollte, konnte<br />
dies doch nur tun, wenn der Nachwuchs bereit war, sich<br />
der persönlichen Haftung wegen Altverbindlichkeiten<br />
zu unterwerfen – verbunden mit dem Risiko, dafür ohne<br />
Versicherungsschutz zu haften.<br />
Dass der BGH sich mittlerweile zur Haftungsbegrenzung<br />
durch Rechtsform für den Fall einer amerikanischen<br />
Gesellschaft geäußert hatte, und dass § 8<br />
EuRAG Derartiges vorsah, und dass über die Haftungsbegrenzung<br />
bei Verwendung einer Rechtsform aus<br />
einem anderen Mitgliedsstaat der Europäischen Union<br />
geschrieben und promoviert wurde, ging an den meisten<br />
Kollegen und Kolleginnen vorbei.<br />
Warum verhalten sich Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen<br />
so? Hier sei auf einige Aspekte hingewiesen:<br />
Alle klagen über eine vermeintlich unerbittliche und<br />
gnadenlose Haftungsrechtsprechung, die man ertragen<br />
müsse. Das aber führt zu einer berufstypischen Opfereinstellung.<br />
Manchmal hat man regelrecht den Eindruck,<br />
es handele sich bei den Berufsträgern um Opfer<br />
der Rechtspflege.<br />
Die wenigsten Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen<br />
haben während des Studiums oder des Referendariats<br />
etwas über Versicherungsrecht gehört und gehen<br />
ihre berufliche Tätigkeit gar nicht mit der Überlegung,<br />
wie gestalte ich die „anwaltsunternehmerische Tätigkeit“,<br />
an.<br />
Viele Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen übernehmen<br />
Verhaltensweisen und Routinen sowie Einstellungen,<br />
die sie in der Ausbildung kennengelernt haben<br />
und die ihre „Vorbilder“ bereits in ihrer eigenen Ausbildung<br />
vorgelebt bekamen. Unter Anwälten hält sich hartnäckig<br />
die Vorstellung, früher seien Anwälte nicht in Anspruch<br />
genommen worden. Richtig daran ist, dass noch<br />
heute Anwälte praktizieren, die es für „standeswidrig“<br />
oder ehrenrührig halten, andere Kollegen in Anspruch<br />
zu nehmen.<br />
Aus wirtschaftlichen Gründen sollen Kosten gespart<br />
werden. Auch dahinter verbergen sich atavistische<br />
Einstellungen. Vor September 1994 sahen die<br />
Standesrichtlinien eine Mindestversicherungssumme<br />
von 100.000 DM vor. Dann wurden durch das Gesetz<br />
zur Neuregelung des Berufsrechts der Rechtsanwälte<br />
und Patentanwälte 500.000 DM (§ 51 BRAO) daraus.<br />
Viele nahmen spontan an, dieser Betrag müsse ausreichen,<br />
schließlich handelte es sich hier um die fünffache<br />
Summe des vorausgehenden Betrages. Auf dem<br />
Markt waren Prämienangebote zu beobachten, die an<br />
den Umsatz anknüpften, und das verführte, Prämien<br />
zu sparen.<br />
Versicherung anwälte<br />
Haftungsbegrenzungsvereinbarungen mit Mandanten<br />
anzusprechen gilt manchen als ehrenrührig. Andere<br />
argumentieren, der Mandant erhalte dann den Eindruck,<br />
der Anwalt und die Anwältin trauten ihren eigenen Beurteilungen<br />
und Vorschlägen nicht.<br />
In Handbüchern zum Sozietätsrecht und Sozietätsvertragsvorschlägen<br />
wird das Thema der Mandatsrisiken<br />
durchaus mit der Klausel angesprochen: „Die<br />
Angemessenheit der Deckungssummen ist auf Antrag<br />
eines <strong>Partner</strong>s an veränderte Umstände anzupassen.<br />
Veränderte Umstände sind insbesondere … die Übernahme<br />
ungewöhn lich großer oder ungewöhnlich schadensträchtiger<br />
Mandate.“<br />
In § 7 Abs. 2 des Mustervertrags für eine örtliche<br />
Sozietät im DAVRatgeber schlägt RA Prof. Dr. Weipert<br />
vor: „Jeder Sozius ist verpflichtet, bei Übernahme eines<br />
Mandates das Haftpflichtrisiko zu überprüfen. Bei Übernahme<br />
von Mandaten, die nach Art und Umfang ein<br />
erhöhtes Risiko mit sich bringen, ist dies den anderen<br />
Sozien anzuzeigen und zu prüfen, ob im Einzelfall die<br />
Versicherungsdeckung erhöht werden muss oder ob<br />
eine schriftliche Vereinbarung mit dem Mandanten über<br />
eine Begrenzung der Haftung angebracht ist. Lassen sich<br />
hierbei Zweifel nicht ausräumen oder widerspricht ein<br />
Sozius, ist das Mandat abzulehnen.“ Weipert regt weiterhin<br />
an, im Sozietätsvertrag ausdrücklich festzulegen,<br />
inwieweit die Sozietät grundsätzlich von der Möglichkeit<br />
aktuelle Marktentwicklungen: Insolvenzverfahren<br />
Aufgrund der Wirtschaftslage mehren sich die Insolvenzverfahren –<br />
und damit auch die Mandate für die Rechtsanwaltschaft in diesem<br />
Segment. Infolgedessen stellt sich immer öfter die Frage nach einem<br />
adäquaten Versicherungsschutz. Insolvenzverfahren können grundsätzlich<br />
über die Kanzleideckung mitversichert sein. Einen umfassenden<br />
Versicherungsschutz bietet die Kanzleideckung aber nur dann,<br />
wenn dort auch alle Deckungserweiterungen für die Insolvenzverwaltung<br />
vereinbart sind.<br />
Im Einzelnen sind das: Kaufmännische Tätigkeit, Steuerschulden,<br />
Hilfspersonen, Zahlungs fehler, Vertrauensschäden, Versicherungsverträge,<br />
Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes und Zahlungszusagen.<br />
Sind diese Deckungserweiterungen eingeschlossen, ist zusätzlich<br />
regelmäßig zu überprüfen, ob durch eine Vielzahl von Insolvenzverfahren<br />
und sich daraus möglicherweise realisierenden Schäden die<br />
Kanzleideckung schnell aufgebraucht sein kann. Schadenzahlungen<br />
gehen dann zu Lasten des Versicherungsschutzes der Kanzlei und der<br />
dort tätigen Berufsträger. Vor diesem Hintergrund empfiehlt es sich<br />
grundsätzlich, Insolvenzverfahren separat zu versichern. Dafür spricht<br />
auch, dass die Prämie aus der Masse gezahlt wird.<br />
Aktuell ist der Versicherungsmarkt in diesem Segment stark in Bewegung,<br />
sodass sich bei jeder Anfrage zu einem Insolvenzverfahren ein<br />
Marktvergleich lohnt. Gleiches gilt für die Versicherung des Gläubigerausschusses.<br />
Das Hinzuziehen eines branchenkompetenten Maklers<br />
ist somit in jedem Fall zu empfehlen. Dieser sollte schnell, flexibel und<br />
unkompliziert Versicherungsschutz für die Insolvenzmasse vermitteln.<br />
Darüber hinaus sollten Unklarheiten im Zusammenhang mit<br />
einer D&OVersicherung in dem insolventen Unternehmen und einer<br />
möglicherweise bestehenden betriebliche Altersvorsorge für die Mitarbeiter<br />
und Geschäftsführer schnell gemeinsam geklärt werden.<br />
57<br />
3
58<br />
3<br />
der Haftungsbegrenzung gemäß § 51a BRAO Gebrauch<br />
machen soll.<br />
Das Haftungsrisiko wird also sogar in allgemein zugänglicher<br />
Literatur angesprochen. Allerdings wird auch<br />
dort das zu regelnde Risiko nur unvollständig beschrieben.<br />
Zunächst ist die Formulierung „der ungewöhnlich<br />
großen und ungewöhnlich schadensträchtigen Mandate“<br />
nur hinsichtlich der Ersteren, nämlich der „ungewöhnlich<br />
großen Mandate“ akzeptabel. Der Begriff der<br />
ungewöhnlich schadensträchtigen Mandate ist wenig<br />
hilfreich. Anhand von drei Beispielen aus „Normalkanzleien“<br />
sei exemplarisch dargestellt, dass jeder dieser Fälle<br />
einen Riesenschaden nach sich ziehen kann, der die<br />
gesetzliche Versicherungssumme überschreitet.<br />
Versäumung der Frist für die Annahme einer Änderungskündigung<br />
gem. § 2 KSchG; Folge war, dass die<br />
Beendigungskündigung wirksam wurde. Der Arbeitnehmer<br />
hatte eine Stellung mit einem Einkommen, das er<br />
nie wieder erhalten würde. Er hatte noch über 20 Berufsjahre<br />
vor sich.<br />
Unterlassener Hinweis eines Notars, der einen Kaufvertrag<br />
beurkundete, dass ein Vorkaufsrecht nicht formwirksam<br />
bestellt war. Geltend gemacht wurde ein Schadensersatzanspruch<br />
von mehr als drei Millio nen Euro!<br />
Unterlassener Hinweis an ein Gericht, dass seine<br />
Auffassung zur Berechnung der Frist für die demnächst<br />
erfolgende Zustellung gem. § 167 ZPO unzutreffend ist.<br />
Folgen: Das Gericht hält die Ehelichkeitsanfechtungsklage<br />
für verspätet. Dies hat auch unterhaltsrechtliche<br />
Folgen – in diesem Fall bis zum Ende der Ausbildung<br />
des Kindes.<br />
All das sind „Normalmandate“ ohne Besonderheiten,<br />
mit einer einzigen Ausnahme: Hier wurden Riesenbeträge<br />
geltend gemacht!<br />
Deshalb muss der Berufsträger nicht nur an drohende<br />
Schadensersatzansprüche denken, sondern auch an die<br />
Frage, was für Ansprüche Mandanten geltend machen<br />
können. Der Abwehrschutz ist demnach ein wesentlicher<br />
Teil der Leistungen des Haftpflichtversicherers. Die Kosten<br />
des eigenen Anwalts und eventuelle Sachverständigenkosten<br />
sind Beträge, auf denen der Versicherungsnehmer<br />
nicht einmal teilweise sitzen bleiben will.<br />
Die beiden Beispiele aus dem Arbeitsrecht und dem<br />
Familienrecht zeigen auf, dass es eben Normalmandate<br />
gibt, die per se ein enormes Risiko in sich bergen. Deshalb<br />
muss von vornherein überlegt werden, welche Versicherungssummen<br />
erforderlich sind. Die Risikoüberlegung<br />
müsste lauten:<br />
a. Was kann in den Normalfällen im schlimmsten Fall in einem<br />
Jahr geschehen?<br />
b. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies geschieht?<br />
c. Welcher Versicherungsbedarf ergibt sich heute daraus?<br />
d. Welcher Versicherungsbedarf kann sich angesichts des Zeitablaufs<br />
ergeben, bis zu dem Zeitpunkt, in dem der Anspruch<br />
geltend gemacht wird?<br />
Versicherung anwälte<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Die Frage d) ergibt sich aus dem veränderten Verjährungsrecht.<br />
Bis zum 14. 12. 2004 gab es § 51 b BRAO<br />
mit der kurzen dreijährigen Verjährungsfrist, die spätestens<br />
mit Beendigung des Mandats begann. Seit dem<br />
15. 12. 2004 lernt die Anwaltschaft das allgemeine Verjährungsrecht<br />
kennen. War und ist in den Altfällen der Spätschaden<br />
im Anwaltshaftungsrecht relativ unbekannt, so<br />
lernen die Anwälte und Anwältinnen heute das Spätschadenserlebnis<br />
kennen. Bei Notaren gab es dieses bereits<br />
früher. So wurde gegen Notare aufgrund einer Tätigkeit<br />
zu der Zeit, als das notarielle Standesrecht noch eine Mindestversicherungssumme<br />
von 100.000 DM vorsah, Jahre<br />
später ein Schaden von 800.000 DM geltend gemacht.<br />
Und dies wohlgemerkt, als der Notar älter als 75 war und<br />
sich dem Ruhestand zuwenden wollte. Ähnliches kann<br />
heute auch einem Rechtsanwalt oder einer Rechtsanwältin<br />
geschehen, die nicht an den Zeitfaktor denkt.<br />
Das aber wiederum reicht als Risikomanagement<br />
nicht aus. Denn es gibt zweierlei Fehlerquellen:<br />
p Zeitprobleme, vulgo Fristenversäumnis.<br />
p Probleme des materiellen Rechts.<br />
Um zu verhindern, dass Fristen versäumt werden,<br />
kann vorgesorgt werden, und zwar durch geeignete<br />
Büro organisation. Ist das Fristenwesen in der Kanzlei<br />
vernünftig organisiert und wird dies regelmäßig überprüft,<br />
kann das Risiko deutlich gesenkt werden.<br />
Angesprochen ist in den oben genannten Formulierungen<br />
das ungewöhnlich große Mandat. Nicht nur für<br />
dieses, sondern auch für Mandate mit noch höherem<br />
Risiko als ohnehin bereits bei der Ermittlung des „allgemeinen<br />
Kanzleirisikos“ berücksichtigt, ist eine höhere<br />
Versicherungssumme vorzuhalten, also zu vereinbaren.<br />
In Betracht kommt die Objektdeckung, also die Deckung<br />
für einen konkreten Vorgang. Alternativ besteht<br />
die Möglichkeit, die Versicherungssumme der Kanzlei<br />
generell zu erhöhen, in jedem Fall aber so lange, wie das<br />
Mandat bearbeitet wird. Bei beiden Varianten ist auf den<br />
ggf. unterschiedlichen Preis (vulgo Prämie) zu achten.<br />
Damit sind die Maßnahmen der Risikobegrenzung<br />
noch nicht vollständig beschrieben.<br />
Die Gesellschafter (respektive die auf dem Briefbogen<br />
auftretenden Personen) haben zu kontrollieren,<br />
ob sie und die anderen Gesellschafter Tätigkeiten ausüben,<br />
die das versicherte Risiko überschreiten oder – im<br />
Sinne von Risikomanagement – überschreiten können.<br />
Stichwort ist in diesem Zusammenhang zunächst Treuhandtätigkeit<br />
jeder Art. Eigentlich müsste dem Kollegen,<br />
der als Treuhänder tätig werden will, untersagt werden,<br />
dies unter dem Namen der Sozietät zu tun. Grundsätzlich<br />
muss mit dem Versicherer ein besonderer Versicherungsschutz<br />
vereinbart werden. Warum man den eine<br />
Treuhandtätigkeit anstrebenden Kollegen nicht veranlasst,<br />
sich ein Einzelmandat erteilen zu lassen und nicht<br />
der Sozietät, ist nicht verständlich.<br />
Bei der Beratung von Mandanten in der Zeit vor<br />
dem Insolvenzverfahren ist immer die Grenze des
Gesetzes zu beachten und nie zu überschreiten. Dass<br />
dann Normen des StGB in Betracht kommen und ihre<br />
unselige Wirkung entfalten können (und sei es in der<br />
Form der Beihilfe), sei hier nur am Rande erwähnt. Das<br />
Risiko des ausgeschlossenen Versicherungsschutzes ist<br />
grausam.<br />
Schließlich zählt zum Risikomanagement das Instrument<br />
der Haftungsbegrenzung gem. § 51a BRAO,<br />
verbunden mit dem Hinweis an den Mandanten, weitergehenden<br />
Versicherungsschutz selbst zu bezahlen,<br />
einschließlich der Möglichkeit der Nr. 7007 des Vergütungsverzeichnisses<br />
zum RVG.<br />
Nur in der Kombination all dieser Maßnahmen und<br />
in der ständigen Beobachtung der eigenen Tätigkeit und<br />
der Tätigkeit der Mitgesellschafter können Rechtsanwälte<br />
und Rechtsanwältinnen dauerhaft als Organ der<br />
Rechtspflege fungieren und diese wirklich fördern.<br />
Versicherung anwälte<br />
So ist das Leben:<br />
Zwei Drittel aller Deutschen wünschen<br />
sich bei der Altersvorsorge vor allem<br />
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* Quelle: Psychonomics „Kunden- und Maklererwartungen an die nächste Generation der Altersvorsorge“, 2009.<br />
Voraussetzung ist ein Umdenken: Unser Beruf wird<br />
in der Weise ausgeübt, dass wir Risiken und Verantwortungen<br />
übernehmen sollen, die eigentlich unsere<br />
Auftraggeber zu tragen haben. Diese aber delegieren<br />
die Verantwortung und damit auch das Risiko zu gern<br />
an uns. Verantwortung kann aber nur nach Maßgabe<br />
vernünftiger Überlegungen übernommen werden. Die<br />
Grenzen der Vernunft sind ausschnittsweise – keinesfalls<br />
aber vollständig – dargestellt. Erst die danach erforderlichen<br />
Maßnahmen machen es möglich, unsere im<br />
Rechtsstaat unverzichtbaren Aufgaben dauerhaft wahrzunehmen.<br />
Daher noch einmal: Voraussetzung ist ein Umdenken.<br />
Wer befürchtet, er könne die vorgenannten Maßnahmen<br />
nicht umsetzen, weil dann Mandanten wegblieben, ist<br />
gelähmt. Angst jedoch, ist aber ein unüberwindbares<br />
Hindernis auf dem Weg zur Unabhängigkeit, die sowohl<br />
in der BRAO als auch in der BORA als den Anwalt auszeichnende<br />
Eigenschaft beschrieben ist. ■<br />
Dr. h. c. Rembert Brieske war bis zum 21. Mai 2009 Vizepräsident<br />
des DAV. Zuvor war er seit dessen Bestehen Mitglied des<br />
DAVAusschusses „Versicherungsrecht“ und Mitglied des wissenschaftlichen<br />
Beirates der Arbeitsgemeinschaft „Versicherungsrecht<br />
im DAV“.<br />
So ist Canada Life:<br />
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59<br />
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60<br />
Versicherung Manager-Haftpflicht<br />
ManagerHaftpflicht<br />
– wichtiger denn je<br />
Auf Vorstände und Aufsichtsräte von Aktiengesell schaften,<br />
aber auch auf Führungskräfte anderer Unternehmensformen<br />
warten derzeit ganz besondere finanzielle Herausforderungen<br />
ungeahnten Ausmaßes.<br />
text: ass.iur. carl-andreas krauel, reinbek<br />
Eine AIG, die noch vor Kurzem mit AAA bewertet<br />
wurde, für viele Organe der DAXUnternehmen<br />
D&OVersicherungsschutz bietet und nun als „gefährlichstes<br />
Unternehmen der Welt“ (SPIEGEL Nr. 29)<br />
eingestuft wird. Eine hektisch ins Leben gerufene gesetzliche<br />
D&OSelbstbeteiligungspflicht für Vorstände,<br />
dazu D&OSchäden bei Banken, die als besonders solide<br />
galten. Meldungen über angebliche Finanzprobleme<br />
auch bei deutschen Versicherern. Doch was tut man am<br />
besten, wenn alle Welt in Aufruhr ist und die Hauptschuldigen<br />
in der Vorstandsriege vermutet werden?<br />
Weitermachen oder Abtreten? Neu oder höher D&Oversichern?<br />
Oder gar D&OSelbstbehaltsversicherungen<br />
kaufen?<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Viele Fragen, auf die es nicht immer klare Antworten<br />
gibt. Denn es geht nur vordergründig um die Qualifikation<br />
von Vorständen und Aufsichtsräten von Aktiengesellschaften,<br />
eigentlich jedoch um strukturelle Fehler des<br />
weltweiten Wirtschaftssystems. Antworten sind daher<br />
teilweise vom Bundestagswahlkampf und nicht immer<br />
von sachlichen Argumenten geprägt.<br />
Die Directors & OfficersVersicherung – kurz D&O<br />
oder ManagerHaftpflicht – deckt wichtige Haftungsbereiche<br />
von Organen der Unternehmen wie Aufsichtsräten,<br />
Vorständen oder Geschäftsführern ab. Geändert<br />
hat sich hier – der geschilderten Situation zum Trotz<br />
– erstaunlich wenig. Sicher: Für Banken, die als Risikobanken<br />
gelten, wird es teurer und schwieriger, ausreichenden<br />
D&OVersicherungsschutz zu erhalten – hier<br />
kursieren Informationen über teilweise abenteuerliche<br />
Prämienzuschläge und neue Klauseln, die ganze Geschäftsfelder<br />
aus der Deckung zu nehmen drohen.<br />
Noch nicht unmittelbar, aber möglicherweise in<br />
naher Zukunft von dieser Entwicklung betroffen, ist<br />
die Schifffahrtsbranche. Aber für andere Branchen gilt<br />
nach wie vor: Wer bietet – bei weitester Deckung und<br />
noch längeren Vertragslaufzeiten – günstiger an als der<br />
Wettbewerb? Zwei bis drei Jahre sind inzwischen fast der<br />
Standard.<br />
In dieser Zeit scheinen drei Gesichtspunkte wesentlich<br />
zu sein: Empfiehlt sich ein Wechsel, wenn es zu<br />
teuer wird, oder wenn ein besonders günstiges Angebot<br />
auf den Tisch kommt? Kann noch mit jedem Versicherer<br />
kontrahiert werden? Und was ist mit Selbstbeteiligungspolicen?<br />
1. Der Wechsel eines Versicherers will – ganz unabhängig<br />
von der Krise – immer gut überlegt sein. Die Prämie<br />
und die Bedingungen sind das eine, der versicherte<br />
Foto: Fotolia
Zeitraum und die Zurechnung bekannter Pflichtverletzungen<br />
das andere. So wird fast immer unterschätzt,<br />
dass Pflichtverletzungen erst nach einigen Jahren zum<br />
Schadensersatzanspruch führen, ein Wechsel des Versicherers<br />
in dieser Periode aber zu einem Verlust der<br />
Deckung führen kann. Dann ist die vermeintliche Einsparung<br />
selbst sechsstelliger Prämien schnell ein PyrrhusSieg.<br />
Denn der neue Versicherer schließt in aller<br />
Regel (Ausnahmen sind sehr selten!) alle Verstöße aus,<br />
die vor Policenbeginn bekannt waren, während der alte<br />
Versicherer hierfür (über drei Jahre hinaus nur gegen<br />
gutes Geld und deshalb häufig nicht gekauft – „wo bleibt<br />
der Prämienvorteil“) eine Nachhaftung von maximal<br />
fünf bis sechs Jahren bietet. Häufig sind sogar noch<br />
Policen vorhanden, in denen es bei der Kenntniszurechnung<br />
genügt, wenn irgendein Organ (z. B. in einer weit<br />
von der Zentrale entfernten Tochtergesellschaft) etwas<br />
weiß, ohne das dieses Wissen je mit dem Vorstand oder<br />
gar der Versicherungsabteilung geteilt wurde.<br />
Zwar behalten nach dem neuen VVG die anderen<br />
Organe ihren Versicherungsschutz (wesentlich etwa,<br />
wenn der konkrete Verstoß aufgrund eines allgemeinen<br />
Organisationsfehlers entstehen konnte), aber der direkte<br />
Anspruch gegen das fehlerhaft handelnde Organ wäre<br />
nicht versichert. Dadurch aber wird eine Prämieneinsparung<br />
durch Umdeckung schnell zu einem eigenen<br />
D&ORisiko für den Verantwortlichen, wenn dadurch<br />
ein Anspruch von mehreren Millionen Euro ausgesteuert<br />
wird – und viele Policen schließen Schäden durch<br />
fehlerhaften Versicherungsschutz dann aus.<br />
2. Soll man von Versicherern wie AIG/Chartis derzeit<br />
die Finger lassen? Hier hat das Gros der DAXUnternehmen<br />
mit „Nein“ geantwortet und weiterhin die AIG/<br />
Chartris als Versicherer akzeptiert. Gründe hierfür waren<br />
der solide professionelle Kern der AIGSachversicherungstochter<br />
und ihre rechtliche Trennung von der<br />
USHolding sowie die Zusage, nicht von der Mutter für<br />
deren eigene Finanzlage haftbar gemacht werden zu<br />
können. Trotzdem wurde anhand dieses Falls deutlich:<br />
Auch Versicherer können in dramatische Schieflagen<br />
geraten, und das Urteil der drei großen Ratingagenturen<br />
gibt u. U. keine ausreichende Vorwarnzeiten.<br />
Und: Kleinere Versicherer als AIG wären vermutlich<br />
nicht staatlich aufgefangen worden. Grundsätzlich gilt<br />
gerade bei der D&O:<br />
p Die Leistungsfähigkeit über lange Zeitstrecken ist<br />
ein sehr wichtiger Entscheidungsaspekt.<br />
p Große Namen sind grundsätzlich (aber ohne Garantie)<br />
sicherer als kleine.<br />
p Makler können nur begrenzt hinterfragen – sie sind<br />
nicht die besseren Ratingagenturen.<br />
Versicherung Manager-Haftpflicht<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
3. Die Selbstbehaltspolice ist da. Hierbei werden unterschiedliche<br />
Schwerpunkte gesetzt: Die einen basteln<br />
an einem Gruppenvertrag für alle Vorstände, die anderen<br />
setzen auf Einzelverträge. Dabei sind neue Fragen<br />
zu klären: Was ist bei Einzelpolicen, wenn der Selbstbehalt,<br />
multipliziert mit der Anzahl der Vorstände, die<br />
maximal verfügbare Kapazität für die Aktiengesellschaft<br />
übersteigt? Was ist bei Gruppenpolicen, wenn mehrere<br />
Vorstände parallel haften? Und was geschieht, wenn ein<br />
Vorstand einmal das Unternehmen wechselt?<br />
Nicht alle Fragen sind schon beantwortet. Aber <strong>Hoesch</strong><br />
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Der Verfasser ist Leiter des Bereiches Financial Institutions bei<br />
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61
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Bei der Absicherung von Gewerbeimmobilien und Gebäudeportfolios<br />
kommt es nicht immer auf den Preis an. Im<br />
Gegenteil: Günstige Angebote bergen hier so manches Risiko.
Fotos: Fotolia<br />
text: oliver mack<br />
30.000 Euro hat die Versicherung im letzten Jahr erstattet.<br />
Es waren meist keine riesigen Summen. Hier<br />
mal eine Handwerkerrechnung, dort mal Ersatzteile. Die<br />
Abwicklung war in Ordnung, ab und zu gab es mal Nachfragen.<br />
Natürlich wurden auch mal Schäden abgelehnt.<br />
Wie selbstverständlich wurden diese Ablehnungen von<br />
der Hausverwaltung akzeptiert. Man hat schon Schlimmeres<br />
gehört von schlechtem Service und zahlungsunwilligen<br />
Versicherungsgesellschaften. Dennoch lohnt<br />
sich auch und gerade bei solchen Konstellationen ein<br />
detaillierter Blick auf das PreisLeistungsverhältnis. Warum,<br />
verdeutlicht eine einfache Rechnung.<br />
Nachgerechnet<br />
Das Beispiel ist einfach. Aber trotzdem erschließt es sich<br />
nicht gleich auf den ersten Blick. Man muss sich schon<br />
auskennen im Versicherungsgeschäft und besser noch<br />
in den Spezialitäten der ImmobilienVersicherung. Oder<br />
warum sonst sollte es ein wirklich gutes Geschäft sein,<br />
mehr Prämie zu bezahlen – und am Ende doch günstiger<br />
dazustehen. Nehmen wir ein einfaches Beispiel:<br />
Die Versicherungsprämie für ein Portfolio von 2.500<br />
Mietwohnungen beläuft sich auf 100.000 Euro im Jahr.<br />
Es fallen im Schnitt 30.000 Euro Schäden pro Jahr an.<br />
Alle sind glücklich und zufrieden – bis das Konkurrenzangebot<br />
mit 85.000 Euro Prämie pro Jahr auf den Tisch<br />
kommt. Dann beginnt das große Rechnen: 15.000 Euro<br />
entspricht einer Ersparnis von 15 %. Das ist richtig viel<br />
Geld, in Worten: fünfzehntausend Euro. Das kann nicht<br />
so falsch sein. Im Nebensatz fiel zwar die Bemerkung,<br />
dass es bei den Bedingungen geringfügige Einschränkungen<br />
gäbe. Aber selbst wenn die regulierten Schäden<br />
um 20 % – also 6.000 Euro – abnehmen, bliebe immer<br />
noch eine deutliche Ersparnis von 9.000 Euro. Gesagt<br />
g,etan?<br />
In vielen Fällen kann man sagen: besser nicht gleich<br />
handeln. Sondern erst ein Angebot mit optimalem Preis<br />
Leistungsverhältnis einholen. So kann es z. B. der bessere<br />
Deal sein, zukünftig 110.000 Euro Prämie zu bezahlen,<br />
wenn die Bedingungen optimal sind. Wenn Sie bei<br />
110.000 Euro Prämie durch verbesserte Bedingungen<br />
und ein optimiertes Schadenmanagement zukünftig<br />
50.000 Euro im Jahr erstattet bekommen, reduzieren<br />
sich die effektiven Kosten nicht um 15 %, sondern um<br />
40 %, also 40.000 Euro. In Worten: vierzigtausend Euro.<br />
Unwissen schützt vor Nicht-Leistung nicht<br />
Schlüssel für eine verbesserte Schadenregulierung ist<br />
neben den verbesserten Bedingungen vor allem das<br />
optimierte Schadenmanagement. Dass Versicherungen<br />
die eingereichten Schäden genau prüfen und in manchen<br />
Fällen auch die Leistungspflicht infrage stellen<br />
Versicherung Immobilien<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Der spezielle <strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong>-service.<br />
Analyse der Bedingungen und Schadenverläufe<br />
Ausgangspunkt ist die vorhandene Deckung. Es muss nicht immer<br />
ein Versichererwechsel angeraten sein. Wichtig ist ein ausführlicher<br />
Blick in die Bedingungen, um zu verstehen, was versichert ist und<br />
was nicht. Eine Lösung kann auch darin bestehen, die Bedingungen<br />
und Prämien mit dem vorhandenen Versicherer nachzuverhandeln<br />
– das führt oft zu erstaunlichen Verbesserungen. Zu einer professionellen<br />
Analyse gehört auch die Betrachtung des Schadenverlaufs.<br />
Was wurde reguliert, in welcher Höhe, was wurde abgelehnt, welche<br />
Schäden wurden gar nicht erst eingereicht.<br />
Fachgerechte Ausschreibung<br />
Ergibt die Analyse, dass ein Versichererwechsel sinnvoll sein könnte,<br />
bedarf es einer fachgerechten und zielgerichteten Ausschreibung.<br />
Es muss ein klares Risikoprofil und eine detaillierte Beschreibung<br />
der gewünschten Deckung erstellt werden. Das garantiert passende<br />
Angebote.<br />
Schulung der Mitarbeiter<br />
Selbst der beste Versicherungsschutz hilft nichts, wenn die Details<br />
bei den eigenen Mitarbeitern nicht bekannt sind. Deshalb schulen<br />
wir die Mitarbeiter, die mit der Immobilienverwaltung und dem<br />
Schadenmanagement betraut sind, im Detail und unterstützen im<br />
operativen Tagesgeschäft durch unsere ServiceMitarbeiter.<br />
oder ablehnen, ist normale, bekannte Praxis. Dass Versicherungsnehmer<br />
den Versicherungsgesellschaften<br />
unwissentlich viel Geld schenken, liegt an Unwissenheit<br />
und schlechtem Schadenmanagement. Wer nicht<br />
weiß, dass ein potenzieller Schaden versichert ist, wird<br />
gar nicht erst versuchen, eine Leistung von der Versicherungsgesellschaft<br />
dafür zu bekommen. Das ist schlicht<br />
schlechtes Management.<br />
Verstopfung – ein leidiges thema auch<br />
bei den Bedingungen<br />
Ein Thema, das unangenehme Assoziationen auslöst,<br />
immer Ärger und meist Kosten verursacht – zumindest<br />
im Immobilienmanagement. Eine verstopfte Toilette<br />
oder ein schlecht abfließendes Spülbecken sind Quell<br />
von Ärger bei den Mietern und oft saftigen Rechnungen<br />
von Handwerkern. Kann dieses Risiko über eine Versicherung<br />
abgedeckt werden? Sicher. Allerdings braucht<br />
es dazu die richtigen Bedingungen und die Bereitschaft,<br />
eine höhere Prämie zu bezahlen, aber der Beweis, dass<br />
sich das rechnet – und die Verstopfung löst –, wurde ja<br />
bereits geführt. ■<br />
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Immobilienversicherung: Schützen Sie sich vor den finan ziellen<br />
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63
64<br />
Versicherung Vorsorgekonzepte<br />
Krisenresistent anlegen<br />
In Zeiten, in denen immer neue Nachrichten die Märkte auf Berg-<br />
und Talfahrt schicken, suchen Anleger nach Orientierung. Dass<br />
bei der Geld anlage vieles richtig, aber auch vieles falsch gemacht<br />
werden kann, hat die Finanzkrise Anlegern gezeigt. Michael Reeg,<br />
Certified Financial Planer und Mitglied der Geschäftsleitung bei<br />
<strong>Hoesch</strong> & <strong>Partner</strong>, gibt im Interview mit Ingrid Schick Top-Tipps<br />
zu Anlage- und Vorsorgekonzepten.<br />
Herr Reeg, was sollte man bei einem Vorsorge- und<br />
Anlagenkonzept berücksichtigen – gerade in Krisenzeiten?<br />
Michael Reeg: Unterschiedliche Lebenssituationen erfordern<br />
unterschiedliche Anlagestrategien. Wer ein Haus<br />
bauen will, wird sein Geld anders anlegen als ein Eigenheimbesitzer.<br />
Wer ein hohes Einkommen hat, muss anders<br />
auf die steuerlichen Auswirkungen der Geldanlage<br />
reagieren als jemand mit niedrigem<br />
Einkommen. Vor einer AnlageEntscheidung<br />
sollten sich Anleger über ihre<br />
Lebensplanung, Zukunftsvorstellungen,<br />
Einkommensverhältnisse,<br />
steuerliche Situation und vor<br />
allem die persönliche Risikoneigung<br />
im Klaren sein. Der Weg<br />
zur richtigen Geldanlage ist mitunter<br />
lang und mühselig, aber er<br />
lohnt sich. Wer nur Augen für die<br />
mögliche Rendite hat und auf diese<br />
vertraut, fällt aus allen Wolken, wenn<br />
die Risiken der Geldanlage plötzlich zum<br />
Vorschein kommen und den AnlageErfolg<br />
schmälern. Der Grundsatz „Je höher die Renditeaussichten<br />
einer Geldanlage sind, desto höher ist auch das<br />
Risiko“ gilt noch immer – und er wird in funktionierenden<br />
Märkten auch immer gelten.<br />
Wie sollte ein solides portfolio strukturiert sein?<br />
Michael Reeg: In aller Regel empfiehlt es sich, verschiedene<br />
Anlageprodukte entsprechend den eigenen Bedürfnissen<br />
zu kombinieren. So können Sie etwa einen Teil<br />
Ihres Geldes in liquider Form halten (z. B. Girokonto,<br />
Geldmarktfonds etc.), einen anderen Teil in sicherer<br />
Form langfristig investieren (etwa in Rentenpapiere mit<br />
hoher Bonität). Grundsätzlich sollten Anleger beachten,<br />
dass sich die Sicherheit von Kapitalanlagen durch eine<br />
ausgewogene Aufteilung erhöht. Zertifikate eignen sich<br />
aber definitiv nicht, um damit über Jahre ersparte Eu<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
ros zu verwalten und zu vermehren, bis die Kinder groß<br />
sind und die Ausbildung bezahlt werden muss, oder die<br />
eigene Rente abzusichern. Erst als mit Lehman Brothers<br />
ein ZertifikateEmittent zusammenbrach, stellte so<br />
mancher Anleger fest, dass Zertifikate Schuldverschreibungen<br />
sind, die im Insolvenzfall keinen Schutz genießen.<br />
Das ist kein Geheimnis. Würde man für den<br />
Kauf eines Finanzproduktes zumindest die<br />
selbe Zeit wie für den Erwerb eines DVD<br />
Players aufwenden, dann dürften die<br />
grundlegenden Funktionsweisen<br />
und Risiken von Finanzprodukten<br />
verstanden worden sein, und der<br />
Anleger kann abwägen, ob er das<br />
Produkt haben will oder nicht.<br />
Also Finger weg von Fonds und<br />
Aktien?<br />
Michael Reeg: Nein, das kann man<br />
generell so nicht sagen. Wer an der<br />
Börse investieren will, muss einerseits<br />
von dem Erfolg einer bestimmten Branche<br />
oder Region überzeugt sein und andererseits mit<br />
den starken Schwankungen an den Aktienmärkten<br />
umgehen können. Ein Aktionär sollte daher nicht nur<br />
langfristig denken, sondern auch finanziell langfristig<br />
handeln können. Trotz Finanzkrise könnte es aber ein<br />
Fehler sein, sich auf Dauer von der – zugegeben wankelmütigen<br />
– Börse fernzuhalten. Denn Aktien sind nicht<br />
nur ein Stück Zockerpapier, sondern eben auch eine unternehmerische<br />
Beteiligung. Derzeit werden – auch von<br />
Verbraucherschützern – besonders Exchange Traded<br />
Funds (ETFs) empfohlen, die erst seit einigen Jahren auf<br />
dem Markt sind. Diese Fonds können einen BörsenIndex<br />
wie den DAX, aber auch Zinsmärkte und Branchen<br />
abbilden. Sie sind passiv gemanagt und haben dadurch<br />
eine sehr schlanke Kostenstruktur, die dem Anleger zu<br />
iStockphoto<br />
gutekommt. Foto:
Wir sind mittendrin in der Krise. Hat sich im Verkauf von<br />
Finanzprodukten etwas verändert?<br />
Michael Reeg: Das Verhalten der Verbraucher hat sich<br />
stark verändert. Zertifikate und andere risikoreichere<br />
Produkte werden viel weniger gekauft. Die Krise hat<br />
zu einem Umdenken geführt. Einerseits sind Anlageformen<br />
gefragt, mit denen der Kunde von positiven<br />
Aktienmärkten profitiert und die gleichzeitig gegen die<br />
Folgen negativer Kursentwicklungen abgesichert sind.<br />
Denn zeitgemäße Altersvorsorge nutzt die Chancen der<br />
Aktienmärkte und sichert gleichzeitig gegen deren Risiken<br />
ab. Andererseits haben die Kunden größeres Vertrauen<br />
in große, namhafte Anbieter. Bisher einmalig auf<br />
dem deutschen Versicherungsmarkt ist die Allianz mit<br />
ihrer Rente Index Select. Damit kann der Kunde jährlich<br />
zwischen Indexbeteiligung und sicherer Verzinsung<br />
wählen – und das bei einem starken, solventen Unternehmen.<br />
Ein solches Vorsorgeprodukt bietet nicht nur<br />
hohe Flexibilität, sondern damit sichert man sich auch<br />
noch die stattliche staatliche Unterstützung mit Basisrente<br />
und bAV. Durch den jährlichen Lockin gehen einmal<br />
erreichte Erträge nicht mehr verloren. Produkte wie<br />
diese, das ist, was sich Kunden in der Krise wünschen.<br />
Der Begriff Nachhaltigkeit macht längst nicht mehr nur<br />
in der Holunder-Gemeinde und Strickpulli-Fraktion die<br />
Runde. Immer mehr Menschen wollen mit ihrem Kapital<br />
Verantwortung für eine intakte Welt von morgen übernehmen.<br />
Gleichzeitig wollen die meisten jedoch nicht auf eine<br />
gute Rendite verzichten. passt das zusammen?<br />
Michael Reeg: Und ob! Die Finanzkrise hat gezeigt,<br />
dass das Börsengeschehen nichts mehr mit Transparenz<br />
zu tun hat. Nachhaltige Produkte können helfen, zu<br />
dieser Transparenz zurückzufinden. Außerdem ist der<br />
wirtschaftliche Erfolg umweltfreundlicher Unternehmen<br />
kein Zufall: Besseres Kundenimage, höhere Energie<br />
und Ressourceneffizienz in der Produktion, höhere<br />
Produktqualität, gesteigerte Mitarbeitermotivation – alle<br />
was ist ein Emittentenrisiko?<br />
Der Begriff kommt aus dem Bereich der Inhaberschuldverschreibungen.<br />
Zu diesen gehören Derivate wie Optionsscheine,<br />
Zertifikate oder Aktienanleihen. Emittentenrisiko beschreibt die<br />
Tatsache, dass bei diesen Arten von Wertpapieren zum Kursrisiko,<br />
welches für alle variabel verzinslichen Wertpapiere gilt, noch<br />
das Risiko der Zahlungsunfähigkeit des Emittenten, also des Herausgebers,<br />
kommt. Eine solche Zahlungsunfähigkeit würde bedeuten,<br />
dass Investoren und Anleger am Ende der Laufzeit oder<br />
auch schon während der Anlagezeit dadurch Verluste erleiden,<br />
dass der Emittent seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr<br />
nachkommen kann. Das Emittentenrisiko gilt nicht für Fonds, da<br />
bei dieser Anlageform die Kundengelder Sondervermögen darstellen,<br />
welches im Falle einer Insolvenz oder eines Konkurses<br />
der Fondsgesellschaft vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt<br />
ist. Bei der Wahl der richtigen Geldanlage sollte das Emittentenrisiko<br />
immer miteinbezogen und die Bonität der herausgebenden<br />
Investmentgesellschaft immer sorgfältig geprüft werden.<br />
Versicherung Vorsorgekonzepte<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
Der Exchange trade fund<br />
ETFs können jederzeit wie Aktien an der Börse zu den für Aktien<br />
üblichen Spesen (Investmentfonds ohne Ausgabeaufschlag) gehandelt<br />
werden. Aufgrund der günstigen Kostenstruktur werden<br />
sie zunehmend auch von privaten Investoren nachgefragt. Wichtigstes<br />
Argument für den Erwerb von ETF sind die für den Anleger<br />
vergleichsweise geringen Gebühren. Passives Nachbilden eines<br />
Indexes kostet die Fondsgesellschaft wesentlich weniger als ein aktives<br />
Fondsmanagement, sodass die laufenden Verwaltungsgebühren meist<br />
deutlich geringer sind. Durch den Erwerb über die Börse entstehen<br />
zwar direkte und indirekte Kosten (Orderprovision, Maklercourtage,<br />
GeldBriefSpanne), doch sind diese meist erheblich geringer als die<br />
Ausgabeaufschläge klassischer Investmentfonds, die bis über fünf<br />
Prozent des eingezahlten Kapitals ausmachen können. Anbieter von<br />
ETF argumentieren, dass über einen längeren Betrachtungszeitraum<br />
gesehen, IndexTracker im Durchschnitt etwas besser abschneiden als<br />
der Durchschnitt der aktiv gemanagten Fonds.<br />
diese Faktoren verschaffen umweltorientierten Unternehmen<br />
häufig einen Vorsprung am Markt. Gleichzeitig<br />
ist ein offensives, modernes Umwelt und Sozialmanagement<br />
Zeichen dafür, dass ein Unternehmen auch<br />
sonst seine „Hausaufgaben“ gemacht hat. Davon profitieren<br />
natürlich auch die Anleger. Die Behauptung, mit<br />
nachhaltigen Geldanlagen könne man keine Gewinne<br />
erzielen, ist daher schlicht falsch.<br />
Welche nachhaltigen Anlageprodukte empfehlen Sie?<br />
Michael Reeg: Immer mehr Anleger wollen mit ihrem<br />
Geld ökologisch und sozial sinnvolles Wirtschaften fördern.<br />
Die Rendite nachhaltiger Fonds ist im Schnitt<br />
ebenso hoch oder gar höher als die vergleichbarer konventioneller<br />
Fonds. Immerhin halten 62 Prozent der<br />
Wertpapierbesitzer nachhaltige Geldanlagen für renditestark,<br />
so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im<br />
Auftrag der Börsen Hamburg und Hannover in 2008.<br />
Diese Kriterien erfüllt beispielsweise der Volkswohlbund,<br />
aus dessen nachhaltig konzipierten Produkten Sarasin<br />
OekoFlex und Warburg Zukunft Strategiefonds – alle von<br />
den Nachhaltigkeitsexperten der Ökorenta AG geprüft –<br />
Anleger wählen und ihr Portfolio selbst mischen können.<br />
Herr Reeg, wie legen eigentlich Sie selbst Ihr Geld an?<br />
Michael Reeg: Zunächst tilge ich mit den höchstmöglichen<br />
Beträgen das Darlehen unseres Eigenheimes,<br />
denn eine Anlage, die derzeit eine höhere Verzinsung<br />
bei Nullrisiko bringt, kenne ich nicht. Dann nutze ich<br />
für meine Frau und mich sämtliche Freibeträge im Rahmen<br />
der staatlich geförderten Produkte aus (Riester,<br />
Rürup und der betrieblichen Altersvorsorge). Zu guter<br />
letzt investieren wir in Fonds, wobei dort breit gestreute<br />
Dachfonds den Schwerpunkt darstellen. Dabei achte ich<br />
besonders darauf, dass auf Zielfondsebene kosten und<br />
ertragsgünstig investiert wird. Und nicht nur, um mein<br />
Gewissen zu beruhigen, gehören natürlich auch die<br />
Nachhaltigkeitsthemen wie alternative Energien oder<br />
Wasser zu meinen Favoriten. ■<br />
65
66<br />
Schreckensschwäne und<br />
Rammelmeerschweinchen<br />
Ein Haustier zu besitzen, kann ein großes Glück sein.<br />
Und teuer werden.<br />
text: christoph schröder<br />
+ 250.00,00<br />
+ 3.000,00<br />
+ 750,00<br />
+ 22.000,00<br />
+ 500.000,00<br />
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+ 3.000,00<br />
+ 750,00<br />
+ 22.000,00<br />
+ 750,00<br />
Der Albtraum eines jeden Hundebesitzers geht in<br />
ungefähr so: Der Kleine reißt sich los und läuft auf<br />
die Straße. Ein Schwertransporter will dem Hund ausweichen<br />
und ist zu einem riskanten Lenkmanöver gezwungen.<br />
Dabei rast der LKW in ein Mehrfamilienhaus,<br />
das dadurch zum Einsturz gebracht wird. Bilanz: Zwei<br />
Millionen Euro Sachschaden, von den menschlichen<br />
Opfern gar nicht zu reden. Eine ähnliche Horrorvision<br />
gibt es auch in Bezug auf das Pferd. Ich sage nur: Lücke<br />
im Zaun – Autobahn – frei laufende Pferde, kilometerlanger<br />
Stau – Verdienstausfall – verderbliche Waren und<br />
so weiter. Die ganze Kette, die man<br />
ungefähr einmal pro Tag im deutschen<br />
Verkehrsfunk hören kann.<br />
Und weil das so ist, kann und<br />
sollte man sich als Tierbesitzer gegen<br />
solche kleinen Unannehmlichkeiten<br />
versichern. Das kostet nicht<br />
allzu viel, ist aber im Bedarfsfall<br />
geradezu überlebensnotwendig,<br />
will man nicht den Rest seiner Existenz<br />
Schadensersatzforderungen<br />
begleichen.<br />
Diese Versicherung deckt im<br />
Übrigen auch Hundebisse ab,<br />
was ich sehr sinnvoll finde, gerade<br />
wenn Sie Eltern mit kleinen<br />
Kindern in Ihrem Bekanntenkreis<br />
haben sollten. Die Art und Weise,<br />
wie diese (die Kinder) nämlich mit<br />
Tieren umgehen, ist an Brutalität<br />
kaum zu überbieten. Und wie lange<br />
es sich auch der gutmütigste<br />
Hund gefallen lässt, an den Ohren<br />
über einen Parkettboden geschleift<br />
zu werden, ist die Frage. So weit,<br />
so gut. Was aber, wenn man sich<br />
dazu entschlossen hat, ein weniger<br />
gängiges Modell als Gefährten ins<br />
Haus zu holen? Beispielsweise ein<br />
Hausschwein, das heißt ja schon<br />
glosse Haustiere und Versicherungen<br />
<strong>insurance</strong> 2010<br />
so und ist wirklich sehr süß. Schweine fressen, wie wir<br />
wissen, alles, was ihnen in den Weg kommt. Nun stellen<br />
Sie sich vor, Ihr Geschäftskunde ist zu Besuch, und ehe<br />
er sich versieht, hat ihr kleines borstiges Schoßtierchen<br />
den Palm Ihres Kunden verspeist. Peinlich, nicht wahr?<br />
Bezahlt aber niemand.<br />
Soeben las ich übrigens in der Zeitung, dass Iwan<br />
der Schreckliche die Badegäste des Strandbades Nussdorf<br />
am Bodensee in Panik versetzt. Das ist genau jener<br />
Ort, an dem ich ab morgen meinen Sommerurlaub<br />
verbringen werde. Iwan ist kein Krokodil und auch kein<br />
Riesenwels, sondern ein Schwan, der ohne jede Vorwarnung<br />
Badegäste angreift, nicht nur Schwimmer, wohlgemerkt.<br />
Ein 79jähriger Mann wurde vor Schreck im<br />
Wasser ohnmächtig und konnte nur mit Mühe vor dem<br />
Ertrinken gerettet werden. Wem aber gehört Iwan der<br />
Schreckliche? Gilt für ihn das Wort „vogelfrei“? Ist er im<br />
Besitz der Gemeinde, auf deren Grund und Boden er<br />
wütet? Wer kommt für die Schäden auf? Sie sehen – Gedankenspiele<br />
dieser Art ließen sich bis ins Unendliche<br />
ausweiten. Und am Ende steht immer die Erkenntnis,<br />
dass die Geschichte mit der Schadensabwicklung zu<br />
einem Problem werden könnte.<br />
Eines jedoch habe ich entdeckt, und das kann wirklich<br />
viel wert sein: Es gibt eine Krankenversicherung für Tiere.<br />
Seit etwa acht Monaten habe ich einen Hund. Einen sehr<br />
kleinen Hund. Der aber trotzdem alle Kinderkrankheiten<br />
hatte, die auch ein großer Hund haben kann. Unser Tierarzt<br />
ist ein sehr freundlicher und kompetenter Mann.<br />
Wir nennen ihn „Dr. Cash“. Auf der Tür seiner Praxis ist<br />
ein Aufkleber mit dem ecKartenSymbol. Betreten wir<br />
das Behandlungszimmer und legen den Hund auf den<br />
Tisch, sagt Dr. Cash stets laut vor sich hin, was er gerade<br />
macht („Jetzt gebe ich 0,5 Milliliter XY“). Eine Assistentin<br />
sitzt daneben und schreibt Zahlen auf einen Block.<br />
Wenn Dr. Cash ruft: „So, das war’s“, macht die Assistentin<br />
blitzschnell einen Strich unter ihre Zahlen, nennt uns<br />
binnen Sekunden den Rechnungsbetrag und schiebt das<br />
ecKartenLesegerät zu uns herüber. „Sie können auch bar<br />
zahlen“, sagt sie dann und strahlt dabei. Und vor lauter<br />
Glück bezahlen wir widerstandslos. Das Glück, ein Tier<br />
zu besitzen, lässt sich nämlich durch nichts aufwiegen; da<br />
können wiederum SIE versichert sein. ■<br />
Illustration: Anja Mathey
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Hoffentlich Allianz.