BWT Geschäftsbericht 2011 - BWT Group
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PEM-Zellen dominieren den Markt<br />
Bei den weltweiten Brennstoffzellen-Aktivitäten ist aus kommerzieller Sicht gesehen derzeit die PEM-<br />
Brennstoffzelle, ein Vertreter der Niedertemperatur-Brennstoffzellen (PEM, DMFC-Direkt-Methanol-<br />
Brennstoffzelle), die treibende Kraft. Betriebstemperaturen unter 200°C stellen dabei geringere Anforderungen<br />
an das Material der Zell- und Stapelkomponenten und haben somit den Vorteil geringerer<br />
Materialkosten. Als nachteilig gegenüber den Hochtemperatur-Brennstoffzellen (MCFC - Schmelzcarbonatzelle,<br />
SOFC - Festoxidzelle) kann die erforderliche höhere Gasreinheit des Brennstoffs gesehen<br />
werden. Gerade für einen Großteil der derzeitigen kommerziellen Anwendungen der PEM, bei denen<br />
reiner Wasserstoff zum Einsatz kommt, fällt diese Problematik jedoch weg, wodurch sich der höhere<br />
Grad der Kommerzialisierung begründen lässt. Während PEM-Brennstoffzellen vermehrt im kleinen Leistungsbereich<br />
für zahlreiche mobile Anwendungen zum Einsatz kommen und somit ein breites Spektrum<br />
an Nischenmärkten vorfinden, liegt der Fokus bei den MCFC und SOFC mehr im Kleinkraftwerksbereich.<br />
Dies resultiert aufgrund der hohen Betriebstemperatur (650 – 1000°C) auch aus der Tauglichkeit<br />
für eine Kraft-Wärme-Kopplung.<br />
Markttrends <strong>2011</strong> und Anwendungen<br />
In einigen (Nischen-)Märkten hat die Brennstoffzelle kommerziell erfolgreich Einzug gehalten, in anderen,<br />
wichtigen Bereichen ist die Technologie noch immer sehr stark von Förderungen abhängig bzw.<br />
im Prototypenstadium. Im Jahr <strong>2011</strong> stieg der Absatz von Brennstoffzellen laut FuelCellToday weltweit<br />
um 40% auf rund 230.000 Stück. In den einzelnen Anwendungsbereichen ist die Entwicklung jedoch<br />
sehr unterschiedlich. Der portable Bereich dominierte mit 95%. Mehr als 97% waren Polymer-Elektrolyt-<br />
Membran (PEM)-Brennstoffzellen. Bezogen auf die Stückzahlen liegt Europa vor Nordamerika und<br />
Asien, nach installierter Leistung liegen aufgrund der stationären Anwendungen Nordamerika und<br />
Asien voran.<br />
Stationäre Anwendungen<br />
Der stationäre Bereich lässt sich in drei Segment gruppieren: große Einheiten im Megawatt-Bereich<br />
für die primäre Energieerzeugung beispielsweise in Kombination mit Windkraftanlagen, Backup und<br />
Standby-Systeme zum Beispiel für Telekom- und wichtige Infrastruktureinrichtungen und kombinierte<br />
Kraft-Wärme-Kopplungen wie solche für den Einsatz in Haushalten.<br />
Vor allem in Kombination mit dem Ausbau der Alternativenergien (Sonne, Windkraft, Wasser, Biomasse)<br />
ergeben sich für die Brennstoffzelle aber auch für Hochleistungsbatterien (Vanadium-Redox mit<br />
flüssigem Elektrolyt, Metall-Luft) aussichtsreiche Chancen. Der unstetig anfallende, ökologisch erzeugte<br />
Strom kann in Form von über Elektrolyse erzeugten Wasserstoff oder Strom gespeichert und zu Bedarfszeiten<br />
abgerufen werden.<br />
Im haustechnischen Bereich können Brennstoffzellen in Heizgeräten zum Einsatz kommen, welche mit<br />
Erdgas betrieben werden und sowohl für Neubauten als auch für die energetische Sanierung im Gebäudebestand<br />
konzipiert sind. Die Mikro-Kraft-Wärme-Kopplungssysteme erzeugen gleichzeitig Wärme<br />
und Strom mit vergleichsweise hohen Wirkungsgraden. In den letzten Jahren werden auf diesem<br />
Gebiet SOFCs (Festoxid-Zellen) und Stirlingmotoren neben PEM-Zellen verstärkt entwickelt und getestet.<br />
Die Serienreife bzw. Marktstart für derartige Systeme wird im Zeitraum 2012 bzw. frühestens 2016<br />
gesehen. Im Rahmen des Projektes Callux sind in Deutschland alleine derzeit über 700 Brennstoffzellen-<br />
Heizgeräte im Praxistestbetrieb. In Japan sind im Rahmen des Ene-Farm-Projekts bereits über 13.000<br />
Systeme in Einsatz, allein für 2015 plant Toshiba einen Absatz von 15.000 Stück einer neuen Generation.<br />
Die Gesamtleistung dieser Systeme liegt bei etwa 1-3kW, etwa ein Drittel Strom, zwei Drittel<br />
Wärme. In den USA liegt der Schwerpunkt eher bei höheren Leistungen um die 5kW z.B. für Schulen,<br />
Hotels, die zum Beispiel von ClearEdge Power geliefert werden.<br />
Mobile Anwendungen<br />
Ein weiterer vielversprechender Anwendungsbereich für Brennstoffzellen sind Kraftfahrzeuge. In einigen<br />
Ländern sind Brennstoffzellenautos von vielen großen Herstellern in Leasing in Vorbereitung des<br />
Marktstarts im Jahr 2015 erhältlich. Die Entwicklung und Einführung elektrisch betriebener Fahrzeuge<br />
ist dabei ein wichtiger Meilenstein. Wie sich in den aktuellen Zulassungszahlen zeigt, wurden im Jahr<br />
<strong>2011</strong> weltweit rund 50.000 Elektroautos abgesetzt. In Leitmärkten wie Deutschland sind die Zulassungen<br />
bislang aber weit hinter den Erwartungen geblieben, was zum Teil auf fehlende Förderanreize,<br />
hohe Preise und grundsätzliche Nachteile der Batterietechnologie erklärt.<br />
<strong>BWT</strong> <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2011</strong> 43<br />
Brennstoffzelle