Advent 2006 - Merten-Mooses
Advent 2006 - Merten-Mooses Advent 2006 - Merten-Mooses
Liebe Gemeindemitglieder! Als Zusatz zu Redemanuskripten, die man vor oder nach Ansprachen von Politikern oder Wirtschaftsführern als Ausdruck erhalten kann, findet man oft den Satz: „Es gilt das gesprochene Wort“. Also nicht das Manuskript, nicht der vielleicht sogar nur von einem „Ghostwriter“ verfasste Text ist ausschlaggebend, sondern die persönliche und konkret gemachte Aussage, auch wenn da im konkreten Fall oftmals Manches im Nachhinein wieder dementiert und relativiert werden mag. Früher spielte das gesprochene Wort auch im Alltagsleben eine große Rolle. Gerade in ländlichen Gebieten wurden viele Abkommen, Verträge und Handelsvereinbarungen mündlich abgeschlossen und per Handschlag besiegelt. Das Wort der Zustimmung wird damit zur Basis des Umgangs miteinander und des Vertrauens untereinander, jeder steht für sein Wort mit seiner Person und - welch unmodernes Wort - Ehre ein. Auch in der Bibel begegnet uns der Begriff des verbindlichen Wortes der vertrauensstiftenden Aussage und die daraus resultierende Form des Miteinanders. Selbst Gott offenbart sich z. B. in Exodus 3 dem Mose nicht in machtvollen, überwältigenden Zeichen, sondern letztlich im Wort der Selbstaussage und zugleich allgültigen Zusage: „Ich bin der 'Ich bin da'“. Mose erfährt darin Berufung und Motivation, die Situation seiner Mitmenschen zu verändern, neue Perspektiven zu eröffnen und ein „Neues Land“ zu entdecken. „Es gilt das gesprochene Wort“ - diese Erfahrung hat das Volk Israel immer wieder in der Erkenntnis Gottes und seiner Verlässlichkeit machen dürfen. Wenn wir uns nun wieder auf die Feier des Weihnachtsgeheimnisses vorbereiten, lesen wir einen Satz, der an das selbstmitteilende und wesensoffenbarende Wort Gottes anknüpft und zugleich in seiner Gültigkeit bekräftigt und besiegelt: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14). Der „Ich bin da“- Gott wird menschliche Wirklichkeit, wird einer von uns, wird „Fleisch“. - 2 -
Kardinal Lehmann schreibt dazu: „'Fleisch' heißt hier auch nicht einfach Leib, sondern meint einen ganzen Menschen, eine konkret menschliche Natur. ... Wenn Gottes Wort so zu uns kommt, ist es gewiss ein gewaltiger Rollentausch, ja ein wirklicher Gegensatz. Darum sprechen die Christen von Anfang an auch von einem regelrechten „Tausch“: Gott wird Mensch, und der Mensch nimmt Teil am Leben Gottes.“ (Im Anfang ein Wort, 171) Das ist das große Geheimnis und Wunder von Weihnachten, Gott ist da, in menschlicher Gestalt, im menschlichen Leben und Leiden, er ist da, in jedem Mitmenschen und mir selbst. Henri Nouwen greift diesen Gedanken auf, wenn er sagt: „Gott, der das All geschaffen hat, kommt in winziger, schwacher und verborgener Gestalt zu uns. ... Wenn ich keinen Blick mehr habe für die kleinen, stillen Hinweise auf die Gegenwart Gottes – das Lächeln eines Babys, Kinder, die unbelastet spielen, Freunde, die mir Mut machen und ihre Liebe zeigen -, dann werde ich immer in der Versuchung stehen zu verzweifeln“. (vgl. Weihnachten mit Henri Nouwen, 12) So wird Weihnachten wirklich zum Zeichen der Hoffnung für uns Menschen und die Schöpfung. Aber um die „stillen Hinweise auf die Gegenwart Gottes“ wie Henri Nouwen, den brennender Dornbusch wie Mose und das fleischgewordene Wort Gottes wie der Evangelist Johannes in meinem Leben zu entdecken, bedarf es des Still- und Offenwerdens und des genauen Hinschauens und -hörens. Deshalb wünsche ich Ihnen, natürlich auch im Namen unseres ganzen Seelsorgeteams, Zeit und Muße in der Vorbereitung auf das Fest der Menschwerdung Gottes und die Gewissheit, dass, was sonst in unserer Welt leider selten geworden ist, für Gott „das gesprochene Wort gilt“. Ihr Werner H. Kauth, Pfarrer - 3 -
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Liebe Gemeindemitglieder!<br />
Als Zusatz zu Redemanuskripten, die man vor oder nach<br />
Ansprachen von Politikern oder Wirtschaftsführern als Ausdruck<br />
erhalten kann, findet man oft den Satz: „Es gilt das gesprochene<br />
Wort“. Also nicht das Manuskript, nicht der vielleicht sogar nur<br />
von einem „Ghostwriter“ verfasste Text ist ausschlaggebend,<br />
sondern die persönliche und konkret gemachte Aussage, auch<br />
wenn da im konkreten Fall oftmals Manches im Nachhinein<br />
wieder dementiert und relativiert werden mag.<br />
Früher spielte das gesprochene Wort auch im Alltagsleben eine<br />
große Rolle. Gerade in ländlichen Gebieten wurden viele<br />
Abkommen, Verträge und Handelsvereinbarungen mündlich<br />
abgeschlossen und per Handschlag besiegelt. Das Wort der<br />
Zustimmung wird damit zur Basis des Umgangs miteinander und<br />
des Vertrauens untereinander, jeder steht für sein Wort mit seiner<br />
Person und - welch unmodernes Wort - Ehre ein.<br />
Auch in der Bibel begegnet uns der Begriff des verbindlichen<br />
Wortes der vertrauensstiftenden Aussage und die daraus<br />
resultierende Form des Miteinanders. Selbst Gott offenbart sich z.<br />
B. in Exodus 3 dem Mose nicht in machtvollen, überwältigenden<br />
Zeichen, sondern letztlich im Wort der Selbstaussage und<br />
zugleich allgültigen Zusage: „Ich bin der 'Ich bin da'“. Mose erfährt<br />
darin Berufung und Motivation, die Situation seiner Mitmenschen<br />
zu verändern, neue Perspektiven zu eröffnen und ein „Neues<br />
Land“ zu entdecken. „Es gilt das gesprochene Wort“ - diese<br />
Erfahrung hat das Volk Israel immer wieder in der Erkenntnis<br />
Gottes und seiner Verlässlichkeit machen dürfen.<br />
Wenn wir uns nun wieder auf die Feier des<br />
Weihnachtsgeheimnisses vorbereiten, lesen wir einen Satz, der<br />
an das selbstmitteilende und wesensoffenbarende Wort Gottes<br />
anknüpft und zugleich in seiner Gültigkeit bekräftigt und besiegelt:<br />
„Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und<br />
wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des<br />
einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14).<br />
Der „Ich bin da“- Gott wird menschliche Wirklichkeit, wird einer<br />
von uns, wird „Fleisch“.<br />
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