Geschäftsbericht 2001 - Die Schweizerische Post

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4 Vorwort «Die Post ist ein Stück Schweiz» «Die Bevölkerung hat eine familiäre Beziehung zur Post. Diese Verankerung ist unsere Stärke.» Die Post ist ein Stück Schweiz. Sie gehört uns allen. Die Bevölkerung hat sozusagen eine familiäre Beziehung zur Post. Diese tiefe Verankerung ist eine Stärke des Unternehmens und gleichzeitig eine grosse Herausforderung für seine Führung. Als Unternehmen erbringt die Post hervorragende Dienstleistungen und braucht den internationalen Vergleich keineswegs zu scheuen. Als Arbeitgeberin kann sie auf loyale und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählen. All dies hat mich in den vier Jahren, in denen ich dem Verwaltungsrat der Schweizerischen Post vorstehen durfte, immer wieder aufs Neue beeindruckt. Wenn ich Ende Mai das Präsidium an meinen Nachfolger Anton Menth abgebe, kann ich auf eine intensive, anspruchsvolle, oft turbulente, aber letztlich doch befriedigende Zeit zurückblicken. Seit der Bundesrat die Post per 1. Januar 1998 mit strategischen Vorgaben in die Selbstständigkeit entliess, hat sich postintern und im Marktumfeld sehr viel bewegt. Die zahlreichen Herausforderungen sind erkannt, und ich bin überzeugt, dass heute die Weichen für die Zukunftssicherung der Post richtig gestellt
sind. Allerdings ist noch vieles zu tun. Namentlich braucht es das konstruktive Engagement aller, die an einem gesunden und leistungsfähigen Unternehmen Post interessiert sind. Nur so kann das Ziel, bevorzugte Partnerin in liberalisierten Märkten zu bleiben, erreicht werden. Der Bundesrat erwartet von der Post, dass sie die landesweite postalische Grundversorgung, den Universaldienst, sicherstellt. Gleichzeitig soll sie wettbewerbsfähig, kundenorientiert und eigenwirtschaftlich sein sowie dank einer fortschrittlichen Personalpolitik als attraktive Arbeitgeberin auftreten. Mittel- bis längerfristig ist zudem der Unternehmenswert nachhaltig zu steigern. All diesen vielfältigen Anforderungen während der vergangenen vier Jahre immer gerecht zu werden, erwies sich als äusserst anspruchsvolles Unterfangen und kam manchmal beinahe einem Spagat gleich. Mit einem unternehmerisch geschickten Verhalten gelang es im Grossen und Ganzen aber, den an die Post gestellten Erwartungen gerecht zu werden. Der ihr erteilte Leistungsauftrag wurde konsequent umgesetzt, und es konnten durchwegs zufrieden stellende Rechnungsergebnisse erzielt werden. Noch ungenügend sind andererseits die Renditen auf dem Umsatz und dem eingesetzten Kapital, und die geforderte Steigerung des Unternehmenswertes liess sich bisher nicht realisieren. Die Eigenwirtschaftlichkeit der Post darf daher noch nicht als gesichert gelten. Um auch dieses Ziel zu erreichen, wurde im Geschäftsjahr 2001 eine Reihe von Massnahmen eingeleitet, darunter ein breit angelegtes Ergebnisverbesserungsprogramm. Dieses hat seinen Niederschlag in den Unternehmungsstrategien gefunden und bereits erste positive Ergebnisse gezeitigt. Im Hinblick auf eine erfolgreiche Bewältigung der Zukunft haben sich Verwaltungsrat und Geschäftsleitung auf eine Vision verpflichtet. Sie bildet Leitplanken für alles unternehmerische Tun und lautet wie folgt: Die Post will in ihrem Kerngeschäft Nummer 1 bleiben und bei postnahen Dienstleistungen eine führende Position einnehmen. Sie stellt sich dem Wettbewerb und schafft Mehrwert für ihre Kunden. Und nicht zuletzt: Sie will auch fortan eine fortschrittliche Arbeitgeberin sein. Ich bin überzeugt, dass die Post diese anspruchsvollen Vorgaben erreichen und ihren Leistungsauftrag auch in Zukunft zur vollen Zufriedenheit ihrer Kundinnen und Kunden erfüllen wird. Die Stärke der Post – ihre tiefe Verankerung im Schweizer Volk – bringt allerdings auch eine gewisse Verletzlichkeit mit sich. So zeichnet sich in letzter Zeit eine Tendenz ab, die den für die längerfristige Existenzsicherung so wichtigen Kompetenzrahmen der Unternehmensorgane durch äussere Einflüsse und Interventionen über Gebühr einzuschränken droht. Ich denke an die zunehmenden Versuche der Politik, direkt in die unternehmerischen Zuständigkeiten der Post einzugreifen. Zu dieser in unternehmerischer Hinsicht bedauerlichen, weil hemmenden Entwicklung ist Folgendes anzumerken: Für den Verwaltungsrat und die Konzernleitung der Post sind der Auftrag im Postgesetz und Postorganisationsgesetz von 1998 und die strategischen Zielvorgaben des Bundesrates oberste Richtschnur für ihr Tätigwerden. Darauf stützt sie ihre Strategie und ihre Finanzpläne ab. Auf dieser Basis entwickelt die Post auch ihre Geschäftspolitik. Wirtschaftliches Handeln erfordert Konstanz in den Grundsätzen und Leitlinien, soll es über die Zeit zum Erfolg führen. Gerade weil das Marktgeschehen raschen Veränderungen unterliegt, braucht es eine stabile Basis, die nicht wegen Tagesopportunitäten dauernd verschoben wird. Vor dem Hintergrund erodierender Monopole und des damit verbundenen steigenden Konkurrenzdruckes «Als Arbeitgeber kann die Post auf loyale und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählen. Das hat mich immer wieder aufs Neue beeindruckt.» Vorwort 5 kommt diesem Erfordernis für die Post doppelte, wenn nicht gar existenzielle Bedeutung zu. Ich erachte es deshalb als unabdingbar, dass man überall wieder zu dieser Einsicht zurückfindet und dass der Post die zur Erfüllung ihres anspruchsvollen Auftrages notwendige Handlungsfreiheit erhalten bleibt. Weil sich Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der staatspolitischen, gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Bedeutung des von ihnen geleiteten Unternehmens bewusst sind und sie zudem gegenüber dem Bundesrat über ihre Geschäftsführung kontinuierlich Rechenschaft ablegen müssen, besteht das Risiko nicht, dass dieser Freiraum unsorgfältig genutzt oder gar missbraucht werden könnte. Ich habe grosses Vertrauen in die Leistungsfähigkeit und das Verantwortungsbewusstsein der Führungsorgane der Post, und zuversichtlich stimmt mich auch das immer wieder spür- und erlebbare Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es entspricht daher meiner festen Überzeugung, dass es bei konsequenter Umsetzung der Unternehmensstrategien und mit der Unterstützung der Politik sowie der übrigen Anspruchsgruppen der Post gelingen wird, auch in weiter liberalisierten Märkten zu bestehen. Ich wünsche denjenigen, die inskünftig die Verantwortung tragen, viel Geschick und Beharrlichkeit, und denjenigen, die über die Post bestimmen, das nötige Augenmass. Uns allen wünsche ich eine gesunde und starke Schweizer Post. Gerhard Fischer
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