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08.03.2017 Aufrufe

0 34 THEMA DES MONATS EIN WAL KEHRT ZURÜCK Den 4. April 2017, ein Dienstag, haben sich viele Inselbewohner, Wangerooge-Liebhaber und Tierfreunde auf dem Kalender rot angestrichen. Der Grund: Einer der beiden, vor knapp einem Jahr am Wangerooger Strand gestrandeten Wale kehrt zurück. LAND IN SICHT! caritasreisen Urlaub auf Wangerooge Gästehaus Germania Strandpromenade 33 26486 Wangerooge Tel. 04469 9498-0 Fax 04469 9498-500 gaestehaus-germania@caritas-dortmund.de Die aktuelle Preislisten und weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite des Gästehauses Germania www.gaestehaus-germania.de

THEMA DES MONATS 035 e rinnern Sie sich? Anfang des letzten Jahres strandeten insgesamt 30 Pottwale an den deutschen, niederländischen, englischen und französischen Küsten. Allein 16 davon an der der deutschen Nordsee; zwei von ihnen drohten am Wangerooger Strand zu explodieren. Die Behörden suchten Rat: zum Glück wusste der Niederländer Aart Walen, was zu tun ist. Die Kadaver blähten sich bedrohlich auf, Gase bildeten sich im Inneren der toten Tiere. Wal-Experte Walen kannte das Prozedere: Die Wale mussten aufgestochen werden, damit die Gase entweichen konnten. Doch damit nicht genug, schließlich mussten die Tiere auf irgendeine Art und Weise abtransportiert werden. Auch hier war Walen und sein Team gefragt. Es war ein spektakulärer Anblick, als die beiden Pottwale auf dem riesigen Areal des Containerhafens Jade- WeserPort in Wilhelmshaven zerlegt wurden. Zunächst mussten Stufen in die Fettschicht geschnitten werden, um auf die toten Tiere klettern zu können. Danach wurden die Kadaver für Untersuchungen, zur Entsorgung und für den Abtransport in viele Stücke zerteilt. 1500 Kilogramm Wal-Überreste hatten die Niederländer schließlich bei der Rückfahrt in die Heimat im Container. Mit dabei außerdem ein Arbeitsauftrag von Wangerooges Bürgermeister Dirk Lindner: »Ich möchte unbedingt einen Wal als Ausstellungsstück haben«, hat er sich bereits am Strand gewünscht. Am 4. April 2017 soll das Wal-Skelett dann auf Wangerooge stehen. Am 8.2. wurde ein Aufstellungs-Vorschlag von Bürgermeister Lindner einstimmig angenommen: Das Skelett soll jetzt südlich des Rosenhauses parallel zur Friedrich-August-Straße auf dem Gelände des Rosengartens ausgestellt werden. Zwar müssen dafür Bäume gefällt werden, jedoch im Vergleich zu anderen Optionen deutlich weniger. Das Vorhaben hat allerdings seinen Preis: Rund 70.000 Euro werden Transport, Präparation und Aufstellen kosten – viel Geld für eine kleine Inselgemeinde. Doch Lindner bleibt optimistisch, will die Summe mit Zuschüssen und Sponsoren zusammenkratzen. Die Volksbankstiftung trägt bereits mit 15.000 Euro einen Großteil dazu bei, dieses Ziel zu erreichen. Nach einem Jahr ist die Arbeit der Präparatoren gut vorangekommen. Walen und seine Crew, bestehend aus Pedro und Niels, befestigen den Walkopf an einem Tragegeschirr. Auf einer langen Eisenstange werden die ersten Wirbelkörper aufgereiht. Die spätere Lage jedes Knochens ist auf einem Plan wie bei einem Puzzle genau beschrieben. »Ich will das Skelett etwas dynamisch ausrichten, nicht so steif«, beschreibt Walen sein Vorgehen. So soll der Walkopf später in die Tür des Nationalparkhauses »reinschauen«. Es werden übrigens nur Abdrücke der 46 Zähne des Pottwals eingebaut, um zu verhindern, dass die eigentlichen Zähne illegal gehandelt und für eine hohe Summe verkauft werden. Der Arbeitsplatz ist nichts für Jedermann. Schon kurz nach dem betreten der Halle, schlägt die Nase Alarm. Es herrscht ein Durcheinander aus Kübeln, Gerüsten und Werkzeugkisten mit Schälmessern, Schabern und Haken. Von der Decke hängen Ketten und Flaschenzüge. Der Blick fällt auf Tapeziertische mit seltsam langen Knochen, auf dem Boden stapeln sich Wirbelkörper, so groß wie Holzklötze. Dort wird der stechende und unangenehme Geruch stärker. »Nach zwei Stunden hast du dich dran gewöhnt«, sagt Aart Walen. Weniger streng riechen die Knochen, in denen die Bakterien das Eiweiß abbauen. Nach dem Entfetten werden die Gebeine ihre leicht gelbliche Farbe verlieren, zu guter Letzt werden sie gegen Wettereinflüsse imprägniert. Vor zehn Jahren hat Pedro als Praktikant bei Walen angefangen und ist bis heute geblieben. Sicher ein sehr außergewöhnlicher, allerdings auch durchaus interessanter Beruf. Der Chef, Aart Walen verrät, dass die Arbeit mit Tieren (und zwar nicht nur toten) für ihn eine Herzensangelegenheit ist: »Ich liebe Tiere, ich habe viele Tiere gehabt, aber auch verletzte Tiere. Ich möchte sie lieber lebend als tot.« Walen hat jedoch keine Skrupel, wenn er armdicke Löcher in die Knochen bohren muss, um sie später zu verankern: »Ich liebe Knochen. Schau mal hier, diese feinen Verästelungen und ästhetischen Strukturen an den Wirbelkörpern. Das ist fantastisch, wie das aussieht und funktioniert. Aber es ist auch nicht heilig: Ich kann damit arbeiten, um es zu stabilisieren und für alle sichtbar zu machen.« Solch einen Enthusiasmus kann man sich bei der Arbeit nur wünschen. Doch ist es nicht seltsam, mit dem Tod der Wale sein Geld zu verdienen? Walen winkt entschlossen ab: »Wenn Tiere sterben, ist es doch zu schade, sie einfach wegzuwerfen. Wir nehmen etwas, und wir geben etwas zurück.« TEXT: MARC OSENBERG / HANS-CHRISTIAN WÖSTE

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EIN WAL KEHRT ZURÜCK<br />

Den 4. April 2<strong>01</strong>7, ein Dienstag, haben sich viele Inselbewohner, Wangerooge-Liebhaber und<br />

Tierfreunde auf dem Kalender rot angestrichen. Der Grund: Einer der beiden, vor knapp einem Jahr<br />

am Wangerooger Strand gestrandeten Wale kehrt zurück.<br />

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