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0 28 SERVICE Auch die Eindeichung des Dorfgrodens fiel in die Amtszeit Christian Janßens. So lag es nahe, dieser neuen Straße im Groden 1973 seinen Namen zu geben. Damenpfad Dieser Weg führte ursprünglich vom alten Kurhaus (siehe Carstensstraße) zum Damenbad am Strand nordöstlich des Dorfes (nördlich vom Haus Meeresstern). Während der Badezeit war der Damenbadestrand für Herren gesperrt. Jungen unter zehn Jahren durften mit den Damen baden. Gebadet wurde aus Badekutschen und Badebuden bei steigender Flut. Den dort tätigen Badefrauen oblag es unter anderem, den Damen durch Abreiben mit Seewasser und Warmrubbeln nach dem Bade zu dienen. Obwohl schon 1908 ein Familienbad eingerichtet wurde, hielt die Badeverwaltung noch viele Jahre lang an der alten Einteilung der Badeplätze »Herrenbad« (westlich vom Familienbad) und »Damenbad« fest. Elisabeth-Anna-Straße Nach dem Beschluss von 1910 hieß die Straße zwischen Anton-Günther- und Westingstraße »Elisabethstraße«. Doch schon 1911 kam die Anregung, die Straße in Elisabeth- Anna-Straße umzubenennen. Elisabeth Anna von Preußen (geb. 1852, gest. 1895) war die Erbgroßherzogin von Oldenburg. Sie war die erste Frau von Großherzog Friedrich August von Oldenburg. Auf ihrer Hochzeitsreise besuchten sie Wangerooge und Elisabeth stiftete den »Elisabeth-Pavillon«, der in den Osterdünen westlich des Alten Leuchtturmes den Badegästen einen schönen Ausblick auf die ankommenden und auf Reede liegenden Schiffe bot. Der Pavillon fiel der Gemeinde allerdings durch immer wieder anfallende Reparaturen zur Last; und die Zeit des Elisabeth-Pavillons war zu Ende, als »Ol Gries«, eine am Pavillon festgebundene graue Kuh, das herrschaftliche Bauwerk umriss. Am 24. Februar 1936 machte das Ratsmitglied Dirks den Vorschlag, die Elisabeth-Anna-Straße zumindest westlich der Zedeliusstraße »Poststraße« zu nennen, weil die Badegäste die Post nicht fänden. Dieser Vorschlag fand keine Zustimmung. Friedrich-August-Straße Friedrich August, Großherzog von Oldenburg (geb. 1852, gest. 1931). Er war Sohn des Großherzogs Nikolaus Friedrich Peter von Oldenburg und in erster Ehe mit Elisabeth Anna von Preußen und nach deren Tod mit Elisabeth von Mecklenburg-Schwerin verheiratet. Pfingsten kam der Großherzog mit seiner Familie öfter zur Insel. Die Familie reiste auf der großherzoglichen Yacht »Lensahn« an und wohnte in der zum Strandhotel Gerken gehörenden Villa an der Strandpromenade (heute »Alexandra«). Während sich die Großherzogin mit den Kindern am Strand vergnügte, unternahm Friedrich August jedes Mal einen Fußmarsch in den Westen. Seine besonderen Interessen galten der Seefahrt und der Marine. Die 1912 in der Nähe der »Saline« gebaute schwere Batterie hieß »Friedrich-August- Batterie«.

SERVICE 029 Friedrich August regierte ab 1900 und musste am 11. November 1918 abdanken. 1910 stiftete er unter anderem die Kanzel für die neue Kirche. Die Verbundenheit der Wangerooger wird deutlich durch eine Abordnung des Kriegervereins, die zu seiner Bestattung am 24. Februar 1931 nach Oldenburg fuhr. Im Dorfgroden Das Wort Groden kommt aus dem Plattdeutschen. Das Verb grojen bedeutet wachsen, anwachsen (im Englischen to grow). Groden ist landwirtschaftlich nutzbares, außen oder binnendeichs liegendes Marschland, das im Laufe von Jahrzehnten durch das Meer aufgeschlickt wurde, d. h. »gewachsen« ist. Liegt ein Groden im Schutz des Deiches, ist es ein Binnengroden, nordfriesisch »Koog«. Das Deichvorland heißt Außengroden, ostfriesisch »Heller«. Bis zur Sturmflut 1962, als der Dorfgrodendeich brach und der fruchtbare Boden übersandet wurde, war der rund 20 Hektar große Dorfgroden vorwiegend in Heuland und Kleingärten aufgeteilt. Ab 1964 wurde er bebaut. In den Osterdünen Diese Straße ist die kürzeste auf Wangerooge und wurde für eine Bebauung der Osterdünen geplant. Für die Kurgäste aus dem alten Dorf, das heute im Wasser vor dem Westen der Insel läge, waren die Dünen im Osten, die Osterdünen, ein beliebtes Ausflugs-ziel. Die Breite des damaligen Ostens und die als Dünengletscher bezeichneten übersandeten Dünenkuppen, aber auch grüne Dünentäler, reizten die Großherzogliche Badeverwaltung Mitte des 19. Jahrhunderts, von der »Wangerooger Schweiz« zu sprechen. 1855 wurde am südöstlichen Rand der Osterdünen der jetzige Alte Leuchtturm gebaut. 1863 mussten die letzten der im Westdorf verbliebenen Insulaner den immer bedrohlicheren Sturmfluten weichen; sie gaben ihre alte Wohnstätte auf und gründeten rund um den heutigen Dorfplatz ein neues Dorf. Jadehörn Die Jade ist ein 22 km langer Fluss, der bei Oldenburg entspringt und östlich von Varel in den Jadebusen, eine Meeresbucht bei Wilhelmshaven, mündet. Das Jadefahrwasser, in dem rund 100 Jahre lang das Feuerschiff Außenjade stationiert war, führt vom Jadebusen kommend nördlich an Wangerooge vorbei. Hörn ist plattdeutsch und heißt Winkel, Bogen oder Ecke. Mit Hörn werden allgemein die vorspringenden Ecken an Deichen benannt (Harlehörn im Westen). Das 1996 bebaute Jadehörn ist ein niedrig liegender Winkel in Nachbarschaft der Jadekaserne, in der jetzt das Bundeswehr-Sozialwerk ein Erholungsheim betreibt, vorher waren dort Kleingärten. Ursprünglich war die Fläche der östlichste Winkel der zum Kurhaus an der Carstensstraße gehörigen Ländereien. Kapitän-Wittenberg-Straße Gustav Wittenberg wurde am 8. Juni 1849 in Eggesin im Kreis Uckermünde als Sohn eines Landwirts geboren. Mit 14 Jahren ging er zur See, besuchte die Navigationsschule in Stettin und musterte auf Stettiner Segelschiffen an. Ab 1884 fuhr er auf dem Elsflether Dampfer »Corona« auf zwei Reisen als 1. Offizier, dann übernahm er das Schiff als Kapitän. 1902 wurde Wittenberg Badekommissar auf Wangerooge. Am 5. September 1905 bekam er auf Beschluss des Gemeinderates das Gemeindebürgerrecht verliehen und wurde anschließend als Nachfolger von Christian Janßen zum Gemeindevorsteher gewählt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode im Jahre 1921 inne. Während seiner Amtszeit sorgte er für gepflasterte Straßen und eine Kanalisation. Das Elektrizitätswerk (1905), das Warmbadehaus (1905) und die neue Schule (1906) entstanden unter seiner Leitung. Die heutige Kapitän-Wittenberg-Straße (vorher Stall-, dann Wattstraße) sollte wie die 1924 parallel zu ihr geplante Nikolausstraße den Fuhrverkehr von der Zedeliusstraße fernhalten. Peterstraße Nikolaus Friedrich Peter, Großherzog von Oldenburg (geb. 1827, gest. 1900). Er war mit Elisabeth von Sachsen-Altenburg verheiratet und regierte von 1853 bis 1900. In seiner Regierungszeit fiel der Bau des Alten Leuchtturmes. Deshalb befindet sich am Turm an der Südwestseite der Namensstein mit den Initialen »NFP« und der Krone (»Drohne«). Ebenfalls in seine Regierungszeit fielen die Gründung des neuen Dorfes und die Anerkennung der Eigenständigkeit der Gemeinde Wangerooge im Jahre 1885. Großherzog Nikolaus Friedrich Peter war ein sehr liberal denkender Mann, und so ist auch diese Äußerung seiner Gesinnung in die Geschichte eingegangen: »Geistige Bewegungen kann man nicht mit der Polizei bekämpfen!« Richthofenstraße Manfred Freiherr von Richthofen (geb. 1892, gefallen 1918). Er war der bekannteste Jagdflieger des Ersten Weltkrieges, da er 80 Luftsiege errang. Wegen seines berühmten,

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Auch die Eindeichung des Dorfgrodens<br />

fiel in die Amtszeit Christian Janßens. So lag<br />

es nahe, dieser neuen Straße im Groden 1973<br />

seinen Namen zu geben.<br />

Damenpfad<br />

Dieser Weg führte ursprünglich vom alten<br />

Kurhaus (siehe Carstensstraße) zum Damenbad<br />

am Strand nordöstlich des Dorfes (nördlich<br />

vom Haus Meeresstern). Während der<br />

Badezeit war der Damenbadestrand für Herren<br />

gesperrt. Jungen unter zehn Jahren durften<br />

mit den Damen baden.<br />

Gebadet wurde aus Badekutschen und<br />

Badebuden bei steigender Flut. Den dort tätigen<br />

Badefrauen oblag es unter anderem, den<br />

Damen durch Abreiben mit Seewasser und<br />

Warmrubbeln nach dem Bade zu dienen.<br />

Obwohl schon 1908 ein Familienbad eingerichtet<br />

wurde, hielt die Badeverwaltung noch<br />

viele Jahre lang an der alten Einteilung der<br />

Badeplätze »Herrenbad« (westlich vom Familienbad)<br />

und »Damenbad« fest.<br />

Elisabeth-Anna-Straße<br />

Nach dem Beschluss von 1910 hieß die Straße<br />

zwischen Anton-Günther- und Westingstraße<br />

»Elisabethstraße«. Doch schon 1911<br />

kam die Anregung, die Straße in Elisabeth-<br />

Anna-Straße umzubenennen.<br />

Elisabeth Anna von Preußen (geb. 1852,<br />

gest. 1895) war die Erbgroßherzogin von Oldenburg.<br />

Sie war die erste Frau von Großherzog<br />

Friedrich August von Oldenburg. Auf ihrer<br />

Hochzeitsreise besuchten sie Wangerooge<br />

und Elisabeth stiftete den »Elisabeth-Pavillon«,<br />

der in den Osterdünen westlich des<br />

Alten Leuchtturmes den Badegästen einen<br />

schönen Ausblick auf die ankommenden und<br />

auf Reede liegenden Schiffe bot. Der Pavillon<br />

fiel der Gemeinde allerdings durch immer<br />

wieder anfallende Reparaturen zur Last; und<br />

die Zeit des Elisabeth-Pavillons war zu Ende,<br />

als »Ol Gries«, eine am Pavillon festgebundene<br />

graue Kuh, das herrschaftliche Bauwerk<br />

umriss. Am 24. Februar 1936 machte das<br />

Ratsmitglied Dirks den Vorschlag, die Elisabeth-Anna-Straße<br />

zumindest westlich der<br />

Zedeliusstraße »Poststraße« zu nennen, weil<br />

die Badegäste die Post nicht fänden. Dieser<br />

Vorschlag fand keine Zustimmung.<br />

Friedrich-August-Straße<br />

Friedrich August, Großherzog von Oldenburg<br />

(geb. 1852, gest. 1931). Er war Sohn des<br />

Großherzogs Nikolaus Friedrich Peter von<br />

Oldenburg und in erster Ehe mit Elisabeth<br />

Anna von Preußen und nach deren Tod mit<br />

Elisabeth von Mecklenburg-Schwerin verheiratet.<br />

Pfingsten kam der Großherzog mit<br />

seiner Familie öfter zur Insel. Die Familie<br />

reiste auf der großherzoglichen Yacht »Lensahn«<br />

an und wohnte in der zum Strandhotel<br />

Gerken gehörenden Villa an der Strandpromenade<br />

(heute »Alexandra«).<br />

Während sich die Großherzogin mit<br />

den Kindern am Strand vergnügte, unternahm<br />

Friedrich August jedes Mal einen Fußmarsch<br />

in den Westen. Seine besonderen Interessen<br />

galten der Seefahrt und der Marine.<br />

Die 1912 in der Nähe der »Saline« gebaute<br />

schwere Batterie hieß »Friedrich-August-<br />

Batterie«.

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