MOIN_01_2017_ePaper
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SERVICE 027<br />
Platten, um ein Versinken im Sand zu verhindern.<br />
Mit dem Bug voran musste der Wagen<br />
im tiefen Wasser stehen, bevor das Boot von<br />
der Schräge gleiten und von der Mannschaft<br />
zur Unglücksstelle gerudert werden konnte.<br />
Viele mutige Insulaner, deren Namen im<br />
Ehrenbuch der Gemeinde festgehalten sind,<br />
haben auf den Booten Dienst getan.<br />
Carstensstraße<br />
1910 beschloss der Gemeinderat, 11 Straßen<br />
Namen zu geben. Die Straße, die von dem<br />
eingedeichten Groden aus nach Norden am<br />
Kurhaus vorbei verlief, sollte »Carstensstraße«<br />
heißen, nach Johann Friedrich Carstens,<br />
Sohn des bis 1856 amtierenden letzten Vogtes<br />
im Westdorf der Insel. Er baute 1865/66<br />
das erste zweistöckige Haus im neuen Dorf,<br />
einen Gasthof, welcher seit 1874 »Kurhaus«<br />
genannt wurde und nordöstlich der evangelischen<br />
Kirche stand, und Logierzimmer hatte.<br />
Auf der noch baumlosen Insel war dieser<br />
Gasthof schon vom Schiff aus zu sehen.<br />
In dem angebauten Saal fanden ab 1892<br />
erstmalig Veranstaltungen zur Unterhaltung<br />
der Gäste statt. Anfang der 90er Jahre<br />
erfreute die als Sängerin ausgebildete Tochter<br />
des Kurhausbesitzers Rösing die Gäste.<br />
1872 verkauften die Eheleute Carstens<br />
das gesamte »Carstens’sche Etablissement«.<br />
1940 brannte das Kurhaus-Hotel bis auf die<br />
Grundmauern nieder; ein überhitzter Ofen<br />
war die Ursache des Feuers.<br />
Charlottenstraße<br />
Sophie Charlotte, Herzogin von Oldenburg<br />
(geb. 1879, gest. 1964). Sie war Tochter des<br />
Großherzogs Friedrich August. Als junges<br />
Mädchen verbrachte sie die Sommerferien<br />
mit ihrer Familie meist auf Wangerooge.<br />
Die Familie reiste auf der großherzoglichen<br />
Yacht »Lensahn« an. Noch im hohen Alter<br />
fragte Sophie Charlotte bei Abfahrt deshalb<br />
nicht, wann der Zug fahre, sondern: »Wann<br />
geht das Boot?« 1961 kam sie zum letzten<br />
Mal auf die Insel.<br />
Bis in die 30er Jahre war die Charlottenstraße<br />
(heute die längste Straße der Insel)<br />
nicht gepflastert. Es gab nur einen gepflasterten<br />
Fußweg zwischen Apotheke und Jadekaserne,<br />
der heutigen Inselschule. Von 1933<br />
bis 1945 hieß die Charlottenstraße Adolf-<br />
Hitler-Straße.<br />
Christian-Janßen-Straße<br />
Conrad Christian Janßen kam 1861 als Zimmermeister<br />
von Hooksiel nach Wangerooge.<br />
Als einziger Handwerksmeister der Insel<br />
baute er aus den Trümmern des Westdorfes<br />
die ersten Häuser des jetzigen Dorfes um den<br />
Dorfplatz. 1881 war er Bezirksvorsteher von<br />
Wangerooge, das Teil der Gemeinde Minsen<br />
war. Kurz nach seiner Verpflichtung 1883<br />
zum Ortsvorsteher wurden die Bepflanzung<br />
des südlichen heutigen Dorfplatzes mit Erlen<br />
– es waren die ersten Bäume auf der Insel<br />
– sowie die Verbote, Unrat auf die Wege<br />
zu werfen und Schafe in den Anpflanzungen<br />
weiden zu lassen, beschlossen. Am 12.<br />
März 1885 wurde er zum ersten Vorsteher<br />
der neu gegründeten Gemeinde Wangerooge<br />
gewählt. Im Jahre 1905 kündigte er wegen<br />
seines hohen Alters seine vielfältigen Tätigkeiten<br />
in der Gemeinde. Ein Wort zum Abschied<br />
bezeichnete sein segenreiches Wirken:<br />
»Sein mildes Wort bannte Tränen, Not<br />
und Schmerz.«