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Flüchtlinge sind Freunde!

Best-Practice Broschüre des Bezirksjugendring Unterfranken: Beispiele gelungener Integration von jungen Geflüchteten im Rahmen des Aktionsprogramms "Flüchtlinge werden Freunde"

Best-Practice Broschüre des Bezirksjugendring Unterfranken: Beispiele gelungener Integration von jungen Geflüchteten im Rahmen des Aktionsprogramms "Flüchtlinge werden Freunde"

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MF | 1<br />

FLÜCHTLINGE<br />

SIND FREUNDE!<br />

Beispiele gelungener Integration von jungen<br />

Geflüchteten im Rahmen des Aktionsprogramms<br />

»<strong>Flüchtlinge</strong> werden <strong>Freunde</strong>«


2 | 3<br />

Inhalt<br />

Grußworte S. 4<br />

Projektbeschreibung »<strong>Flüchtlinge</strong> werden <strong>Freunde</strong>« S. 6<br />

Projektregion Unterfranken<br />

Hip Hop Workshop S. 10<br />

b-hof Würzburg<br />

Integrativer Fußball S. 16<br />

FSV Neustadt-Erlach<br />

Music4life – Radioarbeit mit jungen Geflüchteten S. 20<br />

Radio Klangbrett Aschaffenburg<br />

Integration ins THW S. 24<br />

THW Jugend Unterfranken<br />

So läuft Integration S. 28<br />

Evangelische Landjugend<br />

Aschaffenburg is(s)t bunt S. 34<br />

Stadtjugendring Aschaffenburg & Jugendhaus im JUKUZ<br />

fluchtperspektive S. 38<br />

Jugendbildungsstätte Unterfranken<br />

Impressum S. 42


4 | 5<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

sehr geehrte Interessierte,<br />

mit dieser Broschüre legt der Bezirksjugendring Unterfranken nach seiner Arbeitshilfe<br />

»Auf der Flucht« nun seine zweite Publikation vor. Wir <strong>sind</strong> der Ansicht, dass es die<br />

guten Beispiele verdient haben, einer breiten Öffentlichkeit präsentiert zu werden. Wir<br />

<strong>sind</strong> stolz darauf zu sehen, auf welch vielfältige Weise wir Menschen mit Fluchterfahrung<br />

begegnen können. Die Ideen der hier vorgestellten Organisationen verdienen Anerkennung<br />

und Nachahmung.<br />

Als Bezirksjugendring gestalten wir seit Jahrzehnten Migrationspädagogik mit – nicht<br />

zuletzt durch unsere Jugendbildungsstätte in Würzburg. Wir wollen dazu beitragen,<br />

dass jeder in unserer Gesellschaft »ohne Angst verschieden« (Adorno) sein kann. Die<br />

in den Projekten beteiligten Menschen bestätigen, dass sie auch durch uns in Deutschland<br />

keine Angst haben müssen.<br />

»Wer viel gibt, bekommt auch viel zurück.« Angesichts immer stärker aufkeimender<br />

Fremdenfeindlichkeit und populistischer Ressentiments in Deutschland müssen wir<br />

diese unsere Haltung noch stärker herausstellen und zur Maxime gesellschaftlichen<br />

Handelns machen – für Demokratie, Frieden und Freiheit. Dieser Herausforderung stellen<br />

wir uns gerne.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

eine solidarische, tolerante und friedliche Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der wir<br />

niemals aufhören, aufeinander zuzugehen. Auch und ganz besonders auf diejenigen,<br />

die vermeintlich »fremd« <strong>sind</strong>. Die Jugendarbeit ist der prädestinierte Ort dafür, diesem<br />

Impuls mit guten und gelungen Beispielen nachzugehen, egal ob Hip Hop Workshop,<br />

Kochwerkstatt, Radioprojekt oder einfach nur Fußball spielen – sie alle schaffen<br />

Möglichkeiten, Gemeinschaft auf Augenhöhe zu leben: Die beste Grundlage für Freundschaft.<br />

Dafür setzt sich der BJR mit dem Aktionsprogramm »<strong>Flüchtlinge</strong> werden <strong>Freunde</strong>« ein.<br />

Es qualifiziert und motiviert die bayerische Jugendarbeit, ihre Strukturen für diese neue<br />

Zielgruppe zu öffnen und gibt jungen Geflüchteten einen alternativen und partizipativen<br />

Raum, sich auszudrücken und anzukommen.<br />

In dieser Broschüre <strong>sind</strong> zahlreiche Beispiele aus der Projektregion Unterfranken versammelt.<br />

Die Projektregionen <strong>sind</strong> der Herzschlag von »<strong>Flüchtlinge</strong> werden <strong>Freunde</strong>«,<br />

<strong>sind</strong> sie doch regionale Anlaufstellen für die Jugendarbeit, die hier noch Inspiration,<br />

Hilfe oder einfach nur ein offenes Ohr suchen.<br />

Carsten Reichert<br />

Vorsitzender BezJR Unterfranken<br />

Matthias Fack<br />

Präsident des Bayerischen Jugendrings


6 | 7<br />

<strong>Flüchtlinge</strong><br />

werden <strong>Freunde</strong><br />

Projektregion Unterfranken im Aktionsprogramm<br />

»<strong>Flüchtlinge</strong> werden <strong>Freunde</strong>«<br />

Beim Start im Oktober 2015 wurde das Aktionsprogramm in der Geschäftsstelle des<br />

Bezirksjugendrings wie eine weitere Aufgabe behandelt, die es galt in den beruflichen<br />

Alltag einzubauen, um dabei möglichst schnell und effektiv die Arbeit als Projektregion<br />

zum Laufen zu bringen. Die Aufgaben waren und <strong>sind</strong> im Einzelnen:<br />

▸<br />

▸<br />

▸<br />

▸<br />

▸<br />

▸<br />

▸<br />

Unterfrankenweit interessierte Einrichtungen & Anbieter der Jugendarbeit<br />

vernetzen<br />

Kontakte aufbauen<br />

Runde Tische einrichten<br />

Absprachen mit Kooperationspartnern treffen<br />

Projekte anstoßen<br />

fördern & bezuschussen<br />

und aus der Flut von Infos diejenigen rauspicken und bearbeiten, die die Arbeit<br />

voranbringen.<br />

Zuständig für diese Arbeit ist in der Geschäftsstelle des BezJR Christian Gündling.


8 | 9<br />

Über die Mittel des BJR konnten ab 2016 fünf Arbeitsstunden pro Woche finanziert werden, um eine Basisabsicherung<br />

der Vernetzungsarbeit zu realisieren. Ein großer Vorteil dabei war und ist die enge Zusammenarbeit mit dem<br />

Referenten Götz Kolle von unserer eigenen Jugendbildungsstätte, der neue Fortbildungsmodule konzipierte und<br />

»fluchtperspektive« ins Leben rief. Bereits in der konzeptionellen Phase wurde klar, dass die Arbeit mit jungen Geflüchteten<br />

Qualität, Qualifizierung und engagierte Menschen aus der Jugendarbeit braucht, die ihre Power positiv<br />

einbringen, anpacken, Kontakt suchen, integrieren (mehr dazu weiter unten).<br />

Bis Ende 2018 ist das Fortbestehen der Projektregion gesichert, sodass die unterfränkische Jugendarbeit in der Arbeit<br />

mit jungen Geflüchteten weiter unterstützt werden kann. Die Tatsache, dass nun immer mehr derjenigen jungen<br />

Leute, die oft schon große Schritte zur Teilhabe an und in unserer Gesellschaft geschafft haben, nach Syrien bzw. Afghanistan<br />

zurückkehren sollen, konterkariert unsere Arbeit. Dies verhindert Integration, erschwert die Arbeit, macht<br />

keinen Sinn. Für und mit diesen jungen Menschen eine Zukunftsperspektive in Deutschland zu bieten – darauf zielt<br />

die Arbeit der Projektregion Unterfranken ab.<br />

Wir haben in Unterfranken in der Jugendarbeit viele Aktivitäten, bei denen sich ehren- und hauptamtliche Aktive<br />

der Jugendarbeit in die Arbeit mit jungen Geflüchteten einbringen. Andere würden gerne, trauen sich aber<br />

noch nicht so richtig an diese Thematik heran, auch weil es noch viele Unsicherheiten und (vermeintliche) Unwegsamkeiten<br />

gibt. Um diese Unsicherheiten zu überwinden, bieten wir Praxismodule unter der Überschrift »Hilfe<br />

Haltung Handwerkszeug« an, darunter vier inhaltlich verschiedene Praxis-Impuls-Module (dreistündig), ein<br />

Seminar (dreitägig) und ein offenes Beratungsangebot. Die erstellten Angebote <strong>sind</strong> nun langfristig für die nächsten<br />

Jahre nutzbar und unter den Schlagworten Hilfe-Haltung-Handwerkszeug in unserer Jugendbildungsstätte<br />

abrufbar – www.jubi-unterfranken.de/grenzenlos/flucht/<br />

Unsere Aufgabe als Bezirksjugendring bezieht sich vorrangig auf die Vernetzung und Unterstützung der lokalen<br />

Akteure der Jugendarbeit. So findet regelmäßig ein runder Tisch für Interessierte und bereits in der Arbeit mit jungen<br />

Geflüchteten aktive Menschen aus dem Feld der Jugendarbeit statt, um Informationen auszutauschen, sich zu vernetzen<br />

und gegenseitig von Erfahrungen zu profitieren.<br />

Es läuft mittlerweile einiges in Unterfranken in der Jugendarbeit mit jungen Geflüchteten, viele dieser Projekte wurden<br />

und werden von uns initiiert oder gefördert. Es kann und muss aber noch viel mehr Angebote und Aktivitäten<br />

geben, damit die Integration der zu uns gekommenen, jungen Menschen weiter gelingt.<br />

Die aufgeführten Beispiele in dieser Broschüre zeigen vor allem eines – oft steht am Anfang ein klarer Wille etwas<br />

anzupacken, die jungen Geflüchteten an der Gesellschaft, am Leben in der Gemeinde, im Verein, im Jugendzentrum,<br />

und der Stadt teilhaben zu lassen.<br />

Über einen Zuschusstopf wurden in 2016 viele verschiedene Projekte gefördert, u.a. die hier in der Broschüre aufgeführten.<br />

Weitere Zuschussempfänger waren die Kommunale Jugendarbeit Schweinfurt, die KOJA Niederwerrn, die<br />

Sportjugend Unterfranken, der MV Kreuzwertheim, die FT Würzburg und der KJG Diözesanverband. Der Zuschusstopf<br />

ist auch für 2017 und 2018 wieder eingesetzt worden, Anfragen auf Förderung nehmen wir gerne entgegen.<br />

Ermöglicht wird unsere Arbeit als Projektregion durch die finanziellen Förderungen des Bayerischen Jugendrings<br />

und des Bezirk Unterfranken.<br />

»Schon nach wenigen Tagen kam der Jugendtrainer, Herr Joachim Adolf auf uns zu. Mit Fußballschuhen, Schienbeinschonern<br />

und Stutzen ›bewaffnet‹ konnte er einen großen Teil unserer Jugendlichen für das Training im örtlichen<br />

Verein begeistern.« Die Aussage der Leiterin eines Jugendwohnheims für unbegleitete minderjährige <strong>Flüchtlinge</strong><br />

(UMF) in Neustadt-Erlach zeigt – eine klare Initiative durch den Jugendleiter stand am Anfang, mittlerweile <strong>sind</strong> viele<br />

der jungen Geflüchteten nun aktive Spieler und Mitglieder im Fußballverein.<br />

Bezirksjugendring Unterfranken<br />

Christian Gündling<br />

Berner Str. 14, 97084 Würzburg<br />

Telefon: 0931 730 410 77<br />

E-Mail: christian.guendling@jugend-unterfranken.de


10 | 11<br />

Hip Hop Workshop<br />

Im städtischen Jugendzentrum Bechtolsheimer<br />

Hof (kurz: b-hof) gibt es seit Anfang 2015<br />

vermehrt integrative Arbeit mit jungen Geflüchteten.<br />

Als besondere Projekte <strong>sind</strong> hierbei neben den weiter unten ausführlich beschriebenen<br />

»Hip Hop Workshops« vor allem auch regelmäßig stattfindende integrative Diskos<br />

(»Interdisko«, »Plugin-Party«), unser Projekt »Integratives Skaten« (wöchentliches Skaten<br />

mit Einheimischen und jungen Geflüchteten in der extra hierfür eingerichteten und<br />

ausgestatteten Skatehalle), sowie unsere regelmäßigen Angebote im offenen Jugendzentrumsbereich,<br />

wie Breakdanceunterricht, Fußballtraining, Billard- und Kickerturniere,<br />

sowie FIFA-Turniere auf der Playstation hervorzuheben.<br />

Vor allem als Folge der erfolgreichen, alle zwei Monate stattfindenden integrativen Hip<br />

Hop Workshops konnte unser Jugendzentrum in den letzten Jahren immer mehr junge<br />

Geflüchtete (vorwiegend Männer) als neues Jugendzentrumsklientel etablieren.<br />

Seit Anfang 2014 finden besagte Hip Hop Workshops mit bis zu 70 jungen Geflüchteten und<br />

bis zu 20 jungen Ehrenamtlichen in den Räumlichkeiten des Jugendzentrums statt und ermöglichen<br />

den Teilnehmer*innen, sich in verschiedenen Disziplinen, wie z.B. Graffiti, DJing,<br />

Beat Producing, Rappen oder auch Skaten, auszuprobieren und sich selbst auszudrücken.


12 | 13<br />

Die Idee zu diesen alle zwei Monate an einem Samstag stattfindenden Workshoptagen kam von zwei in der Hip Hop<br />

Szene verwurzelten und schon ehrenamtlich tätigen jungen Erwachsenen, die das Projekt dann zusammen mit dem<br />

Jugendzentrum sehr erfolgreich initiierten.<br />

Erklärtes Ziel aller Beteiligten war ein verbessertes Miteinander von Würzburger Jugendlichen und unbegleiteten<br />

minderjährigen <strong>Flüchtlinge</strong>n sowie eine produktive Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Kulturen. Ein<br />

positiver Nebeneffekt sollte die Förderung ehrenamtlichen Engagements sein. Das Projekt richtete sich demnach<br />

sowohl an unbegleitete minderjährige <strong>Flüchtlinge</strong> als auch an Einheimische im Raum Würzburg mit dem Ziel, die<br />

Geflüchteten an die eigene Kultur sowie das soziale Netzwerk der Stadt heranzuführen. Auch wollte man mit den<br />

Workshops einen Beitrag zur Willkommenskultur leisten und ein Zeichen gegen den verstärkt aufkeimenden Fremdenhass<br />

setzen. Die Teilnehmer*innen sollten sich angenommen fühlen, mit allem, was sie in die Workshops mit<br />

einbrachten.<br />

Grobziele des Projekts auf Ebene der Jugendlichen waren also die sozialraumorientierte Integration, Partizipation<br />

und Vernetzung von unbegleiteten minderjährigen <strong>Flüchtlinge</strong>n und einheimischen Jugendlichen. Das Empowerment<br />

der Teilnehmer*innen, bei dem vorhandene kreative Ressourcen aufgegriffen, gefestigt und ausgebaut werden,<br />

fand dabei ebenso Beachtung.<br />

Bisher wurde der Erstkontakt über die Wohngruppen der UMF hergestellt, die nach einer Infomail des Jugendzentrums<br />

ihre Jugendlichen verbindlich zum Workshoptag angemeldet hatten.


14 | 15<br />

Gefördert unter anderem von der Robert Bosch Stiftung gibt es an besagten Samstagen nach einer kurzen Präsentation<br />

der einzelnen Workshops auf der Bühne des Liveclubs im Keller des Jugendzentrums zwei jeweils zweistündige<br />

Workshop-Blocks, unterbrochen durch eine gemeinsame Mittagspause inklusive kostenlosem Mittagessen für alle<br />

Teilnehmer*innen und Workshopleiter*innen.<br />

Das Ende der Workshoptage bildet eine gemeinsame Abschlusspräsentation der Ergebnisse der Workshops, ebenfalls<br />

im Saal auf der Bühne.<br />

Die jungen Zugezogenen fühlen sich an den Workshoptagen sichtbar wohl. So bedanken sie sich zum Teil mehrfach<br />

für den Tag und auch die Gruppenbetreuer*innen schätzen das Angebot der Workshops. Manche Jugendliche bleiben<br />

darüber hinaus wirklich »bei der Sache« und kommen fortan zum wöchentlichen Skateboard- oder Breakdanceunterricht,<br />

nutzen also das Jugendzentrum noch im Nachhinein als regelmäßige Anlaufstelle für ihre Freizeitgestaltung.<br />

Insgesamt lässt sich feststellen, dass viele der neuen Besucher des offenen Bereichs das Jugendzentrum<br />

zum ersten Mal im Rahmen der Hip Hop Workshoptage besucht haben.<br />

Da die Hip Hop Workshops ursprünglich ausschließlich für UMF konzeptioniert waren, bei den letzten beiden Workshoptagen<br />

die Anmeldezahlen bei den Workshops allerdings deutlich geringer waren als die Male davor, wird der<br />

Workshoptag in Zukunft dahingehend konzeptionell umgestaltet, dass er offener, auch für begleitete junge Geflüchtete,<br />

sowie für einheimische Jugendliche bis 21 Jahre gestaltet werden soll.<br />

b-hof – Jugendzentrum Bechtolsheimer Hof<br />

Hofstraße 16, 97070 Würzburg<br />

Telefon: 0931 563 09<br />

Internet: www.b-hof.de


16 | 17<br />

Integrativer Fußball<br />

Die Jugendabteilung des FSV Neustadt-Erlach<br />

organisiert seit März 2015 die Integration von<br />

unbegleiteten minderjährigen <strong>Flüchtlinge</strong>n<br />

in den Fußballverein, sowie den Spielbetrieb<br />

der U17- und U19-Jahrgangstufen.<br />

Mit 15 ehrenamtlichen Fahrern und Betreuern haben wir im Jahr 2015 75 Trainingstermine<br />

und 27 Spieltermine und in 2016 67 Trainingstermine und 53 Spieltermine für<br />

unsere 16 jungen Geflüchteten abgehalten. Darüber hinaus konnten wir den Besuch<br />

von diversen Jugendveranstaltungen, wie die U19-EM in Stuttgart und das U19-Turnier<br />

im Rahmen des BRASS-Cup in Aschaffenburg mit Beteiligung von Bundesligamannschaften<br />

realisieren.<br />

Mit der Integration der jungen Geflüchteten verfolgen wir das Ziel diese an regelmäßigen<br />

Vereinsfußball heranzuführen. Wir setzen uns insbesondere dafür ein, einen<br />

gemeinsamen Teamgeist aller herzustellen, unabhängig von Herkunftsland und Leistungsstärke.<br />

Für die jungen Geflüchteten die bei uns leben gilt es, diese dauerhaft in


18 | 19<br />

die dörfliche Vereinsveranstaltungen wie »Neustadttreffen 2016« und »Bolzplatzfest zu Gunsten von Lotta« des<br />

Vereins »Hoffnung schenken« zu integrieren. Neben den sportlichen Aktivitäten und denen des allgemeinen Gemeinwesens<br />

sehen wir es als unsere Aufgabe an, auch bei ganz praktischen Dinge wie der Suche von Praktika und<br />

Lehrstellen über das Vereinsnetzwerk zu unterstützen.<br />

Auszüge aus einem Beitrag der Leitung des Haus St. Michael in Neustadt (Erthal-Sozialwerk):<br />

»Am 12.03.15 <strong>sind</strong> die ersten Jugendlichen, alles junge Männer, in unserem Haus angekommen. Schon nach wenigen<br />

Tagen kam der Jugendtrainer, Herr Joachim Adolf auf uns zu. Mit Fußballschuhen, Schienbeinschonern und Stutzen<br />

›bewaffnet‹ konnte er einen großen Teil unserer Jugendlichen für das Training im örtlichen Verein begeistern.<br />

Seit dem 30.03.15 <strong>sind</strong> die fußballbegeisterten jungen Männer im Trainingsbetrieb integriert, sie wurden kleidungstechnisch<br />

aus Vereinsgeldern bestens ausgestattet und <strong>sind</strong> mittlerweile ein fester Bestandteil der verschiedenen<br />

Mannschaften geworden. Die neuen Vereinsmitglieder kommen aus aller Herren Länder. Vier junge Männer spielen<br />

in der U 19 Mannschaft und insgesamt zwölf spielen in der U 17 Mannschaft. Vier Nicht-Fußballer beteiligen sich mit<br />

helfenden Händen am Vereinsleben, um ihrer neuen Heimat etwas von der ihnen entgegengebrachten Hilfe zurück<br />

zu geben.« – Ilona Englert<br />

Joachim Adolf<br />

Spessartstraße 36, 97845 Neustadt am Main<br />

E-Mail: joachim.adolf@ja-engineering.de


20 | 21<br />

Music4life – Radio-<br />

arbeit mit jungen<br />

Geflüchteten<br />

Radio Klangbrett, das Jugendradio des Stadtjugendrings<br />

in Aschaffenburg, wird neben einer<br />

hauptberuflichen pädagogischen Fachkraft<br />

von ehrenamtlichen jugendlichen Mitarbeiter*innen<br />

getragen, die für 4 bis 5 Stunden an<br />

bis zu drei Tagen in der Woche live aus dem<br />

Aschaffenburger Funkhaus senden.<br />

Die jungen Redakteur*innen planen das Programm der Sendungen, führen Umfragen<br />

und Interviews durch, treffen Musiker*innen, produzieren Beiträge und <strong>sind</strong> darüber hinaus<br />

zudem verantwortlich für die Technik und Moderationen in den Live-Sendungen.<br />

Dieser Radioarbeit zugrunde liegt das Prinzip der Partizipation, das allen jungen Menschen<br />

in der Region die Möglichkeit geben soll, ihr Programm aktiv mitzugestalten.


22 | 23<br />

Aschaffenburg ist eine vielseitige Stadt der internationalen Begegnungen. Menschen aus über 140 Ländern und<br />

verschiedenen Kulturen leben hier zusammen, darunter auch zahlreiche Geflüchtete.<br />

Music4Life ist ein niedrigschwelliges Projekt von Radio Klangbrett in Kooperation mit den Berufsintegrationsklassen<br />

der Staatlichen Berufsschule Aschaffenburg und richtet sich an junge Zugewanderte in Aschaffenburg.<br />

Die Teilnehmenden gestalten die Musiksendung mit ihrer persönlichen Lieblingsmusik. Hierzu erzählen sie zu Inhalten<br />

ihrer Wahl, wie z.B. über ihre Verbindung zu den Liedern, über die Interpreten oder ihre Heimat. Dadurch entsteht<br />

eine bunte und spannende Radiosendung mit einer lebendigen und einzigartigen Musikauswahl.<br />

Die zentralen Ziele der Sendung <strong>sind</strong> die Förderung des deutschen Spracherwerbs und der Kontakt zu anderen<br />

Aschaffenburger Jugendlichen. Die Teilnehmenden zeigen sich hierbei erfahrungsgemäß hoch motiviert, die Beiträge<br />

in möglichst gutem Deutsch zu sprechen. Darüber hinaus gewann Radio Klangbrett ein neues Mitglied, das über<br />

diese Sendung zu einem festen und aktiven Teil unseres bunten Radioteams wurde.<br />

Beteiligt an Music4Life waren bislang ca. 40 geflüchtete junge Menschen. Das Projekt wird sowohl von der medienpädagogischen<br />

Leitung Radio Klangbretts als auch von einer pädagogischen Fachkraft der Berufsschule angeleitet.<br />

Auch für das Jahr 2017 ist eine Fortführung dieser erfolgreichen Kooperation geplant.<br />

Wer Lust hat, noch mehr über Radio Klangbrett zu erfahren, unsere spannende Arbeit zu unterstützen und mit zu gestalten,<br />

ist herzlich eingeladen, zu unseren offenen Redaktionssitzungen montags ab 17 Uhr in der Alexandrastraße 5<br />

vorbeizukommen. Ihr findet uns auch im Netz auf Facebook unter www.facebook.com/JugendradioAschaffenburg,<br />

bei Instagram über »radioklangbrett« oder auf unserer Homepage www.klangbrett.de.<br />

SJR Aschaffenburg – Radio Klangbrett<br />

Anke Bareiß, Alexandrastraße 5, 63739 Aschaffenburg<br />

Telefon: 06021 438 084 1<br />

E-Mail: anke.bareiss@sjr-aschaffenburg.de<br />

Internet: www.klangbrett.de


24 | 25<br />

Integration ins THW<br />

Die THW-Jugend Unterfranken hat im Jahr<br />

2016 drei Maßnahmen mit und um das Thema<br />

junge unbegleitete minderjährige <strong>Flüchtlinge</strong><br />

durchgeführt.<br />

Die erste Veranstaltung war der Bezirksjugendstammtisch im Juni. Ziel war es, eventuelle<br />

Berührungsängste abzubauen und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie junge <strong>Flüchtlinge</strong><br />

in die THW-Jugend integriert werden können.<br />

Der Referent Adil Zitan ist selbst in Berlin als Sohn marokkanischer Einwanderer geboren<br />

und aufgewachsen. Er erläuterte sehr spannend die Grundzüge des Islam. Die<br />

anwesenden Jugendsprecher- und Betreuer*innen der THW-Jugend aus acht Ortsjugenden<br />

diskutierten anschließend beim Fastenbrechen mit Herrn Zitan.<br />

Am Abend wurden anschließend Wege aufgezeigt, wie muslimische Jugendliche in die<br />

THW-Jugend integriert werden können.<br />

160 unserer Jugendlichen trafen sich im September zum alljährlichen Bowlingturnier.<br />

Dieses wurde erstmals durch 14 unbegleitete minderjährige <strong>Flüchtlinge</strong> und zwei Betreuer<br />

vom Kolpingwerk Thüngersheim bereichert.<br />

Neben dem Bowling-Spielen hatten die Jugendgruppen gemeinsam mit ihren neuen <strong>Freunde</strong>n<br />

jeweils eine Aufgabe zu lösen, die beim anschließenden Grillen vorgestellt wurde.


26 | 27<br />

Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projekts »Vielfalt in Bayern – Das macht uns Stark« der THW-Jugend Bayern statt.<br />

Das Bowlingturnier trug zu einem sehr gelungenen Tag bei, der die offene und problemlose Umgangsweise der<br />

THW-Jugend Unterfranken mit diesem aktuellen Thema bewies. Für die Kinder und Jugendlichen spielt es überhaupt<br />

keine Rolle, woher jemand kommt und welche Hautfarbe diese Person hat.<br />

Ende November fand das Fort- und Weiterbildungswochenende für unsere Betreuer*innen statt. Zu den 15 Betreuer*innen<br />

aus ganz Unterfranken kamen in diesem Jahr auch zwei Jugendliche aus Ghana und Afghanistan hinzu, die<br />

in der THW-Jugend Lohr bzw. Marktheidenfeld aktiv <strong>sind</strong>.<br />

Thema des Wochenendes war: »Do it Yourself: Teambuilding für Einsteiger«. Die beiden Jugendlichen haben durch<br />

ihre Fluchterfahrung viel zu dem Gelingen des Wochenende beigetragen.<br />

THW-Jugend Unterfranken<br />

Christoph A. Kuhn, Johann-von-Korb-Straße 3, 97753 Karlstadt<br />

E-Mail: christoph.kuhn@thw-jugend-bayern.de


28 | 29<br />

So läuft Integration<br />

Die Evangelische Landjugend (ELJ) gestaltet<br />

vielfältige Aktionen mit Geflüchteten und<br />

rund um die Themen Flucht, Migration und<br />

Integration.<br />

04.06.2016 – Jugendliche gehen in die Luft<br />

Im Kletterwald Einsiedel wagten sich Jugendliche verschiedener Nationalitäten mit<br />

und ohne Fluchthintergrund in schwindelerregende Höhen von bis zu 14 Metern. Sich<br />

gegenseitig unterstützen, aufeinander Rücksicht nehmen, einander Vertrauen – das<br />

war gefragt. Und die Jugendlichen gingen mit bestem Beispiel voran. Nach einem »In<br />

Kontakt kommen«, war es das »In Kontakt bleiben«, was Sicherheit gab und letztlich<br />

zum Erfolg führte.<br />

Nach diesem Adrenalin und actionreichen Sommernachmittag wurde im anliegenden<br />

Biergarten bei einer ordentlichen Mahlzeit und Getränken entspannt. Eines war schnell<br />

klar: Diese Gemeinschaftsaktion der Wohngruppe für unbegleitete minderjährige<br />

<strong>Flüchtlinge</strong> (UMF) aus Wiesenbronn, der ELJ Oberaltertheim sowie der Johanniter-Unfall-Hilfe<br />

e. V. Franken sollte eine Fortsetzung erfahren.


30 | 31<br />

01.07.2016 – Jugendliche feiern Scheunen-Kino-Aktion!<br />

Am 1. Juli 2016 war es soweit: Im unterfränkischen Castell war einiges los: Vielfältiges Kino-Erlebnis in einer Scheune,<br />

gemeinsames Fastenbrechen bei Sonnenuntergang, lustige Fotos mit Gegenständen aus der »Selfie-Kiste«, Singen<br />

und das alles mit einer bunten Mischung von Menschen verschiedener Altersklassen und Nationalitäten.<br />

Als Anschluss an die Kletterparkaktion im letzten Monat luden die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V., die ELJ Oberaltertheim<br />

und die Wohngruppe für unbegleitete minderjährige <strong>Flüchtlinge</strong> der Rummelsberger Diakonie zu einem gemeinsamen<br />

Scheunen-Kino-Abend ein. Neben Filmen von Mr. Bean und der EM-Viertelfinal-Übertragung auf Großleinwand<br />

gab es auch eine Fotopräsentation des letzten gemeinsamen Kletterpark-Ausflugs. Bei leckerem Gegrilltem klang<br />

schließlich ein schöner Sommerabend aus, der sicherlich, nicht zuletzt aufgrund der vielen Selfies, noch längere Zeit<br />

in den Köpfen aller Beteiligten bleiben wird. Vielen Dank an die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V., die diese zwei Aktionen<br />

finanziert hat sowie an alle Beteiligten für ihr großes Engagement.


32 | 33<br />

12./13.11.2016 – Jugendliche zeigen Gesicht gegen Rassismus<br />

»Mich nervt, dass ich einfach nicht weiß, wie ich auf Aussagen wie ‹<strong>Flüchtlinge</strong> nehmen uns doch nur die Arbeitsplätze<br />

weg› reagieren soll. Ich hätte so gerne Fakten, um besser argumentieren zu können« so ein Jugendlicher einer<br />

Landjugendgruppe. Auf diesen Anstoß hin entstand ein zweitägiges Anti-Rassismus-Training. Neun Jugendliche kamen<br />

hierfür in das Jugendhaus auf den Hesselberg. Die Jugendlichen trainierten Argumentieren und begaben sich<br />

über Rollenspiele in verschiedene Kulturkreise.<br />

Eine Szene aus dem Training:<br />

Hilfesuchend gestikuliert ein Teilnehmer in Richtung Referent. Er darf nicht reden und hat gerade seine Chips verloren.<br />

In drei Kleingruppen wird stumm um Chips gespielt. Die Besten wechseln auf ein Zeichen die Gruppen. Doch<br />

jede Gruppe hat andere Spielregeln, wovon die Teilnehmenden nichts wissen. Ohne zu sprechen fremde Regeln<br />

verstehen zu können sei nicht einfach, so Konsens bei den Jugendlichen. Da könne man nachvollziehen, wie das für<br />

Geflüchtete sein muss, wenn sie hier ankommen, merkt eine Teilnehmerin an.<br />

Wie steht es eigentlich um meine eigene kulturelle Identität? Kann ich diese in Schule, Ausbildung, Beruf, Gesellschaft<br />

einbringen? Und was bedeutet in diesem Zusammenhang Integration? – Dies waren weitere Fragen, denen im<br />

Verlauf des Seminares nachgegangen wurde.<br />

Evang. Landjugend – Landesstelle<br />

Thomas Strauß, Stadtparkstr. 8 – 17, 91788 Pappenheim<br />

E-Mail: thomas.strauss@elj.de


34 | 35<br />

Aschaffenburg<br />

is(s)t bunt<br />

Kochen mit Nachbarn aus aller Welt – Ein<br />

Kochprojekt des Stadtjugendrings Aschaffenburg,<br />

dem Jugendhaus im JUKUZ und ehrenamtlichen<br />

Helfer*innen.<br />

Aschaffenburg ist eine bunte Stadt, 70.000 Bürger*innen aus über 140 Ländern<br />

machen sie vielfältig. Mittlerweile leben auch ca. 1.100 Geflüchtete unter uns. In<br />

kurzer Zeit wurde ein großes Netz von Ehrenamtlichen geknüpft, die sich in unterschiedlichen<br />

Bereichen für die Belange der Geflüchteten einsetzen. Um die<br />

gute Stimmung in der Stadt aufrecht zu halten und Ängsten und Ressentiments<br />

vorzubeugen, brauchen wir Begegnungen. Essen und Kochen ist in allen Kulturen<br />

von besonderer Bedeutung, was liegt also näher, als dies gemeinsam zu tun?<br />

Regionale und überregionale Projekte wie z. B. das »Aschaffenburger Kochbuch«,<br />

»Über den Tellerrand« oder »Welcome Dinner« haben ehrenamtlich Aktive dazu inspiriert<br />

interkulturelle Kochaktionen zu initiieren. Damit die Anfragen und Angebote strukturiert<br />

und gebündelt werden können und um die notwendigen Rahmenbedingungen


36 | 37<br />

für erfolgreiche Kochaktionen zu liefern, bieten die Projektpartner seit dem 17.01.2016 jeden Dienstag außerhalb der<br />

bayerischen Schulferien Kochaktionen an. Diese finden ab 17:30 Uhr im Jugendhaus im JUKUZ statt.<br />

Im letzten Jahr haben wir insgesamt 40 mal gemeinsam gekocht und über 1.600 Menschen damit erreicht. Der<br />

Wunsch nach Austausch und Begegnung ist weiterhin ungebrochen und die Aktionen ausgebucht. Es melden sich<br />

Einzelpersonen und Gruppen bei uns an. Pro Kochaktion begegnen sich in der Regel 40 Personen.<br />

Um auf die Aktionen aufmerksam zu machen, betreiben wir eine Homepage und nutzen Facebook. Dort findet Ihr<br />

weitere Infos zum Projekt. Schaut also gerne einmal vorbei. Wenn wir euch helfen können, könnt Ihr uns gerne kontaktieren.<br />

SJR Aschaffenburg<br />

Andi Hefter, Kirchhofweg 2, 63739 Aschaffenburg<br />

Telefon: 06021 218 733<br />

Internet: www.aschaffenburg-isst-bunt.de


38 | 39<br />

Die Jugendlichen bringen als Expert*innen ihrer eigenen Lage wichtige Informationen<br />

und Perspektiven für eine Jugendarbeit mit, die gerade dabei ist, sich zu internationalisieren.<br />

Begreift man den Integrationsprozess als einen Prozess der Veränderung, nicht<br />

nur der Neuankommenden, sondern ebenfalls der Aufnahmegesellschaft, so bringen<br />

die Jugendlichen mit Fluchthintergrund entscheidendes Wissen und Kompetenzen für<br />

Internationalisierungsprozesse der Jugendarbeit mit. Beispielhaft seien Sprachkenntfluchtperspektive<br />

In der Debatte und Bildungsarbeit um Geflüchtete<br />

in Jugendarbeit und Schule kommen die<br />

Geflüchteten oft selbst nicht zur Sprache. In<br />

der Jugendbildungsstätte Unterfranken werden<br />

Geflüchtete als Expert*innen gesehen.<br />

Junge Geflüchtete helfen uns, als Expert*innen einer oft gefährlichen Flucht und eines<br />

schwierigen Lebens zwischen Integration, Spracherwerb und Unsicherheit in Deutschland<br />

für Verständigung zwischen den Kulturen zu sorgen.<br />

Integrationsexpert*innen aus eigener Erfahrung


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nisse, Schriftkenntnisse, Kommunikationsstrategien bzw. das Wissen über religiöse Praktiken und kulturelle Hintergründe<br />

genannt. Der Expert*innenpool soll in dem Bereich beratend und qualifizierend arbeiten und bei Fachtagungen<br />

und Weiterbildungen angefragt werden können.<br />

14 geflüchtete Expert*innen<br />

Abendmodule. Sie waren bewusst von 18 bis 21 Uhr angesetzt, um den Jugendlichen die Teilnahme neben Studium,<br />

Sprachkursen, Praktika oder Ausbildung zu ermöglichen. Die genaue Festlegung des Zeitpunktes erfolgte in<br />

Absprache mit den Jugendlichen. Die Abendmodule dienten dem Kennenlernen und der gemeinsamen inhaltlichen<br />

Entwicklung des Expertenpools und fungierten als regelmäßiger Treffpunkt und Austauschmöglichkeit. Insgesamt<br />

wurden sechs gemeinsame Abendmodule von August bis November 2016 durchgeführt.<br />

Seit November 2016 gibt es den sogenannten Expert*innenpool »fluchtperspektive«. 14 junge Geflüchtete <strong>sind</strong> bereit,<br />

ihre Erfahrungen und ihr Wissen in die Jugend- und Integrationsarbeit in Deutschland einzubringen. Sie kommen<br />

aus Äthiopien, Syrien, dem Iran, Afghanistan oder Armenien. Sie <strong>sind</strong> Muslime, Christen oder Atheisten; gelernte<br />

Buchhalter, junge Ärzte, Tanzpädagoginnen oder Fliesenleger. Gemeinsam haben sie nur, dass sie aus ihren<br />

Ländern fliehen mussten und in Deutschland einen neuen Anfang wagten.<br />

Ziele<br />

»fluchtperspektive« geht es darum Verbindungen zu schaffen, Ressourcen zu bündeln und neue Perspektiven auf<br />

das Thema Flucht bzw. Jugendarbeit mit geflüchteten Jugendlichen anzubieten. Der Expertenpool soll durch eine<br />

versierte Beratung von Jugendorganisationen bzw. Fachkräften und Ehrenamtlichen in der Arbeit mit geflüchteten<br />

Jugendlichen dazu beitragen, die Integration ausländischer Kinder und Jugendlicher (insbesondere geflüchteter<br />

Jugendlicher) in die Kinder- und Jugendarbeit zu befördern.<br />

Teilnehmer*innenfindung<br />

Tagestrainings & Praxiseinheit<br />

Der zweite Baustein zum Aufbau des Expertenpools waren ganztägige Weiterbildungen, an denen sich die Jugendlichen<br />

intensiv mit wichtigen Themen für ihre Multiplikator*innen-Tätigkeit auseinandersetzten. Diese Tagestrainings<br />

fanden an zwei Wochenenden in der Jugendbildungsstätte Unterfranken statt. Auch hier wurde die Durchführung<br />

an Wochenenden geplant, um den Jugendlichen die Teilnahme neben ihren alltäglichen Verpflichtungen zu ermöglichen.<br />

Ziel der Tagestrainings war es, die Fähigkeit der Ausdrucks-, Präsentations- und Vermittlungsfähigkeit der<br />

Jugendlichen zu stärken, wichtige inhaltliche Grundlagen zu besprechen bzw. eigene (inhaltliche) Positionen für die<br />

Tätigkeit als Multiplikator*in zu reflektieren.<br />

Die Tagestrainings haben geholfen, die Jugendlichen zu bestärken, ihre Stimme und ihr Wissen in die Migrationsgesellschaft<br />

einzubringen. Die Jugendlichen lernten Techniken der Wissensvermittlung, trainierten ihre Präsentationskompetenz<br />

und erarbeiteten sich notwendige Grundkenntnisse zur Struktur der bayerischen Jugendarbeit.<br />

Zum Abschluss der Qualifizierung haben alle Teilnehmer*innen noch eine Praxiseinheit in der Jugendarbeit mitgestaltet,<br />

um das Gelernte anzuwenden und um erste Praxiserfahrungen in der Bildungsarbeit zu sammeln.<br />

Für das Projekt haben wir junge Menschen mit Fluchterfahrung im Alter von 16 bis 30 Jahren angesprochen. Dabei<br />

wollten wir Jugendliche mit Fluchterfahrung erreichen, die Lust haben, sich in der Jugendarbeit zu engagieren und<br />

die sich vorstellen können auch langfristig im Expertenpool mitzuwirken. Über lokale Kontakte zu Menschen in<br />

der Arbeit mit geflüchteten Jugendlichen, in unserem Fall Addis Mulugeta von der Stadt Würzburg und Michaela<br />

Schmitz als Koordinatorin des Studienvorbereitenden Programms zur Integration von <strong>Flüchtlinge</strong>n an der Universität<br />

Würzburg (SPIF), haben wir unser Vorhaben direkt interessierten jungen Menschen mit Fluchterfahrung vorstellen<br />

können. Die Kriterien waren: Fluchterfahrung, Alter (16-30 Jahre), ausreichende deutsche Sprachkenntnisse und<br />

möglichst auch eine repräsentative Geschlechtervielfalt.<br />

Angebote<br />

Die Expert*innen mit Fluchterfahrung können für Bildungsveranstaltungen und Fachtage über die Jugendbildungsstätte<br />

Unterfranken angefragt werden: für Fachkräfte, für Vereine/Jugendverbände/Bildungseinrichtungen, für<br />

Schulklassen und Jugendgruppen oder auch für die Arbeit mit geflüchteten Jugendlichen.<br />

Regelmäßige Abendmodule<br />

Einen Einstieg und dann regelmäßigen Austausch zum gemeinsamen Aufbau des Expertenpools boten uns die<br />

Jugendbildungsstätte Unterfranken<br />

Götz Kolle, Referent »grenzenlos«<br />

Berner Str. 14, 97084 Würzburg<br />

Telefon: 0931 730 410 34<br />

E-Mail: goetz.kolle@jubi-unterfranken.de<br />

Internet: fluchtperspektive.wordpress.com


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Impressum<br />

Herausgeber<br />

Bezirksjugendring Unterfranken<br />

Anschrift<br />

Berner Straße 14<br />

97084 Würzburg<br />

Telefon: 0931 730 410 90<br />

E-Mail: bezjr@jugend-unterfranken.de<br />

Internet: www.jugend-unterfranken.de<br />

Verantwortlich (V.i.S.d.P.)<br />

Carsten Reichert<br />

Redaktion<br />

Christian Gündling, Wibke Lewring<br />

Layout<br />

Denis Junemann<br />

Druck<br />

Franz Scheiner GmbH & Co KG, Würzburg<br />

Gedruckt auf Recycling-Papier aus 100% Altpapier<br />

Bildnachweis<br />

Falls nicht anders angegeben, stammen alle Fotos von<br />

den beteiligten Gruppen oder Einrichtungen.<br />

Für die dargestellten Beispiele und deren Inhalte <strong>sind</strong><br />

die jeweiligen Organisationen verantwortlich.<br />

In Unterfranken waren es Ende 2016<br />

knapp 4.300 junge Geflüchtete unter<br />

18 Jahren, hinzukommen noch viele<br />

im Alter zwischen 18 und 27, die nicht<br />

eigens statistisch aufgeführt <strong>sind</strong>.<br />

Über 700 davon leben in Jugendwohnheimen<br />

für unbegleitete Minderjährige<br />

(UMF), die in unseren Praxisbeispielen<br />

oft vertreten <strong>sind</strong>.<br />

Quelle: www.regierung.unterfranken.bayern.de/regbezirk/02527/index.html<br />

Auflage<br />

1000 Stück


Bezirksjugendring Unterfranken<br />

Berner Straße 14<br />

97084 Würzburg<br />

Telefon: 0931 730 410 90<br />

E-Mail: bezjr@jugend-unterfranken.de<br />

Internet: www.jugend-unterfranken.de<br />

Ein Aktionsprogramm des Bayerischen Jugendrings zur gesellschaftlichen<br />

Partizipation von jungen <strong>Flüchtlinge</strong>n

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