07.03.2017 Aufrufe

BLATTWERK AUSGABE 01*2017

BLATTWERK ist die offizielle Programm-Zeitschrift des Offenen Hauses Oberwart. Essays zu kultur- und gesellschafts-relevanten Themen, Interviews zum aktuellen Geschehen und Beiträge der im OHO ausstellenden KünstlerInnen ergänzen die vierteljährliche Programm-übersicht bzw. nehmen darauf Bezug. Ein wichtiges Anliegen von BLATTWERK ist die Einbindung und Präsentation des regionalen Angebotes in den Bereichen Kunst und Kultur, Handwerk und Kleingewerbe sowie Gastronomie und Kulinarik, was der Zeitschrift zusätzlichen Servicecharakter verleiht.

BLATTWERK ist die offizielle Programm-Zeitschrift des Offenen Hauses Oberwart. Essays zu kultur- und gesellschafts-relevanten Themen, Interviews zum aktuellen Geschehen und Beiträge der im OHO ausstellenden KünstlerInnen ergänzen die vierteljährliche Programm-übersicht bzw. nehmen darauf Bezug.

Ein wichtiges Anliegen von BLATTWERK ist die Einbindung und Präsentation des regionalen Angebotes in den Bereichen Kunst und Kultur, Handwerk und Kleingewerbe sowie Gastronomie und Kulinarik, was der Zeitschrift zusätzlichen Servicecharakter verleiht.

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Stillstand<br />

Mörderland<br />

Von Reinhard Jud<br />

AUF DIE PERSPEKTIVE KOMMT ES AN<br />

Im Gespräch mit dem gebürtigen Eisenstädter David Dobrowsky über seine Arbeit als Filmemacher<br />

und seine Inspirationen.<br />

2007 warst du mit dem Kurzfilm „Animation Lichtgeschwindigkeit“<br />

das erste Mal bei den Filmtagen.<br />

Hast du bereits vorher Filme gemacht?<br />

Ich habe bereits als Kind begonnen, Filme zu machen,<br />

natürlich mit einem sehr spielerischen Zugang und habe<br />

das bis heute fortgesetzt. Meine Motivation, Filme zu<br />

machen, ist weniger das Ergebnis, sondern der Spaß am<br />

Produktionsprozess. Ich bin also ein klassischer Amateur.<br />

„Animation Lichtgeschwindigkeit“ hast du mit dem<br />

Handy gedreht. Der Film erweckt den Eindruck von<br />

unmittelbarem, persönlichem Erleben. Gerade durch<br />

die technische Bearbeitung, die über Raffungen, Dehnungen<br />

und Einfrieren eine subjektive Wahrnehmung<br />

von Zeit vermittelt.<br />

Die Auseinandersetzung mit Zeit und ihrer Wahrnehmung<br />

ist, glaube ich, in jedem meiner Filme wiederzufinden.<br />

Allerdings beruht das nicht auf einer bewussten Entscheidung.<br />

Die spezifische filmische Umsetzung dieser<br />

Themen mit Handy oder Fotokamera liegt teilweise daran,<br />

dass mir nur diese beschränkten technischen Mittel zur<br />

Verfügung stehen. Andererseits möchte ich bewusst auf<br />

aufwendige technische Ausstattung verzichten.<br />

Den persönlichen Bezug hast du bis heute beibehalten.<br />

Was interessiert dich daran? Was inspiriert dich generell,<br />

woher kommen die Ideen?<br />

Ich verstehe die Wirklichkeit als Konstruktion des wahrnehmenden<br />

Subjekts. Meine Filme sind vermutlich<br />

Re flexionen meiner Wirklichkeitskonstruktionen. Ich<br />

ver suche nicht die Wirklichkeit, sondern den Prozess der<br />

Wirklichkeitskonstruktion abzubilden. Mich interessiert,<br />

wie die Perspektive der Wahrnehmung das Wahrgenommene<br />

verändert bzw. prägt. Die Ideen für die Umsetzung<br />

kommen sicher sehr oft von Filmen, die ich sehe und die<br />

mich beeindrucken. Oft habe ich Ideen für Filme direkt<br />

im Kino.<br />

Woran liegt es, dass das Interesse am Kurzfilm, das vor<br />

zehn Jahren noch sehr lebhaft war, mittlerweile ziemlich<br />

eingeschlafen ist?<br />

Vielleicht hat die Tatsache, dass uns mit Handykameras,<br />

Webcams und Co. ständig und überall Filmtechnik zur<br />

Verfügung steht und Online-Plattformen wie YouTube<br />

einen sehr niederschwelligen Zugang zu einem potenziell<br />

sehr großen Publikum ermöglichen, tatsächlich zu einer<br />

Banalisierung des Mediums Film geführt und es hat dadurch<br />

an Reiz verloren. Vielleicht wird die Kamera zunehmend<br />

als Gebrauchsgegenstand der Alltagsbewältigung<br />

und weniger als Instrument des kreativen Ausdrucks<br />

wahr genommen. Ich hoffe und vermute aber, dass es nach<br />

wie vor viele (junge) Menschen gibt, die sich kreativ und<br />

innovativ mit den audiovisuellen Medien auseinandersetzen,<br />

aber dass diese Menschen vielleicht mit dem Etikett<br />

Kurzfilm weniger anfangen können und daher gar nicht<br />

auf die Idee kommen, dass ihre Arbeiten im Kino, Fernsehen<br />

oder in einem kulturbetrieblichen Kontext gezeigt<br />

werden könnten.<br />

Das Thema der diesjährigen Filmtage ist „Heimat“.<br />

Was fällt dir als Burgenländer in Wien dazu ein?<br />

Heimat ist in der gesellschaftspolitischen Rhetorik ein<br />

Kampfbegriff, was den Gebrauch dieses Wortes sehr kompliziert<br />

macht. Für mich persönlich manifestiert sich Heimat<br />

in erster Linie in sinnlichen Eindrücken, die mir ein Gefühl<br />

von Vertrautheit vermitteln. Das Burgenland ist auch nach<br />

15 Jahren in Wien meine Heimat, aber nicht im Sinne einer<br />

ideologischen, sondern einer sinnlichen Kategorie.<br />

Geboren 1983 in Eisenstadt. Studium Publizistik- und Kommunikationswissenschaft,<br />

Uni Wien, Studium Media Management<br />

Fudan University Shanghai, bis heute Doktoratsstudium<br />

Uni Wien. Beschäftigt im Online-Marketing und als externer<br />

Lehrbeauftragter an der FH St. Pölten. Wohnsitz Wien und<br />

Eisenstadt.<br />

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