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s'Magazin usm Ländle, 5. März 2017

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KÖSTLICH<br />

Das kann er, der<br />

Walter Pfanner:<br />

Schnapsbrennen<br />

in der Fastenzeit<br />

SPORTLICH<br />

Vom Torwart zum<br />

Hüter des<br />

Nachwuchses:<br />

Andreas Morscher<br />

<br />

SONNTAG, <strong>5.</strong> MÄRZ <strong>2017</strong><br />

HANNA BACHMANN<br />

LIEBE ZUM<br />

PIANO<br />

Üben,üben, üben: Diejunge<br />

Pianistin undihrePassion<br />

Fotos: photo nancy horowitz, Stiplovsek Dietmar (2)


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<strong>5.</strong> MÄRZ <strong>2017</strong> | INHALT<br />

Fotos: M. Schuppich-Fotolia, Lisa Mathis,PatriciaKeckeis, Mathis Fotografie<br />

4Richtig<br />

sparen:<br />

Bei den Steuern!<br />

13<br />

Bestnote:<br />

Wie man sein Leben der<br />

Musik verschreibt<br />

9<br />

Frei und gerecht?<br />

Eine philosophische<br />

Nachhilfestunde<br />

17<br />

Weder Fisch noch Fleisch?<br />

Doch, beides bitte!<br />

4 AKTUELL<br />

Was sich bei der Steuererklärung<br />

„neu“ für Sie alles ändert!<br />

6 INTERVIEW<br />

Schnapsbrennerkennen keine<br />

Fastenzeit: WalterPfanner im Talk<br />

9 SCHNEIDERS BRILLE<br />

Robert Schneider über Infoflut<br />

und Sprachverwirrung<br />

10 TASTENWEISE<br />

Die Pianistin Hanna Bachmann ist<br />

die diesjährige Wagner-Stipendiatin<br />

12 GSIBERGER Z’WIAN<br />

Carola Purtscher trifft den<br />

Ziviltechniker Wolfgang Prentner<br />

13 ORIGINALE<br />

In FritzJurmanns Leben<br />

gibt die Musik den Takt an<br />

14 HISTORISCHES BILD<br />

Eisbrechen anno 1929<br />

15 MUNDART<br />

Stefan Vögel über das „böögga“,das<br />

mal schreien, mal starren bedeutet<br />

16 EVENTS<br />

Was Sie kommende Woche auf<br />

keinen Fall versäumen dürfen!<br />

17 KULINARIK<br />

Christiane Mähr serviert<br />

knusprigen Wels auf Specklinsen<br />

18 WAS WURDE AUS...<br />

...Andreas Morscher?<br />

s’Magazin 3


AKTUELL<br />

Derzeit ist das Thema Steuerausgleich für<br />

Arbeitnehmer wieder aktuell: „Zwischen<br />

Jänner und - das ist gesetzlich verpflichtend<br />

- Ende Februar reichen die Arbeitgeber die<br />

Jahreslohnzettel ihrer Mitarbeiterbeim<br />

jeweiligen Finanzamt ein“, erklärt<br />

AK-Expertin Eva-Maria Düringer (Bild).<br />

Fotos: Boris Zerwann<br />

Für Personen mit geringem Einkommen<br />

oder niedrigen Pensionen wurde durch das<br />

Finanzministerium mit 1. Jänner <strong>2017</strong> eine<br />

antragslose Veranlagung eingeführt.<br />

4<br />

s’Magazin


AKTUELL<br />

Weil es um Ihr Geld geht!<br />

Mit 1. Jänner <strong>2017</strong> traten bei der Arbeitnehmerveranlagung<br />

zahlreiche Änderungen in Kraft: Wir haben bei AK-Expertin<br />

Eva-Maria Düringernachgefragt, wie die Änderungen im<br />

Detail aussehen und worauf man künftig achten muss.<br />

Das neue Jahr macht in<br />

Sachen Arbeitnehmerveranlagung<br />

einiges<br />

anders: Senioren mit<br />

kleiner Pension (ohne<br />

Lohnsteuer) brauchen keinen Antrag<br />

mehr zu stellen, sie erhalten die Negativsteuer<br />

automatisch ausgezahlt.<br />

„Die Negativsteuer für Pensionisten<br />

wurde 2016 erstmals inHöhe von 55<br />

Euro ausbezahlt, heuer wurde sie auf<br />

110 Euro erhöht“, weiß Eva-Maria<br />

Düringer. Allerdings: „Mindestpensionsbezieher<br />

erhalten die Negativsteuer<br />

nicht.“ Bis zu 400 Euro gibt es<br />

überdies für jene Arbeitnehmer zurück,<br />

deren Einkommen so gering ist,<br />

dass sie zwar Sozialversicherung,<br />

nichtaber Lohnsteuerbezahlen.<br />

Mitarbeiter, deren Ansprüche über<br />

die Pauschalbeträge hinausgehen<br />

bzw. die zusätzliche Ausgaben absetzen<br />

wollen, kommen auch weiterhin<br />

nicht umhin, einen Antrag zur Arbeitnehmerveranlagung<br />

zu stellen.<br />

Zusätzliche Ausgaben beziehen sich<br />

dabei auf außergewöhnliche Belastungen,<br />

etwa durch Krankheit oder<br />

Kuraufenthalte. Auch genutzte Kinderfreibeträge<br />

müssen weiterhin in<br />

der Lohnsteuererklärung angeführt<br />

werden.<br />

Woher weiß man nun aber, ob man<br />

von der neuen Regelung betroffen ist<br />

oder nicht? „Das Finanzministerium<br />

informiert abkommendem Juli alle<br />

Menschen inÖsterreich, die für das<br />

antragslose System infrage kommen.<br />

Es wird davon ausgegangen, dass<br />

rund eine Million Österreicher darunterfallen“,<br />

so die AK-Expertin weiter.<br />

Rund 200 Millionen Euro dürf-<br />

ten so andie Steuerzahler zurückgezahltwerden.<br />

AK-Steuerspar-Tage<br />

Für all jene, die den Steuerausgleich<br />

selbst einreichen wollen, bietet<br />

die AK Vorarlberg deshalb einen besonderen<br />

Service: Im Rahmen der<br />

„AK-Steuerspar-Tage“ von 1. bis 31.<br />

<strong>März</strong> stehen 35 Steuerexperten den<br />

Arbeitnehmern im <strong>Ländle</strong> zur Seite.<br />

Für AK-Mitglieder ist der Service<br />

kostenlos, für alle gratis ist zudem die<br />

Anreise mit Bus undBahn zu denBeratungsterminen.<br />

Wer sicheinenTeil<br />

seines hart verdienten Geldes wieder<br />

zurückholen möchte, ist bei den AK-<br />

Steuerspar-Tagengut beraten. HK<br />

9FRAGEN AN AK-EXPERTIN<br />

EVA-MARIA DÜRINGER<br />

☛ Für wen lohnt sich die<br />

Arbeitnehmerveranlagung?<br />

Der Antrag sollte jedes Jahr<br />

eingereicht werden. Auch<br />

ohne Absetzposten bekommt<br />

man oft Geld zurück.<br />

☛ Worauf sollten<br />

Alleinerzieher achten?<br />

Alleinerziehende Elternteile<br />

lassen oft viel Geld beim<br />

Finanzamt liegen. Individuelle<br />

Beratung ist hier sehr wichtig!<br />

☛ Kann ich auch als<br />

Lehrling einen Antrag<br />

einreichen?<br />

Ja! Lehrlingen - aber auch<br />

Ferialpraktikanten - stehen<br />

über den Steuerausgleich bis<br />

zu 50 Prozent der bezahlten<br />

Sozialversicherungsbeiträge<br />

zu. Holt euch das Geld!<br />

☛ Muss ich Belege dem<br />

Steuerausgleich beilegen?<br />

Rechnungen müssen nur auf<br />

Anfrage des Finanzamtes<br />

vorgelegt werden.<br />

☛ Wasist für Senioren mit<br />

kleiner Pension nun neu?<br />

Pensionisten erhalten ab<br />

diesem Jahr erstmals<br />

automatisch die<br />

Negativsteuer in Höhe von<br />

110 Euroausbezahlt.<br />

☛ Kann ich auch Spenden<br />

an Vereine absetzen?<br />

Spenden für karitative<br />

Zweckekönnen in der Regel<br />

abgesetzt werden. Eine Liste<br />

der anerkannten Spendenempfänger<br />

findet man auf der<br />

seite service.bmf.gv.at<br />

☛ Bekomme ich auch als<br />

Pendler Geld zurück?<br />

Ja, Pendler können sich über<br />

den Steuerausgleich sogar<br />

mehrerehundert Eurovom<br />

Fiskus zurückholen.<br />

☛ Kann ich auch mein<br />

Internet absetzen?<br />

Internet,Handy,Computer -<br />

wenn beruflich genutzt,sind<br />

bis zu 40 Prozent möglich.<br />

☛ Wo bekomme ich Hilfe<br />

zum Steuerausgleich?<br />

Im Rahmen der AK<br />

Steuerspar-Tage (Saal der AK<br />

Feldkirch, Widnau 4) stehen<br />

Steuerrechtsexperten den<br />

Arbeitnehmern zur Seite.<br />

Infos: www.ak-vorarlberg.at<br />

s’Magazin 5


FASTEN UND ALKOHOL<br />

Wann hatten Sie Ihren<br />

ersten Rausch, Herr Pfanner?<br />

INTER<br />

VIEW<br />

DerName Pfanner steht nicht nur für Fruchtsäfte, sondern auch für Hochprozentiges:<br />

Whisky, Gin und Edelbrände. Im Interview mit Angelika Drnek erzählt Walter Pfanner,<br />

warum ihm und seinem Unternehmen die Fastenzeit nichts anhaben kann und weshalb<br />

an den Schneebars der Skigebiete eine Marille wie Kaugummi schmecken muss.<br />

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Vor dem Interview gibt<br />

es noch eine kurze<br />

Führung durchs Haus<br />

Pfanner - vom Keller,<br />

in dem Dutzende Fässer<br />

lagern bis zur „Stube“, die dem<br />

alten Wirtshaus der Familie nachempfunden<br />

ist. Ständiges Begleitgeräusch<br />

von Walter Pfanner: der<br />

Handy-Klingelton.<br />

Nun in der Fastenzeit verzichten viele<br />

Menschenauf Alkohol. Wie halten Sie<br />

das?<br />

AufAlkohol zu verzichten, kann ich<br />

mir beruflich nicht leisten, da muss<br />

man immer weiter testen. Die einzige<br />

Zeit, in der ich keinen Alkohol<br />

trinke, ist mein Urlaub. Da trinke<br />

ich mein letztes Bier, wenn ich im<br />

Flugzeug sitze. Und wenn ich zurückfliege,<br />

wieder daserste.<br />

Merken Sie Einbrüche bei den Umsätzeninder<br />

Fastenzeit?<br />

Nicht unbedingt, weil in den Skigebieten<br />

noch immer Hochsaison ist.<br />

Für einen Urlauber gibt es keine<br />

Fastenzeit. Manmerkt nur, dass die<br />

Menschen etwas mehr alkoholfreie<br />

Säfte oder Biere trinken, aber wirklich<br />

spürbar ist das nicht.<br />

Sind Sie heute schon zwischen Ihren<br />

Whisky- und Ginfässern im Keller herumspaziert?<br />

Dort bin ich jede Woche einmal,<br />

um zu degustieren und um nachzusehen,<br />

wie sich die Fässer entwickeln.<br />

Wir sind ja noch eine junge<br />

Whiskybrennerei und müssen daher<br />

nochvielErfahrung sammeln.<br />

Lassen Sie sich in Ländern wie<br />

Schottland oder Irland inspirieren?<br />

Ichwar in den vergangenen Jahren<br />

zwei Mal inSchottland, bin aber<br />

enttäuscht zurückgekommen,<br />

denn dort gibt es nur Großkonzerne,<br />

die Hunderttausende Liter von<br />

Whisky brennen. Da gibt es keinen<br />

Brennmeister mehr, das macht alles<br />

der Computer.<br />

Vermissen Sie die Kultur aus vergangenen<br />

Jahrzehnten, als am Vormittag<br />

schon ordentlich getrunken wurde?<br />

Nein, während der Arbeit kann<br />

man zwar probieren, aber nicht<br />

trinken. Selbst wenn man 80 oder<br />

90 Weine probiert, ist der Blutalkohol<br />

immer noch bei Null. Beim<br />

Verkosten sollte man immer bei<br />

derSache sein.<br />

Aber beim Umgang mit Alkohol kam<br />

es doch zu einem enormen gesellschaftlichen<br />

Wandel.<br />

EinebestimmteSchicht trinkt heute<br />

weniger Alkohol, dafür einen<br />

besseren. Die waren vor 30 Jahren<br />

in ihrer Jugend. Und die heutigen<br />

Jugendlichen ab14bis 20 üben sich<br />

im Kampftrinken. Beim Faschingsumzug<br />

in Lauterach hat man das<br />

wieder gesehen. Da gibt es dann die<br />

Schlägereien.<br />

Wann hatten Sie denn ihren ersten<br />

Rausch?<br />

An das kann ich mich gar nicht<br />

mehr erinnern. Als Jugendlicher<br />

hatte ich immer Arbeit –imGasthaus,<br />

da war unsere Ausgehzeit<br />

recht beschränkt. Zu Studienzeiten<br />

aber haben wir auch mal hin und<br />

wieder über die Stränge geschlagen.<br />

Sie haben mal gesagt, dass die einen<br />

sich für sehr hochwertige Produkte<br />

entscheiden und andere sich für Produkte<br />

interessieren, bei denen vor allem<br />

das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

stimmt.Was ist da die Leistung?<br />

Für einen Trinker ist die Leistung,<br />

dass er billig zu einem Rausch<br />

kommt. Ein Bier hat etwa fünf Prozent<br />

Alkohol und ist relativ billig zu<br />

kaufen. Ähnliches gilt für Alkopops<br />

oder minderwertige Spirituosen mit<br />

Aromen und 38 Prozent Alkohol.<br />

Wenn man davon vier Stamperl<br />

trinkt, haben viele schon einen<br />

Rausch. Das sind meist leicht gesüßte<br />

Trinkbranntweine mit<br />

Industriealkohol und Aroma. <br />

6<br />

s’Magazin


FASTEN UND ALKOHOL<br />

s’Magazin 7


FASTEN UND ALKOHOL<br />

FORTSETZUNG<br />

Und haben Sie ein Naheverhältnis zu<br />

solchen Produkten oder ist es ein notwendiges<br />

Übel, das eben den Umsatz<br />

bringt?<br />

Man braucht esinden Skigebieten,<br />

an den Schneebars, für den Umsatz,<br />

denndortschmeckt vielendie aromatisierte<br />

Marille eben oft besser als eine<br />

hundertprozentig natürliche<br />

Frucht. Manche Konsumenten sagen,<br />

sie wollen etwas, das wie ein<br />

fruchtiger Kaugummi schmeckt, egal<br />

ob künstlich oder nicht. Ich als<br />

Schnapsbrenner bin natürlich kein<br />

Freund davon, ich versuche immer,<br />

das Beste aus einer Frucht herauszuholen.<br />

Alkohol und Skipiste, ein heißes Thema.<br />

Wäre es nicht mal Zeit für ein Alkoholverbot<br />

auf der Piste?<br />

Alles,was verbotenist, wird trotzdem<br />

gemacht. Wenn derWirt nichtsmehr<br />

ausschenkt, dann hat der Skifahrer<br />

den Alkohol eben im Rucksackdabei.<br />

Es sollte aber gezieltausgegeben werden.Wenn<br />

ein Wirt merkt, dass einer<br />

schon alkoholisiert ist, dann sollte<br />

dieser nichts mehr bekommen, da<br />

müsste man die Wirte ein wenig in<br />

die Pflicht nehmen. Im Ötztal müssen<br />

die Skihütten um 19 Uhr geschlossen<br />

werden, damit die Leute<br />

nicht mehr solange Alkohol trinken<br />

und dann die Piste abfahren. Solange<br />

man bis 15 Uhr fährt, ist der Alkoholkonsum<br />

aber nicht das Thema.<br />

Derwird erstanden Schneebars zum<br />

Thema. Aber Verbote sind nicht immer<br />

sinnvoll. Man hat das in Amerika<br />

gesehen. Zu keiner Zeit wurde<br />

mehr Alkohol getrunken als zu jener,<br />

als er verboten war.<br />

Apropos Gebote und Verbote: Auf Zigarettenschachteln<br />

wird nun drastisch<br />

vor dem Rauchen gewarnt. InÖsterreich<br />

sterben jährlich rund 8000 Menschen<br />

an den Folgen von Alkoholkonsum.<br />

Kommen die Warnhinweise für<br />

Alkohol?<br />

STECK<br />

BRIEF<br />

Diese Diskussion wird vor allen in jenen<br />

Ländern geführt, die keineTradition<br />

im Weinbau haben, in Skandinavien<br />

etwa. Aber in Mitteleuropa ist<br />

der Wein ein Kulturgut. Wenn ich<br />

nur zwei Gläser Wein amTag trinke,<br />

dann ist das ja wohl nichts Verbotenes.<br />

Und dass man auf einen teuren<br />

Wein einen Totenkopf klebt, ist für<br />

mich kaum vorstellbar. Wenn das<br />

kommt, dann bei härteren Alkoholika.<br />

Aber beim Wein ist eine große<br />

Anzahl von Winzern dahinter, da<br />

wird sich so schnell nichts ändern.<br />

Wenn aber erstmal das totale Rauchverbot<br />

durchgesetzt ist, kommt von<br />

der EU mit Sicherheit der nächste<br />

Schritt.<br />

Wie stehen Sie dem gegenüber?<br />

Ich bin liberal. Esmuss jeder selber<br />

wissen, was er trinken kann und was<br />

nicht. Ich bin kein Befürworter davon,<br />

nur Vorschriftenzumachen.<br />

Walter Pfanner sieht sich<br />

als Liberalen: VonVerboten<br />

und Geboten hält er nicht<br />

viel. Wichtigerist ihm<br />

Eigenverantwortung.<br />

Walter Pfanner,geboren 1957,Ausbildung an der<br />

HTL für Obst-und Weinbereitung,Eintritt bei der<br />

Firma Pfanner im Jahr 1980, ab 1988 Geschäftsführer.<br />

Verheiratet,dreiKinder.<br />

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Der Rausch und das Rauschhafte haben<br />

eine extrem lange Kulturgeschichte.<br />

Was macht denn für Sie als Experten<br />

in Sachen Alkohol das Rauschhafte<br />

aus?<br />

Es gibt drei verschiedene Typen. Die<br />

einen werden lustig, die anderen<br />

schlafen ein und die Dritten werden<br />

rabiat. Das habe ich schon in meiner<br />

Kindheit im Gasthaus gesehen. Das<br />

hat es immer schon gegeben, aber es<br />

sollteeben im Rahmenbleiben.<br />

Hat das nicht auch ein Moment der Befreiung?<br />

Man sagt ja auch, Champagner<br />

macht nicht betrunken, sondern<br />

glücklich.<br />

Ja,für einen Teilder Leute gilt das sicher.<br />

Die sind mit einem Gläschen<br />

lustigerals ohne Gläschen.<br />

Zu welchem Gläschen greifen denn Sie<br />

persönlich am liebsten nach Dienstschluss?<br />

Weil ich sehr viel verkosten muss,<br />

trinke ich am liebsten etwas gegen<br />

den Durst –und das ist ein kleines<br />

Bier.<br />

Ihr Bruder Peter Pfanner ist für die<br />

Fruchtsäfte verantwortlich, Sie haben<br />

sich für den Alkohol entschieden. Wo-<br />

8<br />

s’Magazin


FASTEN UND ALKOHOL<br />

<br />

Die Freiheit<br />

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durch unterscheiden sich die Pfanner-<br />

Brüder noch?<br />

Peter ist ein Kaufmann, erist ein Zahlenmensch,<br />

während ich eher der Techniker<br />

bin. Es liegen auch neun Jahre<br />

zwischen uns, erist mein jüngster Bruder.<br />

Und ich gehe gerne in die Berge,<br />

Peter dagegenliebt Fußball.<br />

Auf welche Berge steigen Sie?<br />

Ich laufe in der Woche ein- bis zweimal<br />

auf denPfänder.<br />

Waswar Ihr schönstes Bergerlebnis?<br />

Die Besteigung des Kilimandscharos<br />

vor einigen Jahren. Als Vorbereitung<br />

darauf habenwir einige Tagestourengemacht<br />

–und ich musste neun Kilo abnehmen.<br />

DieLuftab5500 Metern istso<br />

dünn, dakämpft man nur noch. Dahat<br />

man gesehen, wie weit man den Körper<br />

bringen kann.<br />

Zum Abschluss: Sind Ihnen Abstinenzler<br />

vonGrund auf unsympathisch?<br />

Nein, jeder soll tun, was er will. Und<br />

wenn jemand keinen Alkohol trinkt,<br />

dann kommt er ohnehin nicht zu einer<br />

meinerVerkostungen.<br />

Fotos: StiplovsekDietmar<br />

Verzeihen Sie, wenn ich Sie heute zum Philosophieren<br />

verleiten möchte. Der Philosoph Max Horkheimer<br />

sagte: „Jemehr Freiheit,desto weniger Gerechtigkeit.Jemehr<br />

Gerechtigkeit,desto weniger<br />

Freiheit.“ Ein dialektisches Wortspiel, aber vonstupender<br />

Wahrhaftigkeit.Wir leben in der Tatineiner<br />

Gesellschaft,die suggeriert,dass das Individuum<br />

frei ist.Und wir sind auch freie Menschen, verglichen<br />

mit unseren Vormüttern und Vorvätern. Jeder<br />

kann etwas werden, ungeachtet seiner ethnischen<br />

oder sozialen Herkunft,seiner Konfession oder politischen<br />

Anschauung. Weshalb also soll das Streben<br />

nach mehr Gerechtigkeit zu Lasten der Freiheit gehen?<br />

Das leuchtet auf Anhieb nicht ein. Gerade das<br />

Gegenteil müsste eintreten, könnte man meinen.<br />

Weil unser Zusammenleben eine einzige Lüge ist<br />

und nur durch den Kitt der angeblichen Gerechtigkeit<br />

notdürftig zusammengehalten wird. Es ist ein<br />

Gemeinwesen, in dem jeder jeden ausspioniert,in<br />

dem gigantische Ressourcen darauf verwandt werden,<br />

das Gegenüber in irgendeiner Weise haftbar<br />

machen zu können, dingfest,botmäßig - jedenfalls<br />

nicht freier.Eine fast alles lähmende Angst hat sich<br />

unserer bemächtigt,ein nicht mehr zu durchforstender<br />

Wald aus Gesetzen und Paragraphen, eine<br />

grenzenlose Sprachverwirrung im Sinne der Fachjargons,<br />

dagegen die babylonische Sprachverwirrung<br />

ein Kindergeburtstagwar.Gehen Sie zu einem Arzt,<br />

einem Versicherungsmakler,einem Steuerberater,<br />

einem Rechtsanwalt,jaselbst zu einem Kfz-Händler<br />

und lassen Sie sich das, was jeder sagt,eindeutschen.<br />

Sie werden es lange nicht verstehen. Diese<br />

angeblich unerhörte Differenziertheit führt in ein<br />

tiefes Gefühl der Ohnmacht und Unfreiheit.Dahaben<br />

wir das Wort wieder: Freiheit.Eswirdeine Revolution<br />

geben, eine stille, aber gigantische Revolution:<br />

Der gespenstische Transfer vonInformation -<br />

ich nenne es Knechtung - wirdzusammenbrechen,<br />

weil der Mensch nicht mehr davon Gebrauch machen<br />

kann und will. Bis dahin ist es weit,aber das Inter-Netz<br />

wirdreißen.<br />

s’Magazin 9


MUSIK<br />

Bereits mit sechs Jahren<br />

fing Hanna Bachmann<br />

an, Klavierunterricht zu<br />

nehmen. „Eigentlich habe<br />

ich Blockflöte gespielt“,<br />

erzählt sie, „aber dann haben<br />

meine Eltern ein Klavier gekauft und<br />

so habe ich meinen ersten Unterricht<br />

bekommen ...“ Obwohl ihr das Musizieren<br />

schon damals viel Spaß gemacht<br />

hat, war esnicht ihr Berufswunsch,<br />

Pianistin zu werden. Sieging<br />

regulär zur Schule und hatte Hobbys<br />

wie viele andere Kinder auch. Ihr offensichtlichesTalentbrachtesie<br />

dann<br />

aber bereits mit zwölf Jahren an das<br />

Landeskonservatorium Feldkirch in<br />

die Klasse von Ferenc Bognar. Mit<br />

der Zeit kristallisierte sich heraus,<br />

dass das Musizieren mehr als nur ein<br />

lieb gewonnenes Hobby ist. „Meine<br />

Eltern habenmir nie Druck gemacht,<br />

wofür ich sehrdankbar bin. Durch die<br />

TeilnahmeanWettbewerben habe ich<br />

langsam gemerkt, dass mein Spiel<br />

auch wertgeschätzt wird und nicht<br />

nur mir selbst Spaß macht. Das Klavierspielen<br />

hat schlussendlich so einen<br />

großen Raum in meinem Leben<br />

eingenommen, dass ich dabei gebliebenbin.“<br />

Einzelkämpfer<br />

Und der Erfolg gibt ihr recht: Seit<br />

2011 arbeitet siemit Pavel Gililov am<br />

MozarteumSalzburg, wo sie2015 ihr<br />

Bachelor-Studium mit Auszeichnung<br />

absolvierte und diesen Sommer mit<br />

dem Masterstudium abschließen<br />

wird. Bei nationalen und internationalen<br />

Klavierbewerben wurde sie bereits<br />

ausgezeichnet, etwa mit dem ersten<br />

Preis beim „International Bachelor<br />

Piano Award 2015“ in Düsseldorf.<br />

Sie trat beim Beethovenfest in<br />

Bonn sowie bei Solo- und Kammermusikkonzerten<br />

in Wien, u. a. beim<br />

Festival „Young Pianists Worldwide“<br />

und beim „Blüthner-Zyklus“ auf.<br />

Die junge Pianistin kann bereits auf<br />

das Fachurteil eines der wichtigsten<br />

Dirigenten unserer Zeit verweisen.<br />

Fotos: StiplovsekDietmar ,Bachmann<br />

Musik drückt aus,<br />

was mit Worten<br />

nicht gesagt<br />

werden kann . . .<br />

…und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ Mit diesem Zitat von<br />

Victor Hugo beschreibt Pianistin Hanna Bachmann ihre Faszination<br />

für Musik. An die 23-Jährige wurde kürzlich das<br />

Wagner-Stipendium <strong>2017</strong> vergeben. „Krone“-Redakteurin Sandra<br />

Nemetschke traf sie im Röthner Schlössle zum Gespräch.<br />

Kirill Petrenko ist voll des Lobes für<br />

die 23-Jährige: „Hanna Bachmann<br />

spielt mit großer Musikalität, Kreativität<br />

und hohem technischem Kön-<br />

Pianistin Hanna Bachmann im Gespräch<br />

mit „Krone“-Redakteurin Sandra<br />

NemetschkeimSchlössle in Röthis.<br />

nen. Ihr feiner Klang und ihre Interpretation<br />

zeugen von einer gereiften<br />

Persönlichkeit am Klavier.“Für Hanna<br />

eine große Ehre: „Alleine, dass er<br />

sich Zeit genommen hat, mich anzuhören,<br />

hat mich unglaublich gefreut<br />

und umso mehr,daesihm offensichtlich<br />

gefallenhat.“ Undnun wurde sogar<br />

noch das Wagner-Stipendium<br />

<strong>2017</strong> an sie vergeben. Sie erhält zusammen<br />

mit über 200 Stipendiaten<br />

aus der ganzen Welt die Möglichkeit,<br />

drei Opernproduktionen, nämlich<br />

„Die Meistersinger von Nürnberg“<br />

(Neuinszenierung), „Tristan und<br />

Isolde“ und „Die Walküre“ von Richard<br />

Wagner bei den Bayreuther<br />

Festspielen zu besuchen.<br />

Für eine junge Pianistin sind Emp-<br />

10<br />

s’Magazin


MUSIK<br />

Hanna Bachmann entzückt<br />

nicht nur mit Können, sondern<br />

auch mit ihrer Bühnenpräsenz.<br />

fehlungen von renommierten Künstlern<br />

und Stipendien Gold wert, besonders,<br />

weil die Konkurrenz groß<br />

ist. „Jeder will sein Ziel erreichen. Es<br />

gibt zwar Freundschaften zwischen<br />

Pianisten, aber es ist schon unterschwellig<br />

zu spüren, dass wir alle das<br />

Gleiche wollen, besonders auf Wettbewerben.<br />

Wir sind eben Einzelkämpfer.“Umsich<br />

von der Masse abzuheben,<br />

wird viel versucht, und natürlichkönntebei<br />

einer jungen Dame,<br />

wie Hanna eine ist, das Aussehen ein<br />

Argument sein. „Ich glaube sogar,<br />

dass es einezugroße Rolle spielt.Die<br />

Karrieresollte nichtdavon abhängen.<br />

Dennoch verkauft man sich als<br />

Künstler zu einem gewissen Grad<br />

selbst, auch wenn eseinem oft widerstrebt<br />

- aber das Publikum kauft das<br />

Gesamtpaket“, erzählt sie aus dem<br />

Leben einer jungen Pianistin.<br />

Nichtsdestotrotz folgt Hanna<br />

Bachmann ihrem Herzen, sprich, der<br />

Musik. Dafür nimmt sie auch Einschränkungen<br />

im Privatleben in<br />

Kauf: „Man hat nie das Gefühl, dass<br />

man mit Üben fertig ist - ist man ja<br />

auch nie. Damuss man schon konsequent<br />

mit sich selbst sein.“ Neben ihrem<br />

Studium, Konzertreisen, Wettbewerben<br />

sowie Aufnahmen übt sie<br />

meistens sechs Stunden täglich.<br />

Nicht weil sie sich ein Pensum festgelegt<br />

hat, aber so kann sie sich auf die<br />

anstehenden Aufgaben optimal vorbereiten.<br />

„Ich teile mir alles ein, aber<br />

auf die Uhrschau ich nicht.“ Ein großes<br />

Projekt für sie war die Aufnahme<br />

ihrer ersten eigenen CD, die kürzlich<br />

erschienen ist. Vier Klaviersonaten<br />

von Janáček, Beethoven, Ullmann<br />

und Schumann hat sie dafür ausgewählt.<br />

Jedes der Stücke hat eine besondere<br />

Bedeutung für die Röthnerin.<br />

„Zufälligerweisehat sich die Thematik<br />

Abschied ergeben. Eigentlich<br />

eigenartigfür ein Debütalbum“, lacht<br />

Hanna. Dennoch bezeichnend fürdie<br />

jungePianistin,die sich in der Musik<br />

gerne verliert: „Obwohl die Stücke in<br />

einer anderen Zeit geschrieben wurden,<br />

berühren sie nach wie vor und<br />

haben ihren Zauber nicht verloren.<br />

Wenn man die Musik hört, macht sie<br />

etwasmit einem, das man nicht erklären<br />

kannl!“<br />

s’Magazin 11


GESELLSCHAFT<br />

<br />

<br />

Wolfgang Prentner<br />

Staatlich beeideter IT-Ziviltechniker<br />

••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />

„Den Wiener Schmäh zu verstehen ist schwierig,<br />

selbst nach 23 Jahren“, erklärt mir Wolfgang Prentner<br />

(51) mit einem verschmitzten Lächeln. Aufgewachsen<br />

ist der erfolgreiche Hobby-Fußballer in Altach,<br />

wo er nach der Hauptschule den Eintritt in die<br />

HTL mangels Schulplätzen verschieben musste.<br />

Deshalb machte er die Lehreals Maschinen-Mechaniker,umdann<br />

noch an der HTL Dornbirn Textilindustrie<br />

zu lernen. Schließlich folgte ein Informatik-<br />

Studium - in Mindeststudienzeit:Zum Teil finanzierte<br />

der junge Mann das Studium durch seine Erfolge<br />

im Fußball. Er promovierte im Fachbereich IT-<br />

Security,eine Thematik, die ihn noch heute täglich<br />

beschäftigt.Imselben Jahr gründete Wolfgang sein<br />

Zivilingenieur-Büro„ZTP“,indem er heute zwölf<br />

MitarbeiterInnen beschäftigt und als staatlich beeideter<br />

Ziviltechniker renommierte Unternehmen<br />

u.a. vorComputer-Hacker-Angriffen schützt.Zahlreiche<br />

ehrenamtliche Funktionen –darunter die<br />

Funktion als E-Government-Berater für das Bundeskanzleramt<br />

- lassen auf ein gutes Zeitmanagement<br />

schließen.Dank einiger Kunden im <strong>Ländle</strong> kommt<br />

der Manager alle zwei<br />

Monate zurück in die<br />

Heimat.Der vierfache<br />

Vater versucht<br />

dann auch, einen Besuch<br />

auf dem Klettersteig<br />

Melrütti<br />

einzuplanen.<br />

DieVorarlberger Kommunikationsberaterin<br />

Carola<br />

Purtscher (PR-Agentur<br />

Purtscher Relations) lebt<br />

seitüber30JahreninWien.<br />

Als Netzwerkerin lädt sie<br />

regelmäßig zu ihrer exklusiven<br />

„Tafelrunde“.<br />

twitter.com/<br />

CarolaPurtscher<br />

Sein Selfie: Der<br />

„Computerdoktor'“ Wolfgang<br />

Prentner in seinem Büro.<br />

Der Musik-<br />

Doyen<br />

Wenn er morgen seinen 7<strong>5.</strong> Geburtstag<br />

feiert, blickt Fritz Jurmann auf ein<br />

Leben für die Musik zurück. Als<br />

Organist und Tanzmusiker machte er<br />

sie selbst, als Musik-Verantwortlicher<br />

des heimischen Rundfunks prägte er<br />

eine ganze Epoche und begründete<br />

gleich mehrere „Szenen“ - und auch<br />

als Konzert-Kritiker trifft er noch<br />

heute den richtigen Ton.<br />

Dass Musik das Leben von<br />

Fritz Jurmann bestimmt,<br />

kommt nicht von ungefähr:<br />

Schon sein Vater war<br />

Profimusiker, der vom<br />

klassischen Orchester über Schrammelmusik<br />

bis hin zur Truppenbetreuung im<br />

Kabarett Simpl alle Register zog. Diese<br />

zog bald auch Fritz –und zwar an seinem<br />

Lieblingsinstrument, der Orgel. „Ich sah<br />

mit offenem Mund meiner Mutter am<br />

Klavier zu und wollte das unbedingt auch<br />

können. Also setzte man mich mit fünf<br />

Jahren auf den Schemel, und ich lernte<br />

erst das Piano- und dann das Orgelspiel -<br />

Letzteres praktiziere ich mit großer Begeisterung<br />

bis heute“, so der in Wien geborene<br />

Schubert-, Bach- und Swing-Fan,<br />

dessen Familie 1950 nach den Kriegswirren<br />

im <strong>Ländle</strong> wieder zueinanderfand.<br />

Seitdem ist er glühender Vorarlberger,<br />

und der „leidenschaftliche Nicht-Tänzer“<br />

machte bald mit seiner Tanzcombo<br />

The Five Cravallos (nomen est omen?)<br />

die Ballsäle und Bars im <strong>Ländle</strong> unsicher.<br />

Seine wahre Bestimmung fand er<br />

aber nicht als aktiver Musiker, sondern<br />

als Förderer der heimischen Musikszene<br />

im hiesigen Rundfunk. „In den ersten<br />

12<br />

s’Magazin


ORIGINALE<br />

Jahren war es sehr schwierig, der aufkommenden<br />

Popszene eine Plattform zu<br />

bieten. Der sehr traditionelle ORF-Intendant<br />

Walther Tölzer betrachtete<br />

selbst einen harmlosen Schlager wie ,Es<br />

wird Nacht Senorita‘, den ich in meiner<br />

Sendung spielte, als unanständig“, erinnert<br />

sich der damalige U-Musik-Referent.<br />

Dennoch schaffte er es, mit „Oho<br />

Vorarlberg“ die heimliche Landeshymne<br />

zu produzieren, Schlagerkönigin Elfie<br />

Graf zu entdecken und mit dem „Pop-<br />

Lädele“ eine umstrittene, aber bei der<br />

Jugend äußert populäre Sendung zu etablieren.<br />

Vorarlberger Musikgeschichte<br />

Nicht zuletzt ob dieser Erfolge wurde<br />

er 1984 zum Leiter der gesamten Musikabteilung<br />

ernannt. Was folgte, ist Vorarlberger<br />

Musikgeschichte: Mit unzähligen<br />

Aufnahmen und mehreren Fernseh-Dokumentationen<br />

verhalf er der<br />

Schubertiade zu internationalem Ruf, interviewte<br />

Weltstars wie Thomas Quasthoff<br />

oder Elisabeth Schwarzkopf und<br />

wurde dank seiner Festspiel-Übertragungen<br />

zum Ehrenmitglied der Wiener<br />

Symphoniker ernannt.<br />

Dabei vergaß er aber nie die Vorarlberger<br />

Szene –Komponisten wie Herbert<br />

Willi oder Richard Dünser verdanken<br />

ihm viel –und vor allem sein eigenes<br />

Publikum. „Die ,Sonntagsmelodie‘ war<br />

meine Herzensangelegenheit; noch heute<br />

werde ich darauf angesprochen“, so<br />

der seit 46 Jahren mit Ulli verheiratete<br />

Jubilar, der auch nach einem Dreiviertel-<br />

Jahrhundert noch kein Pensionisten-Dasein<br />

führt. Als Kritiker für diverse<br />

Zeitungen stellt er sein immenses Wissen<br />

nun eben Printmedien zur Verfügung.<br />

„Mit meinen 75 Jahren bin ich<br />

heute in dem wunderbaren Alter, wo man<br />

ein bisschen was kann, alles darf und<br />

nichts mehr muss“, freut er sich noch<br />

immer ob seiner Tätigkeit und auf den<br />

morgigen Jubeltag. Wir gratulieren!<br />

Raimund Jäger<br />

Foto: lisamathis.at<br />

s’Magazin 13


Eisbrechen am See, anno 1929<br />

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Der Winter im Jahr 1929<br />

hatte es wirklich in sich: Die<br />

Monate Jänner und Februar<br />

gestalteten sich bitterkalt,<br />

die frostigen Temperaturen<br />

ließen weite Teile des Bodensees<br />

zufrieren. In diesem Jahr<br />

wurde auch die letzte „Halbgfrörene“<br />

auf dem Bodensee<br />

verzeichnet, ganz zugefroren<br />

war der See seit 1963 nicht<br />

mehr. Die Bodenseeanrainer<br />

des Jahres 1929 feierten auf<br />

dem halb zugefrorenen See<br />

wahre Volksfeste. Zu Tausenden<br />

waren Menschen aus der<br />

Schweiz, Deutschland und<br />

Österreich auf dem Eis unterwegs.<br />

Während sich für viele<br />

der Ausflug als großer Spaß<br />

herausstellte, gab es allerdings<br />

auch Tragödien: So<br />

konnte eine achtköpfige Eislaufgruppe<br />

aus Hard imFebruar<br />

nicht mehr den schützenden<br />

Hafen in Lindau erreichen<br />

- drei Kinder kamen dabei<br />

ums Leben. Auch der<br />

Schiffsverkehr wurde durch<br />

die „Seegfrörenen“ vor große<br />

Herausforderungen gestellt.<br />

Um den Betrieb am Laufen zu<br />

14<br />

s’Magazin


MUNDART<br />

<br />

halten, musste in den Häfen<br />

das Eis gebrochen werden.<br />

Haben Sie auch historische Fotoschätze<br />

zuhause, dann schicken<br />

Sie sie uns per E-Mail an vorarlberg@kronenzeitung.at.<br />

Die besten<br />

Bilder werden veröffentlicht.<br />

Foto: Vorarlberger Landesbibliothek<br />

<br />

bööggaBöögg Böögge<br />

Zeit-und Hauptwort<br />

••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />

Eines der komplexesten Wörter der alemannischen<br />

Sprache ist das Verb böögga,daesgleichlautend in zwei<br />

unterschiedlichenBedeutungen verwendet wird, die nur<br />

aus dem Kontext entziffert werden können. Während die<br />

eine Form von böögga,das Starren,ein Schweigen geradezu<br />

bedingt,beschreibt seine Zweitbedeutung das exakte<br />

Gegenteil davon: ein Schreien oder<br />

Brüllen. Ob jemand, der bööggt, also<br />

stiert oder brüllt,erfordert in der<br />

Regel weiterführende Informationen.<br />

Als wärediese sprachliche<br />

Hürde nicht schon hoch genug,so<br />

tun sich bei der Substantivierung<br />

des bööggens zum Böögg weitere<br />

und unappetitlichereAbgründe auf:<br />

Der Böögg ist,wie zu vermuten war,zwar<br />

„Luag, wia er<br />

bööggt!“<br />

ein Schrei oder Gebrüll,keinesfalls jedoch ein starrer<br />

Blick –dafür aber ein Kügelchen eingetrockneten Nasenschleims<br />

oder vulgo: aRotzböllile („Hol aSacktuach, du<br />

hoscht an Böögg idrNasa!“). Werandieser Stelle noch<br />

nicht indigniert oder mangels Verständnis seine Segel<br />

gestrichen hat,dem sei zur abschließenden Verwirrung<br />

das Hauptwort der Böögge ans Herz gelegt,welches eine<br />

Vermenschlichung des Bööggens betreibt:Der Böögge<br />

ist weder ein Schreihals oder jemand, der mit seinen<br />

mürben Nasensekreten zu spielen beliebt,sondern ein<br />

sinnentleert vorsich hin starrender Mensch.Ist diese<br />

Person weiblichen Geschlechts, spricht man auch von<br />

einer Böögga.Die Bööggare andererseits ist ebenfalls<br />

weibliches Geschlechts, stammt aber meist aus dem<br />

Tierreich und meint: eine Kuh, die dauernd brüllt.<br />

s’Magazin 15


EVENTS<br />

Foto: DAVIDS<br />

Tina-Turner-Musical<br />

„Simplythe Best“ ist eine weitereMusical-Biographie<br />

aus der Erfolgsschmiede<br />

von Produzent Bernhard Kurz und<br />

bringt den einzigartigen Sound der<br />

„Queen of Rock“ live auf die Bühne. Die<br />

Tina-Turner-Story schildert in beeindruckenden<br />

Szenen das bewegte Leben der<br />

FilmfestivalHuman Vision<br />

im SpielbodeninDornbirn<br />

Von7.bis 11. <strong>März</strong> geht erstmalig das HumanVision Film<br />

Festival im Spielboden Dornbirn über die Bühne. Gezeigt<br />

werden zehn aktuelle internationale undfestivalprämierte<br />

Spiel- und Dokumentarfilme, die sich mit den Schwerpunkten<br />

Menschenrechte, Politik und Gesellschaft auseinandersetzen.<br />

Tickets: www.spielboden.at<br />

Rock-Ikone. Von den Anfangserfolgen,<br />

der harten Zeit mit dem drogensüchtigen<br />

und gewalttätigen Ehemann und<br />

dem Neuanfang in den 80ern. Zu sehen<br />

am Dienstag, dem 7. <strong>März</strong>, um20Uhr<br />

im Festspielhaus in Bregenz. Tickets:<br />

Musikladen, www.oeticket.com.<br />

Foto: Spielboden<br />

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•<br />

Stefan Vögel<br />

mit seinem<br />

Solokabarett<br />

auf Tour<br />

Mit seinem neuen Solokabarett<br />

„Das Auge des Tigers“<br />

ist Stefan Vögel ab<br />

Dienstag,dem 7. <strong>März</strong>,wieder<br />

auf Tour. Der Protagonist<br />

des Stücks, Markus Malin,<br />

befindet sich in einer<br />

Midlife Crisis, mit allem,<br />

was dazugehört.<br />

Alle Spielorte<br />

und<br />

Termine<br />

unter:<br />

www.vovo.at,<br />

Tickets:<br />

laendleticket.at<br />

Foto: vovo.at<br />

Klangkunstaus Russland mit<br />

ExpromptimBahnhof Andelsbuch<br />

Mit ihren traditionellen russischen Instrumenten –<br />

Domra, Balalaika, Bajan und Kontrabass-Balalaika –zaubern<br />

die vier Musiker der Gruppe Exprompt mit unbändiger<br />

Spielleidenschaft ein umwerfend virtuoses, feinsinniges<br />

und begeisterndes<br />

Ensemblespiel<br />

voller solistischer<br />

Glanzlichter,<br />

das seinesgleichen<br />

sucht. Zuhören ist<br />

die Band am Samstag,<br />

dem 11. <strong>März</strong>,<br />

ab 20 Uhr im<br />

Bahnhof in Andelsbuch.<br />

Tickets:<br />

www.bahnhof.at<br />

Foto: LeonidNikolaev<br />

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Impressum<br />

Medieninhaber: KRONE-Verlag GmbH &Co. KG .Herausgeber und Chefredakteur: Dr.Christoph Dichand<br />

Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GmbH &CoKG, Alle: 1190 Wien, Muthgasse 2<br />

Redaktionsleitung: EmanuelWalser, Redaktion: Harald Küng, Sandra Nemetschke, Angelika Drnek, Sekretariat: Nicole Kinzel, Quellenstr.16, 6900 Bregenz, Tel. 057060-59300<br />

vorarlberg@kronenzeitung.at, emanuel.walser@kronenzeitung.at, harald.kueng@kronenzeitung.at, sandra.nemetschke@kronenzeitung.at, angelika.drnek@kronenzeitung.at<br />

Herstellung:Druckzentrum Salzburg Betriebsges. m. b. H. ,5020 Salzburg; Offenlegung gem. §25 MedienG online unter www.krone.at/krone-offenlegung<br />

16<br />

s’Magazin


KULINARIK<br />

Wels aus dem Backofen auf<br />

Speck-Linsen<br />

Zubereitung:<br />

1 Backofen auf 200 Grad Umluft (220 Grad<br />

Unter-/Oberhitze) vorheizen.<br />

2 Linsen waschen und mit ausreichendWasser<br />

und dem Lorbeerblatt 25 bis 30 Minuten bei<br />

geringer Hitze köcheln lassen(eventuell heißesWasser<br />

hinzufügen).Anschließend abgießen,<br />

abtropfen lassen und das Lorbeerblatt<br />

entfernen.<br />

3 Eine kleineAuflaufform mit etwas Butter<br />

ausfetten,Welsfilets hineinlegen, pfeffern und<br />

salzen, etwasWeißwein hinzufügen, Zitronenschaledrüberstreuenund<br />

im Backofen auf der<br />

obersten Schiene 10 bis 15 Minuten garen.<br />

Nach der Hälfte der Garzeit mit dem Saft beträufeln.<br />

4 In der Zwischenzeit eine Pfanne erhitzen,<br />

Olivenöl hineingeben und den Speck darin<br />

knusprig braten. Etwas zurückdrehen, Schalotten<br />

anschwitzen, Knoblauch dazugebenund<br />

ebenfalls anschwitzen. Dann die Linsen mit 1El<br />

Wasser und Zitronensaft hinzufügen.<br />

5 Speck-Linsen auf denTellern verteilen,<br />

Welsfilets in der Mitte darauf anrichten und<br />

mit klein gehacktem Schnittlauch servieren.<br />

Zutaten für 2Personen:<br />

80-100 g Berglinsen<br />

1 Lorbeerblatt<br />

1-2Welsfilets<br />

Meersalz,Pfeffer<br />

Weißwein<br />

Butter<br />

Olivenöl<br />

100 g Speck(in Streifen geschnitten)<br />

1 Schalotte,fein gehackt<br />

1 Knoblauchzehe,fein gehackt<br />

Schale und Saftvon 1 /2 Zitrone<br />

Schnittlauch<br />

Fotos: PatriciaKeckeis,Christiane Mähr, Fotolia<br />

<br />

Zum eher milden Fisch gibtes<br />

diesmal eine herzhafte Beilage:<br />

Berglinsen mit Speck.Fisch und Fleisch<br />

als Duett auf dem Teller!<br />

Noch mehr<br />

schmackhafte<br />

Rezepte findet<br />

man auf Ianes<br />

Foodblog.<br />

Fisch und Fleisch auf einem Teller war für mich lange Zeit<br />

ein No-Go. Und für mancheKombinationen, etwaSurf ’n’<br />

Turf, gilt das immer noch. Diesem Gericht aber verleiht<br />

der Speck eine besondere, weil ungewöhnlich herzhafte<br />

Note. Ich habe Wels oder andere Fische auch schon öfters<br />

in Speck „eingepackt“ – ebenfalls sehr zu empfehlen. Besonders<br />

wichtig bei der hier beschriebenen Zubereitungsart ist, dass der Ofen<br />

gutvorgeheizt ist,damit der Fisch schnell garist und nicht zu trocken<br />

wird. Und wer weiß: Vielleicht probiereich demnächst doch auch mal<br />

Garnelen mit Steak aus.<br />

www.gesunde-erbsen.com<br />

s’Magazin 17


WAS WURDE EIGENTLICH AUS<br />

...<br />

...Andreas Morscher?<br />

In der Karriere von Andreas Morscher deutete lange nichts darauf<br />

hin, dass er einmal als Profi von Austria Lustenau das Tor hüten<br />

würde. 2004 bis 2009 stand der Schwarzacher aber dann im „Kasten“<br />

der Grünweißen. Seine Karriere hat er mittlerweile beendet, er<br />

betreibt mit seinem Bruder René eine Torspielerschule.<br />

2005: Andreas<br />

Morscher als<br />

Austria-Keeper im<br />

Duell gegen Peter<br />

Kabat (FC Kärnten).<br />

wurmt ihn aber bis heute ganz besonders:<br />

„Einer unserer Spieler lag am<br />

Boden, jeder dachte, der Ball wird<br />

jetzt ins Seitenout gespielt. Aber<br />

Marquinhos schoss aus großer Distanz<br />

–und traf zum entscheidenden<br />

1:0.“ Seine Karriere ließ Morscher<br />

dann dort ausklingen, wo er sie begonnen<br />

hatte - beiseinem Stammverein<br />

Schwarzach.<br />

Seit zwei Jahren bildet Morscher<br />

in der Torspielerschule seine Nachfolger<br />

aus. 14 bis 20 Torhüter zwischen<br />

zehn und 16 Jahren erlernen<br />

bei ihm das Toreverhindern. Hauptberuflich<br />

ist der heute 36-Jährige<br />

mittlerweile Einrichtungsberater bei<br />

derHohenemserFirma Inhaus.<br />

Auch privat hat Morscher sein<br />

Glück gefunden: Seit zweieinhalb<br />

Jahren ist ermit Silke Paterno verheiratet,<br />

gemeinsam haben sie zwei<br />

Söhne. Die aber von Vaters Torhütertalent<br />

„verschont“ blieben: Fabio<br />

spielt Stürmer bei der U10 des FC<br />

Dornbirn, der Jüngere, Noah, kickt<br />

vorerst nur in Papas Garten. Keine<br />

Frage also, wer im Hause Morscher<br />

beim gemeinsamen Fußballspiel ins<br />

Tor muss ...<br />

Elred Faisst<br />

Fotos: Privat<br />

Nachdem ich die ersten<br />

sieben Elfmeter nicht<br />

halten konnte, musste<br />

ich mir vor dem achten<br />

halt was einfallen lassen“,<br />

erinnert sich Andi Morscher<br />

mit einem breiten Grinsen im Gesicht<br />

an sein Karrierehighlight, das<br />

ÖFB-Cupspiel gegen den damaligen<br />

Bundesligisten Pasching. In diesem<br />

schnürte ersich vor dem neunten Penalty<br />

aufreizend lange die Schuhe -<br />

und brachte soPaschings Schützen<br />

Torsten Knabel aus dem Konzept<br />

unddie Austria eine Runde weiter.<br />

DieKarrierebegann der Schwarzacher<br />

beim FC Schwarzach. Über den<br />

FC Egg und den FC Dornbirn landete<br />

erschließlich in Lustenau, woer<br />

für die Austria immerhin 84 Spiele in<br />

der Ersten Liga bestritt. Gerne hat er<br />

den Ball zwar nie aus dem Netz gefischt,<br />

ein Gegentor - ausgerechnet<br />

gegen den Erzrivalen FC Lustenau -<br />

<strong>2017</strong>: Andi Morscher spielt heute<br />

am liebsten mit seinen beiden Söhnen<br />

Fabio (re.) und Noah Fußball.<br />

18<br />

s’Magazin

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