03/2017 Gesundheit-Spezial
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Seele<br />
Eltern stellen oft zu viele<br />
Fragen. Damit verwirren<br />
wir unsere Kinder.<br />
>>> wir unsere Kinder. Wenn<br />
das Kind auf obige Frage mit Nein<br />
antwortet und ich seine Entscheidung<br />
korrigiere, respektiere ich<br />
seine Entscheidung nicht. Mit meiner<br />
Frage habe ich streng genommen<br />
dem Kind einen Entscheidungsrahmen<br />
übergeben, den ich<br />
eigentlich gar nicht übergeben<br />
wollte, weil ich ja gerne hätte, dass<br />
es so entscheidet, wie ich will.<br />
5. Muss man ein «Nein»<br />
begründen?<br />
Situation: Kind: «Papa, ich möchte<br />
noch ein Gummibärchen.»<br />
Vater: «Nein, du hattest schon welche.»<br />
Kind: «Aber nur drei, und<br />
die waren alle weiss.»<br />
Resultat: Der Vater ist ratlos.<br />
Lösung: Ein Nein nicht begründen,<br />
sondern drei Schritte weiterdenken.<br />
Sagen: «Ja, Gummibärchen,<br />
das wär jetzt toll, würd ich<br />
auch gern essen, am liebsten einen<br />
ganzen Haufen. Das geht jetzt aber<br />
nicht, denn wir essen gleich. Frag<br />
mich doch nach dem Abendessen<br />
nochmals.»<br />
Erklärung: Man sollte es vermeiden,<br />
ein Nein zu begründen, weil<br />
man sich damit auf weitere Diskussionen<br />
einlässt, die ärgerlich<br />
sein können. Begründet man ein<br />
Nein, geht es nur noch um den<br />
Grund, nicht um das Nein. Besser:<br />
Einen alternativen Impuls setzen<br />
und sagen: Frag mich nach dem<br />
Essen nochmals. So bleibt die<br />
Energie im Spiel. Schlimmstenfalls<br />
fragt dann das Kind: Warum<br />
nicht? Dann kann man es begründen,<br />
muss es aber nicht. Begründet<br />
man es aber, ist man da, wo man<br />
immer schon war.<br />
René Borbonus über …<br />
… Entschuldigungen: Eines der<br />
mächtigsten Instrumente in der<br />
Kommunikation. Wenn man sich<br />
richtig, aufrichtig und gut entschuldigt,<br />
hat das sehr viel Kraft.<br />
Eine gute Entschuldigung braucht<br />
drei Dinge. Erstens: die Reue.<br />
Wenn man glaubwürdig bereut,<br />
stellt das sofort wieder Vertrauen<br />
her. Zweitens: die Empathie. Dass<br />
man sagt, das hat dich getroffen,<br />
jetzt bist du traurig. Drittens: einen<br />
Plan. Glaubhaft versichern, dass es<br />
so nicht mehr vorkommt.<br />
... Vergleiche: Wir kritisieren oft,<br />
indem wir vergleichen: «Guck mal,<br />
wie schön Anna ihr Zimmer aufgeräumt<br />
hat!» «Der Nicolas spielt<br />
so toll Klavier, er übt jeden Tag.»<br />
Was wir damit bei unseren Kindern<br />
erreichen, ist, dass sie Anna<br />
oder Nicolas abgrundtief hassen.<br />
… unechte Fragen: «Warum liegt<br />
denn dein Jacke am Boden?» Die<br />
Frage ist rein rhetorisch, denn es<br />
geht um etwas anderes: Die Jacke<br />
soll aufgehängt werden. Hintenrum<br />
verpackte Kritik nervt.<br />
… Forderungen: «Alle anderen<br />
dürfen, nur ich nicht.» Hier gehts<br />
nur über Emotionen. Also sagen:<br />
«Ja, das wär jetzt toll, zehn Stunden<br />
lang am Stück zu gamen. Und jetzt<br />
bist du wütend, weil du das unfair<br />
findest. Ich möchte dir aber gerne<br />
zeigen, wie ich das sehe.» Dann die<br />
Verhandlungen starten. In dem<br />
Bereich, der einem wichtig ist,<br />
jedoch unnachgiebig bleiben.<br />
… Konflikte: Kinder brauchen<br />
Konflikte. Das ist anstrengend und<br />
kann auch verletzen. Aber ich halte<br />
es für einen Fehler, dass Eltern<br />
Konflikte und Eskalationen vermeiden<br />
möchten. Viele Eltern sind<br />
gefangen in diesem Wellness-Anspruch.<br />
Wir sind unseren Kindern<br />
einen Streit schuldig, selbst wenn<br />
sie uns dann ein «Ich hasse dich!»<br />
entgegenschleudern oder als<br />
«schlimmste Mutter / schlimmsten<br />
Vater der Welt» bezeichnen. Das<br />
gilt es auszuhalten. Wichtig ist:<br />
Man sollte sich davon nicht beeindrucken<br />
lassen. Der hormonelle<br />
Nebel legt sich wieder.<br />
>>><br />
René Borbonus<br />
studierte Germanistik, Psychologie und<br />
Politik, ist ehemaliger Redenschreiber<br />
und arbeitet heute als Redner, Rhetoriker<br />
und Kommunikationstrainer. Er lebt in<br />
Deutschland, ist verheiratet und hat zwei<br />
Söhne. www.rene-borbonus.de<br />
Wie kommuniziere ich richtig –<br />
vier Tipps<br />
• Kurz sprechen. Je mehr wir sagen,<br />
desto mehr Widerstände bauen<br />
sich auf.<br />
• Einfache Sprache. Keine Worte<br />
benutzen, die der andere nicht kennt.<br />
Gerade Kinder fragen oft nicht nach,<br />
weil sie sich keine Blösse geben wollen.<br />
• Strukturiert vorgehen. Also erst<br />
den Grund sagen, dann das Ziel.<br />
• Struktur hörbar machen. Also<br />
mündlich Absätze machen, wie wenn<br />
man es schriftlich auch tun würde.<br />
Die drei Ideen oder die drei Aspekte<br />
zum Beispiel erwähnen.<br />
64 März <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi <strong>Gesundheit</strong>s-<strong>Spezial</strong>