03/2017 Gesundheit-Spezial
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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«Erfahren Kinder, dass auch ihre<br />
Eltern Hindernisse kennen, die sie<br />
zweifeln liessen, lernen sie, dass<br />
diese überwunden werden können,<br />
denn sie sehen ihre Eltern ja<br />
als stark und unbesiegbar.» Unsere<br />
Kinder, so schliesst Cury ab,<br />
würden in ihrem weiteren Leben<br />
noch grossen Frustrationen begegnen.<br />
«Vielleicht finden sie keine<br />
Arbeit, hungern oder erleiden<br />
Schicksalsschläge. Wir müssen sie<br />
darauf vorbereiten, dass auch<br />
Wohlstand und <strong>Gesundheit</strong> nicht<br />
selbstverständlich sind, dass das<br />
Leben trotzdem immer lebenswert<br />
und schön ist.»<br />
>>><br />
Zur Person<br />
Augusto Jorge Cury, geboren 1958, ist<br />
ein brasilianischer Arzt, Physiotherapeut,<br />
Psychiater und Schriftsteller. Er ist der<br />
Begründer der «Teoria da Inteligência<br />
Multifocal» und Autor mehrerer Bücher<br />
über bessere Lebensqualität und Selbsthilfe.<br />
www.grupoaugustocury.com.br<br />
Kritik, wie wir sie in der<br />
Schule betreiben, ist schädlich<br />
und macht Kinder nicht stark.<br />
de Beziehung zu mindestens einem Menschen. «Diese<br />
Person muss nicht zwingend der eigene Vater oder<br />
die Mutter sein», betont Experte Fröhlich-Gildhoff.<br />
«Auch Geschwister, Grosseltern, Nachbarn oder Lehrer<br />
können diese Rolle einnehmen.»<br />
Pippi Langstrumpf ist ein Paradebeispiel<br />
für Resilienz<br />
Die zweite tragende Säule zur Entwicklung von Resilienz<br />
sind bestimmte Schutzfaktoren. Das Beispiel der<br />
Kinderbuchheldin Pippi Langstrumpf zeigt anschaulich,<br />
worauf es hier ankommt. Objektiv betrachtet,<br />
wächst Pippi ja unter denkbar ungünstigen Bedingungen<br />
auf: Die Mutter ist tot und der Vater ständig auf<br />
Reisen. Trotzdem meistert Pippi ihr Leben hervorragend.<br />
«Denn Pippi Langstrumpf verfügt über wichtige<br />
Resilienzfaktoren, wie eine positive Lebenseinstellung,<br />
soziale Kompetenzen und vor allem Selbstwirksamkeitsüberzeugung»,<br />
betont der Resilienzexperte. «Faktoren,<br />
die die Forschung als besonders schützend für<br />
die kindliche Psyche identifiziert hat.»<br />
So fördern Eltern die psychische<br />
Widerstandskraft ihres Kindes<br />
Eltern sind in den ersten Jahren meist die wichtigsten<br />
Bezugspersonen im Leben ihres Kindes. Deshalb können<br />
sie die psychische Widerstandskraft ihres Kindes<br />
besonders gut fördern. «Das tun Eltern am besten,<br />
indem sie präsent sind und ihrem Kind aktiv zuhören,<br />
indem sie die Bedürfnisse ihres Kindes ernst nehmen<br />
und soziale Kompetenzen im Alltag beispielhaft vorleben»,<br />
appelliert Fröhlich-Gildhoff. «Lassen Sie Ihr<br />
Kind so oft wie möglich altersgerechte Erfahrungen<br />
selbst machen, aber überfordern Sie es dabei auch<br />
nicht.» So lernen Kinder schon früh, ihren Fähigkeiten<br />
zu vertrauen und sich auch in schwierigen Lebensphasen<br />
erfolgreich zu behaupten.<br />
Diese 6 Resilienzfaktoren machen Kinder stark<br />
• Positive Selbstwahrnehmung<br />
• Gefühle allein steuern (Selbststeuerungsfähigkeit)<br />
• Selbstwirksamkeitsüberzeugung (eigene Stärken<br />
kennen sowie Erfolge auf ihr Handeln beziehen und<br />
Strategien daraus ableiten)<br />
• Soziale Kompetenzen (auf Menschen zugehen,<br />
Kontakt aufnehmen, einfühlsam sein, Konflikte<br />
lösen)<br />
• Angemessener Umgang mit Stress<br />
• Problemlösekompetenz<br />
Anja Lang<br />
ist langjährige Medizinjournalistin. Sie ist<br />
Mutter von drei Kindern und lebt in der<br />
Nähe von München.<br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi <strong>Gesundheit</strong>s-<strong>Spezial</strong><br />
März <strong>2017</strong>55