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03/2017 Gesundheit-Spezial

Fritz + Fränzi

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Interesse zeigen statt mahnen<br />

Burger, Pizza und Eistee: Viele Kinder und Jugendliche mögen das, was Erwachsene zur<br />

Verzweiflung bringt. Die Ernährungsexpertin Marianne Botta kennt Tipps und Tricks, wie<br />

man Fastfood ein bisschen unattraktiver machen kann. Text: Claudia Landolt<br />

Frau Botta, Teenager lieben Fastfood.<br />

Kann man ihnen das abgewöhnen?<br />

Die Frage lautet: Haben sie Junkfood<br />

wirklich gern oder gehen sie<br />

nur zum Schnellimbiss, weil ihre<br />

Kollegen das auch tun? Meiner Er ­<br />

fahrung nach möchten viele<br />

Jugendliche gesund essen, aber das<br />

Geld dazu nicht ausgeben – weil<br />

sie lieber für eine neue Jeans oder<br />

ein Game sparen. Denn ein Salat<br />

kostet selbst beim Fastfood-Marktführer<br />

mehr als ein Burger. Wenn<br />

es am Geld liegt, gibt es eine Möglichkeit,<br />

die bei meinen Kindern<br />

gut funktioniert: Ich gebe ihnen<br />

Essensgeld, damit sie sich gesund<br />

verpflegen – gegen eine Quittung.<br />

So sehe ich, was sie ge gessen<br />

haben. Liegt es eher an der Peergroup,<br />

dann sollte man versuchen,<br />

mit den Kids ins Gespräch zu kommen.<br />

Was bedeutet es dir, mittags<br />

ins Schnellrestaurant zu gehen?<br />

Warum findest du es fein? Können<br />

wir etwas zu Hause tun, um unser<br />

Essen aufzuwerten? Ge rade in der<br />

Pubertät ist es sinnlos, sich wegen<br />

gesundem Essen in die Haare zu<br />

In der Pubertät ist es sinnlos,<br />

sich wegen gesundem Essen<br />

in die Haare zu geraten.<br />

geraten. Gegen Kollegen hat man<br />

keinen Stich. Besser, man holt die<br />

Kinder ins Boot und bezieht sie mit<br />

ein. Was auch funktioniert, ist die<br />

Wissensschiene. Ihnen zu erklären,<br />

was Hamburger, Hotdogs und<br />

Donuts mit ihrem Körper machen<br />

– selbst wenn es «nur» Pickel, Fettröllchen<br />

oder Cellulitis sind. Glauben<br />

Sie mir, kein Teenager möchte<br />

dick sein oder Cellulite haben.<br />

Nach der Schule haben viele Kinder<br />

Hunger. Wie verhindere ich, dass sie<br />

zu Chips und Co. greifen?<br />

Grössere Kinder mögen es, wenn<br />

man ihnen Verantwortung übergibt<br />

und Zusammenhänge aufzeigt,<br />

zum Beispiel indem man<br />

sagt: «Probier doch das mal aus<br />

und schau, wie es dir geht.» Oder<br />

wenn man ihnen erklärt, dass nach<br />

einem Schoggistengeli der Blutzuckerspiegel<br />

sofort wieder absinkt<br />

und sich ein Hungergefühl einstellt.<br />

Sind Kinder allein zu Hause,<br />

essen sie gerne vor dem TV oder<br />

am Handy. Das verhindert aber,<br />

dass sich ein Sättigungsgefühl einstellt.<br />

Am besten ist, man stellt ein<br />

vorbereitetes Znüni oder Zvieri<br />

hin oder in den Kühlschrank. Das<br />

kann auch mit dem Namen des<br />

Kindes angeschrieben sein.<br />

Sie schlagen vor, dass jedes Familienmitglied<br />

drei bis fünf Lebensmittel<br />

abwählen darf, die es nicht<br />

probieren oder essen muss.<br />

Schreiben Sie auch für sich selbst<br />

eine Liste. Sie haben auch das<br />

Recht, nichts zu probieren. Das<br />

ergibt lustige Situationen, wenn<br />

Ihre Kinder Sie dann doch davon<br />

überzeugen möchten, etwas zu<br />

probieren. Dieses Listensystem<br />

funktioniert aber nur, bis Kinder<br />

in die Pubertät kommen. Der Geschmackssinn<br />

wird in den ersten<br />

zehn bis zwölf Lebensjahren trainiert,<br />

danach ist alles spannend,<br />

was die Eltern auf die Palme bringt<br />

– also zickiges Essverhalten. In der<br />

Regel normalisiert sich das später<br />

wieder. Problematisch wird es,<br />

wenn der Teenager jüngere Geschwister<br />

hat. Dessen Verhalten<br />

am Tisch färbt auf die Jüngeren ab:<br />

Macht der grosse Bruder Theater<br />

ums Gemüse, werden es seine Geschwister<br />

auch tun. Bei uns gibt es<br />

folgende Regel: Wenn das grosse<br />

Kind etwas nicht mag oder nicht<br />

essen will, soll das diskret geschehen,<br />

denn es hat eine Vorbildfunktion.<br />

Das klappt gut.<br />

Was, wenn Kinder heimlich naschen?<br />

Sackgeld gibt Kindern die Möglichkeit,<br />

ungeliebtes Essen zu umgehen,<br />

indem sie sich am Kiosk<br />

etwas zum Naschen kaufen und es<br />

dann im Zimmer verstecken.<br />

Dann sollte man darauf bestehen,<br />

dass nur am Tisch gegessen wird.<br />

Grössere Kinder können beispielsweise<br />

Lebensmittel, die sie gern<br />

essen und die man mit ihnen ausgehandelt<br />

hat, in einer Box in der<br />

Küche aufbewahren. So stellt man<br />

sicher, dass sie nicht wahllos<br />

42 März <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi <strong>Gesundheit</strong>s-<strong>Spezial</strong>

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