03/2017 Gesundheit-Spezial
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Rubrik<br />
Slow-Wave-Ströme<br />
Slow-Wave-Ströme (SWS)<br />
bezeichnen eine Schlafphase,<br />
in der die Aktivitätsphase der<br />
Neuro nen extrem gering ist (mit<br />
einer Frequenz zwischen 0,5 und<br />
3 Hz). Diese SWS-Schlafphase gilt<br />
als der Schlaf mit der höchsten<br />
Weckschwel le und widerspiegelt<br />
die Qualität des Schlafes.<br />
Bild: Alain Laboile<br />
Schlafen – Lernen – Schlafen<br />
In einer aktuellen Studie mussten<br />
40 Probanden die Übersetzungen<br />
von 16 Swahili-Wörtern auswendig<br />
lernen. Dabei schritt die Gruppe,<br />
die um 9 Uhr abends sowie 12<br />
Stunden später lernte, deutlich<br />
besser ab als die Gruppe, die zuerst<br />
morgens und dann abends lernte.<br />
Das bedeutet, dass Schlaf das<br />
Erlernen und langfristige Behalten<br />
von Inhalten begünstigen kann.<br />
Effizient lernen heisst demnach:<br />
lernen, eine Nacht schlafen<br />
und am Morgen erneut lernen.<br />
den, umgebaut. «Es überleben nur<br />
die relevanten Verknüpfungen,<br />
welche für die Funktionalität des<br />
Hirns in der Adoleszenz wichtig<br />
sind», weiss Reto Huber. Teenager<br />
verfügen mit der Zeit dann über<br />
ein weniger dichtes, dafür umso<br />
effizienteres Netzwerk an Nervenzellen.<br />
Und ebenso, wie die Um <br />
bauwelle des Gehirns von hinten<br />
nach vorne geschehe, veränderten<br />
sich auch diese SWS-Muster. Das<br />
heisst: Teenager schlafen zwar<br />
weniger, weil die Fähigkeit, länger<br />
wach zu bleiben, zunimmt. Dafür<br />
schlafen sie relativ tief.<br />
Langsame Wellen sind also<br />
wichtig für die Gedächtnisleistung.<br />
Lerninhalte, die am Abend<br />
eingeprägt werden, werden am<br />
Morgen besser memoriert. Die<br />
grosse Frage aber lautet: Was passiert,<br />
wenn Jugendliche zu wenig<br />
schlafen? «Da gibt es natürlich<br />
Leistungseinbussen», erklärt Reto<br />
Huber.<br />
Genug Schlaf ist wichtig<br />
Allerdings ist die Grenze sehr individuell<br />
und abhängig von der einzelnen<br />
Leistung, denn nicht alle<br />
kognitiven Fähigkeiten geraten in<br />
Schieflage. Ob acht Stunden pro<br />
Tag wirklich notwendig sind,<br />
belegt die Wissenschaft nicht.»<br />
Man sehe aber, dass Teenager am<br />
Wochenende sehr viel mehr schlafen<br />
würden als unter der Woche.<br />
«Das zeigt, dass ein gewisses Be <br />
dürfnis unter der Woche zu kurz<br />
kommt.» Wie viel Schlaf das eigene<br />
Kind braucht, ist für Eltern<br />
manchmal schwierig zu eruieren.<br />
Laut Reto Huber kann man sich<br />
dabei an Ferienzeiten orientieren,<br />
wenn die Jugendlichen nach einem<br />
eigenen Rhythmus leben können.<br />
«Wenn jemand immer um 23 Uhr<br />
ins Bett geht und nicht vor 11 Uhr<br />
aufsteht, ist klar, dass diese Person<br />
mehr als sieben Stunden Schlaf<br />
braucht.» Allerdings machen Jugendliche<br />
ihren Schlafmangel<br />
einerseits durch tieferen Schlaf<br />
wieder wett, sie füllen ein Schlafdefizit<br />
durch einige Nächte mit<br />
tiefem Schlaf wieder auf. Andererseits<br />
müssen sie eben gerade am<br />
Wochenende oder in den Ferien<br />
vermehrt Schlaf nachholen.<br />
Und Luis? Er hat in jener Nacht<br />
vor dem Test gut geschlafen. Im<br />
Geografietest bringt er eine 5,5<br />
nach Hause, die Französischwörtchen<br />
weiss er auch am anderen Tag<br />
noch. Einer guten Nacht folgte ein<br />
lerntechnisch erfolgreicher Tag.<br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi <strong>Gesundheit</strong>s-<strong>Spezial</strong><br />
März <strong>2017</strong>27