03/2017
Fritz+Fränzi
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Digital & Medial<br />
Halten Sie den<br />
Streit aus!<br />
Digitale Medien führen immer wieder zu Streit.<br />
Mit dem ersten Smartphone Ihres Kindes<br />
bekommen Sie oft endlose Debatten gratis<br />
dazu. Und das ist gut so. Lesen Sie hier wieso.<br />
Text: Michael In Albon<br />
Bild: Swisscom<br />
Der Vater einer 13-Jährigen<br />
trifft den Nerv<br />
vieler Familien,<br />
wenn er sagt: «Ei-<br />
gentlich verstehe ich<br />
mich mit meiner Tochter super –<br />
wenn das Thema Handy nicht wäre.»<br />
Denn ständig gibt es Auseinandersetzungen<br />
um die Nutzung der Bildschirmgeräte.<br />
Selbst bei den grundlegendsten<br />
Regeln wie etwa der<br />
Medienzeit.<br />
Eine Stunde sind 60 Minuten,<br />
sollte man meinen. Wann jedoch so<br />
eine Stunde beginnt und wann sie<br />
endet, ist keineswegs eindeutig.<br />
Gehört etwa das YouTube-Tutorial<br />
über Bruchrechnen dazu? – «Das ist<br />
ja Lernen.» Oder das Sportpanorama<br />
– «Das willst ja eigentlich du<br />
schauen». Und was ist mit den<br />
Minuten, in denen Ihr Kind zwischendurch,<br />
während seiner Me -<br />
dienzeit, auf die Toilette muss? Das<br />
gilt es auszuhandeln.<br />
Streiten macht unabhängig<br />
Solche Diskussionen drücken auf die<br />
Stimmung, hören nicht auf – und<br />
sind anstrengend. Denn trotz klarer<br />
Regeln und Abmachungen versuchen<br />
Kinder und Jugendliche immer<br />
wieder, längere Nutzungszeiten herauszuschlagen.<br />
Häufig argumentieren<br />
sie damit, dass alle anderen ihre<br />
Geräte viel länger nutzen dürfen –<br />
alle Freunde, alle Klassenkameraden,<br />
ja die ganze Welt! Das ermüdet,<br />
frustriert und ist normal. Vor allem<br />
aber ist es positiv. Halten Sie als<br />
Eltern den Streit aus – gerade mit<br />
Teenagern. Er gehört zu ihrer Entwicklung.<br />
Schwierig ist dabei, dass<br />
Sie in einem konstruktiven Dialog<br />
bleiben.<br />
Das heisst: Lassen Sie Ihr Kind<br />
seinen Standpunkt vertreten und<br />
legen Sie Ihren dar. So lernen Teenager<br />
argumentieren und entwickeln<br />
ein gesundes Selbstbewusstsein.<br />
Dieses stärkt sie; vor allem um dem<br />
Gruppendruck von Gleichaltrigen<br />
standzuhalten. Jugendliche, die sich<br />
häufig fundierte Streitgespräche mit<br />
ihren Eltern liefern, sind weniger<br />
anfällig für negative Einflüsse. Sie<br />
entwickeln zu Hause eine gesunde<br />
Selbständigkeit, die sich auf die<br />
Beziehung mit Gleichaltrigen überträgt.<br />
Legen Sie also Ihre Erfahrungen<br />
dar, pochen Sie auf das Einhalten<br />
von Regeln und scheuen Sie den<br />
Konflikt mit Ihrem Kind nicht. Aber<br />
streiten Sie richtig: Streiten Sie um<br />
die Sache, nicht um die Beziehung.<br />
Überzeugen Sie mit sachlichen<br />
Argumenten; vermeiden Sie Dauer-<br />
monologe oder Beschimpfungen.<br />
Und lassen Sie Ihre Teenager ihre<br />
Argumente vorbringen. Denken Sie<br />
nun, diese strengere Haltung lässt<br />
Kindern und Jugendlichen weniger<br />
Freiräume? Bedenken Sie: Diese<br />
Haltung vermittelt Ihren Kindern<br />
gleichzeitig Orientierung und<br />
schützt sie vor Überforderung.<br />
Denn Kinder, die sich im Schutz<br />
einer funktionierenden Familie auseinandersetzen<br />
können, haben die<br />
besseren Chancen, sich ihr Erwachsenwerden<br />
zu «erstreiten». Dabei<br />
kann es ruhig mal heftiger zur Sache<br />
gehen.<br />
Michael In Albon<br />
Michael In Albon ist Beauftragter<br />
Jugendmedienschutz und Experte<br />
Medienkompetenz von Swisscom.<br />
Auf Medienstark finden Sie Tipps und interaktive<br />
Lernmodule für den kompetenten Umgang mit<br />
digitalen Medien im Familienalltag.<br />
swisscom.ch/medienstark<br />
78 März <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi