03/2017
Fritz+Fränzi
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«Auch ich habe mehr Zeit,<br />
die Dinge so zu formulieren,<br />
dass sie nicht verletzen.»<br />
>>> konnten schriftlich und doch<br />
im direkten Kontakt mit ihr «besprochen»<br />
werden. Etwas, das im konkreten<br />
Miteinander schwer möglich<br />
war. Auch mir fiel es manchmal<br />
leichter, potenziell kränkende Dinge<br />
so zu formulieren, dass sie sie nicht<br />
verletzten. Ein Chat hat im Gegensatz<br />
zu anderem Schriftverkehr den<br />
Vorteil, dass man fast ohne Verzögerung<br />
auf das Gegenüber eingehen<br />
und doch kurz über das Geschriebene<br />
nachdenken kann. Besagte Klientin<br />
konnte im Chat Dinge in Worte<br />
fassen und eine innere Nähe zulassen,<br />
was im direkten Kontakt eben<br />
gerade nicht gelang. Generell können<br />
manche Klienten bedrohliche,<br />
schmerzhafte Dinge besser ansprechen,<br />
wenn es «beiläufig» passiert<br />
und man dem Gegenüber nicht in<br />
die Augen schauen muss.<br />
Sie sagen von sich selbst, dass Sie<br />
neuen Medien offen gegenüberstehen.<br />
Als Kind der 60er-Jahre sind Sie allerdings<br />
nicht mit dem Internet gross<br />
geworden. Ist es für Ihre Generation<br />
schwierig, die sogenannten Digital<br />
Natives zu verstehen?<br />
Es stimmt natürlich, dass ich da in<br />
der Position der Lernenden bin und<br />
mir manchmal sogar Zwölfjährige<br />
am Computer etwas Neues zeigen<br />
können. Dass sich Kinder und<br />
Jugendliche eine ganz neue Welt<br />
erschlossen haben, die uns fremd ist,<br />
ist durchaus eine Herausforderung.<br />
Aber eine, die wir meistern können,<br />
wenn wir offen und neugierig sind<br />
und bleiben.<br />
>>><br />
Eine Brücke<br />
zurück zu den<br />
Menschen<br />
Ellen Ringier über<br />
Familienregeln.<br />
Dr. Ellen Ringier präsidiert<br />
die Stiftung Elternsein.<br />
Sie ist Mutter zweier Töchter.<br />
Zur Person<br />
Sylvia Künstler arbeitet in Tübingen als<br />
psychoanalytische Sozialarbeiterin. Sie hat<br />
zwei erwachsene Kinder, die das Internet<br />
intensiv nutzen. Sie selbst ist weder bei<br />
Twitter noch bei Facebook aktiv, nutzt das<br />
World-Wide-Web allerdings täglich, um sich<br />
zu informieren und zu kommunizieren.<br />
Kathrin Blum<br />
aus Freiburg arbeitet festangestellt als<br />
Redaktorin bei einer Tageszeitung und<br />
freiberuflich für verschiedene Medien. Die<br />
33-Jährige fürchtet, dass es nicht mehr allzu<br />
lange dauert, bis ihre Töchter (dreieinhalb<br />
und zwei Jahre alt) sich für neue Medien<br />
interessieren.<br />
Zu Weihnachten bekamen mein Mann und ich<br />
ein ungewöhnliches Geschenk von einem jungen<br />
Mann, dem Partner einer unserer Töchter: ein<br />
Bild, unsere beiden Enkel mit Bleistift und Kohle<br />
auf Papier gezeichnet, eine wunderschöne<br />
Erinnerung an die beiden Kleinkinder.<br />
Weihnachten ist vorbei und ich überlege, wo<br />
und wie ich dieses Bild, das immerhin eine halbe<br />
Plakatgrösse hat, rahmen lassen soll. Ich lege das<br />
Blatt auf den Tisch, betrachte die beiden Enkel,<br />
wie sie spielend am Boden kauern, ganz offensichtlich<br />
in spielerischem Kontakt miteinander.<br />
Reden können die beiden noch nicht richtig, und<br />
so werden sie sich wohl lautmalerisch verstanden<br />
haben.<br />
Und dann werde ich gewahr, dass der Hintergrund<br />
des Bildes aus einem ganz fein geschriebenen<br />
Text in Grossbuchstaben besteht, zuoberst<br />
lese ich: FAMILY RULES.<br />
Bild:Maurice Haas / 13 Photo<br />
76 März <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi