03/2017
Fritz+Fränzi
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Digital & Medial<br />
VR-Brillen<br />
auf Kindergesichtern?<br />
Eine Welt, die nur virtuell existiert, in der man sich aber bewegen, die man erfahren<br />
und erfühlen kann: Das ist Virtual Reality. Immer häufiger entdecken auch<br />
Jugendliche diese neue Technologie. Mit sogenannten VR-Brillen tauchen sie in<br />
fiktive Welten ein und erleben Sinneseindrücke wie Geräusche und Berührungen.<br />
Aber nicht nur Augenärzte warnen vor den Folgen. Text: Stephan Petersen<br />
Die virtuelle Realität<br />
fühlt sich echt an,<br />
manchmal zu echt.<br />
Das mussten die Tester<br />
des Kletterspiels<br />
The Climb erfahren. Immer wieder<br />
rissen sich die Spieler nach einem<br />
virtuellen Absturz in der Steilwand<br />
die VR-Brillen vom Kopf und rannten<br />
zum WC, um sich zu übergeben.<br />
Erst nach mehreren Versionen<br />
konnten die Game-Entwickler das<br />
Problem entschärfen. Nun erleben<br />
die Spieler den freien Fall lediglich<br />
einige Augenblicke lang, dann wird<br />
der Bildschirm schwarz. Doch das<br />
Beispiel zeigt: VR-Brillen sind nicht<br />
frei von Ne benwirkungen. Und<br />
Übelkeit ist nicht die einzige.<br />
Was sind VR-Brillen?<br />
Fangen wir von vorne an: Was sind<br />
VR-Brillen eigentlich? Die Abkürzung<br />
VR bedeutet Virtual Reality,<br />
also Virtuelle Realität. VR-Brillen<br />
projizieren Bilder auf einen augennahen<br />
Bildschirm. Seitlich sind sie<br />
meistens geschlossen, so dass der<br />
Träger visuell komplett von der realen<br />
Welt abgeschnitten ist. Ziel ist es,<br />
künstlich erzeugte 3D-Welten so<br />
realistisch und glaubhaft wie möglich<br />
dazustellen.<br />
Der Nutzer taucht voll in eine andere<br />
Realität ab. Sensoren auf der Brille<br />
registrieren die Kopfbewegungen<br />
des Nutzers. Schaut man in der Realität<br />
nach links, dreht man sich auch<br />
in der virtuellen Welt nach links.<br />
Einige VR-Brillen funktionieren mit<br />
Gestensteuerung, andere benötigen<br />
zusätzliche Hardware, etwa in Form<br />
eines Controllers.<br />
Trockene Augen und Kurzsichtigkeit<br />
Da die aktuellen VR-Brillen noch<br />
nicht lange auf dem Markt sind, gibt<br />
es nur wenige Untersuchungen zu<br />
ihrer Wirkung. Bisherige Studien<br />
deuten allerdings darauf hin, dass<br />
VR-Brillen bei Kindern zu Kurzsichtigkeit<br />
führen könnten.<br />
Der Londoner Augenchirurg<br />
David Allamby sagt hierzu: «Eltern<br />
und jüngere Menschen sollten sich<br />
der Risiken bewusst sein. Mit VR<br />
wird es möglicherweise immer mehr<br />
Menschen geben, die an einem<br />
Mangel an Tageslicht leiden – etwas,<br />
das sich auf das natürliche Wachstum<br />
unserer Augen auswirkt und zu<br />
Kurzsichtigkeit beziehungsweise<br />
Myopie führen kann.»<br />
Ausserdem halte, sagt David<br />
Allam by, die virtuelle Realität die<br />
Augen davon ab, Objekte auf weite<br />
Untersuchungen deuten<br />
darauf hin, dass VR-Brillen<br />
bei Kindern zu Kurzsichtigkeit<br />
führen können.<br />
Entfernung zu fokussieren. Auch<br />
das könne Kurzsichtigkeit zur Folge<br />
haben. Ein weiterer unangenehmer<br />
Nebeneffekt sei, dass Spieler in der<br />
virtuellen Realität zu wenig blinzeln.<br />
Dies führe zu trockenen Augen und<br />
könne auf Dauer schmerzhaft werden.<br />
Zudem sind die neurologischen<br />
Langzeitfolgen noch nicht abzusehen.<br />
Was passiert, wenn sich Menschen<br />
regelmässig in der virtuellen<br />
Realität aufhalten? Die ersten Nutzer<br />
sind daher je nach Standpunkt Pioniere<br />
oder Versuchskaninchen.<br />
Auch die Hersteller von VR-Brillen<br />
können die Folgen nicht ab -<br />
schätzen und empfehlen eine Nutzung<br />
für Spieler erst ab 13 Jahren.<br />
Zudem warnen sie vor der eingangs<br />
beschriebenen Motion Sickness be -<br />
ziehungsweise Kinetose, bei der<br />
neben Übelkeit auch noch andere<br />
Bild: iStockphoto<br />
70 März <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi