03/2017
Fritz+Fränzi
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Ernährung & Gesundheit<br />
Auf der Suche nach<br />
dem Kick<br />
Hustensaft, Badesalz, Räuchermischungen: Legal Highs werden Substanzen<br />
genannt, die auch für Jugendliche frei erhältlich sind. Harmlos sind sie<br />
aufgrund ihrer Wirkstoffe aber keineswegs, warnen Suchtexperten. Was Eltern über<br />
die neuen Modedrogen wissen sollten. Text: Susanna Steimer Miller<br />
frei in verschiedenen Apotheken,<br />
um nicht aufzufallen. Heute ist die<br />
Jugendliche süchtig nach dem Hustensirup<br />
und möchte davon wegkommen,<br />
weil sie immer wieder an<br />
Albträumen leidet.<br />
Günstig und leicht erhältlich<br />
Seit einigen Jahren beobachten Apotheker<br />
vor allem in städtischen<br />
Gebieten, dass sich Jugendliche mit<br />
Hustenmitteln, die Dext ro me thorphan<br />
oder Codein enthalten, berauschen<br />
wollen. Valeria Rauseo, stellvertretende<br />
Geschäftsführerin der<br />
Olympia-Apotheke am Stauffacher,<br />
erzählt: «Vor allem am Freitag fragen<br />
bei uns Jugendliche, aber auch Er <br />
wachsene nach codeinhaltigen Hustensirups<br />
oder -tropfen, um sich fürs<br />
Wochenende einzudecken.» Die<br />
jüngsten Jugendlichen schätzt die<br />
Apothekerin auf 13 Jahre. Bei einem<br />
Preis von 7.30 Franken pro Fläschchen<br />
ist der Trip für die meisten<br />
Jugendlichen erschwinglich.<br />
Die Wirkung von Codein kann<br />
von Gelassenheit, Unbeschwertheit,<br />
Euphorie, Aufgeregtheit bis hin zu<br />
einer Steigerung des Selbstbewusst<br />
Ein Trend, der zunimmt:<br />
Jugendliche berauschen<br />
sich mit Hustenmitteln.<br />
Mit 14 Jahren probierte<br />
es Lea*<br />
zum ersten Mal<br />
aus. Sie ging zum<br />
Medikamentenschrank<br />
im Badezimmer ihrer<br />
Eltern und schluckte Hustensirup<br />
mit dem psychoaktiven Wirkstoff<br />
Dextromethorphan (DXM), nicht<br />
etwa, weil sie erkältet war, sondern<br />
um auszuprobieren, wie es sich an <br />
fühlt, high zu sein. Die eingenommene<br />
Menge lag weit über der in der<br />
Packungsbeilage empfohlenen Do <br />
sierung.<br />
Die Oberstufenschülerin be <br />
schreibt ihren ersten Trip: «Ich hatte<br />
das Gefühl, ich könnte fliegen. Die<br />
Schwerkraft war wie ausgeschaltet.<br />
Gleichzeitig war ich total verwirrt<br />
und konnte mich auf nichts mehr<br />
konzentrieren. Ich hörte und sah<br />
Dinge, die nicht da waren.»<br />
Obwohl es ihr während ihres<br />
Trips speiübel wurde, wiederholte<br />
die Jugendliche das Experiment<br />
immer wieder. Am Anfang alle paar<br />
Wochen, später mehrmals wöchentlich<br />
mit zunehmender Dosis. Den<br />
Hustensirup besorgte sie sich rezeptseins<br />
reichen. Manche Jugendliche<br />
mischen die Hustentropfen mit<br />
Süssgetränken wie Sprite und weiteren<br />
Medikamenten. Diese Mischungen<br />
werden auch Texas Tea, Sizzurp<br />
oder Purple Drank genannt.<br />
Thilo Beck, Chefarzt Psychiatrie<br />
beim Zentrum für Suchtmedizin<br />
Arud in Zürich, erzählt: «Diese po <br />
tenziell gefährlichen Cocktails werden<br />
von amerikanischen Rappern in<br />
Musikvideos verherrlicht.» Der<br />
Fachmann weiss, dass Jugendliche,<br />
die solche Hustenpräparate am<br />
Wochenende auf Partys nutzen,<br />
meist nicht süchtig danach sind.<br />
Beck warnt jedoch davor, dass die<br />
Opiate Codein und Dextromethorphan<br />
bei regelmässiger Einnahme<br />
süchtig machen können, und plä<br />
66 März <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi