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Ernährung & Gesundheit<br />

Auf der Suche nach<br />

dem Kick<br />

Hustensaft, Badesalz, Räuchermischungen: Legal Highs werden Substanzen<br />

genannt, die auch für Jugendliche frei erhältlich sind. Harmlos sind sie<br />

aufgrund ihrer Wirkstoffe aber keineswegs, warnen Suchtexperten. Was Eltern über<br />

die neuen Modedrogen wissen sollten. Text: Susanna Steimer Miller<br />

frei in verschiedenen Apotheken,<br />

um nicht aufzufallen. Heute ist die<br />

Jugendliche süchtig nach dem Hustensirup<br />

und möchte davon wegkommen,<br />

weil sie immer wieder an<br />

Albträumen leidet.<br />

Günstig und leicht erhältlich<br />

Seit einigen Jahren beobachten Apotheker<br />

vor allem in städtischen<br />

Gebieten, dass sich Jugendliche mit<br />

Hustenmitteln, die Dext ro me thorphan<br />

oder Codein enthalten, berauschen<br />

wollen. Valeria Rauseo, stellvertretende<br />

Geschäftsführerin der<br />

Olympia-Apotheke am Stauffacher,<br />

erzählt: «Vor allem am Freitag fragen<br />

bei uns Jugendliche, aber auch Er ­<br />

wachsene nach codeinhaltigen Hustensirups<br />

oder -tropfen, um sich fürs<br />

Wochenende einzudecken.» Die<br />

jüngsten Jugendlichen schätzt die<br />

Apothekerin auf 13 Jahre. Bei einem<br />

Preis von 7.30 Franken pro Fläschchen<br />

ist der Trip für die meisten<br />

Jugendlichen erschwinglich.<br />

Die Wirkung von Codein kann<br />

von Gelassenheit, Unbeschwertheit,<br />

Euphorie, Aufgeregtheit bis hin zu<br />

einer Steigerung des Selbstbewusst­<br />

Ein Trend, der zunimmt:<br />

Jugendliche berauschen<br />

sich mit Hustenmitteln.<br />

Mit 14 Jahren probierte<br />

es Lea*<br />

zum ersten Mal<br />

aus. Sie ging zum<br />

Medikamentenschrank<br />

im Badezimmer ihrer<br />

Eltern und schluckte Hustensirup<br />

mit dem psychoaktiven Wirkstoff<br />

Dextromethorphan (DXM), nicht<br />

etwa, weil sie erkältet war, sondern<br />

um auszuprobieren, wie es sich an ­<br />

fühlt, high zu sein. Die eingenommene<br />

Menge lag weit über der in der<br />

Packungsbeilage empfohlenen Do ­<br />

sierung.<br />

Die Oberstufenschülerin be ­<br />

schreibt ihren ersten Trip: «Ich hatte<br />

das Gefühl, ich könnte fliegen. Die<br />

Schwerkraft war wie ausgeschaltet.<br />

Gleichzeitig war ich total verwirrt<br />

und konnte mich auf nichts mehr<br />

konzentrieren. Ich hörte und sah<br />

Dinge, die nicht da waren.»<br />

Obwohl es ihr während ihres<br />

Trips speiübel wurde, wiederholte<br />

die Jugendliche das Experiment<br />

immer wieder. Am Anfang alle paar<br />

Wochen, später mehrmals wöchentlich<br />

mit zunehmender Dosis. Den<br />

Hustensirup besorgte sie sich rezeptseins<br />

reichen. Manche Jugendliche<br />

mischen die Hustentropfen mit<br />

Süssgetränken wie Sprite und weiteren<br />

Medikamenten. Diese Mischungen<br />

werden auch Texas Tea, Sizzurp<br />

oder Purple Drank genannt.<br />

Thilo Beck, Chefarzt Psychiatrie<br />

beim Zentrum für Suchtmedizin<br />

Arud in Zürich, erzählt: «Diese po ­<br />

tenziell gefährlichen Cocktails werden<br />

von amerikanischen Rappern in<br />

Musikvideos verherrlicht.» Der<br />

Fachmann weiss, dass Jugendliche,<br />

die solche Hustenpräparate am<br />

Wochenende auf Partys nutzen,<br />

meist nicht süchtig danach sind.<br />

Beck warnt jedoch davor, dass die<br />

Opiate Codein und Dextromethorphan<br />

bei regelmässiger Einnahme<br />

süchtig machen können, und plä­<br />

66 März <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi

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