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03/2017

Fritz+Fränzi

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Dossier<br />

bracht. Wenn man zu keinem Kompromiss<br />

kommt, darf man als<br />

Mutter oder Vater nochmals darüber<br />

nachdenken und dann einen<br />

begründeten Entscheid fällen – auch<br />

wenn der nicht im Sinn des Kindes<br />

ist. Das Kind sollte jedoch verstehen,<br />

warum die Eltern diesen Entscheid<br />

fällen. Grundsätzlich gilt: Entscheidungen<br />

dürfen auch revidiert und<br />

angepasst werden, wenn sich die<br />

Sachlage ändert.<br />

Wie oft ist Streit in der Familie normal?<br />

Das ist sehr unterschiedlich und<br />

kommt auch auf die Temperamente<br />

der Familienmitglieder an.<br />

Es ist also auch normal, wenn es täglich<br />

kracht?<br />

In gewissen Phasen schon, gerade<br />

mit Teenagern.<br />

Hat Streit auch positive Aspekte?<br />

Absolut. Kinder – und Eltern auch<br />

– lernen, verschiedene Ansichten zu<br />

akzeptieren und Kompromisse zu<br />

finden. Und aus der Paar-Forschung<br />

weiss man, dass Beziehungen, die<br />

Krisen überstanden haben und in<br />

denen Konflikte gelöst worden sind,<br />

besonders stabil sind.<br />

Verhindert eine möglichst autoritäre<br />

Erziehung Konflikte?<br />

Nein. Autoritäre Erziehung bedeutet,<br />

dass die Kinder nicht miteinbezogen<br />

werden. Das ermöglicht keinen<br />

Austausch. Starre Regeln und<br />

Verbote führen dazu, dass Kinder<br />

Dinge heimlich und ohne elterliche<br />

Begleitung ausprobieren. Konflikte<br />

werden nicht ausgetragen. Kinder<br />

lernen verborgene Strategien.<br />

Wie sieht es umgekehrt bei einer antiautoritären<br />

Erziehung aus?<br />

Das würde im Extremfall heissen,<br />

dass die Kinder entscheiden. Aber<br />

Kinder müssen und wollen Grenzen<br />

spüren. Sie brauchen Reibung und<br />

ein Visavis, das sich mit ihnen auseinandersetzt.<br />

Sie sollen ernst genommen<br />

werden, müssen aber lernen,<br />

andere auch ernst zu nehmen.<br />

Sollen Konflikte immer aktiv gelöst<br />

werden oder kommt es vor, dass sie<br />

sich von selbst auflösen?<br />

Man muss nicht jede Kleinigkeit von<br />

A bis Z durchdiskutieren und darüber<br />

streiten. Ich rate zu mehr Ge ­<br />

lassenheit: Was kann schon passieren,<br />

wenn das Kind im Winter in<br />

Turnschuhen in die Schule geht? Es<br />

wird selbst merken, dass es kalte<br />

Füsse kriegt.<br />

«Aus der Forschung weiss<br />

man: Familien, die Krisen<br />

überstanden haben, sind<br />

besonders stabil.»<br />

Annette Cina<br />

Dr. phil., ist Oberassistentin am Institut für<br />

Familienforschung der Universität Freiburg.<br />

Sie forscht in den Bereichen Prävention<br />

von kindlichen Verhaltungsstörungen,<br />

Kindererziehung und Elternberatung, Stress<br />

und Coping, Evaluation von<br />

Präventions programmen sowie Scheidung.<br />

Im nächsten Heft:<br />

Hausaufgaben<br />

Bild: Salvatore Vinci / 13 Photo<br />

Hausaufgaben machen die Klugen klüger und<br />

die Dummen dümmer. Hausaufgaben fördern die<br />

Eigenverantwortung der Kinder. Hausaufgaben<br />

machen Sinn – Hausaufgaben sind der grösste<br />

Unsinn. Die grosse Debatte – in der April-Ausgabe.<br />

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />

März <strong>2017</strong>31

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