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03/2017

Fritz+Fränzi

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Dossier<br />

>>> struktives», sagt Went. «Man im Alltag anwendbar und durchaus<br />

unterstellt dem Kind böse Absichten.<br />

Das ist verheerend, denn Eltern<br />

bekleiden für ihre Kinder die Rolle<br />

als fürsorglicher und zuverlässiger<br />

Partner.» Wenn sie diese nicht mehr<br />

erfüllen, kommt die ganze Welt des<br />

Kindes ins Wanken.<br />

erfolgversprechend ist. Entworfen<br />

hat es der amerikanische Psychologe<br />

Thomas Gordon (1918–2002).<br />

Das wohl bekannteste Buch des<br />

mehrfach ausgezeichneten Psychologen<br />

trägt den Titel «Die Familienkonferenz».<br />

Gordon entwickelte<br />

spezifische Trainingskurse für Eltern<br />

Das Gordon-Modell<br />

Eine allgemeingültige Methode zur<br />

Konfliktlösung zwischen Eltern und<br />

Kindern gibt es nicht. Wohl aber ein<br />

Modell, das in seinen Grundzügen<br />

und Erziehungspersonen, die heute<br />

weltweit angeboten werden. «Das<br />

Modell ist sehr schlicht und deshalb<br />

erfolgreich», sagt Priska Wenk vom<br />

Verein Gordon-Training Schweiz.<br />

Eine einfache Methode zur<br />

Konfliktlösung gibt es nicht.<br />

Wohl aber ein Modell, das<br />

sogenannte Gordon-Modell.<br />

«Zuerst müssen wir evaluieren, wer<br />

überhaupt ein Problem hat. Oft<br />

machen wir nämlich das Problem<br />

des Kindes zu unserem.»<br />

In diesem Fall, so Wenk, müsse<br />

man das Kind unterstützen, selbst<br />

eine Lösung zu finden. «Habe hingegen<br />

tatsächlich ich ein Pro blem,<br />

geht es darum, wie ich meinem<br />

Gegenüber sage, dass ich mit seinem<br />

Verhalten nicht einverstanden bin,<br />

ohne unsere Beziehung zu stören.»<br />

Ich-Botschaften<br />

Dabei setzt das Gordon-Modell vor<br />

allem auf sogenannte Ich-Botschaften.<br />

Damit verhindere man auch,<br />

dass jemand einfach davonläuft,<br />

wenn es Streit gibt, so Wenk. «Man<br />

läuft oft nicht vor dem Konflikt<br />

davon, sondern davor, wie man mit<br />

ihm konfrontiert wird.» Wenn man<br />

sage, wie es einem selbst in >>><br />

Bild: Ornella Cacace / 13 Photo<br />

«Wer seine Gefühle<br />

begräbt, begräbt<br />

sie lebendig!»<br />

In Zeiten, in denen das elterliche<br />

Machtwort obsolet geworden ist,<br />

braucht es Mütter und Väter, die<br />

ihre Normen und Werte klar<br />

kommunizieren. Familientherapeut<br />

Jesper Juul über den Unterschied<br />

zwischen Führungsqualität und<br />

Gehorsamskultur, «richtiges» Streiten<br />

und warum es so wichtig ist, seine<br />

Emotionen nicht zu verstecken.<br />

Interview: Sandra Casalini<br />

Herr Juul, früher gab es so etwas wie<br />

das elterliche Machtwort. Was Vater<br />

und Mutter sagten, war Gesetz. Kinder<br />

hielten sich, mehr oder weniger, an<br />

klare Regeln.<br />

Ja – in Zeiten, als Regeln noch funktionierten.<br />

Es gab einen Konsens in unserer<br />

Gesellschaft, was Werte anging, und in<br />

den meisten Familien herrschten dieselben<br />

Regeln. Heute gibt es diese Einheit<br />

von Regeln und Werten nicht mehr, und<br />

die meisten Kinder haben keine Angst vor<br />

Erwachsenen.<br />

Sicher eine positive Entwicklung. Aber<br />

was ist an dessen Stelle getreten?<br />

Erst einmal: Die Vorstellung von elterlicher<br />

Führung hat sich in über einem Jahrhundert<br />

kaum verändert. Sie hat sich nur modernisiert<br />

und demokratisiert, zum Beispiel<br />

geben Eltern ihren Kindern heute mehr<br />

Freiheiten. Was wir alle möchten – übrigens<br />

auch die Kinder – ist, dass die Werte, welche<br />

Eltern und Schulen als gut für die Familie<br />

und ihre Mitglieder definieren, respektiert<br />

werden. Dies gilt auch für die von Eltern<br />

definierten persönlichen Grenzen. Um das<br />

zu erreichen, braucht es zwei Dinge: Führungsqualitäten<br />

und Eltern, die vertrauenswürdige<br />

Vorbilder sind.<br />

Was machen Eltern Ihrer Meinung nach<br />

denn am häufigsten falsch, wenn sie in<br />

Konflikte mit ihren Kindern geraten?<br />

Viele Eltern kommunizieren ihre Wertvorstellungen<br />

nicht früh genug und verweigern<br />

so den Kindern die Möglichkeit, sich miteinbezogen<br />

zu fühlen. Eltern nehmen sich nicht<br />

die Zeit, darüber zu reden, welche Werte sie<br />

ihren Kindern vermitteln möchten und wie<br />

sie ihnen diese zeigen und vorleben wollen.<br />

Dem kann man etwa so vorbeugen – aber<br />

bitte nicht während oder direkt nach einem<br />

Konflikt: «Weisst du noch, als ich mich<br />

geärgert habe, weil du deine Legosteine<br />

nicht aufräumen wolltest? Ich habe darüber<br />

nachgedacht und gemerkt, dass wir dir nie<br />

gesagt haben, welches Verhalten wir wichtig<br />

und richtig finden in unserer Familie. Du<br />

bist kein Baby mehr, und es ist Zeit, dass<br />

du einige Sachen selbst erledigst und uns<br />

manchmal hilfst, wenn wir danach fragen.»<br />

Was bewirkt eine solche Aussage bei<br />

meinem Kind?<br />

Es wird den genauen Inhalt dieses Ge ­<br />

sprächs zwar vergessen, nicht aber das<br />

Gefühl, als gleichwürdiger Partner miteinbezogen<br />

zu werden. So können Eltern<br />

Regeln aufstellen und gleichzeitig den Ton<br />

22 März <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi

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