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03/2017

Fritz+Fränzi

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Dossier<br />

>>> Medien sind auch im Haus<br />

von Autorin Stephanie Schneider ein<br />

grosses Thema. Sie hat ihre eigenen<br />

Erfahrungen in ein Buch verpackt:<br />

«Der kleine Streitberater». Das<br />

Schreiben habe Mut gebraucht, sagt<br />

die Mutter von zwei Töchtern im<br />

Teenageralter. «Über Streit wird<br />

nicht so gern geredet.» Und darüber,<br />

dass man als Elternteil manchmal<br />

hilflos ist, schon gar nicht.<br />

Gerade was den Medienkonsum<br />

angeht, lasse sich eine gewisse Hilflosigkeit<br />

kaum vermeiden, sagt<br />

Schneider. «Es gibt fast keine festen<br />

Werte und Orientierungen in Sa ­<br />

chen neue Medien und Kinder oder<br />

Jugendliche. Dazu kommt, dass die<br />

Kinder uns meistens haushoch<br />

überlegen sind im Umgang mit der<br />

virtuellen Welt.» Und nicht zuletzt<br />

seien die Eltern selbst oft kein be ­<br />

sonders gutes Vorbild. «Was sollen<br />

Eltern ihren Kindern Vorschriften<br />

machen, an die sie sich selbst nicht<br />

halten?»<br />

Väter streiten mit ihren<br />

Kindern über die Art der<br />

Freizeitgestaltung. Mütter über<br />

die Mithilfe im Haushalt.<br />

Gemäss der österreichischen Studie<br />

regen sich Männer über andere Dinge<br />

auf als Frauen. Während sich<br />

Väter mit ihren Kindern gern über<br />

Gehorsam und Freizeitgestaltung<br />

streiten, ist das für Frauen kaum ein<br />

Grund für Konflikte. Mütter diskutieren<br />

über das Einhalten von Schlafenszeiten<br />

– für keinen einzigen<br />

Vater ein Problem – oder die Mithilfe<br />

im Haushalt (worüber sich gerade<br />

mal 0,3 Prozent der Männer nerven).<br />

Aber wie streitet man nun richtig?<br />

Wie kann man Konflikte >>><br />

geworden. Sie thematisiert, wie Lara mit<br />

ihrer Wut besser umgehen kann.<br />

Lara: Ich weiss nicht, warum ich so wütend<br />

werde. Das explodiert in meinem Bauch.<br />

Michaela: Wir versuchen, Konflikte auszudiskutieren<br />

und Kompromisse zu schliessen.<br />

Seit Lara in die Therapie geht, kann man viel<br />

besser mit ihr reden.<br />

Rico: Früher konnte man ihr kaum etwas<br />

erklären. Wir haben vieles ausprobiert. Eine<br />

Weile haben wir die Anfälle einfach ignoriert.<br />

Michaela: Das klappt in dem Moment, wenn<br />

sie vor deinen Augen vor Wut blau wird und<br />

umkippt, nicht mehr. Das ist zweimal passiert.<br />

Es waren meist Kleinigkeiten, welche<br />

diese Wutanfälle auslösten. Mir wurde<br />

manchmal halb schlecht in solchen Situationen.<br />

Mir tat Lara leid, die ihre Emotionen<br />

nicht unter Kontrolle hatte. Und mir tat auch<br />

Leyla leid, da Lara so viel Raum einnahm.<br />

Ich finde aber schön, dass du dich immer<br />

entschuldigst, Lara.<br />

Rico: Stimmt. Sie möchte einem dann<br />

immer die Hand geben und sich offiziell<br />

versöhnen.<br />

Michaela: Ab und zu machen wir eine Familienkonferenz.<br />

Dann reden wir übers Zimmeraufräumen.<br />

Wenn man etwas Neues<br />

hervornimmt, versorgt man das Alte, das<br />

wäre doch nicht so schwierig.<br />

Leyla: Doch.<br />

Michaela: Ihr räumt ja mein Puff auch<br />

nicht auf. Ich habe auch schon einfach alles<br />

liegen lassen, Geschirr nicht abgeräumt<br />

und gesagt: Seht ihr, so siehts in euren<br />

Zimmern aus. Das hat eine Weile gefruchtet.<br />

Ich habe übrigens auch schon in der Migros<br />

täubelet, um zu zeigen, wie das ist. Das<br />

kam danach tatsächlich nicht wieder vor.<br />

Wenn die Emotionen bei einem Streit zu<br />

sehr hochkochen, wird auch mal jemand in<br />

sein Zimmer geschickt, bis sich alle wieder<br />

beruhigt haben.<br />

Evelin Männel Fretz, Pro Juventute<br />

Elternberatung, über die Familie Kurath:<br />

«Ich sehe Michaela und Rico Kurath als<br />

sehr engagierte Eltern, die sich aber immer<br />

wieder verunsichern lassen. Gewisse Dinge<br />

sind nicht verhandelbar, dazu gehören Hausaufgaben<br />

und Klavierüben. Vielleicht würde<br />

Leyla ein Stein als Erinnerung in der Hosentasche<br />

helfen, die Aufgaben nicht mehr in der<br />

Schule liegen zu lassen. Kinder wie Lara sind<br />

emotional sehr intensiv. Die Eltern müssen<br />

wissen, dass dieses Verhalten nicht gegen sie<br />

gerichtet ist, aber auch, dass sie dem Willen<br />

des Kindes nicht nachgeben dürfen. Hilfe<br />

von aussen zu holen, war sicher die richtige<br />

Entscheidung. Das Kind bei einem Streit<br />

ins Zimmer zu schicken, ist okay. Danach<br />

müssen die Eltern unbedingt das Gespräch<br />

mit ihrer Tochter suchen und ihr vermitteln,<br />

dass sie nicht weggeschickt wurde, weil man<br />

sie ablehnt, sondern weil ihr Verhalten das<br />

übrige Familienleben gestört hat.»<br />

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />

März <strong>2017</strong>19

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