03/2017
Fritz+Fränzi
Fritz+Fränzi
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Dossier<br />
>>> statt Worte»). Auf der «Win-<br />
Lose»-Ebene geht es nicht mehr um<br />
die Sache, sondern darum, den Konflikt<br />
zu gewinnen, eventuell indem<br />
man Sympathisanten für seine Sache<br />
sucht («Koalitionen»). Danach wird<br />
der «Gegner» mit Unterstellungen<br />
in die Ecke gedrängt («Gesichtsverlust»)<br />
und schliesslich durch Drohungen<br />
eingeschüchtert («Drohstrategien»).<br />
Die Mutter unterstellt der Tochter,<br />
sich für nichts mehr anderes als<br />
ihr Handy zu interessieren, und<br />
droht mit Entzug desselben, wenn<br />
sie nicht sofort aufräumt. Auf der<br />
«Lose-Lose»-Ebene wird der eigene<br />
Schaden schon als Gewinn gesehen,<br />
wenn der Schaden der anderen Partei<br />
grösser ist («Begrenzte Vernichtung»).<br />
Schliesslich soll der Gegner<br />
zerstört werden («Zersplitterung»),<br />
und auf der alleruntersten Stufe kalkuliert<br />
man die eigene Vernichtung<br />
mit ein, um den anderen zu besiegen<br />
(«Gemeinsam in den Abgrund»).<br />
Die Mutter nimmt der Tochter das<br />
Handy weg, diese rennt weinend aus<br />
dem Haus und kommt stundenlang<br />
nicht wieder.<br />
Konfliktforscher Friedrich Glasl<br />
unterscheidet zwei Austragungsformen<br />
von Konflikten: heiss und kalt.<br />
Heisse Konflikte sind das, was wir<br />
ge meinhin als Streit wahrnehmen:<br />
«Ich zeige und äussere mich, bin<br />
sichtbar, ob als Aggressor oder<br />
Angegriffener», so der Konfliktforscher.<br />
Bei kalten Konflikten spielen sich<br />
andere Mechanismen ab: «Das Konfliktverhalten<br />
ist nicht sichtbar. Die<br />
negativen Gefühle sind aber trotzdem<br />
da. Wenn sie nicht gezeigt werden,<br />
entladen sie sich nach innen<br />
und belasten das eigene Selbstbewusstsein<br />
und die eigenen Emotionen,<br />
aber auch die des anderen.» Als<br />
die Tochter zurückkommt, verzieht<br />
sie sich wortlos in ihr Zimmer, Mutter<br />
und Tochter gehen sich die<br />
nächsten Tage aus dem Weg. Und<br />
fühlen sich beide mies. Aus dem<br />
heis sen Konflikt ist ein kalter gewor-<br />
Am häufigsten streiten<br />
Familien über die Ordnung<br />
zu Hause. Und wie viel<br />
Medienkonsum zu viel ist.<br />
den. Aus einer Kabbelei ein handfester<br />
Streit mit verhärteten Ansichten<br />
der Konfliktparteien.<br />
Immer wieder dieselben Themen<br />
Tatsächlich ist Unordnung laut einer<br />
aktuellen Studie des österreichischen<br />
Institutes für Familienforschung das<br />
Thema Nummer eins, wenn es zu<br />
Diskussionen zwischen Eltern und<br />
ihren Kindern kommt. Fast ein Viertel<br />
aller Mütter und Väter geraten<br />
regelmässig in Rage, wenn es um die<br />
Unordnung im Haus geht. An zweiter<br />
Stelle kommt der Medienkonsum:<br />
In fast 20 Prozent der Haushalte<br />
wird darüber gestritten. >>><br />
Pausentaste und<br />
Versöhnungsritual<br />
Drei Tipps von Stephanie Schneider,<br />
Autorin von «Der kleine Streitberater»:<br />
1. Nicht gegen jemanden, sondern<br />
für etwas kämpfen<br />
Es ist alles eine Einstellungssache:<br />
Wer Streit sucht, will eigentlich,<br />
dass man nett zu ihm ist.<br />
2. Die Pausentaste drücken<br />
Eine Streit-Tradition im Hause Schneider:<br />
Wenn jemand während einer Diskussion<br />
eine Auszeit verlangt, gehen alle<br />
Beteiligten fünf Minuten in einen eigenen<br />
Raum. Danach trifft man sich wieder und<br />
macht weiter. Meistens ruhiger als vorher.<br />
3. Versöhnung feiern<br />
Ein schönes Ritual, das Streit und<br />
Konfliktlösungen aufwertet. So merkt<br />
man: «Unsere Beziehung hält das aus.»<br />
Kommt in den<br />
besten Familien<br />
vor: Der Vater<br />
schimpft, die<br />
Tochter schmollt.<br />
16 März <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi