03/2017
Fritz+Fränzi
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Dossier<br />
Immer über die gleichen Dinge<br />
zu streiten, ermüdet. Regeln<br />
geben eine gute Orientierung.<br />
Vor allem für Teenager.<br />
Jeron: Das ist extrem nervig! Aber wir haben<br />
ja zum Glück keine schlimmen Probleme.<br />
Antoinette: Stimmt. Und sie werden sich<br />
spätestens lösen, wenn ihr auszieht!<br />
Evelin Männel Fretz, Pro Juventute<br />
Elternberatung, über die Familie Masi:<br />
«Die drei gehen Streit gern mal aus dem<br />
Weg. Beziehungen funktionieren aber auch<br />
über Konflikte, und Kinder müssen streiten<br />
lernen. Ob die Strategie, Konflikte im Auto<br />
anzusprechen, die richtige ist, bezweifle ich.<br />
Ich empfehle der Familie, in einem Familienrat<br />
zu klären, wer welche Vorstellungen hat. Sie<br />
sollten Regeln aufstellen und die Konsequenzen<br />
festlegen, wenn diese gebrochen<br />
werden. Antoinette Masi würde ihren Kindern<br />
und sich selbst einen Gefallen tun, wenn es<br />
ein paar Regeln mehr gäbe. Regeln sind<br />
wichtige ‹Geländer› und geben Teenagern<br />
eine gute Orientierung. Als Alleinerziehende<br />
ist es wichtig, sich Inseln zur Kraftschöpfung<br />
zu schaffen. Das ginge besser, wenn nicht<br />
immer über die gleichen Dinge wie das Zimmeraufräumen<br />
diskutiert werden müsste.»<br />
Antoinette Masi<br />
mit ihren<br />
Kindern Jeron,<br />
16, und<br />
Elisha, 14.<br />
>>> zu immer einfältigeren<br />
Handlungsmustern auf beiden Seiten.<br />
Wir fallen in alte Muster zurück,<br />
die eigentlich nicht mehr zu unserem<br />
jetzigen Entwicklungsstand<br />
passen.» Die Mutter reagiert auf die<br />
Weigerung der Tochter, aufzuräumen,<br />
indem sie laut wird, weil sie<br />
das aus ihrem eigenen Elternhaus so<br />
kennt. Die Tochter bricht daraufhin<br />
in Tränen aus, wie sie das als Kleinkind<br />
tat.<br />
Neun Stufen zur Eskalation<br />
So nimmt die Auseinandersetzung<br />
ihren Lauf. Friedrich Glasl stellt diesen<br />
in einem weitläufig anerkannten<br />
Modell zur Konflikteskalation dar.<br />
Mit ihm lassen sich die unterschiedlichsten<br />
Konflikte analysieren, von<br />
Eltern-Kind-Konflikten über Scheidungen<br />
bis hin zu Auseinandersetzungen<br />
zwischen Staaten.<br />
In seinem neunstufigen Modell<br />
stellt der Konfliktforscher die Eskalation<br />
nicht als Anstieg zu immer<br />
höheren Stufen dar, sondern als<br />
einen Abstieg zu immer tieferen,<br />
primitiveren Formen der Auseinandersetzung.<br />
Er teilt diesen in drei<br />
Ebenen ein: Auf der ersten können<br />
beide Konfliktparteien noch gewinnen<br />
(«Win-Win»), auf der zweiten<br />
verliert eine Partei, während die<br />
andere gewinnt («Win-Lose»), auf<br />
der dritten verlieren beide Parteien<br />
(«Lose-Lose»).<br />
Auf der «Win-Win»-Ebene entsteht<br />
der Konflikt («Verhärtung»),<br />
die Parteien diskutieren und argumentieren<br />
(«Debatte») und erhöhen<br />
dann schliesslich den Druck, um<br />
sich durchzusetzen («Taten >>><br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />
März <strong>2017</strong>15