03/2017
Fritz+Fränzi
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Dossier<br />
Bild: Christian Nilson / 13 Photo<br />
«Keinen Bock auf<br />
Diskussionen»<br />
Antoinette Masi lebt mit Jeron, 16,<br />
und Elisha, 14, in Suhr AG. Die<br />
alleinerziehende Mutter hat noch<br />
zwei erwachsene Töchter, Nea, 25,<br />
und Dara, 23, die nicht mehr zu<br />
Hause wohnen.<br />
Antoinette: Wir drei leben gewissermassen<br />
in einer WG-Situation zusammen. Streit gibts<br />
fast ausschliesslich beim Thema Ordnung.<br />
Jeron: Wenn Elisha und ich allein zu Hause<br />
sind und niemand etwas sagt, lassen wir die<br />
schmutzigen Teller halt in der Küche stehen.<br />
Dann gibts Ärger, Mami kann auch etwas<br />
lauter werden. Ich geh dann in mein Zimmer.<br />
Irgendwann räumt schon jemand auf.<br />
Antoinette: Aber ich muss etwas sagen,<br />
sonst dauerts bei dir wochenlang, bis du<br />
dich mal rührst.<br />
Jeron: Das stimmt gar nicht! Ausserdem<br />
ist Elisha nicht besser. Sie schweigt einfach,<br />
wenn du was sagst, und macht gar nichts.<br />
Elisha: Doch. Ich räume dann auf, wenn<br />
mich der Dreck stört. Es ist ja mein Zimmer,<br />
und ich muss darin wohnen, nicht du, Mami.<br />
Antoinette: Aber wenn ich das Gefühl habe,<br />
da krabbeln gleich Viecher aus dem Dreck<br />
in euren Zimmern, geht es auch mich etwas<br />
an, oder? Am schwierigsten finde ich aber<br />
die Ferien. Wenn ich nach Hause komme und<br />
weiss, ihr liegt seit Stunden hier rum, und<br />
es herrscht ein Riesenpuff, nerve ich mich<br />
schon. Aber schreien mag ich nicht, das<br />
macht einen nur noch machtloser.<br />
Jeron: Ich weiss ja auch, was dich aufregt,<br />
aber ich habe keinen Bock auf Diskussionen.<br />
Das muss ich mir nicht antun, mich volllabern<br />
zu lassen. Ich gehe dann einfach weg.<br />
Antoinette: Du bist konfliktscheu. Das bin<br />
ich ehrlich gesagt auch. Aber manchmal<br />
muss man euch gewisse Dinge halt erklären.<br />
Zum Beispiel wenn es um deine Computer-<br />
Games geht.<br />
Jeron: Das will ich gar nicht hören, weil du eh<br />
immer das Gleiche sagst. Das macht mich so<br />
hässig, dass ich gar nichts mehr sage.<br />
Antoinette: Dabei seid ihr ja eigentlich<br />
recht friedliche Teenager. Mit Nea und Dara<br />
wars schwieriger. Dass ich mit euch weniger<br />
Diskussionen habe, liegt sicher daran, dass<br />
ich heute gelassener bin. Aber auch daran,<br />
dass jeder ein Handy hat und ich euch immer<br />
erreichen kann.<br />
Jeron: Weisst du, was mich nervt? Wenn ich<br />
am Gamen bin und du immer wieder sagst,<br />
ich solle aufhören und mal rausgehen. Ich<br />
will nicht rausgehen. Andere Eltern wären<br />
froh, wenn ihre Kinder nicht dauernd im<br />
Ausgang herumhängen würden.<br />
Elisha: Stimmt, du checkst manche Dinge<br />
einfach nicht. Zum Beispiel, dass ich Horrorfilme<br />
einfach mag. Die sind lustig! Ich habe<br />
keine Angstzustände, wenn ich sowas sehe.<br />
Jeron: Und manchmal wollen wir einfach<br />
über gewisse Sachen nicht reden. Wenn ich<br />
gerade auf Netflix eine Serie schaue, musst<br />
du mich nicht vollquatschen. Du erzählst eh<br />
immer das Gleiche. Dass ich den Kontakt zu<br />
anderen Leuten verliere, wenn ich immer<br />
zu Hause hocke. Aber das stimmt nicht.<br />
Ich kommuniziere von zu Hause aus. Diese<br />
Unterhaltung führen wir alle paar Wochen.<br />
Antoinette: Wenn ich ein Thema wichtig<br />
finde, schneide ich es an, wenn ich allein mit<br />
dem betreffenden Kind im Auto bin. Da kann<br />
es nicht weglaufen.<br />
14 März <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi