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Ackermannbote - Ackermannbogen e.V.

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Das ist ein Hammer... oder meine Erlebnisse<br />

in unserem neuen Stadtteil<br />

Eine wahre Geschichte, erlebt von Theo Richter<br />

Eigentlich ein schöner Sonntagabend,<br />

das Abendbrot schon vorbei, hätte da<br />

nicht das Telefon geklingelt, dass mit<br />

einem Male alles anders werden sollte.<br />

Am anderen Ende der Strippe eine Frau<br />

in “Verzweifl ung“ wegen eines häuslichen<br />

Betriebsunfalls – harmloser Natur.<br />

Es wurde nur ein Hammer benötigt, um<br />

eine Sache wieder an seinen alten Platz<br />

zu bringen. Ich - die LETS-Feuerwehr<br />

(eine Tauschbörse), die beinahe nie „nein“<br />

sagen kann, hatte eigentlich noch was<br />

Anderes vor an diesem Abend. Da das<br />

aber eine Kleinigkeit zu sein schien und<br />

um die Ecke war, schwang ich mich aufs<br />

Radl und trat wie ein Gestörter in die<br />

Pedale, den Hammer in der rechten Hand<br />

haltend.<br />

Als ich in der Therese-Studer-Straße mit<br />

Schwung um die Ecke preschte, stand da<br />

mitten auf der Fahrbahn (in der zweiten<br />

Spur nennt man das) ein geparkter PKW<br />

ohne Licht. Dummerweise kam mir da<br />

noch ein Radler entgegen und es wurde<br />

sehr eng, zum Bremsen zu spät. Und da<br />

habe ich den geparkten PKW am Spiegel<br />

erwischt. Umgeklappt oder beschädigt<br />

– das war die Frage ? Darüber nachzudenken<br />

hatte ich in dieser Sekunde keine<br />

Zeit (das war der Fehler) und ich fuhr<br />

erstmal weiter. Es bedurfte aber nur einer<br />

Minute und das Gewissen plagte mich,<br />

und ich beschloss meine “Rundfahrt um<br />

den Block“ an der Stelle des Missgeschicks<br />

wieder zu beenden, um nachzuschauen<br />

was geschehen war. Aber dazu<br />

kam es nicht mehr.<br />

Fünfzig Meter quer davor, an einem Eingang<br />

im Eisenzaun in der Deidesheimer<br />

Strasse, wo es ein paar Stufen hoch geht<br />

durch die Grünanlage, genau da stoppte<br />

mich ein Autofahrer und hinderte mich<br />

daran weiterzufahren. „Was es solle“,<br />

fragte ich verwundert, da ich den Verfolger<br />

um den Block gar nicht bemerkt hat-<br />

te. Eine Mischung aus triumphierendem<br />

Grinsen und vorwurfsvoller Erregung<br />

kam mir entgegen, ich wüsste schon,<br />

warum ich “festgehalten“ würde, auf den<br />

Hammer in meiner Tasche deutend. Ich<br />

wußte wohl von meiner “Fahrerfl ucht“,<br />

gab aber nichts zu. Er wies sich als<br />

Privatdetektiv aus und bezichtigte mich<br />

dann unverholen als “bösartiger Autodemolierer“<br />

unterwegs zu sein. Ich solle es<br />

doch lieber gleich zugeben. Und wieviele<br />

Autos ich demoliert hätte? Ich solle mich<br />

ausweisen. Erstens hatte ich gar keine<br />

Papiere dabei, und zweitens hätte ich<br />

es sowieso nicht getan, mich diesem<br />

übereifrigen Wichtigtuer gegenüber zu<br />

legitimieren.<br />

Ja, dann bliebe ihm nichts anderes übrig,<br />

als die Polizei zu rufen, was er dann auch<br />

tat und schilderte, einen quasi “schweren<br />

Jungen“ dingfest gemacht zu haben.(Das<br />

erste Mal in meinem Leben ein schwerer<br />

Junge – das macht nachdenklich). Ich<br />

machte keine Anstalten abzuhauen und<br />

vermied weitere Diskussionen, bis dann<br />

nach ca. einer viertel Stunde die Polizei<br />

mit zwei Bussen und ca.10- 15 Mann<br />

daherkam. Ich wurde “umzingelt“ mit der<br />

Aufforderung : „Hände hoch“. Genau wie<br />

im Kino...<br />

Der Privatdetektiv ging zur Seite mit dem<br />

Anführer des Kommandos und schilderte<br />

aus seiner Sicht den Tatbestand.<br />

Die Polizei forderte mich in strengem Ton<br />

auf, ganz vorsichtig den Hammer aus der<br />

Tasche zu ziehen und auf den Boden zu<br />

werfen, was ich auch tat. Ob ich noch<br />

weitere Tatwerkzeuge bei mir hätte? Was<br />

ich verneinte. Man fasste mich aber nicht<br />

an, und ich bekam auch keine Handschellen.<br />

Offensichtlich merkte man sehr<br />

schnell, daß ich doch nicht so gefährlich<br />

sei. Die Atmosphäre entspannte sich etwas,<br />

man lies mich etwas abseits stehen,<br />

durch Bewachung einer ganz hübschen<br />

WAS UNS BEWEGT<br />

jungen Polizistin. Die Gruppe beriet sich,<br />

und ein Großteil schwärmte aus, was ich<br />

erst gar nicht bemerkte, nur daß noch so<br />

wenige um mich waren. Dann aber fi el<br />

der Groschen: Die suchen nach demolierten<br />

Autos in all den Straßen. Aber da<br />

können sie lange suchen, schmunzelte<br />

ich innerlich. Die junge Polizistin unterbrach<br />

dann irgendwann das Schweigen<br />

und fragte mich, ob ich etwas sagen<br />

wolle, was ich verneinte, ich hatte nichts<br />

zu gestehen.<br />

Ich nahm mir unter den Gegebenheiten<br />

vor, keine Angaben zur Sache zu machen,<br />

nur zur Person. Ich wurde dann auch<br />

über meine Rechte belehrt. Dennoch<br />

wollte ein Polizist doch zu gerne wissen,<br />

warum ich denn nun mit einem Hammer<br />

unterwegs sei? Es käme ihm schon<br />

seltsam vor, was ich nicht bestreiten will.<br />

Dennoch blieb ich weitgehend stumm.<br />

Nur dass ich den PKW wohl gestreift<br />

hätte, gab ich zu.<br />

Dann kam man auf die Idee, mich zu<br />

fragen, ob ich was getrunken hätte.<br />

Natürlich nicht eher, weil ich wohl mehr<br />

als stocknüchtern gewirkt haben mußte.<br />

Ich war noch nie bei so sonnenklarem<br />

Verstand, obwohl ich zwei Glas Wein<br />

intus hatte, was ich dann auch zugab.<br />

Ich musste besagten Befrager anhauchen:<br />

„Rotwein ?“ stellte er rückfragend<br />

fest, was ich bejahte:„Offensichtlich sind<br />

Sie ein Kenner“. Kleine Heiterkeit. Dann<br />

wurde aber sogleich die “Blasemaschine“<br />

rausgeholt, mit den entsprechenden<br />

Instruktionen. Ich blies mein Bestes. Ich<br />

hatte es nur auf 0,38 Promille gebracht.<br />

Genug aber, um das genau feststellen zu<br />

lassen. Es wurde beschlossen, mich später<br />

in die Rechtsmedizin zu verbringen.<br />

Zwischenzeitlich wollte man natürlich<br />

meine Personalien, ich gab sie. Dann aber<br />

natürlich meinen Ausweis, den ich nicht<br />

bei mir hatte. Sie könnten doch per Funk<br />

<strong>Ackermannbote</strong> ° Jubiläumsausgabe 10, April 2008 9

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