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INFO<br />
das Hochhaus an jenem Standort nicht bewilligungsfähig<br />
sei. Auch wenn die Vorschriften<br />
zu den Gestaltungsplänen Abweichungen von<br />
der Regelbauweise ermöglichen, sind diese<br />
vor dem Hintergrund der Anliegen des Heimatschutzes<br />
und des Dorfbildschutzes, wie<br />
sie im ISOS zum Ausdruck kommen, zu prüfen,<br />
lautet die Interpretation dieses Urteils durch<br />
die VLP-ASPAN.<br />
Die Investoren reagierten: Anstelle des<br />
Hochhauses und eines grösseren Parkplatzes<br />
bauten sie zwei kleinere Mehrfamilienhäuser<br />
mit Gewerbeflächen im Erdgeschoss. In ihrer<br />
äusseren Erscheinung ähneln sie den südlich<br />
angrenzenden Häusern, die aus dem späten<br />
19. und frühen 20. Jahrhundert stammen. Ein<br />
Bestandesbau wurde saniert und nicht wie geplant<br />
abgerissen, ein weiterer diskreter Flachdachbau<br />
gesellt sich zur angrenzenden Fabrikliegenschaft.<br />
Unter den Neubauten und der<br />
angrenzenden autofreien Parkfläche entstand<br />
eine grosse Einstellhalle. Sie wurde durch einen<br />
zu diesem Zweck angelegten öffentlichen<br />
Fonds mitfinanziert. Beat Ernst, Architekt und<br />
Investor des Projekts, vollzog im Laufe des<br />
Planungsprozesses einen Gesinnungswandel.<br />
Beim Rundgang durch das kleine Quartier<br />
zeigte er sich gegenüber den Medienvertretern<br />
überzeugt, dass die Abkehr vom<br />
geplanten Hochhaus für den Ort das Richtige<br />
war. Beat Ernst ist in Rüti aufgewachsen und<br />
stolz darauf, dass er einen zentralen Stadtraum<br />
geschaffen hat, der von der Allgemeinheit<br />
gerne durchquert und genutzt wird und<br />
sich diskret und harmonisch ins Siedlungsgefüge<br />
einpasst.<br />
Den Vertretern von VLP-ASPAN und SHS zeigt<br />
das Beispiel Rüti, dass die gemäss neuem<br />
Raumplanungsgesetzt angestrebte Verdichtung<br />
auch mit Rücksichtname auf das ISOS<br />
machbar und das Inventar als Hilfsmittel für<br />
guten Städtebau und eine hochwertige Innenentwicklung<br />
tauglich ist. Rüti ist heute<br />
eine ISOS-Story mit einem Happy End. Dafür<br />
brauchte es guten Willen und die Bereitschaft<br />
seitens der Investoren, die Ausnutzung von 1,0<br />
zugunsten der ISOS-konformen Lebensqualität<br />
auf 0,8 zu senken.<br />
* Manuel Pestalozzi, dipl. Arch. ETHZ und Journalist<br />
BR SFJ, betreibt die Einzelfirma<br />
Bau-Auslese Manuel Pestalozzi (http://bau-auslese.ch)<br />
.<br />
So wird Furnier hergestellt<br />
Nein, Plastikoberflächen in Holzoptik haben<br />
absolut nichts mit Furnier zu tun. Furnier<br />
ist grundsätzlich aus echtem, natürlichem<br />
Holz und wird aufwändig gewonnen.<br />
Um an das Beste des Baumes heranzukommen,<br />
muss das perfekte Exemplar dafür im<br />
Wald erst einmal gefunden werden. Was<br />
danach an Verarbeitungsschritten folgt, ist<br />
ebenfalls eine Kunst.<br />
Ein Furnierbaum wird geschält. Foto: IFN/Schorn & Groh<br />
Ein guter Furnierbaum ist so selten wie die<br />
sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen. Er muss<br />
schön im Wuchs sein, die inneren Qualitäten<br />
können nur Fachleute beurteilen. Üblicherweise<br />
verwendet werden Arten wie der Ahorn,<br />
die Buche, die Eiche, die Esche oder der Nussbaum<br />
– zumeist aus Europa, teilweise auch<br />
aus den Vereinigten Staaten. Perfekt für das<br />
Fällen des Baumes ist der Winter: «Ist die Luft<br />
kalt und trocken, bildet ein Baum kaum noch<br />
Triebe aus und das Holz ist an sich ist ebenfalls<br />
recht trocken. So eignet es sich ideal für<br />
die Furnierherstellung», erklärt der Geschäftsführer<br />
der Initiative Furnier + Natur (IFN), Dirk-<br />
Uwe Klaas. Ist der Baum im Furnierwerk angekommen,<br />
wird ihm mit rustikalem Equipment<br />
zu Leibe gerückt: Er wird – je nachdem welche<br />
Furnieroptik erzielt werden soll – geschält, gemessert,<br />
geschnitten oder mit einer speziellen<br />
Säge für ein raues Aussehen bearbeitet.<br />
Wie dick das Furnier dabei wird, richtet sich<br />
unter anderem nach dem späteren Verwendungszweck.<br />
Normalerweise beginnt ein Furnierblatt<br />
bei guten 0,45 Millimetern und endet<br />
bei gut 6 Millimetern, andere Dicken sind auf<br />
Wunsch ebenfalls machbar. Die Furnierblätter<br />
werden dann langsam und vorsichtig weiter<br />
heruntergetrocknet. So wird verhindert,<br />
dass das Holz wellig wird oder reisst. Die fertig<br />
getrockneten Blätter werden schliesslich<br />
je nach ihrer Qualität unterteilt und nach Sorten<br />
gestapelt. «Nach dem Zuschnitt setzt man<br />
die Einzelteile dann zu einem sogenannten<br />
Deck zusammen. Dieses wird mit Leim und<br />
unter hohem Druck auf Spanplatten, MDF-<br />
Platten, Multiplexplatten, Sperrholz oder<br />
Massivholz-Stäbchenplatten aufgebracht»,<br />
erklärt Klaas. Die fertigen Furniere werden<br />
dann zum Beispiel für Möbeloberflächen, für<br />
die Automobilveredelung und auch für extravagante<br />
Produkte wie Furnier-Ski, Taschen,<br />
Brillen, Kiteboards, Badewannen, Buchdeckel,<br />
Schuheinlagen oder Mouse-Pads verwendet.<br />
Initiative Furnier + Natur (IFN)<br />
Die Initiative Furnier + Natur (IFN) e.V.<br />
wurde 1996 von der deutschen Furnierwirtschaft<br />
und ihren Partnern gegründet.<br />
Ziel des Vereins mit Hauptsitz in Bad Honnef<br />
ist die Förderung des Werkstoffes Furnier.<br />
Er wird getragen von europäischen<br />
Unternehmen aus der Furnierindustrie,<br />
dem Handel und der Furnier verarbeitenden<br />
Industrie sowie Fachverbänden<br />
der Holzwirtschaft.<br />
Fein furniertes Möbelstück. Foto: IFN/KAINDL<br />
Edel furniertes Buch. Foto: IFN/Wiermer Medien-Service<br />
Weitere Informationen zum Thema Furnier unter<br />
www.furnier.de oder unter www.furniergeschichten.de.<br />
20 BAUEN HEUTE 1 – 2 | <strong>2017</strong>