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Untersuchung zur Einbindung des Öffentlichen ...

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2.1.4 Seuchen 1 und biologische Kampfstoffe<br />

Im Gegensatz zu den USA gibt es in Deutschland keine Weiterbildung zum Facharzt<br />

für Infektiologie. Bei einem Ausbruch von gemeingefährlichen Infektionskrankheiten<br />

stünden <strong>des</strong>halb nur sehr wenig kompetente Ansprechpartner <strong>zur</strong> Verfügung,<br />

die durch Mitarbeiter <strong>des</strong> <strong>Öffentlichen</strong> Gesundheitsdienstes ersetzt werden<br />

müssten. Hierzulande wurden bisher nur sehr wenige Konsequenzen aus den<br />

Attacken mit biologischen Waffen, die in den USA bereits stattgefunden haben,<br />

gezogen, wenn auch das Robert-Koch-Institut sein Internetangebot erweitet hat<br />

[12]. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin, Bartels,<br />

fürchtet [1], dass „uns ein Terroranschlag mit B- oder C- Kampfstoffen in Ballungszentren<br />

vor gravierende Probleme stellen würde“.<br />

Angesichts fehlender Aus- und Weiterbildung der Ärzte lägen die Besonderheiten<br />

für den Bevölkerungsschutz beim Ausbruch infektiöser Erkrankungen zuerst in der<br />

Schwierigkeit <strong>des</strong> Erkennens zugrunde liegender Ursachen und deren diagnostischer<br />

Abklärung [12]. Da dies bereits für bekannte Keime wie z.B. Anthrax-, Clostridien-<br />

und Pest-Bakterien oder Pockenviren zutrifft [13], ist in einer großen<br />

Population bei einer seuchenartigen unkontrollierbaren Verbreitung von gegen<br />

Antibiotika multiresistenten Keimen oder gentechnisch veränderten Erregern von<br />

gravierenden Szenarien auszugehen [14]. Wäre die Erkrankung dann erkannt, so<br />

müsste die Mehrheit der Infizierten bei therapierbaren Keimen mit Antibiotika<br />

oder Gegengiften behandelt werden, vorausgesetzt die Vorräte reichten. Das Paul-<br />

Ehrlich-Institut stellte im Oktober 2001 bezüglich der Erhältlichkeit von Impfstoffen<br />

gegen Milzbrand, Pest und Pocken fest, dass solche „in Deutschland weder<br />

zugelassen noch kurzfristig verfügbar“ seien [13]. Würde eine Epidemie ausbrechen,<br />

so wären Maßnahmen wie Isolierung, Evakuierung und Dekontamination bei<br />

einer großen Zahl an Personen nötig, wobei stets von großflächiger Ausbreitung<br />

und schwieriger Überwachung der Schwebstoffkonzentrationen der Erreger in der<br />

Umwelt auszugehen wäre.<br />

Kontamination von Luft, Wasser, Lebensmitteln: Typisch für den Kontakt mit<br />

infektiösen Keimen sind unterschiedliche Reaktionen der exponierten Personen,<br />

was auf variierende Mengen aufgenommener Erreger, verschiedene Inkubationszeiten<br />

und die individuelle Immunabwehr der Betroffenen <strong>zur</strong>ückzuführen ist. Bei<br />

einem Unfall in einer sowjetischen B-Fabrik in Swerdlowsk 1979 mit einer Freisetzung<br />

von Milzbrandsporen gab es mehr als 60 Tote. Da nachfolgend angeordnet<br />

wurde, die Straßen zu fegen, kam es zu einer zweiten Erkrankungswelle und<br />

Epidemie [15].<br />

Fernreisen: Durch Reisen in die Tropen kam es auch in Deutschland zu einzelnen<br />

Erkrankungen von z.B. Malaria, Gelbfieber, oder dem Lassa-Fieber wie bei<br />

der im Januar 2000 in Würzburg verstorbenen Studentin. Insbesondere durch<br />

„Tröpfchen“ übertragbare Infektionskrankheiten dieser Art erfordern zwingend<br />

eine Isolation der Erkrankten und Kontaktpersonen, um eine größere Ausbreitung<br />

oder Seuche zu verhindern [5].<br />

1 Von einer Seuche spricht man, wenn in einem festgelegten Zeitraum 400 von 100 000 Personen an<br />

einer bestimmten Infektionskrankheit erkrankt sind (9).<br />

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